Bekenner in Legenden: Unterschied zwischen den Versionen

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Entstanden ist die Form der Bekennerlegenden erst ab dem 4. Jahrhundert n. Chr., als der christliche Glaube anfing sich zu etablieren. Ab diesem Zeitpunkt war der Märtyrertod keine Option mehr für die Gläubigen und es musste einen neuen Weg geben, seinen Glauben zu bezeugen. An dieser Stelle stehen nun die Bekenner, die durch ihre asketische Lebensweise in der geistigen Imitatio Christi Jesus nachfolgen.  
Entstanden ist die Form der Bekennerlegenden erst ab dem 4. Jahrhundert n. Chr., als der christliche Glaube anfing sich zu etablieren. Ab diesem Zeitpunkt war der Märtyrertod keine Option mehr für die Gläubigen und es musste einen neuen Weg geben, seinen Glauben zu bezeugen. An dieser Stelle stehen nun die Bekenner, die durch ihre asketische Lebensweise in der geistigen Imitatio Christi Jesus nachfolgen.  
Ereignisgeschichtlich setzt sich das Christentum 313 n.Chr. unter dem römischen Kaiser Konstantin durch, weswegen dieses Jahr auch als Konstantinische Wende bezeichnet wird. In den drei Jahrhunderten davor musste man sich als Christ klar darüber sein, dass man jederzeit verfolgt und gefoltert werden konnte.  
Ereignisgeschichtlich setzt sich das Christentum 313 n.Chr. unter dem römischen Kaiser Konstantin durch, weswegen dieses Jahr auch als Konstantinische Wende bezeichnet wird. In den drei Jahrhunderten davor musste man sich als Christ klar darüber sein, dass man jederzeit verfolgt und gefoltert werden konnte.  
Zu den Vorbildern der Bekenner zählen die sogenannten Wüstenväter wie beispielsweise Antonius. Sie waren die ersten Eremiten, die ihren Glauben im Verzicht auf die Welt und einer besonders enthaltsamen Lebensweise ausübten. Hier entstehen später die ersten Gemeinschafts- und sogar Klosterbildungen.  
Zu den Vorbildern der Bekenner zählen die sogenannten Wüstenväter wie beispielsweise der "ägyptische Einsiedler Antonius, [der] in sich die Vollkommenheit der alttestamentlichen Propheten, der Apostel und der Märtyrer vereint" [Angenendt: Heilige und Reliquien, S.70.] . Sie waren die ersten Eremiten, die ihren Glauben im Verzicht auf die Welt und einer besonders enthaltsamen Lebensweise ausübten. Hier entstehen später die ersten Gemeinschafts- und sogar Klosterbildungen.
Nähere ereignisgeschichtliche Informationen lassen sich bei 'Peter Gemeinhardt: Die Heiligen. Von den frühchristlichen Märtyrern bis zur Gegenwart' nachlesen.


===Das weiße Martyrium===
===Das weiße Martyrium===
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===Nikolaus===
===Nikolaus===
Die Legende des heiligen Nikolaus beginnt bereits mit seiner Geburt. Schon vom ersten Tag seines Lebens kann er stehen und verhält sich völlig untypisch für ein Kind, da er bereits in jungen Jahren sehr enthaltsam lebt. Seine Heimatstadt ist Patera und er wird als Sohn von frommen und wohlhabenden Eltern geboren. Die Kirche bietet ihm schon früh eine wichtige Anlaufstelle, die er oft aufsucht. Nach dem Tod seiner Eltern ist es sein Wunsch, den Reichtum der Familie in Gottes Auftrag an Bedürftige verteilen. Er hilft beispielsweise einem Mann und seinen Kindern aus der Armut, indem er ihm Goldklumpen mit großen Wert vermacht. Allerdings ist es ihm fremd, dafür Verehrung zu erhalten.  
Die Legende des heiligen Nikolaus beginnt bereits mit seiner Geburt. Schon vom ersten Tag seines Lebens kann er stehen und verhält sich völlig untypisch für ein Kind, da er bereits in jungen Jahren sehr enthaltsam lebt. Seine Heimatstadt ist Patera und er wird als Sohn von frommen und wohlhabenden Eltern geboren. Die Kirche bietet ihm schon früh eine wichtige Anlaufstelle, die er oft aufsucht. Nach dem Tod seiner Eltern ist es sein Wunsch, den Reichtum der Familie in Gottes Auftrag an Bedürftige verteilen. Allerdings ist es ihm fremd, dafür Verehrung zu erhalten.
 
