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== 1. Übersetzung - Winterlied 10 == | == 1. Übersetzung - Winterlied 10 == | ||
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| Dô der liebe summer || Als der liebe Sommer | | Dô der liebe summer || Als der liebe Sommer | ||
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| ureloup genam, || | | ureloup genam, || Abschied nahm, | ||
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| dô mouose man der tänze || da musste man die Tänze | | dô mouose man der tänze || da musste man die Tänze | ||
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| ûfm anger gar verphlegen. || auf der Wiese unterlassen. | | ûfm anger gar verphlegen. || auf der Wiese unterlassen. | ||
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| des gewn sît kummer|| Das bekümmerte seither | | des gewn sît kummer|| Das bekümmerte seither | ||
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| des herre Gunderam: || den Herrn Gunderam. | | des herre Gunderam: || den Herrn Gunderam. | ||
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| der muose ouch sîn gestränze || Der musste nun auch seine Großtuerei | | der muose ouch sîn gestränze || Der musste nun auch seine Großtuerei | ||
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| dô lâzen under wegen. || unterlassen. | | dô lâzen under wegen. || unterlassen. | ||
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| der ist bickelmeister disen winder: || Er ist diesen Winter Bickelmeister | | der ist bickelmeister disen winder: || Er ist diesen Winter Bickelmeister. | ||
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| oeder gouch ist in dem lande ninder; || Einen widerwärtigeren Toren gibt es | | oeder gouch ist in dem lande ninder; || Einen so widerwärtigeren Toren gibt es im Land nirgends | ||
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| sîn rûrnegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. || Sein Gassenräumer reicht stets weit nach hinten. | |||
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| Waz er an den meiden || Was er sich bei den Mädchen | | Waz er an den meiden || Was er sich bei den Mädchen | ||
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| wunders dâ begât, || erlaubt | | wunders dâ begât, || für Dinge erlaubt, | ||
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| ê daz mîn vrouwe Schelle || und das bevor Frau Glocke | | ê daz mîn vrouwe Schelle || und das bevor Frau Glocke | ||
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| des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. || Deswegen hat ihre Hand von solcher Lehre/Anweisung oft leiden müssen. | | des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. || Deswegen hat ihre Hand von solcher Lehre/Anweisung oft leiden müssen. | ||
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| Immer, sô man vîret, || Immer, wenn man feiert | | Immer, sô man vîret, || Immer, wenn man feiert | ||
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| sich mugen zwêne an mîner weibelrouten wol versnîden. || können sich zwei beachtlich an meinem Schwert schneiden. | | sich mugen zwêne an mîner weibelrouten wol versnîden. || können sich zwei beachtlich an meinem Schwert schneiden. | ||
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| Koeme ich zeinem tanze, || Käme ich zu einem Tanz, | | Koeme ich zeinem tanze, || Käme ich zu einem Tanz, | ||
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| mit beiden ekken zuo. || mit beiden Schwertschneiden. | | mit beiden ekken zuo. || mit beiden Schwertschneiden. | ||
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| lîhte geviele ein schanze, || Vielleicht fiele eine Chance, | | lîhte geviele ein schanze, || Vielleicht fiele eine Chance, | ||
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| daz vor mit laegen drî. || dass vor mir drei lägen. | | daz vor mit laegen drî. || dass vor mir drei lägen. | ||
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| ich hielte ez âne wende, || Ich würden den Einsatz beibehalten. | | ich hielte ez âne wende, || Ich würden den Einsatz beibehalten. | ||
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| verbüte ez einer vrou. || Auch wenn es hart wäre. | | verbüte ez einer vrou. || Auch wenn es hart wäre. | ||
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| sige und saelde hulfen mir gewinnen,|| Glück würde mir dazu verhelfen zu gewinnen | | sige und saelde hulfen mir gewinnen,|| Glück würde mir dazu verhelfen zu gewinnen | ||
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| daz si halbe müesen dan entrinnen.|| dass sie halb davon laufen müssten. | | daz si halbe müesen dan entrinnen.|| dass sie halb davon laufen müssten. | ||
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| nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! || | | nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! || Nun ziehen sie ein und lassen sich ihre 'gogelheit' vergehen! | ||
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| Sîne weidegenge || Seine Jagdzüge | | Sîne weidegenge || Seine Jagdzüge | ||
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| die verewnt mich grâ || lassen mich ergrauen/grau werden, | | die verewnt mich grâ || lassen mich ergrauen/grau werden, | ||
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| swenn er verwendeclîchen || wenn er eitlen Hauptes | | swenn er verwendeclîchen || wenn er eitlen Hauptes | ||
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| vür mîne vrouwen gât. || vor meine Herrin tritt. | | vür mîne vrouwen gât. || vor meine Herrin tritt. | ||
