Benutzer:Philipp Leisenheimer: Unterschied zwischen den Versionen

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==Übersetzung 01: "Neidhart" Winterlied 10; Str. I - VIb==


==Übersetzung 01: "Reinhart Fuchs" V. 213-219==
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Do der liebe summer || Wenn der liebreizende Sommer
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|ureloup genam, ||  seinen Abschied nahm,
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|do mouse man der tänze ||  dann musste man auf die Tänze
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|ufm anger gar verphlegen. ||  auf dem Ackerland völlig verzichten.
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|des gewan sit kummer||Deshalb ergriff
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|der herre Gunderam: || den Fürst Gunderam seither ein Kummer:
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|der muose ouch sin gestränze || Dieser musste sein Herumgestelze 
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|do lazen under wegen. || deswegen ebenfalls unterlassen.
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|der ist bickelmeister disen winder:|| Er hatte Aufsicht beim Würfelspiel diesen Winter:
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|oeder gouch ist in dem lande ninder;|| Einen widerwärtigerer Schamrotzer gibt es nirgendwo anders im Land;
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|sin rumegazze kaphet zallen ziten wol hin hinder.|| Sein "Rumegazze" guckte sicher zu allen Zeiten zu seinem Hintern.
 
 
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|Waz er an den meiden ||  Was er an den Mädchen dann
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|wunders da begat, || für Ungeheuerlichkeiten vollbrachte,
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|e daz min vrouwe Schelle|| bevor dass meine Herrin "Schelle"
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|volende ir gebot! || ihr Verbot verhängen konnte!
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|erst vil unbescheiden, ||  Er ist sehr rücksichtlos,
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|wan swelhe er bestat, ||  an welcher er sich auch immer vergriff,
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|diu wirt von slegen helle || die wird von Schlägen blass
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|und midende den spot;|| und zieht sich vor dem Spot zurück;
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|da von lazen alle ir smutzemunden, ||  Darum sollen alle ihr Schmunzeln sein lassen,
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|des die jungen niht verheln enkunden!|| welches die Jünglinge nicht verheimlichen können!
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|des hat ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. || deshalb hat ihre Hand von solchen Machenschaften viel ertragen.
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|Immer, so man viret,||  Immer, wenn man feierte,
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|so hebent si sich dar || dann begaben sie sich
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|mit einer samenunge, || mit einer Gesellschaft dorthin,
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|den ich wol schaden gan.|| die ich gehörig schaden wollte.
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|Werenbreht der liret, ||  Wenn Werenbreht auf der Leier spielte,
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|so sumbert Sigemar. || so summte Sigemar mit.
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|daz in da misselunge,|| Dass es ihm da missglückt,
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|daz laege et eben an!||  das würde gut passen!
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|daz sich doch vil lihte mac verriden: ||  Was sich vielleicht doch wenden/umkehren könnte:
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|wellents ir getelse niht vermiden, || wollt ihr zügellosen es nicht sein lassen,
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|sich mugen zwene an miner weibelruoten wol versniden. || könnten sich gewiss zwei (von euch) an meiner "Weilbelroute" verletzen.
 
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|Koeme ich zeinem tanze,||  Käme ich zu einem Tanz,
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|das alle giengen bi, || zu dem alle kommen,
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|da wurde ein spil von hende || dann würde es zu einem Schwertkampf kommen.
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|mit beiden ekken zuo.||
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|lihte geviele ein schanze,||  Vielleicht tritt der Fall ein,
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|daz vor mir laegen dri. || dass drei von ihnen vor mir stehen.
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|ich hielte ez ane wende,|| Es wäre hoffnungslos,
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|verbüte ez einer vruo.||  außer jemand würde es unterbinden.
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|sige und saelde hulfen mir gewinnen,|| Übermacht und Glück hälfen mir zu erreichen,
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|daz si halbe müesen dan entrinnen. || dass sie dann zu allen Seiten flüchten müssen.
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|nu ziehen uf und lazen in ir gogelheit zerinnen!|| Nun zückt und lasst ihnen ihre Ausgelassenheit vergehen!
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|Sine weidegenge||  Seine Jagdausflüge
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|die verewent mich gra, || verfärben mich grau,
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|swenn er verwendeclichen||  immer wenn er übermütig
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|vür mine vrouwen gat.|| vor meiner Herrin herging.
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|tribet erz die lenge, ||  Treibt er es zu lange,
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|bestat er danne da,|| bleibt er dann noch da stehen,
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|man hilft im uz der kichen,|| man hilft ihm aus dem Keuchen,
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|daz er vil riuwic stat.||  sodass er beinahe zur Ruhe kam.
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|er und etelicher sin geselle,|| Er und etliche seiner Freunde,
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|den ich tanzent an ir hant ersnelle, || den ich tanzend an ihrer Hand erwische,
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|des si gewis, ich slahe in, daz sin offen stat ein elle! || das sei gewiss, ich schlage ihn, dass es ihm den Mund verreist!
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|Im hilft niht sin treie||  Im hilft weder sein Wamms
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|noch sin hiubelhuot; || noch sein Haubenhut;
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|ez wirt im in getrenket:|| es wird ihm eingetrichtert:
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|er zuhte ir einen bal.|| er stahl ihr einen Ball.
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|erst ein toerscher leie; || Er ist ein törichter Dummkopf;
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|sin tumbelicher muot|| sein närrischer Mut
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|der wirt im da bekrenket.|| der wird ihn dann schwächen.
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|wil er vür Riuwental||  will er durch das Reuetal
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|hin und her so vil gewentschelieren, || so viel umherschweifen, wie er will, 
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|er wirt wol zezeiset under vieren.||  er wird gewiss unter den vieren zerzaust.
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|her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren?||  Herr Werenbreht, was kann ich deswegen tun, wird ihn der umstimmen?
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|Die wil ich die klingen||  Darum will ich das Schwert
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|um mine siten trage, ||  an meiner Seite tragen,
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|so darf mir durch min sumber || so darf mir niemand durch
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|niemen stechen nieht.|| meinen gewebten Harnisch stechen.
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|er muoz vil wite springen:||  er muss sehr weit weg flüchten:
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|begrife ichn mit dem slage, || ergriffe ich ihn mit dem Schläger
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|ich slahe in, daz er tumber || ich würde ihn so zusammenschlagen, dass der Dummkopf 
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|schouwet nimmer lieht.||  das Licht nicht mehr sehen kann.
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|ich hilf im des libes in den aschen||  ich ziehe sein Leben in den Dreck
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|und slah im mit willen einen vlaschen,|| und verschlage ihn mit Gefallen mit einer Flasche,
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|daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. || dass ihm die Hunde sein Hirn von der Straße fressen müssen.
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|Her Nithart hat gesungen,||  Seither hat Neidhart gesungen,
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|daz ich in hazzen wil || sodass ich ihn wegen meines Verwandten
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|durch mines neven willen, || hassen will,
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|des neven er beschalt.|| dessen Neven er entehrte.
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|lieze ers unbetwungen!||  Ließe er es nur sein!
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|es ist im gar ze vil.|| Das ist wohl zu viel verlangt.
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|enpflaege er siner grillen|| entbehre er sich seiner Anmaßungen
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|und het ouch der gewalt!||  und gleich auch der Gewalt!
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|ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. ||  Es ist ein Ärgernis, das mich aller Freuden beraubt.
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|wirt diu weibelruote mir gewetzet,|| Wenn die "Weibelroute" mir geschärft wurde,
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|ich trenne in uf, daz man wol einen sezzel in in setzet. || so schlitze ich ihn auf, sodass man sicher einen Sessel in ihn stellen kann.
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==Übersetzung 02: "Neidhart" Sommerlied 4; Str. I - V==
 
===Strophe I===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Heid, anger, walt in fröuden stat; || Heide, Feld und Wald stehen in voller Pracht,
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|diu hant sich bereitet mir ir besten wat, ||  die Natur zeigt sich mir in ihrem besten Prachtgewand/Seite,
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|die in der meie hat gesant. ||  die ihr der Mai gegeben hat.
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|si wir alle ||  Lasst uns alle
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|fro mit schalle! || schallend glücklich sein!
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|sumer ist komen in diu lant. || Der Sommer ist in das Land gekommen.
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===Strophe II===
 
!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Wol uz der stuben, ir stolzen kint, || Wohlauf, /los! aus den Stuben, ihr stattlichen Kinder,
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|lat iuch uf der straze sehen! hin ist der scherfe wint ||  lasst euch auf der Straße sehen! Weg ist der scharfe Wind
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|unde ouch der vil kalte sne. ||  und auch der sehr kalte Schnee.
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|hebt iuch bald ||  Kommt schnell
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|zuo dem walde! || in den Wald!
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|vogelin singent, den was we.|| die Vöglein singen, sie hatten genug (vom Winter)/ denen war es leid/ sie haben es vermisst.
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===Strophe III===
 
!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Diu sint ergetzet leides gar. ||  Darum sind Kummer/Schmerzen völlig vergessen.
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|ir sult mirz gelouben! nemt sin selbe war,||  Ihr sollt es mir glauben! seht selbst,
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|waz der sumer erzeiget hat!||  was der Sommer offenbart hat!
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|er wil richen ||  Er will sicherlich so manchen Baum mit einem Laubgewand schmücken.
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|sicherlichen || -
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|manegen boum mit loubes wat.|| -
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===Strophe IV===
 
!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Die nu vor grozer huote megen, || Die sich nun mit strenger Obhut abplagen,
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|die suln balde ir bestez virtacgwant an legen, || die sollen schnell ihr bestes Festtagsgewand anziehen
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|lazen sich dar inne ersehen!||  und sich darin sehen lassen!
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|wir suln schouwen ||  Wir sollten zusehen
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|vor den ouwen || -
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|maneger hande bluomen brehen. || vor den Heiden viele Hände voll Blumen zu pflücken.
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===Strophe V===
 
!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Swie Riuwental min eigen si,|| Auch wenn mir das "Riuwental" gehörte,
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|ich bin disen sumer aller sorgen fri,|| bin ich diesen Sommer von allen Sorgen frei,
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|sit der winter ist da hin.||  weil/seitdem der Winter vorbei ist.
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|ich wil leren  ||  Ich will die Jungen
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|die jungen eren || lehren Freude zu verherrlichen/verehren: danach steht mir mein Sinn. 
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|freude: dar nach stet min sin. || -
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==Übersetzung 03: "Neidhart" Sommerlied 18; Str. I - V==
 
===Strophe I===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|"Uns wil ein sumer komen", || Eine Magd sprach: "Der Sommer soll schon vor der Tür stehen,
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|sprach ein magt: "ja han ich den von Riuwental vernomen. ||  ja, das habe ich von dem von Ruiwental erfahren."
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|ja wil ich in loben. ||  bei Gott! ich will ihn preisen.
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|min herze spilt gein im vor vreuden, als ez welle toben.||  mein Herz hüpft ihm vor Freuden entgegen, als würde es rasen.
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|ich hoer in dort singen vor den kinden. || Ich höre ihn dort vor den Leuten singen.
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|jane wil ich nimmer des erwinden, || Gott lobe! ich will nie wieder damit aufhören,
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|ich springe an siner hende zuo der linden." || ich renne an seinen Händen zu der Linde.
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===Strophe II===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Diu muoter rief ir nach; || Die Mutter rief ihr hinterher;
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|si sprach: "tohter, volge mir, niht la dir wesen gach! ||  sie sprach: "Tochter, folge mir, eile nicht so plötzlich davon!
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|weistu, wie geschach||  weist du, wie es deiner Spielgefährtin "Jiuten" erging,
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|diner spilen Jiuten vert, alsam ir eide jach? ||  als sie ihrer Mutter entfloh?
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|der wuohs von sinem reien uf ir wempel, || wegen seiner Musik wuchs ihr ein dicker Bauch,
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|und gewan ein kint, daz hiez si lempel: || und sie bekam ein Kind, das sie "Lempel (Lümmel?)" nannte:
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|also lerte er si den gimpelgempel." || deshalb lehrte er sie den "Gimpelgempel"-Tanz."
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===Strophe III===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|"Muoter, lat iz sin!|| Mutter, lass das/es sein!
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|er sante mir ein rosenschapel, daz het liehten schin, || er schickte mir einen Brautkranz,
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|uf daz huobet min, ||  der auf meinem Kopf gut zur Geltung kommen würde,
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|und zwene roten golzen brahte er her mir über Rin:||  und er brachte mir zwei rote Strümpfe mit über den Rhein:
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|die trag ich noch hiwer an minem beine. || Die trage ich noch heute an meinem Bein.
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|des er mich bat, daz weiz ich niewan eine.|| Worum er mich bat, das weiß nur ich allein.
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|ja volge ich iuwer raete harte kleine."|| Ja! ich werde eurem Rat kein bisschen folgen.
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===Strophe IV===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Der muoter der wart leit,|| Der Mutter der wurde es leid,
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|daz diu tohter niht enhorte, daz si ir vor geseit; ||  dass die Tochter nicht dem gehorchte, was sie ihr vorgeschrieben hatte;
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|iz sprach diu stolze meit:||  Es sprach die stolze Maid:
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|"ich han im gelobt: des hat er mine sicherheit.||  "ich habe (mich) ihm versprochen: Darauf hat er mein Wort.
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|waz verliuse ich da mit miner eren? || Was habe ich da von meiner Ehre verloren?
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|jane wil ich nimmer widerkeren,|| Ja! ich will nie wieder zurückkommen,
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|er muoz mich sine geile sprünge leren."|| er muss mir seine heiteren Tanz-Sprünge lehren."
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===Strophe V===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Diu muoter sprach: "wol hin!|| Die Mutter sprach: "Dann geh´!
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|verstu übel oder wol, sich, daz ist din gewin: ||  ob du es nun verstehst oder nicht, du wirst sehen, das ist dann deine Sache:
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|du hast niht guoten sin.||  Du hast keine gute Einschätzungsgabe.
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|wil du mit im gein Riuwental, da bringet er dich hin:||  Wenn du mit ihm zum "Reuetal" gehen willst, da bringt er dich hin:
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|also kan sin treiros dich verkoufen. || So kann seine "Treiros"-Melodie dich ersetzen.
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|er beginnt dich slahen, stozen, roufen|| Dann fängt er an dich zu schlagen, zu schuppsen, zu verprügeln
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|und müezen doch zwo wiegen bi dir loufen."|| und es müssen sich doch zwei Wiegen bei dir bewegen."
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==Übersetzung 04: "Neidhart" Winterlied 24; Str. I - Xb==
 
