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Version vom 14. November 2020, 21:41 Uhr
Übersetzung für Woche 2: Winterlied 10 (Strophen I-VIb)
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| Dô der liebe summer | Als der liebe Sommer |
| urelopu genam, | Abschied nahm, |
| dô mouse man der tänze | da musste man ganz auf die Tänze |
| ûfm anger gar verphlegen. | auf der Wiese verzichten. |
| des gewan sît kummer | Daher hatte Herr Gunderam |
| der herre Gunderam: | seither Kummer: |
| der mouse ouch sîn gestänze | Dieser musste nun auch sein Großgetue |
| dô lâzen under wegen. | auf der Strecke lassen. |
| der ist bickelmeister disen winder. | Der ist der Aufseher beim Würfelspiel diesen Winter: |
| œder gouch ist in dem lande ninder; | Nirgendwo ist ein törichterer Dummkopf im Land; |
| sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. | Sein Schwert (Räume die Gasse) gafft immer weit zum Hintern. |
| Waz er an den meiden | Was er an den Mädchen |
| wunders dâ begât, | Wundertaten verübt, |
| ê daz mîn vrouwe Schelle | noch ehe meine Herrin Glocke |
| volende ir gebot! | ihr Verbot vollendet! |
| erst vil unbescheiden, | Er ist sehr rücksichtslos, |
| wan swelhe er bestât, | welche er auch immer belagert, |
| diu wirt von slegen helle | die wird von Schlägen hell |
| und mîdende den spot; | und verzichtet auf Verspottung; |
| dâ von lâzen alle ir smutzemunden, | aus diesem Grund sollen alle ihr Schmunzeln lassen, |
| des die jungen niht verheln erkunden! | von dem die jungen Leute nicht lassen können! |
| des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden | Von der Prügel hat ihre Hand viel abbekommen ! |
| immer, sô man vîret, | Immer, wenn man feiert, |
| sô hebent sî sich dar | dann machen sie sich auf, |
| mit einer samenunge, | mit einer Gesellschaft, |
| den ich wol schaden gan. | denen ich von Herzen Schaden gönne. |
| Werenbreht der lîret, | Wehrenbreht, der spielt auf der Leier, |
| sô sumbert Sigemâr. | während Sigemâr geigt. |
| daz in dâ misselunge, | Dass ihnen ein Missgeschick passiert, |
| daz læge et eben an! | das wäre genau angemessen! |
| daz sich doch vil lîhte mac verrîden: | Dass sich doch viel Helligkeit wenden kann: |
| wellents ir getelse niht vermîden, | Wenn sie ihre Zügellosigkeit nicht unterlassen wollen, |
| sich mugen zwêne an mîner weibelruoten wol versnîden. | dann können sich zwei an meinem Gerichtsschwert sehr verletzen. |
| Kœme ich zeinem tanze, | Käme ich zu einem Tanz, |
| dâs alle giengen bî, | bei dem sie alle mitmachten, |
| dâ wurde ein spil von hende | da entstünde ein Spiel mit beiden Händen |
| mit beiden ekken zuo. | mit beiden Schwertschneiden dabei. |
| lîhte geviele ein schanze, | Vielleicht würde ein Wurf fallen, |
| daz vor mir lægen drî. | sodass drei vor mir lägen. |
| ich hielte ez âne wende, | Ich hielte es für unabwendbar, |
| verbüte ez einer vrou. | außer es würde einer unterbinden. |
| sige und sælde hulfen mir gewinnen, | Übermacht und Glück halfen mir zu gewinnen, |
| daz si halbe müesen dan entrinnen. | dass sie zur Hälfte davon laufen müssen. |
| nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! | Nun zieht das Schwert und lasst ihre Ausgelassenheit verrinnen! |
| Sîne weidegenge | Seine Jagden |
| die verewent mich grâ, | die lassen mich grau werden, |
| swenn er verwendeclîchen | immer wenn er hochmütig |
| vür mîne vrouwen gât. | für meine Dame geht. |
| trîbet erz die lenge, | Wenn er es auf Dauer treibt, |
| bestât er danne dâ, | wenn er dabei bleibt, |
| man hilft im ûz der kîchen, | dann hilft man ihm aus dem Asthma (schweren Atmen), |
| daz der vil riuwic stât. | sodass er sehr schmerzerfüllt steht. |
| er und etelîcher sîn geselle, | Er und einige seiner Getreuen, |
| den ich tanzent an ir hant ersnelle, | wen ich davon tanzend an ihrer Hand erwische, |
| des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! | der kann gewiss sein, ich schlage ihn, dass ein Arm offen steht! |
| Im hilft niht sîn treie | Ihm hilft weder sein Wams |
| noch sîn hiubelhout; | noch sein Helm; |
| ez wirt im in getrenket: | Es wird ihm eingeschenkt: |
| er zuhte ir einen bal. | er entriss ihr einen Ball. |
