Der Hort (Nibelungenlied): Unterschied zwischen den Versionen
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 11: | Zeile 11: | ||
Die Vorgeschichte wird im Folgenden beschrieben: Hreidmarr, Reginns Vater hatte zwei weitere Söhne, Fafnir und Otter. Letzterer nahm oft, wie sein Name schon sagt, die Gestalt eines Otters an. Eines Tages töten die drei Asen (nordische Götter), namens Odin, Loki und Hönir, einen Otter und brachten diesen zu Hreidmarr. Als dieser seinen Sohn im Otterbalg erkennt verlangt er von den Asen einen Schatz, der den toten Körper füllt und überdeckt. So zogen die Asen los und holten sich einen großen Schatz von Andwari, einem Zwerg, der sich in die Gestalt eines Hechtes verwandelt hatte. Nachdem die Asen all sein Gold genommen hatten, spricht der Zwerg zum ersten Mal vom Fluch, welcher auf dem Gold liegt und Tod und Streit über sie bringen wird. So übergeben die Asen den Schatz an Hreidmarr, welcher dann von Fafnir angehalten wird ihm eine Verwandtenbuße zu geben, doch Hreidmarr verweigert es ihm. Somit tötet Fafnir seinen Vater im Schlaf. Als Reginn später von Fafnir Verwandtenbuße fordert wird auch diesem der Schatz verwehrt. Fafnir verwandelt sich in einen Drachen, um den Hort zu beschützen. In diesem Zeitpunkt kommt Sigurd ins Spiel, welcher von Reginn angehalten wird Fafnir zu töten und ihm den Schatz zu übergeben. Vom Drachenkampf selbst wird auch in der Edda nicht viel erzählt, nur, dass Sigurd ihn von unten ersticht. Der Hauptteil der Interaktion Sigurds und Fafnirs besteht aus einem Gespräch, in dem Fafnir Sigurd vor dem Fluch des Schatzes warnt. Ebenso macht Fafnir ihn auf Reginns Verrat aufmerksam, was als „Wissensstrophe“ bezeichnet wird. [Edda 2018] | Die Vorgeschichte wird im Folgenden beschrieben: Hreidmarr, Reginns Vater hatte zwei weitere Söhne, Fafnir und Otter. Letzterer nahm oft, wie sein Name schon sagt, die Gestalt eines Otters an. Eines Tages töten die drei Asen (nordische Götter), namens Odin, Loki und Hönir, einen Otter und brachten diesen zu Hreidmarr. Als dieser seinen Sohn im Otterbalg erkennt verlangt er von den Asen einen Schatz, der den toten Körper füllt und überdeckt. So zogen die Asen los und holten sich einen großen Schatz von Andwari, einem Zwerg, der sich in die Gestalt eines Hechtes verwandelt hatte. Nachdem die Asen all sein Gold genommen hatten, spricht der Zwerg zum ersten Mal vom Fluch, welcher auf dem Gold liegt und Tod und Streit über sie bringen wird. So übergeben die Asen den Schatz an Hreidmarr, welcher dann von Fafnir angehalten wird ihm eine Verwandtenbuße zu geben, doch Hreidmarr verweigert es ihm. Somit tötet Fafnir seinen Vater im Schlaf. Als Reginn später von Fafnir Verwandtenbuße fordert wird auch diesem der Schatz verwehrt. Fafnir verwandelt sich in einen Drachen, um den Hort zu beschützen. In diesem Zeitpunkt kommt Sigurd ins Spiel, welcher von Reginn angehalten wird Fafnir zu töten und ihm den Schatz zu übergeben. Vom Drachenkampf selbst wird auch in der Edda nicht viel erzählt, nur, dass Sigurd ihn von unten ersticht. Der Hauptteil der Interaktion Sigurds und Fafnirs besteht aus einem Gespräch, in dem Fafnir Sigurd vor dem Fluch des Schatzes warnt. Ebenso macht Fafnir ihn auf Reginns Verrat aufmerksam, was als „Wissensstrophe“ bezeichnet wird. [Edda 2018] | ||
= | = Unerschöpflichkeit / Hochrechnungen = | ||