===Strophe I===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Sumer, dîner süezen weter müezen wir uns ânen: || Sommer, auf dein schönes Wetter müssen wir jetzt verzichten.
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|dirre kalde winder trûren unde senen gît.|| Dieser kalte Winter bringt uns nur Kummer und Schmerz.
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|ich bin ungetroestet von der lieben wolgetânen: ||  ich bin nicht getröstet von der lieben Schönen:
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|wie sol ich vertrîben diese lange swaere zît|| Wie soll ich diese lange schwere Zeit hinter mich bringen,
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|diu die heide velwet unde mange bluomen wolgetân?|| die die Heide und viele Blumen welken lässt?
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|alsô sint die vogele in dem walde des betwungen, daz si ir singen müezen lân. || Daher sind die Vögel im Wald dazu gezwungen, ihr Singen zu unterbrechen.
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===Strophe II===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Alsô hât diu vrouwe mîn daz herze mir betwungen, || Meine Herrin hat mir so sehr das Herz gebrochen,
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|daz ich âne vröude muoz verswenden mîne tage.||  dass ich meine Tage freudlos verschwenden muss.
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|ez vervaehet niht swaz ich ir lange hân gesungen.|| Es nützt nichts, was ich ihr (an Lieder) lange vorgesungen habe.
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|mir ist alsô maere daz ich mêre stille dage. || Mir ist es deshalb eine Lehre, dass ich künftig schweige.
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|ich geloube niht des daz sî mannen immer werde holt. || Ich glaube nicht, dass sie Männer jemals wieder gewogen/hold sein wird/will.
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|wir verlisen, swaz wir dar gesingen unde gerûnen, ich und jener Hildebolt. || Es war umstonst, was wir ihr vorsangen und zuflüsterten, ich und jener Hildbolt.
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===Strophe III===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Der ist nû der tumbist under geilen getelingen,|| Der ist derzeit der dümmste unter den kraftstrotzenden Kerlen,
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|er und einer, nennet man den jungen Willeher. || das heißt er und jener, den man jungen "Willeher" nennt.
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|den enkunde ich disen sumer nie von ir gedringen,||  Den konnte ich diesen Sommer nie von ihr wegdrängen,
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|sô der tanz gein âbent an der strâze gie entwer.||  wenn der Tanz gegen Abend/abends auf der Straße hin und her ging.
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|mangen twerhen blic den wurfen sî mich mit den ougen an, || Sie warfen mir viele böse Blicke zu,
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|daz ich sunder mînes guoten willen vor in beiden ie ze sweime muose gân.|| sodass ich entgegen meiner guten Absichten vor den beiden immer das Weite suchen musste.
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===Strophe IV===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Wê daz mich sô manger hât von lieber stat gedrungen|| Ach, dass mich so viele von einem lieblichen Ort verdrängt haben,
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|beidiu von der guoten unde ouch wîlent anderswâ!|| hier und jetzt von der Schönen und früher schon von anderswo!
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|oedelîchen wart von in ûf mînen tratz gesprungen.|| Zu meinem Ärger taten sie wiederwärtige Sprünge.
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|ir gewaltes bin ich vor in mînem schophe grâ.||  Ihre Gewalttätigkeit machte mir zu früh graue Haare.
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|iedoch sô neic diu guote mir ein lützel über schildes rant.|| Dennoch nickte mir die Schöne über den Schildrand hinweg zu.
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|gerne mugt ir hoeren wie die dörper sint gekleidet: üppiclîch ist ir gewant.|| Gerne könnt ihr hören wie die Bauerntöpel angekleidet sind / sich zu kleiden pflegen: Übertrieben sind ihre Kleider!
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===Strophe V===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Enge röcke tragent sî und enge schaperûne,|| Sie tragen enge Vesten und Mäntelchen,
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|rôte hüete, rinkelohte schuohe, swarze hosen. ||  rote Hüte, Schnabelschuhe und schwarze Hosen.
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|Engelmâr getet mir nie sô leide an Vriderûne||  Selbst "Engelmar" tat mir bei Vriderune nie so Böses,
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|sam die zwêne tuont. ich nîde ir phellerîne phosen,||  wie es jetzt die beiden tun. Mich ärgern ihre Seidenbeutelchen,
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|die sî tragent: dâ lît inne ein wurze, heizet ingeber. || die sie tragen: darin steckt eine Wurzel, die man Ingwer nennt.
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|der gap Hildebolt der guoten eine bî dem tanze; die gezuhte ir Willeher.|| Von der gab Hildebolt der Schönen eine beim Tanz; doch Willeher nahm sie ihr wieder weg.
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===Strophe Va ===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Gern west ich, wie es die torpper unter einander trachten.|| Gern wüsste ich, wie die Dörfer sich unter einander kleiden.
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|sie trugen peckkelhauben, darczu lange swert.||  Sie trugen Pickelhauben und dazu lange Schwerter.
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|ir spottigkeit, ir laster sie gar zu laster brachten:||  ihr spöttisches Wesen und ihre Laster brachte sie gar zu weiteren Lastern:
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|des wurdens durch die goller mer denn halb gewert.||  (deshalb wurden sie durch die Halsbänder mehr als halbiert.)
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|sie stritten mit einander einen ganczen summer langen tag. || Sie stritten miteinander den ganzen langen Sommertag.
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|das ir geläße sahe herre Neithart, do er in dem vas bey dem wein lag.|| Ihr Benehmen sah Herr Neidhart, als er in dem Fass bei dem Wein lag.
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===Strophe VI===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Sagte ich nû diu maere wie siz mit ein ander schuofen, || Sollte ich nun berichten, was sie dann mit einander trieben,
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|des enweiz ich niht: ich schiet von danne sâ zehant.||  so weiß ich es nicht (wirklich)/so würde ich lügen: Ich machte mich schnell davon.
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|manneglîch begunde sînen vriunden vaste ruofen.||  Jeder begann heftig nach seinen Freunden zu rufen.
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|einer der schrei lûte: "hilf, gevater Weregant!"||  Einer von ihnen schrie laut: "Hilfe, Gevattter Weregant!"
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|er was lîhte in grôzen noeten, dô er sô nâch helfe schrê.|| Er war vielleicht nicht in den größten Nöten, als so sehr nach Hilfe schrie.
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|Hildeboldes swester hôrte ich eines lûte schrîen: "wê mirmînes bruoder, wê!" || Ich hörte plötzlich/auf einmal Hildeboldes Schwester laut rufen: "Oh weh mir, mein armer Bruder, weh!"
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===Strophe VIa===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Do kam schiere ein getelinc geloufen von dem strite; || Da kam plötzlich ein Bauernbursche von dem Streit hergelaufen;
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|den fragt ich der maere. "Willeher mit ellen streit.||  den fragte ich um Auskunft. "Willeher kämpfte mit Fäusten.
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|Hildeboltes schapperun der ist zerzerret wite||  Hildeboltes Mäntelchen ist weit aufgerissen/zerrissen
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|und dar zuo sin enger roc wol drier spannen breit."||  und dazu/auch seine enge Veste sicher drei Hand breit."
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|daz geschach umb eine wurzen, die man uz der hende ir brach.|| das geschah wegen einer Wurzel, die man ihr aus den Händen riss.
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|des engalt vil mangiu spaehiu hube, die man bi dem tanze zerzerret ligen sach.|| Dies galt vielen spitzen Mützen, die man bei dem Tanz zerrissen daliegen sah.
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===Strophe VII===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Wâ von sol man hine vüre mîn geplätze erkennen?|| Woran soll man künftig mein Geplärre erkennen?
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|hie envor dô kande man iz wol bî Riuwental.||  Früher erkannte man es gewiss an der Erwähnung von einem "Reuental".
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|dâ von solde man mich noch von allem rehte nennen:||  Danach sollte man mich weithin mit vollem Recht nennen:
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|nust mir eigen unde lêhen dâ gemezzen smal. || Doch jetzt habe ich dort kein Eigentum und kein Lehen / keine Arbeit mehr.
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|kint, ir heizet iu den singen, der sîn nû gewaltic sî! || Mädchen, nennt denjenigen Sänger, der jetzt dort das Sagen hat!
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|ich bin sîn verstôzen âne schulde: mîne vriunt, nû lâzet mich des namen vrî. || Ich bin ohne Schuld von dort verstoßen: Meine Freunde, nennt mich nicht mehr so!
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===Strophe VIII===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Ich han mines herren hulde vloren ane schulde:|| Ich habe ohne Verschuldung die Gunst meines Herren verloren:
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|da von so ist min herze jamers unde turens vol. || Davon ist mein Herz so voll Jammer und Bedauern.
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|richer got, nu rihte mirz so gar nach diner hulde,|| Allmächtiger Gott, jetzt richte mich ganz nach deiner Gnade.
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|manges werden friundes daz ich mich des anen sol!|| Die vielen geschätzten Freunde, von denen ich mich deshalb trennen muss!
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|des han ich ze Beiern lazen allez, daz ich ie gewan, || Daher habe ich alles in Bayern hinterlassen/zurückgelassen/aufgegeben, was ich je erarbeitet/erreicht habe,
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|unde var da hin gein Osterriche und wil mich dingen an den werden Osterman.|| und fahr dahin Richtung Österreich, um mich dem ehrenwerten Österreicher zu unterwerfen/verdingen.
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===Strophe IX===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Mîner vînde wille ist niht ze wol an mir ergangen:|| Der Böse Wille meiner Feinde hatte für mich keine guten Auswirkungen:
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|wolde ez got, sîn mähte noch vil lîhte werden rât.||  Wenn Gott will, so gibt es vielleicht noch Abhilfe.
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|in dem lande ze Oesterrîche wart ich wol enphangen||  In dem Land Österreich wurde ich 
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|von dem edeln vürsten, der mich nû behûset hât.||  von dem edlen Fürsten gut aufgenommen, der mir jetzt ein Dach gab.
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|hie ze Medelicke bin ich immer âne ir aller danc.|| Hier in Mödling bin ich jetzt gegen den Willen von ihnen allen.
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|mir ist leit, daz ich von Eppen und von Gumpen ie ze Riuwental sô vil gesanc.|| Mir ist es leid, dass ich immer so viel von Eppen und von Gumpen in Reuental gesungen habe.
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===Strophe IXa===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Her Nithart hat uns hie verlazen als diu kra den stecken,|| Herr Neidhart hat uns hier verlassen wie die Krähe den Pfal,
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|diu da hinne fliuget unde sitzet uf ein sat.||  die dahin fliegt und sich auf ein Saatfeld niederlässt.
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|ez sol ein man mit fremden frouwen niht ze vil gezecken,||  Es soll ein Mann nicht zu viel mit fremden Frauen herumnecken,
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|der der waren schulde an siner keine vunden hat.||  der an seiner Frau keine Schuld zu beklagen hat.
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|er niez sin tegeliche spise (der hat er da heime genuoc),|| Er genießt seine tägliche Speise (von der hat er daheim genug),
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|laz Hildebolten mit gemache! ez was ein eichel, die er bi im in dem biutel truoc.|| lass´ Hildebolte in Frieden! Es war eine Eichel, die er bei sich in dem Beutel trug.
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===Strophe X===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Rädelohte sporen treit mir Fridepreht ze leide,|| Zu meinem Ärger, trägt Friedbrecht radförmige Sporen
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|niuwen vezzel hat er baz dan zweier hende breit. ||  und einen neuen, mehr als zwei Hände breiten Schwertgurt.
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|rucket er den afterreif hin wider ûf die scheide,||  Wenn er den Schwertring wieder auf die Scheide zieht,
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|wizzent, mîne vriunde, daz ist mir ein herzenleit.||  dann wißet, meine Freunde, dass mir das aus tiefstem Herzen weh tut!
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|zwêne niuwe hantschuoh er unz ûf den ellenbogen zôch. || Er zog sich zwei neue Handschuhe bis zu den Ellenbogen hoch.
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|mugt ir hoeren wie der selbe gemzinc von der lieben hiuwer ab dem tanze vlôch?|| Wollt ihr hören, wie eben dieser Gamsbock die Liebste in diesem Jahr mitten im Tanz verließ?
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===Strophe Xa===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Er gap versengelt wol, rehte als im waer an gebunden|| Er lief schnell davon, wahrhaftig als wäre ihm eine
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|ein swines blase, also man den wilden hunden tuot. ||  Schweinsblase angebunden, wie man es mit den wilden Hunden tut.
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|ofte brach er sinen zelt, als si doch wol befunden,|| Oft unterbrach er seinen Trab, als sie doch wohl auffand,
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|Hatze und Pletze und jeniu ir gespile Hademuot.||  Hatze und Pletze und jenen ihren gespielen Hademuot.
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|fraget Endeltruten, wiez laeg umbe ir bruoder Fridebreht! || Fragt Edeltraut, wie es um ihren Bruder Friedbrecht lag.
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|"ach ach, er hat verrenket sich vor vorhte", also hat si mir geseit,"der toersche kneht."|| "ach ach, er hat sich vor Furcht gekrümmt", so hat sie mir gesagt, "der dumme Knabe."
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===Strophe Xb===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Sach ab ieman jenen mit der gickelvehen täcken?|| Hat irgendwer jenen mit der gescheckten Decke gesehen?
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|die tregt er uf der hende und klopfet uf sin niuwez swert:||  Die trägt er an den Armen und klopft auf sein neues Schwert:
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|da mite er uns des nahtes ab der gazzen wil erschrecken.||  Damit will er uns bei Nacht in den Straßen erschrecken.
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|der selbe dünket sich noch mer san drier bonen wert,|| Eben dieser kommt sich vor als wäre er mehr als drei Bohnen wert,
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|als er danne geruzet unde gedraeset, der vil übele man, || als der dann lärmte und pöbelte, der bösartige Mann
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|und im sin täcke ringeleht erklinget dem geliche, als er trage ein goller an.|| und ihm seine Decke so klimperte, als träge er ein Collier.
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==Übersetzung 05: "Neidhart" Winterlied 13; Str. I - VII==
 
===Strophe I===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Wi überwinde ich beide || Wie kann ich sowohl meine Liebe
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|min liep und die sumerzit?|| als auch die Sommerzeit vergessen?
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|ine kan die wolgetanen schiere niht verklagen.||  Ich kann die schönen Zeiten so schnell nicht vergessen.
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|von so grozem leide,|| Von so großem Schmerz,
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|mir riuwe ane vröude git,|| werde ich freudlos betrübt
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|trure ich wol von schulden nu ze disen trüeben tagen, || und trauere nun wohl zurecht an diesen trüben Tagen,
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|di uns den winder kündent, der uns manger vröude roubet. || die uns der Winter bereitet, der uns vieler Freuden beraubt.
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|sanges habent sich diu kleinen vogelin geloubet: || Die kleinen Vögelein haben sich des Gesanges verpflichtet:
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|also möhte ich wol mit minem sange stille dagen. || so kann ich sicher mit meinem Sang verstummen.
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===Strophe II===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Sol mich niht vervahen || Wenn mich nicht mein Trost
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|min trost und min lieber wan,|| und mein Liebeswahn erfasst,
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|so enweiz ich, waz genaden ich mich troesten mac.||  so frage ich mich, welches Glück mich noch trösten mag.
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|wol mac ir versmahen || Gewiss kann sie mein Minnedienst verschmähen,
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|min dienest, den ich ir han|| den ich ihr schon lange Zeit geleistet habe
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|lange her geleistet und des ie mit triuwen phlac. ||  und mithin immer mit Treue pflegte.
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|also phlaege ichs immer gerne, möhte ich des geniezen,|| Genauso pflege ich es auch immer noch gerne, es würde mich also freuen,
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|so daz mich die dörper mines lones iht verstiezen. || wenn mich die Bauern nicht meines Lohnes berauben.
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|des ist Uoze grific und sin ruher schavernac.|| Das ist der übergriffige "Uoze" mit seiner groben Plezmütze.
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===Strophe III===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Engelwan und Uoze || "Engelwan" und "Uoze"
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|die zwene sint mir gehaz|| die zwei sind bei mir verhasst.
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|(schaden unde nides muoz ich mich von in versehen)|| (Von ihnen muss ich Schaden und Neid erwarten)
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|und der geile Ruoze:|| Und der irrwitzige Ruoze:
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|wie tiuwer er sich vermaz,|| wie wichtig er sich vorkommt,
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|der bestüende mich durch si! die drie widerwehen||  der fordert mich durch sie heraus!
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|ratent unde brüevent, daz ich ane lon belibe. || Mit ihrer beratenden und prüfenden Art bewirken die drei, dass ich ohne Erfolg bleibe.
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|niht envolge ir lere, vrouwe, liebist aller wibe! || Folge nicht ihrem Rat, Herrin, liebste aller Frauen!
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|lone miner jare; laz in leit an mir geschehen! || belohne meine jahrelange Treue; lass sie mir kein Leid zufügen!
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===Strophe IV===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Vrouwe, dine güete|| Herrin, ich erkenne deine große Güte,
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|di erkenne ich so manicvalt,||
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|daz ich liebes lones von dir noch gedingen han.||  dass ich den Liebeslohn noch von dir zu erhoffen habe.
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|daz mich ie gemüete,|| Es ist den Lümmel und ihrer Gewalt zu verdanken,
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|die spränzler und ir gewalt,||
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|daz was mit den bluomen hin. nu wil mir Engelwan|| dass mein Gemüt mit den Blumen (des Sommers) verwelkt ist.
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|dine hulde verren: daz im müeze misselingen, || Jetzt will mich "Engelwan" von deiner Gnade fernhalten: dass soll ihm misslingen,
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|so daz hundert swert uf sinem kophe lute erklingen!|| sodass hundert Schwerter auf seinem Kopf laut erklingen!
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|snident si ze rehte, si zerüttent im den span. || Sie schneiden ihn zurecht und zerbrechen ihm das Kreuz.
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===Strophe V===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Seht an Engelwanen, || Seht euch "Engelwan" an,
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|wie hohe er sin houbet treit!|| wie hoch er sein Haupt trägt!
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|swanne er mit gespannem swerte bi dem tanze gat,||  Immer wenn er mit gespanntem "Schwert" zu einem Tanz geht,
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|so ist er niht ane|| so kommt er nicht ohne
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|der vlaemischen hövescheit,|| seine (scheinheilige/vorgespielte)flämische Höflichkeit,
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|da sin vater Batze wenic mit ze schaffen hat.|| weil sein Vater "Batze" wenig damit am Hut hat.
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|nu ist sin sun einoeder gouch mit siner ruhen huben: || Nun ist sein Sohn mit seiner Pelzmütze ein dümmlicher Lümmel:
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|ich geliche sin gephnaete ze einer saten tuben, || Ich vergleiche sein Gestelzte mit einer satten Taube,
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|diu mit vollem krophe uf einem korenkasten stat. || die mit vollem Kropf auf einem Taubenkasten steht.
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===Strophe VI ===
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|Swer in siner tougen || Wer in seinem Leben
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|ie liep ode leit gewan,|| je Liebe oder Leid empfand,
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|dem sint mine sorgen und min kumber wol bekant.||  dem sind meine Sorgen und mein Kummer wohl bekannt.
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|sit ich minen ougen|| Weil ich meinen Augen den Blick
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|den stic niht verbieten kan,|| nicht mehr verbieten kann,
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|si enblicken hin, da Rouze tanzet an ir hant,|| blicken sie dorthin, wo "Rouze" an ihrer Hand tanzt,
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|so verlaze ich kume, deich mich selben niht enroufe: || so gehe ich gebrechlich (von dannen), denn ich kann mich mit eben diesen nicht abgeben:
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|solhen wehsel nement, die da minnent, an ir koufe. || Solche Wendungen nehmen die minnenden in kauf.
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|Minne, la mich vri! mich twingent sere diniu bant.|| Minne, lass mich frei! Dein Band bedrängt mich sehr.
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===Strophe VII===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Minne, dine snüere || Minne, deine Bänder verschnüren mir mein Herz,
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|die twingent daz herze min,||
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|daz ich han ze strite wider dich deheine wer.||  dass ich im Kampf gegen dich irgendeine Verteidigung/Widerstand habe.
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|swie verholne ich rüere|| Sowie ich etwas erlange schelte ich die Glocke deiner Zelle,
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|den zimbel der zelle din,||
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|so bin ich betwungen des, daz ich dir hulde swer.|| dann bin ich gezwungen, dir die Treue zu schwören.
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|vrouwe Minne, din gewalt ist wider mich ze strenge;|| Herrin Minne, deine Gewalt ist mit aller Härte gegen mich;
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|küneginne, diner ungenade niht verhenge, || Königin, verhänge nicht dein Unheil,
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|daz si mich verderbe! ja ist si über mich ein her.|| dass sie mich zu Grunde richtet! Ja, sie ist über mich hergefallen.
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==Übersetzung 06: "Neidhart" Winterlied 1; Str. I - IVb==
 