| erst ein tœrscher leie; | Er ist ein närrischer Laie; |
| sîn tumbelîcher muot | sein törrichter Verstand |
| der wirt im dâ bekrenket. | der wird ihm da zu Fall gebracht. |
| wil er vür Riuwental | Wenn er mal im Jammertal |
| hin und her sô vil gewentschelieren, | so hin und her streift, |
| er wirt wol zezeiset under vieren. | dann wird er gewiss zerzaust. |
| her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? | Herr Werenbrecht, was kann ich dafür, wenn etwas für ihn abfallen wird? |
| Die wîl ich die klingen | Solnge ich die Klinge |
| um mîne sîten trage, | an meiner Seite trage, |
| sô darf mir durch mîn sumber | so kann niemand mein Geflecht |
| niemen stechen nieht. | durchtrennen. |
| er mouz vil wîte springen: | Er muss sehr weit galoppieren: |
| begrîfe ichn mit dem slage, | erreichte ich ihn mit dem Schlag, |
| ich slahe in, daz er tumber | ich schlüge ihn, sodass der Törichte |
| schouwet nimmer lieht. | nie wieder Licht erblicken würde. |
| ich hilf im des lîbes in den aschen | ich befreie ihm seinen Leib in die Asche |
| und slah im mit willen eine vlaschen, | und schlage ihn mit Gefallen mit einer Flasche, |
| daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. | sodass ihm die Hunde das Hirn von der Erde naschen können. |
| Her Nîthart hât gesungen, | Herr Neidhart hat so gesungen, |
| daz ich in hazzen wil | dass ich ihn hassen will, |
| durch mînes neven willen, | wegen des Willens meines Onkels |
| des neven er beschallt. | dessen Neffen er beleidigt. |
| lieze ers unbetwungen! | Ließe er es ohne Zwang! |
| es ist im gar ze vil. | Es ist ihm gänzlich zu viel. |
| enpflæge er sîner grillen | Kultivierte er seiner Grillen, |
| und het ouch der gewalt! | und hätte auch er Macht! |
| ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. | Es ist eine Kritik, die mich meiner Freude beraubt. |
| wirt diu weibelroute mir gewetzet, | wirst du Gerichtsschwert mir gewetzt, |
| ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. | ich trenne ihn auf, sodass man gut einen Sessel in ihn setzen kann. |
Übersetzung für Woche 3: Sommerlied 4 (Strophen I-V)
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| Heid, anger, walt in fröuden stât; | Heide, Wiese, herrscht immer in Freuden |
| diu hânt sich bereitet mit ir besten wât, | sie haben sich mit ihrem besten Gewand gekleidet, |
| die in der meie hât gesant. | die ihnen der Mai geschickt hat. |
| sî wir alle | Sie und wir alle |
| frô schalle! | jubeln glücklich! |
| sumer ist komen in diu lant. | Der Sommer ist ins Land gekommen. |
| Wol ûz der stuben, ir stolzen kint, | Ganz aus den Stube, ihr übermütigen Kinder, |
| lât iuch ûf der strâze sehen! Hin ist der scherfe wint | lasst euch auf der Straße sehen! Vergangen ist der beißende Wind |
| unde ouch der vil kalte snê. | und auch der kalte Schnee. |
| hebt iuch balde | Macht euch schnell |
| zuo dem walde! | zum Wald auf! |
| vogelîn singent, den was wê. | Die Vöglein singen, denen ging es schlecht. |
| Diu sint ergetzet leides gar. | Die sind gänzlich vom Leid getröstet. |
| ir sult mirz gelouben! nemt sîn selbe war, | Ihr sollt es mir glauben! Nehmt sein Wesen wahr, |
| waz der sumer erzeiget hât! | was der Sommer enthüllt hat! |
| er will rîchen | Er wird |
| sicherlîchen | sicher |
| manegem boum mit loubes wât. | manchen Baum mit einem Laubkleid schmücken. |
| Die nû vor grôzer huote megen, | Die, die jetzt von den großen Hüten haben wollen, |
| die suln balde ir bestez vîrtacgwant an legen | die sollen bald ihr bestes Feiertagsgewand anlegen! |
| lâzen sich dar inne ersehen! | Sie lassen sich darin erblicken! |
| wir suln schouwen | Wir sollen |
| vor den ouwen | vor die Felder schauen, |
| maneger hande bloumen brehen, | wo manche Hände Blumen pflücken, |
| Swie Riuwental mîn eigen sî, | Obwohl das Jammertal mein Eigentum sei, |
| ich bin disen sumer aller sorgen frî, | bin ich diesen Sommer von allen Sorgen befreit, |
| sît der winter ist dâ hin. | seit der Winter vorbei ist. |
| ich will lêren | Ich will |
| die jungen êren | den Jungen echte Freude lehren: |
| freude: dar nâch stêt mîn sin. | Danach steht mir der Sinn. |