Der Hort (Nibelungenlied): Unterschied zwischen den Versionen
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Wie schon zuvor erwähnt, gibt es frühe Bildzeugnisse der mythischen Vorgeschichte des Horts, in denen auch die Verbindung zu den Göttern aufgezeigt werden. Diese Verbindung mit Göttern schafft eine Exorbitanz des Goldes und somit eine Exorbitanz der Person, welche den Hort besitzt. Somit wird durch diese Eigenschaft das Gold auch als Attribut Sigurds bezeichnet und angesehen. Aber erst durch den Fluch, welcher auf dem Hort liegt bekommt der Schatz eine übernatürliche Herkunft und wird so zu einem mythischen Gegenstand. Der Fluch wirkt dann aber über den Hort hinaus und durch eben diesen sterben Sigurd, Gunnar und Högni. | Wie schon zuvor erwähnt, gibt es frühe Bildzeugnisse der mythischen Vorgeschichte des Horts, in denen auch die Verbindung zu den Göttern aufgezeigt werden. Diese Verbindung mit Göttern schafft eine Exorbitanz des Goldes und somit eine Exorbitanz der Person, welche den Hort besitzt. Somit wird durch diese Eigenschaft das Gold auch als Attribut Sigurds bezeichnet und angesehen. Aber erst durch den Fluch, welcher auf dem Hort liegt bekommt der Schatz eine übernatürliche Herkunft und wird so zu einem mythischen Gegenstand. Der Fluch wirkt dann aber über den Hort hinaus und durch eben diesen sterben Sigurd, Gunnar und Högni. | ||
Die Funktionen des Hortes im Nibelungenlied gehen über das Attribut von Schatz und Besitz hinaus. Es wurde schon öfters versucht die Funktionsmuster des Horts mit einzelnen Episoden und Figurenkonstellationen zu verknüpfen, um einheitliche Funktionen ausfindig zu machen und herauszufinden, wann welche Funktion eintritt. Dies ist allerdings schwierig, da eine Ambivalenz herrscht. Zum einen dient der Hort als narrativer Indikator, welcher Grenzen von Kalkulationen darlegt. Weiter aber zeigt der Hort heroische Stärken von Figuren der Erzählung, im größten Teil vor allem von Siegfried. Der Hort stellt ebenfalls ein Hin- und Her der herrlichen Darstellung von Brünhilt und Kriemhilt dar, da beide abwechselnd durch den Schatz machtvoll dargestellt werden. Auch bei der Mobilisierung, sowie der Akkumulierung von Kriegermassen spielt der Hort eine deutliche Rolle, wie bei Kriemhilt zu sehen ist, denn sie nutzt den Schatz, um Krieger auf ihre Seite zu bekommen. Aber natürlich ist die wichtigste Funktion des Hortes, wie bereits erwähnt die Aufzeigung und Ausstrahlung von Macht dessen, der den Hort besitzt. [Gebert 2017] | Die Funktionen des Hortes im Nibelungenlied gehen über das Attribut von Schatz und Besitz hinaus. Es wurde schon öfters versucht die Funktionsmuster des Horts mit einzelnen Episoden und Figurenkonstellationen zu verknüpfen, um einheitliche Funktionen ausfindig zu machen und herauszufinden, wann welche Funktion eintritt. Dies ist allerdings schwierig, da eine Ambivalenz herrscht. Zum einen dient der Hort als narrativer Indikator, welcher Grenzen von Kalkulationen darlegt. Weiter aber zeigt der Hort heroische Stärken von Figuren der Erzählung, im größten Teil vor allem von Siegfried. Der Hort stellt ebenfalls ein Hin- und Her der herrlichen Darstellung von Brünhilt und Kriemhilt dar, da beide abwechselnd durch den Schatz machtvoll dargestellt werden. Auch bei der Mobilisierung, sowie der Akkumulierung von Kriegermassen spielt der Hort eine deutliche Rolle, wie bei Kriemhilt zu sehen ist, denn sie nutzt den Schatz, um Krieger auf ihre Seite zu bekommen. Aber natürlich ist die wichtigste Funktion des Hortes, wie bereits erwähnt die Aufzeigung und Ausstrahlung von Macht dessen, der den Hort besitzt. [Gebert 2017] | ||
