Fuchs und Kater (Reinhart Fuchs): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 3. Juli 2020, 12:25 Uhr
Fuchs und Kater (Reinhart Fuchs)
Dieser Artikel bietet einen Überblick über die Nebenfigur Kater Diepreht im "Reinhart Fuchs" und beleuchtet darauf aufbauend das Verhältnis des Katers zum Protagonisten Reinhart. Nachdem Reinhart beim ersten Zusammentreffen der beiden, durch eine List Dieprehts, fast mit dem Leben bezahlen muss und sich in letzter Sekunde aus einer Wildfalle befreit, endet "Reinharts schlechter Tag" (vgl. Seite 16 in [1]) und er rächt sich in zwei folgenden Zusammentreffen an Diepreht.
Kater und Fuchs allgemein
Gemeinsamkeiten und Beziehung
Kater und Fuchs sind auf den ersten Blick erstmal zwei sehr ähnliche Tiere, wenn man von der Fortbewegung und dem Aussehen aus, diese Beziehung betrachtet. Wichtig ist erst einmal festzuhalten, dass Fuchs und Kater/Katze nicht miteinander verwandt sind. Jedoch teilen die beiden Tiere einige Gemeinsamkeiten, wie etwa die gezielte Benutzung ihrer Krallen oder auch die Eigenschaft, dass beide Tiere vertikale Pupillen besitzen.
Im natürlichen Zusammenleben der beiden Tiere gibt es kaum Konflikte zwischen ihnen. Es gibt keine Belege für den Tod einer Katze durch den Biss eines Fuchses und auch in der freien Wildbahn gehen sich beide meist aus dem Weg, obwohl es nachts zwangsläufig zu einigen Begegnungen kommt. Katzen werden also von Füchsen meist ignoriert, da sie auch dem Wissen folgen, dass Katzen durchaus wehrhafte Tiere sind. [2] Die Bezeichnung "Vetter" (V.315 in [3] ), welche Reinhart für seinen Gegenspieler Diepreht im vorliegenden Tierepos verwendet trifft also nur teilweise zu. Eigentlich besteht zwischen den beiden Tieren keine direkte Verwandtschaftsbeziehung; Ähnlichkeiten der beiden Widersacher sind jedoch nicht von der Hand zu weisen. Dementsprechend lässt sich über diese Verwandtschaftsbezeichnung durchaus diskutieren, sie ist jedoch durchaus legitim, da ähnliche Verhaltensweisen und Gemeinsamkeiten vorhanden sind.
Rollen in weiteren Texten
In der bekannten Geschichte "Pinocchio" bilden etwa der hinterlistige Fuchs und der räudige Straßenkater ein Team und versuchen immer wieder den kleinen Pinocchio hinters Licht zu führen und und ihn um seine Goldstücke zu bringen. Vergleicht man dieses Verhalten der beiden Tiere mit ihrem Verhalten beim ersten Zusammentreffen im "Reinhart Fuchs", lässt sich eine gewisse Ähnlichkeit zum Verhalten im "Pinocchio" erkennen. Denn auch hier versuchen beide Charaktere ständig den jeweils anderen zu betrügen und agieren ähnlich zwielichtig, wie in der bekannten italienischen Kindergeschichte. [4]
Auch in einem bekannten Tiermärchen der Gebrüder Grimm spielen der Fuchs und die Katze die Hauptrollen, der Name des Märchens "Der Fuchs und die Katze" zeigt dies auch sehr deutlich.
