Winterlied 24: Unterschied zwischen den Versionen

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= Text und Übersetzung =
= Text<ref> Abdruck nach der Textausgabe von Edmund Wießner (ATB). </ref> in der Strophenfolge von R mit Ergänzungen und Übersetzung =


=== Strophe I ===
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=== Strophe II ===
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=== Strophe III ===
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| sô der tanz gein âbent an der strâze gie entwer. || So tanzten sie gegen Abend kreuz und quer.
| sô der tanz gein âbent an der strâze gie entwer. || So tanzten sie gegen Abend kreuz und quer.
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| mangen twerhen blic den wurfel sî mich mit den ougen an, || Manchen schiefen Blick warfen sie mir mit den Augen zu,
| mangen twerhen blic den wurfen sî mich mit den ougen an, || Manchen schiefen Blick warfen sie mir mit den Augen zu,
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| daz ich sunder mînes guoten willen vor in beiden ie ze sweime muose gân. || dass ich entgegen meinem Vorhaben das Weite suchen musste.
| daz ich sunder mînes guoten willen vor in beiden ie ze sweime muose gân. || dass ich entgegen meinem Vorhaben das Weite suchen musste.
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=== Strophe IV ===


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| Wê, daz mich sô manger hât von lieber stat gedrungen || Wehe, dass mich so mancher von dem schönen Ort vertrieben hat
| Wê, daz mich sô manger hât von lieber stat gedrungen || Wehe, dass mich so mancher von dem schönen Ort vertrieben hat
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| beidiu von der guoten unde ouch wîlent anderswâ! || erst von diesem Ort und auch einst von einem anderen!
| beidiu von der guoten unde ouch wîlent anderswâ! || sowohl von der Guten und auch anderswo!
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| oedelîchen wart von in ûf mînen tratz gesprungen. || Widerwärtig sprangen sie beim Tanz, was mich verärgert hat.
| oedelîchen wart von in ûf mînen tratz gesprungen. || Widerwärtig sprangen sie beim Tanz, was mich verärgert hat.
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| doch sô neic diu guote mir ein lützel über schildes rant. || Doch so verneigte sich die Schöne ein wenig hinter ihrem Schild vor mir.  
| doch sô neic diu guote mir ein lützel über schildes rant. || Doch so verneigte sich die Schöne ein wenig hinter ihrem Schild vor mir.  
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| gerne mugt ir hoeren, wie die dörper sint gekleidet: üppiclîch ist ir gewant. || Ihr wollt bestimmt gerne hören, wie sich die Bauern kleiden: Prächtig ist ihr Gewand.
| gerne mugt ir hoeren, wie die dörper sint gekleidet: üppiclîch ist ir gewant. || Ihr wollt bestimmt gerne hören, wie sich die Bauern kleiden: Übertrieben ist ihr Gewand.
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=== Strophe V ===


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| Enge röcke tragent sî und smale schaperûne,  || Sie tragen ein enges Obergewand,
| Enge röcke tragent sî und smale schaperûne,  || Enge Westen tragen sie und kurze Mäntel,  
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| rôte hüete, rinkelohte schuohe, swarze hosen. || rote Helme, Schnallenschuhe und schwarze Hosen.
| rôte hüete, rinkelohte schuohe, swarze hosen. || rote Hüte, Schnallenschuhe, schwarze Hosen.  
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| Engelmâr getet mir nie sô leide an Vriderûne, || Engelmar hat Friderun nie so Schlimmes angetan,
| Engelmâr getet mir nie sô leide an Vriderûne, || Engelmar hat mir mit Friederun nie so Leid zugefügt,  
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| sam die zwêne tuont. ich nîde ir phellerîne phosen, || wie diese zwei es tun. Ich hasse ihre seidenen Beutel,
| sam die zwêne tuont. ich nîde ir phellerîne phosen, || wie es die beiden tun. Ich hasse ihre seidene Gürteltaschen,
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| die si tragent: dâ lît inne ein wurze, heizet ingewer. || die sie tragen: Mit einer Ingwerwurzel darin.
| die si tragent: dâ lît inne ein wurze, heizet ingewer. || die sie tragen: darin liegt eine Wurzel, die heißt Ingwer.
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| der gap Hildebolt der guoten eine bî dem tanze; die gezuhte ir Willegêr. || Davon gab Hildebolt der Schönen eine beim Tanze; doch Williger nahm sie ihr weg.
| der gap Hildebolt der guoten eine bî dem tanze; die gezuhte ir Willegêr. || Die gab Hildebolt der Guten bei dem Tanz, die entriss ihr Willeger.
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=== Strophe Va (nach Hs. c) ===


