Bildlichkeit als Erzählmittel (Wolfram von Eschenbach, Parzival)

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Neben der Komik ist die Ausschmückung durch Bilder ein weiteres, den Erzähler des Parzival charakterisierendes Merkmal. Des Öfteren sind beide Elemente miteinander verwoben. Antikonies Hüfte wird beispielsweise mit der eines Hasen am Bratspieß verglichen, der durch seine abstruse Verknüpfung zum Lachen anregende Vergleich verweist gleichzeitig auf die körperlich-erotischen Ausstrahlung der Geliebten Gawans:

Antikonie und Gawan
baz geschict an spizze hasen, Schlanker als ein Spieß am Hase!
ich wæne den gesâht ir nie, Den habt ihr, glaube ich, noch nie
dann sie was dort unde hie, so rank gesehen, wie sie zwischen
zwischen der hüffe unde ir brust. Hüfte und den Brüsten war. ( 409, 26-29) [1]

Der Artikel geht zunächst auf die gängige Metaphernlehre des Mittelalters ein. Anschließend befasst er sich mit einigen wichtigen Bildern im Werk.

Allgemeines

Die Methoden, die Wolfram von Eschenbach anwendet, um seine Erzählung besonders plastisch wirken zu lassen, sind vielfältig. Gleichnisse und Personifikationen, Vergleiche und Metaphern, Beschreibungen und Umschreibungen von Gegenständen sind nur einige davon. Diese Art des Erzählens ist nicht neu und keineswegs eine Erfindung Wolframs gewesen. Bilhafte Erzählungen gibt es auch von Veldeke und Hartmann, doch die Ausprägung im Parzival ist einzigartig.[Heinzle 2011: S. 164] Dabei bedient sich der Erzähler an Bildern aus den unterschiedlichsten Bereichen: "Landbau und Handwerk, aus Würfelspiel und Tanz, aus dem Tier- und Pflanzenreich, aus Seefahrt und Kampf, aus Handel und Malerei".[Heinzle 2011: S. 164] Auffällig ist weiterhin, dass die Bilder "eher befremdlich und dunkel, manchmal auch bedrohlich, voller Überraschungen und Spannungen, mitunter ins Fratzenhafte verzerrt" sind.[Bumke 2004: S. 223] Um den Umfang eines enzyklopädischen Artikels nicht zu sprengen, wird nur auf die Metapherntheorie des Mittelalters eingegangen. Dies genügt, um wichtige Erkenntnisse über Bilder im Allgemeinen deutlich zu machen. Unerwähnt bleiben Theorien zu Gleichnissen, Personifikationen und Ähnlichem.

Metapherntheorie im Mittelalter

Nach Hübner lassen sich aus historischer Perspektive drei verschiedene Metapherntheorien herausarbeiten: Die auf Aristoteles zurückgehende Substitutionstheorie, die Bildtheorie des 18. Jahrhunderts und die vor allem von Max Black geprägte Interaktionstheorie des 20. Jahrhunderts.[Hübner 2004: S. 114] Alle drei Theorien lassen sich zumindest in Teilen auf die Bilder des Parzival anwenden, dennoch ist der Substitutionstheorie Vorrang zu gewähren. Dies liegt einerseits an der "historische[n] Gültigkeit der Basisparadigmen". Mit dem Bilden neuer Metapherntheorien haben sich immer wieder deren zugrunde liegenden Paradigmen geändert, so ist der Interaktionsansatz beispielsweise auf sprachanalytische Erkenntnisse zurückzuführen. Würde man diesen nun auf die Metaphern mittehochdeutscher Texte anwenden, wäre "das Interpretationsverfahren [..] unhistorisch". [Hübner 2004: S. 115] Weiterhin lassen sich auch ökonomische Vorteile ins Feld führen, da dort, "wo Interaktionstheorie und Bildtheorie keine Erkenntnisse bringen, die nicht auch durch die Substitutionstheorie erreicht werden können, [..] sie obsolet" werden.[Kragl 2008: S. 294] Die Substitutionstheorie gilt als die prägende Metapherntheorie des Mittelalters und ist somit zentral für diesen Aufsatz. Sie hat nicht nur auf direktem Wege die mittelhochdeutschen Werke geprägt, sondern ist als Konzept über die "Handbuchtradition der Antike und die lateinischen Autoren" in die mittelalterlichen Schriften eingezogen.[Krewitt 1971: S. 14]
In der Peotik erläutert Aristoteles, was er unter einer Metapher versteht: "Die Metapher ist die Übertragung eines Wortes, das eigentlich der Name für etwas anderes ist, entweder von der Gattung auf die Art oder von der Art auf die Gattung oder von einer Art auf eine andere Art oder gemäß einer Analogie" (Poetik 1457b 7).[2] In der modernen Biologie setzt sich der lateinische Name aller bekannten Pflanzen und Tiere aus Gattung und Art zusammen. Dabei ist die Gattung eine Ebene, die der Art übergeordnet ist, somit sind alle Arten einer Gattung miteinander verwandt. Mit diesem Beispiel wird deutlich, was Aristoteles unter den Begriffen, auf die Sprache bezogen, versteht. Zur Analogie gibt er ein Beispiel: "Von einer analogen Verwendungsweise spreche ich, wenn sich das Zweite zum Ersten genauso verhält wie das Vierte zum Dritten. [..] Was das Alter in bezug auf das Leben ist, das ist der Abend in Bezug auf den Tag. Man wird also den Abend das Alter des Tages nennen, oder [..] das Alter den Lebensabend" (Poetik 1457b 18f.). Deutlich wird, warum die aristotelischen Erkenntnisse zur Metapher im Nachhinein als Substitutionstheorie bezeichnet wurden. Die Metapher ist ein Ersatz für einen andere, ursprüngliche Bedeutung und dient der Ausschmückung der Rede.[Kragl 2008: S. 291]