Inhaltlich geht es in diesem Märchen darum, dass der Fuchs und die Katze sich im Wald begegnen. Während der Fuchs übermütig und arrogant agiert und damit prahlt, hundert Künste und einen Sack voll Listen zu beherrschen, verhält sich die Katze eher bescheiden und berichtet, dass sie nur eine Kunst beherrscht. Es ist die Kunst, sich vor Hunden auf einen Baum zu retten; wenige Augenblicke später betreten Hunde die Szene und die Katze kann sich auf einen Baum retten. Der Fuchs wird hingegen von den Hunden gepackt und muss anhören wie die Katze vom Baum ruft: „Ihr bleibt mit Euren hundert Künsten stecken. Hättet ihr heraufkriechen können wie ich, so wärs nicht um Euer Leben geschehen.“ (vgl [5] )
Interessant an diesem Märchen ist zum einen, dass die Katze als Sieger hervorgeht und der Fuchs mit dem Leben bezahlen muss. Ähnlichkeiten zum ersten Aufeinandertreffen der beiden im "Reinhart Fuchs" sind durchaus erkennbar, da auch hier der Fuchs sich für deutlich schlauer hält, am Ende jedoch dem Tod nur knapp entkommt. Zum anderen, und noch viel entscheidender ist es, dass dieses Märchen, welches im 19.Jahrhundert entstand, laut Anmerkungen Grimms auch die Rolle der beiden Tiere aus dem Tierepos "Reinhart Fuchs" als Grundlage nahm und dementsprechend die Rollen Dieprecht und Reinhart in der Entstehung dieses Märchens verglichen und möglicherweise eingearbeitet wurden.
Charakterisierung Kater Diepreht
Diepreht stellt im Tierepos eine wichtige Rolle dar und agiert dahingehend auch als Gegenspieler zum Protagonisten Reinhart. Diepreht ist einer der wenigen Akteure, der es schafft Reinhart zu Beginn der Handlung zu überlisten. Neben ihm schaffen dies nur der Hahn, der Rabe und die Meise. Dieser Umstand zeigt, dass Diepreht durchaus als schlauer und gerissener Charakter eingeschätzt werden kann. Beim ersten Treffen der beiden schafft es Diepreht Reinharts List zu antizipieren und ihn dann durch seine eigene List hereinzulegen. Man könnte sogar soweit gehen, ihn als hinterhältig und kaltblütig einzustufen, da Diepreht Reinhart hilflos und dem Tod ausgesetzt in der Wildfalle zurücklässt. Denn Diepreht empfiehlt ihm beim Zurücklassen sogar noch Lucifer; er weiß hier durchaus, dass seine List Reinharts Tod bedeuten kann oder sogar wird. Dennoch ist Dieprehts Verhalten in dieser Situation auch teilweise verständlich, da er hier aus Notwehr handelt und sich selber vor Reinharts Tricks in Sicherheit bringen will. Nach dieser ersten Episode kann man Diepreht also durchaus als sehr klugen Charakter einordnen, der er es nicht nur schafft schnell zu Fuß sein-sondern auch schnell im Kopf. Zudem ist im Verhalten auch eine gewisse Ähnlichkeit zu Reinhart zu erkennen, da er ebenso hinterlistig agiert und keine Rücksicht auf Verluste anderer macht.
Physisch gesehen ist Diepreht zwar schnell und wird zumindest von Reinhart so dargestellt, dennoch ist Reinhart physisch der deutlich Stärkere der beiden. In solchen Situationen reicht Reinharts Schlauheit oft nicht für den Handlungserfolg aus und so ist es auch in diesem Fall, da er am ähnlich starken Diepreht scheitert. (vgl. S.87 in [6])
Betrachtet man nun die zweite Episode Dieprehts, in der Reinhart sich am Kater rächt, lassen sich durchaus die ähnlichen Charakterzüge erkennen. Der Kater agiert wieder sehr schnell hier und erkennt es sofort, wie er sich einen Vorteil aus der Situation verschaffen kann. Zudem stellt er wieder sein Leben über das anderer, da er die vermeintlichen Mäuse nur als Nahrung begreift.
Im Gegensatz zur ersten Episode kann man aber feststellen, dass Diepreht deutlich naiver agiert und sehr leicht auf Reinharts List hereinfällt. Eigentlich müsste er wieder antizipieren, dass Reinhart etwas heimtückisches plant, jedoch lässt er hier seinen Verstand viel zu einfach durch die Befriedung seines Hungerdrangs beeinflussen und verliert dadurch seine Fähigkeit des cleveren Handelns.
