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! Mittelhochdeutsch !! Übersetzung | ! Mittelhochdeutsch !! Übersetzung | ||
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| Do Reinhart die not vberwant, || | | Do Reinhart die not vberwant, || Nachdem Reinhart die Gefahr überstanden hatte, ["vberwant" ist Präteritum] | ||
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| vil schire er den wolf Ysengrin vant. || er den Wolf Ysengrin fand. | | vil schire er den wolf Ysengrin vant. || er den Wolf Ysengrin fand. | ||
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| nv vernemet, wie er do sprach: || Jetzt versteht, wie er dann spach: | | nv vernemet, wie er do sprach: || Jetzt versteht, wie er dann spach: | ||
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| ,got gebe evch, herre, gvten tac. || „Gott | | ,got gebe evch, herre, gvten tac. || „Gott grüße Euch, Herr. | ||
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| swaz ir gebietet vnde ich mac || Was ihr | | swaz ir gebietet vnde ich mac || Was auch immer ihr befehlt und ich | ||
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| evch gedinen vnde der vrowen min, || | | evch gedinen vnde der vrowen min, || euch und meiner Dame dienen kann | ||
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| des svlt ir beide gewis sin. || | | des svlt ir beide gewis sin. || dessen sollt ihr euch sicher sein. | ||
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| ich bin dvrch warnen her zv ev kvmen, || Ich bin durch Warnung hin zu euch gekommen, | | ich bin dvrch warnen her zv ev kvmen, || Ich bin durch Warnung hin zu euch gekommen, | ||
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| ich konde eine bvrc wol zebrechen.' || ich könnte eine Stadt/Burg wohl zerbrechen.“ | | ich konde eine bvrc wol zebrechen.' || ich könnte eine Stadt/Burg wohl zerbrechen.“ | ||
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Welches Bedeutungsspektrum kennzeichnet die Semantik der Klugheit im ''Reinhart Fuchs''? | |||
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! Beleg (und Erzählkontext) !! Übersetzungsmöglichkeit 1 !! Übersetzungsmöglichkeit 2 !! Übersetzungsmöglichkeit 3 !! Übersetzungsmöglichkeit 4 | |||
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| "REinhart kvndikeite pflac" (V. 217) || Reinhart pflegte List || so trieb er es mit seinen Finten || Reinhart war klug || Reinhart pflegte/war schlau Geschicklichkeit | |||
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| "do was im kvndikeite zit." (V. 307) || Da war es höchste Zeit für seine '''Geschicklichkeit''' || Es war Zeit für eine List || || Da war es Zeit für Geschicklichkeit/ Umsicht (im Sinne von Klugheit) | |||
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| "do bedorfte er wol kvndikeit" (V. 364) || Da brauchte er wahrhaftig '''Umsicht''' || So bedurfte es nun eine List || Da gebrauchte er natürlich seine Gerissenheit || Da bedurfte/brauchte es wohl/gewiss Geschicklichkeit | |||
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| "siner amien warf er dvrch den mvnt / sinen zagel dvrch kvndikeit" (V. 1162f.)|| seine Freundin umwarb er mit seinem Schwanz das Maul mit List || Seine Geliebte gewann er dank seiner Worte/Reden, seinen Schwanz dank seiner Klugheit || Er zieht seiner Geliebten seinen Schwanz durch das Maul, um zu prahlen || Seiner Liebhaberin/Geliebte warf er durch das Maul seinen Schwanz/Rute mit List | |||
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| "ez sold in wol erlozen<ref> "erlâzen: 'verschonen mit..., WB Hennig, S. 81'" </ref> / Reinhart mit siner kvndikeit." (V. 1420f.) || Es könnte ihn wohl bewahren vor Reinhart mit seiner '''Verschlagenheit''' || Es sollte ihn gewiss bewahren / vor Reinharts Hinterhältigkeit || || Er soll ihn wohl verschonen/ Reinhart mit seiner Verschlagenheit | |||
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| "nieman evch gezelen mack / Reinhartes kvndikeit" (V. 1822f.) || Niemand kann euch Reinharts '''Listen''' aufzählen || Niemand kann euch Reinharts Schlauheit beschreiben || || Niemand kann euch von Reinharts Klugheit berichten | |||
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| "Reinhart sich kvndikeite vleiz" (V. 2037) || Reinhart sein körperliches '''Wissen''' || Reinhart hatte es außerordentlich verinnerlicht,Tücken einzusetzen || || Reinhart Fleisch /Leib sich ... || | |||
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Gesamtfazit: Wie konstant/veränderlich ist das Charakterattribut der "kündikeit", das [[Der ... Fuchs (Reinhart Fuchs)]] trägt? | |||
V. 2155-2167 aus dem ''Reinhart Fuchs'' | |||
So/ auf diese Weise belohnt ihr Reinhart, [im Mhd. mit Dativobjekt = jmd. lohnnen] | |||
dass sie sein predigen Gerücht. ["vürspreche" bitte nachschlagen] | |||
