Der Hort (Nibelungenlied): Unterschied zwischen den Versionen

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= Der Hort - Einführung =
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Der Nibelungenhort nimmt durch seine mythische Vorgeschichte eine wichtige Rolle in der Sagenwelt des Mittelalters ein, sowohl in Deutschland als auch in den nordischen Gebieten. Zu den Sagen, in welchen der Hort integriert wurde, gehören das Nibelungenlied, die Lieder der älteren Edda und die Völsungasaga. Während sich die Geschichte des Horts in den beiden zuletzt Erwähnten wenig unterscheidet, liegt das Nibelungenlied und dessen Erzählung über den Hort von den anderen fern. Die mythische Vorgeschichte des Horts wird überwiegend in der älteren Edda, sowie der Völsungasaga dargestellt. Als Teil der Sigurdgeschichte, wurde die Vorgeschichte des Horts schon in den ersten Überlieferungen integriert, welche auf den Beginn des 9. Jahrhunderts datiert wurden. Die ersten Bildüberlieferungen in Kirchen des Nordens entstanden wie vermutet wird im 13. Jahrhundert. Hierbei wird die Schmiedszene, Sigurds Drachenstich aus der Grube sowie weitere Schlüsselszenen der Sigurdgeschichte dargestellt. [Heizmann 2014] Der Hort wurde damals nicht als ein „reale Wirtschaftsmittel” angesehen, sonder als  „gigantisches Phantasma, das reale Macht verheißt“ [Gebert 2017: 59]
Der Nibelungenhort nimmt durch seine mythische Vorgeschichte eine wichtige Rolle in der Sagenwelt des Mittelalters ein, sowohl in Deutschland als auch in den nordischen Gebieten. Zu den Sagen, in welchen der Hort integriert wurde, gehören das Nibelungenlied, die Lieder der älteren Edda und die Völsungasaga. Während sich die Geschichte des Horts in den beiden zuletzt Erwähnten wenig unterscheidet, liegt das Nibelungenlied und dessen Erzählung über den Hort von den anderen fern. Die mythische Vorgeschichte des Horts wird überwiegend in der älteren Edda, sowie der Völsungasaga dargestellt. Als Teil der Sigurdgeschichte, wurde die Vorgeschichte des Horts schon in den ersten Überlieferungen integriert, welche auf den Beginn des 9. Jahrhunderts datiert wurden. Die ersten Bildüberlieferungen in Kirchen des Nordens entstanden wie vermutet wird im 13. Jahrhundert. Hierbei wird die Schmiedszene, Sigurds Drachenstich aus der Grube sowie weitere Schlüsselszenen der Sigurdgeschichte dargestellt. [Heizmann 2014] Der Hort wurde damals nicht als ein „reale Wirtschaftsmittel” angesehen, sondern als  „gigantisches Phantasma, das reale Macht verheißt“ [Gebert 2017: 59]
== Nibelungenlied ==
== Nibelungenlied ==
Im Nibelungenlied taucht der Hort an verschiedenen Stellen der Erzählung auf. Die Herkunft bleibt jedoch im Dunkeln und auch der Fluch, welcher auf dem Hort liegt, wie es in anderen Sagen überliefert wird, spielt im Nibelungenlied keine Rolle. Bei der ersten Erwähnung des Horts, berichtet Hagen seinen Gefolgsleuten, wie Siegfried den Hort erworben hat, hierbei wird jedoch nichts Ausführliches beschrieben. Hierbei ist ihm wichtig zu erklären, dass Siegfried den Hort auf die Nibelungen Könige verteilen sollte. Als Lohn dafür bekam er das Schwert Nibelungs, jedoch fand Siegfried keine Lösung für das Problem, was wiederum Zorn bei den Nibelungen hervorbrachte. Somit kommt es zum Kampf, in dem Siegfried alle erschlägt und dabei ebenfalls die Tarnkappe erlangt. Ab diesem Zeitpunkt ist Siegfried Herr über den gesamten Nibelungenhort.  
