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| und im sîn täcke ringeleht erklinget dem gelîche, als er trage ein goller an.  || und sein mit versehrter Zacken erklingt, als träge  er einen Koller.
| und im sîn täcke ringeleht erklinget dem gelîche, als er trage ein goller an.  || und sein mit versehrter Zacken erklingt, als träge  er einen Koller.
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=== Winterlied 13 ===
===== I =====
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!Mittelhochdeutsch !! Neuhochdeutsch
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|Wi überwinde ich beide || Wie überwinde sowohl
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|mîn líep ùnd die súmerzît?|| meine Geliebte als auch die Sommerzeit?
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|ine kan die wolgetânen schiere niht verklagen.||  Ich kann die Schönheiten nicht schnell vergessen.
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|von sô grôzem leide,|| Von so großem Leid betroffen ,
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|mir ríuwe ầne vröude gît,|| der Verlust mir keine Freude spendet,
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|trûre ich wol von schulden nû ze disen trüeben tagen, ||  trauere ich gewiss mit Recht während diesen trüben Tagen,
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|di uns den winder kündent, der uns manger vröude roubet. ||  die uns der Winter verkündet hat, der uns viel Freude raubt.
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|sanges habent sich diu kleinen vogelîn geloubet: || Die kleinen Vöglein haben auf den Gesang verzichtet:
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|alsô möhte ich wol mit minem sange stille dagen. || deswegen möchte ich auch mit meinem Gesang verstummen.
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===== II =====
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|Sol mich niht vervâhen || Sollte ich mich nicht fassen
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|mîn trốst ùnd mîn líeber wấn,|| mit meinem Vertrauen und meiner Hoffnung ,
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|sô enweiz ich, waz genâden ich mich trœsten mac.|| so weiß ich nicht, wie ich mich trösten mag.
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|wol mac ir versmâhen || Ihr  möchtet meinen Dienst verschmähen
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|mîn díenèst, den ích ir hấn|| , den ich ihr
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|lange her geleistet und des ie mit triuwen phlac. || lange schon geleistet habe und  dies mit immer mit treuer Fürsorge.
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|alsô phlæge ichs immer gerne, möhte ich des geniezen,|| So pflege ich es immer noch und möchte ich  damit Erfolg haben,
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|sô daz mich die dörper mînes lônes iht verstiezen. || sodass die Bauern mich nicht meines Lohnes berauben.
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|des ist Uoze grîfic und sîn rûher schavernac.|| Das macht Unze mit seiner rauen Pelzmütze
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===== III =====
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|Engelwân und Uoze || Engelwân und Uoze
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|die zwéne sint mír geház||  sind von mir beide gehasst.
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|(schaden unde nîdes muoz ich mich von in versehen)||  (vor ihrem Schaden und Neid muss ich mich in Acht nehmen)
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|und der geile Ruoze:|| und der übermütige Ruoze: 
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|wie tíuwer er sich vermáz,|| wie sehr er sich rühmt,
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|der bestüende mich durch sî! die drîe widerwehen|| und dachte mich zu bekämpfen! Die drei Widersacher
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|râtent unde brüevent, daz ich âne lôn belîbe. || beraten und schreien untereinander , um mich um mein Lohn zu berauben.
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|niht envolge ir lêre, vrouwe, liebist aller wîbe! || Folge nicht ihrer Anweisung,Frau , Liebste aller Frauen!
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|lône mîner jâre; lâz in leit an mir geschehen! || Belohne meine Jahre; lass ihnen für mich Schlimmes widerfahren!
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===== IV =====
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|Vrouwe, dîne güete|| Frau, deine Güte
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|di erkénne ìch sô mánicvált,|| die erkenne ich so oft,
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|daz ich liebes lônes von dir noch gedingen hân.|| ohne dass ich einen lieben Dank von dir erwartet habe.
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|daz mich ie gemüete,|| Weil mich
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|die spränzlér und ír gewált,|| die Narren und ihre Gewalt immer bedrängen,
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|daz was mit den bluomen hin. nu wil mir Engelwân|| war es mit den Blumen pflücken  vorbei. Nun will mir Engelwân
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|dîne hulde verren: daz im müeze misselingen, || deine Freundlichkeit nehmen: Das  muss ihm misslingen,
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|sô daz hundert swert ûf sînem kophe lûte erklingen!|| sodass hundert Schwerter laut über seinem Kopf erklingen!
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|snîdent sî ze rehte, sî zerüttent im den spân. ||  Schnitten sie zu Recht um sein Schädel zu zertrümmern.
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===== V =====
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| Seht an Engelwânen, || Seht Engelwân an,
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| wie hôhe er sîn houbet treit! || wie hoch er sein Haupt trägt!
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| swanne er mit gespannem swerte bî dem tanze gât, || Wann er auch mit gezogenen Schwert zum Tanz geht,
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| sô ist er niht âne || dann verhält er sich ohne
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| der vlæmischen hövescheit, ||  den flämisch höfischen Anstand,
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| dâ sîn vater Batze wênic mit ze schaffen hât. ||damit hat sein Vater Batze wenig mit zu tun.
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| nu ist sîn sun ein œder gouch mit sîner rûhen hûben: || Nun ist sein Sohn mit seiner Pelzmütze ein törichter Dummkopf:
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| ich gelîche sîn gephnætze ze einer saten tûben, || Ich vergleiche sein Schnauben mit einer  Taube,
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| diu mit vollem krophe ûf einen korenkasten stât. || welche mit vollem Hals auf einem Kasten Korn steht.
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===== VI =====
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| Swer in sîner tougen || Wer in seiner Heimlichkeit
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| ie líep ode leit gewan, || jemals Freude oder Schmerz erlang,
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| dem sint mîne sorgen und mîn kumber wol bekannt. ||  dem sind meine Sorgen und mein Kummer gewiss bekannt.
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| sît ich mînen ougen || Seit ich meine Augen
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| den stîc niht verbieten kann, || den Weg nicht verbieten kann,
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| sî enblicken hin, dâ Ruoze tanzet an ir hant, || sie blicken dorthin, wo Ruoze an ihrer Hand tanzt,
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| sô verlâze ich kûme, deich mich selben niht enroufe: || so gehe ich mit Mühe fort, damit ich mich nicht mit ihm raufe.
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| solhen wehsel nement, die dâ minnent, an ir koufe. || Solchen Wechsel erfahren sie, die da lieben,  bei ihrem Dienst.
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| Minne, lâ mich vrî! mich twingent sêre dîniu bant. || Geliebe, befreie mich! Dein Bann bezwingt mich schmerzlich.
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===== VII =====
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|Minne, dine snüere || Geliebte, deine Bänder
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|die twingent daz herze min,|| die zerdrücken mein Herz,
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|daz ich han ze strite wider dich deheine wer.|| dass ich mich zur Wehr setzen muss.
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|swie verholne ich rüere|| Sobald ich heimlich
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|den zimbel der zelle din,||  in deiner Kammer erklingen die Klinge erklingen lasse
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|so bin ich betwungen des, daz ich dir hulde swer.|| so bin ich dazu gezwungen, dass ich dir Treue schwöre.
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|vrouwe Minne, din gewalt ist wider mich ze strenge;|| Geliebte, deine Macht über mich ist zu stark;
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|küneginne, diner ungenade niht verhenge, || Königin, verhänge dich meiner Ungunst,
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|daz si mich verderbe! ja ist si über mich ein her.||  sodass sie mich ins Verderben stürzt! Ja, sie ist mir überlegen.
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Version vom 8. Dezember 2020, 15:20 Uhr