Es ist auch noch ebenso geschaffen: | |||
Jeder half einem treulosen Mann, [bitte wörtlich übersetzen: "swer..."] | |||
dass er sein Leid überwand, | |||
dass er wirklich an ihm bemerkte, | |||
Es ist falsch, das haben wir genug gesehen, | |||
und muss auch mehrmals so vorkommen. | |||
So hat er sich gehütet ["bewart" bitte nachschlagen, das Verb ist auf "sîne urteilaere" bezogen!] | |||
Sein Urteil Reinhart. | |||
Der Arzt war mit scharfem Betrug da, | |||
den König sah er sofort | |||
er konnte kläglich den Fehler verzichten. | |||
=== Übersetzung V.253-274 === | |||
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! Mittelhochdeutsch !! Übersetzung | |||
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| Nv horet, wie Reinhart, || Nun hört, wie Reinhart, | |||
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| der vngetrewe hovart, || der treulose Hofhund, | |||
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| warb vmb sines neven tot. || strebte nach dem Tod seines Neffen. | |||
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| daz tet er doch ane not. || Das tat er jedoch ohne Not. | |||
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| Er sprach: "lose, Dizelin, || Er sagte: „Hör zu, Diezelin, | |||
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| hilf mir, trvt neve min! || hilf mir, mein geliebter Neffe! | |||
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| dir ist leider miner not niht kvnt: || Dir ist leider meine Not nicht bewusst: | |||
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| ich wart hvete vru wunt; || Ich war heute früh verletzt; | |||
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| der kese liet mir ze nahen bi. || der Käse liegt zu nahe bei mir. | |||
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| er smecket sere, ich vurcht, er si || Er riecht sehr, ich fürchte, | |||
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| mir zv der wunden schedelich. || dass er meiner Wunde schädlich ist. | |||
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| trvt neve, nv bedenke mich! || Geliebter Neffe, sorge nun für mich! | |||
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| dines vater trewe waren gvt, || Die Treue deines Vaters war gut, | |||
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| ovch hore ich sagen, daz sippeblvt || auch ich höre sagen, dass das Blut der Sippe | |||
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| von wazzere niht vertirbet. || durch Wasser nicht vergeht. | |||
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| din neve alsvst erstirbet. || So soll dein Neffe sterben. | |||
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| daz macht dv erwenden harte wol. || Das könntest du völlig leicht verhindern. | |||
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| vom stanke ich grizen kvmmer dol." || Ich leide schwer vom schlimmen Gestank." | |||
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| Der rabe zehant hinnider vlovc, || Der Rabe flog sofort hinab, | |||
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| dar in Reinhart betrovc. || als ihn Reinhart betrog | |||
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| er wolde im helfen von der not || er wollte ihm aus der Not helfen | |||
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| dvrch trewe, daz was nach sin tot. || durch Treue, das war sein Tod. | |||
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=== Übersetzung V.1784-1790 === | |||
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! Mittelhochdeutsch !! Übersetzung | |||
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| nv vernemet seltzene dinc || Hört nun wunderbares Ereignis | |||
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| vnde vremde mere, || und unbekannte Erzählung, | |||
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| der die glichesere || die dieser/der Lügner | |||
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| v kvnde geit, wen si sint gewerlich. || bekannt gibt, für wen sie gefährlich sind. | |||
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| [ ] er ist geheizen Heinrich, || | |||
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| der hat die bvch zesamene geleit || Der, der die Bücher von Isengrins Schmerz zusammengetragen hat, | |||
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| von Isengrines arbeit. || hieß Heinrich. | |||
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=== Übersetzung: V. 423-427 === | |||
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! Mittelhochdeutsch !! Übersetzung | |||
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| Reinhart spradt zv der vrowen: || Reinhart sagte zu der Dame: | |||
