Benutzer:Laura Kienzle: Unterschied zwischen den Versionen
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||| | | Der swarcze dorn ist worden weis,|| Der schwarze Dorn ist weiß geworden, | ||
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||| | | nun hat der maie seinen vleis|| nun hat der Mai seinen Eifer | ||
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||| | | geleget an den anger,|| auf die Wiese gerichtet, | ||
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||| | | gar zergangen ist der schne,|| völlig zergangen ist der Schnee, | ||
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| || | | man siht hewer aber als ee|| man sieht sogleich den Ort, and dem der Schnee geschmolzen ist, wie früher | ||
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||| | | die liechten plumblein swanger.|| die leuchtenden Blümlein blühen. | ||
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||| | | der maie hat die veld gar schön beseczet|| Endlich hat der Mai hat die Felder schön | ||
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||| | | mit gamillen plúmlein fein,|| mit feinen Kamillenblumen besetzt, | ||
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||| | | fro so singen die vogelein,|| so singen die Vöglein froh, | ||
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||| | | irs laids sind sie ergeczet.|| ihr Leid wird entschädigt. | ||
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Version vom 8. Januar 2021, 11:56 Uhr
Übung
Verse mit Übersetzung
Do nam der herr Tristrand | Tristrant ergriff |
den truchsässen bÿ der hand | die Hand des Truchseß |
und gieng fúr den kúng ston. | und trat Seite an Seite mit ihm vor den König. |
"herr", sprach der held san, | "Oh Herrscher", sprach der Held zu ihm, |
"hett ich uch gedienet so wol, | "wenn ich Euch bislang gut gedient |
gern wúrd ich ritter, ob ich sol, | und das Recht dazu erworben habe, möchte ich gern ein Ritter werden. |
wöltent ir mir helffen dar zuo | Bitte erfüllt meinen Wunsch!" |
(V. 521-527)[1]
Zitat
"Hier könnte ein Zitat stehen!" [Autorname 2020]
Übersetzungen Seminar "Neidhart" (WS 20/21)
Winterlied 10 (Str. I - VIb)
Mittelhochdeutsch Übersetzung Dô der liebe summer Als der liebe Sommer ureloup genam, Abschied nahm, dô mouse man der tänze da musste man die Tänze ûfm anger gar verphlegen. auf der Wiese schließlich beenden. des gewan sît kummer Daher überkam der herre Gunderam: den Herrn Gunderam seither Kummer: der mouse ouch sîn gestänze Musste er auch seine Landstreicherei/Prahlerei dô lâzen under wegen. nun bleiben lassen. der ist bickelmeister disen winder: Der ist diesen Winter Aufseher beim Würfelspiel: œder gouch ist in dem lande ninder; Es gibt nirgendwo einen törichteren Narr im Land; sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. sein Schwert gafft jederzeit weit nach hinten.
Waz er an den meiden Was er an den Mädchen wunders dâ begât, Unvorstellbares da hat verübt, ê daz mîn vrouwe Schelle ehe meine Herrin Schelle volende ir gebot! ihr Verbot zu Ende brachte! erst vil unbescheiden, Zuerst sehr rücksichtslos, wan swelhe er bestât, als er welche herausfordert, diu wirt von slegen helle diese werden von Schlägen ertönt und mîdende den spot; und meiden den Spott dâ von lâzen alle ir smutzemunden, darum sollen alle ihr Schmunzeln lassen, des die jungen niht verheln enkunden! welches die Knaben nicht verbergen konnten! des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. Deshalb hat sie solch eine Gewalt oft erfahren.
Immer, sô man vîret, Immer, wenn man feiert, sô hebent sî sich dar dann machen sie sich auf mit einer samenunge, mit einer Menschenmasse, den ich wol schaden gan. der ich gewiss Schaden gönne. Werenbreht der lîret, Werenbreht spielt die Leier, sô sumbert Sigemâr. während Sigemâr trommelt. daz in dâ misselunge, Dass ihnen da missglückt, daz læge et eben an! das wäre nur sinnvoll! daz sich doch vil lîhte mac verrîden: Dass sich das vielleicht ändern mag: wellents ir getelse niht vermîden, Will ihr Lärm nicht aufhören, sich mugen zwêne an mîner weibelruotem wol versnîden. mögen sich die zwei wohl an meinem Gerichtsschwert schneiden!
Kœme ich zeinem tanze, Käme ich zu einem Tanz, dâs alle giengen bî, zu dem sie alle gingen, dâ wurde ein spil von hende da beginnt ein Spiel mit Händen mit beiden ekken zuo. samt beiden Schwertern. lîhte geviele ein schanze, Vielleicht fällt ein Wurf, daz vor mir lægen drî. sodass vor mir drei liegen. ich hielte ez âne wende, Ich hielt es für möglich, verbüte ez einer vruo. eine Frau es vertauscht. sige und sælde hulfen mir gewinnen, Überlegenheit und Glück halfen mir gewinnen, daz si halbe müesen dan entrinnen. sodass sie dann davonlaufen müssen. nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! Nun brecht auf und lasst ihren Übermut dahinschwinden!
Sîne wiedegenge Seine Jagden die verewent mich grâ, die lassen mich ergrauen, swenn er verwendeclîchen wann immer er hochmütig vür mîne vrouwen gât. vor meine Herrin tritt. trîbet erz die lenge, Triebe er es auf die Dauer, bestât er danne dâ, verbleibt er doch dabei, man hilft im ûz der kîchen, man helfe ihm beim keuchen , daz er vil riuwic stât. damit er leidvoll steht. er und etelîche sîn geselle, Er als auch einige seiner Freunde, den ich tanzent an ir hant ersnelle, die ich tanzend an ihrer Hand erwische, des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! das sei gewiss, ich schlage ihn, sodass seine Elle offen steht!