Im Nibelungenlied taucht der Hort an verschiedenen Stellen der Erzählung auf. Die Herkunft bleibt jedoch im Dunkeln und auch der Fluch, welcher auf dem Hort liegt, wie es in anderen Sagen überliefert wird, spielt im Nibelungenlied keine Rolle. Bei der ersten Erwähnung des Horts, berichtet Hagen seinen Gefolgsleuten, wie Siegfried den Hort erworben hat, hierbei wird jedoch nichts Ausführliches beschrieben. Hierbei ist ihm wichtig zu erklären, dass Siegfried den Hort auf die Nibelungen Könige verteilen sollte. Als Lohn dafür bekam er das Schwert Nibelungs, jedoch fand Siegfried keine Lösung für das Problem, was wiederum Zorn bei den Nibelungen hervorbrachte. Somit kommt es zum Kampf, in dem Siegfried alle erschlägt und dabei ebenfalls die Tarnkappe erlangt. Ab diesem Zeitpunkt ist Siegfried Herr über den gesamten Nibelungenhort.  
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Die Vorgeschichte wird im Folgenden beschrieben: Hreidmarr, Reginns Vater hatte zwei weitere Söhne, Fafnir und Otter. Letzterer nahm oft, wie sein Name schon sagt, die Gestalt eines Otters an. Eines Tages töten die drei Asen (nordische Götter), namens Odin, Loki und Hönir, einen Otter und brachten diesen zu Hreidmarr. Als dieser seinen Sohn im Otterbalg erkennt verlangt er von den Asen einen Schatz, der den toten Körper füllt und überdeckt. So zogen die Asen los und holten sich einen großen Schatz von Andwari, einem Zwerg, der sich in die Gestalt eines Hechtes verwandelt hatte.  Nachdem die Asen all sein Gold genommen hatten, spricht der Zwerg zum ersten Mal vom Fluch, welcher auf dem Gold liegt und Tod und Streit über sie bringen wird. So übergeben die Asen den Schatz an Hreidmarr, welcher dann von Fafnir angehalten wird ihm eine Verwandtenbuße zu geben, doch Hreidmarr verweigert es ihm. Somit tötet Fafnir seinen Vater im Schlaf. Als Reginn später von Fafnir Verwandtenbuße fordert wird auch diesem der Schatz verwehrt. Fafnir verwandelt sich in einen Drachen, um den Hort zu beschützen. In diesem Zeitpunkt kommt Sigurd ins Spiel, welcher von Reginn angehalten wird Fafnir zu töten und ihm den Schatz zu übergeben. Vom Drachenkampf selbst wird auch in der Edda nicht viel erzählt, nur, dass Sigurd ihn von unten ersticht. Der Hauptteil der Interaktion Sigurds und Fafnirs besteht aus einem Gespräch, in dem Fafnir Sigurd vor dem Fluch des Schatzes warnt. Ebenso macht Fafnir ihn auf Reginns Verrat aufmerksam, was als „Wissensstrophe“ bezeichnet wird. [Edda 2018]
Die Vorgeschichte wird im Folgenden beschrieben: Hreidmarr, Reginns Vater hatte zwei weitere Söhne, Fafnir und Otter. Letzterer nahm oft, wie sein Name schon sagt, die Gestalt eines Otters an. Eines Tages töten die drei Asen (nordische Götter), namens Odin, Loki und Hönir, einen Otter und brachten diesen zu Hreidmarr. Als dieser seinen Sohn im Otterbalg erkennt verlangt er von den Asen einen Schatz, der den toten Körper füllt und überdeckt. So zogen die Asen los und holten sich einen großen Schatz von Andwari, einem Zwerg, der sich in die Gestalt eines Hechtes verwandelt hatte.  Nachdem die Asen all sein Gold genommen hatten, spricht der Zwerg zum ersten Mal vom Fluch, welcher auf dem Gold liegt und Tod und Streit über sie bringen wird. So übergeben die Asen den Schatz an Hreidmarr, welcher dann von Fafnir angehalten wird ihm eine Verwandtenbuße zu geben, doch Hreidmarr verweigert es ihm. Somit tötet Fafnir seinen Vater im Schlaf. Als Reginn später von Fafnir Verwandtenbuße fordert wird auch diesem der Schatz verwehrt. Fafnir verwandelt sich in einen Drachen, um den Hort zu beschützen. In diesem Zeitpunkt kommt Sigurd ins Spiel, welcher von Reginn angehalten wird Fafnir zu töten und ihm den Schatz zu übergeben. Vom Drachenkampf selbst wird auch in der Edda nicht viel erzählt, nur, dass Sigurd ihn von unten ersticht. Der Hauptteil der Interaktion Sigurds und Fafnirs besteht aus einem Gespräch, in dem Fafnir Sigurd vor dem Fluch des Schatzes warnt. Ebenso macht Fafnir ihn auf Reginns Verrat aufmerksam, was als „Wissensstrophe“ bezeichnet wird. [Edda 2018]
   
   