Übersetzungen Seminar "Neidhart und seine Follower" (WS 20/21)

Winterlied 10 (Str. I - VI)

Mittelhochdeutsch Übersetzung
Dô der liebe summer Als der liebe Sommer
ureloup genam, seinen Abschied nahm,
dô mouse man der tänze da musste man die Tänze/ Lustspiele
ûfm anger gar verphlegen. auf dem Acker beenden.
des gewan sît kummer Daher überkam
der herre Gunderam: den Herrn Gunderam seither Kummer:
der mouse ouch sîn gestänze Er musste auch seine Landstreicherei
dô lâzen under wegen. sein lassen.
der ist bickelmeister disen winder: Er ist meister dieses Winters im Würfelspiel:
œder gouch ist in dem lande ninder; Es gibt nirgendwo einen törichteren Schmarotzer im Land;
sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. der sein Schwert immer hinter sich trug
Waz er an den meiden Was er an den Frauen
wunders dâ begât, Unvorstellbares da hat verübt,
ê daz mîn vrouwe Schelle ehe meine Herrin Schelle
volende ir gebot! ihr Verbot missachtete
erst vil unbescheiden, Beim ersten mal sehr rücksichtslos,
wan swelhe er bestât, als er betrunken kämpfte
diu wirt von slegen helle diese werden von Schlägen
und mîdende den spot; und meidete den Spott
dâ von lâzen alle ir smutzemunden, davon mussten alle schmunzeln,
des die jungen niht verheln enkunden! das konnten die Knaben nicht verbergen!
des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. Das hat ihm Kummer bereitet.

Immer, sô man vîret, Immer, wenn man feiert,
sô hebent sî sich dar dann versammeln sie sich
mit einer samenunge, in einer Sammlung ,
den ich wol schaden gan. bei der ich Schaden anrichten würde
sô sumbert Sigemâr. während Sigemâr trommelt.
daz in dâ misselunge, Dass ihnen da missglückt,
daz læge et eben an! das wäre sinnvoll!
daz sich doch vil lîhte mac verrîden: Dass sich das vielleicht ändern mag:
wellents ir getelse niht vermîden, Will ihre Zügellosigkeit nicht aufhören,
sich mugen zwêne an mîner weibelruotem wol versnîden. mögen sich die zwei wohl an meiner Klinge des Schwerts schneiden!