===Strophe I===
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|Winder, uns wil din gewalt || Winter, deine Gewalten wollen uns
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|in die stuben dringen|| von den üppigen Linden
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|von der linden breit:||  in die Stuben drängen.
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|dine winde die sint kalt.|| Deine Winde sind kalt.
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|lerche, la din singen!|| Lerche, lass mich deiner frohlocken!
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|dir hat widerseit|| Du hast dich sowohl dem Frost als auch dem Schnee widersetzt;
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|beide rife und ouch der sne; ||
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|du muost stille swigen:|| Du must still schweigen:
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|so klag ich den grüenen kle. || so trauere ich um den grünen Klee.
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|meie, ich wil dir nigen;|| Mai, ich will mich vor dir verbeugen,
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|mir tuot der winder we. || mir tut der Winter weh.
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===Strophe II===
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|Tanzet, lachet weset vro! || Tanzt, lacht und werdet froh!
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|daz zimt wol den jungen|| Das gefällt gewiss den Jungen
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|disen winder lanc.||  diesen Winter lang.
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|iu ze stiuwer gibe ich so|| Euch (gewidmet) gebe ich
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|hiwer von miner zungen|| dieses Jahr von meiner Zunge
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|einen niuwen sanc,|| einen neuen Gesang,
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|daz ir ane swaeren muot || damit ihr ohne bittere Stimmung
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|vreude mugt erbiten.|| Freude erwarten könnt.
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|Engelmar, din stube ist guot: || Engelmar, deine Stube ist heimelich:
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|küele ist an der liten.|| kühl ist es an den Hängen.
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|der winder schaden tuot. || Der Winter verrichtet Schaden.
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===Strophe III===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Etzel, Ruoze und Adelber || Etzel, Ruoze und Adelber
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|und der geile Rüele|| und der wilde Rüele
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|zesamen hant gesworn||  haben sich zusammen gegen
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|alle uf einen dörper her:|| einen Dörfler verschworen:
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|derst von Witenbrüele|| Der stammt aus Witenbrüele
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|und brüevet grozen zorn.|| und hegt großen Zorn.
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|daz enkunde ich e noch sit|| Rüele wollte an dem Reihen - Tanz
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|nie voltagedingen,|| um die Wette springen,
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|Rüele enwolte enwiderstrit|| das erfuhr ich noch kurz zuvor,
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|an dem reien springen:||  auch wenn ich es nie schlichten wollte.
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|daz was Lanzen nit. || Das war Lanzens Eifersucht.
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===Strophe IV===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Lanzen einen treien treit,|| Lanzen trägt eine Weste,
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|diu ist von barchane,|| die ist auch Berenche
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|grüene also der kle.|| und so grün wie der Klee.
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|ze wige hat er sich bereit:|| Er ist zum Rangeln bereit:
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|er lebet in dem wane,|| Er lebt in dem Glauben,
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|daz im niht widerste.|| dass ihm keiner Widerstand leisten kann.
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|dar in er gesteppet hat|| Da er ihm ein prächtiges Kettenhemd geschmiedet hat,
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|ein guot isnin hemde|| ging er brummend wie ein Bär;
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|limmende als ein ber er gat;||
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|guot muot ist im vremde.|| Gutmütigkeit ist ihm fremd.
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|erst kint, der in bestat. ||  Der, der ihn angreift, ist noch ein Knabe.
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===Strophe IVa===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Lanze der hat noch die frünt,|| Lanze hat noch die Freunde,
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|die in niht enlazen,|| die nicht von seiner Seite weichen,
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|swie gar er si ein kint.|| obgleich er noch ein völliger Jüngling ist.
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|dri han ich iu schiere gekünt,|| Drei habe ich sofort erkannt,
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|die im uf der strazen|| die ihm auf der Straße beigestanden sind:
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|bigestendic sint:||
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|Isenbolt und Isenhart|| Isenbolt und Isenhart
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|und der junge Vrite.|| und der junge Vrite.
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|Rüele der wart nie so zart,|| Rüele wurde noch nie so weichlich,
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|er waer an dem strite|| er wurde beim Kampf gewiss vor einer Demütigung/Entehrung bewahrt.
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|ze verhe wol bewart.||
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===Strophe IVb===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|So laz wirs vehten umb den lip.|| So lassen wir das ums Leben Kämpfen sein,
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|und ge wir zuo dem tanze:|| und gehen zu dem Tanz:
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|da spring wir schone enbor.||  Da springen wir anmutig in die Höhe.
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|nu wol uf, meide und jungiu wip,|| Jetzt aber los, ihr Mädchen und ihr jungen Frauen,
|-
|Afra, Englin, Franze,|| Afra, Englin, Franze,
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|diu wil uns singen vor.|| die sollen uns vorsingen.
|-
|Metze beit.....|| Metze zögert ....
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|und kumet Adelheite|| und Adelheit kommt
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|und über ..... Engellint|| und darüber hinaus auch .... Engellint
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|und Irmengart gemeite,|| und Irmgart ebenso,
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|daz sint gar schoeniu kint.|| das sind äußerst schöne Mädchen.
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==Übersetzung 07: "Neidhart" Winterlied 27; Str. I - VIIc==
 
