Die höfische Pracht im Parzival (Wolfram von Eschenbach, Parzival): Unterschied zwischen den Versionen

Aus MediaeWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 177: Zeile 177:
===Fazit===
===Fazit===


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Hof im mittelalterlichen Roman eine wichtige Stellung einnimmt und aus diesem Grund mehrmals im ''Parzival'' auftaucht. Er stellt zum einen das Leben der adligen Ritter dar und die damit verbundenen Pflichten und Rechte, zum anderen dient er der Machtrepräsentation und das damit verbundene gesellschaftliche Ansehen. Dieses Phänomen ist in weiteren Werken wie beispielsweise dem ''Iwein'' oder'' Erec'' von [[Hartmann_von_Aue)|Hartmann von Aue]] erkennbar.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Hof im mittelalterlichen Roman eine wichtige Stellung einnimmt und aus diesem Grund mehrmals im ''Parzival'' auftaucht. Er stellt zum einen das Leben der adligen Ritter dar und die damit verbundenen Pflichten und Rechte, zum anderen dient er der Machtrepräsentation und dem damit verbundenen gesellschaftlichen Ansehen. Dieses Phänomen ist in weiteren Werken wie beispielsweise dem ''Iwein'' oder'' Erec'' von [[Hartmann_von_Aue)|Hartmann von Aue]] erkennbar.





Version vom 27. Juni 2012, 08:59 Uhr

Die höfische Pracht im mittelalterlichen Roman

Die Beschreibung des Hofes im mittelalterlichen Roman dient der Darstellung von Pracht und Reichtum. Der Hof war Machtstätte der Adligen und repräsentierte Herrschaft, Familie und gesellschaftliches Ansehen. Den Adligen waren die sogenannten Hofämter zuteil, welche der Leitung des fürstlichen Haushaltes dienten. Gesellschaftlicher Rang und verwandtschaftliche Beziehungen nehmen im mittelalterlichen Roman ein wichtige Rolle ein und werden deshalb meist in detaillierter Ausführung beschrieben.


Die höfische Pracht im Parzival

Vom Reichtum

In Wolframs von Eschenbach Parzival findet sich diese Darstellung in vielen Teilen wieder. Schon zu Beginn der Erzählung über den König und seinen jüngeren Bruder Gahmuret wird dem Leser vom Reichtum des Königs berichtet:


(9, 2-10)

Original Übersetzung
mîn vater hât uns beiden Gelâzen guotes harte vil:

des stôze ich dir gelîchiu zil.

ich bin dir herzlîchen holt.

lieht gesteine, rôtez golt,

liute, wâpen, ors, gewant,

des nim sô vil von mîner hant,

daz du nâch dînem willen warst

unt dîne mildekeit bewahrst.

Mein Vater hat uns beiden große Schätze hinterlassen.

Davon messe ich dir eine gleiche Hälfte ab,

ich meine es von Herzen gut mit dir.

Leuchtende Steine, rotes Gold,

Leute, Waffen, Pferde, Kleider,

von alldem nimm aus meiner Hand soviel,

dass du nach deinem Willen ziehen kannst und ein Herr bleibst,

der seinen Leuten was zu schenken hat.


Die Austattung

Diese Schilderung beinhaltet Reichtümer in Form von Edelsteinen, Gold, Leuten, Waffen, Tieren und Kleidern. Der mittelalterlich Hof zeichnete sich durch die reichhaltige Verfügbarkeit der oben genannten Mittel aus und konnte ohne deren Hilfe nicht existieren. Ein Hof genoss hohes Ansehen, sollten seine Bewohner edle Damen, Ritter und Kinder sein. Des Weiteren verfügt ein reicher Hof über genügend Knappen und Ritter, die dem König oder dem Burgherren für deren âventiure-Fahrten bereitgestellt wurden.

Die detaillierte Beschreibung der einzelnen Kostbarkeiten dient des gesellschaftlichen Ansehens eines Hofes. So werden auch im Parzival weitere Beschreibungen über die Pferde, das Gold und die Knappen gegeben:


(10, 1-11)

Original Übersetzung
fünf ors erwelt und erkant,

de besten über al sîn lant,

küene, starc, niht ze laz;

manec tiwer goltvaz,

und mangen guldînen klôz.

den künec wênec des verdrôz,

er enfultes im vier soumschrîn:

gesteines muose ouch vil dar în.

dô si gefüllet lâgen,

knappen, die des pflâgen,

wârn wol gekleidet und geriten.

Fünf ausgesuchte Schlachrosse -

man kannte keine bessere im ganzen Land -,

mutig waren die und stark und nirgends ohne Rasse;

viel teures Tischgeschirr aus Gold

und eine Menge Gold in Klumpen.

Der König ließ es sich nicht reuen,

vier Tragekästen füllte er ihm,

und viele Edelsteine mussten noch dazu hinein.

Als diese Kästen dann gefüllt dastanden,

da waren auch die Knappen, die das Gepäck zu hüten hatten,

wohl gekleidet und beritten.


Die Feste

Besonders ausladend geschieht dies in der Beschreibung der Gralsburg, welche vor Reichtum nur so strotzt. Quantitativ und qualitativ herrscht hier in unermesslicher Überfluss, welchen Wolframs von Eschenbach detailliert schildert.

Des Weiteren findet sich die höfische Pracht in Verbindung mit glanzvollen Festen (761, 11-17) im Parzival wieder. Die Repräsentation des Hofes durch die Teilnahme edler Damen und Ritter an Festen weist auf den gesellschaftlichen Wert des Hofes und dessen Bewohner hin:


(768, 19-22)

Original Übersetzung
daz ist alsô ergangen:

mit Schilde befangen

ist zingesinde mir benannt

manec rîter wert erkant.

Und so ist es denn auch geschehen:

Viele Ritter unter dem Schild

gehören zu meinem Haus,

Leute von bewährtem Adel.


Die Burgen und Städte

Auch werden im "Parzival" mehrmals Burgen und Städte rühmlich gelobt und deren höfische Pracht in den Vordergrund gestellt (403, 12-20). Dies verkörpert die Machstellung eines Heeres und dessen Anführer. Die Größe einer Burg und dessen Volk spiegelt die militärischen Möglichkeiten eines Burgherren wieder und ist somit ein weiteres Indiz für dessen Stellung im mittelalterlichen Roman.


(350, 17-21)

Original Übersetzung
Burg und stat sô vor im lac,

daz niemen bezzers hûses pflac.

ouch gleite gein im schône

aller ander bürge ein kröne

mit türnen wol gezieret.

Burg und Stadt lagen vor ihm,

so schön, dass nie ein Herr sich eines schöneren Hauses rühmen konnte.

Was ihm da so wunderbar entgegenglänzte,

das war die Krone über allen Burgen,

sie war mit Türmen reich geziert.


Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Hof im mittelalterlichen Roman eine wichtige Stellung einnimmt und aus diesem Grund mehrmals im Parzival auftaucht. Er stellt zum einen das Leben der adligen Ritter dar und die damit verbundenen Pflichten und Rechte, zum anderen dient er der Machtrepräsentation und dem damit verbundenen gesellschaftlichen Ansehen. Dieses Phänomen ist in weiteren Werken wie beispielsweise dem Iwein oder Erec von Hartmann von Aue erkennbar.


Quellennachweise

Bumke, Joachim: Wolfram von Eschenbach, 8. Aufl., Stuttgart/Weimar 2004.