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| Gern west ich, wie es die torpper vnter einander trachten. || Ich wüsste zu gerne, wie sich die Bauern kleiden, wenn sie unter sich sind.
| Gern west ich, wie es die torpper vnter einander trachten. || Gerne wüsste ich, was die Bauern tragen wenn sie zusammen sind.
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| sie trugen peckkelhauben, darczu lange swert || Sie trugen Eisenhauben und lange Schwerter dazu
| sie trugen peckkelhauben, darczu lange swert || Sie trugen Pickelhauben, dazu lange Schwerter.
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| ir spottigkeit, ir laster sie gar zu laster brachten: || ihr Spotten, ihre Beleidigungen brachten sie nur zu weiteren Vergehen:
| ir spottigkeit, ir laster sie gar zu laster brachten: || Ihre Spotten, ihre Vergehen brachten vollkommene Schande herbei:  
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| des wurdens durch die goller mer denn halb gewert. || Davon wurden sie durch den Brustharnisch fast abgehalten.
| des wurdens durch die goller mer denn halb gewert. || daher wurden sie durch das Späße treiben noch mehr verdorben.  
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| sie stritten mit einander einen ganczen summer langen tag. || Sie stritten miteinander den ganzen Sommer, Tag für Tag.
| sie stritten mit einander einen ganczen summer langen tag. || Sie stritten einen ganzen langen Sommertag miteinander.  
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| das ir geläße sahe herre Neithart, do er in dem vas bey dem wein lag. || Herr Neidhart sah, wie sie sich verhielten, denn er lag in einem Fass beim Wein.
| das ir geläße sahe herre Neithart, do er in dem vas bey dem wein lag. || Da sah Herr Neidhart ihr Benehmen, als er bei dem Fass Wein stand.  
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=== Strophe VI ===


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| Sagte ich nû diu maere, wie siz mit ein ander schuofen, || Wenn ich euch erzählen soll, was sie miteinander taten,
| Sagte ich nû diu maere, wie siz mit ein ander schuofen, || Erzählte ich nun die Geschichte, was sie miteinander treiben,  
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| des enweiz ich niht: ich schiet von danne sâ zehant. || so muss ich sagen, dass ich es nicht weiß: Denn ich eilte sofort davon.  
| des enweiz ich niht: ich schiet von danne sâ zehant. || das weiß ich nicht: Ich machte mich schnell davon.  
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| manneglîch begunde sînen vriunden vaste ruofen; || Jeder fing an, laut nach seinen Freunden zu rufen;
| manneglîch begunde sînen vriunden vaste ruofen; || Jeder begann seine Freunde laut zu rufen;  
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| einer der schrê lûte: „hilf, gevater Weregant!“ || Einer schrie laut: "Hilf, Gevatter Weregant!"
| einer der schrê lûte: „hilf, gevater Weregant!“ || einer schrie laut: „Hilfe, Gevatter Weregant!"  
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| er was lîhte in grôzen noeten, dô er sô nâch helfe schrê. || Er war womöglich in großen Nöten, weshalb er so um Hilfe schrie.
| er was lîhte in grôzen noeten, dô er sô nâch helfe schrê. || Er befand sich in großer Not, als er so nach Hilfe schrie.
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| Hildeboldes swester hôrte ich eines lûte schrîen: „wê mir mînes bruoder, wê!“ || Hildebolds Schwester hörte ich laut schreien: "Wehe mir mein Bruder, wehe!"
| Hildeboldes swester hôrte ich eines lûte schrîen: „wê mir mînes bruoder, wê!“ || Hildeboldes Schwester hörte ich laut schreien: „ Oh weh mein Bruder, oh weh!"
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=== Strophe VIa (nach Hs. d, c, s) ===


