Kaufmannsmotivik (Gottfried von Straßburg, Tristan): Unterschied zwischen den Versionen

Aus MediaeWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(angelegt)
 
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
Wann taucht der Berufsstand des Kaufmanns auf und wie wird er im Tristan bewertet?
Wann taucht der Berufsstand des Kaufmanns auf und wie wird er im Tristan bewertet?
==Der Kaufmann im Mittelalter==
Der Stand des Kaufmanns war vor dem 11. und 12. Jahrhundert sehr negativ behaftet, da unterstellt wurde, der Kaufmann würde einerseits nichts erschaffen und andererseits lediglich Zeit verkaufen, die als Gegenstand Gottes betrachtet wurde und somit nicht verkauft werden durfte.[Buschinger 1987: S. 532] Zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert vollzog sich jedoch ein wirtschaftlicher und sozialer Wechsel, der Handel erfuhrt einen Aufschwung und das Ansehen des Kaufmanns wurde rehabilitiert.[Buschinger 1987: S. 532] Ende des 12. Jahrhunderts wird er für das Beschaffen von lebensnotwendigen Waren oder auch Luxusgütern sogar geschätzt, seine Schwierigkeiten und Probleme rechtfertigten seinen Gewinn.[Buschinger 1987: S. 532f.]
==Vorkommen==
Tristan nutzt den Stand des Kaufmannes in mehreren Episoden, um über seine wahre Herkunft hinwegzutäuschen[Brennig 1993:  194] und eine Rechtfertig für seinen Aufenthalt am jeweiligen Ort zu geben.[Buschinger 1987: 533] Dabei unterliegt er stets der Prüfung einer Hofgesellschaft[Brennig 1993: S. 195] und muss seine Rolle perfekt beherrschen, um vor ihnen zu bestehen. <br/>
So zum Beispiel bei der ersten Irlandfahrt, zu der Tristan aufbricht, um seine Wunden vom [[Morold|Morolt]]-Kampf von der alten [[Die Isolde-Charaktere|Isolde]] heilen zu lassen. Er lässt die Iren glauben, dass er zunächst ein höfischer Spielmann gewesen und schließlich aus Habsucht zum Kaufmann geworden sei. Auf einer Schiffreise von Spanien nach Britannien seien er und sein Geschäftspartner überfallen worden, sodass er alleine und verwundet in Irland gelandet sei (vgl. Verse 7547 - 7630<ref>Mit Versangabe im Folgenden zitiert aus Gottfried von Straßburg:Tristan. Hrsg. von Rüdiger Krohn. Stuttgart 1993 (Universalbibliothek4471, 4472).</ref>).<br/>
Jedoch kommen im 'Tristan' auch "echte" Kaufmänner vor.
==Erzählerbewertung==
==Bedeutung==
Lange Zeit maß die Forschung der Kaufmannsmotivik keine größere Bedeutung zu, sie wurde unter dem Aspekt der Lügengeschichten Tristans sogar als verwerflich angesehen.[Brennig 1993: S.193]
==Anmerkungen==
<references />
==Literatur==
<harvardreferences />
*[*Brennig 1993] Brennig, Heribert R.: Der Kaufmann im Mittelalter: Literatur - Wirtschaft - Gesellschaft. Pfaffenweiler 1993. S.193 - 
*[*Buschinger 1987] Buschinger, Danielle: Das Bild des Kaufmanns im Tristan-Roman und bei Wolfram von Eschenbach. In:Zeitschrift für Germanistik. In Jahrgang 1987, Band 5. S. 532-543.

Version vom 18. Januar 2011, 15:24 Uhr

Wann taucht der Berufsstand des Kaufmanns auf und wie wird er im Tristan bewertet?

Der Kaufmann im Mittelalter

Der Stand des Kaufmanns war vor dem 11. und 12. Jahrhundert sehr negativ behaftet, da unterstellt wurde, der Kaufmann würde einerseits nichts erschaffen und andererseits lediglich Zeit verkaufen, die als Gegenstand Gottes betrachtet wurde und somit nicht verkauft werden durfte.[Buschinger 1987: S. 532] Zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert vollzog sich jedoch ein wirtschaftlicher und sozialer Wechsel, der Handel erfuhrt einen Aufschwung und das Ansehen des Kaufmanns wurde rehabilitiert.[Buschinger 1987: S. 532] Ende des 12. Jahrhunderts wird er für das Beschaffen von lebensnotwendigen Waren oder auch Luxusgütern sogar geschätzt, seine Schwierigkeiten und Probleme rechtfertigten seinen Gewinn.[Buschinger 1987: S. 532f.]

Vorkommen

Tristan nutzt den Stand des Kaufmannes in mehreren Episoden, um über seine wahre Herkunft hinwegzutäuschen[Brennig 1993: 194] und eine Rechtfertig für seinen Aufenthalt am jeweiligen Ort zu geben.[Buschinger 1987: 533] Dabei unterliegt er stets der Prüfung einer Hofgesellschaft[Brennig 1993: S. 195] und muss seine Rolle perfekt beherrschen, um vor ihnen zu bestehen.
So zum Beispiel bei der ersten Irlandfahrt, zu der Tristan aufbricht, um seine Wunden vom Morolt-Kampf von der alten Isolde heilen zu lassen. Er lässt die Iren glauben, dass er zunächst ein höfischer Spielmann gewesen und schließlich aus Habsucht zum Kaufmann geworden sei. Auf einer Schiffreise von Spanien nach Britannien seien er und sein Geschäftspartner überfallen worden, sodass er alleine und verwundet in Irland gelandet sei (vgl. Verse 7547 - 7630[1]).

Jedoch kommen im 'Tristan' auch "echte" Kaufmänner vor.

Erzählerbewertung

Bedeutung

Lange Zeit maß die Forschung der Kaufmannsmotivik keine größere Bedeutung zu, sie wurde unter dem Aspekt der Lügengeschichten Tristans sogar als verwerflich angesehen.[Brennig 1993: S.193]

Anmerkungen

  1. Mit Versangabe im Folgenden zitiert aus Gottfried von Straßburg:Tristan. Hrsg. von Rüdiger Krohn. Stuttgart 1993 (Universalbibliothek4471, 4472).

Literatur

<harvardreferences />

  • [*Brennig 1993] Brennig, Heribert R.: Der Kaufmann im Mittelalter: Literatur - Wirtschaft - Gesellschaft. Pfaffenweiler 1993. S.193 -
  • [*Buschinger 1987] Buschinger, Danielle: Das Bild des Kaufmanns im Tristan-Roman und bei Wolfram von Eschenbach. In:Zeitschrift für Germanistik. In Jahrgang 1987, Band 5. S. 532-543.