Silvesterlegende: Unterschied zwischen den Versionen
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<!--Anhand der zahlreichen Schriftzeugnisse, die teilweise bis heute noch erhalten sind, wird die Wichtigkeit und Tragfähigkeit der Silvesterlegende ersichtlich. Mit ebendieser Legende setzt sich der vorliegende Artikel näher auseinander. Zunächst wird ein grober Überblick über die unterschiedlichen Fassungen gegeben bevor basierend auf der Silvesterlegende Konrads von Würzburg der Inhalt der Drachenepisode wiedergegeben wird. Abschließend wird ebendieser Drachenkampf Silvesters näher betrachtet. | <!--Anhand der zahlreichen Schriftzeugnisse, die teilweise bis heute noch erhalten sind, wird die Wichtigkeit und Tragfähigkeit der Silvesterlegende ersichtlich. Mit ebendieser Legende setzt sich der vorliegende Artikel näher auseinander. Zunächst wird ein grober Überblick über die unterschiedlichen Fassungen gegeben bevor basierend auf der Silvesterlegende Konrads von Würzburg der Inhalt der Drachenepisode wiedergegeben wird. Abschließend wird ebendieser Drachenkampf Silvesters näher betrachtet. | ||
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Auf den aus 11 Dialogen bestehenden Religionsdisput, bei dem unterschiedliche religiöse Problematiken und Themen angesprochen werden, folgt der endgültige Sieg des Christentums. Dieser wird durch das Stierwunder erreicht. Da der Magier Zambrî sich weigert, den Sieg Silvesters anzuerkennen, fordert er, einen riesigen Stier herbeizuholen, an dem die alleinige Macht seines Gottes durch ein Wunder bewiesen werden soll. Durch das Einflüstern des Namens seines Gottes tötet er den Stier. Doch gelingt es ihm nicht, den Stier wieder zum Leben zu erwecken. Hingegen Silvester schafft es, den Stier wiederauferstehen zu lassen, wodurch die restlichen Juden fordern, ebenfalls getauft zu werden. Mit dem darauffolgenden Epilog endet die ''Actus Silvestri''.[Kliege-Biller 2000: 233-363] | Auf den aus 11 Dialogen bestehenden Religionsdisput, bei dem unterschiedliche religiöse Problematiken und Themen angesprochen werden, folgt der endgültige Sieg des Christentums. Dieser wird durch das Stierwunder erreicht. Da der Magier Zambrî sich weigert, den Sieg Silvesters anzuerkennen, fordert er, einen riesigen Stier herbeizuholen, an dem die alleinige Macht seines Gottes durch ein Wunder bewiesen werden soll. Durch das Einflüstern des Namens seines Gottes tötet er den Stier. Doch gelingt es ihm nicht, den Stier wieder zum Leben zu erwecken. Hingegen Silvester schafft es, den Stier wiederauferstehen zu lassen, wodurch die restlichen Juden fordern, ebenfalls getauft zu werden. Mit dem darauffolgenden Epilog endet die ''Actus Silvestri''.[Kliege-Biller 2000: 233-363] | ||
== Fassungsgeschichte == | |||
Dass die Silvesterlegende große Beliebtheit genoss und dementsprechend weit verbreitet war, lässt sich anhand der noch heute mehr als 350 erhaltenen lat. Handschriften schlussfolgern. Diese Handschriften der ''Actus Silvestri'' lassen sich zu insgesamt vier Fassungen gruppieren. 85 der heute noch erhaltenen Handschriften können der ältesten Ursprungsfassung A1 zuordnet werden. Diese Fassung entstand vermutlich im ausgehenden 4. Jahrhundert. Die Drachenbannung findet sich in dieser am Ende der Erzählung. Des Weiteren werden vorwiegend jüdische Gesprächsthemen im Religionsdisput thematisiert. Das Interesse an den Silvestertexten scheint sich um die Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert stark verändert zu haben, weswegen es um diese Zeit zu der jüngeren Ursprungsfassung B1 kam, die insgesamt fünf Handschriften umfasst. Diese weist eine vorgezogene und inhaltlich gekürzte Drachenbannung auf. Auch der bereits