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| Dô kam schiere ein geteline geloufen von dem strîte: || Da kam bald ein Geselle vom Kampf zurück:
| Dô kam schiere ein geteline geloufen von dem strîte: || Da kam bald ein Bursche von dem Streit herbeigerannt;
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| den frâgt ich der maere. "Willeher mit ellen streit. || Ich fragte ihn nach der Wahrheit. "Willeher verteidigt sich mit den Ellenbogen.
| den frâgt ich der maere. "Willeher mit ellen streit. || den fragte ich nach der Geschichte. „Willeher streitet mit Ellen(bogen).  
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| Hildeboltes schapperûn der ist zerzerret wîte || Hildebolts Kapuzenmantel ist überall zerrissen
| Hildeboltes schapperûn der ist zerzerret wîte || Hildebolts Mantel ist überall zerissen
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| und dar zuo sîn enger roc wol drîer spannen breit." || und nebenbei sein Obergewand gut drei Spannen groß.
| und dar zuo sîn enger roc wol drîer spannen breit." || und dazu sein enges Obergewand wohl drei Spannen breit.
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| daz geschach umb eine wurzen, die man ûz der hende ir brach. || All das geschah wegen einer Wurzel, die man der Schönen weggenommen hatte.
| daz geschach umb eine wurzen, die man ûz der hende ir brach. || Dies geschah wegen einer Wurzel, die man ihr aus den Händen riss.  
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| des engalt vil mangiu spaehiu hûbe, die man bî dem tanze zerzerret ligen sach. || Dafür musste man mit einigen geschickten Hieben büßen, was man beim Tanze sah.
| des engalt vil mangiu spaehiu hûbe, die man bî dem tanze zerzerret ligen sach. || Daher geht es um viele schöne Hauben, die man bei dem Tanz <dort> zerrissen liegen sah.  
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=== Strophe VII ===


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=== Strophe VIII ===


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| Ich hân mînes herren hulde vloren âne schulde: || Beispiel
| Ich hân mînes herren hulde vloren âne schulde: || Ich habe die Ehre meines Herren dadurch verloren:
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| dâ von so ist mîn herze jâmers unde trûrens vol. || Beispiel
| dâ von so ist mîn herze jâmers unde trûrens vol. || Jetzt ist mein Herz voller Jammer und Trauer.
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| rîcher got, nu rihte mirz sô gar nâch dîner hulde, || Beispiel
| rîcher got, nu rihte mirz sô gar nâch dîner hulde, || Erhabener Gott, vergebe mir und richte mich nach deinem Wunsche,
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| manges werden friundes daz ich mich des ânen sol! || Beispiel
| manges werden friundes daz ich mich des ânen sol! || lass mich Freunde finden, sodass ich mich an deiner Huld erinnern soll!
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| des hân ich ze Beiern lâzen allez, daz ich ie gewan, || Beispiel
| des hân ich ze Beiern lâzen allez, daz ich ie gewan, || Ich werde alles, was ich je gewann, in Bayern aufgeben,
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| unde var dâ hin gein Ôsterrîche und wil mich dingen an den werden Ôsterman. || Beispiel
| unde var dâ hin gein Ôsterrîche und wil mich dingen an den werden Ôsterman. || und nach Österreich gehen und ein neuer Mann werden.
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=== Strophe IX ===


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| Mîner vînde wille ist niht ze wol an mir ergangen: || Beispiel
| Mîner vînde wille ist niht ze wol an mir ergangen: || Der böse Wille meiner Freunde ist bei mir nicht so gut ausgegangen:
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| wolde ez got, sîn mähte noch vil lîhte werden rât. || Beispiel
| wolde ez got, sîn mähte noch vil lîhte werden rât. || Wollte es Gott, so könnte seine Macht etwas davon abwenden.
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| in dem lande ze OEsterrîche wart ich wol enphangen || Beispiel
| in dem lande ze OEsterrîche wart ich wol enphangen || In dem Land Österreich wurde ich sehr gut empfangen
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| von dem edeln vürsten, der mich nû behûset hât. || Beispiel
| von dem edeln vürsten, der mich nû behûset hât. || von dem edlen Fürsten, der mich nun behütete.
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| hie ze Medelicke bin ich immer âne ir aller danc. || Beispiel
| hie ze Medelicke bin ich immer âne ir aller danc. || Hier in Melk bin ich immer allen sehr dankbar.
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| mir ist leit, daz ich von Eppen und von Gumpen ie ze Riuwental sô vil gesanc. || Beispiel
| mir ist leit, daz ich von Eppen und von Gumpen ie ze Riuwental sô vil gesanc. || Ich bin es Leid, dass ich von Eppen und Gumpen im Reuental so viel gesungen habe.
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=== Strophe IXa (nach Hs. c, s) ===


