Typologie der drei Menschen: Unterschied zwischen den Versionen

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Damit entfernt Wolfram sich von einem Erzählstil, der eine Dichotomie aus Gut und Böse konstruiert und bricht diese Struktur durch den elsternfarbenen Menschentypen auf.  
Damit entfernt Wolfram sich von einem Erzählstil, der eine Dichotomie aus Gut und Böse konstruiert und bricht diese Struktur durch den elsternfarbenen Menschentypen auf.  
Obwohl er offensichtlich Anteile des schwarzen Menschen in sich trägt, wird er dadurch nicht abgewertet, sondern weckt sofort das Interesse Wolframs sowie des Lesers, da die Binarität, die er in sich vereint, Schauort für innere Konflikte, Entwicklungen sowie die Möglichkeit einer Balance aus Licht und Dunkelheit besitzt. Die Wege des Schwarzen und des Weißen sind determiniert und somit statisch, während der schwarz-weiß Gescheckte Entwicklungs- und Konfliktpotential in sich trägt.  
Obwohl er offensichtlich Anteile des schwarzen Menschen in sich trägt, wird er dadurch nicht abgewertet, sondern weckt sofort das Interesse Wolframs sowie des Lesers, da die Binarität, die er in sich vereint, Schauort für innere Konflikte, Entwicklungen sowie die Möglichkeit einer Balance aus Licht und Dunkelheit besitzt. Die Wege des Schwarzen und des Weißen sind determiniert und somit statisch, während der schwarz-weiß Gescheckte Entwicklungs- und Konfliktpotential in sich trägt.  
So ist es kein Zufall, dass sowohl Feirefiz als auch Parzival beide dem Elsterngleichnis entsprechen, jedoch auf unterschiedliche Arten.
So ist es kein Zufall, dass sowohl [http://mediaewiki.org/wiki/Feirefiz_%28Wolfram_von_Eschenbach,_Parzival%29 Feirefiz] als auch Parzival beide dem Elsterngleichnis entsprechen, jedoch auf unterschiedliche Arten. Die Parallelen und Unterschiede der beiden elsternfarbenen Brüder werden [http://mediaewiki.org/wiki/Parzival_und_Feirefiz in diesem Artikel] näher thematisiert.
Feirefiz als Sohn eines hellhäutigen Christen und einer dunkelhäutigen Heidin manifestiert in sich die Geschecktheit sowohl in der Glaubensdualität als auch in seiner gescheckten Hautfarbe, die als anziehend und begehrenswert dargestellt wird.
Feirefiz als Sohn eines hellhäutigen Christen und einer dunkelhäutigen Heidin manifestiert in sich die Geschecktheit sowohl in der Glaubensdualität als auch in seiner gescheckten Hautfarbe, die als anziehend und begehrenswert dargestellt wird.
Parzivals Elsternartigkeit ist weniger offensichtlich und doch für das Werk grundlegend: Seine  Zerrissenheit, deren Ursprung und Entwicklung [http://mediaewiki.org/wiki/Der_zerissene_Held_%28Wolfram_von_Eschenbach,_Parzival%29 hier] eingehender beschrieben wird, und sein zwîvel definieren seine Zugehörigkeit zum Menschentyp des schwarz-weiß Gescheckten, der im Laufe des Romans eine Entwicklung durchläuft.
Parzivals Elsternartigkeit ist weniger offensichtlich und doch für das Werk grundlegend: Seine  Zerrissenheit, deren Ursprung und Entwicklung [http://mediaewiki.org/wiki/Der_zerissene_Held_%28Wolfram_von_Eschenbach,_Parzival%29 hier] eingehender beschrieben wird, und sein zwîvel definieren seine Zugehörigkeit zum Menschentyp des schwarz-weiß Gescheckten, der im Laufe des Romans eine Entwicklung durchläuft.

Version vom 24. Mai 2015, 20:28 Uhr

Das im Prolog Parzivals angelegte Elsterngleichnis, auf welches dieser Artikel mit Fokus auf Übersetzung und Interpretation eingeht, unterteilt die Menschen drei unterschiedliche Typen, die er durch Farbsymbolik von einander abgrenzt: Den Weißen, den Schwarzen und den schwarz-weiß Gescheckten. Letzterer wird von Wolfram als Elsternfarben bezeichnet und vereint in sich sowohl Dunkelheit als auch Licht, sowohl Himmel als auch Hölle. Wolfram legt in seinem Gleichnis direkt zu Beginn eine Typologie der drei Menschen an, deren Fokus auf dem dritten Menschentypus, dem des Elsternfarbenen, liegt.


gesmaehet unde gezieret Schande und Schmuck
ist, swâ sich parrieret sind beieinander, wo eines
unverzaget mannes muot, Mannes unverzagter Mut konfus gemu-
als agelstern varwe tuot. stert gehen will wie Elsternfarben. Trotz-
Der mac dennoch wesen geil: dem, der kann doch noch glücklich sein,
wand an im sint beidiu teil, denn an ihm ist etwas von beidem: vom
des himels und der helle. Himmel und von der Hölle.

(1, 3-9)[1]


Damit entfernt Wolfram sich von einem Erzählstil, der eine Dichotomie aus Gut und Böse konstruiert und bricht diese Struktur durch den elsternfarbenen Menschentypen auf. Obwohl er offensichtlich Anteile des schwarzen Menschen in sich trägt, wird er dadurch nicht abgewertet, sondern weckt sofort das Interesse Wolframs sowie des Lesers, da die Binarität, die er in sich vereint, Schauort für innere Konflikte, Entwicklungen sowie die Möglichkeit einer Balance aus Licht und Dunkelheit besitzt. Die Wege des Schwarzen und des Weißen sind determiniert und somit statisch, während der schwarz-weiß Gescheckte Entwicklungs- und Konfliktpotential in sich trägt. So ist es kein Zufall, dass sowohl Feirefiz als auch Parzival beide dem Elsterngleichnis entsprechen, jedoch auf unterschiedliche Arten. Die Parallelen und Unterschiede der beiden elsternfarbenen Brüder werden in diesem Artikel näher thematisiert. Feirefiz als Sohn eines hellhäutigen Christen und einer dunkelhäutigen Heidin manifestiert in sich die Geschecktheit sowohl in der Glaubensdualität als auch in seiner gescheckten Hautfarbe, die als anziehend und begehrenswert dargestellt wird. Parzivals Elsternartigkeit ist weniger offensichtlich und doch für das Werk grundlegend: Seine Zerrissenheit, deren Ursprung und Entwicklung hier eingehender beschrieben wird, und sein zwîvel definieren seine Zugehörigkeit zum Menschentyp des schwarz-weiß Gescheckten, der im Laufe des Romans eine Entwicklung durchläuft.

Bedeutung der Elster im Mittelalter

Ebenfalls untersucht werden soll im Folgenden die Bedeutung der Elster im Mittelalter.


Anmerkungen

  1. Alle folgenden Versangaben beziehen sich auf die Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Text und Übersetzung. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.

<HarvardReferences />