angesprochene Religionsdisput tritt hier in veränderter Form auf. Es werden Themen aus der Zeit des Konzils von Chalkedon angesprochen. B1 konnte sich jedoch nicht sonderlich lange halten, da diese Fassung bereits spätestens im 7. Jahrhundert vom Mischtyp B2 verdrängt wurde. Die Drachenbannung folgt hier der der jüngeren Ursprungsfassung B1. Doch weist dieser Mischtyp gleichermaßen Teile auf, die der älteren Ursprungsfassung A1 gleichen. Insgesamt umfasst dieser ältere Mischtyp B2 52 Handschriften. Die noch verbliebenen Handschriften lassen sich dem jüngeren Mischtyp C zuordnen. Dessen Entstehung lässt sich vermutlich frühestens nach dem Beginn des 7. Jahrhunderts, jedoch mit größerer Wahrscheinlichkeit ins 8. Jahrhundert datieren. Des Weiteren existieren diverse Mischtexte, die keiner der vier beschriebenen Grundfassungen zugeordnet werden können. Die Silvesterlegende fand nicht nur in ihren lateinischen Fassungen großen Andrang. Die ''Actus Silvestri'' wurde zudem ins Griechische und auch in orientalische Sprachen wie Syrisch oder Armenisch übersetzt. | |||
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Im Zentrum der Betrachtungen dieses Artikels soll die Version der Silvesterlegende von Konrad von Würzburg stehen. Seine maßgebliche Fassung scheint der ältere Mischfassungstyp B 2 zu sein. Die originale Handschrift Konrads von Würzburg, die er 1273 im Auftrag des Basler Domherren Lütold von Röteln übersetzte, ist heute nicht mehr erhalten. Es existiert lediglich eine Abschrift, bei der er sich um eine Handschrift in Gebetbuchformat handelt, die sich ins 13. Jahrhundert datieren lässt. Vermutlich entstand sie entweder im mittelfränkischen Raum oder in Basel. Auf letzteren Ort lässt sich schlussfolgern, wenn die personelle Verbindung des Basler Bischofs Peter von Aspelt (1296-1307) zu Trier berücksichtigt wird. | |||
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Neben den Übersetzungen Konrads von Würzburg entstanden im Mittelalter weitere volkssprachige Bearbeitungen des Legendenstoffes. So findet sich die Silvesterlegende beispielsweise gleichermaßen in der ''Kaiserchronik'' (Mitte des 12. Jarhunderts), sowie etlichen Legendensammlungen: dem dritten Buch des ''Passionals'', im Märterbuch (13. Jahrhundert), in der Elsässichen Legenda aurea (erste Hälfte des 14 Jahrhunderts), in der Südmittelniederländischen Legenda aurea (um 1350) und in der Sammlung ''Der Heiligen Leben'' (um 1400). [Kliege-Biller 2000: 11-48] | |||
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==Silvesters Kampf gegen den Drachen== | ==Silvesters Kampf gegen den Drachen== | ||
Sowohl in der Hagiographie als auch in den höfischen Erzählungen finden sich diverse Kämpfe gegen Drachen. Doch unterscheiden sich diese, wie in diesem Kapitel am Beispiel der Silvesterlegende Konrads von Würzburg aufgezeigt wird. Wie auch im Falle des höfischen Helden handelt es sich beim Heiligen um einen Vollbringer außerordentlicher und übermenschlicher Taten. Dies zeigt, dass auch ein Heiliger über einen Drachen siegen kann. Durch seinen Sieg wird ebenso seine Exorbitanz ersichtlich. Doch bestehen neben diesen Gemeinsamkeiten auch grundlegende Unterschiede zwischen dem Helden und dem Heiligen. Während der Held seine Kraft und Stärke, die es zum Sieg über das Ungeheuer bedarf, aus sich selbst schöpft, erhält der Heilige seine Exorbitanz als Teil der göttlichen Begnadigung. Sowohl der Held als auch der Heilige müssen ihre Fähigkeiten einsetzen und deren Exorbitanz zeigen, indem sie gegen ein die Ordnung bedrohendes Ungeheuer kämpfen. Der Drache bedroht in beiden Fällen eine Gemeinschaft, die von dem außenstehenden Helden beziehungsweise Heiligen befreit werden muss. Wie der Heilige