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| Her Nîthart hât uns hie verlâzen als diu krâ den stecken, || Beispiel
| Her Nîthart hât uns hie verlâzen als diu krâ den stecken, || Herr Neidhart hat uns hier verlassen wie die Krähe den Pfahl,
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| diu dâ hinne fliuget unde sitzet ûf ein sât. || Beispiel
| diu dâ hinne fliuget unde sitzet ûf ein sât. || die fliegt dahin und lässt sich auf einem Saatfeld nieder.
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| ez sol ein man mit fremden frouwen niht ze vil gezecken, || Beispiel
| ez sol ein man mit fremden frouwen niht ze vil gezecken, || es soll ein Mann nicht zu viel mit fremden Frauen herumnecken,
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| der der wâren schulde an sîner keine vunden hât. || Beispiel
| der der wâren schulde an sîner keine vunden hât. || der an seiner wahren Schuld keine (Wunden hat).
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| er niez sîn tegelîche spîse (der hât er dâ heime genouc), || Beispiel
| er niez sîn tegelîche spîse (der hât er dâ heime genouc), || er genießt seine tägliche Speise (von der hat er daheim genug),
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| lâz Hildebolten mit gemache! ez was ein eichel, die er bî im in dem biutel truoc. || Beispiel
| lâz Hildebolten mit gemache! ez was ein eichel, die er bî im in dem biutel truoc. || lass Hildebolt in Ruhe! Es war eine Eichel, die er bei sich in dem Beutel trug.
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=== Strophe X ===


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| Rädelohte sporen treit mir Fridepreht ze leide, || Beispiel
| Rädelohte sporen treit mir Fridepreht ze leide, || Radförmige Sporen trägt Fridepreht mir zum Leide,
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| niuwen vezzel hât er baz dan zweier hende breit. || Beispiel
| niuwen vezzel hât er baz dan zweier hende breit. || einen neuen Schwertgurt hat er, mehr als zwei Hände breit.
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| rucket er den afterreif hin wider ûf die scheide, || Beispiel
| rucket er den afterreif hin wider ûf die scheide, || Wenn er das Band (den Schwerthalter) wieder auf die Schwertscheide zieht,
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| wizzet, mîne vriunde, daz is mir ein herzenleit! || Beispiel
| wizzet, mîne vriunde, daz is mir ein herzenleit! || wisset, meine Freunde, dann tut mir das weh im Herzen!
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| zwêne niuwe hantschuoh er unz ûf den ellenbogen zôch. || Beispiel
| zwêne niuwe hantschuoh er unz ûf den ellenbogen zôch. || Zwei neue Handschuhe zog er bis auf den Ellbogen hoch.
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| mugt ir hoeren, wie der selbe gemzinc von der lieben hiuwer ab dem tanze vlôch? || Beispiel
| mugt ir hoeren, wie der selbe gemzinc von der lieben hiuwer ab dem tanze vlôch? || Wollt ihr hören, wie derselbe Gemsbock von der Lieben dieses Jahr vor dem Tanz floh?
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=== Strophe Xa (nach Hs. c) ===


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| Er gap versengelt wol, rehte als im waer an gebunden || Beispiel
| Er gap versengelt wol, rehte als im waer an gebunden || Er lief gewiss davon, geradewegs als ob ihm
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| ein swînes blâse, alsô man den wilden hunden tuot. || Beispiel
| ein swînes blâse, alsô man den wilden hunden tuot. || eine Schweinsblase angebunden worden wäre, wie man es bei den wilden Hunden macht.
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| ofte brach er sînen zelt, als sî doch wol befunden, || Beispiel
| ofte brach er sînen zelt, als sî doch wol befunden, || Oft unterbrach er seinen Schritt, wenn sie ihn auch wirklich bemerkten,
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| Hatze und Pletze und jeniu ir gespile Hademuot. || Beispiel
| Hatze und Pletze und jeniu ir gespile Hademuot. || Hatze und Pletze und jene, ihre Freundin Hademuot.
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| frâget Engeltrûten, wiez laeg umbe ir bruoder Fridebreht! || Beispiel
| frâget Engeltrûten, wiez laeg umbe ir bruoder Fridebreht! || Fragt doch Engeltrut, wie es um ihren Bruder Fridebreht steht!
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| "ach ach, er hât verrenket sich vor vorhte", alsô hât si mir geseit, "der toersche kneht." || Beispiel
| "ach ach, er hât verrenket sich vor vorhte", alsô hât si mir geseit, "der toersche kneht." || „Ach ach, er hat sich vor Angst verdreht“, so hat sie mir erzählt, „der dumme Knabe.“
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=== Strophe Xb (nach Hs. c) ===


