Untersuchung der schâme im Parzival (Wolfram von Eschenbach, Parzival): Unterschied zwischen den Versionen

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schame ist ein slôz ob allen siten (Schamgefühl ist ein Schloss über allen Sitten, 3,5<ref> Alle Versangaben beziehen sich auf die  Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe.  Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann.  Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der  Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von  Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003. </ref>) heißt es schon im Prolog von [[ Wolfram von Eschenbach (Biographie)| Wolframs von Eschenbach]] [[ Inhaltsangabe "Parzival" (Wolfram von Eschenbach, Parzival) |Parzival]]. Damit ist gemeint, dass die schame beziehungsweise das Schamgefühl alle guten Sitten in sich einschließt. Der folgenden Artikel soll sowohl die semantischen Aspekte der schame als auch die Textstellen mit schame im Parzival erklären.
schame ist ein slôz ob allen siten (Schamgefühl ist ein Schloss über allen Sitten, 3,5<ref> Alle Versangaben beziehen sich auf die  Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe.  Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann.  Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der  Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von  Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003. </ref>) heißt es schon im Prolog von [[ Wolfram von Eschenbach (Biographie)| Wolframs von Eschenbach]] [[ Inhaltsangabe "Parzival" (Wolfram von Eschenbach, Parzival) |Parzival]]. Damit ist gemeint, dass die schame beziehungsweise das Schamgefühl alle guten Sitten in sich einschließt. Der folgenden Artikel setzt den mittelhochdeutschen Begriff schâme mit dem neuhochdeutschen Scham gegebüber und geht auf die semantische Vielfältigkeit der schâme im Parzival ein.


==Der Begriff der Schame==
==Der Begriff der Schame==

Version vom 2. Juli 2015, 14:11 Uhr

schame ist ein slôz ob allen siten (Schamgefühl ist ein Schloss über allen Sitten, 3,5[1]) heißt es schon im Prolog von Wolframs von Eschenbach Parzival. Damit ist gemeint, dass die schame beziehungsweise das Schamgefühl alle guten Sitten in sich einschließt. Der folgenden Artikel setzt den mittelhochdeutschen Begriff schâme mit dem neuhochdeutschen Scham gegebüber und geht auf die semantische Vielfältigkeit der schâme im Parzival ein.

Der Begriff der Schame

Zuallererst gilt es den Begriff der schame zu definieren. Das Wort schame bedeutet im Neuhochdeutschen Scham, Schamhaftigkeit und Keuschheit. Es ist aufgrund seiner weitreichenden Bedeutung sinnvoll, dabei mehrere, auch unterschiedliche Definitionen aufzuführen. Denn Scham kann unter verschiedenen Aspekten betrachtet werden, wie zum Beispiel unter psychologischen oder antrhopologischen Aspekten. Nach Yeandle ist Scham aus psychologischer Sicht ein bipolarer Begriff, der auf der einen Seite Peinlichkeit, Schamgefühl und Schmach mit körperlichen Begleitreaktionen ( dazu siehe unter Körperlicher Manifestation der Schame ) auftreten kann, während Scham auch eine Tugend sein kann, die vor falschem Handeln bewahrt.[Yeandle 2001: xiv] Scham kann also die Reaktion eines Menschen auf eine für ihn peinliche Situation sein, oder eine durch Scham eines Menschen nicht ausgeführtete negative Handlung. Letzteres ist die sogenannte " positiv vorausblickende Fremdscham", da man sich durch den zu erwartenden Tadel/Hohn eines anderen(Fremden) zum schamauslösenden Handeln gehemmt fühlt.[Yeandle 2001: xvi] Zur Fremdscham abgrenzend gibt es noch den Eigenscham, bei der die Person sich schämt ohne davon von äußeren Faktoren davon beeinflusst zu sein.[Yeandle 2001: xvii] Das wäre der Fall, wenn man sich z.B. alleine für eine tadelhafte Handlung schämt, ohne dass der Tadel eines Dritten den Scham hervorruft.

Martin Baisch geht auf verschiedene Schambegriffe ein und behandelt dabei die Problematik, ob die Scham nur eine Begleitreaktion der Schuld sei.[Baisch 2004:109] Dies ist jedoch eher damit zu verwerfen, dass Scham und Schuld ganz unabhängig voneinander auftreten können. So kann man sich auch ohne Schuld schämen und sich ohne Scham schuldig gemacht haben. Doch die Frage führt zu einem Anthropologischem Aspekt der Scham, nämlich welchen Wert die jeweilige Gesellschaft der Scham beimisst. Dabei kann man zwischen zwei unterschiedliche Kulturen unterscheiden. So gibt es eine Schuld- und eine Schamkultur, die es voneinander abzugrenzen gilt.[Baisch 2004:110]

Emotionen in der mittelalterlichen Literatur

Durch sein Werk Parzival hat Wolfram von Eschenbach dem Begriff der Schame einen hohen ethischen Status zugewiesen. Deswegen ist es für Männer als auch Frauen die erstrebenswerteste Tugend

Körperliche Manifestation der Schame

Schame ist eine Emotion, die in den meisten Fällen nicht vor anderen verborgen werden kann.[Yeandle 2005: 297] Dies liegt daran, dass durch die Schame eine für andere sichtbare, körperliche Reaktion hervorgerufen wird.

Bei dem Erröten fließt meist Blut in die Region der Wangen beziehungsweise in das Gesicht. So kann man nur leicht dezent erröten, oder aber auch eine starke Rötung in der Gesichtspartie bekommen. Das Erröten kommt im Parzival meist in einer erotischen oder einen quasi-erotischen Situation vor[Yeandle 2005: 298]:

550,23 diu süeze wart von scheme rôt Die Süße war vor Verschämtheit rot,
131,25 doch tet si daz der wirt gebôt: doch tat sie was der Gastgeber befahl:
131,26 zuo Gâwân saz frou Bêne. Zu Gâwan setzte sich Frau Bene.

Die Tochter des Gastgebers errötet hinsichtlich des Befehls ihres Vaters, Gâwan am Tisch Gesellschaft zu leisten. Der quasi-erotische Kontext erschließt sich, wenn der Gastgeber vorher noch sagt:

Die unterschiedlichen Arten von Schame

Schame im ethischen Sinne

Schame im nicht ethischen Sinne

Literaturverzeichnis

<HarvardReferences /> [*Baisch 2004] Martin Baisch:"Über Scham und Wahrnehmung in Wolframs Parzival", in: Wahrnehmung im Parzival Wolframs von Eschenbach. Actas do Colóquio Internacional 15 e 16 de Novembro de 2002, hg. von John Greenfield, Porto 2004, S. 105-133. [*Yeandle 2005] David N. Yeandle:"Shame in Middle High German Literatur: The Emotional Side of Medieval Virtue", in: Euphorion 2005(=Band 99, hg. von Wolfgang Adam, Heidelberg 2005, S. 295-321. [*Yeandle 2001] David N. Yeandle:">schame< im Alt-und Mittelhochdeutschen bis um 1210", hg. von Fritz Peter Knapp, Heidelberg 2001.

  1. Alle Versangaben beziehen sich auf die Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.