Im hilft niht sîn treie Ihm hilft weder sein Wams, noch sîn hiubelhout; noch sein Helm; ez wirt im in getrenket: auch er wird ins Wasser geworfen: er zuhte ir einen bal. er hat ihr einen Ball entrissen. erst eon tœrscher leie; Erst ein törichter Leie; sîn tumbelîcher muot sein unbedachter Mut der wirt im dâ bekrenket. der wir ihn da verletzten. wil er vür Riuwental Will er für Reuental hin und her sô vil gewentschelieren, doch eifrig umherstreifen, er wirt wol zezeiset under vieren. er wird wohl von vieren zerzaust. her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? Herr Werenbreht, was kann ich dafür, wenn für ihn etwas abfällt?
Die wîl ich die klingen Will ich überall meine Verdrossenheit um mîne sîten trage, erklingen lassen, sô darf mir durch mîn sumber so darf mir niemand durch meine Trommel niemen stechen nieht. stechen. er muoz vil wîte springen: Er muss sehr weit springen: begrîfe ichn mit dem slage, treffe ich ihn mit einem Schlag, ich slahe in, daz er tumber ich schlage ihn, sodass er besinnungslos schouwet nimmer lieht. kein Licht mehr sieht. ich hilf im des lîbes in den aschen ich half ihm freudig in die Asche und slah im mit willen eine vlaschen, und gebe ihm mit Vergnügen einen Hieb, daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. sodass ihm die Hunde das Hirn von der Erde lecken können.
Her Nîthart hât gesungen, Herr Neidhart hat gesungen, daz ich in hazzen wil dass ich ihn hassen will durch mînes neven willen, wegen meines Neffens Willen, des neven er beschalt. den Neffen, den er beeinträchtigt. lieze ers unbetwungen! Ließe er es ungeschoren! es ist im gar ze vil. Es ist ihm viel zu viel. enpflæge er sîner grillen Soll er seine grellen Schreie zurückhalten und het ouch der gewalt! und auch die Gewalt! ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. Es ist eine Beleidigung, die mich an der Freude hindert. wirt diu weibelruote mir gewetzet, Wenn mir das Gerichtsschwert gewetzt wurde, ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. dann trenne ich ihn auf, sodass man einen Sessel in ihn setzten kann.
Sommerlied 4
Mittelhochdeutsch Übersetzung Heid, anger , walt in fröuden stât; Heide, Wiese, Wald in herrlicher Zuverlässigkeit/Beständigkeit; diu hânt sich bereitet mir ir besten wât, diese haben sich in ihrer besten Gewändern bekleidet , die in der meie hât gesant. welche ihnen der Mai geschickt hat. sî wir alle Wir sind alle frô mit schalle! fröhlich jubelnd! sumer ist komen in diu lant. Sommer ist in das Land gekommen.
Wol ûz der stuben, ir stolzen kint, Heraus aus der Stube, ihr törichten Kinder, lât iuch ûf der strâze sehen! hin ist der scherfe wint lasst euch auf der Straße sehen! Fort ist der beißende Wind unde ouch vil kalte snê. und auch der sehr kalte Schnee. hebt iuch balde Brecht sogleich zuo dem walde! zum Wald auf! vogelîn singent, den was wê. Vöglein singet, wenn etwas schmerzt/darauf war es schön.
Diu sint ergetzet leides gar. Damit wird der Kummer seither vollkommen entschädigt. ir sult mirz gelouben! nemt sîn selbe war, Ihr sollt es mir glauben! Nehmt selbst wahr, waz der sumer erzeiget hât! was der Sommer geschaffen hat! er wil rîchen Er will sîcherlichen bestimmt manege boum mit loubes wât. viele Bäume mit einem Laubgewand belohnen.
Diu nû vor grôzer huote megen, Die nun mit großer Vorsicht mögen, die suln balde ir bestez vîrtacgwant an legen, die sollen bald ihr bestes Festtagsgewand überstreifen, lâzen sich dar inne ersehen! lasst euch darin sehen! wir suln schouwen Wir sollen uns vor den ouwen fortan die Wiesen ansehen maneger hande bluomen brehen. vielerlei Blumen leuchten.
Swie Riuwental mîn eigen sî, Auch wenn Reuental mein Eigen ist, ich bin disen summer aller sorgen frî, ich bin diesen Sommer von allen Sorgen frei, sît der winter ist dâ hin. seit der Winter fort ist. ich wil lêren Ich will die jungen êren die Jungen lehren freude: dar nâch stêt mîn sin. die Freude zu ehren: danach steht mir mein Sinn.
Sommerlied 18
Mittelhochdeutsch Übersetzung "Uns wil ein sumer komen", "Uns will der Sommer erreichen", sprach ein magt: "jâ hân ich den von Riuwental vernomen. sprach ein Mädchen: "Ja, den von Reuental habe ich gehört. jâ wil ich in loben. Ich will ihn wirklich loben. mîn herze spilt gein im vor vreuden, als ez welle toben. Wegen ihm springt mein Herz springt vor Freude, als ob es toben wollen würde. ich hœr in dort singen vor den kinden. Ich höre ihn dort vor den Kindern singen. jâne wil ich nimmer des erwinden, Fürwahr, ich will niemals damit aufhören, ich springe an sîner hende zuo den linden." ich springe an seiner Hand zu den Linden."
Diu muoter rief ir nâch; Die Mutter rief ihr nach; sî sprach: "tohter, volge mir, niht lâ dir wesen gâch! sie sprach: "Tochter, folge mir, handle nicht voreilig! weistû, wie geschach Weißt du, wie dîner spilen Jiuten vert, alsam ir eide jach? es voriges Jahr deiner Jiuten geschah, ebenso wie ihrer Mutter ? der wuohs von sînem reien ûf ir wempel, Dieser wuchs ihr Bauch wegen seinen Tänzen, und gewan ein kint, daz hiez si lempel: und bekam ein Kind, das nannte sie Lempel: alsô lêrte er sî den gimpelgempel." auf diese Weise lehrte er sie den Gimpelgempel."