Abschließend kann man festhalten, dass Diepreht ein durchaus gefährlicher und intelligenter Gegenspieler Reinahrts ist und er es fast schafft diesen mit dem Leben bezahlen zu lassen. Diepreht handelt im Tierepos aktiv und präventiv und versucht eher Reinhart zuvorzukommen, als abzuwarten, was dieser vorhat. Dennoch handelt Diepreht auch gierig und selbstorientiert, was Reinhart schlussendlich im zweiten Treffen ausnutzt, da der Kater dadurch keine klaren Gedanken mehr fassen kann.
Erstes Aufeinandertreffen(V. 313-384)
Beschreibung der vorangegangen Ereignisse
Zum Beginn des Tierepos verlaufen Reinharts Pläne alles andere als erfolgreich. Nachdem ihm am Anfang des Tages der Hahn Scantecler entwischt, er sich von der Meise betrügen lässt und auch seine List beim Rabe Diezelin nicht gelingt, hofft er bei seinem Zusammentreffen mit dem Kater Dieprecht auf mehr Erfolg seiner Listen. Er ahnt jedoch nicht, dass es ihm "bei dieser Begegnung am schlimmsten ergehen wird".(vgl. S.18 in [7])
Übersetzung der Textstelle
Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutscher Text Die katze Diepreht im wider gienc, Dort kam ihm der Kater Diepreht entgegen, er sprach: willekvme, neve, tvsent stvnt! Er sagte:" Vetter, tausendmal willkommen! -
Reinhart si al vmbe viene.
er sprach: ,willekvme, neve, tvsent stvnt!
daz ich dich han gesehen gesvnt,
des bin ich vro vnde gemeit.
mir ist von dir snellekeit vil geseit,
daz solt dv mich lazen sehen.
ist iz war, so wil ich iz iehen.
Dipreht sprach do: Diepreht erwiderte:
,neve Reinhart, ich bin vro,
daz dir von mir ist wol geseit.
min dinest sol dir sin bereit.
Reinhan vntreuwen pflac,
er wisete in, da ein drvck lac.
iz was ein bose neveschaft.
,nv wil ich sehen dine kraft !
iz was ein enges phedelin,
er sprach: ,nv lovf, trvt neve min!`
Dipreht weste wol die valle.
er sprach: ,nv beschirme mich sente Galle
vor Reinhartes vbelen dingen.' und betete:
vber die vallen begond er springen
vnde lief harte sere.
an dem widerkere
sprach zv im Reinhart:
,nie kein tier sneller wart,
denne dv, trvt neve, bist.
ich wil dich leren einen list:
dv solt so hohe sprvnge ergeben,
dv macht verlisen wol din leben,
bestet dich ein stritiger hvnt.
mir ist svst getan geverte19 wol kvnt.'
Dipreht sprach: ,dv endarft noh niht iehen:
,lauf nach mir', ich laz dich sehen
edele sprvnge ane lygen.'
sie wolden beide ein ander betrigen.
Reinhart lief sinem neven nach,
donen was dem vorderen niht gach.
Dyprecht vber die vallen spranc
vnde gestvnt ane widerwanc.
an sinen neven stiez er sich,
deiswar, daz was niht vnbillich;
der vuz im in die vallen qvam.
Diprecht do vrlovp nam
vnde bevalch in Lucifere.
dannen hvb er sich schire.
Reinhart bleib in grozer not,
er wante, den grimmigen tot
vil gewislichen han.
do gesach er den weideman,
der die drvch dar het geleit.
do bedorfte er wo! kvndikeit:
daz hovbet er vf di drvch hieng.
der gebvr lief balde vnde gieng.
die kele was im wiz als ein sne:
vumf schillinge oder me
want er vil gewis han.
die axs er vfheben began
vnde slvc, swaz er mochte erziehen.
