Benutzer:Lotta.eckert: Unterschied zwischen den Versionen
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===Winterlied 10=== | |||
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===Sommerlied 4=== | |||
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Sommerlied 18 | ===Sommerlied 18=== | ||
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Winterlied 24 | ===Winterlied 24=== | ||
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| und im sîn täcke ringeleht erklinget dem gelîche, als er trage ein goller an. || und seine Decke klingelt, als würde er ein Halsband tragen. | | und im sîn täcke ringeleht erklinget dem gelîche, als er trage ein goller an. || und seine Decke klingelt, als würde er ein Halsband tragen. | ||
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===Winterlied 13=== | |||
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! Mittelhochdeutsch !! Übersetzung | |||
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| Wi überwinde ich beide || Wie überwinde ich beide | |||
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| mîn líep ùnd die súmerzît? || meine Liebe und die Sommerzeit? | |||
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| ine kan die wolgetânen schiere niht verklagen. || Ich kann die Schönheit nicht so bald vergessen. | |||
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| von sô grôzem leide, || Von so großem Schmerz, | |||
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| mir ríuwe âne vröude gît, || bin ich erfüllt mit Traurigkeit ohne Freude, | |||
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| trûre ich wol von schulden nû ze disen trüeben tagen, || trauere ich sicher zu Recht in diesen trüben Tagen, | |||
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| di uns den winder kündent, der uns manger vröude roubet. || welche uns den Winter ankündigen, der uns so mancher Freude beraubt. | |||
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| sanges habent sich diu kleinen vogelîn geloubet: || Die kleinen Vögelchen haben das Singen aufgegeben: | |||
|- | |||
| alsô möhte ich wol mit mînem sange stille dagen. || So möchte ich auch meinem Gesang verstummen lassen. | |||
|- | |||
| Sol mich niht vervâhen || Sollte mich nicht mein Trost und meine liebe Hoffnung | |||
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| mîn trôst ùnd mîn líeber wân, || Erreichen, | |||
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| sô enweiz ich, waz genâden ich mich troesten mac. || so weiß ich nicht, welche Gnade mich trösten kann. | |||
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| wol mac ir versmâhen || Gewiss kann sie meinen Dienst | |||
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| mîn dienènst, den ích ir hân || verschmähen den ich ihr | |||
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| lange her geleistet und des ie mit triuwen phlac. || schon lange geleistet habe und den ich immer mit Treue pflegte. | |||
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| alsô phlaege ichs immer gerne, möhte ich des geniezen, || So pflegte ich es immer, möchte daraus einen Nutzen ziehen, | |||
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| sô daz mich die dörper mînes lônes iht verstiezen. || sodass mich die Dörper nicht um meinen Lohn berauben. | |||
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| des ist Uoze grîfic und sîn rûher schavernac. || Das ist der gierige Uoze und sein rauer Streich. | |||
|- | |||
| Engelwân und Uoze || Engelwân und Uoze | |||
|- | |||
| die zwênè sint mír geház || Die zwei sind mir verhasst | |||
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| (schaden unde nîdes muoz ich mich von in versehen) || (Vor ihrem Schaden und Neid muss ich mich vorsehen) | |||
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| und der geile Ruoze: || Und der wilde Ruoze: | |||
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| wie tíuwèr er sích vermáz, || Wie wichtig er sich vorkam, | |||
|- | |||
| er bestüende mich durch sî! die drîe widerwehen || er griff mich wegen ihr an! Die drei Widersacher | |||
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| râtent unde brüevent, daz ich âne lôn belîbe. || berieten sich und prüften, damit ich ohne Lohn bleibe. | |||
|- | |||
| niht envolge ir lêre, vrouwe, liebist aller wîbe! || Folge nicht ihrer Anweisung, Herrin, Liebste aller Frauen! | |||
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| lône mîner jâre; lâz in leit an mir geschehen! || Belohne meine Jahre; lass ihnen für mich Leid widerfahren! | |||
|- | |||
| Vrouwe, dîne güete || Herrin, deine Güte | |||
|- | |||
| di erkénne ich sô mánicvált, || die erkenne ich so häufig, | |||
|- | |||
| daz ich liebes lônes von dir noch gedingen hân. || dass ich noch den lieben Lohn von dir erwarte. | |||
|- | |||
| daz mich ie gemüete, || Es ist den Narren (?) und ihrer Gewalt | |||
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| die spränzlèr und ír gewált, || Geschuldet, | |||
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| daz was mit den bluomen hin. nu wil mir Engelwân || dass meine Laune mit den Blumen verwelkte. Nun will mir Engelwân | |||
|- | |||
| dîne hulde verren: daz im müeze misselingen, || deine Gunst nehmen: Das muss ihm misslingen, | |||
|- | |||
| sô daz hundert swert ûf sînem kophe lûte erklingeln! || so dass hundert Schwerter laut über seinem Kopf erklingen! | |||
|- | |||
| snîdent sî ze rehte, sî zerüttent im den spân. || Sie schneiden ihn zurecht, sie verrücken ihm das ?. | |||
|- | |||
| Seht an Engelwânen, || Seht Engelwan an, | |||
|- | |||
| wie hôhe èr sîn hóubet treit! || wie hoch er sein Haupt trägt | |||
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| swanne er mit gespannem swerte bî dem tanze gât, || Wann immer er mit gezücktem Schwert zum Tanz geht, | |||
|- | |||
| sô ist er niht âne || so verhält er sich ohne | |||
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| der vláemìschen höveschéit, || den flämisch höfischen Anstand, | |||
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| dâ sîn vater Batze wênic mit ze schaffen hât. || womit sein Vater Batze wenig zu tun hat. | |||
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| nu ist sîn sun ein oeder gouch mit sîner rûhen hûben: || Nun ist sein Sohn ein törichter Narr mit seiner Pelzmütze: | |||
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| ich gelîche sîn gephnaete ze einer saten trûben, || Ich vergleiche Aufgeblasenheit mit einer satten Taube, | |||
|- | |||
| diu mit vollem krophe ûf einem korenkasten stât. || die mit vollem Kropf auf einem Kornspeicher steht. | |||
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| Swer in sîner tougen || Wer auch immer, mit seinem Verhalten | |||
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| ie líep òde léit gewán, || jemals Liebe oder Leid erfuhr, | |||
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| dem sint mîne sorgen und mîn kumber wol bekant. || dem sind meine Sorgen und mein Kummer wehr bekannt. | |||
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| sît ich mînen ougen || Seit ich meinen Augen | |||
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| den stîc nìht verbíeten kán, || den Blick nicht verbieten kann, | |||
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| sî enblicken hin, dâ Ruoze tanzet an ir hant, || schauen sie dorthin, wo Ruoze an ihrer Hand tanzte, | |||
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| sô verlâze ich kûme, deich mich selben niht enroufe: || so gehe ich mit Mühe, damit ich mich nicht mit ihm raufe: | |||
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| solhen wehsel nement, die dâ minnent, an ir koufe. || Solche Wechsel nehmen die, die lieben, in Kauf. | |||
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| Minne, lâ mich vrî! mich twingent sêre dîniu bant. || Liebe, lass mich frei! Dein Bann bedrängt mich schmerzlich. | |||
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| Minne, dîne snüere || Liebe, deine Fesseln, | |||
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| die twíngènt daz hérze mîn, || die bezwingen mein Herz, | |||
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| daz ich hân ze strîte wider dich deheine wer. || sodass ich im Kampf gegen dich nichts zu Wehr setzen kann. | |||
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| swie verholne ich rüere || Wie ich heimlich, | |||
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| den zímbèl der zélle dîn, || die Glocke deiner Zelle berühre, | |||
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| sô bin ich betwungen des, daz ich dir hulde swer. || so bin ich gezwungen, dir Treue zu schwören. | |||
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| vrouwe Minne, dîn gewalt ist wider mich ze strenge; || Herrin Minne, deine Gewalt gegen mich ist zu stark; | |||
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| küneginne, dîner ungenâde niht verhenge, || Königin, verhänge deine Ungnade nicht, | |||
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| daz si mich verderbe! ja ist si über mich ein her. || sodass sie mir Verderben bringt! Ja, sie ist mir überlegen. | |||
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===Winterlied 1=== | |||
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! Mittelhochdeutsch !! Übersetzung | |||
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| Winder, uns wil dîn gewalt || Winter uns will deine Kraft | |||
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| in die stuben dringen || Von den großen Linden weg | |||
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| von der linden breit: || In die Stuben drängen: | |||
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| dîne winde die sint kalt. || Deine Winde, die sind kalt. | |||
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| lerche, lâ dîn singen! || Lerche, lass dein Singen! | |||
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| dir hât widerseit || Dir hat der Frost und auch der Schnee | |||
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| beide rîfe und ouch der snê; || den Kampf angesagt. | |||
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| dû muost stille swîgen: || Du musst stillschweigen: | |||
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| sô klag ich den grüenen klê. || So betrauere ich den grünen Klee. | |||
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| meie, ich wil dir nîgen; || Mai, ich will mich vor die verbeugen; | |||
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| mir tuot der winder wê. || Mir bringt der Winter Leid. | |||
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| Tanzet, lachet, weset vrô! || Tanzt, Lacht, seid glücklich! | |||
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| Daz zimt wol den jungen || Das gefällt vor allem den Jungen | |||
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| disen winder lanc. || Diesen Winter lang. | |||
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| Iu ze stiuwer gibe ich sô || Für euch gebe ich deshalb, | |||
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| hiwer von mîner zungen || in diesem Jahr von meiner Zunge | |||
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| einen niuwen sanc, || einen neuen Gesang, | |||
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| daz ir âne swaeren muot || sodass ihr ohne getrübte Stimmung | |||
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| vreude mugt erbîten. || Freude erwarten könnt. | |||
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| Engelmâr, dîn stube ist guot: || Engelmar, deine Stube ist gut: | |||
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| küele ist an der lîten. || Kühl ist es an den Hängen. | |||
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| Der winder schaden tuot. || Der Winter richtet Schaden an. | |||
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| Etzel, Ruoze und Adelber || Etzel, Rouze und Adelber | |||
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| und der geile Rüele || und der wilde Rüele | |||
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| zesamen hânt gesworn || haben sich alle gegen | |||
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| alle ûf einen dörper hêr: || einen dörper verschworen: | |||
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| derst von Wîtenbrüele || Der ist von Witenbrüele | |||
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| und brüevet grôzen zorn. || Und hegt großen Zorn. | |||
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| daz enkunde ich ê noch sît || Das konnte ich seit jeher | |||
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| nie voltagedingen, || nie erfahren, | |||
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| Rüele enwolte enwiderstrît || Rüele wollte um die Wette | |||
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| an dem reien springen: || bei den Tänzen umherspringen: | |||
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| daz was Lanzen nît. || Das wollte aber Lanze nicht. | |||