= Unausschöpflichkeit / Hochrechnungen =
= Unerschöpflichkeit / Hochrechnungen =
   
   
Hagens Bericht, über Siegfried und den Hort birgt keinerlei Details in sich, was jedoch deutlich wird ist, dass der Hort übermäßig groß ist: „Er sach sô vil gesteines, sô wir hoeren sagen, hundert kanzwegene ez möhten niht getragen, noch mê des rôten goldes von Nibelunge lant.“ [Nibelungenlied 2011: 30] Im Nibelungenlied wird der Hort als eine ungenutzte Reserve dargestellt, wie ein Geheimkonto welches vielfältige Machtansprüche und soziale Relationen manifestiert. Die Herrschaft im Nibelungenlied wird durch Tradition, Kraft und den Besitz des Schatzes dargelegt. Denn nur wer den Schatz besitzt, besitzt wahre Macht. [Gebert 2017]
Hagens Bericht, über Siegfried und den Hort birgt keinerlei Details in sich, was jedoch deutlich wird ist, dass der Hort übermäßig groß ist: „Er sach sô vil gesteines, sô wir hoeren sagen, hundert kanzwegene ez möhten niht getragen, noch mê des rôten goldes von Nibelunge lant.“ [Nibelungenlied 2011: 30] Im Nibelungenlied wird der Hort als eine ungenutzte Reserve dargestellt, wie ein Geheimkonto welches vielfältige Machtansprüche und soziale Relationen manifestiert. Die Herrschaft im Nibelungenlied wird durch Tradition, Kraft und den Besitz des Schatzes dargelegt. Denn nur wer den Schatz besitzt, besitzt wahre Macht. [Gebert 2017]
In der gesamten Erzählung werden immer wieder Hochrechnungen des Schatzes angestellt, wie die Transportfragen in der 3. Und 19. Aventuire. Dadurch drückt die Erzählinstanz die Unausschöpflichkeit des Hortes aus, was wiederum die unerklärbare Menge des Schatzes in den Vordergrund rückt. Interessant zu beobachten ist, dass die Burgunden, um den Hort zu erobern, über Schwellen von imaginärer zu realer und von höfischer zu heroischer Erzählwelt gleiten. [Gebert 2017:61] Dies ist zum Beispiel in Vers 1113 zu sehen: „Dar nâch vil unlange truogen si daz an, / daz diu vrouwe Kriemhilt den grôzen hort gewan / von Nibelunge lande und fuorte in anden Rîn. / er was ir morgengâbe, er solt ir billiche sîn.“ [Nibelungenlied 2011: 324]
In der gesamten Erzählung werden immer wieder Hochrechnungen des Schatzes angestellt, wie die Transportfragen in der 3. Und 19. Aventuire. Dadurch drückt die Erzählinstanz die Unerschöpflichkeit des Hortes aus, was wiederum die unerklärbare Menge des Schatzes in den Vordergrund rückt. Interessant zu beobachten ist, dass die Burgunden, um den Hort zu erobern, über Schwellen von imaginärer zu realer und von höfischer zu heroischer Erzählwelt gleiten. [Gebert 2017:61] Dies ist zum Beispiel in Vers 1113 zu sehen: „Dar nâch vil unlange truogen si daz an, / daz diu vrouwe Kriemhilt den grôzen hort gewan / von Nibelunge lande und fuorte in anden Rîn. / er was ir morgengâbe, er solt ir billiche sîn.“ [Nibelungenlied 2011: 324]
Hagen deutet im Nibelungenlied kurz auf die mythische Herkunft des Hortes hin, als wäre dies ein Hintergrundwissen, welche alle Zuhörer schon wüssten. Durch diese Andeutung der Herkunft zeigt Hagen, dass er die Realität der Gefahren sieht, welche durch die Verwendung des Schatzes erscheinen könnten.  