Reinhart mochte niht gevliehen,
mit dem hovbte wanckt er hin baz,
an der zi t tet er daz.
der gebvr slvc, daz die drvhe
Reinharte nie liber geschach:
er wonte han verlern daz leben,
sine kel was vm vunf schillige geben.
Reinhart sich niht sovmte,
die herberge er rovmte,
in dvchte da vil vngemach.
der gebvr im iemerliche nach sach.
er begende sich seihen scheiden,
er mvste mit anderm gvte gelden. RF[8]Neuhochdeutsche Version
Reinhart umarmte ihn freundlich.
Er sagte:" Vetter, tausendmal willkommen!
Dass ich dich gesund sehe,
freut mich ungemein.
Mir hat man viel von deiner Schnelligkeit erzählt,
das solltest du mich sehen lassen.
Ist dies wahr, dann will ich es rühmen."
Diepreht antwortete darauf:
"Vetter Reinhart, ich bin froh,
dass man dir von mir Gutes erzählt hat.
Ich will dir gerne behilflich sein.
Reinhart war aber unehrlich,
denn er wies ihn in eine Richtung, in der eine Wildfalle aufgestellt war.
Reinhart war eine böse Verwandtschaft!
"Nun werde ich deine Kraft sehen!"
Vor ihnen war ein enger Pfad
und er rief: "Lauf los, mein lieber Vetter!"
Diepreht aber wusste von der Falle
und betete: "Sankt Gallus, beschütze mich vor
Reinharts üblen Winkelzügen"
Er sprang über die Falle
und lief so schnell er konnte.
Am Wendepunkt
meinte Reinhart zu ihm:
"Noch nie ist ein Tier schneller gelaufen
als du, mein lieber Neffe.
Ich will dir aber noch eine weitere Kunst beibringen:
du musst sehr hoch springen,
sonst kommst du noch ums Leben,
wenn mal ein bissiger Hund hinter dir her ist.
Mir sind solche Begegnungen bekannt."
Diepreht antwortete: "Warte mal ab;
lauf mir hinterher und ich zeige dir
ungelogen die schönsten Sprünge"
Beide hatten jetzt vor sich gegenseitig zu betrügen.
Reinhart folgte seinem Vetter,
wobei es der vordere nicht eilig hatte.
Diepreht übersprang die Falle
und blieb dann wie angewurzelt stehen.
Dadurch ließ er seinen Vetter gegen sich prallen,
was wahrlich keine unrechte Tat wahr, wodurch
Reinharts Fuß in die Falle geriet.
Diepreht verabschiedete sich daraufhin
und empfahl im Lucifer.
Schnell lief er davon.
Reinhart blieb in großer Not zurück:
er sah den grausamen Tod schon vor seinen Augen.
Da erblickte er schon den Jäger,
welcher die Falle aufgestellt hatte.
Hier brauchte er sicher Geschicklichkeit:
er legte seinen Kopf über die Falle.
Eilig kam der Jäger herbei;
Reinhart´s Kehle schimmerte für ihn weiß wie Schnee:
fünf oder sogar mehr Schillinge
war er hier sich gewiss schon gewonnen zu haben.
Er begann die Axt anzuheben
und schlug dann so fest zu, wie es ging.
Reinhart konnte eigentlich nicht entkommen,
doch er zog den Kopf noch im richtigen Moment weg.
Der Bauer hatte so fest zugeschlagen, dass die Falle zerstört wurde.
Noch nie war Reinhart etwas Besseres geschehen,
er hatte schon sein Leben verloren geglaubt,
nachdem seine Kehle auf 5 Schillinge geschätzt worden war.
Reinharte wartete keinen weiteren Moment,
um sein Quartier zu verlassen, welches ihm sehr unangenehm vorkam.
Der Bauer schaute ihm jammernd nach
und schimpfte auf sich selber;
er musste jetzt mit anderer Münze bezahlen.
