Reinhart der Sieger (Reinhart Fuchs): Unterschied zwischen den Versionen

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*[*Ruh 1980]Ruh, Kurt: Reinhart Fuchs: Eine antihöfische Kontrafaktur, in: Höfische Epik des deutschen Mittelalters, Berlin 1980
*[*Ruh 1980]Ruh, Kurt: Reinhart Fuchs: Eine antihöfische Kontrafaktur, in: Höfische Epik des deutschen Mittelalters, Berlin 1980
* [*Bertau 1983] Bertau, Karl: 'Reinhart Fuchs'. Ästhetische Form als historische Form, in: ders.: Über Literaturgeschichte. Literarischer Kunstcharakter und Geschichte in der höfischen Epik um 1200, München 1983

Version vom 22. Juni 2020, 12:55 Uhr

Inhalt

"Ein Unglückstag Reinharts,und dies, obschon er seine kundikeit mannigfach unter Beweis stellt. Das steht im krassen Gegensatz zum Erfolg von Reinharts Finten in der Haupthandlung. Das epische Vorzeichen ist wohl deshalb verquer gesetzt, weil es im Hinblick auf die späteren, vielfach kriminell zu nennenden Taten des Protagonisten nötig schien, diesem beim Publikum einige Symphatien zu sichern: dem Erfolglosen mit reichen Gaben werden sie nie verwehrt."[Ruh 1980:18]

Spätestens nachdem er dem Wolf Isegrin begegnet, kommt es zu einem Wendepunkt in Reinharts Geschichte. Auf einmal gelingen ihm seine Listen und Tricks, mit seiner Gerissenheit fügt er nicht nur Isengrin, sondern auch anderen Tieren erheblichen Schaden zu. Wie und wann von einem Verlierer zu einem Sieger wird, dem nahezu jede seiner Listen gelingt, wird in folgendem Artikel genauer untersucht.

Erzählstruktur - Reinharts Entwicklung oder Reinharts Vielschichtigkeit?

Dass Reinharts Listen erst im Laufe der Handlung von Erfolg gekröhnt sind, lässt sich nicht leugnen. Fraglich ist jedoch, inwiefern diese Entwicklung erzähltheoretisch gedeutet werden kann. Im Bezug auf die Erzählstruktur des Reinhart Fuchs gibt es hierbei nach Kurt Ruh[Ruh 1980] und Karl Bertau [Bertau 1983] zwei verschiedene Ansätze. Nach Bertau handelt es sich demnach beim Reinhart Fuchs um eine paradigmatische Episodensammlung, in der alle Ereignisse und Szenen unabhängig von ihrer zeitlichen Abfolge gedeutet werden können. Das würde bedeuten, dass die zeitliche Einordnung Reinharts Niederlagen irrelevant wäre. Darüber hinaus würde dieser Deutungsansatz eine Analyse Reinharts Entwicklung ausschließen, da Reinharts Niederlagen auch gegen Ende der Handlung stehen könnten. Reinhart würde sich also nicht vom Verlierer zum Gewinner entwickeln, sondern wäre von Anfang an beides. Für eine Analyse Reinhart des Gewinners scheint Ruhs Ansatz jedoch ergiebiger zu sein. Die Struktur wäre hierbei als syntagmatische Reihung anzusehen, bei der die chronologische Abfolge sowohl für Entwicklungen in der Handlung, als auch im Bezug auf die Entwicklungen und Veränderungen der Figuren ausschlaggebend wäre. In diesem Zusammenhang wäre Reinharts schlechter Tag, beziehungsweise Reinharts Niederlagen zu Beginn als eine Art Vorhandlung zu sehen, der zwei gleichgroße Hauptteile(Fuchs-Wolf-Auseinandersetzung und König Vrevels Hoftag), die sich kontrastierend gegenüberstehen, folgen.

Inwiefern die syntagmatische Betrachtungsweise außerdem sinnvoller im Bezug auf Reinharts Figur sein kann, folgt...







<HarvardReferences />'.

  • [*Bertau 1983] Bertau, Karl: 'Reinhart Fuchs'. Ästhetische Form als historische Form, in: ders.: Über Literaturgeschichte. Literarischer Kunstcharakter und Geschichte in der höfischen Epik um 1200, München 1983
  • [*Ruh 1980] Ruh, Kurt: Höfische Epik des deutschen Mittelalters. Bd. 2: 'Reinhart Fuchs', 'Lanzelet', Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg, Berlin 1980 (Grundlagen der Germanistik 25)

Reinharts letzte Niederlage

Nachdem Reinharts Listen vom Hahn Scantecler, der Meise und auch vom Raben Diezelin durchschaut wurden, begegnet er seinem vermeintlich nächsten Opfer. Aus einer Laune heraus beschließt Reinhart den Versuch zu starten, auch den Kater Diephret in eine Falle zu locken. Doch erneut scheitert Reinhart und sein erneuter Misserfolg kostet ihn beinahe das Leben.

Reinhart in der Falle

Mittelhochdeutsch Übersetzung
Reinhart mochte niht gevliehen, Reinhart vermochte nicht zu fliehen.
mit dem hovbte wanckt er hin baz, Aber er konnte seinen Kopf bewegen,
an der zi t tet er daz. und so riss er ihn genau zum richtigen Zeitpunkt fort.
der gebvr slvc, daz die drvhe brach, Der Bauer schlug auf die Falle, sodass diese zerbrach.
Reinharte nie liber geschach: Reinhart geschah noch nie etwas besseres,
er wonte han verlern daz leben, hatte er sich doch schon damit abgefunden, sein Leben zu lassen.
sine kel was vm vunf schillige geben. Der Preis für seinen Kragen betrug fünf Schilling.
Reinhart sich niht sovmte, Reinhart verweilte nicht
die herberge er rovmte, an dem Ort, an dem er sich befand
in dvchte da vil vngemach. und an dem er sich sehr unwohl fühlte.
der gebvr im iemerliche nach sach. Der Bauer konnte ihm nur noch jämmerlich hinterhersehen.
er begende sich seihen scheiden, Er begann sich selbst zu rügen,
er mvste mit anderm gvte gelden. da er jetzt anders an Geld herankommen musste.

(RF,372-384) [1]


Durch seine geistesgegenwärtige Handlung gelingt es Reinhart, seinen Kopf in letzter Sekunde aus der Schlinge zu ziehen und sich selbst sein Leben zu retten. Inwiefern diese Szene als eine Art Wendepunkt in Reinharts Geschichte betrachtet werden kann, wird im Folgenden genauer betrachtet.

Geistesgegenwart und "kündikeit"

Im Laufe der Handlung gelingen Reinhart seine Listen und Tricks immer besser. Zwar gerät er weiterhin in Notsituationen, es gelingt ihm jedoch immer wieder, sich aus diesen zu befreien und sie darüber hinaus zu seinem Vorteil auszunutzen...

Handlungsmotive

Vorsatz und Notwehr

Literatur

<HarvardReferences />

  • [*Ruh 1980]Ruh, Kurt: Reinhart Fuchs: Eine antihöfische Kontrafaktur, in: Höfische Epik des deutschen Mittelalters, Berlin 1980
  • [*Bertau 1983] Bertau, Karl: 'Reinhart Fuchs'. Ästhetische Form als historische Form, in: ders.: Über Literaturgeschichte. Literarischer Kunstcharakter und Geschichte in der höfischen Epik um 1200, München 1983
  1. Alle Versangaben beziehen sich auf Heinrich der Glîchezâre (1976): Reinhart Fuchs. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch, Stuttgart: Reclam.