"Muoter, lât iz sîn! "Mutter, lass das sein! er sante mir ein rôsenschapel, daz het liehten schîn, Er schickte mir einen Rosenkranz, welches einen leuchtenden Schein hat, ûf daz houbet mîn, auf meinen Kopf, und zwêne rôten golzen brâhte er her mir über Rîn: und zwei rote Hosen/Beinschienen brachte er mir über den Rhein her: die trag ich noch hiwer an mînem beine. die trage ich noch immer an meinen Beinen. des er mich bat, daz weiz ich niewan eine. Um was er mich bat, dass weiß nur ich allein. jâ volge ich iuwer ræte harte kleine." Ja folge ich euren Ratschlägen ganz und gar nicht.
Der muoter der wart leit, Der Mutter wurde es leid, daz diu tohter niht enhôrte, daz si ir vor geseit; dass die Tochter nicht darauf hörte, was sie ihr vorher sagte; iz sprach diu stolze meit: es sprach das stolze Mädchen: "ich hân im gelobt: des hât er mîne sicherheit. "Ich habe ihm versprochen: daher hat er meine Zusicherung. waz verliuse ich dâ mit mîner êren? Warum sollte ich damit mein Ansehen verlieren? jâne wil ich nimmer widerkêren, Ja, ich will niemals zurückkehren, er muoz mich sîne geile sprünge lêren." er muss mich seine frohen/übermütigen Sprünge lehren."
Diu muoter sprach: "wol hin! Die Mutter sprach: "Los! verstû übel oder wol, sich, daz ist dîn gewin: du wirst wohl oder übel, schau, das ist dein Glück: du hâst niht guoten sin. du hast keinen guten Verstand. wil dû mit im gein Riuwental, da bringet er dich hin: Willst du mit ihm nach Reuental, da bringt er dich hin: alsô kan sîn treiros dich verkoufen. So kann sein Tanz dich verkaufen. er beginnt dich slahen, stôzen, roufen er fängt an dich zu schlagen, zu stoßen, zu prügeln und müezen doch zwô wiegen bî dir loufen." und müssen doch zwei Wiegen bei dir laufen."
Winterlied 24
Ι
Mittelhochdeutsch Übersetzung Summer, dîner süezen weter müezen wir uns ânen: Sommer, auf dein freundliches Wetter müssen wir verzichten: dirre kalte winder trûren unde senen gît. dieser kalte Winter verursacht Trauer und Sehnsuchtsschmerz. ich bin ungetrœstet von der lieben wolgetânen. Ich bin deshalb hoffnungslos der Liebe zugewandt. wie sol ich vertrîben diese lange swære zît, Wie soll ich diese lange schwere Zeit überstehen, diu die heide velwet unde mange bluomen wolgetân? welche die Wiesen bleicht und die schönen Blumen verliert? dâ von sint die vogele in dem walde des betwungen, daz si ir singen müezen lân. Deshalb sind die Vögel im Wald dazu gezwungen, ihr Singen sein zu lassen.
ΙΙ
Alsô hat diu vrouwe mîn daz herze mir betwungen, Als meine Herrin mein Herz bezwungen hat, daz ich âne vröude muoz verswenden mîne tage. da musste ich meine Tage ohne Freude vergeuden. ez vervæhet niht, swaz ich ir lange hân gesungen; Es nützt nichts, wie sehr ich sie auch lange Zeit besungen habe; mir ist alsô mære, daz ich mêre stille dage. So ist es meine Absicht, dass ich fortan stillschweige. ich geloube niht, daz sî den mannen immer werde holt: Ich glaube nicht, dass sie den Männern je wohlgesonnen sein wird: wir verlisen, swaz wir dar gesingen unde gerûnen, ich und jener Hildebolt. wir geben auf, was wir da sangen und flüsterten, ich und jener Hildebolt.
ΙΙΙ
Der ist nû der tumbist under geilen getelingen, Dieser ist nun der Tor unter den fröhlichen Bauernburschen, er und einer, nennet man den jungen Willegêr. er und einer, den man den jungen Willegêr nennt. den enkunde ich disen sumer nie von ir gedringen, Den konnte ich diesen Sommer nie von ihr fortdrängen, sô der tanz gein âbent an der strâze gie entwer. als der Tanz gegen Abend an der Straße zu Ende ging. mangen twerhen blic den wurfen sî mich mit den ougen an, Manchen schiefen Blick warfen sie mir mit den Augen zu, daz ich sunder mînes guoten willen vor in beiden ie ze sweime muose [gân. sodass ich gegen meinen guten Willen immer von den beiden zum Gehen gedrängt [wurde.
ΙV
Wê daz mich sô manger hât von lieber stat gedrungen Wehe, dass mich so mancher von der schönen Stelle verdrängt hat beidiu von der guoten unde ouch wîlent anderswâ! sowohl von der Guten als auch manchmal anderswohin! œdelîchen wart von in ûf mînen tratz gesprungen. Töricht waren sie gegen meinem Trotz herbeigeeilt. ir gewaltes bin ich vor in mînem schophe grâ. Ihrer Gewalt wegen sind die Haare auf meinem Kopf grau. doch sô neic diu guote mir ein lützel über schildes rant. Dennoch grüßt mich die Gute über den Schildrand hinweg. gerne mugt ir hœren wie die dörper sint gekleidet: üppiclîch ist ir gewant. Gerne mögt ihr hören wie die Bauern gekleidet sind: unsinnig ist ihre Kleidung.
V
Enge röcke tragent sî und enge schaperûne, Sie tragen knappe Röcke und schmale Kapuzenmantel, rôte hüete, rinkelohte schuohe, swarze hosen. rote Hüte, Schnallenschuhe, schwarze Hosen. Engelmâr getet mir nie sô leide an Vriderûne Engelmâr fügte mir nie so Leid zu wie Vriderûne sam die zwêne tuont. ich nîde ir phellerîne phosen, als die beiden handelten. Ich hasse ihre purpurfarbenen Gürteltaschen, die sî tragent: dâ lît inne ein wurze, heizet ingeber. die sie tragen: darin liegt eine Wurzel, genannt Ingwer. der gap Hildebolt der guoten eine bî dem tanze; die gezuhte ir Willegêr. Diese gab Hildebolt der Guten eine beim Tanz: die entriss ihr Willegêr.