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| Lanze eine treien treit, || Lanze trägt ein Wams, | |||
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| diu ist von barchâne, || Der ist aus ? | |||
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| grüene alsô der klê. || grün wie der Klee. | |||
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| ze wîge hât er sich bereit: || Zum Kampf hält er sich bereit: | |||
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| er lebet in dem wâne, || Er lebt in dem Glauben, | |||
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| daz im niht widerstê. || dass ihm man ihm nicht widerstehen kann | |||
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| dar in er gesteppet hât || Darin hat er sich | |||
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| ein guot îsnîn hemde, || ein gutes Eisenhemd genäht. | |||
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| limmende als ein ber er gât; || Er knurrt wie ein Bär; | |||
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| guot muot ist im vremde. || Gute Laune ist ihm fremd. | |||
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| erst kint, der in bestât. || Nur die Kinder stehen ihm bei. | |||
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| Lanze, der hât noch die frünt, || Lanze der hat noch Freunde, | |||
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| die in niht enlâzen, || die ihn nicht verlassen, | |||
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| swie gar er sî ein kint. || als wäre er noch ein Kind. | |||
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| drî hân ich iu schiere gekünt, || Euch drei habe ich sofort erkannt, | |||
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| die im ûf der strâzen || die ihm auf der Straße | |||
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| bîgestendic sint: || beigestanden haben: | |||
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| Îsenbolt und Îsenhart || Îsenbolt und Îsenhart | |||
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| und der junge Vrîte. || Und der junge Vrîte. | |||
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| Rüele der wart nie sô zart, || Rüele war nie so zart, | |||
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| er waer an dem strîte || er ist von dem Streit | |||
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| ze verhe wol bewart. || gewiss verschont geblieben. | |||
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| Sô lâz wirs vehten umb den lîp. || So lassen wir ab von dem Kampf um diese Personen. | |||
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| und gê wir zuo dem tanze: || Un gehen wir zum dem Tanz: | |||
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| dâ spring wir schône enbor. || Da springen wir hoch empor. | |||
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| nu wol ûf, meide und jungiu wîp, || Nun wohl auf, Mädchen und junge Frauen, | |||
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| Afrâ, Englîn, Franze, || Afrâ, Engelîn und Franze | |||
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| diu wil uns singen vor. || die uns vorsingen wollen. | |||
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| Metze breit...... || Metze zögert… | |||
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| und kumet Adelheite || und es kommt Adelheit | |||
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| und über ... Engellint || und über Engellint | |||
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| und Irmengart gemeite, || und die fröhliche Irmengart, | |||
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| daz sint gar schoeniu kint. || das sind wahrlich schöne junge Mädchen. | |||
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===Winterlied 27=== | |||
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! Mittelhochdeutsch !! Übersetzung | |||
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| Mirst von herzen leide, || Mir schmerzt mein Herz, | |||
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| daz der küele winder || dass der kalte Winter | |||
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| verderbet schoener bluomen vil: || die schönen Blumen alle verdirbt: | |||
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| sô verderbet mich ein senelîchiu arebeit. || genauso wie mich ein Liebesdienst zerstört. | |||
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| dise sorge beide || Diese beiden Sorgen, | |||
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| dringent mich hin hinder || drängen mich derweil zurück | |||
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| ze ende an mîner vreuden zil. || ans Ende meiner Freude/ Zuversicht | |||
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| owê, daz diu guote mit ir willen daz vertreit, || Oh weh, dass die Gute mir willentlich das verwehrt, | |||
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| sît si wol geringen mac || obwohl sie sicher mein ganzes Leid | |||
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| alle mîne swaere! || verringern könnte! | |||
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| hei, gelebte ich noch den tac, || Hei, würde ich den Tag noch erleben | |||
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| daz sî genaedic waere! || an welchem sie gnädig wäre! | |||
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| Swenne ich mich vereine || Wann auch immer ich mich vereine | |||
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| unde an sî gedenke, || und an sie denke, | |||
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| waer inder wîbes güete dâ, || war irgendeine Frau voller Güte, | |||
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| diune haete sich sô lange bî ir niht verholn. || die hätte sich so lange bei ihr nichts verdient. | |||
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| sît si lônet kleine || Seit sie meinen neuen Gesängen, | |||
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| mîner niuwen klenke, || nur wenig Aufmerksamkeit schenkt, | |||
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| wan mag ich dienen anderswâ? || Warum soll ich denn nicht anderswo dienen? | |||
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| nein, ich wil mit willen disen kumber langer doln. || Nein, ich will willentlich diesen Kummer noch länger erdulden. | |||
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| waz, ob noch ein saelic wîp || Was, wenn noch eine selige Frau | |||
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| gar den muot verkêret? || ganz die Gesinnung ändert? | |||
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| vreu mîn herze und troeste den lîp! || Erfreue mein Herz und tröste den Körper! | |||
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| diu zwei diu sint gesêret. || Die zwei die sind verwundet. | |||
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| Zuo dem ungemache, || Neben diesen Unannehmlichkeiten, | |||
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| den ich von ir lîde, || die ich wegen ihr erleide, | |||
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| sô twinget mich ein ander leit, || so belastet mich eine andere Sorge, | |||
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| daz vor allem leide mich sô sêre nie betwanc, || die mich von all diesem Kummer am meisten schmerzt, | |||
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| swiech dar umbe lache || auch wenn ich darüber lache | |||
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| und gebâre blîde: || und mich fröhliche verhalte: | |||
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| mir hât ein dörper widerseit || Ein dörper hat sich gegen mich erhoben | |||
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| umb anders niht wan umbe den mînen üppeclîchen sanc. || wegen nichts geringerem als meinem üblichen Gesang. | |||
|- | |||
| derst geheizen Adeltir, || Der hieß Adeltir | |||
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| bürtic her von Ense, || Gebürtig in Ense, | |||
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| zallen zîten drôt er mir || zu jeder Zeit droht er mir, | |||
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| als einer veizten gense. || wie einer fetten Gans. | |||
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| Hiwer an einem tanze || In diesem Jahr bei einem Tanz | |||
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| gie er umbe und umbe. || Ging er hin und her. | |||
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| den wehsel het er al den tac: || Den Wechsel hätte er den ganzen Tag gemacht: | |||
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| glanziu schapel gap er umbe niuwiu krenzelîn. || Schimmernde Bänder und neue Blumenkränze gab er umher. | |||
|- | |||
| Etzel unde Lanze, || Etzel und Lanze, | |||
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| zwêne knappen tumbe, || zwei törichte Burschen | |||
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| die phlâgen ouch, des jener phlac. || die auch das taten, das jener tat. | |||
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| Lanze der beswaeret ein vil stolzez magedîn; || Lanze bedrängte ein sehr stolzes Mädchen; | |||
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| eine kleine rîsen guot || Ein kleines feines Band/ ein kleiner feiner Kranz | |||
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| zarte er ab ir houbet, || Zerrte er ihr vom Kopf, | |||
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| dar zou einen bluomenhuot: || und gab ihr dafür einen Blumenkranz. | |||
|- | |||
| wer het im daz erloubet? || Wer hat ihm das erlaubt? | |||
|- | |||
| Owê sîner hende! || Oh weh, seine Hände! | |||
|- | |||
| daz si sîn verwâzen! || Sie sollen verflucht sein! | |||
|- | |||
| die vinger müezen werden vlorn, || Die Finger sollen ihm abfallen, | |||
|- | |||
| dâ mit er gezerret hât den schedelîchen zar! || da er mit diesen den schädlichen Kranz heruntergerissen hat. | |||
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| hiete er ir gebende || Hätte er ihre Bänder | |||
|- | |||
| ungezerret lâzen, || unberührt gelassen, | |||
|- | |||
| daz kränzel hiete ouch sî verkorn. || so hätte das Kränzchen auch sie verschmerzt. | |||
|- | |||
| er ist ungevüeger danne wîlen Engelmâr, || Er ist ungestümer als vor einer Weile Engelmâr, | |||
|- | |||
| der gewalticlîchen nam || der Friderûn gewaltsam | |||
|- | |||
| den spriegel Vriderûne. || den Spiegel entriss. | |||
|- | |||
| des bin ich dem dörper gram, || Deshalb hege ich Zorn gegen die dörper, | |||
|- | |||
| den selben Walberûne. || genauso wie auf Walberune. | |||
|- | |||
| Dise alten schulde || Diese alte Schuld | |||
|- | |||
| wecket mir diu niuwe: || erweckt in mir eine neue: | |||
|- | |||
| ez hât ein geiler getelinc || Ein übermütiger Geselle hat mich an all das | |||
|- | |||
| hiwer an mir erwecket, swaz mir leides ie geschach. || Leid erinnert, was mir je geschah. | |||
|- | |||
| ê ichz lange dulde, || Bevor ich es lange erdulden muss, | |||
|- | |||
| sêt des mîne triuwe, || seht meine Treue, | |||
|- | |||
| gespringe ich zuo zim in den rinc, || ich springe zu ihm in den Ring, | |||
|- | |||
| er bestât sîn buoze, daz er ir ze vrouwen jach, || er wird seine Strafe dafür erhalten, dass er Anspruch auf die Frau erhob, | |||
|- | |||
| der ich lange gedienet hân || der ich lange, mit ganzer Beständigkeit | |||
|- | |||
| her mit ganzer staete! || gedient habe! | |||
|- | |||
| wolde er sî gerouwet lân, || Würde er sie in Ruhe lassen, | |||
|- | |||
| wie rehte er danne taete! || wie recht er damit täte! | |||
|- | |||
| Wê, waz hât er muochen! || Weh, was hat er für Flausen im Kopf! | |||
|- | |||
| si kumt im niht ze mâze. || Er kann es nicht mit ihr aufnehmen (?) | |||
|- | |||
| zwiu sol sîn pîneclîch gebrech? || Was soll sein quälender Lärm bringen? | |||
|- | |||
| im enmac gehelfen niht sîn hovelîch gewant. || Ihm vermag sein höfisches Gewand nicht dabei zu helfen. | |||
|- | |||
| er sol im eine suochen, || Er soll sich eine suchen, | |||
|- | |||
| diu in werben lâze. || die ihn um sich werben lässt. | |||
|- | |||
| diu sînen rôten buosemblech || Seine rote Brustbekleidung | |||
|- | |||
| diu sint ir ungenaeme gar, dar zuo sîn hiufelbant. || und dazu sein Hüftband, sind ihr sehr unangenehm. | |||
|- | |||
| enge ermel treit er lanc, || Er trägt lange enge und dabei lange Ärmel, | |||
|- | |||
| die sint vor gebraemet, || die innen schwarz und außen weiß | |||
|- | |||
| innen swarz und ûzen blanc. || sind. | |||
|- | |||
| mit sîner rede er vlaemet. || Er redet wie ein Flamländer. | |||
|- | |||
| Sîner snüere strangen || Seine Schnüre | |||
|- | |||
| tengelnt an den orten: || Baumeln überall: | |||
|- | |||
| dâ hanget wunder pfeffers an, || Daran hängen außergewöhnlich Pfeffer, | |||
|- | |||
| muscât, negele, pfâwenspiegel: dêst der dörper glanz. || Muskat, Nelke, Pfauenkraut: das ist der ganze Glanz der dörper. | |||