Kœme ich zeinem tanze, Käme ich zu einem Tanz,
dâs alle giengen bî, bei dem sie alle zusammen wären,
dâ wurde ein spil von hende da beginnt ein Spiel mit Händen
mit beiden ekken zuo. samt beiden Schwertern.
lîhte geviele ein schanze, Vielleicht fällt ein Glückswurf,
daz vor mir lægen drî. sodass vor mir drei liegen.
ich hielte ez âne wende, Ich hielt es für möglich,
verbüte ez einer vruo. eine Frau es vertauscht hat.
sige und sælde hulfen mir gewinnen, Überlegenheit und Macht halfen mir zu gewinnen,
daz si halbe müesen dan entrinnen. sodass sie dann davonlaufen müssen.
nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! Nun verspielen wir unseren Einsatz und lasst ihren Übermut dahinschwinden!

Sîne wiedegenge Sein Jagen
die verewent mich grâ, lässt mich ergrauen,
swenn er verwendeclîchen wann immer er hochmütig
vür mîne vrouwen gât. vor meine Herrin tritt.
trîbet erz die lenge, Treibt er es zu Lange,
bestât er danne dâ, verbleibt er doch dabei,
man hilft im ûz der kîchen, man helfe ihm beim keuchen ,
daz er vil riuwic stât. damit er leidvoll steht.
er und etelîche sîn geselle, Er als auch seine Gesellen,
den ich tanzent an ir hant ersnelle, die ich tanzend an ihrer Hand erwische,
des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! das sei gewiss, dass ich sie schlagen würde und nicht unversehrt davonkommen!

Im hilft niht sîn treie Ihm hilft weder sein Wams,
noch sîn hiubelhout; noch sein Helm;
ez wirt im in getrenket: auch er wird ins Wasser geworfen:
er zuhte ir einen bal. er hat ihr einen Ball entrissen.
erst eon tœrscher leie; Erst ein törichter Leie;
sîn tumbelîcher muot sein unbedachter Mut
der wirt im dâ bekrenket. der wir ihn da verletzten.
wil er vür Riuwental Will er für Reuental
hin und her sô vil gewentschelieren, doch eifrig umherstreifen,
er wirt wol zezeiset under vieren. er wird wohl von vieren zerzaust.
her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? Herr Werenbreht, was kann ich dafür, wenn für ihn etwas abfällt?

Die wîl ich die klingen Will ich überall meine Klinge
um mîne sîten trage, an meiner Seite tragen,
sô darf mir durch mîn sumber so darf mir niemand durch meine Kleidung
niemen stechen nieht. stechen.
er muoz vil wîte springen: Er muss sehr weit springen:
begrîfe ichn mit dem slage, treffe ich ihn mit einem Schlag,
ich slahe in, daz er tumber ich schlage ihn, sodass er besinnungslos
schouwet nimmer lieht. kein Licht mehr sieht.
ich hilf im des lîbes in den aschen ich half ihm freudig in die Asche
und slah im mit willen eine vlaschen, und gebe ihm mit Vergnügen einen Hieb,
daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. sodass ihm die Hunde das Hirn von der Erde lecken können.

Her Nîthart hât gesungen, Herr Neidhart hat gesungen,
daz ich in hazzen wil dass ich ihn hassen will
durch mînes neven willen, durch meines Neffens Willen,
des neven er beschalt. den Neffen, den er von sich weggestoßen hat.
lieze ers unbetwungen! Ließe er es ungeschoren!
es ist im gar ze vil. Es ist ihm viel zu viel.
enpflæge er sîner grillen Soll er seine grellen Schreie zurückhalten
und het ouch der gewalt! und auch mit Gewalt!
ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. Es ist eine Beleidigung, dass mir dadurch Freude genommen wird.
wirt diu weibelruote mir gewetzet, Wenn er meine Klinge zu spüren bekommt,
ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. dann schneide ich ihn auf, sodass man einen Sessel in ihn setzten kann.


Sommerlied 4 (Str. I - V)

Mittelhochdeutsch Übersetzung
Heid, anger , walt in fröuden stât; Wiese, Anger und Wald stehen in Freude
diu hânt sich bereitet mir ir besten wât, denn diese haben ihre besten Gewänder angezogen ,
die in der meie hât gesant. die ihnen der Mai gebracht hat.
sî wir alle Wir alle sind froh
frô mit schalle! und jubeln!
sumer ist komen in diu lant. Sommer ist in das Land gekommen.