Va
Gern west ich, wie es die torpper unter einander trachten. Gerne wüsste ich, wie die Bauern es zusammen tragen. sie trugen peckkelhauben, darczu lange swert. Sie trugen Pickelhauben, dazu lange Schwerter. ir spottigkeit, ir laster sie gar zu laster brachten: Ihre Spottlust, ihre Vergehen brachten vollkommene Schande herbei: des wurdens durch die goller mer denn halb gewert. daher wurden sie durch das Späße treiben noch mehr verdorben. sie stritten mit einander einen ganczen summer langen tag. Sie stritten einen ganzen langen Sommertag miteinander. das ir geläße sahe herre Neithart, do er in dem vas bey dem wein lag. Da sah Herr Neidhart ihr Benehmen, als er bei dem Fass Wein stand.
VΙ
Sagte ich nû diu mære, wie siz mit ein ander schuofen, Erzählte ich nun die Geschichte, was sie miteinander taten, des enweiz ich niht: ich schiet von danne sâ zehant. das weiß ich nicht: Ich bin auf der Stelle weggegangen. manneglîch begunde sînen vriunden vaste ruofen; Jeder seiner Freunde begann laut zu rufen; einer der schrê lûte: „hilf, gevater Weregant!“ einer schrie laut:„Hilfe, Gevatter Weregant!" er was lîhte in grôzen noeten, dô er sô nâch helfe schrê. Er befand sich in großer Not, als er so nach Hilfe schrie. Hildeboldes swester hôrte ich eines lûte schrîen: „wê mir mînes bruoder, [wê!“ Hildeboldes Schwester hörte ich einmal laut schreien: „ Oh weh mein Bruder, oh [weh!"
VΙa
Dô kam schiere ein getelinc geloufen von dem strîte; Da kam sofort ein Verwandter von dem Streit angelaufen; den fragt ich der mære. „Willeher mit ellen streit. den fragte ich nach dem Vorfall.„ Willeher streite mit allen. Hildeboltes schapperun der ist zerzerret wîte Hildebolts Kapuzenmantel ist weit gerissen und dar zuo sin enger roc wol drîer spannen breit." und sein enges Obergewand dazu gewiss drei Spannen breit. daz geschach umb eine wurzen, die man uz der hende ir brach. Das geschah wegen einer Wurzel, die man ihr aus den Händen entriss. des engalt vil mangiu spaehiu hûbe, die man bî dem tanze zerzerret [ligen sach. Dies wurde mit vielen kunstvollen Hauben gestraft, welche man bei dem Tanz zerrissen [daliegen sah.
VΙI
Wâ bî sol man mîn geplätze hinne vür erkennen? Wodurch sollte man mein Geschwätz in Zukunft weiter erkennen? hie envor dô kande man iz wol bî Riuwental. Zuvor da kannte man es wohl bei Reuental. dâ von solde man mich noch von allem rehte nennen: Dort sollte man mich noch aus guten Grund erwähnen: nust mir eigen unde lêhen dâ gemezzen smal. Mein Eigentum und Lehen sind dort nicht gering ausgemessen. kint, ir heizet iu den singen, der sîn nû gewaltic sî! Kinder, nennt den Sänger, der nun mächtig werden soll! ich bin sîn verstôzen âne schulde: mîne vriunt, nu lâzet mich des namen vrî! Ich bin ohne Schuld verstoßen worden: Meine Freunde, nun lasst meinen Namen frei!
VIIΙ
Ich hân mînes herren hulde vloren âne schulde: Ich habe die Gunst meines Herren ohne Schuld verloren: dâ von so ist mîn herze jâmers unde trûrens vol. deshalb ist mein Herz von Kummer und Trauer erfüllt. rîcher got, nu rihte mirz sô gar nâch dîner hulde, Mächtiger Gott, ich wende mich nun deiner Gnade zu, manges werden friundes daz ich mich des ânen sol! Ich werde auf Freunde verzichten, welche ich aufgeben soll! des hân ich ze Beiern lâzen allez, daz ich ie gewan, Alles, was ich jemals gewann, das alles habe ich in Bayern gelassen, unde var dâ hin gein Ôsterrîche und wil mich dingen an den werden [Ôsterman. und fahr da hin nach Österreich und will mich bei den Österreichern ehrenvoll [verdingen.
ΙΧ
Mîner vînde wille ist niht ze wol an mir ergangen: Der Wille meiner Feinde geschieht mir nicht gut: wolde ez got, sîn mähte noch vil lîhte werden rât. Wollte es Gott, seine Mächte werden noch viel Hilfe schenken. in dem lande ze Œsterrîche wart ich wol enphangen In dem Land Österreich wurde ich freundlich von dem edeln vürsten, der mich nû behûset hât. von den edlen Fürsten, der mich aufgenommen hat, empfangen. hie ze Medelicke bin ich immer âne ir aller danc. Hier in Medelicke bin ich immer ohne ihren Dank. mir ist leit, daz ich von Eppen und von Gumpen ie ze Riuwental sô vil [gesanc. Mir ist es leid, dass ich so viel von Eppen und von Gumpen im Reuental gesungen [habe.
ΙXa
Her Nîthart hât uns hie verlâzen als diu krâ den stecken, Herr Neidhart hat uns hier verlassen wie die Krähe den Pfahl, diu dâ hinne fliuget unde sitzet ûf ein sât. die da fortfliegen und auf ein Saatfeld sitzen. ez sol ein man mit fremden frouwen niht ze vil gezecken, Ein Mann soll fremde Frauen nicht zu viel necken, der der wâren schulde an sîner keine vunden hât. der dann wahrhaft schuldig an irgendeiner ihrer Wunden ist. er niez sîn tegelîche spîse (der hât er dâ heime genouc), Er genießt seine tägliche Speise (davon hat er zuhause genug), lâz Hildebolten mit gemache! ez was ein eichel, die er bî im in dem biutel truoc. lass Hildebolt in Ruhe! Es war eine Eichel, die er bei sich im Beutel trug.