Interpretation der vorliegenden Textstelle
Beschreibung der nachfolgenden Ereignisse
Nachdem Reinhart mit großem Glück lebend aus der Wildfalle entkommt, wendet er sich an den Wolf Isengrin. Diese Situation stellt gewissermaßen ein Wendepunkt in der Geschichte dar, da Reinhart´s Unglückstag nach 385 Versen ein Ende hat. Im folgenden Abschnitt dieses Artikels soll genauer auf diesen Umstand eingegangen werden.
Folgen des ersten Treffens
Zweites Aufeinandertreffen beim "Mäusehaus" (V.1645-1742)
Beschreibung der vorangegangen Ereignisse
Übersetzung der Textstelle
Mittelhochdeutscher Version
Des wart da gevolgot. des kam Diebreht ze not. der kunic hiez in vur in stan, er sprach: ,du solt nach Reinharte gan.' da sprach Diebreht: ,herre, daz lan ich an reht; er ist min liebir kunnelinc.' ,dv enmaht durh dehein dinc sin vber werdin', sprach Randolt, ,ir sint ein andir doch borholt!' Der kvnic gebot imez an den lip. Diebreht sprach: ,nu han ich cit. er huob sich harte balde. da vant er in deme walde sinen neuen Reinhart, der kunde manigen vbil art. nu horint, wie Reinhart sprach, do er sinen neuen ane sach. er sprach: ,willikomen, sippebluot wie we mir min herze tvot, daz du mich hast vermiten so, ich newart nie gastes so fro.' Diebreht sprach: ,des habe danch! ez duhte oh mih harte lanch. der kunic hat mich ze dir gesant vnde swert sere, daz dv ime daz lant rumist, kumistu vur niet. vf dich clagit alliv div diet. dv hast vil vbile getan, daz dv den capilan wider santest ane hvot.' Reinhart sprach: ,neve gvot, ich gesach her Brun zeware niht in diseme iare, wan domich iagite lsingrin. waz sagistv mir, neve min? woltistv sammir gan, ich gebe dir gerne des ih han: ich han hie ein ode hus, da han ich inne manige mus gehaltin minin gestin, da nim dv dir die bestin.' Div naht was heiter unde lieht, sinen neven Reinhart da verriet. ze deme hus fuorter in sa. Diebrehte wart ze der spise ze ga. da lac ein gebur59 inne, deme michel unminne Reinhart hate gitan. daz muose uf Diebrehten gan. einen stric rihter vur ein loch, also duont gnuoge lute och noh. Reinharte was da gelagot, des kam sin neue [ ] in groze not. dar in was Diebrehte gab, do viel er in den stric sa. daz gehorte des geburis wip, siv sprach: ,uf, semmir min lip!' der gebur fuor uf unde irscricte .. eine hepin mit der hant . unde huop sich, da er Diebrehten vant. er wande, daz ez ware Reinhart. Diebrehtin rov div vart. vil harte grogezende er screi. der gebur sluoc die snuor in zvei: daz kam von der vinsterin. Diebreht walte dannin sin, dem det ir sciere vil gelich: wider uz huob er sich. Des geburis wip da inne irhvob ein unminne: ze deme orin sluoc si in mit der hant; vil sciere siv ein schit vant, da mite zirblov siv ime den lip. wan W erinburc, daz kamirwip, so hatir verlorn daz lebin. si sprah: ,mir hati got gegebin Reinharten, den hant ir mir genomin.' ,frowe, ez ist mir ubile komin', sprach der geberte geburman6t, ,nu lant mih iwer hulde han.' Diebreht lie die muse da, dannan wart ime harte ga. do lief er al die naht wider ze haue mit grozir maht. er vant den kunic des morgenes fruo, mit sime stricke gie er da zuo. do clagite vil harte Diebreht von Reinharte. er sprach: ,kunic, ich was in not. mir walte Reinhart den dot frumen in iwir botescaft, do beschirnde mih div gotis craft. herre, ich vnde iwer capilan suln nimme nah ime gan.' (V.1645-1742 in RF [9])
Interpretation der vorliegenden Textstelle
Beschreibung der nachfolgenden Ereignisse
Drittes Aufeinandertreffen am Hof des Königs
Beschreibung der vorangegangen Ereignisse
Übersetzung der Textstelle(V.1901-1904)&(V.1932f.)