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Aktuelle Version vom 3. Dezember 2020, 20:31 Uhr

Text[1] in der Strophenfolge von R mit Ergänzungen und Übersetzung

Strophe I

Mittelhochdeutsch Übersetzung
Sumer, dîner süezen weter müezen wir uns ânen; Sommer, auf dein schönes Wetter müssen wir nun verzichten;
dirre kalte winder trûren unde senen gît. Dieser kalte Winter weckt die Trauer und die Sehnsucht nach dir.
ich bin ungetroestet von der lieben wolgetânen. Von der lieben Schönen erfahre ich keinen Trost.
wie sol ich vertrîben dise lange swaere zît, Wie soll ich ich diese lange und schwere Zeit verbringen,
diu die heide velwet unde mange bluomen wolgetân? in der die Wiesen und viele schöne Blumen verblassen?
dâ von sint die vogele in dem walde des betwungen, daz si ir singen müezen lân. Die Vögel im Wald quält es, dass sie auf ihr Singen verzichten müssen.

Strophe II

Alsô hât diu vrouwe mîn daz herze mir betwungen, So hat meine Dame mir das Herz gebrochen,
daz ich âne vröude muoz verswenden mîne tage. sodass ich die Tage ohne Freude hinter mich bringen muss.
ez vervaehet niht, swaz ich ir lange hân gesungen; Was auch immer ich ihr lange vorgesungen habe war erfolglos;
mir ist alsô maere, daz ich mêre stille dage. Mir ist das egal, deshalb schweige ich besser für längere Zeit.
Ich geloube niht, das sî den mannen immer werde holt: Ich glaube nicht, dass sie den Männern in Zukunft zugeneigt sein wird:
wir verliesen, swaz wir dar gesingen unde gerûnen, ich und jener Hildebolt. Es ist umsonst, was auch immer wir singen und raunen, ich und jener Hildebolt.

Strophe III

Der ist nû der tumbist under geilen getelingen, Er ist nun der Dümmste unter den fröhlichen Gesellen,
er und einer, nennet man den jungen Willegêr: er und einer, den man den jungen Willegêr nennt:
den enkunde ich disen sumer nie von ir gedringen, Den konnte ich diesen Sommer nie von ihr wegdrängen,
sô der tanz gein âbent an der strâze gie entwer. So tanzten sie gegen Abend kreuz und quer.
mangen twerhen blic den wurfen sî mich mit den ougen an, Manchen schiefen Blick warfen sie mir mit den Augen zu,
daz ich sunder mînes guoten willen vor in beiden ie ze sweime muose gân. dass ich entgegen meinem Vorhaben das Weite suchen musste.

Strophe IV

Wê, daz mich sô manger hât von lieber stat gedrungen Wehe, dass mich so mancher von dem schönen Ort vertrieben hat
beidiu von der guoten unde ouch wîlent anderswâ! sowohl von der Guten und auch anderswo!
oedelîchen wart von in ûf mînen tratz gesprungen. Widerwärtig sprangen sie beim Tanz, was mich verärgert hat.
ir gewaltes bin ich vor in mînem schophe grâ. Von ihren Gewalttaten werden meine Haare schon ganz grau.
doch sô neic diu guote mir ein lützel über schildes rant. Doch so verneigte sich die Schöne ein wenig hinter ihrem Schild vor mir.
gerne mugt ir hoeren, wie die dörper sint gekleidet: üppiclîch ist ir gewant. Ihr wollt bestimmt gerne hören, wie sich die Bauern kleiden: Übertrieben ist ihr Gewand.

Strophe V

Enge röcke tragent sî und smale schaperûne, Enge Westen tragen sie und kurze Mäntel,
rôte hüete, rinkelohte schuohe, swarze hosen. rote Hüte, Schnallenschuhe, schwarze Hosen.
Engelmâr getet mir nie sô leide an Vriderûne, Engelmar hat mir mit Friederun nie so Leid zugefügt,
sam die zwêne tuont. ich nîde ir phellerîne phosen, wie es die beiden tun. Ich hasse ihre seidene Gürteltaschen,
die si tragent: dâ lît inne ein wurze, heizet ingewer. die sie tragen: darin liegt eine Wurzel, die heißt Ingwer.
der gap Hildebolt der guoten eine bî dem tanze; die gezuhte ir Willegêr. Die gab Hildebolt der Guten bei dem Tanz, die entriss ihr Willeger.

