Höfische Leitbegriffe: Unterschied zwischen den Versionen

Aus MediaeWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(17 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
'''Noch im Enstehungsprozess'''
In der mittelalterlichen Gesellschaft existierten eine Reihe von soziokulturellen Leitbildern, die der ideale Ritter oder Herrscher möglichst verfolgen sollte. Verschiedene Auflistungen dieser Leitbilder lassen sich in der mittelalterlichen Dichtung finden, allerdings meist ohne System<ref>Joachim Bumke, Höfische Kultur S.416</ref>. Dieser Artikel beschränkt sich auf sechs wesentliche Ritter- und Herrscher-Tugenden.




In der mittelalterlichen Gesellschaft existierten eine Reihe von Leitbildern, die der ideale Ritter oder Herrscher möglichst verfolgen sollte. Verschiedene Auflistungen dieser Leitbilder lassen sich in der mittelaterlichen Dichtung finden, allerdings meist ohne System<ref>Joachim Bumke, Höfische Kultur S.416</ref>. Dieser Artikel beschränkt sich auf sechs wesentliche Ritter- und Herrscher-Tugenden.


=='''triuwe'''==
Das mittelhochdeutsche Wort „triuwe“ bezeichnet zunächst „ein rechtlich geregeltes Verhalten [...], zu dem man verpflichtet ist“<ref> Rüdiger Brandt, Grundkurs germanistische Mediävistik/ Literaturwissenschaf, S. 194 Z. 5 - 6 </ref>. Als ritterliche Tugend beinhaltet der Begriff das Prinzip der Treue und Loyalität.


* '''triuwe'''
„Rehtiu scham und werdiu triwe gebent pris alt unde niwe“<ref> Hartmann von Aue, Erec 321, 29-30 </ref> -
„Rechte schame und edle triuwe verleihen immerwährenden Ruhm“<ref> Joachim Bumke, Höfische Kultur S. 418, Z. 19-20 </ref>.


Das mittelhochdeutsche Wort „triuwe“ bezeichnet zunächst „ein rechtlich geregeltes Verhalten [...], zu dem man verpflichtet ist“<ref> Rüdiger Brandt, Grundkurs germanistische Mediävistik/ Literaturwissenschaf S. 194, Z. 5-6 </ref>. Als ritterliche Tugend beinhaltet der Begriff das Prinzip der Treue und Loyalität. Ein Ritter musste seine „sittlichen Verpflichtungen"<ref> Joachim Bumke, Höfische Kultur S. 418, Z. 19 </ref> erfüllen.


=='''mâze und staete'''==
Diese beiden Tugendbegriffe werden dem „Begriffskanon der christlichen Kardinaltugenden [zugeordnet]“<ref>Joachim Bumke, Höfische Kultur, S. 418, Z. 22- 23</ref>. „Mâze“ und „staete“ werden fast immer in Kombination genannt. <br />
„Staete“ ist mit Beständigkeit zu übersetzen. Die Tugend „mâze“ besitzt jemand, der das richtige Maß hält. Maßhaltung bezieht sich sowohl im religiösen Sinn auf die „christliche Mäßigung“<ref>ebd., S. 418 Z. 28 - 29</ref> als auch allgemeiner darauf den „goldenen Mittelweg zwischen zwei Extremen“<ref> Rüdiger Brandt, Grundkurs germanistische Mediävistik/ Literaturwissenschaft, S. 193 Z. 26</ref> zu finden.