Mittelhochdeutscher Version
da mite genezet ir, herre gvt. vz einer katzen einen hvt mvzet ir han ze aller not, oder iz were, weizgot, ewer tot (V.1901-1904 in RF[10])
[...]
man schinte si, ovch wart Dipreht beschindet also harte. (V.1932f. in RF[11])
Interpretation der vorliegenden Textstelle
Beschreibung der nachfolgenden Ereignisse
Opfer- und Täterrolle
- ↑ Ruh_Reinhart Fuchs(1980)
- ↑ https://cat-news.net/fuchs-und-katze-2648/
- ↑ Primärtext Reinhart Fuchs_Goettert (2005)
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Pinocchio
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Fuchs_und_die_Katze
- ↑ Hübner, Gert: Schläue und Urteil. Handlungswissen im ‚Reinhart Fuchs‘, in: Techniken der Sympathiesteuerung in Erzähltexten der Vormoderne. Potentiale und Probleme, hg. von Friedrich M. Dimpel und Hans Rudolf Velten, Heidelberg 2016, S. 77-96.
- ↑ Ruh_Reinhart Fuchs(1980)
- ↑ Primärtext Reinhart Fuchs_Goettert (2005)
- ↑ Primärtext Reinhart Fuchs_Goettert (2005)
- ↑ Primärtext Reinhart Fuchs_Goettert (2005)
- ↑ Primärtext Reinhart Fuchs_Goettert (2005)
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Reinhart si al vmbe viene.
er sprach: ,willekvme, neve, tvsent stvnt!
daz ich dich han gesehen gesvnt,
des bin ich vro vnde gemeit.
mir ist von dir snellekeit vil geseit,
daz solt dv mich lazen sehen.
ist iz war, so wil ich iz iehen.
Dipreht sprach do: Diepreht erwiderte:
,neve Reinhart, ich bin vro,
daz dir von mir ist wol geseit.
min dinest sol dir sin bereit.
Reinhan vntreuwen pflac,
er wisete in, da ein drvck lac.
iz was ein bose neveschaft.
,nv wil ich sehen dine kraft !
iz was ein enges phedelin,
er sprach: ,nv lovf, trvt neve min!`
Dipreht weste wol die valle.
er sprach: ,nv beschirme mich sente Galle
vor Reinhartes vbelen dingen.' und betete:
vber die vallen begond er springen
vnde lief harte sere.
an dem widerkere
sprach zv im Reinhart:
,nie kein tier sneller wart,
denne dv, trvt neve, bist.
ich wil dich leren einen list:
dv solt so hohe sprvnge ergeben,
dv macht verlisen wol din leben,
bestet dich ein stritiger hvnt.
mir ist svst getan geverte19 wol kvnt.'
Dipreht sprach: ,dv endarft noh niht iehen:
,lauf nach mir', ich laz dich sehen
edele sprvnge ane lygen.'
sie wolden beide ein ander betrigen.
Reinhart lief sinem neven nach,
donen was dem vorderen niht gach.
Dyprecht vber die vallen spranc
vnde gestvnt ane widerwanc.
an sinen neven stiez er sich,
deiswar, daz was niht vnbillich;
der vuz im in die vallen qvam.
Diprecht do vrlovp nam
vnde bevalch in Lucifere.
dannen hvb er sich schire.
Reinhart bleib in grozer not,
er wante, den grimmigen tot
vil gewislichen han.
do gesach er den weideman,
der die drvch dar het geleit.
do bedorfte er wo! kvndikeit:
daz hovbet er vf di drvch hieng.
der gebvr lief balde vnde gieng.
die kele was im wiz als ein sne:
vumf schillinge oder me
want er vil gewis han.
die axs er vfheben began
vnde slvc, swaz er mochte erziehen.