===Strophe I===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Mirst von herzen leide, || Mir ist es von Herzen Leid,
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|daz der küele winder|| dass der kühle Winter
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|verderbet schoener bluomen vil:|| viele schöne Blumen zu Nichte macht:
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|so verderbet mich ein senelichiu arebeit.|| so macht mich der Liebesdienst zu Nichte.
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|dise sorge beide || Diese Sorge drängt mich sowohl hin als auch zurück
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|dringent mich hin hinder|| zum Ende an das Ziel meiner Freuden.
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|ze ende an miner vreuden zil.||
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|owe, daz diu guote mit ir willen daz vertreit,|| Oh weh, dass die Schöne das freiwillig aushält,
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|sit si wol geringen mac || obwohl sie alle meine Schwierigkeiten
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|alle mine swaere!|| gewiss verringern kann!
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|hei, gelebte ich noch den tac,|| Ach, erlebte ich noch den Tag,
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|daz si gnaedic waere!|| an dem sie gnädig werde!
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===Strophe II===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Swenne ich mich vereine || Immer wenn ich mich Zusammennehme
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|unde an si gedenke,|| und an sie denke,
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|waer inder wibes güete da,||  war in ihr die Güte der Frau verreint,
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|diune haete sich so lange bi ir niht verholn.|| die sich so lange nicht bei ihr holen ließ.
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|sit si lonet kleine || Weil sie meinen neuen Klängen
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|miner niuwen klenke,|| nur wenig Aufmerksamkeit schenkte,
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|wan mag ich dienen anderswa?|| wann kann ich wohl anderswo dienen?
|-
|nein, ich wil mit willen disen kumber langer doln.|| Nein, ich will entschlossen diesen Kummer noch länger aushalten.
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|waz, ob noch ein saelic wip || Ich frage mich, ob noch eine andere anmutige Frau
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|gar den muot verkeret?|| ihre Stimmung so gänzlich (plötzlich) verdreht?
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|vreu min herze und troeste den lip!|| Erfreue mein Herz und tröste mir das Leben!
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|diu zwei diu sind geseret.|| Die zwei, die sind verletzt.
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===Strophe III===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Zuo dem umgemache, || Wie das Unbehagen,
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|den ich von ir lide,|| das ich durch sie erleide,
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|so twinget mich ein ander leit,||  so bedrängt mich noch ein andrer Schmerz,
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|daz vor allem leide mich so sere nie betwanc,|| der mich vor all dem Leid noch nie so sehr bedrängte,
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|swiech dar umbe lache || wie sehr ich darum auch lache und mich heiter benehme:
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|und gebare blide:||
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|mir hat ein dörper widerseit|| Mir hat ein Dörfler widerstrebt
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|umb anders niht wan umbe den minen üppeclichen sanc.|| um nicht geringeres als um meinen leichtfertigen Gesang.
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|derst geheizen Adeltir,|| Der wird Adeltir genannt
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|bürtic her von Ense,|| und stammt aus Ense,
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|zallen ziten drot er mir|| er droht mir zu allen Zeiten
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|als einer veizten gense.|| wie eine fette Gans.
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===Strophe IV===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Hiwer an einem tanze|| Heuer bei einem Tanz
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|gie er umbe und umbe.|| ging er im Kreis umher.
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|den wehsel het er al den tac:||  Das Lied in Gesprächsform hielt er den ganzen Tag lang:
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|glanziu schapel gap er umbe niuwiu krenzelin.|| schimmernde Blumenkränze gab er im Kreise an die jugendlichen Mädchen:
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|Etzel und Lanze,|| Etzel und Lanze,
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|zwene knappen tumbe,|| zwei dumme Knappen,
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|die phlagen ouch, des jener phlac.|| die taten auch das, was jener tat.
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|Lanze der beswaeret ein vil stolzez magedin:|| Lanze belästigte ein sehr stattliches Mädchen:
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|eine kleine risen guot || Er riss ihr einen schönen Schleier
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|zarte er ab ir houbet,|| und einen Blumenkranz vom Kopf:
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|dar zuo einen bluomenhuot:||
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|wer het im daz erloubet?|| Wer hat ihm das erlaubt?
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===Strophe V===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Owe siner hende! || Oh, wehe seiner Hände!
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|daz si sin verwazen!|| Seien sie verflucht!
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|die vinger müezen werden vlorn,||  Die Finger müssen ihm abfallen,
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|da mit er gezerret hat den schedelichen zar!|| mit denen er die schmerzhafte Träne erzwungen hat!
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|hiete er ir gebende|| hätte er ihre Haarschleife
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|ungezerret lazen,|| unversehrt gelassen,
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|daz kränzel hiete ouch si verkorn.|| so hätte auch sie das Kränzchen zurückgewiesen.
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|er ist ungevüeger danne wilen Engelmar,|| Er ist ungestümer als vormals Engelmar,
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|der gewalticlichen nam|| der gewaltsam den Spiegel Friedruns
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|den spiegel Vriderune,|| an sich nahm,
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|des bin ich dem dörper gram,|| deshalb bin ich auf den Dörfler wütend,
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|dem selben Walberune.|| wie auch auf Walberune.
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===Strophe VI===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Dise alten schulde || Diese alte Schuld hat in mir
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|wecket mir diu niuwe:|| eine neue erweckt:
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|ez hat ein geiler getelinc||  Es konnte ein wilder Lümmel
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|hiwer an mir erwecket, swaz mir leides ie geschach.|| dieses Jahr in mir das erwecken, was mir an Schmerz je widerfuhr.
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|e ichz langer dulde, || Ehe ich es noch länger dulde,
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|set des mine triuwe,|| ich schwöre es bei meiner Ehre,
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|gespringe ich zuo zim in den rinc,|| springe ich auf einmal auf ihn im Ring,
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|er bestat sin buoze, daz er ir ze vrouwen jach,|| er erhält noch seine Strafe, dass er Anspruch auf sie erhebt,
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|der ich lange gedienet han || der ich so lange,
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|der mit ganzer staete!|| der ich mit aller Beständigkeit gedient habe!
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|wolde er si geruowet lan,|| Würde er sie in Ruhe lassen,
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|wie rehte der danne taete!|| wie richtig er dann handeln würde!
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===Strophe VII===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|We, waz hat er muochen! || Ohje, was hat er nur für Mucken im Kopf!
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|si kumt im niht ze maze.|| Sie ist nicht seine Größenordnung.
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|zwiu sol sin pineclich gebrech?||  Was erwartet er denn von seinem rabiaten Reißen?
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|im enmac gehelfen niht sin hovelich gewant.|| Da kann ihm auch sein höflicher Anzug nicht helfen.
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|er sol im eine suochen, || Er soll ihm eine Frau finden,
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|diu in werben laze.|| die ihn um ihrer werben lässt.
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|diu sinen roten buosemblech|| Seine roter Brustharnisch
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|diu sint ir ungenaeme gar, dar zuo sin hiufelbant.|| und sein Hüftgürtel, die erscheinen ihr völlig abstoßend.
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|enge ermel treit er lanc, || Er trägt lange, enge Ärmel,
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|die sint vor gebraemet,|| die vorne mit Spitze besetzt sind,
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|innen swarz und uzen blanc.|| innen schwarz und außen weiß.
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|mit siner rede er vlaemet.|| Wenn er redet, so flämelt er.
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===Strophe VIIa===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Siner snüere strangen|| Seine langen Schnüre
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|tengelnt an den orten:|| baumeln überall hin:
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|da hanget wunder pfeffers an,||  Daran hängt seltener Pfeffer,
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|muscat, negele, pfawenspiegel: dest der dörper glanz.|| Muskat, Nelken, Pfauenkraut: das ist der ganze Stolz der Dörfler.
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|er wil überdrangen|| Er will ein Mädchen
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|ein meit mit süezen worten,|| mit süßen Worten überwältigen,
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|des im doch niht gehelfen kan|| doch sein übertriebenes Gewand und seine äußerst feine Schleppe
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|sin üppiclich gewant und dar zuo sin vil waeher swanz.|| kann ihm dabei nicht helfen.
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|ein vil guotez linin tuoch,|| Sein Hemd und auch seine Hose haben
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|sehzehn elen kleine,|| ein sehr hochwertiges Leinentuch
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|hat sin hemde und ouch sin bruoch:|| nur sechzehn Ellen lang:
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|der site ist ungemeine.|| An der Seite passt es nicht zusammen.
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===Strophe VIIb===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Her Nithart, mugt irz lazen?|| Herr Neidhart, könnt ihr es sein lassen?
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|iu mac misselingen.|| Ihr könntet versagen.
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|nu habt ez uf die triuwe min.||  Nun nehmt diesen Rat an, bei meiner Treue. 
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|und mag ich, ez muoz iu bi dem tanze werden leit!|| Und wenn ich kann, so muss es euch beim Tanz noch Leid bereiten!
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|welt ir uf der strazen|| Wenn ihr euch auf der Straße
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|vil mit uns gedringen,|| viel mit uns drängen wollt,
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|swie breit ab iuwer multer sin,|| wie weit auch ihr euch auch immer von uns entfernt,
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|da gelpfe schinet under iuwer ringelehte pfeit,|| dort scheint der Glanz unter eurerm geringeltem Haar,
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|und sult ir sin der tiuvel gar || und ihr sollt der Teufel sein,
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|mit iuwerm glitzeden huote,|| mit eurem glitzerndem Hut,
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|zware ich mache in bluotes war|| ich schöre, ich mache es durch Blut wahr
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|mit minem swerte guote.|| mit meinem stattlichen Schwert.
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===Strophe VIIc===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|"Nu dar, ziere gesellen,|| "Nun los, ihr schönen Gesellen,
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|nu stat mir algeliche,|| jetzt steht mir zur Seite und helft,
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|helfet, daz wir in bestan,|| ihn zu belagern,
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|der uns bi dem tanze mit gemache niht enlat!|| der uns beim Tanz nicht in Frieden lässt!
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|ich truwe in wol ervellen",|| ich habe vor ihn zu Fall bringen",
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|so sprach Amelriche;|| so sprach Amelriche;
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|"die hant die muoz er mir hie lan,|| "die Hand und sein rechter Fuß muss er mir hier lassen,
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|da der spreckelehte vogel oben ufe stat,|| weil dieser gefleckte Vogel mit entstelltem Fuß sich für etwas besseres hält
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|und dar zuo den zeswen fuoz,||
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|dar an der spore klinget.|| und dort oben mit ritterlichem Sporn singt.
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|ja geschaffe ich mir sin buoz,|| ja! ich hole mir seine Buse ein,
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|daz er von uns niht singet."|| damit er nicht von uns singt."
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==Übersetzung 08: "Neidhart" c1; Str. I - XI==
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===Strophe I===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Der swarcze dorn ist worden weis,|| Die schwarze Dorn ist weiß geworden,
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|nun hat der maie seinen vleis|| nun hat sich der Mai 
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|geleget an den anger,|| am Acker befleißigt,
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|gar zergangen ist der schne,|| der Schnee ist völlig geschmolzen,
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|man siht hewer aber als ee|| man sieht nun öfter als früher
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|die liechten plumblein swanger,|| die blühenden Blümlein,
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|der maie hat die veld gar schön beseczet|| der Mai hat die Felder sehr schön beschenkt
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|mit gamillen plumlein fein,|| mit feinen Kamilleblumen,
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|fro so singen die vogelein,|| so froh singen die Vögelein,
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|irs laids sind sie ergeczet.|| ihr Leid ist ihnen genommen.
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===Strophe II===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Da für ich lob die rainen weib,|| Deshalb lobe ich mir die unschuldigen Frauen,
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|der wolgetraut globter leib|| deren wohlgestalteter, gelobter Körper
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|kan pringen hoch gemüte.|| kann Frohsinn bringen.
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|die sich vor valsche hand behüt,|| Diejenigen, die sich vor falscher Hand behüten,
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|die lob ich für alles gut,|| die lobe ich über alles,
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|so wol dir, weibes gute!|| also heil dir, treue Frau!
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|weib, behalt dein er, das will ich dir raten,|| Frau, behalte deine Ehre, das will ich dir raten,
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|durch dein frölich weiplich zucht,|| durch deine föhliche, weibliche Zucht,
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|weib, du auserwelte frucht,|| Frau, du auserwählte Frucht,
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|la tüme minner braten!|| lass den Freisinn in mir plaudern!
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===Strophe III===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Nun sung ich gern der frawen mein,|| Während ich gerne meiner Frau vorsinge,
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|so irret mich ein ander pein,|| so stört mich ein anderes Leid,
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|ich sahe die dörper raien|| ich sah die Reihen der "dörper",
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|gar uppiglichen auf dem plan,|| ganz leichtfertig auf der Tanzfläche,
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|baide, frawen unde man,|| sowohl Frauen als auch Männer
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|die empfingen schön den maien.|| empfingen freudig den Mai.
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|her langer Lancze, daz sult ir mir rechnen,|| Herr großer Lanze, das sollt ihr mir büsen,
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|darczu so clag ich euch, herr Pflug,|| dazu so beklage ich euch, Herr Pflug,
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|ir rechet mir diesen ungefug,|| ihr werdet diesen Unfug noch bereuen,
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|das in ir rücken brechen.|| auf das ihnen ihr Kreuz zerbricht.
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===Strophe IV===
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|Ich kam dohin gein Zeisselmaur,|| Ich kam dahin auf dem Weg zur Zeisselmauer,
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|die fart ward mir eins tails zu sawer,|| die Fahrt war teilweise zu beschwerlich,
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|ich hört da fremde mere,|| da hörte ich die Nachricht,
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|do fand ich einen lobetancz|| dann fand ich einen Ehrentanz,
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|und von rosen mangen krancz,|| darunter so manchen Rosenkranz
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|zergangen was mein swere.|| und mein Kummer war verschwunden.
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|ich zogt zu einem wirte, der was ziere,|| ich begab mich zu einem Hochzeitsgast, der war prächtig gekleidet,
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|des ward Engelmair gewar,|| das bemerkte auch Engelmar,
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|elen weit was im sein har,|| sein Haar war ellenlang,
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|da hin so eilt er schiere.|| er eilt sogleich zu uns.
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===Strophe V===
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|zu vierczig gättelingen gut,|| Er war mit gut und gerne vierzig Bauerburschen,
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|uppiglich stund in ir mut,|| zusammen gehabten sie sich mutig und
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|die tanczten bei der linden.|| tanzten unter den Linden (Jungfrauen).
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|er sprach: "herr Neithart der ist hie,|| er sprach: "Herr Neidhart ist hier,
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|der uns gespöttes nie erlie,|| der nie versagte uns zum Gespött zu machen,
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|wol auf, das wir in finden.|| wohl auf, lasst uns ihn finden.
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|ir solt euch keines argen gedencken,|| Ihr sollt nicht zaudern,
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|ir get mir züchtiglichen nach,|| ihr geht mir schön brav nach,
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|auch seit zu fechten nicht zu gache,|| aber seid mit Kämpfen nicht zu voreilig,
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|wir sond im frolich schencken."|| wir sollten ihm ausgelassen zu trinken geben."
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===Strophe VI===
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|Vierczig käntelin mit wein|| Sie trugen vierzig Krüge voll Wein
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|sie trungen in ein gertelein,|| in ein Gärtchen,
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|gar gros was ir geraisse:|| dabei war ihr Gelächter groß:
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|"seit got wilkum, herr Neidhart,|| "Seid Willkommen, Herr Neidhart,
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|euch sei geschenckt an diser fart."|| euch sei zünftig eingeschenkt an dieser Fahrt."
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|ich saß in einem swaisse,|| Ich begann zu schwitzen
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|ich sprach: "ich pin dem Neidhart ungeleiche,|| und sprach: "ich bin nicht der Herr Neidhart, für den ihr mich haltet.
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|ich pin ein jeger, mir ist zorn,|| Ich bin ein Jäger und bin aufgebracht,
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|ich hab die hunde sein verlorn,|| weil ich die Hunde des Fürsten von Österreich verloren habe."
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|des fursten von Osterreiche."||
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===Strophe VII===
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|Engelmair in da gepot|| Engelmar gebot ihnen sich
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|bei dem leben an den todt,|| um ihr Leben und den Tod,
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|das sie sich saczten alle.|| dass sie sich alle zu ihm saßen.
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|so zuhant da schnackt man ein|| Alsbald schenkte man sich
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|den vil klaren osterwein,|| den sehr klaren Osterwein ein,
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|den truncken sie mit schalle.|| den tranken sie unter grölen.
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|er sprach: "und wolt ir gogelfur erkennen,|| er sprach: "und wollt ihr einen Gaukler erkennen,
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|so siczt und seit ein frolich man,|| so setzt euch und seid ein fröhlicher man,
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|ich hilf euch mit gemach hin dan,|| ich führe euch behutsam zu dem Punkt,
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|wolt ir mich nimer nennen."|| an dem ihr mich nie wieder - in euren Liedern - erwähnen wollt."
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===Strophe VIII===
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|"Dir sei gelobet an die hant:|| "Dir sei es mit Handschlag versichert:
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|du wirst von mir nicht mer genant,|| du wirst von mir nicht mehr erwähnt,
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|was ich will furbas singen,|| was auch an furchtbarem ich auch immer singen,
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|und auch was ich gedichten kan,|| und was ich auch immer erdichten kann,
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|du haist der ungenante man,|| darin sollst du der unbenannte Mann sein,
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|du solt frolichen springen,|| du sollst gut davonkommen,
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|und hais die öden schaiden aus dem garten."|| aber befehle deinen Lakaien sich aus dem Garten zu entfernen."
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|"wol auf, ir herrn, wir sollen gan|| "wohl auf, meine Herren, wir sollen gehen,
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|gar zuchtiglichen auf den plan || brav auf die Tanzfläche zurückkehren,
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|und dienen frauen zarten."|| und uns um die jungen Fräulein kümmern."
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===Strophe IX===
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|Die verswunden so zuhant,|| Als diese alsbald verschwanden,
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|do bracht man mir ein gut gewant,|| da brachte man mir ein schönes Gewand,
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|das must ich dannen furen.|| das musste ich sodann tragen.
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|darczu so gabns mir ein pfert,|| Dazu gaben sie mir ein Pferd,
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|das was wol dreissig pfunde werdt|| das war sicher dreißig Pfund wert
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|und zeltet nach den schnüren.|| und zerrte scheuend an den Seilen (Geschirr).
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|des danckt ich schon den manen und den frawen|| Deshalb verabschiedete ich mich schon von den Herren und Frauen
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|und rait daczu in auf den plan,|| und ritt zu ihnen auf die Tanzfläche,
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|da mochten silben hundert stan,|| da müssen hundert Augenpaaren gestanden haben,
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|die mich begunden schawen.|| die mich alle begannen anzuschauen.
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===Strophe X===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|des wart er trvric vnde vnvro, || "Deshalb wurde er sehr betrübt,
|Auf die rais so was mir gah,|| Eiligst begab ich mich auf die Reise,
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|er sprach: "herre, wie kvmt ditz so, || er sprach: "Herr, wie kommt es,
|mir ward ein michel kaffen nach|| da galten mir viele Blicke
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|daz mich ein voglin hat betrogen? || dass mich ein Vöglein hat betrügen können?
|von liechten augen schöne.|| aus schönen, unschuldigen Augen.
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|daz mvet mich, daz ist vngelogen." || ganz ehrlich, das ärgert mich."
|Friderunen näckelin,|| Friderun zeigte sich beunruhigt,
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|REinhart kvndikeite pflac, || Reinhart (verfügte über Verschlagenheit,) führte seine List, [Tip: "pflac" kommt von mhd. "phlegen"]
|das gab fur die andern schein,|| ich nahm es als gutes Zeichen.  
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|doch ist hevte niht sin tac, || doch heute ist nicht sein Tag,
|mit lob ichs imber kröne.||  
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|daz iz im nach heile mvege ergan. || als dass es für ihn hinterher gut ausgehen sollte. [Tip: "müge" ist eine Form des Verbs "mugen"]
|ich rait gein Wien und sagt die abenteure,|| Ich reite nach Wien und erzählt das Abenteuer,
|} (vgl. RF, V. 213-219)
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|wie sie mir alle trügen has,|| wie sie mich alle hassten,
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|da ich in dem garten saß,|| als ich in dem Garten saß,
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|iedoch ward mir ir stewre.|| jedoch wurde ich zu ihrem Jagdhund.
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===Strophe XI===
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|Der herczog sandt gein Zeisselmaur,|| Der Herzog sandte nach der Zeisselmauer,
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|er lie frei den selben pauer|| er ließ eben diesen Bauer frei
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|und all sein hausgenossen.||  und all seine Hausgenossen.
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|des ward fro der Engelmar,|| Deshalb wurde Engelmar froh,
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|der mir half frölich von der schar|| der mich netterweise von der Schar befreite
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|wol auf des reiches strassen.|| auf den Straßen des Reiches.
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|und Engelmar will ich in nimer nennen,|| Und Engelmar will ich nie wieder nennen,
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|er haist der ungenannte man,|| er heißt von nun an der ungenannte Mann,
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|der wol mit Friderunen kan,|| der sich mit Friderun gut versteht,
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|ir mugt in wol erkennen.||  ihr werdet ihn sicher erkennen können.
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==Übersetzung 09: "Neidhart" SL 22; Str. I - VIh==
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===Strophe I*===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Der winter hat ein ende.|| Der Winter ist zu Ende.
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|komen ist uns der meie,|| Der Mai hat uns erreicht,
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|der uns bluomen bringet manger leie.||  der uns vielerlei Blumen schenkt.
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|ich hoer diu vogelin singen.|| Ich höre die Vöglein singen.
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|wir suln alle springen,|| Wir sollten alle tanzen
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|sin gemeit.|| im Namen seiner Herrlichkeit.
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|der walt ist wol geloubet,|| Der Wald ist vollkommen belaubt,
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|diu linde guldin tolden treit.|| die Linden tragen eine goldene Kronen.
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===Strophe I===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Der linden welnt ir tolden|| Die Linden beschmücken ihre Kronen
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|von niuwen loube richen.||  aus frischen prächtigem Laube.
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|dar under lazent nahtigal dar strichen:||  Darunter lassen sie die Nachtigall putzen:
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|si singent wol ze prise|| sie singt ihm gewiss zum Lobe
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|vremde süeze wise,|| fremde süße Weisheit
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|doene vil.|| und zwitschert viel.
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|si vreunt sich gein dem meien:|| Sie freut sich angemessen auf den Mai:
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|sin kunft diu ist ir herzen spil.|| Seine Ankunft ist ihr ein Herzensvergnügen.
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===Strophe II===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Si sprechent, daz der winder|| Sie erzählen, dass der Winter
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|hiuwer si gelenget.|| sich dieses Jahr lange hingezogen hat.
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|nu ist diu wise mit bluomen wol gemenget,||  Jetzt ist die Wiese reichlich mit Blumen beschmückt,
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|mit liehter ougenweide|| es ist ein herrlicher Anblick,
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|rosen uf der heide|| wie sie die Heide zieren
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|durch ir glanz.|| durch ihren Schimmer.
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|der sante ich Vriderunen|| Von dieser schenkte ich Friderun
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|einen wolgetanen kranz.|| einen wohlgestalteten Kranz.
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===Strophe III===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Die vogele in dem walde|| Die Vögel im Wald
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|singent wünneclichen.|| singen wunderbar.
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|stolze mägde, ir sult ein niuwez tichen.||  Ehrenwerte Mägde, ihr sollt etwas neues treiben.
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|vreut iuch lieber maere!|| Erfreut euch der frohen Kunde!
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|maneges herzen swaere|| So manches Herzensleid
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|wil zergan.|| könnte vergehen.
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|tuot, als ich iuch lere,|| Tut, so wie ich es euch lehre,
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|strichet iuwer kleider an!|| legt euch euere Kleider an!
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===Strophe IV===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Ir briset iuch zen lanken,|| Schnürt euch die Hüften,
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|stroufet ab die risen!|| lasst die Schleier fallen!
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|wir sulnz uf dem anger wol wikisen.|| Wir sollen wohl auf dem Acker tanzen.
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|Vriderun als ein tocke|| Friderun sprang wie eine Puppe
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|spranc in ir reidem rocke|| in ihrem Faltenrock
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|bi der schar:|| vor der Bauernschar:
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|des nam anderthalben|| Das nahm Engelmar aus dem Augenwinkel
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|Engelmar vil tougen war.|| ganz heimlich war.
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===Strophe V===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Do sich aller liebes|| Da begannen sich alle Liebenden
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|gelich begunde zweien,|| geleichzeitig zu in Paare zusammenzufinden,
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|do sold ich gesungen haben den reien,|| da sollte ich zum Reien-Tanz gesungen haben,
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|wan daz ich der stunde|| auch wenn an dem Zeitpunkt
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|niht bescheiden kunde|| die Nachricht nicht zurückhalten konnte
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|gegen der zit,|| gegen die Jahreszeit,
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|so diu sumerwünne|| während die Sommereuphorie
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|manegem herzen vreude git.|| manchem Herzen neue Freude gibt.
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===Strophe VI===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Nu heizent si mich singen;|| Jetzt befehlen sie mir zu singen;
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|ich muoz ein hus besorgen,|| ich muss mir Schutz/Haus beschaffen,
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|daz mich sanges wendet manegen morgen.|| dass mich das Singen umschlägt so manchen morgen.
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|wie sol ich gebaren?|| Was soll ich tun?
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|mirst an Engelmaren|| Ich bin wütend auf Engelmar,
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|ungemach,||
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|daz er Vriderunen|| dass er Friderun ihren Spiegel von der Seite aus der Hand schlug.
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|ir spiegel von der siten brach.||
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===Strophe VIa===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Siner basen bruoder|| Der Bruder seiner Nichte
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|hiet sis wol erlazen.|| hätte ihrs sicher ersparen können.
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|er kan sich deheiner dinge mazen;||  er kann sich mit solchen Dingen messen;
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|er sit toerscher Beier.|| er ist ein törichter Bayer.
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|er und der junge meier|| Er und der junge Mayer
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|tuont ir leit.|| tuen ihr Leid an.
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|noch hat si den vriunt,|| Doch noch hat sie den Freund,
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|der imz die lenge niht vertreit.|| der ihm das auf Dauer nicht durchgehen lässt.
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===Strophe VIb===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Dar umbe wil si aber|| Darum soll sie doch
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|ein Engelmat vertriben.|| den Engelmar vertreiben.
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|er ist ein gemzinc under jungen wiben.|| Er verhält sich wie ein Gemsbock unter jungen Frauen.
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|er ist ein ridewanzel,|| Er ist ein Riede-Tänzer
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|in dem geu vortanzel.|| gilt in der Gegend als Hampelmann.
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|sin gewalt|| Seine Gewalt
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|der ist an dem reien|| die herrscht am Reientanz,
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|under den kinden manicvalt.|| unter den Mädchen in vielerlei Weise.
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===Strophe VIc===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Daz ist Friderune|| Das ist Friderun
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|ein lange werndiu swaere|| ein langwierigen Kummer
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|von ENgelmare dem toerschen tanzprüevaere.||  von Engelmar, den törichten Prolet.
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|daz er ir torste lagen.|| dass er ihr törichtich nachstellt.
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|daz klagetes al ir magen.|| dass alle ihre Freundinnen klagen.
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|umbe den schal|| Vor dem Gebrüll
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|solt du dich nu hüeten,|| sollst du dich jetzt hüten,
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|Friderun! fliuch gein Riuwental!|| Friderun! Fliehe ins Reuentahl!
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===Strophe VId===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Der het ir genomen|| Der hat ihr schimpflich eine Puppenwiege gestohlen,
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|in schimphe ein tockenwiegel||
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|daz hiet wir verklagt, niewan den spiegel||  dass haben wir betrauert, nicht weniger als den Spiegel,
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|(der was von helfenbeine|| (der war in kostbares Elfenbein eingearbeitet/ versenkt),
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|waehe, ergraben kleine),||
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|den sin hant|| den seine Hand ihr gewaltsam entriss;
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|ir nam gewalticliche; ||
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|da von al min vreude swant.|| Daher verschwand all meine Freude.
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===Strophe VIe===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Ir sult mirz wol gelouben,|| Ihr sollt es mir glauben,
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|ich sag iz niht gerne;|| ich sag es nicht gerne;
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|die spiegelsnuor diu kom her von Iberne.||  Die Spiegelschnur die kommt aus Iberna.
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|ez was ein waeher borte.|| Es war ein kostbares Band aus Seide.
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|niden an dem orte|| Nach unten hin waren Tiere mit rotgoldenen Fäden eingewebt.
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|stuonden tier||
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|geworht von rotem golde.||
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|nie geschach so leide mir.|| Noch nie geschah mir so ein Leid.
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===Strophe VIf===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Daz ich nicht froelich singe,|| Dass ich nicht fröhlich singen kann,
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|daz wendet mir ein swaere,|| das wendet mich zum Kummer,
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|von der ich also gerne ledic waere.||  den ich ach so gerne los wäre.
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|dise dorfgebuwer|| Diese Dorfflegel
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|die nimt des gar untuwer:|| die nehmen des gar mit Geringschätzung hin.
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|si tragent mir haz.|| Sie gereichen mir zum Hass.
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|ob si niht enwaeren,|| Wenn sie nicht wären,
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|so sunge ich für war fürebaz.|| so sänge ich fürwahr anderswo.
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===Strophe VIg===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Erkenbreht und Uoze|| Erkenbrecht, Uoze
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|und der ungenante,||  und der ungenannte,
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|Gozbreht, der mich ofte sanges wante,||  Gozbrecht, der mich oft am singen hindert,
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|die sint nu gar gesweiget|| die sind nun ganz still
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|unde ir freude seiget|| und ihre Freude neigt sich hin und her.
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|hin und her.||
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|ir schibe, diu gienc ebene,|| Ihre Visage wurde flach / Ihre Glückskugel wurde flach /
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|diu ist gestruchet nu entwer.|| die ist nun in die quere gestrauchelt.
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===Strophe VIh===
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!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
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|Frou Hilde und getelinge,|| Frau Hilde und die Lümmel
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|die sprungen an ir hende,|| die sprangen an ihre Hände,
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|ir tanz der was do ane missewende.||  ihr Tanz war dann ins Üble gelenkt.
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|nu habent si erworben,|| Nun haben sie es geschafft,
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|daz er ist verdorben.|| dass er ihr verdorben ist.
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|ir üppekeit|| Ihre Eitelkeit wähne ich zerstört durch manches Gespött und Leid.
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|ich waen diu geprüevet||
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|in manec gespötte unde leit.||
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Aktuelle Version vom 28. Januar 2021, 20:27 Uhr