Wol ûz der stuben, ir stolzen kint, Kommt aus der Stube, ihr törichten Kinder,
lât iuch ûf der strâze sehen! hin ist der scherfe wint lasst euch auf der Straße sehen! Fort ist der beißende Wind
unde ouch vil kalte snê. und auch der sehr kalte Schnee.
hebt iuch balde Brecht gleich
zuo dem walde! zum Wald auf!
vogelîn singent, den was wê. Vöglein singet, ihnen ging es schlecht

Diu sint ergetzet leides gar. Der Kummer wird vergessen.
ir sult mirz gelouben! nemt sîn selbe war, Das sollt ihr mir glauben! Nehmt es selbst wahr,
waz der sumer erzeiget hât! was der Sommer geschaffen hat!
er wil rîchen Er will
sîcherlichen bestimmt
manege boum mit loubes wât. viele Bäume mit einem Laubgewand belohnen.

Diu nû vor grôzer huote megen, Die nue
die suln balde ir bestez vîrtacgwant an legen, die sollen bald ihr bestes Festtagsgewand anlegen,
lâzen sich dar inne ersehen! und lassen sich darin sehen!
wir suln schouwen Wir sollen uns
vor den ouwen die Wiesen ansehen
maneger hande bluomen brehen. da vielerlei Blumen blühen.

Swie Riuwental mîn eigen sî, Auch wenn Reuental mein Eigen ist,
ich bin disen summer aller sorgen frî, ich habe diesen Sommer keine Sorgen
sît der winter ist dâ hin. seit der Winter vorbei ist.
ich wil lêren Ich will
die jungen êren den jungen Leuten lehren
freude: dar nâch stêt mîn sin. die Freude zu ehren: danach steht mir mein Sinn.

Sommerlied 18

Mittelhochdeutsch Übersetzung
"Uns wil ein sumer komen", "Bald wird der Sommer kommen",
sprach ein magt: "jâ hân ich den von Riuwental vernomen. sprach ein Mädchen: "Ja, den von Riuvental habe ich gehört.
jâ wil ich in loben. Ich will ihn loben.
mîn herze spilt gein im vor vreuden, als ez welle toben. Wegen ihm springt mein Herz vor Freude, als ob es toben würde.
ich hœr in dort singen vor den kinden. Ich höre ihn dort vor den Kindern singen.
jâne wil ich nimmer des erwinden, damit will ich nicht warten,
ich springe an sîner hende zuo den linden." ich springe an seiner Hand zu den Linden."

Diu muoter rief ir nâch; Die Mutter rief ihr nach;
sî sprach: "tohter, volge mir, niht lâ dir wesen gâch! sie sprach: "Tochter, folge meinem Rat, handle nicht voreilig!
weistû, wie geschach Du weißt was passier ist
dîner spilen Jiuten vert, alsam ir eide jach? es voriges Jahr Jiuten geschah, ebenso ihrer Mutter ?
der wuohs von sînem reien ûf ir wempel, Ihr wuchs ihr Bauch wegen seinen Tänzen,
und gewan ein kint, daz hiez si lempel: und bekam ein Kind, das nannte sie Lempel:
alsô lêrte er sî den gimpelgempel." auf diese Weise lehrte er sie den Gimpelgempel."

"Muoter, lât iz sîn! "Mutter, lass das sein!
er sante mir ein rôsenschapel, daz het liehten schîn, Er har mir einen Rosenkranz geschickt, welches einen leuchtenden Schein hat,
ûf daz houbet mîn, auf meinen Kopf,
und zwêne rôten golzen brâhte er her mir über Rîn: und zwei Beinschienen brachte er mir über den Rhein her:
die trag ich noch hiwer an mînem beine. die trage ich noch immer an meinen Beinen.
des er mich bat, daz weiz ich niewan eine. Um was er mich bat, dass weiß nur ich allein.
jâ volge ich iuwer ræte harte kleine." Deshalb folge ich euren Ratschlägen ganz und gar nicht.

Der muoter der wart leit, Der Mutter war es leid,
daz diu tohter niht enhôrte, daz si ir vor geseit; dass die Tochter nicht darauf hörte, was sie ihr vorher sagte;
iz sprach diu stolze meit: so sprach das stolze Mädchen:
"ich hân im gelobt: des hât er mîne sicherheit. "Ich habe es ihm versprochen: daher hat er mein Vertrauen.
waz verliuse ich dâ mit mîner êren? Warum sollte ich damit mein Ansehen verlieren?
jâne wil ich nimmer widerkêren, Hier will ich niemals zurückkehren,
er muoz mich sîne geile sprünge lêren." er muss mich seine frohe Sprünge lehren."

Diu muoter sprach: "wol hin! Die Mutter sprach: " Geh!
verstû übel oder wol, sich, daz ist dîn gewin: es wird dir wohl oder übel ergehen, schau das ist dein Glück:
du hâst niht guoten sin. du hast keinen guten Verstand.
wil dû mit im gein Riuwental, da bringet er dich hin: Willst du mit ihm nach Reuental, da bringt er dich hin:
alsô kan sîn treiros dich verkoufen. So kann sein Tanz dich verkaufen.
er beginnt dich slahen, stôzen, roufen er fängt an dich zu schlagen, zu stoßen, zu prügeln
und müezen doch zwô wiegen bî dir loufen." und müssen doch zwei Wiegen bei dir laufen."