Beispiele im Text

Der Pfad der Liebe

Die Beziehung zwischen Orgeluse und Gawan zeigt eindrücklich die im Mittelalter herrschende Vorstellung auf, die Liebe gelange beim Anblick der Frau von den Augen in das Herz des Mannes.[Bumke 2004: S. 223] Der Pfad der Liebe ist somit ein Bild, dass dem Rezipienten die Bedeutung und Wirkweise der "minne" vor Augen führt. Als Gawan seine zukünftige Frau zum ersten Mal erblickt, ist sie von solcher Schönheit, dass er einfach hinsehen muss: "dâ vander, des in niht verdrôz, ein alsô clâre frouwen, duer gerne muose schouwen" (508, 18f.). Kurz darauf wird erneut die Schöhnheit der Herzogin hervorgehoben: "sie wære ein reizel minnen gir, ougen süeze ân smerzen" (sie sei der Liebeslust ein Köder, sei eine wahre Augenweide (508, 28f.)). Ein weiterer Beleg für den Pfad der Liebe durch den menschlichen Körper ist eine Aussage Gawans: "frouwe, ir sagt mir wâr. mîn ougen sint des herzens vâr" (Herrin, ihr habt recht - Gefahr fürs Herz sind meine Augen (510, 15 f.)). Auch der Erzähler erwähnt diesen Pfad:

wie kom daz sich dâ verbarc Wie kam's, daß eine Frau so stattlich,
sô grôz wîp in sô kleiner stat? sich in so kleinem Raum verbarg?
si kom einen engen pfat Sie zog auf einem schmalen Pfad
in Gânâes herze in das Herz des Gawan ein. (584, 12-15)

Der hier präsentierte Pfad der Liebe zeigt deutlich die Vorgehensweise Wolframs von Eschenbach auf. Der abstrakte Minnebegriff wird in ein fassbares Bild überführt. Der Rezipient sieht nicht nur den verliebten Gawan vor sich, er bekommt seine Gefühle und die damit verbundenen Qualen einem Schauspiel gleich vor Augen geführt. Interessant ist, dass sich Wolfram hier einer vorherrschenden Annahme über die Wirkungsweise der Minne bedient, theoretisches Denken und Metapher sind eins.

Das Ertrinken in Furten

sich begôz des landes frouwe Die Landesherrin wurde naß
mit ir herzen jâmers touwe: vom Tränentau des Herzeleids.
ir ougen regenden ûf den knabn. Und Augen-Regen auf den Jungen.
si kunde wîbes triuwe habn. Sie zeigte wahre Mutterliebe.
beidiu siufzen und lachen Und beides kam von ihren Lippen:
kunde ir munt vil wol gemachen. das Seufzen und das Lachen.
si vreute sich ir suns geburt: Sie freute sich: ihr Sohn war da!
ir schimph ertranc in riwen furt. Doch dann ertrank ihr Glück im Leid. (113, 27-114, 4)