* '''mâze und staete'''
=='''milte'''==
Diese beiden Tugendbegriffe werden dem „Begriffskanon der christlichen Kardinaltugenden [zugeordnet]“<ref>ebd, S. 418, Z. 22- 23</ref>. „Staete“ kann vom „christlich-lateinischen Begriff constantia(Beständigkeit)“<ref>ebd. S. 418, Z. 27</ref> hergeleitet werden. „Mâze“
Hinter dem Leitbild der „milte“ verbirgt sich das Prinzip der Freigiebigkeit. Heute würden wir eine Person, der im Mittelalter die Tugend „milte“ zugeschrieben wurde, spendabel nennen. Ein Herrscher kann sich bespielsweise durch milte gegenüber seinen Untertanen deren Treue sichern<ref>Berenike Krause, Kultur, Wissenschaft, Literatur -  Die milte-Thematik in der mittelhochdeutschen Sangspruchdichtung S. 126</ref>. „Dabei [...] [kann sich] die milte des Herren gegenüber seinen Gefolgsleuten sowohl auf materielle Dinge als auch auf Ideelles [beziehen]“<ref>ebd. S. 127 Z. 4 - 5</ref>. Unter „Ideelles" wird hier zum Beispiel „Anteilhabe am Ruhm des Herrschers“<ref>ebd. S.127 Z. 7</ref> verstanden.






=='''êre'''==




* '''milte'''
Der mittelhochdeutsche Begriff der „êre“ wird zur Beschreibung von Personen verwendet, die gesellschaftliches Ansehen besitzen. Diese Eigenschaft wird grundsätzlich „[...]von der Gesellschaft [...] zugesprochen[...]“<ref>Rüdiger Brandt, Grundkurs gemanistische Mediävistik/Literaturwissenschaft, S. 184 Z. 23</ref>. Zu „êre“ gelangt man durch „ Stand, Familienverhältnisse [und] Vermögen„<ref>ebd., S. 184 Z. 20 - 21</ref>. <br />
Ein „Ritter legitmiert sich nicht durch adelige Geburt, sondern durch eigene Leistung“<ref>Hilkert Weddige, Einführungn in die germanistische Mediävistik, S.173 Z. 35 - 36</ref>. So wird ihm beispielsweise durch einen erfolgreichen Kampf das Ansehen der Gesellschaft zuteil.




* '''êre'''


=='''zuht'''==




Die höfische Erziehung wird in der mittelalterlichen Dichtung mit dem Wort „zuht“ bezeichnet. Wer sich am Fürstenhof aufhält, muss die  höfische Verhaltenskultur kennen: Gutes Benehmen und vor allem der richtigen Umgang mit den Damen sind wichtig.<br />
Der Begriff steht in enger Beziehung zur Gesellschaftslehre der „hövescheit“ („höfische Erziehung, höfisches Wesen, höfische Tugend“<ref>Joachim Bumke, Höfische Kultur, S. 425 Z. 27, 31 - 32</ref>)


* '''zuht'''




==Literatur==
* Joachim Bumke, Höfische Kultur - Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter 7. Auflage 1994, Deutscher Taschenbuchverlag, München
* Rüdiger Brandt, Grundkurs germanistische Mediävistik/ Literaturwissenschaft, 1999 Wilhelm Fink Verlag, München
* Berenike Krause, Kultur, Wissenschaft, Literatur - Die milte-Thematik in der mittelhochdeutschen Sangspruchdichtung, Peter Lang Europäischer Verlag der Wissenschaften,Frankfurt am Main 2005
* Hilkert Weddige, Einführung in die germanistische Mediävistik 6. Auflage 2006, Verlag C.H. Beck, München








==Einzelnachweise==




<references />
<references />
 
[[Kategorie:Artikel]]
 
 
 
 
 
 
 
 
'''-NOCH IM ENTSTEHUNGSPROZESS-'''

Aktuelle Version vom 25. Februar 2016, 14:16 Uhr

In der mittelalterlichen Gesellschaft existierten eine Reihe von soziokulturellen Leitbildern, die der ideale Ritter oder Herrscher möglichst verfolgen sollte. Verschiedene Auflistungen dieser Leitbilder lassen sich in der mittelalterlichen Dichtung finden, allerdings meist ohne System[1]. Dieser Artikel beschränkt sich auf sechs wesentliche Ritter- und Herrscher-Tugenden.


triuwe

Das mittelhochdeutsche Wort „triuwe“ bezeichnet zunächst „ein rechtlich geregeltes Verhalten [...], zu dem man verpflichtet ist“[2]. Als ritterliche Tugend beinhaltet der Begriff das Prinzip der Treue und Loyalität.