Übersetzung 01: "Neidhart" Winterlied 10; Str. I - VIb

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Do der liebe summer Wenn der liebreizende Sommer
ureloup genam, seinen Abschied nahm,
do mouse man der tänze dann musste man auf die Tänze
ufm anger gar verphlegen. auf dem Ackerland völlig verzichten.
des gewan sit kummer Deshalb ergriff
der herre Gunderam: den Fürst Gunderam seither ein Kummer:
der muose ouch sin gestränze Dieser musste sein Herumgestelze
do lazen under wegen. deswegen ebenfalls unterlassen.
der ist bickelmeister disen winder: Er hatte Aufsicht beim Würfelspiel diesen Winter:
oeder gouch ist in dem lande ninder; Einen widerwärtigerer Schamrotzer gibt es nirgendwo anders im Land;
sin rumegazze kaphet zallen ziten wol hin hinder. Sein "Rumegazze" guckte sicher zu allen Zeiten zu seinem Hintern.


Waz er an den meiden Was er an den Mädchen dann
wunders da begat, für Ungeheuerlichkeiten vollbrachte,
e daz min vrouwe Schelle bevor dass meine Herrin "Schelle"
volende ir gebot! ihr Verbot verhängen konnte!
erst vil unbescheiden, Er ist sehr rücksichtlos,
wan swelhe er bestat, an welcher er sich auch immer vergriff,
diu wirt von slegen helle die wird von Schlägen blass
und midende den spot; und zieht sich vor dem Spot zurück;
da von lazen alle ir smutzemunden, Darum sollen alle ihr Schmunzeln sein lassen,
des die jungen niht verheln enkunden! welches die Jünglinge nicht verheimlichen können!
des hat ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. deshalb hat ihre Hand von solchen Machenschaften viel ertragen.
Immer, so man viret, Immer, wenn man feierte,
so hebent si sich dar dann begaben sie sich
mit einer samenunge, mit einer Gesellschaft dorthin,
den ich wol schaden gan. die ich gehörig schaden wollte.
Werenbreht der liret, Wenn Werenbreht auf der Leier spielte,
so sumbert Sigemar. so summte Sigemar mit.
daz in da misselunge, Dass es ihm da missglückt,
daz laege et eben an! das würde gut passen!
daz sich doch vil lihte mac verriden: Was sich vielleicht doch wenden/umkehren könnte:
wellents ir getelse niht vermiden, wollt ihr zügellosen es nicht sein lassen,
sich mugen zwene an miner weibelruoten wol versniden. könnten sich gewiss zwei (von euch) an meiner "Weilbelroute" verletzen.
Koeme ich zeinem tanze, Käme ich zu einem Tanz,
das alle giengen bi, zu dem alle kommen,
da wurde ein spil von hende dann würde es zu einem Schwertkampf kommen.
mit beiden ekken zuo.
lihte geviele ein schanze, Vielleicht tritt der Fall ein,
daz vor mir laegen dri. dass drei von ihnen vor mir stehen.
ich hielte ez ane wende, Es wäre hoffnungslos,
verbüte ez einer vruo. außer jemand würde es unterbinden.
sige und saelde hulfen mir gewinnen, Übermacht und Glück hälfen mir zu erreichen,
daz si halbe müesen dan entrinnen. dass sie dann zu allen Seiten flüchten müssen.
nu ziehen uf und lazen in ir gogelheit zerinnen! Nun zückt und lasst ihnen ihre Ausgelassenheit vergehen!
Sine weidegenge Seine Jagdausflüge
die verewent mich gra, verfärben mich grau,
swenn er verwendeclichen immer wenn er übermütig
vür mine vrouwen gat. vor meiner Herrin herging.
tribet erz die lenge, Treibt er es zu lange,
bestat er danne da, bleibt er dann noch da stehen,
man hilft im uz der kichen, man hilft ihm aus dem Keuchen,
daz er vil riuwic stat. sodass er beinahe zur Ruhe kam.
er und etelicher sin geselle, Er und etliche seiner Freunde,
den ich tanzent an ir hant ersnelle, den ich tanzend an ihrer Hand erwische,
des si gewis, ich slahe in, daz sin offen stat ein elle! das sei gewiss, ich schlage ihn, dass es ihm den Mund verreist!
Im hilft niht sin treie Im hilft weder sein Wamms
noch sin hiubelhuot; noch sein Haubenhut;
ez wirt im in getrenket: es wird ihm eingetrichtert:
er zuhte ir einen bal. er stahl ihr einen Ball.
erst ein toerscher leie; Er ist ein törichter Dummkopf;
sin tumbelicher muot sein närrischer Mut
der wirt im da bekrenket. der wird ihn dann schwächen.
wil er vür Riuwental will er durch das Reuetal
hin und her so vil gewentschelieren, so viel umherschweifen, wie er will,
er wirt wol zezeiset under vieren. er wird gewiss unter den vieren zerzaust.
her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? Herr Werenbreht, was kann ich deswegen tun, wird ihn der umstimmen?
Die wil ich die klingen Darum will ich das Schwert
um mine siten trage, an meiner Seite tragen,
so darf mir durch min sumber so darf mir niemand durch
niemen stechen nieht. meinen gewebten Harnisch stechen.
er muoz vil wite springen: er muss sehr weit weg flüchten:
begrife ichn mit dem slage, ergriffe ich ihn mit dem Schläger
ich slahe in, daz er tumber ich würde ihn so zusammenschlagen, dass der Dummkopf
schouwet nimmer lieht. das Licht nicht mehr sehen kann.
ich hilf im des libes in den aschen ich ziehe sein Leben in den Dreck
und slah im mit willen einen vlaschen, und verschlage ihn mit Gefallen mit einer Flasche,
daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. dass ihm die Hunde sein Hirn von der Straße fressen müssen.
Her Nithart hat gesungen, Seither hat Neidhart gesungen,
daz ich in hazzen wil sodass ich ihn wegen meines Verwandten
durch mines neven willen, hassen will,
des neven er beschalt. dessen Neven er entehrte.
lieze ers unbetwungen! Ließe er es nur sein!
es ist im gar ze vil. Das ist wohl zu viel verlangt.
enpflaege er siner grillen entbehre er sich seiner Anmaßungen
und het ouch der gewalt! und gleich auch der Gewalt!
ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. Es ist ein Ärgernis, das mich aller Freuden beraubt.
wirt diu weibelruote mir gewetzet, Wenn die "Weibelroute" mir geschärft wurde,
ich trenne in uf, daz man wol einen sezzel in in setzet. so schlitze ich ihn auf, sodass man sicher einen Sessel in ihn stellen kann.

Übersetzung 02: "Neidhart" Sommerlied 4; Str. I - V

Strophe I

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Heid, anger, walt in fröuden stat; Heide, Feld und Wald stehen in voller Pracht,
diu hant sich bereitet mir ir besten wat, die Natur zeigt sich mir in ihrem besten Prachtgewand/Seite,
die in der meie hat gesant. die ihr der Mai gegeben hat.
si wir alle Lasst uns alle
fro mit schalle! schallend glücklich sein!
sumer ist komen in diu lant. Der Sommer ist in das Land gekommen.

Strophe II

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Wol uz der stuben, ir stolzen kint, Wohlauf, /los! aus den Stuben, ihr stattlichen Kinder,
lat iuch uf der straze sehen! hin ist der scherfe wint lasst euch auf der Straße sehen! Weg ist der scharfe Wind
unde ouch der vil kalte sne. und auch der sehr kalte Schnee.
hebt iuch bald Kommt schnell
zuo dem walde! in den Wald!
vogelin singent, den was we. die Vöglein singen, sie hatten genug (vom Winter)/ denen war es leid/ sie haben es vermisst.

Strophe III

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Diu sint ergetzet leides gar. Darum sind Kummer/Schmerzen völlig vergessen.
ir sult mirz gelouben! nemt sin selbe war, Ihr sollt es mir glauben! seht selbst,
waz der sumer erzeiget hat! was der Sommer offenbart hat!
er wil richen Er will sicherlich so manchen Baum mit einem Laubgewand schmücken.
sicherlichen -
manegen boum mit loubes wat. -

Strophe IV

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Die nu vor grozer huote megen, Die sich nun mit strenger Obhut abplagen,
die suln balde ir bestez virtacgwant an legen, die sollen schnell ihr bestes Festtagsgewand anziehen
lazen sich dar inne ersehen! und sich darin sehen lassen!
wir suln schouwen Wir sollten zusehen
vor den ouwen -
maneger hande bluomen brehen. vor den Heiden viele Hände voll Blumen zu pflücken.

Strophe V

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Swie Riuwental min eigen si, Auch wenn mir das "Riuwental" gehörte,
ich bin disen sumer aller sorgen fri, bin ich diesen Sommer von allen Sorgen frei,
sit der winter ist da hin. weil/seitdem der Winter vorbei ist.
ich wil leren Ich will die Jungen
die jungen eren lehren Freude zu verherrlichen/verehren: danach steht mir mein Sinn.
freude: dar nach stet min sin. -

Übersetzung 03: "Neidhart" Sommerlied 18; Str. I - V

Strophe I

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
"Uns wil ein sumer komen", Eine Magd sprach: "Der Sommer soll schon vor der Tür stehen,
sprach ein magt: "ja han ich den von Riuwental vernomen. ja, das habe ich von dem von Ruiwental erfahren."
ja wil ich in loben. bei Gott! ich will ihn preisen.
min herze spilt gein im vor vreuden, als ez welle toben. mein Herz hüpft ihm vor Freuden entgegen, als würde es rasen.
ich hoer in dort singen vor den kinden. Ich höre ihn dort vor den Leuten singen.
jane wil ich nimmer des erwinden, Gott lobe! ich will nie wieder damit aufhören,
ich springe an siner hende zuo der linden." ich renne an seinen Händen zu der Linde.

Strophe II

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Diu muoter rief ir nach; Die Mutter rief ihr hinterher;
si sprach: "tohter, volge mir, niht la dir wesen gach! sie sprach: "Tochter, folge mir, eile nicht so plötzlich davon!
weistu, wie geschach weist du, wie es deiner Spielgefährtin "Jiuten" erging,
diner spilen Jiuten vert, alsam ir eide jach? als sie ihrer Mutter entfloh?
der wuohs von sinem reien uf ir wempel, wegen seiner Musik wuchs ihr ein dicker Bauch,
und gewan ein kint, daz hiez si lempel: und sie bekam ein Kind, das sie "Lempel (Lümmel?)" nannte:
also lerte er si den gimpelgempel." deshalb lehrte er sie den "Gimpelgempel"-Tanz."

Strophe III

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
"Muoter, lat iz sin! Mutter, lass das/es sein!
er sante mir ein rosenschapel, daz het liehten schin, er schickte mir einen Brautkranz,
uf daz huobet min, der auf meinem Kopf gut zur Geltung kommen würde,
und zwene roten golzen brahte er her mir über Rin: und er brachte mir zwei rote Strümpfe mit über den Rhein:
die trag ich noch hiwer an minem beine. Die trage ich noch heute an meinem Bein.
des er mich bat, daz weiz ich niewan eine. Worum er mich bat, das weiß nur ich allein.
ja volge ich iuwer raete harte kleine." Ja! ich werde eurem Rat kein bisschen folgen.

Strophe IV

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Der muoter der wart leit, Der Mutter der wurde es leid,
daz diu tohter niht enhorte, daz si ir vor geseit; dass die Tochter nicht dem gehorchte, was sie ihr vorgeschrieben hatte;
iz sprach diu stolze meit: Es sprach die stolze Maid:
"ich han im gelobt: des hat er mine sicherheit. "ich habe (mich) ihm versprochen: Darauf hat er mein Wort.
waz verliuse ich da mit miner eren? Was habe ich da von meiner Ehre verloren?
jane wil ich nimmer widerkeren, Ja! ich will nie wieder zurückkommen,
er muoz mich sine geile sprünge leren." er muss mir seine heiteren Tanz-Sprünge lehren."

Strophe V

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Diu muoter sprach: "wol hin! Die Mutter sprach: "Dann geh´!
verstu übel oder wol, sich, daz ist din gewin: ob du es nun verstehst oder nicht, du wirst sehen, das ist dann deine Sache:
du hast niht guoten sin. Du hast keine gute Einschätzungsgabe.
wil du mit im gein Riuwental, da bringet er dich hin: Wenn du mit ihm zum "Reuetal" gehen willst, da bringt er dich hin:
also kan sin treiros dich verkoufen. So kann seine "Treiros"-Melodie dich ersetzen.
er beginnt dich slahen, stozen, roufen Dann fängt er an dich zu schlagen, zu schuppsen, zu verprügeln
und müezen doch zwo wiegen bi dir loufen." und es müssen sich doch zwei Wiegen bei dir bewegen."

