Der Königinnenstreit (Nibelungenlied): Unterschied zwischen den Versionen

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Der Höhepunkt des Königinnenstreits zwischen Brünhild und Kriemhild wird durch die öffentliche zur Schaustellung der Zeichen - Gürtel und Ring - erreicht. Letztere nehmen eine wichtige Stellung ein und führen schlussendlich zur Zerrüttung des Verhältnisses der beiden Königinnen. Der Gürtel und der Ring sind ein Symbol des Sieges und der Überlegenheit Siegfrieds und somit auch Kriemhilds (s. Brautnacht). Diese Information wird Brünhild in einem öffentlichen Raum demonstriert, indem Kriemhild den Ring und den Gürtel unter aller Augen beim Einzug in die Kirche trägt. Diese Situation führt schlussendlich zu einem Widerspruch, da die wahrgenommene Realität und Überzeugung der Machtstellung Brünhilds und somit auch Gunthers mit der zur Schaustellung der Zeichen kollidiert [Müller 1998: 272].
Der Höhepunkt des Königinnenstreits zwischen Brünhild und Kriemhild wird durch die öffentliche zur Schaustellung der Zeichen - Gürtel und Ring - erreicht. Letztere nehmen eine wichtige Stellung ein und führen schlussendlich zur Zerrüttung des Verhältnisses der beiden Königinnen. Der Gürtel und der Ring sind ein Symbol des Sieges und der Überlegenheit Siegfrieds und somit auch Kriemhilds (s. Brautnacht). Diese Information wird Brünhild in einem öffentlichen Raum demonstriert, indem Kriemhild den Ring und den Gürtel unter aller Augen beim Einzug in die Kirche trägt. Diese Situation führt schlussendlich zu einem Widerspruch, da die wahrgenommene Realität und Überzeugung der Machtstellung Brünhilds und somit auch Gunthers mit der zur Schaustellung der Zeichen kollidiert [Müller 1998: 272].


Seit der Brautwerbung Brünhilds in Isenstein wird Gunther als oberster Machthaber und Siegfried als dessen Untergebener inszeniert. Das bedeutet, dass für die Gesellschaft Isensteins und somit für die Realität Brünhilds ein fester Rahmen mit bestimmten Zeichen Geltung findet. Damit in Worms Brünhilds Realität bestehen bleibt, wird Siegfrieds Ergebenheit mehrfach vorgetäuscht [Vgl. ebd.: 270]. An dieser Stelle wird deutlich, dass die Wormser Realität manipuliert wird, damit Brünhild nicht auf den Betrug aufmerksam wird. Erst durch das Miteinbeziehen des öffentlichen Raumes werden die Zeichen – Gürtel und Ring - rechtskräftig, weshalb sie von Brünhild nicht weiter fehlgedeutet werden können [Vgl. ebd.: 272]. Demnach funktionieren die „Zeichen […] immer nur in einem bestimmten sozialen Rahmen mit bestimmten Konventionen […]“ [Ebd.: 271].
Seit der Brautwerbung Brünhilds in Isenstein wird Gunther als oberster Machthaber und Siegfried als dessen Untergebener inszeniert. Das bedeutet, dass für die Gesellschaft Isensteins und somit für die Realität Brünhilds ein fester Rahmen mit bestimmten Zeichen Geltung findet. Damit in Worms Brünhilds Realität bestehen bleibt, wird Siegfrieds Ergebenheit mehrfach vorgetäuscht [Ebd.: 270]. An dieser Stelle wird deutlich, dass die Wormser Realität manipuliert wird, damit Brünhild nicht auf den Betrug aufmerksam wird. Erst durch das Miteinbeziehen des öffentlichen Raumes werden die Zeichen – Gürtel und Ring - rechtskräftig, weshalb sie von Brünhild nicht weiter fehlgedeutet werden können [Ebd.: 272]. Demnach funktionieren die „Zeichen […] immer nur in einem bestimmten sozialen Rahmen mit bestimmten Konventionen […]“ [Ebd.: 271].


Die Zeichen und Worte, die Brünhild in Isenstein kennengelernt hat und Geltung haben, stimmen nicht mit den Zeichen in Worms/ Xanten überein, bzw. sind diesen entgegengesetzt: Siegfried herrscht als König vs. Siegfried ist Gunthers Dienstmann [Vgl. ebd.]. Diese beiden Realitäten werden immer wieder einander gegenübergestellt und Brünhild sucht bis zuletzt herauszufinden, welche der beiden wahr ist. Brünhild kann durch Worte keine Wahrheit finden, weshalb sie sich auf Zeichen verlassen muss, die wiederum keine Verlässlichkeit bieten und für Verwirrung sorgen [Vgl. ebd.: 271]. Im Königinnenstreit stellt sich letztendlich diejenige Realität für die Allgemeinheit als wahr heraus, in der Siegfried als König und Kriemhild als Königin gelten. Die ebenbürtigen Machtverhältnisse werden vor aller Augen offengelegt und finden somit Rechtskräftigkeit, weshalb der Königinnenstreit einen Wendepunkt darstellt und als Konsequenz tragische Handlungen nach sich zieht (s. Folgen des Königinnenstreits).
Die Zeichen und Worte, die Brünhild in Isenstein kennengelernt hat und Geltung haben, stimmen nicht mit den Zeichen in Worms/ Xanten überein, bzw. sind diesen entgegengesetzt: Siegfried herrscht als König vs. Siegfried ist Gunthers Dienstmann [Ebd.: 272]. Diese beiden Realitäten werden immer wieder einander gegenübergestellt und Brünhild sucht bis zuletzt herauszufinden, welche der beiden wahr ist. Brünhild kann durch Worte keine Wahrheit finden, weshalb sie sich auf Zeichen verlassen muss, die wiederum keine Verlässlichkeit bieten und für Verwirrung sorgen [Vgl. ebd.: 271]. Im Königinnenstreit stellt sich letztendlich diejenige Realität für die Allgemeinheit als wahr heraus, in der Siegfried als König und Kriemhild als Königin gelten. Die ebenbürtigen Machtverhältnisse werden vor aller Augen offengelegt und finden somit Rechtskräftigkeit, weshalb der Königinnenstreit einen Wendepunkt darstellt und als Konsequenz tragische Handlungen nach sich zieht (s. Folgen des Königinnenstreits).





Version vom 27. August 2020, 17:11 Uhr