X
Rädelohte sporen treit mir Fridepreht ze leide, Sporen mit kleinen Rädern trägt Friedepreht zu meinem Leid, niuwen vezzel hât er baz dan zweier hende breit. er hat einen neuen Schwertgurt, der ist mehr als zwei Hände breit. rucket er den afterreif hin wider ûf die scheide, Rückt er den Reif am Schwert wieder zu der Schwertscheide, wizzet, mîne vriunde, daz is mir ein herzenleit! wisst ihr, meine Freunde, das ist mir ein tiefes Betrübnis! zwêne niuwe hantschuoh er unz ûf den ellenbogen zôch. Zwei neue Handschuhe zog er bis zum Ellenbogen hinauf. mugt ir hoeren, wie der selbe gemzinc von der lieben hiuwer ab dem tanze [vlôch? Möchtet ihr hören. wie der selbe Gemsbock auf dem Tanz vor der Geliebten [geflohen ist?
Xa
Er gap versengelt wol, rehte als im waer an gebunden ein swînes blâse, alsô man den wilden hunden tuot. ofte brach er sînen zelt, als sî doch wol befunden, Hatze und Pletze und jeniu ir gespile Hademuot. Hatze und Pletze und deren Freund Hademuot. frâget Engeltrûten, wiez laeg umbe ir bruoder Fridebreht! Fragt Engeltrûten, wie es um ihren Bruder Fridebreht steht! „ach ach, er hât verrenket sich vor vorhte“, alsô hât si mir geseit, „der tœrsche [kneht.“ „Ach,ach, er hat sich vor Angst verrenkt“, so hat sie mir gesagt, „der schwerhörige [Knabe.“
Xb
Sach ab ieman jenen mit der gickelvêhen täcken? Ob jemand den mit dem buntscheckichten Zacken sah? die treget er ûf der hende und klopfet ûf sîn niuwez swert: Diesen trägt er auf de Hand und klopft auf sein neues Schwert: dâ mite er uns des nahtes ab der gazzen wil erschrecken. damit will er uns nachts auf den Straßen erschrecken. der selbe dünket sich noch mêr dan drîer bônen wert, Derselbige hält sich für mehr als drei Bohnen wert, als er danne gerûzet unde gedraeset, der vil übele man, als er dann lärmt und drängelt, der sehr böse Mann, und im sîn täcke ringeleht erklinget dem gelîche, als er trage ein goller an. und sein mit Ringen versehrter Zacken erklingt, als träge er einen Koller.
Winterlied 13
1
Mittelhochdeutsch Neuhochdeutsch Wi überwinde ich beide Wie überwinde ich beide mîn líep ùnd die súmerzît? meine Geliebte und die Sommerzeit? ine kan die wolgetânen schiere niht verklagen. Ich kann die Schönheiten nicht sobald vergessen. von sô grôzem leide, Wegen so großen Leid, mir ríuwe ầne vröude gît, mir freudlose Schmerzen spendend, trûre ich wol von schulden nû ze disen trüeben tagen, trauere ich gewiss mit Recht während diesen trüben Tagen, di uns den winder kündent, der uns manger vröude roubet. die uns der Winter verkündet, der uns viel Freude raubt. sanges habent sich diu kleinen vogelîn geloubet: Die kleinen Vöglein haben auf den Gesang verzichtet: alsô möhte ich wol mit minem sange stille dagen. also möchte ich nun mit meinem Gesang stumm bleiben.
2
Sol mich niht vervâhen Sollten mîn trốst ùnd mîn líeber wấn, mein Vertrauen und meine Hoffnung nicht erfolgreich sein, sô enweiz ich, waz genâden ich mich trœsten mac. so weiß ich nicht, wie ich mich gnädig trösten möchte. wol mac ir versmâhen Gewiss möchte sie verschmähen mîn díenèst, den ích ir hấn meinen Dienst, den ich ihr lange her geleistet und des ie mit triuwen phlac. lange schon geleistet habe und dies mit immer mit treuer Fürsorge. alsô phlæge ichs immer gerne, möhte ich des geniezen, So tu ich es immer gerne, möchte ich damit Erfolg haben, sô daz mich die dörper mînes lônes iht verstiezen. sodass die Bauern mich nicht meines Lohnes berauben. des ist Uoze grîfic und sîn rûher schavernac. Das ist der gierige Uoze und sein rauer Streich.
3
Engelwân und Uoze Engelwân und Uoze die zwéne sint mír geház die zwei sind mir gegenüber feindselig (schaden unde nîdes muoz ich mich von in versehen) (vor ihrem Schaden und Neid muss ich mich schützen) und der geile Ruoze: und der frohe Ruoze: wie tíuwer er sich vermáz, wie sehr er sich rühmt, der bestüende mich durch sî! die drîe widerwehen er greift mich wegen ihr an! die drei Widersacher râtent unde brüevent, daz ich âne lôn belîbe. beraten und und veranlassen, sodass ich ohne Lohn bleibe. niht envolge ir lêre, vrouwe, liebist aller wîbe! Folge nicht ihrer Anweisung, Herrin, Liebste aller Frauen! lône mîner jâre; lâz in leit an mir geschehen! Belohne meine Jahre; lass ihnen für mich Schlimmes widerfahren!
4
Vrouwe, dîne güete Herrin, deine Güte di erkénne ìch sô mánicvált, die erkenne ich so oft, daz ich liebes lônes von dir noch gedingen hân. ohne dass ich einen lieben Dank von dir erwartet habe. daz mich ie gemüete, Weil mich die spränzlér und ír gewált, die Narren und ihre Gewalt immer bedrängen, daz was mit den bluomen hin. nu wil mir Engelwân war es mit den Blumen vorbei. Nun will mir Engelwân dîne hulde verren: daz im müeze misselingen, deine Gunst nehmen: Das muss ihm misslingen, sô daz hundert swert ûf sînem kophe lûte erklingen! sodass hundert Schwerter laut über seinem Kopf erklingen! snîdent sî ze rehte, sî zerüttent im den spân. Schnitten sie zu Recht, sie zerstören ihm das Glied.