Winterlied 24

Ι
Mittelhochdeutsch Übersetzung
Summer, dîner süezen weter müezen wir uns ânen: Sommer, auf dein schönes Wetter müssen wir verzichten:
dirre kalte winder trûren unde senen gît. dieser kalte Winter erweckt Trauer und Sehnsuchtsschmerz.
ich bin ungetrœstet von der lieben wolgetânen. Ich werde von der Schönen Geliebten nicht getröstet
wie sol ich vertrîben diese lange swære zît, Wie soll ich diese lange schwere Zeit überstehen,
diu die heide velwet unde mange bluomen wolgetân? welche die Wiesen und die schönen Blumen verblassen?
dâ von sint die vogele in dem walde des betwungen, daz si ir singen müezen lân. Deshalb sind die Vögel im Wald dazu gezwungen, mit dem Singen aufzuhören.
ΙΙ
Alsô hat diu vrouwe mîn daz herze mir betwungen, Als meine Dame mein Herz bezwungen hat,
daz ich âne vröude muoz verswenden mîne tage. da musste ich Tage ohne Freude verbringen.
ez vervæhet niht, swaz ich ir lange hân gesungen; Egal was ich ihr vorsinge es ist erfolglos;
mir ist alsô mære, daz ich mêre stille dage. So ist es meine Absicht, dass ich fortan stillschweige.
ich geloube niht, daz sî den mannen immer werde holt: Ich glaube nicht, dass sie an anderen Männern gefallen finden wird:
wir verlisen, swaz wir dar gesingen unde gerûnen, ich und jener Hildebolt. es ist umsonst egal was wir da sangen und flüsterten, ich und jener Hildebolt.
ΙΙΙ
Der ist nû der tumbist under geilen getelingen, Dieser ist nun der Tor unter den fröhlichen Gesellen,
er und einer, nennet man den jungen Willegêr. er und einer, den man den jungen Willegêr nennt.
den enkunde ich disen sumer nie von ir gedringen, Den konnte ich diesen Sommer nie von ihr fortdrängen,
sô der tanz gein âbent an der strâze gie entwer. als der Tanz gegen Abend an der Straße zu Ende ging.
mangen twerhen blic den wurfen sî mich mit den ougen an, Manchen schiefen Blick warfen sie mir mit den Augen zu,
daz ich sunder mînes guoten willen vor in beiden ie ze sweime muose [gân. sodass ich gegen meinen guten Willen das Weite suche musste.
ΙV
Wê daz mich sô manger hât von lieber stat gedrungen Wehe, dass mich so mancher von der schönen Ort verdrängt hat
beidiu von der guoten unde ouch wîlent anderswâ! sowohl von der Guten als auch manchmal anderswo!
œdelîchen wart von in ûf mînen tratz gesprungen. Sie ärgerten mich mit ihren wiederwertigen Sprünge beim Tanz.
ir gewaltes bin ich vor in mînem schophe grâ. Von ihrer Gewalt werden meine Haare schon grau.
doch sô neic diu guote mir ein lützel über schildes rant. Doch so verneigte sich die Schöne ein wenig hinter ihrem Schild vor mir.
gerne mugt ir hœren wie die dörper sint gekleidet: üppiclîch ist ir gewant. Gerne mögt ihr hören wie die Bauern gekleidet sind: prächtig ist ihre Kleidung
V
Enge röcke tragent sî und enge schaperûne, Sie tragen knappe Röcke und schmale Kapuzenmantel,
rôte hüete, rinkelohte schuohe, swarze hosen. rote Hüte, Schnallenschuhe, schwarze Hosen.
Engelmâr getet mir nie sô leide an Vriderûne Engelmâr fügte mir nie so Leid zu wie Vriderûne
sam die zwêne tuont. ich nîde ir phellerîne phosen, wie sie es jetzt tun. Ich hasse ihre Gürteltaschen,
die sî tragent: dâ lît inne ein wurze, heizet ingeber. die sie tragen: darin liegt eine Wurzel, genannt Ingwer.
der gap Hildebolt der guoten eine bî dem tanze; die gezuhte ir Willegêr. .Davon gab Hildebolt der Schönen eine beim Tanz, die der Willeger ihr jedoch wieder wegriss.