Aufteilen lässt sich der angesprochene Abschnitt in drei Bereiche: Zunächst wird die Landesherrin vom Tränentau ihres Leides nass, daraufhin regnen ihre Tränen auf den Knaben. Leider ist bei der Übersetzung der Charakter der letzten Metapher verloren gegangen. Insbesondere das Wort "furt" spielt für das Verständnis eine entscheidene Rolle, daher ist folgende Übersetzung passender: Ihre Fröhlichkeit ertrank in der Furt des Schmerzes.[Kragl 2008: S. 295] Für alle drei Bereiche gilt, dass die Bilder mit Metaphern gezeichnet werden, die dem aquatischen Bedeutungsfeld entstammen. Auf den ersten Blick scheint es, als würden sie sich problemlos ergänzen und ineinander übergehen. Doch bei näherer Betrachtung treten Widersprüchlichkeiten auf, dies führt zu Reibungen und Spannungen.
Schuld daran trägt die "furt", in der das Glück ertrinkt. Nach der Substitutionstheorie von Aristoteles besteht diese Metapher aus einem Analogieverhältnis. Ertrinken in der Furt können nur lebendige Wesen, in der Folge endet ihr irdisches Dasein. Das Ende wird mithilfe der bildhaften Ausschmückung auf das Glück übertragen. Dies ist die traditionellen Auslegung, der sich eine weitere hinzufügen lässt: "Aber ist furt nicht zugleich auch der Ort, an dem man sicher über einen Fluss setzen kann?[..] Ist Wolframs furt ironisch?"[Kragl 2008: S. 296] Nach Kragl lässt dies zwei Deutungen zu, die sich im Hinblick auf Herzeloydes Leid ergeben. Auf der einen Seite lässt sich festhalten, dass das Glück der Königin vom Leid überdeckt wird, aber eben nicht komplett.[Kragl 2008: S. 298] Das Glück ertrinkt in der Furt, aber nur scheinbar, da ein Ertrinken in einer Furt kaum möglich ist. Auf der anderen Seite kann die Passage dergestalt ausgelegt werden, "dass ihr Leid so stark ist, dass sie darin versinkt, obwohl man es normalerweise leicht hätte überwinden können".[Kragl 2008: S. 298]

Das Elsterngleichnis

Ist zwîvel herzen nâchgebur, Wenn das Herz mit Zweifeln lebt,
daz muoz der sêle werden sûr. so wird es für die Seele herb.
gesmaehet unde gezieret Häßlich ist es und ist schön,
ist, swâ sich parrieret wo der Sinn des Manns von Kraft
unverzaget mannes muot, gemischt ist, farblich kontrastiert,
als agelstern varwe tuot. gescheckt wie eine Elster.
der mac dennoch wesen geil: Und doch kann er gerettet werden,
wand an im sint beidiu teil, denn er hat an beidem teil:
des himels und der helle. am Himmel wie der Hölle. (1, 1-9.)

Die Spannungen, die durch die Furt-Metapher entstehen, sind durchaus leicht zu übersehen. Im gesamten Prolog hingegen, auch im Elsterngleichnis, treten sie offen hervor. Dies liegt an verschiedenen Gründen: Allein das wörtliche Verständnis ist an einigen Stellen schwierig, hinzu kommen Argumente, die "in Bilder[n] verrätselt" sind und Probleme bei der Übertragung ins Neuhochdeutsche.[Haug 2003: S. 145]
Bereits das Wort "zwîvel" besticht durch eine Vielzahl semantischer Bedeutungen, welche unterschiedliche Interpretationsansätze für das weitere Handlungsgeschehen zur Folge haben.[Nellmann 2006: S. 445] Wird unter "zwîvel" Unsicherheit verstanden, so lässt sich dies in Bezug zum Frageversäumnis von Parzival auf Munsalvaesche setzen.[Nellmann 2006: S. 446] Heißt "zwîvel" hingegen soviel wie Zweifel an Gott und damit verbunden Unglaube, könnte das eine Aussicht auf die Stelle sein, an der sich Parzival von Gott lossagt.[Nellmann 2006: S. 446] Diese beiden radikalen Standpunkte lassen sich nicht nur in Bezug zur Parzival-Handlung setzen, sie entscheiden auch darüber, auf welche Weise die folgenden Verse gelesen werden.[Haug 2003: S. 146] Sowohl "Wenn Ungewißheit sich beim Herzen ansiedelt, wird das die Seele in Bedrängnis bringen" als auch "Wenn die völlige Verzweiflung sich beim Herzen ansiedelt, wird die Seele zur Hölle fahren" ist denkbar.[Haug 2003: S. 146]
Auch das Elsternbild scheint mindestens eine Doppelung innezuhaben. Bezogen auf Aussehen und äußeres Erscheinungsbild ist es ein Verweis auf Feirefiz, den Halbbruder Parzivals. Dessen Haut wird im Werk zweimal als gescheckt wie eine Elster beschrieben (57, 27; 748, 7). Der Erzähler erwähnt aber auch, dass Feirefiz und Parzival sehr eng miteinander verbunden sind, gar einen Körper bilden: si wârn doch bêde niht wan ein (wo doch die beiden einer waren (740, 29)). Dies bekräftigt die Vermutung, dass auch auf Parzival mit dem Elsterngleichnis verwiesen wird.[Ruh 1980: S. 81] Er ist jedoch innerlich elsternfarben, gemeint sind seine ambivalenten Eigenschaften wie "stæte" und "unstæte" oder "triuwe" und "untriuwe".[Ruh 1980: S. 81]