5
Seht an Engelwânen, Seht Engelwân an, wie hôhe er sîn houbet treit! wie hoch er seine Nase trägt! swanne er mit gespannem swerte bî dem tanze gât, Wann er auch mit gezücktem Schert zum Tanz geht, sô ist er niht âne dann verhält er sich ohne der vlæmischen hövescheit, den flämisch höfischen Anstand, dâ sîn vater Batze wênic mit ze schaffen hât. damit hat sein Vater Batze wenig mit zu tun. nu ist sîn sun ein œder gouch mit sîner rûhen hûben: Nun ist sein Sohn mit seiner Pelzmütze ein törichter Dummkopf: ich gelîche sîn gephnætze ze einer saten tûben, Ich vergleiche seine Aufgeblasenheit mit einer satten Taube, diu mit vollem krophe ûf einen korenkasten stât. welche mit vollem Hals auf einem Kasten Korn steht.
6
Swer in sîner tougen Jedem, der mit seinem Verhalten ie líep ode leit gewan, jemals Freude oder Schmerz erlang, dem sint mîne sorgen und mîn kumber wol bekannt. sind meine Sorgen und mein Kummer gewiss bekannt. sît ich mînen ougen Seit ich meine Augen den stîc niht verbieten kann, den Weg nicht verbieten kann, sî enblicken hin, dâ Ruoze tanzet an ir hant, sie blicken dorthin, wo Ruoze an ihrer Hand tanzt, sô verlâze ich kûme, deich mich selben niht enroufe: so gehe ich mit Mühe fort, damit ich mich nicht mit ihm raufe. solhen wehsel nement, die dâ minnent, an ir koufe. Solchen Wechsel erfahren sie, die da lieben, bei ihrem Dienst. Minne, lâ mich vrî! mich twingent sêre dîniu bant. Liebe, befreie mich! Dein Bann bezwingt mich schmerzlich.
7
Minne, dine snüere Minne, deine Fesseln die twingent daz herze min, unterwerfen mein Herz, daz ich han ze strite wider dich deheine wer. sodass ich im Kampf gegen dich keine Verteidigung habe. swie verholne ich rüere Sobald ich heimlich den zimbel der zelle din, die Schelle in deiner Kammer erklingen lasse, so bin ich betwungen des, daz ich dir hulde swer. so bin ich dazu gezwungen, dass ich dir Treue schwöre. vrouwe Minne, din gewalt ist wider mich ze strenge; Frau Minne, deine Macht ist mir gegenüber unerbittlich; küneginne, diner ungenade niht verhenge, Königin, verhänge deine Strafe nicht, daz si mich verderbe! ja ist si über mich ein her. sodass sie mich ins Verderben stürzt! Ja, sie ist mir überlegen.
Winterlied 1
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Mittelhochdeutsch Übersetzung Winder, uns wil dîn gewalt Winter, uns will deine Macht in die stuben dringen von der breiten Linde her von der linden breit: in die Stuben drängen. dîne winde die sint kalt. Deine Winde sind kalt. lerche, lâ dîn singen! Lerche, lass deinen Gesang sein! dir hât widerseit Dir haben sich beide rîfe und ouch der snê; der Frost und auch der Schnee entgegengestellt; dû muost stille swîgen: du musst nun stillschweigen: sô klag ich den grüenen klê. So trauere ich um den grünen Klee. meie, ich wil dir nîgen; Mai, ich will mich dir zuneigen; mir tuot der winder wê. der Winter tut mir weh. 2
Tanzet, lachet weset vrô! Tanzt, lacht, seid froh! daz zimt wol den jungen Das gehört sich wohl für die Knaben disen winder lanc. diesen Winter lang. iu ze stiuwer gibe ich sô Für eure Unterstützung gebe ich euch hiwer von mîner zungen aus meinen Worten einen niuwen sanc, ein neues Lied, daz ir âne swæren muot sodass ihr ohne große Anstrengung vreude mugt erbîten. Freude erlangen mögt. Engelmâr, dîn stube ist guot: Engelmâr, deine Stube ist gut/nützlich: küele ist an der lîten. kühl ist es am Bergabhang. der winder schaden tuot. Der Winter richtet Schaden an. 3
Etzel, Ruoze und Adelber Etzel, Ruoze und Adelber und der geile Rüele und der frohe Rüele zesamen hânt gesworn haben sich alle zusammen alle ûf einen dörper hêr: gegen einen Bauern verschworen: derst von Wîtenbrüele der ist von Wîtenbrüele und brüevet grôzen zorn. und brachte großen Zorn hervor. daz enkunde ich ê noch sit Das konnte ich, weder davor noch danach, nie voltagedingen. niemals schlichten. Rüele enwolte enwiderstrît Rüele wollte an dem reien springen: bei dem Reigen um die Wette springen: daz was Lanzen nît. Das war nicht Lanze. 4
Lanzen einen treien treit, Lanze trägt eine Last, diu ist von barchâne, die ist von grüene also der klê. grüner als der Klee. ze wîge hât er sich bereit: Er hat sich mit einem Weih(Raubvogel) bereit gemacht: er lebet in dem wâne, Er lebt in dem Glauben, daz im niht widerstê. dass sich ihm nichts entgegensetzt. dar in er gesteppet hât Dazu hat man ihm ein guot îsnîn hemde. ein gutes Panzerhemd genäht. limmende als ein ber er gât; Er ging brummender als ein Bär; guot muot ist im vremde. gute Stimmung ist ihm fremd. erst kint, der in bestât. Wer ihn ausstattet ist unbedacht. 4a