Va
Gern west ich, wie es die torpper unter einander trachten. Gerne wüsste ich, was die Bauern tragen wenn sie zusammen sind.
sie trugen peckkelhauben, darczu lange swert. Sie trugen Pickelhauben, dazu lange Schwerter.
ir spottigkeit, ir laster sie gar zu laster brachten: Ihre Spotten, ihre Vergehen brachten vollkommene Schande herbei:
des wurdens durch die goller mer denn halb gewert. daher wurden sie durch das Späße treiben noch mehr verdorben.
sie stritten mit einander einen ganczen summer langen tag. Sie stritten einen ganzen langen Sommertag miteinander.
das ir geläße sahe herre Neithart, do er in dem vas bey dem wein lag. Da sah Herr Neidhart ihr Benehmen, als er bei dem Fass Wein stand.
Sagte ich nû diu mære, wie siz mit ein ander schuofen, Erzählte ich nun die Geschichte, was sie miteinander treiben,
des enweiz ich niht: ich schiet von danne sâ zehant. das weiß ich nicht: Ich machte mich schnell davon
manneglîch begunde sînen vriunden vaste ruofen; Jeder begann seine Freunde laut zu rufen;
einer der schrê lûte: „hilf, gevater Weregant!“ einer schrie laut:„Hilfe, Gevatter Weregant!"
er was lîhte in grôzen noeten, dô er sô nâch helfe schrê. Er befand sich in großer Not, als er so nach Hilfe schrie.
Hildeboldes swester hôrte ich eines lûte schrîen: „wê mir mînes bruoder, [wê!“ Hildeboldes Schwester hörte ich laut schreien: „ Oh weh mein Bruder, oh weh!"
VΙa
Dô kam schiere ein getelinc geloufen von dem strîte; Da kam sofort ein Verwandter von dem Streit angelaufen;
den fragt ich der mære. „Willeher mit ellen streit. den fragte ich über die Geschehnisse.„ Willeher streite mit allen.
Hildeboltes schapperun der ist zerzerret wîte Hildebolts Kapuzenmantel ist weit gerissen
und dar zuo sin enger roc wol drîer spannen breit." und sein enges Obergewand dazu gewiss drei Spannen breit.
daz geschach umb eine wurzen, die man uz der hende ir brach. Das geschah wegen einer Wurzel, die man ihr aus den Händen entriss.
des engalt vil mangiu spaehiu hûbe, die man bî dem tanze zerzerret [ligen sach. Dies wurde mit vielen kunstvollen Hauben gestraft, welche man bei dem Tanz zerrissen [daliegen sah.
VΙI
Wâ bî sol man mîn geplätze hinne vür erkennen? Wodurch sollte man mein Geschwätz in Zukunft weiter erkennen?
hie envor dô kande man iz wol bî Riuwental. Zuvor da kannte man es wohl bei Reuental.
dâ von solde man mich noch von allem rehte nennen: Dort sollte man mich noch aus guten Grund erwähnen:
nust mir eigen unde lêhen dâ gemezzen smal. Mein Eigentum und Lehen sind dort nicht gering ausgemessen.
kint, ir heizet iu den singen, der sîn nû gewaltic sî! Kinder, nennt den Sänger, der nun mächtig werden soll!
ich bin sîn verstôzen âne schulde: mîne vriunt, nu lâzet mich des namen vrî! Ich bin ohne Schuld verstoßen worden: Meine Freunde, nun lasst meinen Namen frei!
VIIΙ
Ich hân mînes herren hulde vloren âne schulde: Ich habe die Gunst meines Herren ohne Schuld verloren:
dâ von so ist mîn herze jâmers unde trûrens vol. deshalb ist mein Herz von Kummer und Trauer erfüllt.
rîcher got, nu rihte mirz sô gar nâch dîner hulde, Mächtiger Gott, ich wende mich nun deiner Gnade zu,
manges werden friundes daz ich mich des ânen sol! Ich werde auf Freunde verzichten, welche ich aufgeben soll!
des hân ich ze Beiern lâzen allez, daz ich ie gewan, Alles, was ich jemals gewann, das alles habe ich in Bayern gelassen,
unde var dâ hin gein Ôsterrîche und wil mich dingen an den werden [Ôsterman. und fahr da hin nach Österreich und will mich bei den Österreichern ehrenvoll [verdingen.
ΙΧ