seine Stärke von Gott, so erhält der Drache seine Kraft von bösen, teuflischen Mächten. Folglich sind der göttlich gesandte Silvester und das mit den teuflischen und chaosbringenden Mächten in Verbindung stehende Ungeheuer miteinander konfrontiert. Die Verbindung zwischen dem Drachen und der Hölle beziehungsweise dem Teufel korreliert mit den Beschreibungen des stinkenden Pesthauches, da sowohl die Hölle als auch die Teufel mit einem derartigen Gestank in Verbindung gebracht werden. In der Auseinandersetzung zwischen Silvester und dem Drachen ist es dem Heiligen nicht möglich, den Drachen mit physischer Gewalt zu besiegen oder diesen gar zu töten, da er zu Gewaltlosigkeit und Friedfertigkeit verpflichtet ist. Vielmehr sind es die „geistlichen“ Waffen, derer sich der Heilige im Kampf bedienen muss. Seine Fähigkeiten stellen anders als im Falle des Helden nicht Tapferkeit, Kraft und Kampfgeschick dar. Es sind Glaubensstärke, Heilsgewissheit und Gebet, die dem Heiligen zum Sieg über den Drachen verhelfen. So ist es der Apostel selbst, der Silvester erscheint und ihm die notwendigen Mittel zur Drachenbannung zur Verfügung stellt. Neben Instruktionen und den bannenden Worten erhält der päpstliche Nachfolger Petrus dessen Reliquien: einen Schlüssel und eine Kette. Zunächst scheint es, als ob es sich bei den durch den Apostel vermittelten Worten um eine Beschwörungsformel handle. Auf Grund der Tatsache, dass diese Worte jedoch im Augenblick der Drachenbannung von Silvester in anderer Form wiedergegeben werden, wird ersichtlich, dass es sich um keine Zauberformel handeln kann: Bei Zauberformeln kommt es auf die getreue Wiedergabe des Wortlautes an, da diese sonst nicht ihre Wirkung entfalten kann. Silvester folgt mit seinen Worten jedoch keiner Formelhaftigkeit. Er bannt den Drachen somit nicht mit den magischen Kräften einer Zauberformel, vielmehr gelingt ihm der Sieg über das Ungeheuer auf Grund der Realpräsenz des Apostels Petrus in dessen Reliquien. In ebendieser Bannung unterscheidet sich der hagiographische Drachenkampf vom höfischen. Während die Helden den Drachen meist töten, um ihn zu besiegen, verbannt der Heilige ihn lediglich. Der Drache muss sein Dasein in der Höhle fristen, bis der Tag des Jüngsten Gerichts kommt und so analog zu den Teufeln über dessen Schicksal entschieden wird. Dabei führen nicht die Waffen Silvester zum Sieg, es ist sein Glaube, dem er den Sieg über das ordnungsgefährdende Ungeheuer zu verdanken hat. Wie bereits in der Inhaltszusammenfassung angesprochen, führt Silvesters Sieg zur Bekehrung der Heiden und deren Taufe. Somit verkörpere der Drache nach Hammer in gewisser Weise das Heidentum, von dem die Menschen durch dessen Bannung befreit würden. Der Heilige befreit die Menschen auf diese Weise sowohl von weltlichen als auch von geistlichen Nöten. Schließlich erfolgt eine Neuordnung der Verhältnisse. Silvester sorgt für eine dauerhafte und ideale Ordnung, das Christentum. [Hammer 2010: 153-160] Folglich lässt sich nach Bleumer das folgende Schema für die Erzählung entwerfen: „Das Martyrium führt zum Bekenntnis, das Bekenntnis führt zum Wunder, das Wunder führt zur Umkehr der anderen.