Lanze der hât noch die frünt, Lanze, der hat noch die Geliebte, die in niht enlâzen, die ihn nicht loslässt, swie gar er sî ein kint. auch wenn er noch ein Knabe ist. drî hân ich iu schiere gekünt, Drei verkünde ich euch sogleich, die im ûf der strâzen welche auf den Straßen bîgestendic sint: zu ihm halten: Îsenbolt und Îsenhart Îsenbolt und Îsenhart und der junge Vrîte. und der junge Vrîte. Rüele der wart nie sô zart, Rüele, der war nie so schwach, er wær an dem strîte er würde sich bei dem Streit ze verhe wol bewart. sehr zuverlässig zurückziehen. 4b
Sô lâz wirs vehten umb den lîp. So kämpften wir heftiger um die Frau. und gê wir zuo dem tanze: Und wir gingen zu dem Tanz: da spring wir schône enbor. Dort sprangen wir erfolgreich in die Höhe. nu wol ûf, meide und jungiu wîp, Nun wohl auf, Mädchen und junge Frauen, Afrâ, Englîn, Franze, Afrâ, Englîn, Franze, diu wil uns singen vor. die wollen uns etwas vorsingen. Metze beit ...... Metze lässt sich Zeit...... und kumet Adelheite und Adelheit erscheint und über ... Engellint und über ... Engellint und Irmengart gemeite, und die lebensfrohe Irmengart, daz sint gar schoeniu kint. das sind ganz und gar schöne Menschen. Winterlied 27
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Mittelhochdeutsch Übersetzung Mirst von herzen leide, Mir tut es von Herzen leid, daz der küele winder dass der kalte Winter verderbet schœner bluomen vil: viele schöne Blumen zunichte macht: sô verderbet mich ein senelîchiu arebeit. so wie mich eine Arbeit voller Liebespein zu Grunde richtet. dise sorge beide Diese beiden Sorgen dringent mich hin hinder halten mich ze ende an mîner vreuden zil. von meinem freudigen Ziel zurück. owê, daz diu guote mit ir willen daz vertreit, Oh weh, dass die Gute mit ihrem Entschluss dies beendet sît si wol geringen mac da sie doch gewiss alle mîne swaere! all meinen Schmerz verringern könnte! hei, gelebte ich noch den tac, Oh, erlebte ich noch den Tag, daz sî gnædic wære! an dem sie gnädig wäre! 2
Swenne ich mich vereine Sobald ich allein bin unde an sî gedenke, und an sie denke, wær inder wîbes güete dâ, ist im Inneren der Frau Güte vorhanden, diune hæte sich sô lange bî ir niht verholn. welche man sich bei ihr so lange nicht verdienen konnte. sît sî lônet kleine Obwohl sie keinen mîner niuwen klenke, meiner neuen Klänge belohnt, wan mag ich dienen anderswâ? wem soll ich anderswo dienen? nein, ich wil mit willen disen kumber langer doln. Nein, ich will dieses Leid bereitwillig länger ertragen. waz, ob noch ein sælic wîp Warum, wenn sich doch keine edle Frau gar den muot verkêret? endlich dem Wunsch/der Liebe zuwendet? vreu mîn herze und trœste den lîp! Erfreue mein Herz und tröste den Leib! diu zwei diu sind gesêret. Diese zwei sind verletzt. 3
Zuo dem umgemache, Zu dem Kummer, den ich von ir lîde, den ich wegen ihr erleide, sô twinget mich ein ander leit, bezwingt mich ein anderes Leid, daz vor allem leide mich sô sêre nie betwanc, welches mich so sehr wie kein anderes Leid beherrscht, swiech dar umbe lache auch wenn ich deswegen lache und gebâre blîde: und mich fröhlich verhalte: mir hât ein dörper widerseit Ein Bauer hat sich mir entgegengestellt umb anders niht wan umbe den mînen üppeclîchen sanc. wegen nichts anderem als meinem übermütigen Gesang. derst geheizen Adeltir, Der heißt Adeltir, bürtic her von Ense, gebürtig aus Ense, zallen zîten drôt er mir der mich zu allen Zeiten bedroht als einer veizten gense. wie eine fette Gans. 4
Hiwer an einem tanze Dieses Jahr bei einem Tanz gie er umbe und umbe. ging er hin und her. den wehsel het er al den tac: Den Wechsel konnte er den ganzen Tag: glanziu schapel gap er umbe niuwiu krenzelîn. er verschenkte prachtvolle Bänder und neue Kränzlein. Etzel und Lanze, Etzel und Lanze, zwêne knappen tumbe, zwei törichte Jünglinge, die phlâgen ouch, des jener phlac. die haben auch etwas mit seinen Handlungen zu tun. Lanze der beswæret ein vil stolzez magedîn: Lanze ärgerte ein sehr schönes Mädchen: eine kleine rîsen guot einen feinen, kostbaren Schleier zarte er ab ir houbet, riss er ihr vom Kopf dar zuo einen bluomenhuot: dazu einen Blumenhut: wer het im daz erloubet? Wer hat ihm das erlaubt? 5
Owê sîner hende! Oh weh, seine Hände! daz si sîn verwâzen! Sie sollen verflucht sein! die vinger müezen werden vlorn, Die Finger sollen verdammt sein, dâ mit er gezerret hât den schedelîchen zar! mit welchen er den schädlichen Riss verursacht hat! hiete er ir gebende Hätte er ihren Kopfschmuck ungezerret lâzen, unberührt gelassen, daz kränzel hiete ouch sî verkorn. das Kränzchen hätte sie ihm noch verziehen. er ist ungevüeger danne wîlen Engelmâr, Er ist ungehobelter als einst Engelmar, der gewalticlîchen nam der mit Gewalt den spiegel Vriderûne, Friderun den Spiegel entriss. des bin ich dem dörper gram, Darum bin ich dem Bauern böse, dem selben Walberûne. zusammen mit Walberune. 6