mâze und staete

Diese beiden Tugendbegriffe werden dem „Begriffskanon der christlichen Kardinaltugenden [zugeordnet]“[3]. „Mâze“ und „staete“ werden fast immer in Kombination genannt.
„Staete“ ist mit Beständigkeit zu übersetzen. Die Tugend „mâze“ besitzt jemand, der das richtige Maß hält. Maßhaltung bezieht sich sowohl im religiösen Sinn auf die „christliche Mäßigung“[4] als auch allgemeiner darauf den „goldenen Mittelweg zwischen zwei Extremen“[5] zu finden.


milte

Hinter dem Leitbild der „milte“ verbirgt sich das Prinzip der Freigiebigkeit. Heute würden wir eine Person, der im Mittelalter die Tugend „milte“ zugeschrieben wurde, spendabel nennen. Ein Herrscher kann sich bespielsweise durch milte gegenüber seinen Untertanen deren Treue sichern[6]. „Dabei [...] [kann sich] die milte des Herren gegenüber seinen Gefolgsleuten sowohl auf materielle Dinge als auch auf Ideelles [beziehen]“[7]. Unter „Ideelles" wird hier zum Beispiel „Anteilhabe am Ruhm des Herrschers“[8] verstanden.


êre

Der mittelhochdeutsche Begriff der „êre“ wird zur Beschreibung von Personen verwendet, die gesellschaftliches Ansehen besitzen. Diese Eigenschaft wird grundsätzlich „[...]von der Gesellschaft [...] zugesprochen[...]“[9]. Zu „êre“ gelangt man durch „ Stand, Familienverhältnisse [und] Vermögen„[10].
Ein „Ritter legitmiert sich nicht durch adelige Geburt, sondern durch eigene Leistung“[11]. So wird ihm beispielsweise durch einen erfolgreichen Kampf das Ansehen der Gesellschaft zuteil.


zuht

Die höfische Erziehung wird in der mittelalterlichen Dichtung mit dem Wort „zuht“ bezeichnet. Wer sich am Fürstenhof aufhält, muss die höfische Verhaltenskultur kennen: Gutes Benehmen und vor allem der richtigen Umgang mit den Damen sind wichtig.
Der Begriff steht in enger Beziehung zur Gesellschaftslehre der „hövescheit“ („höfische Erziehung, höfisches Wesen, höfische Tugend“[12])


Literatur

  • Joachim Bumke, Höfische Kultur - Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter 7. Auflage 1994, Deutscher Taschenbuchverlag, München
  • Rüdiger Brandt, Grundkurs germanistische Mediävistik/ Literaturwissenschaft, 1999 Wilhelm Fink Verlag, München
  • Berenike Krause, Kultur, Wissenschaft, Literatur - Die milte-Thematik in der mittelhochdeutschen Sangspruchdichtung, Peter Lang Europäischer Verlag der Wissenschaften,Frankfurt am Main 2005
  • Hilkert Weddige, Einführung in die germanistische Mediävistik 6. Auflage 2006, Verlag C.H. Beck, München



Einzelnachweise

  1. Joachim Bumke, Höfische Kultur S.416
  2. Rüdiger Brandt, Grundkurs germanistische Mediävistik/ Literaturwissenschaf, S. 194 Z. 5 - 6
  3. Joachim Bumke, Höfische Kultur, S. 418, Z. 22- 23
  4. ebd., S. 418 Z. 28 - 29
  5. Rüdiger Brandt, Grundkurs germanistische Mediävistik/ Literaturwissenschaft, S. 193 Z. 26
  6. Berenike Krause, Kultur, Wissenschaft, Literatur - Die milte-Thematik in der mittelhochdeutschen Sangspruchdichtung S. 126
  7. ebd. S. 127 Z. 4 - 5
  8. ebd. S.127 Z. 7
  9. Rüdiger Brandt, Grundkurs gemanistische Mediävistik/Literaturwissenschaft, S. 184 Z. 23
  10. ebd., S. 184 Z. 20 - 21
  11. Hilkert Weddige, Einführungn in die germanistische Mediävistik, S.173 Z. 35 - 36
  12. Joachim Bumke, Höfische Kultur, S. 425 Z. 27, 31 - 32