Übersetzung 04: "Neidhart" Winterlied 24; Str. I - Xb

Strophe I

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Sumer, dîner süezen weter müezen wir uns ânen: Sommer, auf dein schönes Wetter müssen wir jetzt verzichten.
dirre kalde winder trûren unde senen gît. Dieser kalte Winter bringt uns nur Kummer und Schmerz.
ich bin ungetroestet von der lieben wolgetânen: ich bin nicht getröstet von der lieben Schönen:
wie sol ich vertrîben diese lange swaere zît Wie soll ich diese lange schwere Zeit hinter mich bringen,
diu die heide velwet unde mange bluomen wolgetân? die die Heide und viele Blumen welken lässt?
alsô sint die vogele in dem walde des betwungen, daz si ir singen müezen lân. Daher sind die Vögel im Wald dazu gezwungen, ihr Singen zu unterbrechen.

Strophe II

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Alsô hât diu vrouwe mîn daz herze mir betwungen, Meine Herrin hat mir so sehr das Herz gebrochen,
daz ich âne vröude muoz verswenden mîne tage. dass ich meine Tage freudlos verschwenden muss.
ez vervaehet niht swaz ich ir lange hân gesungen. Es nützt nichts, was ich ihr (an Lieder) lange vorgesungen habe.
mir ist alsô maere daz ich mêre stille dage. Mir ist es deshalb eine Lehre, dass ich künftig schweige.
ich geloube niht des daz sî mannen immer werde holt. Ich glaube nicht, dass sie Männer jemals wieder gewogen/hold sein wird/will.
wir verlisen, swaz wir dar gesingen unde gerûnen, ich und jener Hildebolt. Es war umstonst, was wir ihr vorsangen und zuflüsterten, ich und jener Hildbolt.

Strophe III

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Der ist nû der tumbist under geilen getelingen, Der ist derzeit der dümmste unter den kraftstrotzenden Kerlen,
er und einer, nennet man den jungen Willeher. das heißt er und jener, den man jungen "Willeher" nennt.
den enkunde ich disen sumer nie von ir gedringen, Den konnte ich diesen Sommer nie von ihr wegdrängen,
sô der tanz gein âbent an der strâze gie entwer. wenn der Tanz gegen Abend/abends auf der Straße hin und her ging.
mangen twerhen blic den wurfen sî mich mit den ougen an, Sie warfen mir viele böse Blicke zu,
daz ich sunder mînes guoten willen vor in beiden ie ze sweime muose gân. sodass ich entgegen meiner guten Absichten vor den beiden immer das Weite suchen musste.

Strophe IV

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Wê daz mich sô manger hât von lieber stat gedrungen Ach, dass mich so viele von einem lieblichen Ort verdrängt haben,
beidiu von der guoten unde ouch wîlent anderswâ! hier und jetzt von der Schönen und früher schon von anderswo!
oedelîchen wart von in ûf mînen tratz gesprungen. Zu meinem Ärger taten sie wiederwärtige Sprünge.
ir gewaltes bin ich vor in mînem schophe grâ. Ihre Gewalttätigkeit machte mir zu früh graue Haare.
iedoch sô neic diu guote mir ein lützel über schildes rant. Dennoch nickte mir die Schöne über den Schildrand hinweg zu.
gerne mugt ir hoeren wie die dörper sint gekleidet: üppiclîch ist ir gewant. Gerne könnt ihr hören wie die Bauerntöpel angekleidet sind / sich zu kleiden pflegen: Übertrieben sind ihre Kleider!

Strophe V

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Enge röcke tragent sî und enge schaperûne, Sie tragen enge Vesten und Mäntelchen,
rôte hüete, rinkelohte schuohe, swarze hosen. rote Hüte, Schnabelschuhe und schwarze Hosen.
Engelmâr getet mir nie sô leide an Vriderûne Selbst "Engelmar" tat mir bei Vriderune nie so Böses,
sam die zwêne tuont. ich nîde ir phellerîne phosen, wie es jetzt die beiden tun. Mich ärgern ihre Seidenbeutelchen,
die sî tragent: dâ lît inne ein wurze, heizet ingeber. die sie tragen: darin steckt eine Wurzel, die man Ingwer nennt.
der gap Hildebolt der guoten eine bî dem tanze; die gezuhte ir Willeher. Von der gab Hildebolt der Schönen eine beim Tanz; doch Willeher nahm sie ihr wieder weg.

Strophe Va

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Gern west ich, wie es die torpper unter einander trachten. Gern wüsste ich, wie die Dörfer sich unter einander kleiden.
sie trugen peckkelhauben, darczu lange swert. Sie trugen Pickelhauben und dazu lange Schwerter.
ir spottigkeit, ir laster sie gar zu laster brachten: ihr spöttisches Wesen und ihre Laster brachte sie gar zu weiteren Lastern:
des wurdens durch die goller mer denn halb gewert. (deshalb wurden sie durch die Halsbänder mehr als halbiert.)
sie stritten mit einander einen ganczen summer langen tag. Sie stritten miteinander den ganzen langen Sommertag.
das ir geläße sahe herre Neithart, do er in dem vas bey dem wein lag. Ihr Benehmen sah Herr Neidhart, als er in dem Fass bei dem Wein lag.

Strophe VI

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Sagte ich nû diu maere wie siz mit ein ander schuofen, Sollte ich nun berichten, was sie dann mit einander trieben,
des enweiz ich niht: ich schiet von danne sâ zehant. so weiß ich es nicht (wirklich)/so würde ich lügen: Ich machte mich schnell davon.
manneglîch begunde sînen vriunden vaste ruofen. Jeder begann heftig nach seinen Freunden zu rufen.
einer der schrei lûte: "hilf, gevater Weregant!" Einer von ihnen schrie laut: "Hilfe, Gevattter Weregant!"
er was lîhte in grôzen noeten, dô er sô nâch helfe schrê. Er war vielleicht nicht in den größten Nöten, als so sehr nach Hilfe schrie.
Hildeboldes swester hôrte ich eines lûte schrîen: "wê mirmînes bruoder, wê!" Ich hörte plötzlich/auf einmal Hildeboldes Schwester laut rufen: "Oh weh mir, mein armer Bruder, weh!"

Strophe VIa

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Do kam schiere ein getelinc geloufen von dem strite; Da kam plötzlich ein Bauernbursche von dem Streit hergelaufen;
den fragt ich der maere. "Willeher mit ellen streit. den fragte ich um Auskunft. "Willeher kämpfte mit Fäusten.
Hildeboltes schapperun der ist zerzerret wite Hildeboltes Mäntelchen ist weit aufgerissen/zerrissen
und dar zuo sin enger roc wol drier spannen breit." und dazu/auch seine enge Veste sicher drei Hand breit."
daz geschach umb eine wurzen, die man uz der hende ir brach. das geschah wegen einer Wurzel, die man ihr aus den Händen riss.
des engalt vil mangiu spaehiu hube, die man bi dem tanze zerzerret ligen sach. Dies galt vielen spitzen Mützen, die man bei dem Tanz zerrissen daliegen sah.

Strophe VII

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Wâ von sol man hine vüre mîn geplätze erkennen? Woran soll man künftig mein Geplärre erkennen?
hie envor dô kande man iz wol bî Riuwental. Früher erkannte man es gewiss an der Erwähnung von einem "Reuental".
dâ von solde man mich noch von allem rehte nennen: Danach sollte man mich weithin mit vollem Recht nennen:
nust mir eigen unde lêhen dâ gemezzen smal. Doch jetzt habe ich dort kein Eigentum und kein Lehen / keine Arbeit mehr.
kint, ir heizet iu den singen, der sîn nû gewaltic sî! Mädchen, nennt denjenigen Sänger, der jetzt dort das Sagen hat!
ich bin sîn verstôzen âne schulde: mîne vriunt, nû lâzet mich des namen vrî. Ich bin ohne Schuld von dort verstoßen: Meine Freunde, nennt mich nicht mehr so!

Strophe VIII

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Ich han mines herren hulde vloren ane schulde: Ich habe ohne Verschuldung die Gunst meines Herren verloren:
da von so ist min herze jamers unde turens vol. Davon ist mein Herz so voll Jammer und Bedauern.
richer got, nu rihte mirz so gar nach diner hulde, Allmächtiger Gott, jetzt richte mich ganz nach deiner Gnade.
manges werden friundes daz ich mich des anen sol! Die vielen geschätzten Freunde, von denen ich mich deshalb trennen muss!
des han ich ze Beiern lazen allez, daz ich ie gewan, Daher habe ich alles in Bayern hinterlassen/zurückgelassen/aufgegeben, was ich je erarbeitet/erreicht habe,
unde var da hin gein Osterriche und wil mich dingen an den werden Osterman. und fahr dahin Richtung Österreich, um mich dem ehrenwerten Österreicher zu unterwerfen/verdingen.

Strophe IX

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Mîner vînde wille ist niht ze wol an mir ergangen: Der Böse Wille meiner Feinde hatte für mich keine guten Auswirkungen:
wolde ez got, sîn mähte noch vil lîhte werden rât. Wenn Gott will, so gibt es vielleicht noch Abhilfe.
in dem lande ze Oesterrîche wart ich wol enphangen In dem Land Österreich wurde ich
von dem edeln vürsten, der mich nû behûset hât. von dem edlen Fürsten gut aufgenommen, der mir jetzt ein Dach gab.
hie ze Medelicke bin ich immer âne ir aller danc. Hier in Mödling bin ich jetzt gegen den Willen von ihnen allen.
mir ist leit, daz ich von Eppen und von Gumpen ie ze Riuwental sô vil gesanc. Mir ist es leid, dass ich immer so viel von Eppen und von Gumpen in Reuental gesungen habe.

Strophe IXa

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Her Nithart hat uns hie verlazen als diu kra den stecken, Herr Neidhart hat uns hier verlassen wie die Krähe den Pfal,
diu da hinne fliuget unde sitzet uf ein sat. die dahin fliegt und sich auf ein Saatfeld niederlässt.
ez sol ein man mit fremden frouwen niht ze vil gezecken, Es soll ein Mann nicht zu viel mit fremden Frauen herumnecken,
der der waren schulde an siner keine vunden hat. der an seiner Frau keine Schuld zu beklagen hat.
er niez sin tegeliche spise (der hat er da heime genuoc), Er genießt seine tägliche Speise (von der hat er daheim genug),
laz Hildebolten mit gemache! ez was ein eichel, die er bi im in dem biutel truoc. lass´ Hildebolte in Frieden! Es war eine Eichel, die er bei sich in dem Beutel trug.

Strophe X

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Rädelohte sporen treit mir Fridepreht ze leide, Zu meinem Ärger, trägt Friedbrecht radförmige Sporen
niuwen vezzel hat er baz dan zweier hende breit. und einen neuen, mehr als zwei Hände breiten Schwertgurt.
rucket er den afterreif hin wider ûf die scheide, Wenn er den Schwertring wieder auf die Scheide zieht,
wizzent, mîne vriunde, daz ist mir ein herzenleit. dann wißet, meine Freunde, dass mir das aus tiefstem Herzen weh tut!
zwêne niuwe hantschuoh er unz ûf den ellenbogen zôch. Er zog sich zwei neue Handschuhe bis zu den Ellenbogen hoch.
mugt ir hoeren wie der selbe gemzinc von der lieben hiuwer ab dem tanze vlôch? Wollt ihr hören, wie eben dieser Gamsbock die Liebste in diesem Jahr mitten im Tanz verließ?

Strophe Xa

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Er gap versengelt wol, rehte als im waer an gebunden Er lief schnell davon, wahrhaftig als wäre ihm eine
ein swines blase, also man den wilden hunden tuot. Schweinsblase angebunden, wie man es mit den wilden Hunden tut.
ofte brach er sinen zelt, als si doch wol befunden, Oft unterbrach er seinen Trab, als sie doch wohl auffand,
Hatze und Pletze und jeniu ir gespile Hademuot. Hatze und Pletze und jenen ihren gespielen Hademuot.
fraget Endeltruten, wiez laeg umbe ir bruoder Fridebreht! Fragt Edeltraut, wie es um ihren Bruder Friedbrecht lag.
"ach ach, er hat verrenket sich vor vorhte", also hat si mir geseit,"der toersche kneht." "ach ach, er hat sich vor Furcht gekrümmt", so hat sie mir gesagt, "der dumme Knabe."

Strophe Xb

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Sach ab ieman jenen mit der gickelvehen täcken? Hat irgendwer jenen mit der gescheckten Decke gesehen?
die tregt er uf der hende und klopfet uf sin niuwez swert: Die trägt er an den Armen und klopft auf sein neues Schwert:
da mite er uns des nahtes ab der gazzen wil erschrecken. Damit will er uns bei Nacht in den Straßen erschrecken.
der selbe dünket sich noch mer san drier bonen wert, Eben dieser kommt sich vor als wäre er mehr als drei Bohnen wert,
als er danne geruzet unde gedraeset, der vil übele man, als der dann lärmte und pöbelte, der bösartige Mann
und im sin täcke ringeleht erklinget dem geliche, als er trage ein goller an. und ihm seine Decke so klimperte, als träge er ein Collier.

Übersetzung 05: "Neidhart" Winterlied 13; Str. I - VII

Strophe I

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Wi überwinde ich beide Wie kann ich sowohl meine Liebe
min liep und die sumerzit? als auch die Sommerzeit vergessen?
ine kan die wolgetanen schiere niht verklagen. Ich kann die schönen Zeiten so schnell nicht vergessen.
von so grozem leide, Von so großem Schmerz,
mir riuwe ane vröude git, werde ich freudlos betrübt
trure ich wol von schulden nu ze disen trüeben tagen, und trauere nun wohl zurecht an diesen trüben Tagen,
di uns den winder kündent, der uns manger vröude roubet. die uns der Winter bereitet, der uns vieler Freuden beraubt.
sanges habent sich diu kleinen vogelin geloubet: Die kleinen Vögelein haben sich des Gesanges verpflichtet:
also möhte ich wol mit minem sange stille dagen. so kann ich sicher mit meinem Sang verstummen.

Strophe II

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Sol mich niht vervahen Wenn mich nicht mein Trost
min trost und min lieber wan, und mein Liebeswahn erfasst,
so enweiz ich, waz genaden ich mich troesten mac. so frage ich mich, welches Glück mich noch trösten mag.
wol mac ir versmahen Gewiss kann sie mein Minnedienst verschmähen,
min dienest, den ich ir han den ich ihr schon lange Zeit geleistet habe
lange her geleistet und des ie mit triuwen phlac. und mithin immer mit Treue pflegte.
also phlaege ichs immer gerne, möhte ich des geniezen, Genauso pflege ich es auch immer noch gerne, es würde mich also freuen,
so daz mich die dörper mines lones iht verstiezen. wenn mich die Bauern nicht meines Lohnes berauben.
des ist Uoze grific und sin ruher schavernac. Das ist der übergriffige "Uoze" mit seiner groben Plezmütze.

Strophe III

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Engelwan und Uoze "Engelwan" und "Uoze"
die zwene sint mir gehaz die zwei sind bei mir verhasst.
(schaden unde nides muoz ich mich von in versehen) (Von ihnen muss ich Schaden und Neid erwarten)
und der geile Ruoze: Und der irrwitzige Ruoze:
wie tiuwer er sich vermaz, wie wichtig er sich vorkommt,
der bestüende mich durch si! die drie widerwehen der fordert mich durch sie heraus!
ratent unde brüevent, daz ich ane lon belibe. Mit ihrer beratenden und prüfenden Art bewirken die drei, dass ich ohne Erfolg bleibe.
niht envolge ir lere, vrouwe, liebist aller wibe! Folge nicht ihrem Rat, Herrin, liebste aller Frauen!
lone miner jare; laz in leit an mir geschehen! belohne meine jahrelange Treue; lass sie mir kein Leid zufügen!

Strophe IV

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Vrouwe, dine güete Herrin, ich erkenne deine große Güte,
di erkenne ich so manicvalt,
daz ich liebes lones von dir noch gedingen han. dass ich den Liebeslohn noch von dir zu erhoffen habe.
daz mich ie gemüete, Es ist den Lümmel und ihrer Gewalt zu verdanken,
die spränzler und ir gewalt,
daz was mit den bluomen hin. nu wil mir Engelwan dass mein Gemüt mit den Blumen (des Sommers) verwelkt ist.
dine hulde verren: daz im müeze misselingen, Jetzt will mich "Engelwan" von deiner Gnade fernhalten: dass soll ihm misslingen,
so daz hundert swert uf sinem kophe lute erklingen! sodass hundert Schwerter auf seinem Kopf laut erklingen!
snident si ze rehte, si zerüttent im den span. Sie schneiden ihn zurecht und zerbrechen ihm das Kreuz.

