Narrenkleid und Rüstung: Standesidentität im Parzival: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Artikel soll zeigen, was in der Gesamtheit die ritterliche Standesidentität ausmacht und zeichnet dabei Parzivals Entwickung auf. | Der Artikel soll zeigen, was in der Gesamtheit die ritterliche Standesidentität ausmacht und zeichnet dabei Parzivals Entwickung auf. Der Ritterstand im Parzival ist schwer zu fassen und eine übergreifende Standesidentität nicht leicht zu finden. Was macht einen Ritter zum Ritter? Besonders am Beispiel Parzival selbst steht die Erziehung als zentrales Kriterium im Raum, denn gerade durch sein gezielt antihöfisches Aufwachsen im Wald soll Gahmurets Sohn von einem ritterlichen Leben ferngehalten werden. Dies gelingt jedoch nicht, da die höfische Erziehung nachgeholt werden kann, wie sich an der Entwicklung Parzivals zeigt.<br /> | ||
Dem gegenüber stehen diverse Textpassagen in denen der ritterliche Prunk und die profane Zurschaustellung von Luxus als äußeres Merkmal von Ritterlichkeit und Adel festgehalten werden. Parzival vertritt, dazu passend, anfangs die Meinung, dass eine Rüstung genüge, um ihn zum Ritter zu machen. Dies führt zur gewaltsamen Auseinandersetzung mit seinem Verwandten Ithêr, die mit dessen Tod endet. Demnach spielt der Kampf ebenfalls eine Hauptrolle bei der Bildung einer Standesidentität. Hierbei ist hervorzuheben, dass es sich bei Parzival zu diesem Zeitpunkt eben noch nicht um einen Ritter handelt. Der ritterliche Kampf umfasst einerseits Normen und Regularien und andererseits die Nutzung bestimmter Waffen, nämlich Lanze und Schwert. Indem Parzival Ithêr also mit einem Wurfspieß tötet gibt er sich gleich doppelt als „Nichtritter“ zu erkennen. Das unausgesprochene Gebot zur Schonung von Besiegten setzt klar eine moralische Komponente in der Standesidentität voraus. | |||
Problematisch wird dies jedoch, als Parzivâl die Rüstung des Toten an sich nimmt und dadurch trotzdem zum Ritter wird. Der Knappe Iwânet bringt ihm vor seinem Aufbruch vom Artushof die Grundbegriffe des ritterlichen Kampfes bei, Parzival durchläuft aber weder eine Knappenphase noch wird er durch die Schwertleite förmlich zum Ritter gemacht. | |||
Des Weiteren scheint Religion kein Teil der ritterlichen Standesidentität zu sein. Als Parzival und dessen Bruder Feirefiz aufeinandertreffen, finden sich bei dem Heiden dieselben Zuschreibungen von Ehre usw. wie bei christlichen Rittern. Selbst die Art zu kämpfen ist über die Religionsgrenze hinweg gleich. Zudem wird Feirefiz im Text explizit als Ritter bezeichnet: | |||
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| ''[…] daz nie von '''rîters''' hand geschach | |||
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| ''dan von iu,‘ sprach der von Kanvoleiz. (V. 749,12 – 14)'' | |||
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Nachfolgend soll, neben der ausführlicheren Betrachtung der oben genannten Punkte, u.a. auch der Einfluss der mînne sowie der körperlichen Schönheit auf die Standesidentität betrachtet werden. |
Version vom 12. Mai 2015, 17:05 Uhr
Der Artikel soll zeigen, was in der Gesamtheit die ritterliche Standesidentität ausmacht und zeichnet dabei Parzivals Entwickung auf. Der Ritterstand im Parzival ist schwer zu fassen und eine übergreifende Standesidentität nicht leicht zu finden. Was macht einen Ritter zum Ritter? Besonders am Beispiel Parzival selbst steht die Erziehung als zentrales Kriterium im Raum, denn gerade durch sein gezielt antihöfisches Aufwachsen im Wald soll Gahmurets Sohn von einem ritterlichen Leben ferngehalten werden. Dies gelingt jedoch nicht, da die höfische Erziehung nachgeholt werden kann, wie sich an der Entwicklung Parzivals zeigt.
Dem gegenüber stehen diverse Textpassagen in denen der ritterliche Prunk und die profane Zurschaustellung von Luxus als äußeres Merkmal von Ritterlichkeit und Adel festgehalten werden. Parzival vertritt, dazu passend, anfangs die Meinung, dass eine Rüstung genüge, um ihn zum Ritter zu machen. Dies führt zur gewaltsamen Auseinandersetzung mit seinem Verwandten Ithêr, die mit dessen Tod endet. Demnach spielt der Kampf ebenfalls eine Hauptrolle bei der Bildung einer Standesidentität. Hierbei ist hervorzuheben, dass es sich bei Parzival zu diesem Zeitpunkt eben noch nicht um einen Ritter handelt. Der ritterliche Kampf umfasst einerseits Normen und Regularien und andererseits die Nutzung bestimmter Waffen, nämlich Lanze und Schwert. Indem Parzival Ithêr also mit einem Wurfspieß tötet gibt er sich gleich doppelt als „Nichtritter“ zu erkennen. Das unausgesprochene Gebot zur Schonung von Besiegten setzt klar eine moralische Komponente in der Standesidentität voraus.
Problematisch wird dies jedoch, als Parzivâl die Rüstung des Toten an sich nimmt und dadurch trotzdem zum Ritter wird. Der Knappe Iwânet bringt ihm vor seinem Aufbruch vom Artushof die Grundbegriffe des ritterlichen Kampfes bei, Parzival durchläuft aber weder eine Knappenphase noch wird er durch die Schwertleite förmlich zum Ritter gemacht.
Des Weiteren scheint Religion kein Teil der ritterlichen Standesidentität zu sein. Als Parzival und dessen Bruder Feirefiz aufeinandertreffen, finden sich bei dem Heiden dieselben Zuschreibungen von Ehre usw. wie bei christlichen Rittern. Selbst die Art zu kämpfen ist über die Religionsgrenze hinweg gleich. Zudem wird Feirefiz im Text explizit als Ritter bezeichnet:
[…] daz nie von rîters hand geschach
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mir groezer nôt, für wâr ichz weiz, |
dan von iu,‘ sprach der von Kanvoleiz. (V. 749,12 – 14) |
Nachfolgend soll, neben der ausführlicheren Betrachtung der oben genannten Punkte, u.a. auch der Einfluss der mînne sowie der körperlichen Schönheit auf die Standesidentität betrachtet werden.