|- | |||
| er wil überdrangen || Er will ein Mädchen | |||
|- | |||
| ein meit mit süezen worten, || mit süßen Worten überwältigen, | |||
|- | |||
| des im doch niht gehelfen kan || sein übertriebenes Gewand und seine kostbare Schleppe | |||
|- | |||
| sîn üppiclîch gewant und dar zuo sîn vil waeher swanz. || können ihm dabei nicht helfen. | |||
|- | |||
| ein vil guotez lînîn tuoch, || Aus einem sehr guten Leinentuch, | |||
|- | |||
| sehzehn elen kleine, || sechzehn Ellen lang, | |||
|- | |||
| hât sîn hemde und ouch sîn bruoch: || sind sein Hemd und auch seine Hose: | |||
|- | |||
| der site ist ungemeine. || | |||
|- | |||
| Her Nîthart, mugt irz lâzen? || Herr Neidhart, werdet ihr es lassen? | |||
|- | |||
| iu mac misselingen. || Es soll euch misslingen. | |||
|- | |||
| nu habt ez ûf die triuwe mîn, || Nun habt ihr es bei meiner Treue, | |||
|- | |||
| und mag ich, ez muoz iu bî dem tanze werden leit! || und vermag ich es, es muss euch bei dem Tanze Leid werden! | |||
|- | |||
| welt ir uf der strâzen || Wollt ihr euch auf der Straße | |||
|- | |||
| vil mit uns gedringen, || viel mit uns streiten, | |||
|- | |||
| swie breit ab iuwer multer sîn, || wie breit muss den euer Brustpanzer sein, | |||
|- | |||
| dâ gelpfe schînet under iuwer ringelehte pfeit, || der Glanz scheint unter eurem geringelten Kettenhemd hervor, | |||
|- | |||
| und sult ir sîn der tiuvel gar || und solltet ihr sogar der Teufel sein | |||
|- | |||
| mit iuwerm glitzeden huote, || mit eurem glänzenden Hut, | |||
|- | |||
| zwâre ich mache in bluotes var || wahrlich mache ich euch | |||
|- | |||
| mit mînem swerte guote. || mit meinem guten Schwert blutig. | |||
|- | |||
| "Nû dar, ziere gesellen, || «Nun da, prächtigen Freunde, | |||
|- | |||
| nu stât mir algelîche, || tut es mir gleich/nach | |||
|- | |||
| helfet, daz wir in bestân, || helft, dass wir ihm Stand halten, | |||
|- | |||
| der uns bî dem tanze mit gemache niht enlât! || der uns beim Tanz nicht in Ruhe lässt! | |||
|- | |||
| ich trûwe in wol ervellen", || Ich hoffe wir bringen ihn zu Fall», | |||
|- | |||
| sô sprach Amelrîche: || so sprach Amelriche: | |||
|- | |||
| "die hant die muoz er mir hie lân, || «Die Hand die muss er mir da lassen, | |||
|- | |||
| dâ der spreckelehte vogel oben ûfe stât, || da der gescheckte Vogel obenauf steht, | |||
|- | |||
| und dar zuo dem zeswen fuoz, || und dazu den rechten Fuß, | |||
|- | |||
| dar an der spore klinget. || an dem die Spore erklingt. | |||
|- | |||
| jâ geschaffe ich mir sîn buoz, || Ja ich schaffe ihm seine Buße, | |||
|- | |||
| daz er von uns niht singet." || sodass er nicht mehr von uns singt.» | |||
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==c1== | |||
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! Mittelhochdeutsch !! Übersetzung | |||
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| Der swarcze dorn ist worden weis, || Der schwarze Dorn ist weiß geworden, | |||
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| nun hat der maie seinen vleis || nun hat der Mai seinen Fleiß | |||
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| geleget an den anger, || auf die Wiesen gerichtet. | |||
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| gar zergangen ist der schne, || Der Schnee ist völlig geschmolzen, | |||
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| man siht hewer aber als ee || man sieht sofort wieder wie zuvor | |||
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| die liechten plumblein swanger. || die Blümchen prall/ grell leuchten. | |||
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| der maie hat die veld gar schön beseczet || Der Mai hat das Feld mit feinen | |||
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| mit gamillen plúmlein fein, || Kamillen sehr schön geschmückt, | |||
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| fro so singen die vogelein, || glücklich singen die Vögelchen, | |||
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| irs laids sind sie ergeczet. || die von ihrem Leid befreit wurden. | |||
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| <br/ > | |||
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| Da fúr ich lob die rainen weib, || Dafür lobe ich die reinen Frauen, | |||
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| der wolgetraut globter leib || deren wohlgetrauter gelobte Körper | |||
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| kan pringen hoch gemúte. || kann Euphorie erwecken. | |||
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| die sich vor valsche hand behút, || Die sich, vor falschen Händen hütet, | |||
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| die lob ich fur alles gut, || die lobe ich über alles | |||
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| so wol dir, weibes gute! || so wohl dir, gute Frau! | |||
|- | |||
| weib, behalt dein er, das will ich dir raten, || Frau, bewahre deine Ehre, das will ich dir raten, | |||
|- | |||
| durch dein frölich weiblich zucht || durch deine fröhliche, weibliche Erziehung. | |||
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| weib, du auserwelte frucht, || Frau, du auserwählte Frucht, | |||
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| la túme minner braten! || lass uns weniger plaudern! | |||
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| <br/ > | |||
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| Nun sung ich gern der frawen mein, || Nun sang ich gerne für meine Damen, | |||
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| so irret mich ein ander pein, || als mich eine andere Qual störte, | |||
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| ich sahe die dörper raien || ich sah die dörper | |||
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| gar uppiglichen auf dem plan, || sehr übertrieben auf dem Platz tanzen, | |||
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| baide, frawen unde man, || sowohl Frauen als auch Männer, | |||
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| die empfiengen schön den maien. || diese empfingen schön den Mai. | |||
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| her langer Lancze, daz sult ir mir rechen, || Großer Herr Lanze, das sollt ihr mir büßen, | |||
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| darczu so clag ich euch, herr Pflug, || zudem klage ich euch an, Herr Pflug, | |||
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| ir rechet mir diesen ungefug, || iihr sollt diesen Unfug büßen, | |||
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| das in ir rúcken brechen. || sodass ihr euren Rücken brecht. | |||
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| <br/ > | |||
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| Ich kam dohin gein Zeisselmaur, || Ich kam dahin bei Zeiselmauer, | |||
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| die fart ward mir eins tails zu sawer, || die Fahrt war mir teilweise zu schwer, | |||
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| ich hört da fremde mere. || ich hörte da fremde Erzählungen. | |||
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| do fand ich einen lobetancz || Da fand ich einen Lobestanz | |||
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| und von rosen mangen krancz, || und reichlich Rosenkränze, | |||
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| zergangen was mein swere. || sodass meine Schwere verging. | |||
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| ich zogt zu einem wirte, der was ziere, || Ich ging zu einem Wirt, der prächtig war, | |||
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| des ward Engelmair gewar, || das war der aufrichtige Engelmair. | |||
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| elen weit was im sein har, || Ellenlang war sein Haar, | |||
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| da hin so eilt er schiere. || schnell eilt er davon. | |||
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| <br/ > | |||
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| zu vierczig gattelingen gut, || Vierzig starke Burschen, | |||
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| uppiglich stund in ir mut, || mit übermütigem Gemüt, | |||
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| die tanczten bei der linden. || die tanzten bei den Linden. | |||
|- | |||
| er sprach: "herr Neithart der ist hie, || Einer sagte: „Herr Neidhart ist hier, | |||
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| der uns gespöttes nie erlie, || der uns sein Gespött nie erspart, | |||
|- | |||
| wol auf, das wir in finden. || wohl auf, dass wir ihn finden. | |||
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| ir solt euch keines argen nicht gedencken, || Ihr sollt euch keine schlimmen Gedanken machen, | |||
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| ir get mir zúchtiglichen nach, || ihr geht mir folgsam nach | |||
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| auch seit zu fechten nicht zu gache, || seid auch nicht zu voreilig mit dem Fechten, | |||
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| wir sond im frolich schencken." || wir wollen ihm fröhlich einschenken. | |||
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| <br/ > | |||
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| Vierczig käntelin mit wein || Vierzig Krüge mit Wein | |||
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| sie trungen in ein gertelein, || trugen sie in ein Gärtchen. | |||
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| gar gros was ir geraisse: || Sehr groß war ihr Getue. | |||
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| "seit got wilkum, herr Neithart, || „Seid willkommen, Herr Neidhart, | |||
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| euch sei geschenckt an diser fart." || euch soll geschenkt werden auf dieser Fahrt.“ | |||
|- | |||
| ich saß in einem swaisse, || Ich saß verschwitzt dort | |||
|- | |||
| ich sprach:"ich pin dem Neidhart ungeleiche, || Und sagte: „Ich bin nicht Neidhart, | |||
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| ich pin ein jeger, mir ist zorn, || ich bin ein Jäger, ich bin verärgert, | |||
|- | |||
| ich hab die hunde sein verlorn, || da ich die Hunde des Fürsten | |||
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| des fursten von Osterreiche." || von Österreich verloren habe. | |||
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| <br/ > | |||
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| Engelmair in da gepot || Daraufhin befahl ihnen Engelmair | |||
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| bei dem Leben an den todt, ||auf Leben und Tod, | |||
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| das sie sich saczten alle. || dass sie sich alle setzen sollten. | |||
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| so zuhant da schankt man ein || Sogleich schenkte man ein | |||
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| den vil klaren osterwein, || Den sehr klaren Osterwein, | |||
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| den truncken sie mit schalle. || den tranken sie mit Freude. | |||
|- | |||
| er sprach: "und wolt ir gogelfur erkennen, || Er sprach: „Und wollt ihr Torheiten erkennen, | |||
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| so siczt und seit ein frolich man, || so setzt euch und seid ein fröhlicher Mann, | |||
|- | |||
| ich hilf euch mit gemach hin dan, || ich helfe euch auch damit | |||
|- | |||
| wolt ir mich nimmer nennen." || wenn ihr mich nie mehr erwähnt.“ | |||
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| <br/ > | |||
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| "Dir sei gelobet an die hant: || „Dir sei an die die Hand versprochen: | |||
|- | |||
| du wirst von mir nicht mer genant, || Du wirst von mir nicht mehr genannt, | |||
|- | |||
| was ich will furbas singen, || was auch immer ich in Zukunft singen | |||
|- | |||
| und auch was gedichten kan, || und was auch immer ich dichten werde, | |||
|- | |||
| du haist der ungenante man, || da heißt es nur der unbenannte Mann, | |||
|- | |||
| du solt frolichen springen, || du sollt fröhlich springen, | |||
|- | |||
| und hais die öden schaiden aus dem garten." || und die Öden aus dem Garten verbannen. (?) | |||
|- | |||
| "wol auf, ir herrn, wir sollen gan || „Wohl auf, ihr Herren, wir sollen gehen | |||
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| gar zuchtiglichen auf den plan || Sehr sittsam auf den Platz | |||
|- | |||
| und dienen frauen zarten." || Und den zarten Frauen dienen. | |||
|- | |||
| <br/ > | |||
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| Die verswunden so zuhant, || Die verschwanden sofort, | |||
|- | |||
| do bracht man mir ein gut gewant, || da brachte man mir ein gutes Gewand, | |||
|- | |||
| das must ich dannen furen || bevor ich abfahren musste. | |||
|- | |||
| darczu so gabns mir ein pfert, || dazu gaben sie mir ein Pferd, | |||
|- | |||