Strophe V

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Seht an Engelwanen, Seht euch "Engelwan" an,
wie hohe er sin houbet treit! wie hoch er sein Haupt trägt!
swanne er mit gespannem swerte bi dem tanze gat, Immer wenn er mit gespanntem "Schwert" zu einem Tanz geht,
so ist er niht ane so kommt er nicht ohne
der vlaemischen hövescheit, seine (scheinheilige/vorgespielte)flämische Höflichkeit,
da sin vater Batze wenic mit ze schaffen hat. weil sein Vater "Batze" wenig damit am Hut hat.
nu ist sin sun einoeder gouch mit siner ruhen huben: Nun ist sein Sohn mit seiner Pelzmütze ein dümmlicher Lümmel:
ich geliche sin gephnaete ze einer saten tuben, Ich vergleiche sein Gestelzte mit einer satten Taube,
diu mit vollem krophe uf einem korenkasten stat. die mit vollem Kropf auf einem Taubenkasten steht.

Strophe VI

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Swer in siner tougen Wer in seinem Leben
ie liep ode leit gewan, je Liebe oder Leid empfand,
dem sint mine sorgen und min kumber wol bekant. dem sind meine Sorgen und mein Kummer wohl bekannt.
sit ich minen ougen Weil ich meinen Augen den Blick
den stic niht verbieten kan, nicht mehr verbieten kann,
si enblicken hin, da Rouze tanzet an ir hant, blicken sie dorthin, wo "Rouze" an ihrer Hand tanzt,
so verlaze ich kume, deich mich selben niht enroufe: so gehe ich gebrechlich (von dannen), denn ich kann mich mit eben diesen nicht abgeben:
solhen wehsel nement, die da minnent, an ir koufe. Solche Wendungen nehmen die minnenden in kauf.
Minne, la mich vri! mich twingent sere diniu bant. Minne, lass mich frei! Dein Band bedrängt mich sehr.

Strophe VII

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Minne, dine snüere Minne, deine Bänder verschnüren mir mein Herz,
die twingent daz herze min,
daz ich han ze strite wider dich deheine wer. dass ich im Kampf gegen dich irgendeine Verteidigung/Widerstand habe.
swie verholne ich rüere Sowie ich etwas erlange schelte ich die Glocke deiner Zelle,
den zimbel der zelle din,
so bin ich betwungen des, daz ich dir hulde swer. dann bin ich gezwungen, dir die Treue zu schwören.
vrouwe Minne, din gewalt ist wider mich ze strenge; Herrin Minne, deine Gewalt ist mit aller Härte gegen mich;
küneginne, diner ungenade niht verhenge, Königin, verhänge nicht dein Unheil,
daz si mich verderbe! ja ist si über mich ein her. dass sie mich zu Grunde richtet! Ja, sie ist über mich hergefallen.

Übersetzung 06: "Neidhart" Winterlied 1; Str. I - IVb

Strophe I

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Winder, uns wil din gewalt Winter, deine Gewalten wollen uns
in die stuben dringen von den üppigen Linden
von der linden breit: in die Stuben drängen.
dine winde die sint kalt. Deine Winde sind kalt.
lerche, la din singen! Lerche, lass mich deiner frohlocken!
dir hat widerseit Du hast dich sowohl dem Frost als auch dem Schnee widersetzt;
beide rife und ouch der sne;
du muost stille swigen: Du must still schweigen:
so klag ich den grüenen kle. so trauere ich um den grünen Klee.
meie, ich wil dir nigen; Mai, ich will mich vor dir verbeugen,
mir tuot der winder we. mir tut der Winter weh.

Strophe II

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Tanzet, lachet weset vro! Tanzt, lacht und werdet froh!
daz zimt wol den jungen Das gefällt gewiss den Jungen
disen winder lanc. diesen Winter lang.
iu ze stiuwer gibe ich so Euch (gewidmet) gebe ich
hiwer von miner zungen dieses Jahr von meiner Zunge
einen niuwen sanc, einen neuen Gesang,
daz ir ane swaeren muot damit ihr ohne bittere Stimmung
vreude mugt erbiten. Freude erwarten könnt.
Engelmar, din stube ist guot: Engelmar, deine Stube ist heimelich:
küele ist an der liten. kühl ist es an den Hängen.
der winder schaden tuot. Der Winter verrichtet Schaden.

Strophe III

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Etzel, Ruoze und Adelber Etzel, Ruoze und Adelber
und der geile Rüele und der wilde Rüele
zesamen hant gesworn haben sich zusammen gegen
alle uf einen dörper her: einen Dörfler verschworen:
derst von Witenbrüele Der stammt aus Witenbrüele
und brüevet grozen zorn. und hegt großen Zorn.
daz enkunde ich e noch sit Rüele wollte an dem Reihen - Tanz
nie voltagedingen, um die Wette springen,
Rüele enwolte enwiderstrit das erfuhr ich noch kurz zuvor,
an dem reien springen: auch wenn ich es nie schlichten wollte.
daz was Lanzen nit. Das war Lanzens Eifersucht.

Strophe IV

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Lanzen einen treien treit, Lanzen trägt eine Weste,
diu ist von barchane, die ist auch Berenche
grüene also der kle. und so grün wie der Klee.
ze wige hat er sich bereit: Er ist zum Rangeln bereit:
er lebet in dem wane, Er lebt in dem Glauben,
daz im niht widerste. dass ihm keiner Widerstand leisten kann.
dar in er gesteppet hat Da er ihm ein prächtiges Kettenhemd geschmiedet hat,
ein guot isnin hemde ging er brummend wie ein Bär;
limmende als ein ber er gat;
guot muot ist im vremde. Gutmütigkeit ist ihm fremd.
erst kint, der in bestat. Der, der ihn angreift, ist noch ein Knabe.

Strophe IVa

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Lanze der hat noch die frünt, Lanze hat noch die Freunde,
die in niht enlazen, die nicht von seiner Seite weichen,
swie gar er si ein kint. obgleich er noch ein völliger Jüngling ist.
dri han ich iu schiere gekünt, Drei habe ich sofort erkannt,
die im uf der strazen die ihm auf der Straße beigestanden sind:
bigestendic sint:
Isenbolt und Isenhart Isenbolt und Isenhart
und der junge Vrite. und der junge Vrite.
Rüele der wart nie so zart, Rüele wurde noch nie so weichlich,
er waer an dem strite er wurde beim Kampf gewiss vor einer Demütigung/Entehrung bewahrt.
ze verhe wol bewart.

Strophe IVb

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
So laz wirs vehten umb den lip. So lassen wir das ums Leben Kämpfen sein,
und ge wir zuo dem tanze: und gehen zu dem Tanz:
da spring wir schone enbor. Da springen wir anmutig in die Höhe.
nu wol uf, meide und jungiu wip, Jetzt aber los, ihr Mädchen und ihr jungen Frauen,
Afra, Englin, Franze, Afra, Englin, Franze,
diu wil uns singen vor. die sollen uns vorsingen.
Metze beit..... Metze zögert ....
und kumet Adelheite und Adelheit kommt
und über ..... Engellint und darüber hinaus auch .... Engellint
und Irmengart gemeite, und Irmgart ebenso,
daz sint gar schoeniu kint. das sind äußerst schöne Mädchen.

Übersetzung 07: "Neidhart" Winterlied 27; Str. I - VIIc

Strophe I

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Mirst von herzen leide, Mir ist es von Herzen Leid,
daz der küele winder dass der kühle Winter
verderbet schoener bluomen vil: viele schöne Blumen zu Nichte macht:
so verderbet mich ein senelichiu arebeit. so macht mich der Liebesdienst zu Nichte.
dise sorge beide Diese Sorge drängt mich sowohl hin als auch zurück
dringent mich hin hinder zum Ende an das Ziel meiner Freuden.
ze ende an miner vreuden zil.
owe, daz diu guote mit ir willen daz vertreit, Oh weh, dass die Schöne das freiwillig aushält,
sit si wol geringen mac obwohl sie alle meine Schwierigkeiten
alle mine swaere! gewiss verringern kann!
hei, gelebte ich noch den tac, Ach, erlebte ich noch den Tag,
daz si gnaedic waere! an dem sie gnädig werde!

Strophe II

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Swenne ich mich vereine Immer wenn ich mich Zusammennehme
unde an si gedenke, und an sie denke,
waer inder wibes güete da, war in ihr die Güte der Frau verreint,
diune haete sich so lange bi ir niht verholn. die sich so lange nicht bei ihr holen ließ.
sit si lonet kleine Weil sie meinen neuen Klängen
miner niuwen klenke, nur wenig Aufmerksamkeit schenkte,
wan mag ich dienen anderswa? wann kann ich wohl anderswo dienen?
nein, ich wil mit willen disen kumber langer doln. Nein, ich will entschlossen diesen Kummer noch länger aushalten.
waz, ob noch ein saelic wip Ich frage mich, ob noch eine andere anmutige Frau
gar den muot verkeret? ihre Stimmung so gänzlich (plötzlich) verdreht?
vreu min herze und troeste den lip! Erfreue mein Herz und tröste mir das Leben!
diu zwei diu sind geseret. Die zwei, die sind verletzt.

Strophe III

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Zuo dem umgemache, Wie das Unbehagen,
den ich von ir lide, das ich durch sie erleide,
so twinget mich ein ander leit, so bedrängt mich noch ein andrer Schmerz,
daz vor allem leide mich so sere nie betwanc, der mich vor all dem Leid noch nie so sehr bedrängte,
swiech dar umbe lache wie sehr ich darum auch lache und mich heiter benehme:
und gebare blide:
mir hat ein dörper widerseit Mir hat ein Dörfler widerstrebt
umb anders niht wan umbe den minen üppeclichen sanc. um nicht geringeres als um meinen leichtfertigen Gesang.
derst geheizen Adeltir, Der wird Adeltir genannt
bürtic her von Ense, und stammt aus Ense,
zallen ziten drot er mir er droht mir zu allen Zeiten
als einer veizten gense. wie eine fette Gans.

Strophe IV

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Hiwer an einem tanze Heuer bei einem Tanz
gie er umbe und umbe. ging er im Kreis umher.
den wehsel het er al den tac: Das Lied in Gesprächsform hielt er den ganzen Tag lang:
glanziu schapel gap er umbe niuwiu krenzelin. schimmernde Blumenkränze gab er im Kreise an die jugendlichen Mädchen:
Etzel und Lanze, Etzel und Lanze,
zwene knappen tumbe, zwei dumme Knappen,
die phlagen ouch, des jener phlac. die taten auch das, was jener tat.
Lanze der beswaeret ein vil stolzez magedin: Lanze belästigte ein sehr stattliches Mädchen:
eine kleine risen guot Er riss ihr einen schönen Schleier
zarte er ab ir houbet, und einen Blumenkranz vom Kopf:
dar zuo einen bluomenhuot:
wer het im daz erloubet? Wer hat ihm das erlaubt?

Strophe V

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Owe siner hende! Oh, wehe seiner Hände!
daz si sin verwazen! Seien sie verflucht!
die vinger müezen werden vlorn, Die Finger müssen ihm abfallen,
da mit er gezerret hat den schedelichen zar! mit denen er die schmerzhafte Träne erzwungen hat!
hiete er ir gebende hätte er ihre Haarschleife
ungezerret lazen, unversehrt gelassen,
daz kränzel hiete ouch si verkorn. so hätte auch sie das Kränzchen zurückgewiesen.
er ist ungevüeger danne wilen Engelmar, Er ist ungestümer als vormals Engelmar,
der gewalticlichen nam der gewaltsam den Spiegel Friedruns
den spiegel Vriderune, an sich nahm,
des bin ich dem dörper gram, deshalb bin ich auf den Dörfler wütend,
dem selben Walberune. wie auch auf Walberune.

Strophe VI

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Dise alten schulde Diese alte Schuld hat in mir
wecket mir diu niuwe: eine neue erweckt:
ez hat ein geiler getelinc Es konnte ein wilder Lümmel
hiwer an mir erwecket, swaz mir leides ie geschach. dieses Jahr in mir das erwecken, was mir an Schmerz je widerfuhr.
e ichz langer dulde, Ehe ich es noch länger dulde,
set des mine triuwe, ich schwöre es bei meiner Ehre,
gespringe ich zuo zim in den rinc, springe ich auf einmal auf ihn im Ring,
er bestat sin buoze, daz er ir ze vrouwen jach, er erhält noch seine Strafe, dass er Anspruch auf sie erhebt,
der ich lange gedienet han der ich so lange,
der mit ganzer staete! der ich mit aller Beständigkeit gedient habe!
wolde er si geruowet lan, Würde er sie in Ruhe lassen,
wie rehte der danne taete! wie richtig er dann handeln würde!

Strophe VII

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
We, waz hat er muochen! Ohje, was hat er nur für Mucken im Kopf!
si kumt im niht ze maze. Sie ist nicht seine Größenordnung.
zwiu sol sin pineclich gebrech? Was erwartet er denn von seinem rabiaten Reißen?
im enmac gehelfen niht sin hovelich gewant. Da kann ihm auch sein höflicher Anzug nicht helfen.
er sol im eine suochen, Er soll ihm eine Frau finden,
diu in werben laze. die ihn um ihrer werben lässt.
diu sinen roten buosemblech Seine roter Brustharnisch
diu sint ir ungenaeme gar, dar zuo sin hiufelbant. und sein Hüftgürtel, die erscheinen ihr völlig abstoßend.
enge ermel treit er lanc, Er trägt lange, enge Ärmel,
die sint vor gebraemet, die vorne mit Spitze besetzt sind,
innen swarz und uzen blanc. innen schwarz und außen weiß.
mit siner rede er vlaemet. Wenn er redet, so flämelt er.

Strophe VIIa

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Siner snüere strangen Seine langen Schnüre
tengelnt an den orten: baumeln überall hin:
da hanget wunder pfeffers an, Daran hängt seltener Pfeffer,
muscat, negele, pfawenspiegel: dest der dörper glanz. Muskat, Nelken, Pfauenkraut: das ist der ganze Stolz der Dörfler.
er wil überdrangen Er will ein Mädchen
ein meit mit süezen worten, mit süßen Worten überwältigen,
des im doch niht gehelfen kan doch sein übertriebenes Gewand und seine äußerst feine Schleppe
sin üppiclich gewant und dar zuo sin vil waeher swanz. kann ihm dabei nicht helfen.
ein vil guotez linin tuoch, Sein Hemd und auch seine Hose haben
sehzehn elen kleine, ein sehr hochwertiges Leinentuch
hat sin hemde und ouch sin bruoch: nur sechzehn Ellen lang:
der site ist ungemeine. An der Seite passt es nicht zusammen.

Strophe VIIb

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Her Nithart, mugt irz lazen? Herr Neidhart, könnt ihr es sein lassen?
iu mac misselingen. Ihr könntet versagen.
nu habt ez uf die triuwe min. Nun nehmt diesen Rat an, bei meiner Treue.
und mag ich, ez muoz iu bi dem tanze werden leit! Und wenn ich kann, so muss es euch beim Tanz noch Leid bereiten!
welt ir uf der strazen Wenn ihr euch auf der Straße
vil mit uns gedringen, viel mit uns drängen wollt,
swie breit ab iuwer multer sin, wie weit auch ihr euch auch immer von uns entfernt,
da gelpfe schinet under iuwer ringelehte pfeit, dort scheint der Glanz unter eurerm geringeltem Haar,
und sult ir sin der tiuvel gar und ihr sollt der Teufel sein,
mit iuwerm glitzeden huote, mit eurem glitzerndem Hut,
zware ich mache in bluotes war ich schöre, ich mache es durch Blut wahr
mit minem swerte guote. mit meinem stattlichen Schwert.

Strophe VIIc

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
"Nu dar, ziere gesellen, "Nun los, ihr schönen Gesellen,
nu stat mir algeliche, jetzt steht mir zur Seite und helft,
helfet, daz wir in bestan, ihn zu belagern,
der uns bi dem tanze mit gemache niht enlat! der uns beim Tanz nicht in Frieden lässt!
ich truwe in wol ervellen", ich habe vor ihn zu Fall bringen",
so sprach Amelriche; so sprach Amelriche;
"die hant die muoz er mir hie lan, "die Hand und sein rechter Fuß muss er mir hier lassen,
da der spreckelehte vogel oben ufe stat, weil dieser gefleckte Vogel mit entstelltem Fuß sich für etwas besseres hält
und dar zuo den zeswen fuoz,
dar an der spore klinget. und dort oben mit ritterlichem Sporn singt.
ja geschaffe ich mir sin buoz, ja! ich hole mir seine Buse ein,
daz er von uns niht singet." damit er nicht von uns singt."