Reinhart mochte niht gevliehen,
mit dem hovbte wanckt er hin baz,
an der zi t tet er daz.
der gebvr slvc, daz die drvhe
Reinharte nie liber geschach:
er wonte han verlern daz leben,
sine kel was vm vunf schillige geben.
Reinhart sich niht sovmte,
die herberge er rovmte,
in dvchte da vil vngemach.
der gebvr im iemerliche nach sach.
er begende sich seihen scheiden,
er mvste mit anderm gvte gelden. RF[8]Neuhochdeutsche Version
Reinhart umarmte ihn freundlich.
Er sagte:" Vetter, tausendmal willkommen!
Dass ich dich gesund sehe,
freut mich ungemein.
Mir hat man viel von deiner Schnelligkeit erzählt,
das solltest du mich sehen lassen.
Ist dies wahr, dann will ich es rühmen."
Diepreht antwortete darauf:
"Vetter Reinhart, ich bin froh,
dass man dir von mir Gutes erzählt hat.
Ich will dir gerne behilflich sein.
Reinhart war aber unehrlich,
denn er wies ihn in eine Richtung, in der eine Wildfalle aufgestellt war.
Reinhart war eine böse Verwandtschaft!
"Nun werde ich deine Kraft sehen!"
Vor ihnen war ein enger Pfad
und er rief: "Lauf los, mein lieber Vetter!"
Diepreht aber wusste von der Falle
und betete: "Sankt Gallus, beschütze mich vor
Reinharts üblen Winkelzügen"
Er sprang über die Falle
und lief so schnell er konnte.
Am Wendepunkt
meinte Reinhart zu ihm:
"Noch nie ist ein Tier schneller gelaufen
als du, mein lieber Neffe.
Ich will dir aber noch eine weitere Kunst beibringen:
du musst sehr hoch springen,
sonst kommst du noch ums Leben,
wenn mal ein bissiger Hund hinter dir her ist.
Mir sind solche Begegnungen bekannt."
Diepreht antwortete: "Warte mal ab;
lauf mir hinterher und ich zeige dir
ungelogen die schönsten Sprünge"
Beide hatten jetzt vor sich gegenseitig zu betrügen.
Reinhart folgte seinem Vetter,
wobei es der vordere nicht eilig hatte.
Diepreht übersprang die Falle
und blieb dann wie angewurzelt stehen.
Dadurch ließ er seinen Vetter gegen sich prallen,
was wahrlich keine unrechte Tat wahr, wodurch
Reinharts Fuß in die Falle geriet.
Diepreht verabschiedete sich daraufhin
und empfahl im Lucifer.
Schnell lief er davon.
Reinhart blieb in großer Not zurück:
er sah den grausamen Tod schon vor seinen Augen.
Da erblickte er schon den Jäger,
welcher die Falle aufgestellt hatte.
Hier brauchte er sicher Geschicklichkeit:
er legte seinen Kopf über die Falle.
Eilig kam der Jäger herbei;
Reinhart´s Kehle schimmerte für ihn weiß wie Schnee:
fünf oder sogar mehr Schillinge
war er hier sich gewiss schon gewonnen zu haben.
Er begann die Axt anzuheben
und schlug dann so fest zu, wie es ging.
Reinhart konnte eigentlich nicht entkommen,
doch er zog den Kopf noch im richtigen Moment weg.
Der Bauer hatte so fest zugeschlagen, dass die Falle zerstört wurde.
Noch nie war Reinhart etwas Besseres geschehen,
er hatte schon sein Leben verloren geglaubt,
nachdem seine Kehle auf 5 Schillinge geschätzt worden war.
Reinharte wartete keinen weiteren Moment,
um sein Quartier zu verlassen, welches ihm sehr unangenehm vorkam.
Der Bauer schaute ihm jammernd nach
und schimpfte auf sich selber;
er musste jetzt mit anderer Münze bezahlen.