| das was wol dreissig pfunde werdt || das sicher dreißig Pfund wert war | |||
|- | |||
| und zeltet nach den schnúren. || und es folgte an den Zügeln. | |||
|- | |||
| des danckt ich schon den manen und den frawen || Das dankte ich gewiss den Männern und den Frauen | |||
|- | |||
| und rait daczu in auf den plan, || und ritt dazu auf den Platz, | |||
|- | |||
| da mochten siben hundert stan, || da standen sicher siebenhundert, | |||
|- | |||
| die mich begunden schawen. || die begannen mich anzuschauen. | |||
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| <br/ > | |||
|- | |||
| Auf die rais so was mir gah, || Auf der Reise kam es mir vor, | |||
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| mir ward ein michel kaffen nach || als wäre ein (?) | |||
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| von liechten augen schöne. || von schönen leuchtenden Augen. | |||
|- | |||
| Friderunen näckelin, || Die nackte Friederun, | |||
|- | |||
| das gab fur die andern schein, || das erweckte für die Anderen (?) | |||
|- | |||
| mit lob ichs imber kröne. || mit Lob kröne ich es immer. | |||
|- | |||
| ich rait gein Wien und sagt die abenteure, || Ich ritt Richtung Wien und erzählte die Abenteuer, | |||
|- | |||
| wie sie mir alle trúgen has, || wie sie sich mir zugetragen haben, | |||
|- | |||
| da ich in dem garten saß, || als ich in dem Garten saß, | |||
|- | |||
| iedoch ward mir ir stewre. || jedoch war mir ihr (?) | |||
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| <br/ > | |||
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| Der herczog sandt gein Zeisselmaur, || Der Herzog sandte mich nach Zeiselmauer, | |||
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| er lie frei den selben pauer || er ließ denselben Bauern frei | |||
|- | |||
| und all sein hausgenossen. || und all seine Hausgenossen. | |||
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| des ward fro der Engelmar, || Daran erfreute sich Engelmar, | |||
|- | |||
| der mir half frölich von der schar || der mir fröhlich aus der Schar half | |||
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| wol auf des reiches strassen. || auf der sehr vollen Straße. | |||
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| und Engelmair wil ich nimmer nennen, || Und Engelmair will ich ihn nie mehr nennen, | |||
|- | |||
| er haist der ungenante man, || er heißt der unbenannte Mann, | |||
|- | |||
| der wol mit Friderúnen kan, || der gewiss den Friederunen kennt, | |||
|- | |||
| ir múgt in wol erkennen. || ihr mögt ihn gewiss kennen. | |||
|} | |||
==Sommerlied 22== | |||
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! Mittelhochdeutsch !! Neuhochdeutsch | |||
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| Der winter hât ein ende. || Der Winter ist zu Ende. | |||
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| komen ist uns der meie, || Der Mai ist zu uns gekommen, | |||
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| der uns bluomen bringet manger leie. || der uns so mache Blumen bringt. | |||
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| ich hœr diu vogelîn singen. || Ich höre die Vögelchen singen. | |||
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| wir suln alle springen, || Wir sollen alle springen, | |||
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| sîn gemeit. || und glücklich sein. | |||
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| der walt ist wol geloubet, || Der Wald ist prächtig voller Blätter | |||
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| diu linde guldîn tolden treit. || Die Linde trägt eine goldene Baumkrone. | |||
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<br /> | |||
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| Der linden welnt ir tolden || Die Linde will ihre Krone | |||
|- | |||
| von niuwem loube rîchen, || mit neuem Laub bereichern; | |||
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| dar under lâzent nachtigal dar strîchen: || Darunter lassen sich die Nachtigallen nieder: | |||
|- | |||
| si singent wol ze prîse || Schön singen sie, | |||
|- | |||
| vremde süeze wîse, || um die fremde, liebliche Wiese zu ehren, | |||
|- | |||
| dœne vil. || sie singen reichlich. | |||
|- | |||
| si vreunt sich gein dem meien: || Sie freuen sich am Mai: | |||
|- | |||
| sîn kunft diu ist ir herzen spil. || Seine Ankunft erfreut ihre Herzen. | |||
|} | |||
<br /> | |||
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| Si sprechent, daz der winder || Sagen, dass der Winter | |||
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| hiuwer sî gelenget. || dieses Jahr länger gewesen sei. | |||
|- | |||
| nu ist diu wise mit bluomen wol gemenget, || Nun ist die Wiese schön mit Blumen geschmückt, | |||
|- | |||
| mit liehter ougenweide || eine leuchtende Augenweide | |||
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| rôsen ûf der heide || die Rosen auf der Heide | |||
|- | |||
| durch ir glanz. || durch ihren Glanz. | |||
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| der sante ich Vriderûnen || Da schickte ich Friederun | |||
|- | |||
| einen wolgetânen kranz. || einen wohlgelungenen Kranz. | |||
|} | |||
<br /> | |||
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| Die vogele in dem walde || Die Vögel im Wald | |||
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| singent wünneclîchen. || Singen wunderschön. | |||
|- | |||
| stolze mägde, ir sult ein niuwez tîchen. || Stolze Mädchen, euch erwartet Neues. | |||
|- | |||
| vreut iuch lieber mære! || Freut euch über diese Nachricht! | |||
|- | |||
| maneges herzen swære || So manche Herzensschwere | |||
|- | |||
| wil zergân. || Wird vergehen. | |||
|- | |||
| tuot, als ich iuch lêre, || Macht, wie ich es euch lehre, | |||
|- | |||
| strîchet iuwer kleider an! || zieht eure Kleider an! | |||
|} | |||
<br /> | |||
{| | |||
|- | |||
| Ir brîset iuch zen lanken, || Ihr fasst die Hüften ein, | |||
|- | |||
| stroufet ab die rîsen! || streift die Schleier ab! | |||
|- | |||
| wir sulnz ûf dem anger wol wikîsen. || Wir sollen auf dem Feld schön tanzen. | |||
|- | |||
| Vriderûn als ein tocke || Friederun sprang wie eine Puppe | |||
|- | |||
| spranc in ir reidem rocke || in ihrem drehenden Rock | |||
|- | |||
| bî der schar: ||Bei der Schar: | |||
|- | |||
| des nam anderthalben || Das vernahm da | |||
|- | |||
| Engelmâr vil tougen war. || Engelmar ganz heimlich. | |||
|} | |||
<br /> | |||
{| | |||
|- | |||
| Dô sich aller liebes || Als sich alle Liebenden | |||
|- | |||
| gelîch begunde zweien, || sogleich vereinten, | |||
|- | |||
| dô sold ich gesungen haben den reien, || da sollte ich zu den Tänzen singen | |||
|- | |||
| wan daz ich der stunde || nur konnte ich in dieser Stunde | |||
|- | |||
| niht bescheiden kunde || nicht so handeln/ dies nicht tun | |||
|- | |||
| gegen der zît, || trotz der Zeit, | |||
|- | |||
| sô diu somerwünne || sodass das Sommerglück | |||
|- | |||
| manegem herzen vreude gît. || manchem Herz Freude bereite. | |||
|} | |||
<br /> | |||
{| | |||
|- | |||
| Nu heizent sî mich singen; || Jetzt wollen sie, dass ich singe; | |||
|- | |||
| ich muoz ein hûs besorgen, || Ich muss ein Haus versorgen, | |||
|- | |||
| daz mich sanges wendet manegen morgen. || welches mich an manchen Morgen vom Singen abhält. | |||
|- | |||
| wie sol ich gebâren? || Wie soll ich mich verhalten? | |||
|- | |||
| mirst an Engelmâren || Mich beunruhigt an | |||
|- | |||
| ungemach, || Engelmar, | |||
|- | |||
| daz er Vriderûnen || dass er Friederun | |||
|- | |||
| ir spigel von der sîten brach. || ihren Spiegel von der Hüfte riss. | |||
|} | |||
<br /> | |||
{| | |||
|- | |||
| Sîner basen bruoder || Dem Bruder seiner Cousine (?) | |||
|- | |||
| hiet sis wol erlâzen. || hätte sie es wohl erlassen | |||
|- | |||
| er kan sich deheiner dinge mâzen; || Er kann sich bei keinen Dingen mäßigen: | |||
|- | |||
| er ist ein tœrscher Beier. || Er ist ein ungestümer Bayer. | |||
|- | |||
| er und der junge meier || Er und der junge Meier | |||
|- | |||
| tuont ir leit. || Taten ihr Leid an | |||
|- | |||
| noch hât sî den vriunt, || Noch hat sie den Freund, | |||
|- | |||
| der imz die lenge niht vertreit. || der die Distanz nicht erträgt. | |||
|} | |||
<br /> | |||
{| | |||
|- | |||
| Dar umbe wil si aber || Darum will aber | |||
|- | |||
| ein Engelmâr vertrîben. || Engelmar sie vertreiben. | |||
|- | |||
| er ist ein gemzinc under jungen wîben. || Er ist ein Bock unter jungen Frauen. | |||
|- | |||
| er ist ein ridewanzel, || Er tanzt den Ridewanzel, | |||
|- | |||
| in dem geu vortanzel. || er ist ein Vortänzer (?) | |||
|- | |||
| sîn gewalt || Seine Gewalt, | |||
|- | |||
| der ist an dem reien || die ist beim Tanzen | |||
|- | |||
| under den kinden manicvalt. || unter den jungen Mädchen häufig. | |||
|} | |||
<br /> | |||
{| | |||
|- | |||
| Daz ist Friderûne || Dass ist für Friederun | |||
|- | |||
| ein lange werndiu swære || ein langanhaltender Schmerz | |||
|- | |||
| von Engelmâre dem tœrschen tanzprüevære, || von Engelmar, dem törichten Tanzleiter, | |||
|- | |||
| daz er ir torste lâgen. || als er ihr am Türpfosten auflauerte. | |||
|- | |||
| daz klagtes al ir mâgen. || Das beklagte all ihr Tun. | |||
|- | |||
| umbe den schal || Vor dem Schall | |||
|- | |||
| solt dû dich nu hüeten, || Sollst du dich nun hüten, | |||
|- | |||
| Friderûn! fluch gein Riuwental! || Friederun! Flieh nach Riuwental! | |||
|} | |||
<br /> | |||
{| | |||
|- | |||
| Der het ir genomen || Der hat ihr scherzhaft | |||
|- | |||
| in schimphe ein tockenwiegel. || eine Puppenwiege genommen. | |||
|- | |||
| daz hiet wir verklagt, niewan den spiegel || Dass hätten wir verkraftet, nicht aber den Spiegel | |||
|- | |||
| (der was von helfenbeine, || (Der war aus Elfenbein, | |||
|- | |||
| wæhe, ergraben kleine), || kostbar und klein graviert) | |||
|- | |||
| den sîn hant || denn seine Hand | |||
|- | |||
| ir nam gewalticlîche; || ihr gewaltsam weg nahm: | |||
|- | |||
| dâ von al mîn vreude swant. || Weshalb all meine Freude verschwand. | |||
|} | |||
<br /> | |||
{| | |||
|- | |||
| Ir sult mirz wol gelouben || Ihr sollt es mir wohl glauben, | |||
|- | |||
| ich sag iz niht gerne: || ich sage es nicht gerne: | |||
|- | |||
| diu spiegelsnuor diu kom her von Iberne. || Die Spiegelschnur stammt aus Iberne. | |||
|- | |||
| ez was ein wæher borte. || Es war eine kostbare Borte. | |||
|- | |||
| niden an dem orte || unten am Ende | |||
|- | |||
| stuonden tier || befanden sich Tiere | |||
|- | |||
| geworht von rôten golde. || mit rotem Gold verziert. | |||
|- | |||
| nie geschach sô leide mir. || Nie ist mir so ein Leid widerfahren. | |||
|} | |||
<br /> | |||
{| | |||
|- | |||
| Daz ich niht frœlîch singe, || Dass ich nicht fröhlich singe, | |||
|- | |||
| daz wendet mir ein swære, || bereitet mir eine Schwere, | |||
|- | |||
| von der ich alsô gerne ledic wære. || derer ich mich gern entledigen würde. | |||
|- | |||
| dise dorfgebûwer || Diese Dorfbewohner | |||
|- | |||
| die nimt des gar untûwer: || die interessieren sich dafür nicht: | |||
|- | |||
| si tragent mir haz. || Sie begegnen mir mit Hass. | |||
|- | |||
| ob si niht enwæren, || Wenn sie nicht wären, | |||
|- | |||
| sô sunge ich für wâr fürebaz. || würde ich sicher weiter singen. | |||
|} | |||
<br /> | |||
{| | |||
|- | |||
| Erkenbreht und Uoze || Erkenbrecht und Uoze | |||
|- | |||
| und der ungenante, || Und der Ungenannte | |||
|- | |||
| Gozbreht, der mich ofte sanges wante, || Gosbrecht, der mich oft am Singen hinderte, | |||
|- | |||
| die sint nu gar gesweiget || die sind nun ganz verstummt | |||
|- | |||
| unde ir freude seiget || und ihre Freude schwankt | |||
|- | |||
| hin unt her. || hin und her. | |||
|- | |||
| ir schîbe, diu gienc ebene, || Ihre Kugel, die ging gleichmäßig, | |||
|- | |||
| diu ist gestrûchet nû entwer. || die rollt nun hin und her. | |||
|} | |||
<br /> | |||
{| | |||
|- | |||
| Frou Hilde und getelinge, || Frau Hilde und die Gesellen, | |||
|- | |||
| die sprungen an ir hende, || die an ihrer Hand tanzten, | |||
|- | |||
| ir tanz der was dô âne missewende. || ihr Tanz verlief ohne Unheil. | |||
|- | |||
| nu habent sî erworben, || Nun haben sie erreicht, | |||
|- | |||
| daz er ist verdorben. || dass er verdorben ist. | |||
|- | |||
| ir üppekeit || Ihre Übertriebenheit, | |||
|- | |||
| ich wæn diu hât geprüevet || meine ich, hat | |||
|- | |||
| in manec gespötte unde leit. || so manches Gespött und Leid erzeugt. | |||
|} | |} |
Aktuelle Version vom 28. Januar 2021, 20:09 Uhr
Winterlied 10
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
---|---|
Dô der liebe summer | Als der angenehme Sommer |
ureloup genam, | sich verabschiedet hatte, |
dô muose man der tänze | da musste man mit den Tänzen |
ûfm anger gar verphlegen. | auf der Wiese aufhören. |
des gewan sît kummer | Das betrübte |
der herre Gunderam: | den Herrn Gunderam: |
der muose ouch sîn gestränze | Der musste nun auch seine Landstreicherei |
dô lazzen under wegen. | unterlassen. |
der ist bickelmeister disen winder: | Dieser ist diesen Winter der Meister beim Würfelspiel |
oeder gouch ist in dem lande ninder, | Einen törichteren Dummkopf gibt es nirgendwo im Land. |
sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. | Sein Gassenräumer schaut sich stets nach hinten um. |
Waz er an den meiden | Was er sich bei den Mädchen |
wunders dâ begât, | für Unerhörtes erlaubt, |
ê daz mîn vrouwe Schelle | noch bevor meine Dame Glocke |
volender ir gebot! | ihr Verbot vollendet! |
erst vil unbescheiden, | Er ist sehr unverschämt, |
wan swelhe er bestât, | aber an welcher er sich auch immer vergriff, |
diu wirt von slegen helle | schreit laut auf von den Schlägen, |
und mîdende den spot; | und meidet nun jeden Spott; |
dâ von lâzen alle ir smutzemunden, | Deshalb lassen alle von ihrem Schmunzeln ab, |
des die jungen niht verheln enkunden! | welches die Jünglinge noch nicht verbergen konnten! |
des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. | Dafür hat ihre Hand eine derartige Gewalt oft erleiden müssen. |
Immer, sô man vîret, | Immer wenn man feiert, |
sô hebent sî sich dar | dann machen sie sich auf |
mit einer samenunge, | mit einer ganzen Gefolgschaft, |
den ich wol schaden gan. | denen ich wahrhaftig Schaden gönne. |
Werenbreht der lîret, | Werenbreht leiert, |
sô sumbert Sigemâr. | während Siegemar trommelt. |
daz in dâ misselunge, | Dass ihnen das missglücken würde, |
daz laege et eben an! | das wäre sehr angemessen. |
daz sich doch vil lîhte mac verrîden: | Dass sich doch viel Licht wenden kann: |
wellents ir getelse niht vermîden, | Wollen sie mit ihrer Zügellosigkeit nicht aufhören, |
sich mugen zwêne an mîner weibelruoten wol versnîden. | können sich zwei sehr an meinem Gerichtsschwert schneiden. |
Koeme ich zeinem tanze, | Käme ich zu einem Tanz, |
dâs alle giengen bî, | bei welchem sei alle mitmachen würden, |
dâ wurde ein spil von hende | würde ein Spiel |
mit beiden ekken zuo. | mit beiden Schwertschneiden beginnen. |
lîhte geviele ein schanze, | Vielleicht würde ein Wurf fallen, |
daz vor mir laegen drî. | dass vor mir drei lägen. |
ich hielte ez âne wende, | Ich würde es sicher halten, |
verbüte ez einer vruo. | übergäbe es einer Dame |
sige und saelde hulfen mir gewinnen, | Übermacht und Siegesglück würden mir dazu verhelfen, |
daz si halbe müesen dan entrinnen. | dass sie zur Hälfte davonlaufen müssten. |
nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! | Nun ziehen sie und lassen ihre Ausgelassenheit verrinnen! |
Sîne weidegenge | Seine Jagdzüge, |
die verewent mich grâ, | die färben mich grau, |
swenn er verwendeclîchen | immer wenn er hochmütig |
vür mîne vrouwen gât. | vor meine Dame tritt. |
trîbet erz die lenge, | Treibt er dies auf Dauer, |
bestât er danne dâ, | bleibt er dann dabei, |
man hilft im ûz der kîchen, | verhilft man ihm aus dem schweren Atem, |
daz er vil riuwic stât. | dass er sehr traurig dasteht. |
er und etelîcher sîn geselle, | Wenn ich ihn oder einen seiner Getreuen, |
den ich tanzent an ir hant ersnelle, | tanzend an ihrer Hand erwische, |
des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! | dann kann er sich sicher sein, dass ich ihm ein riesengroßes Loch schlage. |
Im hilft niht sîn treie | Ihm hilft weder sein Wams |
noch sîn hiubelhuot; | noch sein Helm; |
ez wirt im in getrenket: | Es wird ihn getränkt: |
er zuhte ir einen bal. | Er entriss ihr einen Ball. |
erst ein toerscher leie; | Er ist ein törichter Laie. |
sîn tumbelîcher muot | Sein törichter Verstand |
der wirt im dâ bekrenket. | Wird ihm dann noch verletzt. |
wil er vür Riuwental | Will er für Riuwental |
hin und her sô vil gewentschelieren, | So viel umherstreichen will, |
er wirt wol zeteiset under vieren. | wird er unter vieren sicher zerrupft. |
her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? | Herr Werenbreht, was kann ich dafür, wenn auch für ihn dabei etwas abfällt? |
Die wîl ich die klingen | Deshalb will ich |
um mîne sîten trage, | |
sô darf mir durch mîn sumber | so darf mir niemand durch eine Trommel |
niemen stechen nieht. | stechen |
er mouz vil wîte springen: | Er muss sehr weit entspringen: |
begrîfe ichn mit dem slage, | erreichte ich ihn mit dem Schlag, |
ich slahe in, daz er tumber | ich würde ihn schlagen, sodass der Törichte |
schouwet nimmer lieht. | nie wieder das Licht erblicken würde. |
ich hilf im des lîbes in den aschen | Ich würde seinem Körper in die Asche helfen |
und slah im mit willen eine vlaschen, | und ihn mit Freude mit einer Flasche schlagen, |
daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. | sodass ihm die Hunde das Hirn von der Erde naschen könnten. |
Her Nîthart hât gesungen, | Bisher hat Neidhart gesungen, |
daz ich in hazzen wil | dass ich ihn hassen möge |
durch mînes neven willen, | aufgrund des Willens meines Neffen |
des neven er beschallt. | dessen Neffen er beschallt. |
lieze ers unbetwungen! | Ließe er uns unbesiegt! |
es ist im gar ze vil. | Es ist ihm ganz und gar zu viel. |
enpflæge er sîner grillen | Würde er seinen Grillen entfliehen, |
und het ouch der gewalt! | und hätte auch dieser Macht! |
ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. | Es ist ein Vorwurf, welcher mir meine Freude raubt. |
wirt diu weibelroute mir gewetzet, | Wäre das Gerichtsschwert für mich geschärft, |
ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. | ich würde ihn auftrennen, sodass man gut einen Sessel in ihn setzen könnte. |
Sommerlied 4
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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Heid, anger, walt in fröuden stât; | In Freuden stehen Wiesen, Feld und Wald; |
diu hânt sich bereitet mit ir besten wât. | Die Herrschaft hüllt sich in ihre beste Kleidung. |
die in der meie hât gesant. | die ihnen der Mai geschickt hat. |
sî wir alle | Wir sind alle |
frô mit schalle! | und jubeln! |
sumer ist komen in diu lant. | Der Sommer ist in dieses Land gekommen. |
Wol ûz der stuben, ir stolzen kint, | Los aus der Stube, ihr übermütigen Kinder, |
lât iuch ûf der strâze sehen! hin ist der scherfe wint | last euch auf der Straße sehen! Vergangen ist der beißende Wind |
unde ouch der vil kalte snê. | und auch der eiskalte Schnee. |
hebt iuch balde | Macht euch sofort |
zu dem walde! | zum Wald auf! |
vogelîn singent, den was wê. | Die Vögelchen singen, ihnen ging es schlecht. |
Diu sint ergetzet leides gar. | Diese sind von Leid erfüllt. |
ir sult mirz gelouben! nemt sîn selbe war, | Ihr müsst mir glauben! Seht selbst, |
waz der sumer erzeiget hât! | was der Sommer hervorgerufen hat! |
er wil rîchen | Er wird sicher |
sicherlîchen | so manchen Baum |
manegen boum mit loubes wât. | mit einem Blättergewandt schmücken. |
Die nû vor grôzer huote megen, | Die, die unter großer Beobachtung stehen möchten, |
die suln balde ir bestez vîrtacgewant an legen, | die sollen sofort ihr bestes Feiertagsgewandt anziehen, |
lâzen sich dar inne ersehen! | und sich darin betrachten lassen! |
wir suln schouwen | Wir sollten |
vor der ouwen | auf der Wiese zusehen, |
maneger hande bluomen brehen. | wie viele Hände Blumen pflücken. |
Swie Riuwental mîn eigen sî, | Auch wenn Reuental mir gehört, |
ich bin disen sumer aller sorgen frî, | bin ich diesen Sommer frei von Sorgen, |
sît der winter ist dâ hin. | seit der Winter vorrüber ist. |
ich wil lêren | Ich will den jungen Leuten beibringen |
die jungen êren | die Freude zu preisen: |
freude: dar nâch stêt mîn sin. | Danach steht mir der Sinn. |
Sommerlied 18
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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"Uns wil ein sumer komen", | „Der Sommer wird zu uns kommen“, |
sprach ein magt: "jâ hân ich den von Riuwental vernomen | sagte ein Mädchen: „Ja, ich habe den von Riuwental vernommen |
jâ wil ich in loben. | Ich will ihn ehren. |
mîn herze spilt gein im vor vreuden, als ez welle toben. | Mein Herz springt ihm vor Freude entgegen, so als wolle es herumtollen, |
ich hœr in dort singen vor den kinden. | Ich hörte in da von den Kindern singen |
jâne will ich nimmer des erwinden, | Damit will ich niemals aufhören, |
ich springe an sîner hende zuo der linden." | ich springe an seiner Hand zu den Linden |
Diu muoter rief ir nâch; | Die Mutter rief ihr nach; |
sî sprach: "tohter, volge mir, niht lâ dir wesen gâch! | Sie sagte: „Tochter, höre auf meinen Rat und eile nicht! |
weistû, wie geschach | Weißt du denn nicht, |
dîner spilen Jiuten vert, alsam ir eide jach? | was deiner Gespielin Jiuten wiederfahren ist? |
der wuohs von sînem reien ûf ir wempel, | Dieser wuchs ihr Bauch durch seine Tanzmusik, |
und gewan ein kint, daz hiez si lempel: | und bekam ein Kind, dass sie Lempel nannte: |
alsô lêrte er sî den gimpelgempel." | so lehrte er sie den Gimpelgempel.“ |
"Muoter, lât iz sîn! | „Mutter lass das sein! |
er sante mir ein rôsenschapel, daz het liehten schîn, | Er hat mir einen Rosenkranz geschenkt,der so wunderschön glänzt, |
ûf daz houbet mîn, | und ihn mir aufgesetzt, |
und zwêne rôten golzen brâhte er her mir über Rîn: | und zwei rote Hosen brachte er mir über den Rhein: |
die trag ich noch hiwer an mînem beine. | Diese trage ich immer noch an meinen Beinen. |
des er mich bat, daz weiz ich niewan eine. | Um was er mich bat, das weiß nur ich alleine. |
jâ volge ich iuwer ræte harte kleine." | Daher werde ich euren Rat sicher nicht befolgen |
Der muoter der wart leit, | Der Mutter wurde es leid, |
daz diu tohter niht enhôrte, daz si ir vor geseit; | dass die Tochter nicht hörte, was sie ihr zuvor gesagt hatte; |
iz sprach diu stolze meit: | es sprach das stolze Mädchen: |
"ich hân im gelobt: des hât er mîne sicherheit. | „Ich habe es ihm versprochen: deshalb hat er mein Ehrenwort. |
waz verliuse ich dâ mit mîner êren? | Warum sollte ich damit mein Ansehen verlieren? |
jâne wil ich nimmer widerkêren, | Ja, ich will niemals zurück kommen, |
er muoz mich sîne geile sprünge lêren." | er soll mir seine fröhlichen Tänze lehren.“ |
Diu muoter sprach: "wol hin! | Die Mutter sagte: „Na dann geh! |
verstû übel oder wol, sich, daz ist dîn gewin. | Ob es dir gut oder schlecht ergeht, liegt nun in deiner Hand! |
dû hâst niht guoten sin. | Du bist nicht bei Verstand. |
wil dû mit im gein Riuwental, dâ bringet er dich hin. | Willst du mit ihm ins Reuental, da wird er dich hinbringen: |
alsô kan sîn treiros dich verkoufen. | So wird sein Lied dich verkaufen. |
er beginnt dich slahen, stôzen, roufen | Er wird beginnen dich zu schlagen, zu stoßen und zu prügeln |
und müezen doch zwô wiegen bî dir loufen." | Und doch müssen zwei Wiegen bei dir laufen.“ |
Winterlied 24
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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Sumer, dîner süezen weter müezen wir uns ânen; | Sommer, auf dein schönes Wetter müssen wir jetzt verzichten; |
dirre kalte winder trûren unde senen gît. | Dieser kalte Winter beschert uns Trauer und Sehnsucht nach dir. |
ich bin ungetroestet von der lieben wolgetânen. | Von der lieben Schönen werde ich nicht getröstet. |
wie sol ich vertrîben dise lange swaere zît, | Wie soll ich diese lange, schwere Zeit nur hinter mich bringen, |
diu die heide velwet unde mange bluomen wolgetân? | in der die Wiesen und so manche schöne Blume verblassen? |
dâ von sint die vogele in dem walde des betwungen, daz si ir singen müezen lân. | Die Vögel sind davon gequält, dass sie nun ihr Singen aufgeben müssen. |
Alsô hât diu vrouwe mîn daz herze mir betwungen, | So hat meine Dame mein Herz gequält, |
daz ich âne vröude muoz verswenden mîne tage. | sodass ich meine Tage ohne Freude zubringen muss. |
ez vervaehet niht, swaz ich ir lange hân gesungen; | Es half nichts, was auch immer ich ihr lange vorgesungen habe; |
mir ist alsô maere, daz ich mêre stille dage. | Mir ist es deshalb eine Lehre, dass ich von nun an schweigen werde. |
Ich geloube niht, das sî den mannen immer werde holt: | Ich glaube nicht, dass sie sich wieder einem Mann hin geben wird. |
wir verliesen, swaz wir dar gesingen unde gerûnen, ich und jener Hildebolt. | Es ist zwecklos, was auch immer wir singen und raunen, ich und jener Hildebolt. |
Der ist nû der tumbist under geilen getelingen, | Der ist nun mal der Dümmste unter den glücklichen Gesellen, |
er und einer, nennet man den jungen Willegêr: | er und einen, welchen man den jungen Willegêr nennt: |
den enkunde ich disen sumer nie von ir gedringen, | Den bekam ich diesen Sommer nie von ihr verdrängt, |
sô der tanz gein âbent an der strâze gie entwer. | so ging der Tanz gegen Abend auf der Straße hin und her. |
mangen twerhen blic den wurfel sî mich mit den ougen an, | Manchen bösen Blick warfen sie mir so zu, |
daz ich sunder mînes guoten willen vor in beiden ie ze sweime muose gân. | sodass ich entgegen meinen Absichten das Weite suchen musste. |
Wê, daz mich sô manger hât von lieber stat gedrungen | Wehe, dass mich so manch einer von dem lieblichen Ort vertrieben hat |
beidiu von der guoten unde ouch wîlent anderswâ! | Hier von der Guten und früher schon von anderswo! |
oedelîchen wart von in ûf mînen tratz gesprungen. | Sie machten widerwärtige Sprünge, was mich erzürnt hat. |
ir gewaltes bin ich vor in mînem schophe grâ. | Ihre Gewalttaten bescherten mir ganz graue Haare. |
doch sô neic diu guote mir ein lützel über schildes rant. | Jedoch verneigte sich die Schöne ein wenig hinter ihrem Schildesrand vor mir. |