Übersetzung 08: "Neidhart" c1; Str. I - XI

Strophe I

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Der swarcze dorn ist worden weis, Die schwarze Dorn ist weiß geworden,
nun hat der maie seinen vleis nun hat sich der Mai
geleget an den anger, am Acker befleißigt,
gar zergangen ist der schne, der Schnee ist völlig geschmolzen,
man siht hewer aber als ee man sieht nun öfter als früher
die liechten plumblein swanger, die blühenden Blümlein,
der maie hat die veld gar schön beseczet der Mai hat die Felder sehr schön beschenkt
mit gamillen plumlein fein, mit feinen Kamilleblumen,
fro so singen die vogelein, so froh singen die Vögelein,
irs laids sind sie ergeczet. ihr Leid ist ihnen genommen.

Strophe II

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Da für ich lob die rainen weib, Deshalb lobe ich mir die unschuldigen Frauen,
der wolgetraut globter leib deren wohlgestalteter, gelobter Körper
kan pringen hoch gemüte. kann Frohsinn bringen.
die sich vor valsche hand behüt, Diejenigen, die sich vor falscher Hand behüten,
die lob ich für alles gut, die lobe ich über alles,
so wol dir, weibes gute! also heil dir, treue Frau!
weib, behalt dein er, das will ich dir raten, Frau, behalte deine Ehre, das will ich dir raten,
durch dein frölich weiplich zucht, durch deine föhliche, weibliche Zucht,
weib, du auserwelte frucht, Frau, du auserwählte Frucht,
la tüme minner braten! lass den Freisinn in mir plaudern!

Strophe III

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Nun sung ich gern der frawen mein, Während ich gerne meiner Frau vorsinge,
so irret mich ein ander pein, so stört mich ein anderes Leid,
ich sahe die dörper raien ich sah die Reihen der "dörper",
gar uppiglichen auf dem plan, ganz leichtfertig auf der Tanzfläche,
baide, frawen unde man, sowohl Frauen als auch Männer
die empfingen schön den maien. empfingen freudig den Mai.
her langer Lancze, daz sult ir mir rechnen, Herr großer Lanze, das sollt ihr mir büsen,
darczu so clag ich euch, herr Pflug, dazu so beklage ich euch, Herr Pflug,
ir rechet mir diesen ungefug, ihr werdet diesen Unfug noch bereuen,
das in ir rücken brechen. auf das ihnen ihr Kreuz zerbricht.

Strophe IV

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Ich kam dohin gein Zeisselmaur, Ich kam dahin auf dem Weg zur Zeisselmauer,
die fart ward mir eins tails zu sawer, die Fahrt war teilweise zu beschwerlich,
ich hört da fremde mere, da hörte ich die Nachricht,
do fand ich einen lobetancz dann fand ich einen Ehrentanz,
und von rosen mangen krancz, darunter so manchen Rosenkranz
zergangen was mein swere. und mein Kummer war verschwunden.
ich zogt zu einem wirte, der was ziere, ich begab mich zu einem Hochzeitsgast, der war prächtig gekleidet,
des ward Engelmair gewar, das bemerkte auch Engelmar,
elen weit was im sein har, sein Haar war ellenlang,
da hin so eilt er schiere. er eilt sogleich zu uns.

Strophe V

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
zu vierczig gättelingen gut, Er war mit gut und gerne vierzig Bauerburschen,
uppiglich stund in ir mut, zusammen gehabten sie sich mutig und
die tanczten bei der linden. tanzten unter den Linden (Jungfrauen).
er sprach: "herr Neithart der ist hie, er sprach: "Herr Neidhart ist hier,
der uns gespöttes nie erlie, der nie versagte uns zum Gespött zu machen,
wol auf, das wir in finden. wohl auf, lasst uns ihn finden.
ir solt euch keines argen gedencken, Ihr sollt nicht zaudern,
ir get mir züchtiglichen nach, ihr geht mir schön brav nach,
auch seit zu fechten nicht zu gache, aber seid mit Kämpfen nicht zu voreilig,
wir sond im frolich schencken." wir sollten ihm ausgelassen zu trinken geben."

Strophe VI

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Vierczig käntelin mit wein Sie trugen vierzig Krüge voll Wein
sie trungen in ein gertelein, in ein Gärtchen,
gar gros was ir geraisse: dabei war ihr Gelächter groß:
"seit got wilkum, herr Neidhart, "Seid Willkommen, Herr Neidhart,
euch sei geschenckt an diser fart." euch sei zünftig eingeschenkt an dieser Fahrt."
ich saß in einem swaisse, Ich begann zu schwitzen
ich sprach: "ich pin dem Neidhart ungeleiche, und sprach: "ich bin nicht der Herr Neidhart, für den ihr mich haltet.
ich pin ein jeger, mir ist zorn, Ich bin ein Jäger und bin aufgebracht,
ich hab die hunde sein verlorn, weil ich die Hunde des Fürsten von Österreich verloren habe."
des fursten von Osterreiche."

Strophe VII

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Engelmair in da gepot Engelmar gebot ihnen sich
bei dem leben an den todt, um ihr Leben und den Tod,
das sie sich saczten alle. dass sie sich alle zu ihm saßen.
so zuhant da schnackt man ein Alsbald schenkte man sich
den vil klaren osterwein, den sehr klaren Osterwein ein,
den truncken sie mit schalle. den tranken sie unter grölen.
er sprach: "und wolt ir gogelfur erkennen, er sprach: "und wollt ihr einen Gaukler erkennen,
so siczt und seit ein frolich man, so setzt euch und seid ein fröhlicher man,
ich hilf euch mit gemach hin dan, ich führe euch behutsam zu dem Punkt,
wolt ir mich nimer nennen." an dem ihr mich nie wieder - in euren Liedern - erwähnen wollt."

Strophe VIII

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
"Dir sei gelobet an die hant: "Dir sei es mit Handschlag versichert:
du wirst von mir nicht mer genant, du wirst von mir nicht mehr erwähnt,
was ich will furbas singen, was auch an furchtbarem ich auch immer singen,
und auch was ich gedichten kan, und was ich auch immer erdichten kann,
du haist der ungenante man, darin sollst du der unbenannte Mann sein,
du solt frolichen springen, du sollst gut davonkommen,
und hais die öden schaiden aus dem garten." aber befehle deinen Lakaien sich aus dem Garten zu entfernen."
"wol auf, ir herrn, wir sollen gan "wohl auf, meine Herren, wir sollen gehen,
gar zuchtiglichen auf den plan brav auf die Tanzfläche zurückkehren,
und dienen frauen zarten." und uns um die jungen Fräulein kümmern."

Strophe IX

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Die verswunden so zuhant, Als diese alsbald verschwanden,
do bracht man mir ein gut gewant, da brachte man mir ein schönes Gewand,
das must ich dannen furen. das musste ich sodann tragen.
darczu so gabns mir ein pfert, Dazu gaben sie mir ein Pferd,
das was wol dreissig pfunde werdt das war sicher dreißig Pfund wert
und zeltet nach den schnüren. und zerrte scheuend an den Seilen (Geschirr).
des danckt ich schon den manen und den frawen Deshalb verabschiedete ich mich schon von den Herren und Frauen
und rait daczu in auf den plan, und ritt zu ihnen auf die Tanzfläche,
da mochten silben hundert stan, da müssen hundert Augenpaaren gestanden haben,
die mich begunden schawen. die mich alle begannen anzuschauen.

Strophe X

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Auf die rais so was mir gah, Eiligst begab ich mich auf die Reise,
mir ward ein michel kaffen nach da galten mir viele Blicke
von liechten augen schöne. aus schönen, unschuldigen Augen.
Friderunen näckelin, Friderun zeigte sich beunruhigt,
das gab fur die andern schein, ich nahm es als gutes Zeichen.
mit lob ichs imber kröne.
ich rait gein Wien und sagt die abenteure, Ich reite nach Wien und erzählt das Abenteuer,
wie sie mir alle trügen has, wie sie mich alle hassten,
da ich in dem garten saß, als ich in dem Garten saß,
iedoch ward mir ir stewre. jedoch wurde ich zu ihrem Jagdhund.

Strophe XI

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Der herczog sandt gein Zeisselmaur, Der Herzog sandte nach der Zeisselmauer,
er lie frei den selben pauer er ließ eben diesen Bauer frei
und all sein hausgenossen. und all seine Hausgenossen.
des ward fro der Engelmar, Deshalb wurde Engelmar froh,
der mir half frölich von der schar der mich netterweise von der Schar befreite
wol auf des reiches strassen. auf den Straßen des Reiches.
und Engelmar will ich in nimer nennen, Und Engelmar will ich nie wieder nennen,
er haist der ungenannte man, er heißt von nun an der ungenannte Mann,
der wol mit Friderunen kan, der sich mit Friderun gut versteht,
ir mugt in wol erkennen. ihr werdet ihn sicher erkennen können.

Übersetzung 09: "Neidhart" SL 22; Str. I - VIh

Strophe I*

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Der winter hat ein ende. Der Winter ist zu Ende.
komen ist uns der meie, Der Mai hat uns erreicht,
der uns bluomen bringet manger leie. der uns vielerlei Blumen schenkt.
ich hoer diu vogelin singen. Ich höre die Vöglein singen.
wir suln alle springen, Wir sollten alle tanzen
sin gemeit. im Namen seiner Herrlichkeit.
der walt ist wol geloubet, Der Wald ist vollkommen belaubt,
diu linde guldin tolden treit. die Linden tragen eine goldene Kronen.

Strophe I

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Der linden welnt ir tolden Die Linden beschmücken ihre Kronen
von niuwen loube richen. aus frischen prächtigem Laube.
dar under lazent nahtigal dar strichen: Darunter lassen sie die Nachtigall putzen:
si singent wol ze prise sie singt ihm gewiss zum Lobe
vremde süeze wise, fremde süße Weisheit
doene vil. und zwitschert viel.
si vreunt sich gein dem meien: Sie freut sich angemessen auf den Mai:
sin kunft diu ist ir herzen spil. Seine Ankunft ist ihr ein Herzensvergnügen.

Strophe II

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Si sprechent, daz der winder Sie erzählen, dass der Winter
hiuwer si gelenget. sich dieses Jahr lange hingezogen hat.
nu ist diu wise mit bluomen wol gemenget, Jetzt ist die Wiese reichlich mit Blumen beschmückt,
mit liehter ougenweide es ist ein herrlicher Anblick,
rosen uf der heide wie sie die Heide zieren
durch ir glanz. durch ihren Schimmer.
der sante ich Vriderunen Von dieser schenkte ich Friderun
einen wolgetanen kranz. einen wohlgestalteten Kranz.

Strophe III

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Die vogele in dem walde Die Vögel im Wald
singent wünneclichen. singen wunderbar.
stolze mägde, ir sult ein niuwez tichen. Ehrenwerte Mägde, ihr sollt etwas neues treiben.
vreut iuch lieber maere! Erfreut euch der frohen Kunde!
maneges herzen swaere So manches Herzensleid
wil zergan. könnte vergehen.
tuot, als ich iuch lere, Tut, so wie ich es euch lehre,
strichet iuwer kleider an! legt euch euere Kleider an!

Strophe IV

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Ir briset iuch zen lanken, Schnürt euch die Hüften,
stroufet ab die risen! lasst die Schleier fallen!
wir sulnz uf dem anger wol wikisen. Wir sollen wohl auf dem Acker tanzen.
Vriderun als ein tocke Friderun sprang wie eine Puppe
spranc in ir reidem rocke in ihrem Faltenrock
bi der schar: vor der Bauernschar:
des nam anderthalben Das nahm Engelmar aus dem Augenwinkel
Engelmar vil tougen war. ganz heimlich war.

Strophe V

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Do sich aller liebes Da begannen sich alle Liebenden
gelich begunde zweien, geleichzeitig zu in Paare zusammenzufinden,
do sold ich gesungen haben den reien, da sollte ich zum Reien-Tanz gesungen haben,
wan daz ich der stunde auch wenn an dem Zeitpunkt
niht bescheiden kunde die Nachricht nicht zurückhalten konnte
gegen der zit, gegen die Jahreszeit,
so diu sumerwünne während die Sommereuphorie
manegem herzen vreude git. manchem Herzen neue Freude gibt.

Strophe VI

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Nu heizent si mich singen; Jetzt befehlen sie mir zu singen;
ich muoz ein hus besorgen, ich muss mir Schutz/Haus beschaffen,
daz mich sanges wendet manegen morgen. dass mich das Singen umschlägt so manchen morgen.
wie sol ich gebaren? Was soll ich tun?
mirst an Engelmaren Ich bin wütend auf Engelmar,
ungemach,
daz er Vriderunen dass er Friderun ihren Spiegel von der Seite aus der Hand schlug.
ir spiegel von der siten brach.

Strophe VIa

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Siner basen bruoder Der Bruder seiner Nichte
hiet sis wol erlazen. hätte ihrs sicher ersparen können.
er kan sich deheiner dinge mazen; er kann sich mit solchen Dingen messen;
er sit toerscher Beier. er ist ein törichter Bayer.
er und der junge meier Er und der junge Mayer
tuont ir leit. tuen ihr Leid an.
noch hat si den vriunt, Doch noch hat sie den Freund,
der imz die lenge niht vertreit. der ihm das auf Dauer nicht durchgehen lässt.

Strophe VIb

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Dar umbe wil si aber Darum soll sie doch
ein Engelmat vertriben. den Engelmar vertreiben.
er ist ein gemzinc under jungen wiben. Er verhält sich wie ein Gemsbock unter jungen Frauen.
er ist ein ridewanzel, Er ist ein Riede-Tänzer
in dem geu vortanzel. gilt in der Gegend als Hampelmann.
sin gewalt Seine Gewalt
der ist an dem reien die herrscht am Reientanz,
under den kinden manicvalt. unter den Mädchen in vielerlei Weise.

Strophe VIc

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Daz ist Friderune Das ist Friderun
ein lange werndiu swaere ein langwierigen Kummer
von ENgelmare dem toerschen tanzprüevaere. von Engelmar, den törichten Prolet.
daz er ir torste lagen. dass er ihr törichtich nachstellt.
daz klagetes al ir magen. dass alle ihre Freundinnen klagen.
umbe den schal Vor dem Gebrüll
solt du dich nu hüeten, sollst du dich jetzt hüten,
Friderun! fliuch gein Riuwental! Friderun! Fliehe ins Reuentahl!

Strophe VId

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Der het ir genomen Der hat ihr schimpflich eine Puppenwiege gestohlen,
in schimphe ein tockenwiegel
daz hiet wir verklagt, niewan den spiegel dass haben wir betrauert, nicht weniger als den Spiegel,
(der was von helfenbeine (der war in kostbares Elfenbein eingearbeitet/ versenkt),
waehe, ergraben kleine),
den sin hant den seine Hand ihr gewaltsam entriss;
ir nam gewalticliche;
da von al min vreude swant. Daher verschwand all meine Freude.

Strophe VIe

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Ir sult mirz wol gelouben, Ihr sollt es mir glauben,
ich sag iz niht gerne; ich sag es nicht gerne;
die spiegelsnuor diu kom her von Iberne. Die Spiegelschnur die kommt aus Iberna.
ez was ein waeher borte. Es war ein kostbares Band aus Seide.
niden an dem orte Nach unten hin waren Tiere mit rotgoldenen Fäden eingewebt.
stuonden tier
geworht von rotem golde.
nie geschach so leide mir. Noch nie geschah mir so ein Leid.

Strophe VIf

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Daz ich nicht froelich singe, Dass ich nicht fröhlich singen kann,
daz wendet mir ein swaere, das wendet mich zum Kummer,
von der ich also gerne ledic waere. den ich ach so gerne los wäre.
dise dorfgebuwer Diese Dorfflegel
die nimt des gar untuwer: die nehmen des gar mit Geringschätzung hin.
si tragent mir haz. Sie gereichen mir zum Hass.
ob si niht enwaeren, Wenn sie nicht wären,
so sunge ich für war fürebaz. so sänge ich fürwahr anderswo.

Strophe VIg

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Erkenbreht und Uoze Erkenbrecht, Uoze
und der ungenante, und der ungenannte,
Gozbreht, der mich ofte sanges wante, Gozbrecht, der mich oft am singen hindert,
die sint nu gar gesweiget die sind nun ganz still
unde ir freude seiget und ihre Freude neigt sich hin und her.
hin und her.
ir schibe, diu gienc ebene, Ihre Visage wurde flach / Ihre Glückskugel wurde flach /
diu ist gestruchet nu entwer. die ist nun in die quere gestrauchelt.

Strophe VIh

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Frou Hilde und getelinge, Frau Hilde und die Lümmel
die sprungen an ir hende, die sprangen an ihre Hände,
ir tanz der was do ane missewende. ihr Tanz war dann ins Üble gelenkt.
nu habent si erworben, Nun haben sie es geschafft,
daz er ist verdorben. dass er ihr verdorben ist.
ir üppekeit Ihre Eitelkeit wähne ich zerstört durch manches Gespött und Leid.
ich waen diu geprüevet
in manec gespötte unde leit.