New Philology: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Begriff "New Philology" bezeichnet eine vorallem in Frankreich und den USA vertretete Position von Forschern, die in den 90er Jahren starke Kritik an der textkritischen Methode und Normalisierung mittelalterlicher Texte nach der alten Editionsphilologie nach Karl Lachmann ausübte.
Der Begriff "New Philology" bezeichnet eine vor allem in Frankreich und den USA vertretete Position von Forschern, die in den 90er Jahren starke Kritik an der textkritischen Methode und Normalisierung mittelalterlicher Texte nach der alten Editionsphilologie nach Karl Lachmann äußerte.
 
 


==Kritik==
==Kritik==


Die "New Philology" kritisiert vorallem die Autorzentriertheit der traditionellen alten Philologie, die insbesondere in der textkritischen Methode von Karl Lachmann (Lachmannsche Methode) vertreten ist. Die textkritische Methode, die primär ein möglichst vom Herausgeber autornahe rekonstruierte Fassung eines Orginals zu erstellen versucht (Archetyp), führe nach der Forscherposition der "New Philology" zu einer Verfälschung des überlieferten Textes und käme dem Orginal in keinster Weise gleich. Darüber hinaus kritisiert die "New Philology" die sogenannte Stemma-Philologie, die eine Überlieferungsgeschichte eines mittelalterlichen Textes zu rekonstruieren versucht.  
Die "New Philology" kritisiert vorallem die Autorzentriertheit der traditionellen alten Philologie, die insbesondere in der textkritischen Methode von [[Karl Lachmann]] (Lachmannsche Methode) vertreten ist. Die [[textkritische Methode]] versucht primär eine möglichst vom Herausgeber autornahe rekonstruierte Fassung eines Orginals zu erstellen ( [[Archetyp]] ) und bereits zur Verfügung stehende Überlieferungen zu analysieren und zu vergleichen. Dabei werden Einflüsse auf den Text im Laufe der Zeit herausgearbeitet.
Die "New Philology" fordert höchste Priorität mittelalterlicher Überlieferungen und Fassungen und betont die Eigenheit mittelalterlicher Texte in Bezug auf das damalige Literaturverständnis und dem geschichtlichen Kontext.  
Nach Forscherposition der "New Philology" führe dieses Vorgehen zu einer Verfälschung des überlieferten Textes und die Rekonstruktion käme dem Orginal keineswegs gleich. Darüber hinaus kritisiert die "New Philology" die sogenannte Stemma-Philologie, die eine Überlieferungsgeschichte eines Textes z.B. aus dem Mittelalter zu rekonstruieren versucht.  
In Bezug auf die Normalisierung mittelalterlicher Texte, beispielsweise durch die Vereinheitlichung der Schreibweise und Grammatik, sowie Auflösung von Abbreviaturen (Abkürzungen) und Einführung von Interpunktion, so lehnt die "New Phlology" diese Vorgehensweise der alten Philologie grundsätzlich ab.
"New Philology" fordert höchste Priorität der mittelalterlichen Überlieferungen und Fassungen und betont die Eigenheit dieser Texte in Bezug auf das damalige Literaturverständnis und den geschichtlichen Kontext.  
Die [[Normalisierung]] mittelalterlicher Texte als Vorgehensweise der alten Philologie, beispielsweise durch die Vereinheitlichung der Schreibweise und der Grammatik sowie Auflösung von Abbreviaturen (Abkürzungen) und Einführung von Interpunktion, lehnt die "New Philology" grundsätzlich ab.
 
==Literaturhinweise==
 
* Karl Stackmann, Neue Philologie? in: Modernes Mittelalter. Neue Bilder einer populären Epoche, hg. von Joachim Heinzle, Frankfurt a. M./Leipzig 1999, S. 398-427.
* Bernard Cerquiglini, Éloge de la variante. Histoire critique de la philologie, Paris 1989, S.111/25
 
[[Kategorie: Artikel]]

Aktuelle Version vom 25. Februar 2016, 14:33 Uhr

Der Begriff "New Philology" bezeichnet eine vor allem in Frankreich und den USA vertretete Position von Forschern, die in den 90er Jahren starke Kritik an der textkritischen Methode und Normalisierung mittelalterlicher Texte nach der alten Editionsphilologie nach Karl Lachmann äußerte.


Kritik

Die "New Philology" kritisiert vorallem die Autorzentriertheit der traditionellen alten Philologie, die insbesondere in der textkritischen Methode von Karl Lachmann (Lachmannsche Methode) vertreten ist. Die textkritische Methode versucht primär eine möglichst vom Herausgeber autornahe rekonstruierte Fassung eines Orginals zu erstellen ( Archetyp ) und bereits zur Verfügung stehende Überlieferungen zu analysieren und zu vergleichen. Dabei werden Einflüsse auf den Text im Laufe der Zeit herausgearbeitet. Nach Forscherposition der "New Philology" führe dieses Vorgehen zu einer Verfälschung des überlieferten Textes und die Rekonstruktion käme dem Orginal keineswegs gleich. Darüber hinaus kritisiert die "New Philology" die sogenannte Stemma-Philologie, die eine Überlieferungsgeschichte eines Textes z.B. aus dem Mittelalter zu rekonstruieren versucht. "New Philology" fordert höchste Priorität der mittelalterlichen Überlieferungen und Fassungen und betont die Eigenheit dieser Texte in Bezug auf das damalige Literaturverständnis und den geschichtlichen Kontext. Die Normalisierung mittelalterlicher Texte als Vorgehensweise der alten Philologie, beispielsweise durch die Vereinheitlichung der Schreibweise und der Grammatik sowie Auflösung von Abbreviaturen (Abkürzungen) und Einführung von Interpunktion, lehnt die "New Philology" grundsätzlich ab.

Literaturhinweise

  • Karl Stackmann, Neue Philologie? in: Modernes Mittelalter. Neue Bilder einer populären Epoche, hg. von Joachim Heinzle, Frankfurt a. M./Leipzig 1999, S. 398-427.
  • Bernard Cerquiglini, Éloge de la variante. Histoire critique de la philologie, Paris 1989, S.111/25