gerne mugt ir hoeren, wie die dörper sint gekleidet: üppiclîch ist ir gewant. | Ihr wollt sicher wissen, wie sich die dörper kleiden: Übertrieben ist ihr Gewand. |
Enge röcke tragent sî und smale schaperûne, |
Sie tragen ein enges Obergewandt und schmale Mäntel, |
rôte hüete, rinkelohte schuohe, swarze hosen. | rote Hüte, Schnallenschuhe und schwarze Hosen |
Engelmâr getet mir nie sô leide an Vriderûne, | Engelmar hat Friderun nie solch ein Leid angetan, |
sam die zwêne tuont. ich nîde ir phellerîne phosen, | wie diese zwei es tun. Ich verabscheu ihre seidenen Gürteltaschen, |
die si tragent: dâ lît inne ein wurze, heizet ingewer. | die sie tragen: In denen eine Ingwerwurzel ist. |
der gap Hildebolt der guoten eine bî dem tanze; die gezuhte ir Willegêr. | Von denen gab Hildebolt der Schönen eine bei Tanz; doch Willigêr entriss sie ihr. |
Gern west ich, wie es die torpper vnter einander trachten. | Ich wüsste gerne, wie sich dir torpper untereinander kleiden. |
sie trugen peckkelhauben, darczu lange swert | Sie trugen Eisenhauben mit langen Schwertern |
ir spottigkeit, ir laster sie gar zu laster brachten: | ihr Spott, ihre Schande brachten sie zu erneuter Schmach: |
des wurdens durch die goller mer denn halb gewert. | Beispiel |
sie stritten mit einander einen ganczen summer langen tag | Sie stritten miteinander einen ganzen Sommertag lang. |
das ir geläße sahe herre Neithart, do er in dem vas bey dem wein lag. | Neidhart sah ihr Verhalten, als er in einem Fass beim Wein lag. |
Sagte ich nû diu maere, wie siz mit ein ander schuofen, | Sollte ich euch nun die Geschichte erzählen, was sie untereinander taten, |
des enweiz ich niht: ich schiet von danne sâ zehant. | so weiß ich das nicht: Denn ich machte mich sofort davon. |
manneglîch begunde sînen vriunden vaste ruofen; | Manche fingen an nach seinen Freunden zu rufen. |
einer der schrê lûte: „hilf, gevater Weregant!“ | Einer schrie laut: „Hilfe Gevatter Weregant!“ |
er was lîhte in grôzen noeten, dô er sô nâch helfe schrê. | Er war wahrscheinlich in großer Not, als er um Hilfe schrie. |
Hildeboldes swester hôrte ich eines lûte schrîen: „wê mir mînes bruoder, wê!“ | Hildebolds Schwester hörte ich laut schreien: Wehe mir mein Bruder, wehe!“ |
Dô kam schiere ein geteline geloufen von dem strîte: | Sofort kam dann ein Bauerjunge von dem Streit zurück: |
den frâgt ich der maere. "Willeher mit ellen streit. | Den fragte ich nach den Geschehnissen : „Willeher kämpfte mit vollem Einsatz. |
Hildeboltes schapperûn der ist zerzerret wîte | Hildebolts Kapuzenjacke ist ganz zerrissen |
und dar zuo sîn enger roc wol drîer spannen breit." | und dazu war sein Obergewandt sicher drei Spannen groß.“ |
daz geschach umb eine wurzen, die man ûz der hende ir brach. | Das passierte wegen einer Wurzel, die man ihr aus den Händen riss. |
des engalt vil mangiu spaehiu hûbe, die man bî dem tanze zerzerret ligen sach. | Das büßte man mit einigen geschickten Hieben, was man beim Tanz sah. |
Wâ bî sol man mîn geplätze hinne vür erkennen? | Wie soll man mein Gesang künftig erkennen? |
hie envor dô kande man iz wol bî Riuwental. | Früher erkannte man ihn wohl am Reuental. |
dâ von solde man mich noch von allem rehte nennen: | So sollte man mich noch mit allem Recht nennen: |
nust mir eigen unde lêhen dâ gemezzen smal. | Nun ist mein Eigentum und Lehen sehr klein. |
kint, ir heizet iu den singen, der sîn nû gewaltic sî! | Kinder, ihr nennt nun den, der singt, der nun die Macht hat! |
ich bin sîn verstôzen âne schulde: mîne vriunt, nu lâzet mich des namen vrî! | Ohne Schuld wurde ich von dort verstoßen: Meine Freunde, hört auf mich so zu nennen! |
Ich hân mînes herren hulde vloren âne schulde: | Ich habe ohne Schuld die Gunst meines Herren verloren: |
dâ von so ist mîn herze jâmers unde trûrens vol. | Deshalb ist mein Herz voller Leid und Trauer. |
rîcher got, nu rihte mirz sô gar nâch dîner hulde, | Allmächtiger Gott, nun richte mich nach deiner Gnade, |
manges werden friundes daz ich mich des ânen sol! | so manch Einen wird es erfreuen, dass ich dies aufgeben muss! |
des hân ich ze Beiern lâzen allez, daz ich ie gewan, | Alles was ich je erreicht hatte, habe ich in Bayern gelassen, |
unde var dâ hin gein Ôsterrîche und wil mich dingen an den werden Ôsterman. | und fahre in Richtung Österreich, wo ich danach streben will, Österreicher zu werden. |
Mîner vînde wille ist niht ze wol an mir ergangen: | Der Wille meiner Feinde tut mir nicht gut: |
wolde ez got, sîn mähte noch vil lîhte werden rât. | Wenn es Gott wollte, werden seine Mächte noch viel Hilfe schenken. |
in dem lande ze OEsterrîche wart ich wol enphangen | Im Land Österreich wurde ich freundlich empfangen, |
von dem edeln vürsten, der mich nû behûset hât. | von dem edlen Fürsten, der mich nun aufgenommen hat. |
hie ze Medelicke bin ich immer âne ir aller danc. | Hier in Medelicke bin ich ohne all ihren Dank. |
mir ist leit, daz ich von Eppen und von Gumpen ie ze Riuwental sô vil gesanc. | Mir ist es leid, dass ich im Reuental so viel von Eppen und Gumpen gesungen habe. |
Her Nîthart hât uns hie verlâzen als diu krâ den stecken, | Herr Neidhart hat uns hier verlassen, wie die Krähe den Pfahl, |
diu dâ hinne fliuget unde sitzet ûf ein sât. | die davonfliegt und auf die Saat sitzt. |
ez sol ein man mit fremden frouwen niht ze vil gezecken, | Es sollte ein Mann nicht mit zu vielen Frauen herumnecken, |
der der wâren schulde an sîner keine vunden hât. | der an seiner keine wahre Schuld gefunden hat. |
er niez sîn tegelîche spîse (der hât er dâ heime genouc), | Er genießt seine täglichen Speisen (von denen hat er zu Hause genug), |
lâz Hildebolten mit gemache! ez was ein eichel, die er bî im in dem biutel truoc. | Lass Hildebolt in Ruhe! Es war eine Eichel, die er bei sich in dem Beutel trug. |
Rädelohte sporen treit mir Fridepreht ze leide, | Runde Sporen trägt mir Fridepreht zum Leide, |
niuwen vezzel hât er baz dan zweier hende breit. | er hat einen neuen Schwertgurt, mehr als zwei Hände breit. |
rucket er den afterreif hin wider ûf die scheide, | Wenn er das Band wieder über die Schwertscheide zieht, |
wizzet, mîne vriunde, daz is mir ein herzenleit! | seid gewiss meine Freunde, dann ist mir das ein großes Leid. |
zwêne niuwe hantschuoh er unz ûf den ellenbogen zôch. | Zwei neue Handschuhe zog er uns bis zu den Ellenbogen hoch. |
mugt ir hoeren, wie der selbe gemzinc von der lieben hiuwer ab dem tanze vlôch? | Wollt ihr hören, wie derselbe Bock von der Lieben frech von dem Tanz floh? |
Er gap versengelt wol, rehte als im waer an gebunden | Er lief gewiss davon, als wäre an ihn |
ein swînes blâse, alsô man den wilden hunden tuot. | eine Schweinsblase gebunden, wie man es bei den wilden Hunden tut. |
ofte brach er sînen zelt, als sî doch wol befunden, | Oft unterbrach er seinen Gang, als sie doch wohl bemerkten, |
Hatze und Pletze und jeniu ir gespile Hademuot. | Hatze und Pletze und ihre Gespielin Hademuot. |
frâget Engeltrûten, wiez laeg umbe ir bruoder Fridebreht! | Fragt Engeltrut, wie es um ihren Bruder Fridebreht steht! |
"ach ach, er hât verrenket sich vor vorhte", alsô hât si mir geseit, "der toersche kneht." | „ach, ach, er hat sich vor Furcht verrenckt“,, so hat sie mir erzählt, „der törichte Knabe.“ |
Sach ab ieman jenen mit der gickelvêhen täcken? | Sah jemand jenen mit der bunten Decke? |
die treget er ûf der hende und klopfet ûf sîn niuwez swert: | Die trägt er auf den Händen und klopft auf sein neues Schwert: |
dâ mite er uns des nahtes ab der gazzen wil erschrecken. | Damit will er uns nachts in denn Gassen erschrecken. |
der selbe dünket sich noch mêr dan drîer bônen wert, | Derselbe hält sich noch für mehr als drei Bohnen wert, |
als er danne gerûzet unde gedraeset, der vil übele man, | wenn er dann gelärmt und geschnaubt hat, der sehr schlimme Mann, |
und im sîn täcke ringeleht erklinget dem gelîche, als er trage ein goller an. | und seine Decke klingelt, als würde er ein Halsband tragen. |
Winterlied 13
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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Wi überwinde ich beide | Wie überwinde ich beide |
mîn líep ùnd die súmerzît? | meine Liebe und die Sommerzeit? |
ine kan die wolgetânen schiere niht verklagen. | Ich kann die Schönheit nicht so bald vergessen. |
von sô grôzem leide, | Von so großem Schmerz, |
mir ríuwe âne vröude gît, | bin ich erfüllt mit Traurigkeit ohne Freude, |
trûre ich wol von schulden nû ze disen trüeben tagen, | trauere ich sicher zu Recht in diesen trüben Tagen, |
di uns den winder kündent, der uns manger vröude roubet. | welche uns den Winter ankündigen, der uns so mancher Freude beraubt. |
sanges habent sich diu kleinen vogelîn geloubet: | Die kleinen Vögelchen haben das Singen aufgegeben: |
alsô möhte ich wol mit mînem sange stille dagen. | So möchte ich auch meinem Gesang verstummen lassen. |
Sol mich niht vervâhen | Sollte mich nicht mein Trost und meine liebe Hoffnung |
mîn trôst ùnd mîn líeber wân, | Erreichen, |
sô enweiz ich, waz genâden ich mich troesten mac. | so weiß ich nicht, welche Gnade mich trösten kann. |
wol mac ir versmâhen | Gewiss kann sie meinen Dienst |
mîn dienènst, den ích ir hân | verschmähen den ich ihr |
lange her geleistet und des ie mit triuwen phlac. | schon lange geleistet habe und den ich immer mit Treue pflegte. |
alsô phlaege ichs immer gerne, möhte ich des geniezen, | So pflegte ich es immer, möchte daraus einen Nutzen ziehen, |
sô daz mich die dörper mînes lônes iht verstiezen. | sodass mich die Dörper nicht um meinen Lohn berauben. |
des ist Uoze grîfic und sîn rûher schavernac. | Das ist der gierige Uoze und sein rauer Streich. |
Engelwân und Uoze | Engelwân und Uoze |
die zwênè sint mír geház | Die zwei sind mir verhasst |
(schaden unde nîdes muoz ich mich von in versehen) | (Vor ihrem Schaden und Neid muss ich mich vorsehen) |
und der geile Ruoze: | Und der wilde Ruoze: |
wie tíuwèr er sích vermáz, | Wie wichtig er sich vorkam, |
er bestüende mich durch sî! die drîe widerwehen | er griff mich wegen ihr an! Die drei Widersacher |
râtent unde brüevent, daz ich âne lôn belîbe. | berieten sich und prüften, damit ich ohne Lohn bleibe. |
niht envolge ir lêre, vrouwe, liebist aller wîbe! | Folge nicht ihrer Anweisung, Herrin, Liebste aller Frauen! |
lône mîner jâre; lâz in leit an mir geschehen! | Belohne meine Jahre; lass ihnen für mich Leid widerfahren! |
Vrouwe, dîne güete | Herrin, deine Güte |
di erkénne ich sô mánicvált, | die erkenne ich so häufig, |
daz ich liebes lônes von dir noch gedingen hân. | dass ich noch den lieben Lohn von dir erwarte. |
daz mich ie gemüete, | Es ist den Narren (?) und ihrer Gewalt |
die spränzlèr und ír gewált, | Geschuldet, |
daz was mit den bluomen hin. nu wil mir Engelwân | dass meine Laune mit den Blumen verwelkte. Nun will mir Engelwân |
dîne hulde verren: daz im müeze misselingen, | deine Gunst nehmen: Das muss ihm misslingen, |
sô daz hundert swert ûf sînem kophe lûte erklingeln! | so dass hundert Schwerter laut über seinem Kopf erklingen! |
snîdent sî ze rehte, sî zerüttent im den spân. | Sie schneiden ihn zurecht, sie verrücken ihm das ?. |
Seht an Engelwânen, | Seht Engelwan an, |
wie hôhe èr sîn hóubet treit! | wie hoch er sein Haupt trägt |
swanne er mit gespannem swerte bî dem tanze gât, | Wann immer er mit gezücktem Schwert zum Tanz geht, |
sô ist er niht âne | so verhält er sich ohne |
der vláemìschen höveschéit, | den flämisch höfischen Anstand, |
dâ sîn vater Batze wênic mit ze schaffen hât. | womit sein Vater Batze wenig zu tun hat. |
nu ist sîn sun ein oeder gouch mit sîner rûhen hûben: | Nun ist sein Sohn ein törichter Narr mit seiner Pelzmütze: |
ich gelîche sîn gephnaete ze einer saten trûben, | Ich vergleiche Aufgeblasenheit mit einer satten Taube, |
diu mit vollem krophe ûf einem korenkasten stât. | die mit vollem Kropf auf einem Kornspeicher steht. |
Swer in sîner tougen | Wer auch immer, mit seinem Verhalten |
ie líep òde léit gewán, | jemals Liebe oder Leid erfuhr, |
dem sint mîne sorgen und mîn kumber wol bekant. | dem sind meine Sorgen und mein Kummer wehr bekannt. |
sît ich mînen ougen | Seit ich meinen Augen |
den stîc nìht verbíeten kán, | den Blick nicht verbieten kann, |
sî enblicken hin, dâ Ruoze tanzet an ir hant, | schauen sie dorthin, wo Ruoze an ihrer Hand tanzte, |
sô verlâze ich kûme, deich mich selben niht enroufe: | so gehe ich mit Mühe, damit ich mich nicht mit ihm raufe: |
solhen wehsel nement, die dâ minnent, an ir koufe. | Solche Wechsel nehmen die, die lieben, in Kauf. |
Minne, lâ mich vrî! mich twingent sêre dîniu bant. | Liebe, lass mich frei! Dein Bann bedrängt mich schmerzlich. |
Minne, dîne snüere | Liebe, deine Fesseln, |
die twíngènt daz hérze mîn, | die bezwingen mein Herz, |
daz ich hân ze strîte wider dich deheine wer. | sodass ich im Kampf gegen dich nichts zu Wehr setzen kann. |
swie verholne ich rüere | Wie ich heimlich, |
den zímbèl der zélle dîn, | die Glocke deiner Zelle berühre, |
sô bin ich betwungen des, daz ich dir hulde swer. | so bin ich gezwungen, dir Treue zu schwören. |
vrouwe Minne, dîn gewalt ist wider mich ze strenge; | Herrin Minne, deine Gewalt gegen mich ist zu stark; |