Seinen starken Glauben zeigte Nikolaus durch eine fromme und vorbildhafte Lebensweise. So hat er einst einem vornehmen, aber armen Mann aus der Armut geholfen. Dieser war gezwungen seine Töchter zur Unzucht anzuhalten, Nikolaus umwickelte aber einen Goldklumpen mit einem Lappen und warf ihn heimlich in der Nacht in das Haus. Mit diesen Goldklumpen konnte der Mann seiner Töchter verheiraten. Nach dem Nikolaus dies wiederholte, nahm der Vater sich vor, herauszufinden wer ihn aus der Armut geholfen hatte. Beim dritten Mal warf Nikolaus die doppelte Menge an Gold rein, der Mann entdeckte ihn dabei, versprach aber, dass er die Identität seines Spenders geheim hielt [vgl. Legenda Aurea: Nikolauslegende, S.129.].
Ein anderes Mal half Nikolaus den Bürgern seiner Provinz aus, die von Hungersnot geplagt wurden. Als Seeleute anlegten, bat er diese etwas Getreide zu erübrigen, diese weigerten sich jedoch, da sie verpflichtet waren alles Getreide dem Kaiser zu bringen und es genauestens abgezählt wurde. Nikolaus versprach darauf, dass sie keine Einbüßen machen würden. Wie durch ein Wunder konnten sie genau dieselbe Menge an Getreide ohne Verluste an die königlichen Verwalter abgeben. Die Bürger haben von dem gespendeten Getreide die nächsten zwei Jahre im Überfluss leben [vgl. Legenda Aurea: Nikolauslegende, S.133.].
Zu den Wundern, die Nikolaus zu Lebzeiten verübt hatte, kommen noch diejenigen, die sich erst nach seinem Tod ereignen. Bei seinem Begräbnis entspringen zwei Quellen unmittelbar neben dem Sarkophag, eine mit Salböl am Kopf- und eine mit Wasser am Fußende [vgl. Legenda Aurea: Nikolauslegende, S.139.]. Viele Geschichten erzählen davon, welche Wunder durch sein Anrufen und durch Bitten an ihn posthum auf der Erde verübt wurden (beispielsweise die Rettung des Sohnes aus den Fängen des Königs, Legenda Aurea S.145).  
 
Generell lässt sich sagen, dass er vielen Menschen hilft, dass er fastet und viel betet und stets demütig vor Gott ist. Diese fromme und vorbildhafte Lebensweise machen ihn zu einem Bekenner und Zeugen des christlichen Glaubens.
Generell lässt sich sagen, dass er vielen Menschen hilft, dass er fastet und viel betet und stets demütig vor Gott ist. Diese fromme und vorbildhafte Lebensweise machen ihn zu einem Bekenner und Zeugen des christlichen Glaubens.


===Die Siebenschläferlegende===
===Die Siebenschläferlegende===
Als Siebenschläfer von Ephesus werden in der christlichen Legendentradition sieben junge Männer genannt, die auf der Flucht vor der Glaubensverfolgung Schutz in einer Höhle suchten und dort in einen Jahrhunderte dauernden Schlaf verfielen. Obwohl den Protagonisten auf den ersten Blick eine sehr passive Rolle zugeschrieben wird, tritt auch bei ihnen das Märtyrermotiv in Kraft. Sie bleiben vor ihrem Schlaf dem christlichen Glauben treu und ihre Standhaftigkeit kann auch durch Verfolgung und Folter nicht weichen. Es heißt, sie wären, ihre Seelen in Gottes Hände legend, friedlich eingeschlafen. Hier lässt sich die typische Trennung von Seele und Körper besonders gut erkennen. Noch zu ihrem langen Schlaf soll die Höhle mit großen Steinen verschlossen werden. Jahre später, als die Sieben in glänzendem Licht aufwachen oder besser von Gott aufgeweckt werden, hat sich die politische und religiöse Lage verändert und ebenso steht ein anderer Kaiser an der Spitze. Die sieben Männer laufen in die Stadt und erzählen ihre Geschichte, selbst kaum bergeifend, was ihnen da zugestoßen ist.
Auch die Siebenschläfer-Legende erzählt von Bekennern. Sie erzählt von sieben jungen Männern, den sieben Schläfern von Ephesus, die das Martyrium erwarten müssen. Sie werden von dem „bose keiser“ [Väterbuch: Die Siebenschläferlegende, V. 38125.] Decius, so wie viele andere Christen, verfolgt. Die sieben Männer weigerten sich von ihrem Gott abzuwenden und dem Herrscher Opfer zu bringen. Um sich vor seiner Verfolgung zu schützen, verbergen sich die Männer in einer Höhle. Nur einer, der Jüngste namens Malchus („Malkus“) [Väterbuch: Die Siebenschläferlegende, V. 38245.], wagt es sich aus der Höhle verkleidet als Bettler um Nahrung zu besorgen. Bei einem seiner Botengänge erfährt er, dass der Kaiser ihnen nachstellte. Mit zu wenig Nahrung und Furcht beteten die Männer zu Gott und legten sich schlafen, zum Martyrium bereit. Der Kaiser, der ihr Versteck fand, lies die Hölle zu mauern. Christen zeichneten ihr Martyrium auf und mauerten diese Schrift mit ein. Zwei Jahrhunderte später, als das römische Reich bereits christianisiert war und unter dem Herrscher Kaisers Theodosius stand, erwachten die Männer. Der Höhleneingang stand offen, eine Bauer hatte die Steine abgebaut, und Malchus begab sich wieder in die Stadt. Beim Versuch Brot mit seinen Münzen, die den Kaiser Decius prägten, wurde er zum Bischoff gesandt. Dieser erkannte ein Wunder. Der älteste der Männer verkündete, sie wurden erweckt, um Zeugnis für die Auferstehung der Toten abzulegen. Danach gaben die sieben Männer ihren Geist auf.
 
