Das Paradoxon der Gewalt im Parzival: Unterschied zwischen den Versionen
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Die adelige Welt im "Parzival" definiert sich zum Teil über eine bestimmte Gewaltauslebung, über einen Ritterethos, der sich zwangsläufig gegen sich selber richtet. Die zentralen Dynastien von Anfortas und Artus bleiben ohne Nachkommen und belegen so einen nicht individuellen, sondern sympatomatischen "krisenhaften" Zustand der Männerwelt. Wie kommt es nun zu diesem Paradoxon der Gewalt? | Die adelige Welt im "Parzival" definiert sich zum Teil über eine bestimmte Gewaltauslebung, über einen Ritterethos, der sich zwangsläufig gegen sich selber richtet. Die zentralen Dynastien von Anfortas und Artus bleiben ohne Nachkommen und belegen so einen nicht individuellen, sondern sympatomatischen "krisenhaften" Zustand der Männerwelt. Wie kommt es nun zu diesem Paradoxon der Gewalt? | ||
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Version vom 21. Mai 2015, 10:34 Uhr
Die adelige Welt im "Parzival" definiert sich zum Teil über eine bestimmte Gewaltauslebung, über einen Ritterethos, der sich zwangsläufig gegen sich selber richtet. Die zentralen Dynastien von Anfortas und Artus bleiben ohne Nachkommen und belegen so einen nicht individuellen, sondern sympatomatischen "krisenhaften" Zustand der Männerwelt. Wie kommt es nun zu diesem Paradoxon der Gewalt?
Parzival- ein Sippenroman?
"sîniu kint, sin hôch geslehte hân ich iu benennet rehte, Parzivâls, den ich hân brâht dar San doch saelde het erdâht." (827,15-18[1]) Mit diesen Worten des Dichters aus dem 16. Buch wird wird deutlich, dass nicht nur Parzival im Mittelpunkt dieses Werkes steht, sondern auch "sîn hôch geslehte hân" (827, 15f.). Auch der Aufbau von Wolframs Werk verweist die Hauptfigur mit nur ca. 50% der Erzählungen auf einen zumindest gleichberechtigten Platz neben der "Sippe". Sowohl die Episoden über Gahmuret als auch über Gawan lenken lange Zeit die Geschicke des Buches, hinter die Parzival mit seinem Schicksal temporär zurücktreten muss. Damit wird deutlich, dass die "Sippe" im Parzival eine übergeordnete Rolle spielen muss, was Peter Czerwinski zu der Bezeichnung des Sippenromans in Bezug auf den Parzival führt. Vor allem die Gawan-Bücher und die Erweiterung des âventuire-Schemas, durch Parzivals größere Defizite in Mindestausstattung adeliger Konstituenten, Ausbildung im Kampf und höfischen Ritual als beispielsweise andere Heroen der Zeit, wie Eric oder Iwein, machen die epische Erzählung "[…] zur reinen Verkörperung genealogischer Wahrnehmung, einer Wahrnehmung, die vollständig von Denkfiguren einer Identität im dynastischen Verband geprägt ist."(P. Czerwinksi, s. 135.) Damit geht Czerwinski nicht von einem individuellen personellen Subjekt als Zentrum der Handlung aus, dass sich im Parzival manifestiert, sondern episches Subjekt ist demnach die Dynastie, repräsentiert durch ihre temporär auftretenden Mitglieder Pazival, Gawan und Gahmuret. Damit konstituiert sich die Einheit des epischen Romas über den "Körper der Dynastie" und nicht über spezielle Themen- und Problemkomplexe, wodurch der paartaktische Aufbau des epischen Geschehens erklärt ist.(P. Czerwinski, S. 136f.) Wie oben festgestellt, steht die Dynastie im Zentrum des epischen Werkes und so bietet sich an einen Blick auf ihren krisenhaften Zustand an, der sich an der ungeregelten Nachfolge der beiden großen Herrschaftsgeschlechter zeigt.
Gestörte dynastische Kontinuität am Beispiel Gahmurets
Das Stigma des Anfortas
Das dynastische Defizit am Artushof - auch ein gesellschaftliches Defizit?
Anmerkungen
- ↑ Im Folgenden stets zitierte Ausgabe: [Parzival].
Literaturverzeichnis
Textausgabe
[*Parzival]Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.