Dise alten schulde Diese alten Vergehen wecket mir diu niuwe: führen mich zu den Neuen: ez hât ein geiler getelinc Ein froher Bauernbursche hat hiwer an mir erwecket, swaz mir leides ie geschach. jetzt bei mir verursacht, dass mir immer Leid geschieht. ê ichz langer dulde, Bevor ich es länger ertrage, set des mîne triuwe, siehe da meine Treue, gespringe ich zuo zim in den rinc, springe ich zu ihm auf den Kampfplatz, er bestât sîn buoze, daz er ir ze vrouwen jach, er erhält seine Strafe, sodass er zu Frau eilt, der ich lange gedienet hân der ich lange Zeit der mit ganzer stæte! mit vollkommener Treue gedient habe. wolde er sî geruowet lân, Wollte er sie rufen lassen, wie rehte der danne tæte! zweifellos würde er das dann tun! 7
Wê, waz hât er muochen! Weh, was hat er für Flausen im Kopf? si kumt im niht ze mâze. Sie kommen ihm nicht zugute. zwiu sol sîn pîneclîch gebrech? Was soll sein quälender Lärm? im enmac gehelfen niht sîn hovelich gewant. Sein höfisches Gewand hilft ihm nicht. er sol im eine suochen, Er soll sich eine suchen, diu in werben lâze. die in werben lässt. diu sînen rôten buosemblech Seine rote Brustplatte diu sint ir ungenæme gar, dar zuo sîn hiufelbant. ist ihr unlieb, dazu der Verband an seiner Wange. enge ermel treit er lanc, Enge Ärmel trägt er seit langem, die sint vor gebræmet, die sind vorne verbrämt, innen swarz und ûzen blanc. innen schwarz und außen weiß. mit sîner rede er vlæmet. Er spricht wie ein Flame. 7a
Sîner snüere strangen Seine mit Bändern besetzten Riemen tengelnt an den orten: baumeln am Saum: dâ hanget wunder pfeffers an, Daran hängt eine Menge Pfeffer, muscât, negele, pfâwenspiegel: dêst der dörper glanz. Muskatnuss, Nelke, Pfauenkraut: das ist das Aussehen des Bauern. er wil überdrangen Er will ein meit mit süezen worten, ein Mädchen mit schönen Worten gewinnen, des im doch nîht gehelfen kan was ihm aber nicht helfen kann sîn üppiclîch gewant und dar zuo sîn vil wæher swanz. ist sein üppiges Gewand und dazu sein prächtiger Aufputz. ein vil guotez lînîn tuoch, Ein sehr gutes Leinentuch, sehzehn elen kleine, nur sechzehn Ellen lang, hât sîn hemde und ouch sîn bruoch: enthalten sein Hemd und auch seine Hose: der site ist ungemeine. Seine Lebensweise ist ungewöhnlich. 7b
Her Nîthart, mugt irz lâzen? Herr Neidhart, könnt ihr es sein lassen? iu mac misselingen. Ihr sollt Misserfolg haben. nu habt ez ûf die triuwe mîn. Nun habt ihr es auf meine Treue abgesehen. und mag ich, ez muoz iu bî dem tanze werden leit! Und könnte ich etwas dagegen tun, dann sollt ihr es bei dem Tanz bereuen! welt ir ûf der strazen Öffentlich vil mit uns gedringen, drängt ihr uns heftig von der Straße weg, swie breit ab iuwer multer sîn, so weit weg wie euere Mehltrog ist, dâ gelpfe schînet under iuwer ringelehte pfeit, dabei zeigt sich der Übermut unter eurem Kettenhemd, und sult ir sîn der tiuvel gar und solltet ihr gar der Teufel sein mit iuwerm glitzeden huote, mit eurem glänzenden Hut, zwâre ich mache in bluotes war würde ich ihn gewiss mit mînem swerte guote. mit meinem guten Schwert blutig machen. 7c
"Nû dar, ziere gesellen, Nun dann, edle Gesellen, nu stât mir algelîche, jetzt bleiben alle stehen, helfet, daz wir in bestân, helft, sodass wir ihn bestrafen, der uns bî dem tanze mit gemache nîht enlât! der uns bei dem Tanz mit Vergnügen nicht losgelassen hat! ich trûwe in wol ervellen", Ich hoffe, dass ihm seine Freude vergeht", sô sprach Amelrîche; so sprach Amelriche; "die hant die muoz er mir hie lân, "die Hand muss er mir jetzt lassen, da der spreckelehte vogel oben ûfe stât, dabei steht der gesprenkelte Vogel oben auf, und dar zuo den zeswen fuoz, und dazu den rechten Fuß, dar an der spore klinget. der an der Spore erklingt. jâ geschaffe ich mir sîn buoz, Ja, beschaffe ich mir seine Buße, daz er von uns niht singet." damit er nicht von uns singt." c1
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Mittelhochdeutsch Übersetzung Der swarcze dorn ist worden weis, Der schwarze Dorn ist weiß geworden, nun hat der maie seinen vleis nun hat der Mai seinen Eifer geleget an den anger, auf die Wiese gerichtet, gar zergangen ist der schne, völlig zergangen ist der Schnee, man siht hewer aber als ee man sieht sogleich den Ort, and dem der Schnee geschmolzen ist, wie früher die liechten plumblein swanger. die leuchtenden Blümlein blühen. der maie hat die veld gar schön beseczet Endlich hat der Mai hat die Felder schön mit gamillen plúmlein fein, mit feinen Kamillenblumen besetzt, fro so singen die vogelein, so singen die Vöglein froh, irs laids sind sie ergeczet. ihr Leid wird entschädigt. 2
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Sommerlied 22
Anmerkungen
- ↑ Versangabe nach Eilhart von Oberg: Tristrant und Isalde, in: Danielle Buschinger und Wolfgang Spiewok (Hgg.), Greifswalder Beiträge zum Mittelalter 27, Greifswald 1993.
Literaturnachweise
- [*Autorname 2020]<HarvardReferences /> Autorname: Titel, Konstanz 2020.