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| den ich tanzent an ir hant ersnelle, || tanzend an ihrer Hand erwische, | | den ich tanzent an ir hant ersnelle, || tanzend an ihrer Hand erwische, | ||
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| des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! || kann er gewiss sein, dass ich ihn so schlage, dass ein ellengroßes Loch entsteht/ | | des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! || kann er gewiss sein, dass ich ihn so schlage, dass ein ellengroßes Loch entsteht/überbleibt! | ||
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| Im hilft niht sîn treie || Ihm hilft weder sein Wams | | Im hilft niht sîn treie || Ihm hilft weder sein Wams | ||
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| erst ein toerscher leie; || Er ist ein törichter Kerl. | | erst ein toerscher leie; || Er ist ein törichter Kerl. | ||
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| sîn tumbelîcher muot || Sein | | sîn tumbelîcher muot || Sein torenhafter Verstand | ||
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| der wirt im dâ bekrenket. || wird ihm noch weiter beschränkt. | | der wirt im dâ bekrenket. || wird ihm noch weiter beschränkt. |
Version vom 10. November 2020, 19:25 Uhr
1. Übersetzung - Winterlied 10
I
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
---|---|
Dô der liebe summer | Als der liebe Sommer |
ureloup genam, | Abschied nahm, |
dô mouose man der tänze | da musste man die Tänze |
ûfm anger gar verphlegen. | auf der Wiese unterlassen. |
des gewn sît kummer | Das bekümmerte seither |
des herre Gunderam: | den Herrn Gunderam. |
der muose ouch sîn gestränze | Der musste nun auch seine Großtuerei |
dô lâzen under wegen. | unterlassen. |
der ist bickelmeister disen winder: | Er ist diesen Winter Bickelmeister. |
oeder gouch ist in dem lande ninder; | Einen so widerwärtigeren Toren gibt es im Land nirgends |
sîn rûrnegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. | Sein Gassenräumer reicht stets weit nach hinten. |
II
Waz er an den meiden | Was er sich bei den Mädchen |
wunders dâ begât, | für Dinge erlaubt, |
ê daz mîn vrouwe Schelle | und das bevor Frau Glocke |
volende ir gebot! | ihren Auftrag beendet! |
erst vil unbescheiden, | Er ist sehr dreist: |
wan swehle er bestât | denn jede, der er sich nähert |
diu wirt von slegen helle | schreit laut von Schlägen |
und mîdende den spot; | und meidete den Spot; |
dâ von lâzen alle ir smutzemunden, | Daher sollten alle das Scherzen lassen, |
des die jungen niht verheln enkunden! | das die Jungen nicht verhüllen konnten! |
des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. | Deswegen hat ihre Hand von solcher Lehre/Anweisung oft leiden müssen. |
III
Immer, sô man vîret, | Immer, wenn man feiert |
sô hebent sî sich dar | machen sie sich auf |
mit einer samenunge, | mit einer Gesellschaft, |
den ich wol schaden gan. | denen ich wohl Schaden gönne. |
Werenbreht der lîret, | Werenbreht leiert |
sô sumbert Sigemâr. | und Sigemar trommelt. |
daz in dâ misselunge, | Dass ihnen das misslingt |
daz laege et eben an! | das wäre verdient. |
daz sich doch vil lîhte mac verrîden: | Kann sich doch sehr leicht alles verschlimmern: |
wellents ir getelse niht verrîden, | wollen sie mit ihrem Geklimper nicht aufhören, |
sich mugen zwêne an mîner weibelrouten wol versnîden. | können sich zwei beachtlich an meinem Schwert schneiden. |
IV
Koeme ich zeinem tanze, | Käme ich zu einem Tanz, |
dâs alle giengen bî, | wo alle vorbeikämen/teilnähmen, |
dâ wurde ein spil von hende | da würde ein Spiel beginnen |
mit beiden ekken zuo. | mit beiden Schwertschneiden. |
lîhte geviele ein schanze, | Vielleicht fiele eine Chance, |
daz vor mit laegen drî. | dass vor mir drei lägen. |
ich hielte ez âne wende, | Ich würden den Einsatz beibehalten. |
verbüte ez einer vrou. | Auch wenn es hart wäre. |
sige und saelde hulfen mir gewinnen, | Glück würde mir dazu verhelfen zu gewinnen |
daz si halbe müesen dan entrinnen. | dass sie halb davon laufen müssten. |
nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! | Nun ziehen sie ein und lassen sich ihre 'gogelheit' vergehen! |
V
Sîne weidegenge | Seine Jagdzüge |
die verewnt mich grâ | lassen mich ergrauen/grau werden, |
swenn er verwendeclîchen | wenn er eitlen Hauptes |
vür mîne vrouwen gât. | vor meine Herrin tritt. |
trîbet erz die lenge, | Treibt er das lange, |
bestât er danne dâ, | und behält es bei, |
man hilft im ûz der kcîhen, | hilft man ihm aus ...., |
daz er vil riuwic stât. | dass er sehr traurig steht. |
er und etelîcher sîn geselle, | Wenn ich ihn oder einen seiner Gesellen |
den ich tanzent an ir hant ersnelle, | tanzend an ihrer Hand erwische, |
des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! | kann er gewiss sein, dass ich ihn so schlage, dass ein ellengroßes Loch entsteht/überbleibt! |
VI
Im hilft niht sîn treie | Ihm hilft weder sein Wams |
noch sîn hiubelhot; | noch sein Helm. |
ez wirt im in getrenket: | Es wird Rache an ihm genommen, |
er zuhte ir einen bal. | hat er ihr doch eine Ball gestohlen. |
erst ein toerscher leie; | Er ist ein törichter Kerl. |
sîn tumbelîcher muot | Sein torenhafter Verstand |
der wirt im dâ bekrenket. | wird ihm noch weiter beschränkt. |
wil er vür Riuwental | Will er vor Riuwental |
hin und her sô vil gewentschelieren, | so viel hin und her streichen will, |
er wirt wol zezeiset under vieren. | wird er unter anderen wohl zerzaust. |
her Werenbrecht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? | Herr Werenbrecht, was kann ich dafür, wird ihm auch etwas überbleiben? |