“ [Bleumer 2010: 245] Dabei wird ersichtlich, dass die Legende von Konrad von Würzburg sowohl eine syntagmatische als auch eine paradigmatische Organisation aufweist. Somit werden die beiden Grundformen von Handlungsverläufen, Märtyrerlegende und Bekennerlegende, miteinander vermischt. Die Form der Märtyrerlegende beschreibt nach Edith Feistner eine recht simple Struktur, deren Grundmuster aus Verhör, Haft und Hinrichtung besteht. [Feistner 1995: 23-48] Somit ergibt sich die Struktur Anfang, Mitte, Schluss. Hingegen weist die Bekennerlegende keine derartige syntagmatische Organisation auf, vielmehr ist sie paradigmatisch und tendiert zum seriellen Geschehen. Der Heilige muss in einer Reihe von Ereignissen seinen Glauben bekennen oder es kommt in diesen Ereignisreihen, die die Handlung darstellen, zu Wundern. Bei Konrads von Würzburg Silvesterlegende finden sich gleichermaßen derartige syntagmatische Organisationen. So werden auch hier die Christen wiederholt verfolgt, bis Silvester sie rettet. Hierbei wird das Bekenntnis syntagmatisch umgewertet, da es zur Begründung der Aufhebung dieses Martyriums dient. Doch finden sich auch paradigmatische Elemente, da ebendiese syntagmatische Erklärung zur Nachfolge auffordert. Eine derartige Korrelation zwischen Martyrium und Bekenntnis setzt sich in der gesamten Legende fort. Folglich resultiert aus der Geschichte des Heiligen Timotheus das Bekenntnis Silvesters. Letzterer wiederum sorgt auf Grund seines Bekenntnisses und dem darauffolgenden Wunder dafür, dass sich die Heiden unterwerfen, wodurch die Umkehrbewegung zum Christentum initiiert wird. Auch der Leser wird durch die Wahrnehmung der Legende zum Nachfolgen des Vorbildes Silvesters angeregt. Somit ist die Geschichte vorgängig wirksam und geht gleichermaßen über den Text hinaus. [Bleumer 2010: 238-251] | Sowohl in der Hagiographie als auch in den höfischen Erzählungen finden sich diverse Kämpfe gegen Drachen. Doch unterscheiden sich diese, wie in diesem Kapitel am Beispiel der Silvesterlegende Konrads von Würzburg aufgezeigt wird. Wie auch im Falle des höfischen Helden handelt es sich beim Heiligen um einen Vollbringer außerordentlicher und übermenschlicher Taten. Dies zeigt, dass auch ein Heiliger über einen Drachen siegen kann. Durch seinen Sieg wird ebenso seine Exorbitanz ersichtlich. Doch bestehen neben diesen Gemeinsamkeiten auch grundlegende Unterschiede zwischen dem Helden und dem Heiligen. Während der Held seine Kraft und Stärke, die es zum Sieg über das Ungeheuer bedarf, aus sich selbst schöpft, erhält der Heilige seine Exorbitanz als Teil der göttlichen Begnadigung. Sowohl der Held als auch der Heilige müssen ihre Fähigkeiten einsetzen und deren Exorbitanz zeigen, indem sie gegen ein die Ordnung bedrohendes Ungeheuer kämpfen. Der Drache bedroht in beiden Fällen eine Gemeinschaft, die von dem außenstehenden Helden beziehungsweise Heiligen befreit werden muss. Wie der Heilige seine Stärke von Gott, so erhält der Drache seine Kraft von bösen, teuflischen Mächten. Folglich sind der göttlich gesandte Silvester und das mit den teuflischen und chaosbringenden Mächten in Verbindung stehende Ungeheuer miteinander konfrontiert. Die Verbindung zwischen dem Drachen und der Hölle beziehungsweise dem Teufel korreliert mit den Beschreibungen des stinkenden Pesthauches, da sowohl die Hölle als auch die Teufel mit einem derartigen Gestank in Verbindung gebracht werden. In der Auseinandersetzung zwischen Silvester und dem Drachen ist es dem Heiligen nicht möglich, den Drachen mit physischer Gewalt zu besiegen oder diesen gar zu töten, da er zu Gewaltlosigkeit und Friedfertigkeit verpflichtet ist. Vielmehr sind es die „geistlichen“ Waffen, derer sich der Heilige im Kampf bedienen muss. Seine Fähigkeiten stellen anders als im Falle des Helden nicht Tapferkeit, Kraft und Kampfgeschick dar. Es sind Glaubensstärke, Heilsgewissheit und Gebet, die dem Heiligen zum Sieg über den Drachen verhelfen. So ist es der Apostel selbst, der Silvester erscheint und ihm die notwendigen Mittel zur Drachenbannung zur Verfügung stellt. Neben Instruktionen und den bannenden Worten erhält der päpstliche Nachfolger Petrus dessen Reliquien: einen Schlüssel und eine Kette. Zunächst scheint es, als ob es sich bei den