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| ,gevatere, modttet ir besdtowen || „Freundin, könnt ihr den großen Kummer erkennen, den ich durch eure Liebe ertrage. | |||
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| grozen kvmmer, den idt trage: || | |||
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| von eweren minnen, daz ist min clage, || Das ist mein Schmerz, | |||
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| bin idt harte sere wunt.' || ich bin sehr schwer verwundet.“ | |||
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=== Übersetzung: V. 1170-1183 === | |||
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! Mittelhochdeutsch !! Übersetzung | |||
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| do gewan si schire schande genuc: || Da erwartete sie gleich das größte Leid: | |||
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| sine mochte hin noch her, || Da sie weder vor noch zurück konnte, | |||
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| Reinhart nam des gvten war, || Reinhart nutzte die Gelegenheit, | |||
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| zv eime andern loche er vz spranc, || er sprang zu einem anderen Loch heraus, | |||
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| vf sine gevateren tet er einen wanc. || machte einen Sprung auf seine Gevatterin. | |||
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| Isengrine ein herzen leit geschach: || Isengrin widerfuhr ein Schmerz: | |||
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| er gebrvtete si, daz erz an sach. || Er vergewaltigte sie, sodass er es sah. | |||
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| Reinhart sprach: ,villibe vrvndin, || Reinhart sagte: „geliebte Freundin, | |||
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| ir schvlt talent mit mir sin. || ihr solltet den ganzen Tag bei mir sein. | |||
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| izn weiz niman, ob got wil, || Jetzt weiß niemand, so Gott will, | |||
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| dvrch ewer ere ich iz gerne verhil.' || und für eure Ehre hielte ich es nun freudig geheim.“ | |||
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| vern Hersante schande was niht deine, || Das Laster von Hersant segelte kaum weg | |||
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| si beiz vor zorne in die steine, || sie biss vor Wut in die Steine, | |||
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| ir kraft konde ir nicht gefrvmen. || ihre Kraft konnte ihr nicht nützen. | |||
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Aktuelle Version vom 3. Februar 2021, 15:51 Uhr
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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des wart er trvric vnde vnvro, | Deshalb wurde er sehr betrübt, |
er sprach: ,herre, wie kvmt ditz so, | er sprach: "Herr wie kommt dies so, |
daz mich ein voglin hat betrogen? | dass mich ein Vögelchen betrogen hat? |
daz mvet mich, daz ist vngelogen.' | Das bekümmert mich, das ist ungelogen." |
REinhart kvndikeite pflac, | Reinhart pflegte seine Klugheit, |
doch ist hevte niht sin tac, | doch ist heute nicht sein Tag, |
daz iz im nach heile mvege ergan. | dass es ihm glücklich ergehen möge. |
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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Do Reinhart die not vberwant, | Nachdem Reinhart die Gefahr überstanden hatte, ["vberwant" ist Präteritum] |
vil schire er den wolf Ysengrin vant. | er den Wolf Ysengrin fand. |
do er in von erst ane sach, | Da er ihn davon zuerst Großvater ["ane" ist hier die Präposition "an"] |
nv vernemet, wie er do sprach: | Jetzt versteht, wie er dann spach: |
,got gebe evch, herre, gvten tac. | „Gott grüße Euch, Herr. |
swaz ir gebietet vnde ich mac | Was auch immer ihr befehlt und ich |
evch gedinen vnde der vrowen min, | euch und meiner Dame dienen kann |
des svlt ir beide gewis sin. | dessen sollt ihr euch sicher sein. |
ich bin dvrch warnen her zv ev kvmen, | Ich bin durch Warnung hin zu euch gekommen, |
wan ich han wol vernumen, | denn ich habe wohl/zurecht erfahren, |
daz evch hazzet manic man. | dass viele Männer euch hassen. |
wolt ir mich zv gesellen han? | Wollt ihr mich als Begleiter haben? |
ich bin listic, starc sit ir, | Ich bin schlau, kräftig seid ihr, |
ir mochtet gvten trost han zv mir. | ihr möchtet Vertrauen zu mir haben. |
vor ewere kraft vnde von minen listen | Vor eurer Kraft und von meinen Listen |
konde sich niht gevristen | könnte sich nicht retten, |
ich konde eine bvrc wol zebrechen.' | ich könnte eine Stadt/Burg wohl zerbrechen.“ |
Welches Bedeutungsspektrum kennzeichnet die Semantik der Klugheit im Reinhart Fuchs?