küneginne, dîner ungenâde niht verhenge, | Königin, verhänge deine Ungnade nicht, |
daz si mich verderbe! ja ist si über mich ein her. | sodass sie mir Verderben bringt! Ja, sie ist mir überlegen. |
Winterlied 1
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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Winder, uns wil dîn gewalt | Winter uns will deine Kraft |
in die stuben dringen | Von den großen Linden weg |
von der linden breit: | In die Stuben drängen: |
dîne winde die sint kalt. | Deine Winde, die sind kalt. |
lerche, lâ dîn singen! | Lerche, lass dein Singen! |
dir hât widerseit | Dir hat der Frost und auch der Schnee |
beide rîfe und ouch der snê; | den Kampf angesagt. |
dû muost stille swîgen: | Du musst stillschweigen: |
sô klag ich den grüenen klê. | So betrauere ich den grünen Klee. |
meie, ich wil dir nîgen; | Mai, ich will mich vor die verbeugen; |
mir tuot der winder wê. | Mir bringt der Winter Leid. |
Tanzet, lachet, weset vrô! | Tanzt, Lacht, seid glücklich! |
Daz zimt wol den jungen | Das gefällt vor allem den Jungen |
disen winder lanc. | Diesen Winter lang. |
Iu ze stiuwer gibe ich sô | Für euch gebe ich deshalb, |
hiwer von mîner zungen | in diesem Jahr von meiner Zunge |
einen niuwen sanc, | einen neuen Gesang, |
daz ir âne swaeren muot | sodass ihr ohne getrübte Stimmung |
vreude mugt erbîten. | Freude erwarten könnt. |
Engelmâr, dîn stube ist guot: | Engelmar, deine Stube ist gut: |
küele ist an der lîten. | Kühl ist es an den Hängen. |
Der winder schaden tuot. | Der Winter richtet Schaden an. |
Etzel, Ruoze und Adelber | Etzel, Rouze und Adelber |
und der geile Rüele | und der wilde Rüele |
zesamen hânt gesworn | haben sich alle gegen |
alle ûf einen dörper hêr: | einen dörper verschworen: |
derst von Wîtenbrüele | Der ist von Witenbrüele |
und brüevet grôzen zorn. | Und hegt großen Zorn. |
daz enkunde ich ê noch sît | Das konnte ich seit jeher |
nie voltagedingen, | nie erfahren, |
Rüele enwolte enwiderstrît | Rüele wollte um die Wette |
an dem reien springen: | bei den Tänzen umherspringen: |
daz was Lanzen nît. | Das wollte aber Lanze nicht. |
Lanze eine treien treit, | Lanze trägt ein Wams, |
diu ist von barchâne, | Der ist aus ? |
grüene alsô der klê. | grün wie der Klee. |
ze wîge hât er sich bereit: | Zum Kampf hält er sich bereit: |
er lebet in dem wâne, | Er lebt in dem Glauben, |
daz im niht widerstê. | dass ihm man ihm nicht widerstehen kann |
dar in er gesteppet hât | Darin hat er sich |
ein guot îsnîn hemde, | ein gutes Eisenhemd genäht. |
limmende als ein ber er gât; | Er knurrt wie ein Bär; |
guot muot ist im vremde. | Gute Laune ist ihm fremd. |
erst kint, der in bestât. | Nur die Kinder stehen ihm bei. |
Lanze, der hât noch die frünt, | Lanze der hat noch Freunde, |
die in niht enlâzen, | die ihn nicht verlassen, |
swie gar er sî ein kint. | als wäre er noch ein Kind. |
drî hân ich iu schiere gekünt, | Euch drei habe ich sofort erkannt, |
die im ûf der strâzen | die ihm auf der Straße |
bîgestendic sint: | beigestanden haben: |
Îsenbolt und Îsenhart | Îsenbolt und Îsenhart |
und der junge Vrîte. | Und der junge Vrîte. |
Rüele der wart nie sô zart, | Rüele war nie so zart, |
er waer an dem strîte | er ist von dem Streit |
ze verhe wol bewart. | gewiss verschont geblieben. |
Sô lâz wirs vehten umb den lîp. | So lassen wir ab von dem Kampf um diese Personen. |
und gê wir zuo dem tanze: | Un gehen wir zum dem Tanz: |
dâ spring wir schône enbor. | Da springen wir hoch empor. |
nu wol ûf, meide und jungiu wîp, | Nun wohl auf, Mädchen und junge Frauen, |
Afrâ, Englîn, Franze, | Afrâ, Engelîn und Franze |
diu wil uns singen vor. | die uns vorsingen wollen. |
Metze breit...... | Metze zögert… |
und kumet Adelheite | und es kommt Adelheit |
und über ... Engellint | und über Engellint |
und Irmengart gemeite, | und die fröhliche Irmengart, |
daz sint gar schoeniu kint. | das sind wahrlich schöne junge Mädchen. |
Winterlied 27
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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Mirst von herzen leide, | Mir schmerzt mein Herz, |
daz der küele winder | dass der kalte Winter |
verderbet schoener bluomen vil: | die schönen Blumen alle verdirbt: |
sô verderbet mich ein senelîchiu arebeit. | genauso wie mich ein Liebesdienst zerstört. |
dise sorge beide | Diese beiden Sorgen, |
dringent mich hin hinder | drängen mich derweil zurück |
ze ende an mîner vreuden zil. | ans Ende meiner Freude/ Zuversicht |
owê, daz diu guote mit ir willen daz vertreit, | Oh weh, dass die Gute mir willentlich das verwehrt, |
sît si wol geringen mac | obwohl sie sicher mein ganzes Leid |
alle mîne swaere! | verringern könnte! |
hei, gelebte ich noch den tac, | Hei, würde ich den Tag noch erleben |
daz sî genaedic waere! | an welchem sie gnädig wäre! |
Swenne ich mich vereine | Wann auch immer ich mich vereine |
unde an sî gedenke, | und an sie denke, |
waer inder wîbes güete dâ, | war irgendeine Frau voller Güte, |
diune haete sich sô lange bî ir niht verholn. | die hätte sich so lange bei ihr nichts verdient. |
sît si lônet kleine | Seit sie meinen neuen Gesängen, |
mîner niuwen klenke, | nur wenig Aufmerksamkeit schenkt, |
wan mag ich dienen anderswâ? | Warum soll ich denn nicht anderswo dienen? |
nein, ich wil mit willen disen kumber langer doln. | Nein, ich will willentlich diesen Kummer noch länger erdulden. |
waz, ob noch ein saelic wîp | Was, wenn noch eine selige Frau |
gar den muot verkêret? | ganz die Gesinnung ändert? |
vreu mîn herze und troeste den lîp! | Erfreue mein Herz und tröste den Körper! |
diu zwei diu sint gesêret. | Die zwei die sind verwundet. |
Zuo dem ungemache, | Neben diesen Unannehmlichkeiten, |
den ich von ir lîde, | die ich wegen ihr erleide, |
sô twinget mich ein ander leit, | so belastet mich eine andere Sorge, |
daz vor allem leide mich sô sêre nie betwanc, | die mich von all diesem Kummer am meisten schmerzt, |
swiech dar umbe lache | auch wenn ich darüber lache |
und gebâre blîde: | und mich fröhliche verhalte: |
mir hât ein dörper widerseit | Ein dörper hat sich gegen mich erhoben |
umb anders niht wan umbe den mînen üppeclîchen sanc. | wegen nichts geringerem als meinem üblichen Gesang. |
derst geheizen Adeltir, | Der hieß Adeltir |
bürtic her von Ense, | Gebürtig in Ense, |
zallen zîten drôt er mir | zu jeder Zeit droht er mir, |
als einer veizten gense. | wie einer fetten Gans. |
Hiwer an einem tanze | In diesem Jahr bei einem Tanz |
gie er umbe und umbe. | Ging er hin und her. |
den wehsel het er al den tac: | Den Wechsel hätte er den ganzen Tag gemacht: |
glanziu schapel gap er umbe niuwiu krenzelîn. | Schimmernde Bänder und neue Blumenkränze gab er umher. |
Etzel unde Lanze, | Etzel und Lanze, |
zwêne knappen tumbe, | zwei törichte Burschen |
die phlâgen ouch, des jener phlac. | die auch das taten, das jener tat. |
Lanze der beswaeret ein vil stolzez magedîn; | Lanze bedrängte ein sehr stolzes Mädchen; |
eine kleine rîsen guot | Ein kleines feines Band/ ein kleiner feiner Kranz |
zarte er ab ir houbet, | Zerrte er ihr vom Kopf, |
dar zou einen bluomenhuot: | und gab ihr dafür einen Blumenkranz. |
wer het im daz erloubet? | Wer hat ihm das erlaubt? |
Owê sîner hende! | Oh weh, seine Hände! |
daz si sîn verwâzen! | Sie sollen verflucht sein! |
die vinger müezen werden vlorn, | Die Finger sollen ihm abfallen, |
dâ mit er gezerret hât den schedelîchen zar! | da er mit diesen den schädlichen Kranz heruntergerissen hat. |
hiete er ir gebende | Hätte er ihre Bänder |
ungezerret lâzen, | unberührt gelassen, |
daz kränzel hiete ouch sî verkorn. | so hätte das Kränzchen auch sie verschmerzt. |
er ist ungevüeger danne wîlen Engelmâr, | Er ist ungestümer als vor einer Weile Engelmâr, |
der gewalticlîchen nam | der Friderûn gewaltsam |
den spriegel Vriderûne. | den Spiegel entriss. |
des bin ich dem dörper gram, | Deshalb hege ich Zorn gegen die dörper, |
den selben Walberûne. | genauso wie auf Walberune. |
Dise alten schulde | Diese alte Schuld |
wecket mir diu niuwe: | erweckt in mir eine neue: |
ez hât ein geiler getelinc | Ein übermütiger Geselle hat mich an all das |
hiwer an mir erwecket, swaz mir leides ie geschach. | Leid erinnert, was mir je geschah. |
ê ichz lange dulde, | Bevor ich es lange erdulden muss, |
sêt des mîne triuwe, | seht meine Treue, |
gespringe ich zuo zim in den rinc, | ich springe zu ihm in den Ring, |
er bestât sîn buoze, daz er ir ze vrouwen jach, | er wird seine Strafe dafür erhalten, dass er Anspruch auf die Frau erhob, |
der ich lange gedienet hân | der ich lange, mit ganzer Beständigkeit |
her mit ganzer staete! | gedient habe! |
wolde er sî gerouwet lân, | Würde er sie in Ruhe lassen, |
wie rehte er danne taete! | wie recht er damit täte! |
Wê, waz hât er muochen! | Weh, was hat er für Flausen im Kopf! |
si kumt im niht ze mâze. | Er kann es nicht mit ihr aufnehmen (?) |
zwiu sol sîn pîneclîch gebrech? | Was soll sein quälender Lärm bringen? |
im enmac gehelfen niht sîn hovelîch gewant. | Ihm vermag sein höfisches Gewand nicht dabei zu helfen. |
er sol im eine suochen, | Er soll sich eine suchen, |
diu in werben lâze. | die ihn um sich werben lässt. |
diu sînen rôten buosemblech | Seine rote Brustbekleidung |
diu sint ir ungenaeme gar, dar zuo sîn hiufelbant. | und dazu sein Hüftband, sind ihr sehr unangenehm. |
enge ermel treit er lanc, | Er trägt lange enge und dabei lange Ärmel, |
die sint vor gebraemet, | die innen schwarz und außen weiß |
innen swarz und ûzen blanc. | sind. |
mit sîner rede er vlaemet. | Er redet wie ein Flamländer. |
Sîner snüere strangen | Seine Schnüre |
tengelnt an den orten: | Baumeln überall: |
dâ hanget wunder pfeffers an, | Daran hängen außergewöhnlich Pfeffer, |
muscât, negele, pfâwenspiegel: dêst der dörper glanz. | Muskat, Nelke, Pfauenkraut: das ist der ganze Glanz der dörper. |
er wil überdrangen | Er will ein Mädchen |
ein meit mit süezen worten, | mit süßen Worten überwältigen, |
des im doch niht gehelfen kan | sein übertriebenes Gewand und seine kostbare Schleppe |
sîn üppiclîch gewant und dar zuo sîn vil waeher swanz. | können ihm dabei nicht helfen. |
ein vil guotez lînîn tuoch, | Aus einem sehr guten Leinentuch, |
sehzehn elen kleine, | sechzehn Ellen lang, |
hât sîn hemde und ouch sîn bruoch: | sind sein Hemd und auch seine Hose: |
der site ist ungemeine. | |
Her Nîthart, mugt irz lâzen? | Herr Neidhart, werdet ihr es lassen? |
iu mac misselingen. | Es soll euch misslingen. |
nu habt ez ûf die triuwe mîn, | Nun habt ihr es bei meiner Treue, |
und mag ich, ez muoz iu bî dem tanze werden leit! | und vermag ich es, es muss euch bei dem Tanze Leid werden! |
welt ir uf der strâzen | Wollt ihr euch auf der Straße |
vil mit uns gedringen, | viel mit uns streiten, |
swie breit ab iuwer multer sîn, | wie breit muss den euer Brustpanzer sein, |
dâ gelpfe schînet under iuwer ringelehte pfeit, | der Glanz scheint unter eurem geringelten Kettenhemd hervor, |
und sult ir sîn der tiuvel gar | und solltet ihr sogar der Teufel sein |
mit iuwerm glitzeden huote, | mit eurem glänzenden Hut, |
zwâre ich mache in bluotes var | wahrlich mache ich euch |
mit mînem swerte guote. | mit meinem guten Schwert blutig. |
"Nû dar, ziere gesellen, | «Nun da, prächtigen Freunde, |
nu stât mir algelîche, | tut es mir gleich/nach |
helfet, daz wir in bestân, | helft, dass wir ihm Stand halten, |
der uns bî dem tanze mit gemache niht enlât! | der uns beim Tanz nicht in Ruhe lässt! |
ich trûwe in wol ervellen", | Ich hoffe wir bringen ihn zu Fall», |
sô sprach Amelrîche: | so sprach Amelriche: |
"die hant die muoz er mir hie lân, | «Die Hand die muss er mir da lassen, |
dâ der spreckelehte vogel oben ûfe stât, | da der gescheckte Vogel obenauf steht, |
und dar zuo dem zeswen fuoz, | und dazu den rechten Fuß, |
dar an der spore klinget. | an dem die Spore erklingt. |
jâ geschaffe ich mir sîn buoz, | Ja ich schaffe ihm seine Buße, |
daz er von uns niht singet." | sodass er nicht mehr von uns singt.» |
c1
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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Der swarcze dorn ist worden weis, | Der schwarze Dorn ist weiß geworden, |
nun hat der maie seinen vleis | nun hat der Mai seinen Fleiß |
geleget an den anger, | auf die Wiesen gerichtet. |
gar zergangen ist der schne, | Der Schnee ist völlig geschmolzen, |
man siht hewer aber als ee | man sieht sofort wieder wie zuvor |
die liechten plumblein swanger. | die Blümchen prall/ grell leuchten. |
der maie hat die veld gar schön beseczet | Der Mai hat das Feld mit feinen |
mit gamillen plúmlein fein, | Kamillen sehr schön geschmückt, |
fro so singen die vogelein, | glücklich singen die Vögelchen, |
irs laids sind sie ergeczet. | die von ihrem Leid befreit wurden. |
Da fúr ich lob die rainen weib, | Dafür lobe ich die reinen Frauen, |
der wolgetraut globter leib | deren wohlgetrauter gelobte Körper |
kan pringen hoch gemúte. | kann Euphorie erwecken. |
die sich vor valsche hand behút, | Die sich, vor falschen Händen hütet, |
die lob ich fur alles gut, | die lobe ich über alles |
so wol dir, weibes gute! | so wohl dir, gute Frau! |