durch den Apostel vermittelten Worten um eine Beschwörungsformel handle. Auf Grund der Tatsache, dass diese Worte jedoch im Augenblick der Drachenbannung von Silvester in anderer Form wiedergegeben werden, wird ersichtlich, dass es sich um keine Zauberformel handeln kann: Bei Zauberformeln kommt es auf die getreue Wiedergabe des Wortlautes an, da diese sonst nicht ihre Wirkung entfalten kann. Silvester folgt mit seinen Worten jedoch keiner Formelhaftigkeit. Er bannt den Drachen somit nicht mit den magischen Kräften einer Zauberformel, vielmehr gelingt ihm der Sieg über das Ungeheuer auf Grund der Realpräsenz des Apostels Petrus in dessen Reliquien. In ebendieser Bannung unterscheidet sich der hagiographische Drachenkampf vom höfischen. Während die Helden den Drachen meist töten, um ihn zu besiegen, verbannt der Heilige ihn lediglich. Der Drache muss sein Dasein in der Höhle fristen, bis der Tag des Jüngsten Gerichts kommt und so analog zu den Teufeln über dessen Schicksal entschieden wird. Dabei führen nicht die Waffen Silvester zum Sieg, es ist sein Glaube, dem er den Sieg über das ordnungsgefährdende Ungeheuer zu verdanken hat. Wie bereits in der Inhaltszusammenfassung angesprochen, führt Silvesters Sieg zur Bekehrung der Heiden und deren Taufe. Somit verkörpere der Drache nach Hammer in gewisser Weise das Heidentum, von dem die Menschen durch dessen Bannung befreit würden. Der Heilige befreit die Menschen auf diese Weise sowohl von weltlichen als auch von geistlichen Nöten. Schließlich erfolgt eine Neuordnung der Verhältnisse. Silvester sorgt für eine dauerhafte und ideale Ordnung, das Christentum. [Hammer 2010: 153-160] Folglich lässt sich nach Bleumer das folgende Schema für die Erzählung entwerfen: „Das Martyrium führt zum Bekenntnis, das Bekenntnis führt zum Wunder, das Wunder führt zur Umkehr der anderen.“ [Bleumer 2010: 245] Dabei wird ersichtlich, dass die Legende von Konrad von Würzburg sowohl eine syntagmatische als auch eine paradigmatische Organisation aufweist. Somit werden die beiden Grundformen von Handlungsverläufen, Märtyrerlegende und Bekennerlegende, miteinander vermischt. Die Form der Märtyrerlegende beschreibt nach Edith Feistner eine recht simple Struktur, deren Grundmuster aus Verhör, Haft und Hinrichtung besteht. [Feistner 1995: 23-48] Somit ergibt sich die Struktur Anfang, Mitte, Schluss. Hingegen weist die Bekennerlegende keine derartige syntagmatische Organisation auf, vielmehr ist sie paradigmatisch und tendiert zum seriellen Geschehen. Der Heilige muss in einer Reihe von Ereignissen seinen Glauben bekennen oder es kommt in diesen Ereignisreihen, die die Handlung darstellen, zu Wundern. Bei Konrads von Würzburg Silvesterlegende finden sich gleichermaßen derartige syntagmatische Organisationen. So werden auch hier die Christen wiederholt verfolgt, bis Silvester sie rettet. Hierbei wird das Bekenntnis syntagmatisch umgewertet, da es zur Begründung der Aufhebung dieses Martyriums dient. Doch finden sich auch paradigmatische Elemente, da ebendiese syntagmatische Erklärung zur Nachfolge auffordert. Eine derartige Korrelation zwischen Martyrium und Bekenntnis setzt sich in der gesamten Legende fort. Folglich resultiert aus der Geschichte des Heiligen Timotheus das Bekenntnis Silvesters. Letzterer wiederum sorgt auf Grund seines Bekenntnisses und dem darauffolgenden Wunder dafür, dass sich die Heiden unterwerfen, wodurch die Umkehrbewegung zum Christentum initiiert wird. Auch der Leser wird durch die Wahrnehmung der Legende zum Nachfolgen des Vorbildes Silvesters angeregt. Somit ist die Geschichte vorgängig wirksam und geht gleichermaßen über den Text hinaus. [Bleumer 2010: 238-251] |
Version vom 26. März 2021, 08:50 Uhr