Die Gralsbotin Cundrie

Ein signifikantes Merkmal der Gralsbotin Cundrie ist ihre ungeheure Hässlichkeit. Durch die Verwendung von Metaphern aus dem Tierreich verleiht er der Gralsbotin terimorphe Züge. Allerdings vergleicht er Cundrie mit Tieren, welche als hässlich gelten und eher negativ konnotiert sind und erreicht somit, dass sich der Rezipient ein äußerst unnatürliches, groteskes Bild von Cundrie macht, welches Abneigung hervorruft.

über den huot ein zopf ir swanc Hoch über den Hut und bis auf das Maultier
unz ûf den mûl: der was sô lanc, schwang ihr Zopf,so lang war der,
swarz, herte und niht ze clâr, und schwarz und starrig, nicht eben blond und licht,
linde als eins swînes rückehar. und linde war er wie die Rückenborsten einer Sau.
si was genaset als ein hunt: In der Visage trug sie eine Hundeschnauze.
zwên ebers zene ir für den munt Aus ihrem Mund fuhren zwei
giengen wol spannen lanc. spannenlange Hauer wie ein Eber.
[...]
Cundrî truoc ôren als ein ber, Cundrîe hatte Ohren wie ein Bär. (313, 17-29)

Interessant ist, dass Wolfram bei Cundries zweiten großen Auftritt zwar wiederum sehr detailliert ihre Hässlichkeit beschreibt, jedoch vergleicht er nun ihr Äußeres mit positiv konnotierten Erscheinungen aus der Natur, die eigentlich aus dem Bereich der Schönheitsbeschreibung stammen. So vergleicht er Cundries Augen beispielsweise mit dem Gelb eines Topas :

ir ougen stuonden dennoch sus, darin (in ihrem Gesicht) standen immer noch die gleichen Augen,
gel als ein thopazîus, gelb wie ein Topaz,
ir zene lanc: ir munt gap schîn und lange Zähne. Veilchenblau wie Färberwaid
als ein vîol weitîn. war der Schimmer ihrer Lippen. (780, 19-22)

Die Hässlichkeit wird zwar zum Ausdruck gebracht, da gelbe Auge unnatürlich sind und eher mit Krankheit in Verbindung gebracht werden, jedoch klingt in der Beschreibung Wolframs etwas positives, fast liebevolles mit. An dieser Stelle stellt sich die Frage, welches Ziel Wolfram mit diesen unterschiedlichen Beschreibungen verfolgte. Betrachtet man Cundries Auftreten und das Verhalten gegenüber der Gralsgesellschaft in diesen beiden Szenen, so ist auch hier ein wesentlicher Unterschied zu erkennen. Bei ihrem ersten Aufritt stellt sich Cundrie vor ihrer Rede nicht vor, ist forsch und unhöflich. Außerdem überbringt sie eine Botschaft, welche großen Jammer hervorruft (313, 14f). Schließlich verflucht sie Parzival für sein Frageversäumnis und rückt somit in ein gänzlich negatives Licht. In starkem Kontrast dazu steht ihr Verhalten bei der zweiten Begegnung. Dieses Mal grüßt sie höflich als sie vor der Gralsgesellschaft erscheint. Demütig fleht sie um Parzivals Vergebung, da sie erkannte, ihn zu Unrecht verflucht zu haben (779,12-14). Schließlich überbringt sie eine freudige Botschaft, in welcher sie Parzival die Berufung zum Gral (781, 11ff) verkündigt und überbringt somit eine freudige Nachricht. Es wird deutlich, dass Cundrie in der ersten Szene durch ihr Erscheinen die freudige Feststimmung bricht, sich unhöfisch verhält und Unheil verkündet, in der zweiten Szene allerdings eine demütige Haltung einnimmt und in freudiger Stimmung Heil verkündet. Mit Blick auf diese Feststellung ist es wahrscheinlich, dass Wolfram durch die Verwendung der Metaphern die Stimmung der Szene und Cundries Wirkung auf die Gralsgesellschaft auch im Rezipienten hervorrufen will.

