Lucretia

Aus Kunstwissenschaft Ikonographie
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Tizian: Tarquinius und Lucretia, um 1571 .

Die Lucretia war eine römische Frau, die für ihre Tugendhaftigkeit und Schönheit bekannt war. Das Schicksal der Lucretia wird in der römischen Geschichte beschrieben. Als sie von einem der Königssöhne zu Sex gezwungen wurde, wählte sie den Freitod, um ihre Tugendhaftigkeit wieder herzustellen. In der Ikonographischen-Darstellung der Lucretia, kann sie häufig an dem Akt des Selbstmordes erkannt werden. Sie selbst stößt sich bei den einen Dolch in die Brust.

Quellen

Das Schicksal der Lucretia wurde von dem römischen Geschichtenschreiber Livius dokumentiert und beginnt in der Antike. Es handelt sich hierbei um eine profane Legende aus der römischen Geschichte.

Leben und Wirken

Der Römer Collatinus schloss mit den Söhnen des römischen Königs eine Wette ab, dass seine Frau Lucretia die züchtigste Ehefrau sei. Durch diese Wette angeregt, war der älteste Sohn Tarquinius Sextus von der Schönheit und Tugendhaftigkeit der Lucretia so angetan, dass er in der Nacht in ihr Schlafzimmer eindrang. Mit vorgehaltenen Schwert, zwang er sie dazu mit ihm zu schlafen. Zunächst wehrte sich Lucretia, doch der Sohn des Königs erpresste sie. Sollte sie nicht nachgeben, wolle er sie und einen Sklaven töten, den er in ihr Bett legen würde. Anschließend würde er allen erzählen, dass er sie beim Geschlechtsverkehr überrascht, und durch die Tötung den Ehebruch gerecht habe. Lucretia wusste sich nicht anders zu helfen und gab Tarquinius Sextus nach. Sie wurde von dem Königssohn vergewaltigt. Fatal an der Geschichte ist, dass den Königssohn ihre besondere Tugendhaftigkeit zu seiner Tat gereizt hat. Da eine Vergewaltigung in dieser Zeit eine Entehrung der Frau, sowie ihrer Familie bedeutete, sah Lucretia als einzigen Ausweg den Freitod. Diesen Entschluss traf sie, obwohl weder ihre Familie noch die Gesellschaft sie als schuldig ansahen. Durch ihre radikale Tat wird sie zu den Märtyrerinnen gezählt.

Obwohl Lucretia durch die Selbsttötung im Christentum verurteilt wurde, da nur Gott über Leben und Tod richten solle, verkörpert sie die Tugendhaftigkeit, Keuschheit, Treue und Ehre. In der Antike wurde der Freitod als ehrenvoll anerkannt.

Bildtraditionen

Attribute

Lucretia wird meist halb bekleidet oder nackt dargestellt. Ein wichtiges Attribut stellt der Dolch da, den sie in einer Vielzahl der Darstellungen selbst in der Hand hält.

Darstellungsmotive

Lucas Cranach d.Ä.: Lucretia, 1525-1550.

Bis ins frühe 16. Jahrhundert wird die Lucretia als tugendhafte Märtyrerin dargestellt, die sich im Zuge ihrer Tugendhaftigkeit selbst opfert. Häufig wird sie hier mit einem zum Himmel gerichteten Blick gezeichnet. Auch kann sie als bekleidet zwischen Collatinus und Brutus dargestellt werden, wobei der Selbstmord schon passiert, und Lucretia zusammengebrochen ist. Trauernder Dienerinnern sind manchmal in diesem Bildmotiv zu finden, die einen Gegenpol zu den herrischen Männern bieten. Zwei Darstellungsmotive kommen aber in den Darstellungen der Lucretia besonders häufig vor: Der Akt der Vergewaltigung und der Selbstmord.

Vergewaltigung

Ein künstlerisches Darstellungsmotiv der Lucretia zeigen den Akt der Vergewaltigung. Dieser Gewaltakt wird meist von Künstler:innen in einer erotischen Szene dargestellt. Lucretia wird hierbei eine ambivalente Handlung zugeschrieben, in der sie auf der einen Seite ihrem Vergewaltiger abgewand ist, aber auf der anderen Seite eine anziehende Haltung einnimmt. Teilweise findet sich in ihrem Gesicht auch ein Lächeln, das ihre Lippen umspielt. Die tugendhafte Märtyrerin, bekommt hier die Rolle der Verführerin zugeschrieben.

Selbstmord

Besonders ab der Renaissance zeichnet sich eine bestimmte ikonographische Darstellung der Lucretia ab. Sie wird während des Aktes ihres Selbstmordes gezeigt. Meist ist sie dabei nur halb bekleidet oder vollkommen nackt. Die Darstellung sexualisiert sich seit dem 16. Jahrhundert deutlich. Sie ist meist die einzige Bildfigur und frontal zu Betrachter:innen gewandt. Ein entscheidendes Erkennungsmerkmal ist der Dolch, den sie in der Hand hält. Die Waffe ist meistens gegen ihre Brust gerichtet und zeigt den Moment vor oder den Augenblick nach der Verletzung. Je nach Zeitpunkt des Motivs gibt es Darstellungen, auf denen Lucretia Blut auf ihrem Körper hat. Künstler:innen spielen auf der einen Seite mit der sexuellen Anziehung der Lucretia durch ihre Entblößung. Die Selbsttötung auf der anderen Seite verdeutlicht die Entschlossenheit und Selbstbestimmtheit der Lucretia. Durch die Verletzung ihres Körpers nimmt sie ihm die sexuelle Anziehung. Ihre Schönheit zählt für Lucretia weniger als ihre Tugendhaftigkeit, die sie mit dem Freitod wiederherstellen möchte.

Quellen-,/ Literaturverzeichnis

Livius, Ab urbe conditia, 1, 57-59.

Poeschel, Sabine: Handbuch der Ikonographie, Darmstadt 2014.

Reinhold, Stefanie: Von Hochzeitspaaren, (Selbst-)Mord und Tugendheldinnen: Das Chemnitzer Judith-Lucretia-Portal, Chemnitz 2016, Seite 3.