Strophe Va (nach Hs. c)

Gern west ich, wie es die torpper vnter einander trachten. Gerne wüsste ich, was die Bauern tragen wenn sie zusammen sind.
sie trugen peckkelhauben, darczu lange swert Sie trugen Pickelhauben, dazu lange Schwerter.
ir spottigkeit, ir laster sie gar zu laster brachten: Ihre Spotten, ihre Vergehen brachten vollkommene Schande herbei:
des wurdens durch die goller mer denn halb gewert. daher wurden sie durch das Späße treiben noch mehr verdorben.
sie stritten mit einander einen ganczen summer langen tag. Sie stritten einen ganzen langen Sommertag miteinander.
das ir geläße sahe herre Neithart, do er in dem vas bey dem wein lag. Da sah Herr Neidhart ihr Benehmen, als er bei dem Fass Wein stand.

Strophe VI

Sagte ich nû diu maere, wie siz mit ein ander schuofen, Erzählte ich nun die Geschichte, was sie miteinander treiben,
des enweiz ich niht: ich schiet von danne sâ zehant. das weiß ich nicht: Ich machte mich schnell davon.
manneglîch begunde sînen vriunden vaste ruofen; Jeder begann seine Freunde laut zu rufen;
einer der schrê lûte: „hilf, gevater Weregant!“ einer schrie laut: „Hilfe, Gevatter Weregant!"
er was lîhte in grôzen noeten, dô er sô nâch helfe schrê. Er befand sich in großer Not, als er so nach Hilfe schrie.
Hildeboldes swester hôrte ich eines lûte schrîen: „wê mir mînes bruoder, wê!“ Hildeboldes Schwester hörte ich laut schreien: „ Oh weh mein Bruder, oh weh!"

Strophe VIa (nach Hs. d, c, s)

Dô kam schiere ein geteline geloufen von dem strîte: Da kam bald ein Bursche von dem Streit herbeigerannt;
den frâgt ich der maere. "Willeher mit ellen streit. den fragte ich nach der Geschichte. „Willeher streitet mit Ellen(bogen).
Hildeboltes schapperûn der ist zerzerret wîte Hildebolts Mantel ist überall zerissen
und dar zuo sîn enger roc wol drîer spannen breit." und dazu sein enges Obergewand wohl drei Spannen breit.“
daz geschach umb eine wurzen, die man ûz der hende ir brach. Dies geschah wegen einer Wurzel, die man ihr aus den Händen riss.
des engalt vil mangiu spaehiu hûbe, die man bî dem tanze zerzerret ligen sach. Daher geht es um viele schöne Hauben, die man bei dem Tanz <dort> zerrissen liegen sah.

Strophe VII

Wâ bî sol man mîn geplätze hinne vür erkennen? Wodurch soll man mein Geschwätz künftig erkennen?
hie envor dô kande man iz wol bî Riuwental. Früher erkannte man es wohl unter dem Namen Reuental.
dâ von solde man mich noch von allem rehte nennen: So sollte man mich noch zu Recht nennen:
nust mir eigen unde lêhen dâ gemezzen smal. Nur habe ich nicht viel an Eigentum und Lehen.
kint, ir heizet iu den singen, der sîn nû gewaltic sî! Kinder, lasst den singen, der am stärksten ist!
ich bin sîn verstôzen âne schulde: mîne vriunt, nu lâzet mich des namen vrî! Ich wurde unschuldig von dort verstoßen: Meine Freunde, hört auf mich so zu nennen!

Strophe VIII

Ich hân mînes herren hulde vloren âne schulde: Ich habe die Ehre meines Herren dadurch verloren:
dâ von so ist mîn herze jâmers unde trûrens vol. Jetzt ist mein Herz voller Jammer und Trauer.
rîcher got, nu rihte mirz sô gar nâch dîner hulde, Erhabener Gott, vergebe mir und richte mich nach deinem Wunsche,
manges werden friundes daz ich mich des ânen sol! lass mich Freunde finden, sodass ich mich an deiner Huld erinnern soll!
des hân ich ze Beiern lâzen allez, daz ich ie gewan, Ich werde alles, was ich je gewann, in Bayern aufgeben,
unde var dâ hin gein Ôsterrîche und wil mich dingen an den werden Ôsterman. und nach Österreich gehen und ein neuer Mann werden.