Hagens Bericht, über Siegfried und den Hort birgt keinerlei Details in sich, was jedoch deutlich wird ist, dass der Hort übermäßig groß ist: „Er sach sô vil gesteines, sô wir hoeren sagen, hundert kanzwegene ez möhten niht getragen, noch mê des rôten goldes von Nibelunge lant.“ [Nibelungenlied 2011: 30] Im Nibelungenlied wird der Hort als eine ungenutzte Reserve dargestellt, wie ein Geheimkonto welches vielfältige Machtansprüche und soziale Relationen manifestiert. Die Herrschaft im Nibelungenlied wird durch Tradition, Kraft und den Besitz des Schatzes dargelegt. Denn nur wer den Schatz besitzt, besitzt wahre Macht. [Gebert 2017] | Hagens Bericht, über Siegfried und den Hort birgt keinerlei Details in sich, was jedoch deutlich wird ist, dass der Hort übermäßig groß ist: „Er sach sô vil gesteines, sô wir hoeren sagen, hundert kanzwegene ez möhten niht getragen, noch mê des rôten goldes von Nibelunge lant.“ [Nibelungenlied 2011: 30] Im Nibelungenlied wird der Hort als eine ungenutzte Reserve dargestellt, wie ein Geheimkonto welches vielfältige Machtansprüche und soziale Relationen manifestiert. Die Herrschaft im Nibelungenlied wird durch Tradition, Kraft und den Besitz des Schatzes dargelegt. Denn nur wer den Schatz besitzt, besitzt wahre Macht. [Gebert 2017] | ||
In der gesamten Erzählung werden immer wieder Hochrechnungen des Schatzes angestellt, wie die Transportfragen in der 3. Und 19. Aventuire. Dadurch drückt die Erzählinstanz die | In der gesamten Erzählung werden immer wieder Hochrechnungen des Schatzes angestellt, wie die Transportfragen in der 3. Und 19. Aventuire. Dadurch drückt die Erzählinstanz die Unerschöpflichkeit des Hortes aus, was wiederum die unerklärbare Menge des Schatzes in den Vordergrund rückt. Interessant zu beobachten ist, dass die Burgunden, um den Hort zu erobern, über Schwellen von imaginärer zu realer und von höfischer zu heroischer Erzählwelt gleiten. [Gebert 2017:61] Dies ist zum Beispiel in Vers 1113 zu sehen: „Dar nâch vil unlange truogen si daz an, / daz diu vrouwe Kriemhilt den grôzen hort gewan / von Nibelunge lande und fuorte in anden Rîn. / er was ir morgengâbe, er solt ir billiche sîn.“ [Nibelungenlied 2011: 324] | ||
Hagen deutet im Nibelungenlied kurz auf die mythische Herkunft des Hortes hin, als wäre dies ein Hintergrundwissen, welche alle Zuhörer schon wüssten. Durch diese Andeutung der Herkunft zeigt Hagen, dass er die Realität der Gefahren sieht, welche durch die Verwendung des Schatzes erscheinen könnten. | Hagen deutet im Nibelungenlied kurz auf die mythische Herkunft des Hortes hin, als wäre dies ein Hintergrundwissen, welche alle Zuhörer schon wüssten. Durch diese Andeutung der Herkunft zeigt Hagen, dass er die Realität der Gefahren sieht, welche durch die Verwendung des Schatzes erscheinen könnten. | ||
Weiter kann über die Verschiebungen und Ebenen des Hortes diskutiert werden, da Siegfried bei der sogenannten „Morgengabe“ Kriemhilt den Hort übergibt und ihn somit horizontal zwischen den Ehepartnern verschiebt. Nach Siegfrieds Tod entwenden die Burgunden allerdings den Schatz und versenken ihn vertikal im Rhein. Der Hort strahlt nicht nur Macht und Reichtum auf, sondern besitzt im Nibelungenlied auch eine seelische Dimension. Diese hängt mit Kriemhilt zusammen: Kriemhilt gibt als sie Hunnenkönigin bei Etzel ist jedem Krieger Gold vom Schatz, wenn diese an ihren Schmerz denken. Dies wiederum wird als „Schmerzgemeinschaft“ bezeichnet. Ebenso werden durch den Hort machtvolle Akkumulationen von Figuren und Handlungsmotiven hervorgebracht. [Gebert 2017] | Weiter kann über die Verschiebungen und Ebenen des Hortes diskutiert werden, da Siegfried bei der sogenannten „Morgengabe“ Kriemhilt den Hort übergibt und ihn somit horizontal zwischen den Ehepartnern verschiebt. Nach Siegfrieds Tod entwenden die Burgunden allerdings den Schatz und versenken ihn vertikal im Rhein. Der Hort strahlt nicht nur Macht und Reichtum auf, sondern besitzt im Nibelungenlied auch eine seelische Dimension. Diese hängt mit Kriemhilt zusammen: Kriemhilt gibt als sie Hunnenkönigin bei Etzel ist jedem Krieger Gold vom Schatz, wenn diese an ihren Schmerz denken. Dies wiederum wird als „Schmerzgemeinschaft“ bezeichnet. Ebenso werden durch den Hort machtvolle Akkumulationen von Figuren und Handlungsmotiven hervorgebracht. [Gebert 2017] |