Keie (Hartmann von Aue, Iwein): Unterschied zwischen den Versionen

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==Beziehung zum Hof==  
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Herr Keie ist so eng wie wenige andere Charaktere mit dem Artushof und dem Artusroman verbunden. Gemeinsam mit natürlich Artus selbst, dessen Frau Ginover und Musterritter Gawein bildet Keie den inneren Zirkel des Hofs, und ist somit zugleich Teil der gattungskonstitutive Personen-Konfiguration, zu welcher der jeweilige Protagonist hinzutritt. Auf der Handlungsebene ist er als einziger Ritter mit einem klar definierten Amt am Hof ausgestattet, und somit „durch das Amt des Truchsessen an den Machtbereich des Königs gebunden.“ [Wenzel 2001: 97] So nimmt er qua Amt eine Mittelstellung zwischen Artus als Zentrum des Hofes und dem Katalog der Ritter ein (vgl. [Haupt 1971: 10]), welche den Hof räumlich immer wieder verlassen, um sich auf aventiure zu bewähren. Im Amt des Truchsesses ist bereits seine Aufgabe über die Einhaltung der höfischen Form zu wachen angelegt, welche ihn dazu prädestiniert, in Konflikt mit den anderen Mitgliedern am Hof zu geraten. Dies reflektiert sich auf struktureller Ebene, denn Keies Beanstandungen sind oftmals Auslöser der Handlung, wobei sie den Wegzug des Protagonisten vom Artushof motivieren. Diese strukturelle Feststellung korrespondiert wiederum mit dem Bild seiner Persönlichkeit, die zwar von Roman zu Roman teils bedeutend variiert <ref>Gowans schreibt die Variation des Charakters Keies sowohl funktionaler  Umdeutung der Autoren zu – so bei Chrétien u. a. als Vehikel für Humor  und Ironie –, als auch mangelnder Kenntnis der Keie-Historie, wie sie  es für Hartmann. </ref>, denen dennoch die Rolle des „Provokateur[s]“ [Haupt 1971: 10] gemein bleibt. Die Rolle des „spöttischen Kritiker der Hofgemeinschaft“ [Haupt 1971: 10] ist also im Artusroman am Artushof angelegt.   
Herr Keie ist so eng wie wenige andere Charaktere mit dem [[Artushof]] und dem [[Artusroman]] verbunden. Gemeinsam mit natürlich Artus selbst, dessen Frau Ginover und Musterritter Gawein bildet Keie den inneren Zirkel des Hofs, und ist somit zugleich Teil der gattungskonstitutive Personen-Konfiguration, zu welcher der jeweilige Protagonist hinzutritt. Auf der Handlungsebene ist er als einziger Ritter mit einem klar definierten Amt am Hof ausgestattet, und somit „durch das Amt des Truchsessen an den Machtbereich des Königs gebunden.“ [Wenzel 2001: 97] So nimmt er qua Amt eine Mittelstellung zwischen Artus als Zentrum des Hofes und dem Katalog der Ritter ein (vgl. [Haupt 1971: 10]), welche den Hof räumlich immer wieder verlassen, um sich auf [[aventiure]] zu bewähren. Im Amt des Truchsesses ist bereits seine Aufgabe über die Einhaltung der höfischen Form zu wachen angelegt, welche ihn dazu prädestiniert, in Konflikt mit den anderen Mitgliedern am Hof zu geraten. Dies reflektiert sich auf struktureller Ebene, denn Keies Beanstandungen sind oftmals Auslöser der Handlung, wobei sie den Wegzug des Protagonisten vom Artushof motivieren. Diese strukturelle Feststellung korrespondiert wiederum mit dem Bild seiner Persönlichkeit, die zwar von Roman zu Roman teils bedeutend variiert <ref>Gowans schreibt die Variation des Charakters Keies sowohl funktionaler  Umdeutung der Autoren zu – so bei Chrétien u. a. als Vehikel für Humor  und Ironie –, als auch mangelnder Kenntnis der Keie-Historie, wie sie  es für Hartmann. </ref>, denen dennoch die Rolle des „Provokateur[s]“ [Haupt 1971: 10] gemein bleibt. Die Rolle des „spöttischen Kritiker der Hofgemeinschaft“ [Haupt 1971: 10] ist also im Artusroman am Artushof angelegt.   


== Anmerkungen ==
== Anmerkungen ==

Version vom 4. Mai 2011, 11:28 Uhr

Keie ist ein Ritter am Hofe König Artus' und dessen Truchsess.

Beziehung zum Hof

Herr Keie ist so eng wie wenige andere Charaktere mit dem Artushof und dem Artusroman verbunden. Gemeinsam mit natürlich Artus selbst, dessen Frau Ginover und Musterritter Gawein bildet Keie den inneren Zirkel des Hofs, und ist somit zugleich Teil der gattungskonstitutive Personen-Konfiguration, zu welcher der jeweilige Protagonist hinzutritt. Auf der Handlungsebene ist er als einziger Ritter mit einem klar definierten Amt am Hof ausgestattet, und somit „durch das Amt des Truchsessen an den Machtbereich des Königs gebunden.“ [Wenzel 2001: 97] So nimmt er qua Amt eine Mittelstellung zwischen Artus als Zentrum des Hofes und dem Katalog der Ritter ein (vgl. [Haupt 1971: 10]), welche den Hof räumlich immer wieder verlassen, um sich auf aventiure zu bewähren. Im Amt des Truchsesses ist bereits seine Aufgabe über die Einhaltung der höfischen Form zu wachen angelegt, welche ihn dazu prädestiniert, in Konflikt mit den anderen Mitgliedern am Hof zu geraten. Dies reflektiert sich auf struktureller Ebene, denn Keies Beanstandungen sind oftmals Auslöser der Handlung, wobei sie den Wegzug des Protagonisten vom Artushof motivieren. Diese strukturelle Feststellung korrespondiert wiederum mit dem Bild seiner Persönlichkeit, die zwar von Roman zu Roman teils bedeutend variiert [1], denen dennoch die Rolle des „Provokateur[s]“ [Haupt 1971: 10] gemein bleibt. Die Rolle des „spöttischen Kritiker der Hofgemeinschaft“ [Haupt 1971: 10] ist also im Artusroman am Artushof angelegt.

Anmerkungen

  1. Gowans schreibt die Variation des Charakters Keies sowohl funktionaler Umdeutung der Autoren zu – so bei Chrétien u. a. als Vehikel für Humor und Ironie –, als auch mangelnder Kenntnis der Keie-Historie, wie sie es für Hartmann.

Bibliographie

<HarvardReferences />

  • [*Wenzel 2001] Wenzel, Franziska. "Keie und Kalogrenant: Zur kommunikativen Logik höfischen Erzählens in Hartmanns Iwein". Literarische Kommunikation und soziale Interaktion: Studien zur Institutionalität mittelalterlicher Literatur. Hg. Beate Kellner, Ludger Lieb und Peter Strohschneider. Mikrokosmos. 64. Frankfurt am Main, Oxford, New York et. al.: Lang, 2001.
  • [*Haupt 1971] Haupt, Jürgen. Der Truchseß Keie im Artusroman: Untersuchungen zur Gesellschaftsstruktur im höfischen Roman. Philologische Studien und Quellen 57. Berlin: Schmidt, 1971.