Beleg (und Erzählkontext) | Übersetzungsmöglichkeit 1 | Übersetzungsmöglichkeit 2 | Übersetzungsmöglichkeit 3 | Übersetzungsmöglichkeit 4 | ||
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"REinhart kvndikeite pflac" (V. 217) | Reinhart pflegte List | so trieb er es mit seinen Finten | Reinhart war klug | Reinhart pflegte/war schlau Geschicklichkeit | ||
"do was im kvndikeite zit." (V. 307) | Da war es höchste Zeit für seine Geschicklichkeit | Es war Zeit für eine List | Da war es Zeit für Geschicklichkeit/ Umsicht (im Sinne von Klugheit) | |||
"do bedorfte er wol kvndikeit" (V. 364) | Da brauchte er wahrhaftig Umsicht | So bedurfte es nun eine List | Da gebrauchte er natürlich seine Gerissenheit | Da bedurfte/brauchte es wohl/gewiss Geschicklichkeit | ||
"siner amien warf er dvrch den mvnt / sinen zagel dvrch kvndikeit" (V. 1162f.) | seine Freundin umwarb er mit seinem Schwanz das Maul mit List | Seine Geliebte gewann er dank seiner Worte/Reden, seinen Schwanz dank seiner Klugheit | Er zieht seiner Geliebten seinen Schwanz durch das Maul, um zu prahlen | Seiner Liebhaberin/Geliebte warf er durch das Maul seinen Schwanz/Rute mit List | ||
"ez sold in wol erlozen[1] / Reinhart mit siner kvndikeit." (V. 1420f.) | Es könnte ihn wohl bewahren vor Reinhart mit seiner Verschlagenheit | Es sollte ihn gewiss bewahren / vor Reinharts Hinterhältigkeit | Er soll ihn wohl verschonen/ Reinhart mit seiner Verschlagenheit | |||
"nieman evch gezelen mack / Reinhartes kvndikeit" (V. 1822f.) | Niemand kann euch Reinharts Listen aufzählen | Niemand kann euch Reinharts Schlauheit beschreiben | Niemand kann euch von Reinharts Klugheit berichten | |||
"Reinhart sich kvndikeite vleiz" (V. 2037) | Reinhart sein körperliches Wissen | Reinhart hatte es außerordentlich verinnerlicht,Tücken einzusetzen | Reinhart Fleisch /Leib sich ... |
Gesamtfazit: Wie konstant/veränderlich ist das Charakterattribut der "kündikeit", das Der ... Fuchs (Reinhart Fuchs) trägt?
V. 2155-2167 aus dem Reinhart Fuchs
So/ auf diese Weise belohnt ihr Reinhart, [im Mhd. mit Dativobjekt = jmd. lohnnen] dass sie sein predigen Gerücht. ["vürspreche" bitte nachschlagen] Es ist auch noch ebenso geschaffen: Jeder half einem treulosen Mann, [bitte wörtlich übersetzen: "swer..."] dass er sein Leid überwand, dass er wirklich an ihm bemerkte, Es ist falsch, das haben wir genug gesehen, und muss auch mehrmals so vorkommen. So hat er sich gehütet ["bewart" bitte nachschlagen, das Verb ist auf "sîne urteilaere" bezogen!] Sein Urteil Reinhart. Der Arzt war mit scharfem Betrug da, den König sah er sofort er konnte kläglich den Fehler verzichten.