Fazit

"Wolframs Bilder und Vergleiche zeichnen sich durch eine für die Literatur der Zeit ungewöhnliche Originalität und Vielfältigkeit aus. [..] [Er komponiert] die traditionellen Motive doch häufig ganz neu und erfindet ungewöhnliche, kraftvolle Bilder, die sich so nur in seinen Romanen finden und an Vitalität die Beispiele in den Werken seiner literarischen Vorgänger übertreffen."[Heinzle 2011: S. 167] Auch erfüllen sie verschiedene Aufgaben: Sie dienen als Hilfsmittel, um abstrakte Begriffe, beispielsweise die "minne" zu erklären und deren Konzepte zu vermitteln. Weiterhin fordern sie vom Rezipienten das ganze Werk hindurch "Geistesgegenwart"[Heinzle 2011: S. 168] und kritisches Hinterfragen, dieses Konzept wird unterstützt von zahlreichen anderen Elementen, unter anderem auch vom Schluss. Wie unter "Ertrinken in Furten" und "Elsterngleichnis" gezeigt wurde, werfen die Metaphern und Bilder bei genauem Hinsehen zahlreiche Fragen auf, da Wolfram seinen Text ambivalent macht. Somit wird dieser "mehrdeutig, den Leser einbeziehend in die Ratlosigkeit gegenüber dem Ungreifbaren".[Brackert 2000: S. 347] Dies und die tiefen Eindrücke, die die Bilder beim Rezipienten hinterlassen, sind bestimmt ein Grund, warum der Parzival eine bis heute andauernde, erfolgreiche Wirkungsgeschichte erlebt hat.[Bumke 2004: S. 223]

Anmerkungen

  1. Alle Textangaben des Primärtextes aus Wolfram von Eschenbach: Parzival. Nach der Ausgabe Karl Lachmanns, revidiert und kommentiert von Eberhard Nellman, übertragen von Dieter Kühn. Frankfurt a. M. 2006.
  2. Alle Textangaben zur Poetik aus Aristoteles: Poetik. Übersetzt und erläutert von Arbogast Schmitt, hg. von Hellmut Flashar. Berlin 2008.

Bibliographie

  • [*Brackert 2000] Helmut Brackert: Zwîvel. Zur Übersetzung und Interpretation der Eingangsverse von Wolframs von Eschenbach 'Parzival'. In: Blütezeit, hg. von Mark Chinca, Joachim Heinzle, Christopher Young. Tübingen 2000.
  • [*Bumke 2004] Joachim Bumke: Wolfram von Eschenbach. 8., völlig neu bearb. Aufl., Stuttgart; Weimar, 2004.
  • [*Haug 2003] Walter Haug: Die Wahrheit der Fiktion. Studien zur weltlichen und geistlichen Literatur des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Tübingen 2003.
  • [*Heinzle 2011] Joachim Heinzle (Hg.): Wolfram von Eschenbach. Ein Handbuch. Berlin, Boston 2011.
  • [*Hübner 2004] Gert Hübner: Überlegungen zur Historizität von Metapherntheorien. In: Kulturen des Manuskriptzeitalters, hg von Arthur Groos, Hans-Jochen Schiewer. Göttingen, 2004. S. 113-154.
  • [*Kragl 2008] Florian Kragl: Wie man in Furten ertrinkt und warum Herzen süß schmecken. Überlegungen zur Historizität der Metaphernpraxis am Beispiel von Herzmaere und Parzival. In: Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte, hg. von Wolfgang Adam. Heidelberg 2008, S. 289-330.
  • [*Krewitt 1971] Ulrich Krewitt: Metapher und tropische Rede in der Auffassung des Mittelalters. Ratingen, Kastellaun, Wuppertal 1971.
  • [*Nellmann 2006] Wolfram von Eschenbach: Parzival. Nach der Ausgabe Karl Lachmanns, revidiert und kommentiert von Eberhard Nellman, übertragen von Dieter Kühn. Frankfurt a. M. 2006.
  • [*Ruh 1980] Kurt Ruh: Höfische Epik des deutschen Mittelalters. Zweiter Teil: 'Reinhart Fuchs', 'Lanzelet', Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg. Berlin 1980.