Strophe IX

Mîner vînde wille ist niht ze wol an mir ergangen: Der böse Wille meiner Freunde ist bei mir nicht so gut ausgegangen:
wolde ez got, sîn mähte noch vil lîhte werden rât. Wollte es Gott, so könnte seine Macht etwas davon abwenden.
in dem lande ze OEsterrîche wart ich wol enphangen In dem Land Österreich wurde ich sehr gut empfangen
von dem edeln vürsten, der mich nû behûset hât. von dem edlen Fürsten, der mich nun behütete.
hie ze Medelicke bin ich immer âne ir aller danc. Hier in Melk bin ich immer allen sehr dankbar.
mir ist leit, daz ich von Eppen und von Gumpen ie ze Riuwental sô vil gesanc. Ich bin es Leid, dass ich von Eppen und Gumpen im Reuental so viel gesungen habe.

Strophe IXa (nach Hs. c, s)

Her Nîthart hât uns hie verlâzen als diu krâ den stecken, Herr Neidhart hat uns hier verlassen wie die Krähe den Pfahl,
diu dâ hinne fliuget unde sitzet ûf ein sât. die fliegt dahin und lässt sich auf einem Saatfeld nieder.
ez sol ein man mit fremden frouwen niht ze vil gezecken, es soll ein Mann nicht zu viel mit fremden Frauen herumnecken,
der der wâren schulde an sîner keine vunden hât. der an seiner wahren Schuld keine (Wunden hat).
er niez sîn tegelîche spîse (der hât er dâ heime genouc), er genießt seine tägliche Speise (von der hat er daheim genug),
lâz Hildebolten mit gemache! ez was ein eichel, die er bî im in dem biutel truoc. lass Hildebolt in Ruhe! Es war eine Eichel, die er bei sich in dem Beutel trug.

Strophe X

Rädelohte sporen treit mir Fridepreht ze leide, Radförmige Sporen trägt Fridepreht mir zum Leide,
niuwen vezzel hât er baz dan zweier hende breit. einen neuen Schwertgurt hat er, mehr als zwei Hände breit.
rucket er den afterreif hin wider ûf die scheide, Wenn er das Band (den Schwerthalter) wieder auf die Schwertscheide zieht,
wizzet, mîne vriunde, daz is mir ein herzenleit! wisset, meine Freunde, dann tut mir das weh im Herzen!
zwêne niuwe hantschuoh er unz ûf den ellenbogen zôch. Zwei neue Handschuhe zog er bis auf den Ellbogen hoch.
mugt ir hoeren, wie der selbe gemzinc von der lieben hiuwer ab dem tanze vlôch? Wollt ihr hören, wie derselbe Gemsbock von der Lieben dieses Jahr vor dem Tanz floh?

Strophe Xa (nach Hs. c)

Er gap versengelt wol, rehte als im waer an gebunden Er lief gewiss davon, geradewegs als ob ihm
ein swînes blâse, alsô man den wilden hunden tuot. eine Schweinsblase angebunden worden wäre, wie man es bei den wilden Hunden macht.
ofte brach er sînen zelt, als sî doch wol befunden, Oft unterbrach er seinen Schritt, wenn sie ihn auch wirklich bemerkten,
Hatze und Pletze und jeniu ir gespile Hademuot. Hatze und Pletze und jene, ihre Freundin Hademuot.
frâget Engeltrûten, wiez laeg umbe ir bruoder Fridebreht! Fragt doch Engeltrut, wie es um ihren Bruder Fridebreht steht!
"ach ach, er hât verrenket sich vor vorhte", alsô hât si mir geseit, "der toersche kneht." „Ach ach, er hat sich vor Angst verdreht“, so hat sie mir erzählt, „der dumme Knabe.“

Strophe Xb (nach Hs. c)

Sach ab ieman jenen mit der gickelvêhen täcken? Beispiel
die treget er ûf der hende und klopfet ûf sîn niuwez swert: Beispiel
dâ mite er uns des nahtes ab der gazzen wil erschrecken. Beispiel
der selbe dünket sich noch mêr dan drîer bônen wert, Beispiel
als er danne gerûzet unde gedraeset, der vil übele man, Beispiel
und im sîn täcke ringeleht erklinget dem gelîche, als er trage ein goller an. Beispiel
  1. Abdruck nach der Textausgabe von Edmund Wießner (ATB).