Zusammenspiel von äußerer und innerer Schönheit: Unterschied zwischen den Versionen
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Äußere und innere Schönheit spielen wechselseitig eine wichtige Rolle, häufig lässt sich von dem Einen auf das Andere schließen. So öffnet sich Parzival Tür und Tor, sein Äußeres wirkt vertrauenserweckend und er begegnet Zuvorkommenheit. | Äußere und innere Schönheit spielen wechselseitig eine wichtige Rolle, häufig lässt sich von dem Einen auf das Andere schließen. So öffnet sich Parzival Tür und Tor, sein Äußeres wirkt vertrauenserweckend und er begegnet Zuvorkommenheit. | ||
Allerdings stellt Cundrîe la suziere einen Bruch im Parzival dar, da sie eine seltene Symbiose von hässlich und gleichzeitig klug verkörpert. | |||
Eine anfänliche Analyse deutet nun eher darauf hin, der Roman bezwecke einen Bruch mit der ungeschrieben höfischen Norm der Verbindung äußerer und innerer Schönheit und stelle stattdessen heraus, dass es komplizierter sei. | |||
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Erzähler definiert das Programm für äußere und innere Schönheit. | |||
Entgegen der allgemeinen Meinung lasse Schönheit nicht auf die Tugendhaftigkeit der Person schließen: | |||
'swer in den kranken messinc verwurket edlen rubîn'. Es gilt also zu prüfen, ob die viel gelobte Schönheit der Frau sich auch in Tugenden wie 'prîs', 'êre', 'werdekeit' (2,28- 2,30), 'kiusche, 'triuwe' und 'scham' (3,2-3,5)widerspiegelt. | |||
Diese Beschreibung ist allerdings auf Frauen bezogen. | |||
Männer dagegen sind auf ihren 'muot' (2,17), ihre 'hôhe werdekeit' (2,19), 'wîse' (2,5) und ihre 'triwe' (2,20) zu prüfen. Hier wird also eher ein Kontrast zwischen tugendhaften und -losen Männern, als zwischen innen und außen gezogen. | |||
Dazu soll auf Seiten der Männer der schöne Parzival genauer betrachtet werden, der zu Anfang nicht als klug, sondern als 'tump' (124,18)beschrieben wird. Auch Anfortas ist kein idealtypischer, schöner Held, sondern hat seine Sünden zu büßen, sowie Gâwân verflucht wird, obwohl er als vorblidlichster Ritter der Tafelrunde gilt. | |||
Bei den Frauen bietet sich eine Analyse der edlen und schönen Herzeloyde an (84,13), die sich besonders durch ihre 'triuwe' auszeichnet (116,19). | |||
Interessant wird es auch bei Cundrîe la suziere, die 'triuwe' (312,2) ist und sehr klug (312,19), aber nicht schön (312,15), sondern im Gegenteil, deren Hässlichkeit über 20 Verse ausgebreitet wird (313,17-314,10). | |||
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Version vom 16. Mai 2015, 09:28 Uhr
Äußere und innere Schönheit spielen wechselseitig eine wichtige Rolle, häufig lässt sich von dem Einen auf das Andere schließen. So öffnet sich Parzival Tür und Tor, sein Äußeres wirkt vertrauenserweckend und er begegnet Zuvorkommenheit. Allerdings stellt Cundrîe la suziere einen Bruch im Parzival dar, da sie eine seltene Symbiose von hässlich und gleichzeitig klug verkörpert. Eine anfänliche Analyse deutet nun eher darauf hin, der Roman bezwecke einen Bruch mit der ungeschrieben höfischen Norm der Verbindung äußerer und innerer Schönheit und stelle stattdessen heraus, dass es komplizierter sei.
Belegstelle: Vers 3,11-3,28: Erzähler definiert das Programm für äußere und innere Schönheit. Entgegen der allgemeinen Meinung lasse Schönheit nicht auf die Tugendhaftigkeit der Person schließen: 'swer in den kranken messinc verwurket edlen rubîn'. Es gilt also zu prüfen, ob die viel gelobte Schönheit der Frau sich auch in Tugenden wie 'prîs', 'êre', 'werdekeit' (2,28- 2,30), 'kiusche, 'triuwe' und 'scham' (3,2-3,5)widerspiegelt. Diese Beschreibung ist allerdings auf Frauen bezogen.
Männer dagegen sind auf ihren 'muot' (2,17), ihre 'hôhe werdekeit' (2,19), 'wîse' (2,5) und ihre 'triwe' (2,20) zu prüfen. Hier wird also eher ein Kontrast zwischen tugendhaften und -losen Männern, als zwischen innen und außen gezogen.
Dazu soll auf Seiten der Männer der schöne Parzival genauer betrachtet werden, der zu Anfang nicht als klug, sondern als 'tump' (124,18)beschrieben wird. Auch Anfortas ist kein idealtypischer, schöner Held, sondern hat seine Sünden zu büßen, sowie Gâwân verflucht wird, obwohl er als vorblidlichster Ritter der Tafelrunde gilt.
Bei den Frauen bietet sich eine Analyse der edlen und schönen Herzeloyde an (84,13), die sich besonders durch ihre 'triuwe' auszeichnet (116,19). Interessant wird es auch bei Cundrîe la suziere, die 'triuwe' (312,2) ist und sehr klug (312,19), aber nicht schön (312,15), sondern im Gegenteil, deren Hässlichkeit über 20 Verse ausgebreitet wird (313,17-314,10).
Gerne weitere Ideen/Textstellen erwünscht!