Mîner vînde wille ist niht ze wol an mir ergangen: Der Wille meiner Feinde geschieht mir nicht gut:
wolde ez got, sîn mähte noch vil lîhte werden rât. Wollte es Gott, seine Mächte werden noch viel Hilfe schenken.
in dem lande ze Œsterrîche wart ich wol enphangen In dem Land Österreich wurde ich freundlich
von dem edeln vürsten, der mich nû behûset hât. von den edlen Fürsten, der mich aufgenommen hat, empfangen.
hie ze Medelicke bin ich immer âne ir aller danc. Hier in Medelicke bin ich immer ohne ihren Dank.
mir ist leit, daz ich von Eppen und von Gumpen ie ze Riuwental sô vil [gesanc. Mir ist es leid, dass ich so viel von Eppen und von Gumpen im Reuental gesungen [habe.
ΙXa
Her Nîthart hât uns hie verlâzen als diu krâ den stecken, Herr Neidhart hat uns hier verlassen wie die Krähen,
diu dâ hinne fliuget unde sitzet ûf ein sât. die davon fliegen und auf die nächste Saat warten.
ez sol ein man mit fremden frouwen niht ze vil gezecken, Ein Mann soll fremde Frauen nicht zu viel necken,
der der wâren schulde an sîner keine vunden hât. der dann wahrhaft schuldig an irgendeiner ihrer Wunden ist.
er niez sîn tegelîche spîse (der hât er dâ heime genouc), Er genießt seine tägliche Speise (davon hat er zuhause genug),
lâz Hildebolten mit gemache! ez was ein eichel, die er bî im in dem biutel truoc. lass Hildebolt in Ruhe! Es war eine Eichel, die er bei sich im Beutel trug.
X
Rädelohte sporen treit mir Fridepreht ze leide, Runde Sporen trägt Friedpreht mir zum Ärger,,
niuwen vezzel hât er baz dan zweier hende breit. er hat einen neuen Schwertgurt, der ist mehr als zwei Hände breit.
rucket er den afterreif hin wider ûf die scheide, Rückt er den Reif am Schwert wieder zu der Schwertscheide,
wizzet, mîne vriunde, daz is mir ein herzenleit! wisst ihr, meine Freunde, das ist mir ein tiefes Betrübnis!
zwêne niuwe hantschuoh er unz ûf den ellenbogen zôch. Zwei neue Handschuhe zog er bis zum Ellenbogen hinauf.
mugt ir hoeren, wie der selbe gemzinc von der lieben hiuwer ab dem tanze [vlôch? Möchtet ihr hören. wie der selbe Gemsbock auf dem Tanz vor der Geliebten [geflohen ist?
Xa
Er gap versengelt wol, rehte als im waer an gebunden Er konnte gewiss davonlaufen, als er gerade angebunden werden sollte.
ein swînes blâse, alsô man den wilden hunden tuot. Eine Schweineblase, wie man den wilden Hunden vorwirft.
ofte brach er sînen zelt, als sî doch wol befunden, Damit will er uns nachts aus der Gasse vertreiben.
Hatze und Pletze und jeniu ir gespile Hademuot. Hatze und Pletze und deren Freund Hademuot.
frâget Engeltrûten, wiez laeg umbe ir bruoder Fridebreht! Fragt Engeltrûten, wie es um ihren Bruder Fridebreht steht!
„ach ach, er hât verrenket sich vor vorhte“, alsô hât si mir geseit, „der tœrsche [kneht.“ „Ach,ach, er hat sich vor Angst verrenkt“, so hat sie mir gesagt, „der schwerhörige [Knabe.“
Xb
Sach ab ieman jenen mit der gickelvêhen täcken? Ob jemand den mit der bunten Decke sah?
die treget er ûf der hende und klopfet ûf sîn niuwez swert: Diesen trägt er auf de Hand und klopft auf sein neues Schwert:
dâ mite er uns des nahtes ab der gazzen wil erschrecken. damit will er uns nachts auf den Straßen vertreiben.
der selbe dünket sich noch mêr dan drîer bônen wert, Derselbige hält sich für mehr als drei Bohnen wert,
als er danne gerûzet unde gedraeset, der vil übele man, als er dann lärmt und drängelt, der echt schlimme Mann,
und im sîn täcke ringeleht erklinget dem gelîche, als er trage ein goller an. und sein mit versehrter Zacken erklingt, als träge er einen Koller.