Elke Koch beschreibt „Wunder […] als Handlungen, die dem Protagonisten zugeschrieben werden, oder Gott, der sich des Heiligen als Instrument und Mittler bedient […]“ [Koch, S.75.] oder, wie es in der Siebenschläfer-Legende passiert, werden sie als Widerfahrnisse erzählt. Trotz der Christianisierung breiten sich Zweifel an der Lehre der Auferstehung des Leibes aus [vgl. Koch, S.86.]. Darauf erweckt die Gott die Sieben Schläfer, wie auch Christi zuvor, und sie werden das Instrument und Mittler des Wunders.  
Generell sind die Parallelen mit der Geschichte zu Jesus Kreuzigung und Auferstehung sehr deutlich [vgl. Koch, S.87.]: Wie auch Jesus, werden die sieben Männer von ihren Nächsten, ihren Vätern, verraten. Diese beichten dem Kaiser Decius ihr Versteck in der Höhle, worauf dieser sie einmauern kann. Die Männer werden von Gott geweckt um die Zweifel an den Glauben der Christen zu beseitigen, so ist auch Jesus am dritten Tag auferstanden. Nach ihrem Zeugnis sterben bzw. Fahren die sieben Männer und Christus in den Himmel auf.
Die Männer haben sich nicht von ihrem Glauben abgewendet und haben ihren Märtyrertod erwartet. Jedoch werden sie von Gott bereits vor der Zweifeln an der Auferstehung in einen langen Schlaf versetzt, um sie später für das Zeugnis wieder zu erwecken. Diese Legende erzählt innerhalb von Märtyrern, aber hat Merkmale, wie die Imitatio Christi und Wunder, einer Bekenner-Legende.


==Literaturverzeichnis==
==Literaturverzeichnis==
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*[*Hörner 2003, S.337.] Hörner, Petra: Spiritualisierung und Konkretisierung des Martyriumgedankens in der deutschen Literatur des Mittelalters, in: Wolfgang Adam (Hg.): Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte, Bd. 97, Heidelberg 2003, S.337.
*[*Hörner 2003, S.337.] Hörner, Petra: Spiritualisierung und Konkretisierung des Martyriumgedankens in der deutschen Literatur des Mittelalters, in: Wolfgang Adam (Hg.): Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte, Bd. 97, Heidelberg 2003, S.337.
*[*Hörner 2003, S.348.] Hörner, Petra: Spiritualisierung und Konkretisierung des Martyriumgedankens in der deutschen Literatur des Mittelalters, in: Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte, Bd. 97; Wolfgang Adam (Hg.), Heidelberg 2003, S. 348.
*[*Hörner 2003, S.348.] Hörner, Petra: Spiritualisierung und Konkretisierung des Martyriumgedankens in der deutschen Literatur des Mittelalters, in: Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte, Bd. 97; Wolfgang Adam (Hg.), Heidelberg 2003, S. 348.
*[*Angenendt: Heilige und Reliquien, S.70.] Angenendt, Arnold: Heilige und Reliquien, Die Geschichte ihres Kults vom frühen Christentum bis zur Gegenwart, S.70.
* Gemeinhardt, Peter: 2. Spätantike, in: Die Heiligen. Von den frühchristlichen Märtyrern bis zur Gegenwart, München 2010, S.25-42.
*[*vgl. Legenda Aurea: Nikolauslegende, S.129.]
*[*vgl. Legenda Aurea: Nikolauslegende, S.133.]
*[*vgl. Legenda Aurea: Nikolauslegende, S.139.]
*[*Väterbuch: Die Siebenschläferlegende, V. 38125.]
*[*Väterbuch: Die Siebenschläferlegende, V. 38245.]
*[*Koch, S.75.] Koch, Elke: Zeit und Wunder im hagiographischen Erzählen. Pansynchronie, Dyschronie und Anachronismus in der Navigation Snacti Brendani und der Siebenschläferlegende (Passion und Kaiserchronik), in: Gleichzeitigkeit. Narrative Synchronisierungsmodelle in der Literatur des Mittelalter und der Frue, 2015, S.75.
*[*vgl. Koch, S.86.] Koch, Elke: Zeit und Wunder im hagiographischen Erzählen. Pansynchronie, Dyschronie und Anachronismus in der Navigation Snacti Brendani und der Siebenschläferlegende (Passion und Kaiserchronik), in: Gleichzeitigkeit. Narrative Synchronisierungsmodelle in der Literatur des Mittelalter und der Frue, 2015, S.86.
*[*vgl. Koch, S.87.] Koch, Elke: Zeit und Wunder im hagiographischen Erzählen. Pansynchronie, Dyschronie und Anachronismus in der Navigation Snacti Brendani und der Siebenschläferlegende (Passion und Kaiserchronik), in: Gleichzeitigkeit. Narrative Synchronisierungsmodelle in der Literatur des Mittelalter und der Frue, 2015, S.87.
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Aktuelle Version vom 2. April 2021, 14:31 Uhr