Die Sechs-Weltzeitalter-Lehre und das mittelalterliche Geschichtsverständnis: Unterschied zwischen den Versionen

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Die sechs-Weltzeitalter-Lehre ist ein Modell der Geschichtsperiodisierung des Mittelalters. Es gliedert die Geschichte in sieben Zeitalter, in sechs weltliche und ein jenseitiges. Die durch Augustinus (354-430 n. Chr.) verbreitete christliche Lehre steht im Kontext der Heilsgeschichte. Erst Ende des 17. Jahrhunderts kam die Epochentrias „Antike-Mittelalter-Neuzeit“ als Geschichtsgliederung der Moderne auf.
 
 
 
'''Die sechs-Weltzeitalter-Lehre ist ein Modell zeitgenössischer Geschichtsperiodisierung des Mittelalters. Es gliedert die Geschichte in sieben Zeitalter, in sechs weltliche und ein jenseitiges. Die durch Augustinus (354-430 n. Chr.) verbreitete christliche Lehre steht im Kontext der Heilsgeschichte. Erst Ende des 17. Jahrhunderts kam die Epochentrias „Antike-Mittelalter-Neuzeit“ als Geschichtsgliederung der Moderne auf.'''
 
 
 
 
====Inhalt====
# Gliederung der sechs Weltzeitalter
# Die Lehre im Kontext der Heilsgeschichte
# Analogien zu der sechs-Weltzeitalter-Lehre
# Entstehung und Verbreitung der Lehre
 
 


===1. Gliederung der sechs Weltzeitalter===
===1. Gliederung der sechs Weltzeitalter===


Die sechs Weltalter (lat. "aetates") gliedern sich folgendermaßen:
 
Die sechs Weltalter (lat.: "aetates") gliedern sich folgendermaßen:
# Von Adam - Noah (Sintflut)
# Von Adam - Noah (Sintflut)
# Von Noah - Abraham
# Von Noah - Abraham
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# Von Nebukadnezar - Geburt Christi
# Von Nebukadnezar - Geburt Christi
# Von Geburt Christi - Jüngster Tag
# Von Geburt Christi - Jüngster Tag


====2. Die Lehre im Kontext der Heilsgeschichte====
====2. Die Lehre im Kontext der Heilsgeschichte====
    
    
Im Gegensatz zu unserem heutigen Geschichtsverständnis sahen die Menschen im Mittelalter ihre Zeit nicht als einen Zeitraum der Geschichtsmitte zwischen Antike und Neuzeit. Sie glaubten sich inmitten des sechsten Weltalters der Heilsgeschichte, das mit dem Kreuzestod Christi begonnen hatte und am Tag des Jüngsten Gerichtes sein Ende nehmen würde.  
Im Gegensatz zu unserem heutigen Geschichtsverständnis sahen die Menschen im Mittelalter ihre Zeit nicht als einen Zeitraum der Geschichtsmitte zwischen Antike und Neuzeit. Sie glaubten sich inmitten des sechsten Weltalters der Heilsgeschichte, das mit dem Kreuzestod Christi begonnen hatte und am Tag des Jüngsten Gerichtes sein Ende nehmen würde.  
   
   
Das siebte Zeitalter, das neue Aion, würde, nach mittelalterlichem Weltbild, mit der Wiederkehr Christi, der sogenannten Parusie, beginnen. Damit einher gingen das Weltgericht und der Untergang der diesseitigen Welt. Das neue Aion würde die ewige Sabbatruhe für Gott und die erlösten Menschen im Jenseits bedeuten.
Das siebte Zeitalter, das neue Aion, würde, nach mittelalterlichem Weltbild, mit der Wiederkehr Christi, der sogenannten Parusie, beginnen. Damit einher gingen das Weltgericht und der Untergang der diesseitigen Welt. Das neue Aion würde die ewige Sabbatruhe für Gott und die erlösten Menschen im Jenseits bedeuten.