weib, behalt dein er, das will ich dir raten, | Frau, bewahre deine Ehre, das will ich dir raten, |
durch dein frölich weiblich zucht | durch deine fröhliche, weibliche Erziehung. |
weib, du auserwelte frucht, | Frau, du auserwählte Frucht, |
la túme minner braten! | lass uns weniger plaudern! |
Nun sung ich gern der frawen mein, | Nun sang ich gerne für meine Damen, |
so irret mich ein ander pein, | als mich eine andere Qual störte, |
ich sahe die dörper raien | ich sah die dörper |
gar uppiglichen auf dem plan, | sehr übertrieben auf dem Platz tanzen, |
baide, frawen unde man, | sowohl Frauen als auch Männer, |
die empfiengen schön den maien. | diese empfingen schön den Mai. |
her langer Lancze, daz sult ir mir rechen, | Großer Herr Lanze, das sollt ihr mir büßen, |
darczu so clag ich euch, herr Pflug, | zudem klage ich euch an, Herr Pflug, |
ir rechet mir diesen ungefug, | iihr sollt diesen Unfug büßen, |
das in ir rúcken brechen. | sodass ihr euren Rücken brecht. |
Ich kam dohin gein Zeisselmaur, | Ich kam dahin bei Zeiselmauer, |
die fart ward mir eins tails zu sawer, | die Fahrt war mir teilweise zu schwer, |
ich hört da fremde mere. | ich hörte da fremde Erzählungen. |
do fand ich einen lobetancz | Da fand ich einen Lobestanz |
und von rosen mangen krancz, | und reichlich Rosenkränze, |
zergangen was mein swere. | sodass meine Schwere verging. |
ich zogt zu einem wirte, der was ziere, | Ich ging zu einem Wirt, der prächtig war, |
des ward Engelmair gewar, | das war der aufrichtige Engelmair. |
elen weit was im sein har, | Ellenlang war sein Haar, |
da hin so eilt er schiere. | schnell eilt er davon. |
zu vierczig gattelingen gut, | Vierzig starke Burschen, |
uppiglich stund in ir mut, | mit übermütigem Gemüt, |
die tanczten bei der linden. | die tanzten bei den Linden. |
er sprach: "herr Neithart der ist hie, | Einer sagte: „Herr Neidhart ist hier, |
der uns gespöttes nie erlie, | der uns sein Gespött nie erspart, |
wol auf, das wir in finden. | wohl auf, dass wir ihn finden. |
ir solt euch keines argen nicht gedencken, | Ihr sollt euch keine schlimmen Gedanken machen, |
ir get mir zúchtiglichen nach, | ihr geht mir folgsam nach |
auch seit zu fechten nicht zu gache, | seid auch nicht zu voreilig mit dem Fechten, |
wir sond im frolich schencken." | wir wollen ihm fröhlich einschenken. |
Vierczig käntelin mit wein | Vierzig Krüge mit Wein |
sie trungen in ein gertelein, | trugen sie in ein Gärtchen. |
gar gros was ir geraisse: | Sehr groß war ihr Getue. |
"seit got wilkum, herr Neithart, | „Seid willkommen, Herr Neidhart, |
euch sei geschenckt an diser fart." | euch soll geschenkt werden auf dieser Fahrt.“ |
ich saß in einem swaisse, | Ich saß verschwitzt dort |
ich sprach:"ich pin dem Neidhart ungeleiche, | Und sagte: „Ich bin nicht Neidhart, |
ich pin ein jeger, mir ist zorn, | ich bin ein Jäger, ich bin verärgert, |
ich hab die hunde sein verlorn, | da ich die Hunde des Fürsten |
des fursten von Osterreiche." | von Österreich verloren habe. |
Engelmair in da gepot | Daraufhin befahl ihnen Engelmair |
bei dem Leben an den todt, | auf Leben und Tod, |
das sie sich saczten alle. | dass sie sich alle setzen sollten. |
so zuhant da schankt man ein | Sogleich schenkte man ein |
den vil klaren osterwein, | Den sehr klaren Osterwein, |
den truncken sie mit schalle. | den tranken sie mit Freude. |
er sprach: "und wolt ir gogelfur erkennen, | Er sprach: „Und wollt ihr Torheiten erkennen, |
so siczt und seit ein frolich man, | so setzt euch und seid ein fröhlicher Mann, |
ich hilf euch mit gemach hin dan, | ich helfe euch auch damit |
wolt ir mich nimmer nennen." | wenn ihr mich nie mehr erwähnt.“ |
"Dir sei gelobet an die hant: | „Dir sei an die die Hand versprochen: |
du wirst von mir nicht mer genant, | Du wirst von mir nicht mehr genannt, |
was ich will furbas singen, | was auch immer ich in Zukunft singen |
und auch was gedichten kan, | und was auch immer ich dichten werde, |
du haist der ungenante man, | da heißt es nur der unbenannte Mann, |
du solt frolichen springen, | du sollt fröhlich springen, |
und hais die öden schaiden aus dem garten." | und die Öden aus dem Garten verbannen. (?) |
"wol auf, ir herrn, wir sollen gan | „Wohl auf, ihr Herren, wir sollen gehen |
gar zuchtiglichen auf den plan | Sehr sittsam auf den Platz |
und dienen frauen zarten." | Und den zarten Frauen dienen. |
Die verswunden so zuhant, | Die verschwanden sofort, |
do bracht man mir ein gut gewant, | da brachte man mir ein gutes Gewand, |
das must ich dannen furen | bevor ich abfahren musste. |
darczu so gabns mir ein pfert, | dazu gaben sie mir ein Pferd, |
das was wol dreissig pfunde werdt | das sicher dreißig Pfund wert war |
und zeltet nach den schnúren. | und es folgte an den Zügeln. |
des danckt ich schon den manen und den frawen | Das dankte ich gewiss den Männern und den Frauen |
und rait daczu in auf den plan, | und ritt dazu auf den Platz, |
da mochten siben hundert stan, | da standen sicher siebenhundert, |
die mich begunden schawen. | die begannen mich anzuschauen. |
Auf die rais so was mir gah, | Auf der Reise kam es mir vor, |
mir ward ein michel kaffen nach | als wäre ein (?) |
von liechten augen schöne. | von schönen leuchtenden Augen. |
Friderunen näckelin, | Die nackte Friederun, |
das gab fur die andern schein, | das erweckte für die Anderen (?) |
mit lob ichs imber kröne. | mit Lob kröne ich es immer. |
ich rait gein Wien und sagt die abenteure, | Ich ritt Richtung Wien und erzählte die Abenteuer, |
wie sie mir alle trúgen has, | wie sie sich mir zugetragen haben, |
da ich in dem garten saß, | als ich in dem Garten saß, |
iedoch ward mir ir stewre. | jedoch war mir ihr (?) |
Der herczog sandt gein Zeisselmaur, | Der Herzog sandte mich nach Zeiselmauer, |
er lie frei den selben pauer | er ließ denselben Bauern frei |
und all sein hausgenossen. | und all seine Hausgenossen. |
des ward fro der Engelmar, | Daran erfreute sich Engelmar, |
der mir half frölich von der schar | der mir fröhlich aus der Schar half |
wol auf des reiches strassen. | auf der sehr vollen Straße. |
und Engelmair wil ich nimmer nennen, | Und Engelmair will ich ihn nie mehr nennen, |
er haist der ungenante man, | er heißt der unbenannte Mann, |
der wol mit Friderúnen kan, | der gewiss den Friederunen kennt, |
ir múgt in wol erkennen. | ihr mögt ihn gewiss kennen. |
Sommerlied 22
Mittelhochdeutsch | Neuhochdeutsch |
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Der winter hât ein ende. | Der Winter ist zu Ende. |
komen ist uns der meie, | Der Mai ist zu uns gekommen, |
der uns bluomen bringet manger leie. | der uns so mache Blumen bringt. |
ich hœr diu vogelîn singen. | Ich höre die Vögelchen singen. |
wir suln alle springen, | Wir sollen alle springen, |
sîn gemeit. | und glücklich sein. |
der walt ist wol geloubet, | Der Wald ist prächtig voller Blätter |
diu linde guldîn tolden treit. | Die Linde trägt eine goldene Baumkrone. |
Der linden welnt ir tolden | Die Linde will ihre Krone |
von niuwem loube rîchen, | mit neuem Laub bereichern; |
dar under lâzent nachtigal dar strîchen: | Darunter lassen sich die Nachtigallen nieder: |
si singent wol ze prîse | Schön singen sie, |
vremde süeze wîse, | um die fremde, liebliche Wiese zu ehren, |
dœne vil. | sie singen reichlich. |
si vreunt sich gein dem meien: | Sie freuen sich am Mai: |
sîn kunft diu ist ir herzen spil. | Seine Ankunft erfreut ihre Herzen. |
Si sprechent, daz der winder | Sagen, dass der Winter |
hiuwer sî gelenget. | dieses Jahr länger gewesen sei. |
nu ist diu wise mit bluomen wol gemenget, | Nun ist die Wiese schön mit Blumen geschmückt, |
mit liehter ougenweide | eine leuchtende Augenweide |
rôsen ûf der heide | die Rosen auf der Heide |
durch ir glanz. | durch ihren Glanz. |
der sante ich Vriderûnen | Da schickte ich Friederun |
einen wolgetânen kranz. | einen wohlgelungenen Kranz. |
Die vogele in dem walde | Die Vögel im Wald |
singent wünneclîchen. | Singen wunderschön. |
stolze mägde, ir sult ein niuwez tîchen. | Stolze Mädchen, euch erwartet Neues. |
vreut iuch lieber mære! | Freut euch über diese Nachricht! |
maneges herzen swære | So manche Herzensschwere |
wil zergân. | Wird vergehen. |
tuot, als ich iuch lêre, | Macht, wie ich es euch lehre, |
strîchet iuwer kleider an! | zieht eure Kleider an! |
Ir brîset iuch zen lanken, | Ihr fasst die Hüften ein, |
stroufet ab die rîsen! | streift die Schleier ab! |
wir sulnz ûf dem anger wol wikîsen. | Wir sollen auf dem Feld schön tanzen. |
Vriderûn als ein tocke | Friederun sprang wie eine Puppe |
spranc in ir reidem rocke | in ihrem drehenden Rock |
bî der schar: | Bei der Schar: |
des nam anderthalben | Das vernahm da |
Engelmâr vil tougen war. | Engelmar ganz heimlich. |
Dô sich aller liebes | Als sich alle Liebenden |
gelîch begunde zweien, | sogleich vereinten, |
dô sold ich gesungen haben den reien, | da sollte ich zu den Tänzen singen |
wan daz ich der stunde | nur konnte ich in dieser Stunde |
niht bescheiden kunde | nicht so handeln/ dies nicht tun |
gegen der zît, | trotz der Zeit, |
sô diu somerwünne | sodass das Sommerglück |
manegem herzen vreude gît. | manchem Herz Freude bereite. |
Nu heizent sî mich singen; | Jetzt wollen sie, dass ich singe; |
ich muoz ein hûs besorgen, | Ich muss ein Haus versorgen, |
daz mich sanges wendet manegen morgen. | welches mich an manchen Morgen vom Singen abhält. |
wie sol ich gebâren? | Wie soll ich mich verhalten? |
mirst an Engelmâren | Mich beunruhigt an |
ungemach, | Engelmar, |
daz er Vriderûnen | dass er Friederun |
ir spigel von der sîten brach. | ihren Spiegel von der Hüfte riss. |
Sîner basen bruoder | Dem Bruder seiner Cousine (?) |
hiet sis wol erlâzen. | hätte sie es wohl erlassen |
er kan sich deheiner dinge mâzen; | Er kann sich bei keinen Dingen mäßigen: |
er ist ein tœrscher Beier. | Er ist ein ungestümer Bayer. |
er und der junge meier | Er und der junge Meier |
tuont ir leit. | Taten ihr Leid an |
noch hât sî den vriunt, | Noch hat sie den Freund, |
der imz die lenge niht vertreit. | der die Distanz nicht erträgt. |
Dar umbe wil si aber | Darum will aber |
ein Engelmâr vertrîben. | Engelmar sie vertreiben. |
er ist ein gemzinc under jungen wîben. | Er ist ein Bock unter jungen Frauen. |
er ist ein ridewanzel, | Er tanzt den Ridewanzel, |
in dem geu vortanzel. | er ist ein Vortänzer (?) |
sîn gewalt | Seine Gewalt, |
der ist an dem reien | die ist beim Tanzen |
under den kinden manicvalt. | unter den jungen Mädchen häufig. |
Daz ist Friderûne | Dass ist für Friederun |
ein lange werndiu swære | ein langanhaltender Schmerz |
von Engelmâre dem tœrschen tanzprüevære, | von Engelmar, dem törichten Tanzleiter, |
daz er ir torste lâgen. | als er ihr am Türpfosten auflauerte. |
daz klagtes al ir mâgen. | Das beklagte all ihr Tun. |
umbe den schal | Vor dem Schall |
solt dû dich nu hüeten, | Sollst du dich nun hüten, |
Friderûn! fluch gein Riuwental! | Friederun! Flieh nach Riuwental! |
Der het ir genomen | Der hat ihr scherzhaft |
in schimphe ein tockenwiegel. | eine Puppenwiege genommen. |
daz hiet wir verklagt, niewan den spiegel | Dass hätten wir verkraftet, nicht aber den Spiegel |
(der was von helfenbeine, | (Der war aus Elfenbein, |
wæhe, ergraben kleine), | kostbar und klein graviert) |
den sîn hant | denn seine Hand |
ir nam gewalticlîche; | ihr gewaltsam weg nahm: |
dâ von al mîn vreude swant. | Weshalb all meine Freude verschwand. |
Ir sult mirz wol gelouben | Ihr sollt es mir wohl glauben, |
ich sag iz niht gerne: | ich sage es nicht gerne: |
diu spiegelsnuor diu kom her von Iberne. | Die Spiegelschnur stammt aus Iberne. |
ez was ein wæher borte. | Es war eine kostbare Borte. |
niden an dem orte | unten am Ende |
stuonden tier | befanden sich Tiere |
geworht von rôten golde. | mit rotem Gold verziert. |
nie geschach sô leide mir. | Nie ist mir so ein Leid widerfahren. |
Daz ich niht frœlîch singe, | Dass ich nicht fröhlich singe, |
daz wendet mir ein swære, | bereitet mir eine Schwere, |
von der ich alsô gerne ledic wære. | derer ich mich gern entledigen würde. |
dise dorfgebûwer | Diese Dorfbewohner |
die nimt des gar untûwer: | die interessieren sich dafür nicht: |
si tragent mir haz. | Sie begegnen mir mit Hass. |
ob si niht enwæren, | Wenn sie nicht wären, |
sô sunge ich für wâr fürebaz. | würde ich sicher weiter singen. |
Erkenbreht und Uoze | Erkenbrecht und Uoze |
und der ungenante, | Und der Ungenannte |
Gozbreht, der mich ofte sanges wante, | Gosbrecht, der mich oft am Singen hinderte, |
die sint nu gar gesweiget | die sind nun ganz verstummt |
unde ir freude seiget | und ihre Freude schwankt |
hin unt her. | hin und her. |
ir schîbe, diu gienc ebene, | Ihre Kugel, die ging gleichmäßig, |
diu ist gestrûchet nû entwer. | die rollt nun hin und her. |
Frou Hilde und getelinge, | Frau Hilde und die Gesellen, |
die sprungen an ir hende, | die an ihrer Hand tanzten, |
ir tanz der was dô âne missewende. | ihr Tanz verlief ohne Unheil. |
nu habent sî erworben, | Nun haben sie erreicht, |
daz er ist verdorben. | dass er verdorben ist. |
ir üppekeit | Ihre Übertriebenheit, |
ich wæn diu hât geprüevet | meine ich, hat |
in manec gespötte unde leit. | so manches Gespött und Leid erzeugt. |