Übersetzung V.253-274
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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Nv horet, wie Reinhart, | Nun hört, wie Reinhart, |
der vngetrewe hovart, | der treulose Hofhund, |
warb vmb sines neven tot. | strebte nach dem Tod seines Neffen. |
daz tet er doch ane not. | Das tat er jedoch ohne Not. |
Er sprach: "lose, Dizelin, | Er sagte: „Hör zu, Diezelin, |
hilf mir, trvt neve min! | hilf mir, mein geliebter Neffe! |
dir ist leider miner not niht kvnt: | Dir ist leider meine Not nicht bewusst: |
ich wart hvete vru wunt; | Ich war heute früh verletzt; |
der kese liet mir ze nahen bi. | der Käse liegt zu nahe bei mir. |
er smecket sere, ich vurcht, er si | Er riecht sehr, ich fürchte, |
mir zv der wunden schedelich. | dass er meiner Wunde schädlich ist. |
trvt neve, nv bedenke mich! | Geliebter Neffe, sorge nun für mich! |
dines vater trewe waren gvt, | Die Treue deines Vaters war gut, |
ovch hore ich sagen, daz sippeblvt | auch ich höre sagen, dass das Blut der Sippe |
von wazzere niht vertirbet. | durch Wasser nicht vergeht. |
din neve alsvst erstirbet. | So soll dein Neffe sterben. |
daz macht dv erwenden harte wol. | Das könntest du völlig leicht verhindern. |
vom stanke ich grizen kvmmer dol." | Ich leide schwer vom schlimmen Gestank." |
Der rabe zehant hinnider vlovc, | Der Rabe flog sofort hinab, |
dar in Reinhart betrovc. | als ihn Reinhart betrog |
er wolde im helfen von der not | er wollte ihm aus der Not helfen |
dvrch trewe, daz was nach sin tot. | durch Treue, das war sein Tod. |
Übersetzung V.1784-1790
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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nv vernemet seltzene dinc | Hört nun wunderbares Ereignis |
vnde vremde mere, | und unbekannte Erzählung, |
der die glichesere | die dieser/der Lügner |
v kvnde geit, wen si sint gewerlich. | bekannt gibt, für wen sie gefährlich sind. |
[ ] er ist geheizen Heinrich, | |
der hat die bvch zesamene geleit | Der, der die Bücher von Isengrins Schmerz zusammengetragen hat, |
von Isengrines arbeit. | hieß Heinrich. |
Übersetzung: V. 423-427
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
---|---|
Reinhart spradt zv der vrowen: | Reinhart sagte zu der Dame: |
,gevatere, modttet ir besdtowen | „Freundin, könnt ihr den großen Kummer erkennen, den ich durch eure Liebe ertrage. |
grozen kvmmer, den idt trage: | |
von eweren minnen, daz ist min clage, | Das ist mein Schmerz, |
bin idt harte sere wunt.' | ich bin sehr schwer verwundet.“ |
Übersetzung: V. 1170-1183
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
---|---|
do gewan si schire schande genuc: | Da erwartete sie gleich das größte Leid: |
sine mochte hin noch her, | Da sie weder vor noch zurück konnte, |
Reinhart nam des gvten war, | Reinhart nutzte die Gelegenheit, |
zv eime andern loche er vz spranc, | er sprang zu einem anderen Loch heraus, |
vf sine gevateren tet er einen wanc. | machte einen Sprung auf seine Gevatterin. |
Isengrine ein herzen leit geschach: | Isengrin widerfuhr ein Schmerz: |
er gebrvtete si, daz erz an sach. | Er vergewaltigte sie, sodass er es sah. |
Reinhart sprach: ,villibe vrvndin, | Reinhart sagte: „geliebte Freundin, |
ir schvlt talent mit mir sin. | ihr solltet den ganzen Tag bei mir sein. |
izn weiz niman, ob got wil, | Jetzt weiß niemand, so Gott will, |
dvrch ewer ere ich iz gerne verhil.' | und für eure Ehre hielte ich es nun freudig geheim.“ |
vern Hersante schande was niht deine, | Das Laster von Hersant segelte kaum weg |
si beiz vor zorne in die steine, | sie biss vor Wut in die Steine, |
ir kraft konde ir nicht gefrvmen. | ihre Kraft konnte ihr nicht nützen. |
- ↑ "erlâzen: 'verschonen mit..., WB Hennig, S. 81'"