Das Heidentum als Hindernis: Unterschied zwischen den Versionen

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(siehe: [[Gahmuret als Ritter (Wolfram von Eschenbach, Parzival)]])
(siehe: [[Gahmuret als Ritter (Wolfram von Eschenbach, Parzival)]]


(siehe: [[Die Beziehung zwischen Gahmuret und Belacane (Wolfram von Eschenbach, Parzival)]])
(siehe: [[Die Beziehung zwischen Gahmuret und Belacane (Wolfram von Eschenbach, Parzival)]]

Version vom 26. Mai 2015, 20:28 Uhr

Im folgenden Artikel soll die Darstellung des Heidentums im Parzival untersucht werden. Vor allem soll die Charakterisierung des Heidentums als Hindernis sowie das Überwinden oder Vermeiden desselben herausgestellt werden.

Wege zwischen Heiden- und Christentum

Für die Figuren, die die Grenzen zwischen der Welt der Heiden und der Christen überqueren, ist dies niemals einfach. Die Religionen sind durch die geographische Distanz deutlich voneinander abgetrennt und nur durch eine mühsame Reise ist es möglich, in den Wirkensbereich des jeweils anderen Glauben vorzudringen.

Die erste Figur im Parzival von Wolfram von Eschenbach, die sich aufmacht, die Grenze zu überschreiten, ist Parzival's Vater Gahmuret. Nach dem Tod von Gahmuet's Vater König Gandin von Aschouwe, beschließt Gahmuret auf das Angebot seines Bruders , sich das Erbe zu teilen, zu verzichten, und Ruhm und Ehre anderswo zu finden. So begibt er sich auf seine Reise in das Land der Heiden um dort dem mächtigen, heidnischen Herrscher Barûc in Baldac zu dienen. Interessanterweise ist der Glaube dieses Herrschers an dieser Stelle keinerlei Hindernis für Gahmuret, den Barûc aufzusuchen und mindert den Respekt für den Barûc in keinster Weise. Das Heidentum als solches wird eher beiläufig erwähnt und es wird kaum näher auf den Glauben eingegangen. Gahmuret nimmt jedenfalls eine sehr weite und gefährliche Reise auf sich, um dem Barûc zu dienen, wie u.a. im folgenden durch eine rhetorische Frage beschrieben wird:


wie vil er lande durchrite Wie viele Länder er durchritt
und in schiffen umbefüere? und in Schiffen umfuhr?

15, 8 – 9


Auch Gahmurets Ankunft im Königreich Zazamanc, wo die Königin Belacane herrscht, ist von schwer überwindbaren Elementen wie Wasser und Wind gekennzeichnet und zeugen von der Gefahr, die das Betreten der Region des Heidentums mit sich bringt:


daz mer warf in mit Sturme dar, Das Meer hatte ihn mit Sturm dorthingeworfen,
sô daz er kûme iedoch genas. so daß er kaum, doch immerhin, am Leben geblieben war.

16, 20 – 21

Gahmuret und Belacane

Da sich Königin Belacane und ihr Königreich Zazamanc in Bedrängnis befinden, stellt sich Gahmuret in ihren Dienst (29, 14 - 16). Trotz der Unterschiede bezüglich ihrer Hautfarbe sind sich die beiden recht schnell zugetan: Belacane erkennt Gahmuret als schönen Mann (29, 2) und löst bei Gahmuret eine ähnliche Reaktion aus (vgl. 29, 8 und 34, 16). Nachdem Gahmuret ausstehende Gefahren in der Form von Rittern, die Belacane die Schuld am Tod eines ihr dienenden Königs gaben, abgewendet hat, kommt es dementsprechend zunächst zu einer Liebesnacht zwischen Belacane und Gahmuret (vgl. 44, 27 - 30) und dann zur Hochzeit zwischen den beiden. Gahmuret's Liebe zu Belacane wird als stark und aufrichtig beschrieben, denn er "hatte [...] die schwarze Frau lieber als seinen eigenen Leib." (54, 21 - 22).


Königin Belcana wird insgesamt auffallend positiv beschrieben:

ez enwart nie wîp geschicket baz: Nie gab es eine Frau mit einem besseren Wesen;
der frouwen herze nie vergaz, das Herz dieser Dame blieb niemals ganz allein,
im enfüere ein werdiu volge mite immer hatte es edle Begleitung
an rehter kiusche wîplich site. weibliche Sitte, die aus der Ruhe einer reinen Seele kommt.

54, 23- 26


Obwohl Belacane demnach nahezu perfekt ist in ihrer Reinheit und ihrem Edelmut und Gahmuret sie wirklich liebt, verlässt er sie einige Zeit später, als sie mit dem gemeinsamen Kind Feirefiz schwanger ist (vgl. 55, 13 - 16). Die Gründe hierfür erscheinen widersprüchlich. Auf der einen Seite erklärt der Erzähler, dass Gahmuret sich wieder nach ritterlichen Abenteuern sehnt (vgl. 54, 17 - 20). Andererseits erwähnt Gahmuret in seinem Abschiedsbrief an seine Frau nichts davon, sondern führt ihre Religion als Abreisegrund an.


waer dîn ordn in mîner ê, Wäre nur dein Glaube in der Ordnung meiner Religion,
sô waer mir immer nâch dir wê: so müßte ich mich immer nach dir sehnen

55, 25 - 26


frouwe, wiltu toufen dich, Meine Dame, wenn du dich taufen läßt,
du maht ouch noch erwerben mich. vielleicht kannst du mich dann doch noch wiedergewinnen.

56, 25 - 26


Bis zu diesem Zeitpunkt wurde Belacanes heidnischer Glaube nur als Unterschied erwähnt, jedoch nicht kommentiert oder als Hindernis beschrieben. Es ist demnach fraglich, ob das Heidentum wirklich Gahmurets Antriebsgrund ist - es ist in jedem Fall nicht der einzige Grund für sein Verlassen. Ein weitere Indiz dafür ist, dass Belacane kein Problem damit zu haben scheint, ihren Glauben für ihren Gatten aufzugeben.


Des engerte se keinen wandel niht. Dagegen hatte sie nicht das geringste einzuwenden.
'ôwe wie balde daz geschiht! >> Ach, wie schnell ist das getan!
wil er wider wenden, Wenn er nur wiederkommen will –
schiere sol ichz enden. sofort kann das geschehen sein.

56, 25 - 26


(siehe: Gahmuret als Ritter (Wolfram von Eschenbach, Parzival)

(siehe: Die Beziehung zwischen Gahmuret und Belacane (Wolfram von Eschenbach, Parzival)