= Der Hort im Zentrum der Macht, der Gier und der Rache = | |||
Siegfried herrscht zu Beginn über den Hort und besitzt zudem die Tarnkappe. Der Hort steht neben seiner Mythizität besonders für ökonomische Potenz und Handlungsmacht [Mühlherr 2009]. Der Hort verleiht unter anderem Siegfried eine unvorstellbare Macht und dieser macht Siegfried zum Heros [Müller 2015]. Der Hort gilt somit als das Zentrum und den Ursprung von Macht. Er kann als Schutzmittel sowie als Angriffsmittel gelten und verwendet werden; zudem wird er geteilt, als Siegfried die Tarnkappe und das Schwert mit sich nimmt und den restlichen Teil verbergen lässt. | |||
Unter anderem wird der eine Teil des Hortes zweckentfremdet: Siegfried nutzt unter anderem die Tarnkappe, um den Werbungsbetrug an Brünhild zu vollenden. Durch seine Eheschließung mit Kriemhild schenkt er ihr den Hort als “Morgengabe”, ansonsten fängt Siegfried jedoch wenig damit an. Die Macht des Hortes zeigt sich zudem dadurch, dass Gunther erst der Mächtigste sein kann, als Siegfried tot ist und der Hort ihm keine Macht mehr verleihen kann. [Mühlherr 2009] | |||
Wie der Hort Macht bringen kann, so bringt er auf der anderen Seite ebenso sehr Gier nach Gold und Macht mit sich. Somit dient der Hort ebenfalls als ein Objekt der Begierde und kann eine emotionale Funktion einnehmen. Durch die Eheschließung mit Siegfried erhält Kriemhild den Hort. Nach dessen Entwendung durch die Burgunden nach Siegfrieds Tod wird Kriemhild vor allem durch die Hoffnung auf das Wiedererlangen des Hortes motiviert [Mühlherr 2009]. Durch den Hortraub, durch Hagens List, wird deutlich, wie stark der Hort auch für Skrupellosigkeit und Grausamkeit stehen kann. Die Emotionalität steigert sich dahin, dass Kriemhilds Rachezug auf der Suche nach dem Hort viele Tote fordert. Der Hort kann hier vor allem in der Funktion der Gewalt gesehen werden. Diese Spannung entlädt sich erst dann, als der Ort des Hortes niemandem mehr bekannt ist [Mühlherr 2009]. Hiermit, mit dem Verschwinden des Hortes, endet die Gier, die Macht und die emotionale Geladenheit. | |||
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[*Edda 2018] Krause, Arnulf, ed. Die Heldenlieder der Älteren Edda. Ditzingen: Reclam, 2018. Print. Reclams Universalbibliothek. 18142. | [*Edda 2018] Krause, Arnulf, ed. Die Heldenlieder der Älteren Edda. Ditzingen: Reclam, 2018. Print. Reclams Universalbibliothek. 18142. | ||
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<HarvardReferences /> | |||
[*Mühlherr 2009] Mühlherr, Anna. "Nicht Mit Rechten Dingen, Nicht Mit Dem Rechten Ding, Nicht Am Rechten Ort: Zur Tarnkappe Und Zum Hort Im Nibelungenlied." Beiträge Zur Geschichte Der Deutschen Sprache Und Literatur (Tübingen), vol. 131, no. 3, 2009, pp. 461-492. | |||
<HarvardReferences /> | |||
[*Müller 2015] Müller, Jan-Dirk. Das Nibelungenlied. vol. 5, Schmidt, Berlin, 2015. |
Version vom 21. September 2020, 12:30 Uhr
<HarvardReferences /> [*Mühlherr 2009] Mühlherr, Anna. "Nicht Mit Rechten Dingen, Nicht Mit Dem Rechten Ding, Nicht Am Rechten Ort: Zur Tarnkappe Und Zum Hort Im Nibelungenlied." Beiträge Zur Geschichte Der Deutschen Sprache Und Literatur (Tübingen), vol. 131, no. 3, 2009, pp. 461-492.
<HarvardReferences /> [*Müller 2015] Müller, Jan-Dirk. Das Nibelungenlied. vol. 5, Schmidt, Berlin, 2015.