Hagen deutet im Nibelungenlied kurz auf die mythische Herkunft des Hortes hin, als wäre dies ein Hintergrundwissen, welche alle Zuhörer schon wüssten. Durch diese Andeutung der Herkunft zeigt Hagen, dass er die Realität der Gefahren sieht, welche durch die Verwendung des Schatzes erscheinen könnten.  
Weiter kann über die Verschiebungen und Ebenen des Hortes diskutiert werden, da Siegfried bei der sogenannten „Morgengabe“ Kriemhilt den Hort übergibt und ihn somit horizontal zwischen den Ehepartnern verschiebt. Nach Siegfrieds Tod entwenden die Burgunden allerdings den Schatz und versenken ihn vertikal im Rhein. Der Hort strahlt nicht nur Macht und Reichtum auf, sondern besitzt im Nibelungenlied auch eine seelische Dimension. Diese hängt mit Kriemhilt zusammen: Kriemhilt gibt als sie Hunnenkönigin bei Etzel ist jedem Krieger Gold vom Schatz, wenn diese an ihren Schmerz denken. Dies wiederum wird als „Schmerzgemeinschaft“ bezeichnet. Ebenso werden durch den Hort machtvolle Akkumulationen von Figuren und Handlungsmotiven hervorgebracht. [Gebert 2017]
Weiter kann über die Verschiebungen und Ebenen des Hortes diskutiert werden, da Siegfried bei der sogenannten „Morgengabe“ Kriemhilt den Hort übergibt und ihn somit horizontal zwischen den Ehepartnern verschiebt. Nach Siegfrieds Tod entwenden die Burgunden allerdings den Schatz und versenken ihn vertikal im Rhein. Der Hort strahlt nicht nur Macht und Reichtum aus, sondern besitzt im Nibelungenlied auch eine seelische Dimension. Diese hängt mit Kriemhilt zusammen: Kriemhilt gibt als sie Hunnenkönigin bei Etzel ist jedem Krieger Gold vom Schatz, wenn diese an ihren Schmerz denken. Dies wiederum wird als „Schmerzgemeinschaft“ bezeichnet. Ebenso werden durch den Hort machtvolle Akkumulationen von Figuren und Handlungsmotiven hervorgebracht. [Gebert 2017]


= Mythischer Status und Funktionen des Hortes =
= Mythischer Status und Funktionen des Hortes =
Wie schon zuvor erwähnt, gibt es frühe Bildzeugnisse der mythischen Vorgeschichte des Horts, in denen auch die Verbindung zu den Göttern aufgezeigt werden. Diese Verbindung mit Göttern schafft eine Exorbitanz des Goldes und somit eine Exorbitanz der Person, welche den Hort besitzt. Somit wird durch diese Eigenschaft das Gold auch als Attribut Sigurds bezeichnet und angesehen. Aber erst durch den Fluch, welcher auf dem Hort liegt bekommt der Schatz eine übernatürliche Herkunft und wird so zu einem mythischen Gegenstand. Der Fluch wirkt dann aber über den Hort hinaus und durch eben diesen sterben Sigurd, Gunnar und Högni.