====3. Analogien zu der sechs-Weltzeitalter-Lehre====
====3. Analogien zu der sechs-Weltzeitalter-Lehre====


Die Lehre der sechs Weltzeitalter ist als Analogie zu den sechs Schöpfungstagen zu sehen. Kirchenvater Augustinus von Hippo (354-430) sah sie zudem als makrokosmisches Äquivalent zu den sechs Lebensaltern eines jeden Menschen. Diese mikrokosmischen Lebensalter stellen, parallel zur sechs-Weltzeitalter-Lehre, Etappen auf dem heilsgeschichtlichen Entwicklungsweg des Menschen dar.


Die Lehre der sechs Weltzeitalter ist als Analogie zu den sechs Schöpfungstagen zu sehen. Kirchenvater Augustinus von Hippo (354-430) sah sie zudem als makrokosmisches Äquivalent zu den sechs Lebensaltern eines jeden Menschen. Diese mikrokosmischen Lebensalter stellen, parallel zur sechs-Weltzeitalter-Lehre, Etappen auf dem heilsgeschichtlichen Entwicklungsweg des Menschen, dem ''civitas dei'' dar.
Diese Lebensabschnitte gliedern sich wie folgt:
Diese Lebensabschnitte gliedern sich wie folgt:


1. infantia (bis 7 Jahre) – Kindheit
1. infantia (bis 7 Jahre) – Kindheit
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6. senectus  (ab 50) - Greisenalter
6. senectus  (ab 50) - Greisenalter
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Aktuelle Version vom 25. Februar 2016, 15:10 Uhr

Die sechs-Weltzeitalter-Lehre ist ein Modell der Geschichtsperiodisierung des Mittelalters. Es gliedert die Geschichte in sieben Zeitalter, in sechs weltliche und ein jenseitiges. Die durch Augustinus (354-430 n. Chr.) verbreitete christliche Lehre steht im Kontext der Heilsgeschichte. Erst Ende des 17. Jahrhunderts kam die Epochentrias „Antike-Mittelalter-Neuzeit“ als Geschichtsgliederung der Moderne auf.

1. Gliederung der sechs Weltzeitalter

Die sechs Weltalter (lat. "aetates") gliedern sich folgendermaßen:

  1. Von Adam - Noah (Sintflut)
  2. Von Noah - Abraham
  3. Von Abraham - David
  4. Von David - Nebukadnezar (babylonisches Exil)
  5. Von Nebukadnezar - Geburt Christi
  6. Von Geburt Christi - Jüngster Tag

2. Die Lehre im Kontext der Heilsgeschichte

Im Gegensatz zu unserem heutigen Geschichtsverständnis sahen die Menschen im Mittelalter ihre Zeit nicht als einen Zeitraum der Geschichtsmitte zwischen Antike und Neuzeit. Sie glaubten sich inmitten des sechsten Weltalters der Heilsgeschichte, das mit dem Kreuzestod Christi begonnen hatte und am Tag des Jüngsten Gerichtes sein Ende nehmen würde.

Das siebte Zeitalter, das neue Aion, würde, nach mittelalterlichem Weltbild, mit der Wiederkehr Christi, der sogenannten Parusie, beginnen. Damit einher gingen das Weltgericht und der Untergang der diesseitigen Welt. Das neue Aion würde die ewige Sabbatruhe für Gott und die erlösten Menschen im Jenseits bedeuten.

3. Analogien zu der sechs-Weltzeitalter-Lehre

Die Lehre der sechs Weltzeitalter ist als Analogie zu den sechs Schöpfungstagen zu sehen. Kirchenvater Augustinus von Hippo (354-430) sah sie zudem als makrokosmisches Äquivalent zu den sechs Lebensaltern eines jeden Menschen. Diese mikrokosmischen Lebensalter stellen, parallel zur sechs-Weltzeitalter-Lehre, Etappen auf dem heilsgeschichtlichen Entwicklungsweg des Menschen dar.

Diese Lebensabschnitte gliedern sich wie folgt:

1. infantia (bis 7 Jahre) – Kindheit

2. pueritia (bis 14) - Knabenalter

3. adelescentia (-28/30) - Jugendzeit

4. iuventius (-40) - Mannesalter

5. gravetas (-50) - Lebensabschnitt des alternden Mannes

6. senectus (ab 50) - Greisenalter