Winterlied 13

I
Mittelhochdeutsch Neuhochdeutsch
Wi überwinde ich beide Wie überwinde sowohl
mîn líep ùnd die súmerzît? meine Geliebte als auch die Sommerzeit?
ine kan die wolgetânen schiere niht verklagen. Ich kann die Schönheiten nicht schnell vergessen.
von sô grôzem leide, Von so großem Leid betroffen ,
mir ríuwe ầne vröude gît, der Verlust mir keine Freude spendet,
trûre ich wol von schulden nû ze disen trüeben tagen, trauere ich gewiss mit Recht während diesen trüben Tagen,
di uns den winder kündent, der uns manger vröude roubet. die uns der Winter verkündet hat, der uns viel Freude raubt.
sanges habent sich diu kleinen vogelîn geloubet: Die kleinen Vöglein haben auf den Gesang verzichtet:
alsô möhte ich wol mit minem sange stille dagen. deswegen möchte ich auch mit meinem Gesang verstummen.
II
Sol mich niht vervâhen Sollte ich mich nicht fassen
mîn trốst ùnd mîn líeber wấn, mit meinem Vertrauen und meiner Hoffnung ,
sô enweiz ich, waz genâden ich mich trœsten mac. so weiß ich nicht, wie ich mich trösten mag.
wol mac ir versmâhen Ihr möchtet meinen Dienst verschmähen
mîn díenèst, den ích ir hấn , den ich ihr
lange her geleistet und des ie mit triuwen phlac. lange schon geleistet habe und dies mit immer mit treuer Fürsorge.
alsô phlæge ichs immer gerne, möhte ich des geniezen, So pflege ich es immer noch und möchte ich damit Erfolg haben,
sô daz mich die dörper mînes lônes iht verstiezen. sodass die Bauern mich nicht meines Lohnes berauben.
des ist Uoze grîfic und sîn rûher schavernac. Das macht Unze mit seiner rauen Pelzmütze
III
Engelwân und Uoze Engelwân und Uoze
die zwéne sint mír geház sind von mir beide gehasst.
(schaden unde nîdes muoz ich mich von in versehen) (vor ihrem Schaden und Neid muss ich mich in Acht nehmen)
und der geile Ruoze: und der übermütige Ruoze:
wie tíuwer er sich vermáz, wie sehr er sich rühmt,
der bestüende mich durch sî! die drîe widerwehen und dachte mich zu bekämpfen! Die drei Widersacher
râtent unde brüevent, daz ich âne lôn belîbe. beraten und schreien untereinander , um mich um mein Lohn zu berauben.
niht envolge ir lêre, vrouwe, liebist aller wîbe! Folge nicht ihrer Anweisung,Frau , Liebste aller Frauen!
lône mîner jâre; lâz in leit an mir geschehen! Belohne meine Jahre; lass ihnen für mich Schlimmes widerfahren!
IV
Vrouwe, dîne güete Frau, deine Güte
di erkénne ìch sô mánicvált, die erkenne ich so oft,
daz ich liebes lônes von dir noch gedingen hân. ohne dass ich einen lieben Dank von dir erwartet habe.
daz mich ie gemüete, Weil mich
die spränzlér und ír gewált, die Narren und ihre Gewalt immer bedrängen,
daz was mit den bluomen hin. nu wil mir Engelwân war es mit den Blumen pflücken vorbei. Nun will mir Engelwân
dîne hulde verren: daz im müeze misselingen, deine Freundlichkeit nehmen: Das muss ihm misslingen,
sô daz hundert swert ûf sînem kophe lûte erklingen! sodass hundert Schwerter laut über seinem Kopf erklingen!
snîdent sî ze rehte, sî zerüttent im den spân. Schnitten sie zu Recht um sein Schädel zu zertrümmern.
V
Seht an Engelwânen, Seht Engelwân an,
wie hôhe er sîn houbet treit! wie hoch er sein Haupt trägt!
swanne er mit gespannem swerte bî dem tanze gât, Wann er auch mit gezogenen Schwert zum Tanz geht,
sô ist er niht âne dann verhält er sich ohne
der vlæmischen hövescheit, den flämisch höfischen Anstand,
dâ sîn vater Batze wênic mit ze schaffen hât. damit hat sein Vater Batze wenig mit zu tun.
nu ist sîn sun ein œder gouch mit sîner rûhen hûben: Nun ist sein Sohn mit seiner Pelzmütze ein törichter Dummkopf:
ich gelîche sîn gephnætze ze einer saten tûben, Ich vergleiche sein Schnauben mit einer Taube,
diu mit vollem krophe ûf einen korenkasten stât. welche mit vollem Hals auf einem Kasten Korn steht.
VI
Swer in sîner tougen Wer in seiner Heimlichkeit
ie líep ode leit gewan, jemals Freude oder Schmerz erlang,
dem sint mîne sorgen und mîn kumber wol bekannt. dem sind meine Sorgen und mein Kummer gewiss bekannt.
sît ich mînen ougen Seit ich meine Augen
den stîc niht verbieten kann, den Weg nicht verbieten kann,
sî enblicken hin, dâ Ruoze tanzet an ir hant, sie blicken dorthin, wo Ruoze an ihrer Hand tanzt,
sô verlâze ich kûme, deich mich selben niht enroufe: so gehe ich mit Mühe fort, damit ich mich nicht mit ihm raufe.
solhen wehsel nement, die dâ minnent, an ir koufe. Solchen Wechsel erfahren sie, die da lieben, bei ihrem Dienst.
Minne, lâ mich vrî! mich twingent sêre dîniu bant. Geliebe, befreie mich! Dein Bann bezwingt mich schmerzlich.
VII
Minne, dine snüere Geliebte, deine Bänder
die twingent daz herze min, die zerdrücken mein Herz,
daz ich han ze strite wider dich deheine wer. dass ich mich zur Wehr setzen muss.
swie verholne ich rüere Sobald ich heimlich
den zimbel der zelle din, in deiner Kammer erklingen die Klinge erklingen lasse
so bin ich betwungen des, daz ich dir hulde swer. so bin ich dazu gezwungen, dass ich dir Treue schwöre.
vrouwe Minne, din gewalt ist wider mich ze strenge; Geliebte, deine Macht über mich ist zu stark;
küneginne, diner ungenade niht verhenge, Königin, verhänge dich meiner Ungunst,
daz si mich verderbe! ja ist si über mich ein her. sodass sie mich ins Verderben stürzt! Ja, sie ist mir überlegen.