Wie schon zuvor erwähnt, gibt es frühe Bildzeugnisse der mythischen Vorgeschichte des Horts, in denen auch die Verbindung zu den Göttern aufgezeigt werden. Diese Verbindung mit Göttern schafft eine Exorbitanz des Goldes und somit eine Exorbitanz der Person, welche den Hort besitzt. Somit wird durch diese Eigenschaft das Gold auch als Attribut Sigurds bezeichnet und angesehen. Aber erst durch den Fluch, welcher auf dem Hort liegt bekommt der Schatz eine übernatürliche Herkunft und wird so zu einem mythischen Gegenstand. Der Fluch wirkt dann aber über den Hort hinaus und durch eben diesen sterben Sigurd, Gunnar und Högni.
Die Funktionen des Hortes im Nibelungenlied gehen über das Attribut von Schatz und Besitz hinaus. Es wurde schon öfters versucht die Funktionsmuster des Horts mit einzelnen Episoden und Figurenkonstellationen zu verknüpfen, um einheitliche Funktionen ausfindig zu machen und herauszufinden, wann welche Funktion eintritt. Dies ist allerdings schwierig, da eine Ambivalenz herrscht. Zum einen dient der Hort als narrativer Indikator, welcher Grenzen von Kalkulationen darlegt. Weiter aber zeigt der Hort heroische Stärken von Figuren der Erzählung, im größten Teil vor allem von Siegfried. Der Hort stellt ebenfalls ein Hin- und Her der herrlichen Darstellung von Brünhilt und Kriemhilt dar, da beide abwechselnd durch den Schatz machtvoll dargestellt werden. Auch bei der Mobilisierung, sowie der Akkumulierung von Kriegermassen spielt der Hort eine deutliche Rolle, wie bei Kriemhilt zu sehen ist, denn sie nutzt den Schatz, um Krieger auf ihre Seite zu  bekommen. Aber natürlich ist die wichtigste Funktion des Hortes, wie bereits erwähnt die Aufzeigung und Ausstrahlung von Macht dessen, der den Hort besitzt. [Gebert 2017]
Die Funktionen des Hortes im Nibelungenlied gehen über das Attribut von Schatz und Besitz hinaus. Es wurde schon öfters versucht die Funktionsmuster des Horts mit einzelnen Episoden und Figurenkonstellationen zu verknüpfen, um einheitliche Funktionen ausfindig zu machen und herauszufinden, wann welche Funktion eintritt. Dies ist allerdings schwierig, da eine Ambivalenz herrscht. Zum einen dient der Hort als narrativer Indikator, welcher Grenzen von Kalkulationen darlegt. Weiter aber zeigt der Hort heroische Stärken von Figuren der Erzählung, im größten Teil vor allem von Siegfried. Der Hort stellt ebenfalls ein Hin- und Her der herrlichen Darstellung von Brünhilt und Kriemhilt dar, da beide abwechselnd durch den Schatz machtvoll dargestellt werden. Auch bei der Mobilisierung, sowie der Akkumulierung von Kriegermassen spielt der Hort eine deutliche Rolle, wie bei Kriemhilt zu sehen ist, denn sie nutzt den Schatz, um Krieger auf ihre Seite zu  bekommen. Aber natürlich ist die wichtigste Funktion des Hortes, wie bereits erwähnt die Aufzeigung und Ausstrahlung von Macht dessen, der den Hort besitzt. [Gebert 2017]
= Der Hort im Zentrum der Macht, der Gier und der Rache =
Siegfried herrscht zu Beginn über den Hort und besitzt zudem die Tarnkappe. Der Hort steht neben seiner Mythizität besonders für ökonomische Potenz und Handlungsmacht [Mühlherr 2009]. Der Hort verleiht unter anderem Siegfried eine unvorstellbare Macht und dieser macht Siegfried zum Heros [Müller 2015]. Der Hort gilt somit als das Zentrum und den Ursprung von Macht. Er kann als Schutzmittel sowie als Angriffsmittel gelten und verwendet werden; zudem wird er geteilt, als Siegfried die Tarnkappe und das Schwert mit sich nimmt und den restlichen Teil verbergen lässt.
Unter anderem wird der eine Teil des Hortes zweckentfremdet: Siegfried nutzt unter anderem die Tarnkappe, um den Werbungsbetrug an Brünhild zu vollenden. Durch seine Eheschließung mit Kriemhild schenkt er ihr den Hort als “Morgengabe”, ansonsten fängt Siegfried jedoch wenig damit an. Die Macht des Hortes zeigt sich zudem dadurch, dass Gunther erst der Mächtigste sein kann, als Siegfried tot ist und der Hort ihm keine Macht mehr verleihen kann. [Mühlherr 2009]
Wie der Hort Macht bringen kann, so bringt er auf der anderen Seite ebenso sehr Gier nach Gold und Macht mit sich. Somit dient der Hort ebenfalls als ein Objekt der Begierde und kann eine emotionale Funktion einnehmen. Durch die Eheschließung mit Siegfried erhält Kriemhild den Hort. Nach dessen Entwendung durch die Burgunden nach Siegfrieds Tod wird Kriemhild vor allem durch die Hoffnung auf das Wiedererlangen des Hortes motiviert [Mühlherr 2009]. Durch den Hortraub, durch Hagens List, wird deutlich, wie stark der Hort auch für Skrupellosigkeit und Grausamkeit stehen kann. Die Emotionalität steigert sich dahin, dass Kriemhilds Rachezug auf der Suche nach dem Hort viele Tote fordert. Der Hort kann hier vor allem in der Funktion der Gewalt gesehen werden. Diese Spannung entlädt sich erst dann, als der Ort des Hortes niemandem mehr bekannt ist [Mühlherr 2009]. Hiermit, mit dem Verschwinden des Hortes, endet die Gier, die Macht und die emotionale Geladenheit.


   
   
   
   
= Literaturverzeichnis =
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[*Heizmann 2014] Heizmann, Wilhelm. "Die mythische Vorgeschichte des Nibelungenhorts". Narration and Hero. Berlin, Boston: De Gruyter, 2014.
[*Heizmann 2014] Heizmann, Wilhelm. „Die mythische Vorgeschichte des Nibelungenhorts". Narration and Hero. Berlin, Boston: De Gruyter, 2014.
<HarvardReferences />
 
[*Nibelungenlied 2011] Schulze, Ursula, and Siegfried Grosse. Das Nibelungenlied: Mittelhochdeutsch, Neuhochdeutsch. Stuttgart: Reclam, 2011. Print. Reclams Universal-Bibliothek. Nr. 18914.
[*Nibelungenlied 2011] Schulze, Ursula, and Siegfried Grosse. Das Nibelungenlied: Mittelhochdeutsch, Neuhochdeutsch. Stuttgart: Reclam, 2011. Print. Reclams Universal-Bibliothek. Nr. 18914.
<HarvardReferences />
 
[*Gebert 2017] Gebert, Bent. Katastrophale Kalküle: Rechnen Und Horten Im ›Nibelungenlied. Bibliothek der Universität Konstanz, Konstanz, 2017.
[*Gebert 2017] Gebert, Bent. Katastrophale Kalküle: Rechnen Und Horten Im ›Nibelungenlied. Bibliothek der Universität Konstanz, Konstanz, 2017.
<HarvardReferences />
 
[*Edda 2018] Krause, Arnulf, ed. Die Heldenlieder der Älteren Edda. Ditzingen: Reclam, 2018. Print. Reclams Universalbibliothek. 18142.  
[*Edda 2018] Krause, Arnulf, ed. Die Heldenlieder der Älteren Edda. Ditzingen: Reclam, 2018. Print. Reclams Universalbibliothek. 18142.  
[*Mühlherr 2009] Mühlherr, Anna. "Nicht Mit Rechten Dingen, Nicht Mit Dem Rechten Ding, Nicht Am Rechten Ort: Zur Tarnkappe Und Zum Hort Im Nibelungenlied." Beiträge Zur Geschichte Der Deutschen Sprache Und Literatur (Tübingen), vol. 131, no. 3, 2009, pp. 461-492.
[*Müller 2015] Müller, Jan-Dirk. Das Nibelungenlied. vol. 5, Schmidt, Berlin, 2015.
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Aktuelle Version vom 18. April 2024, 15:30 Uhr