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|Wi überwinde ich beide || Wie soll ich beides überwinden, | |Wi überwinde ich beide || Wie soll ich beides überwinden, | ||
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Version vom 16. Dezember 2020, 19:45 Uhr
1. Übersetzung - Winterlied 10
I
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| Dô der liebe summer | Als der liebe Sommer |
| ureloup genam, | sich verabschiedet hatte, |
| dô mouose man der tänze | musste man die Tänze auf der Wiese |
| ûfm anger gar verphlegen. | aufgeben. |
| des gewn sît kummer | Das bereitete |
| des herre Gunderam: | dem Herrn Gunderam seitdem Kummer: |
| der muose ouch sîn gestränze | Der musste jetzt auch seine |
| dô lâzen under wegen. | Angeberei aufgeben. |
| der ist bickelmeister disen winder: | Diesen Winter ist er Würfelmeister. |
| oeder gouch ist in dem lande ninder; | Einen widerwärtigeren Narren gibt es im ganzen Land nicht. |
| sîn rûrnegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. | Sein Gassenträumer gafft immer weit nach hinten. |
II
| Waz er an den meiden | Was er sich bei den Mädchen |
| wunders dâ begât, | für ungeheuerliche Dinge gewährt |
| ê daz mîn vrouwe Schelle | bevor Frau Glocke |
| volende ir gebot! | ihren Einsatz vollendet. |
| erst vil unbescheiden, | Er ist rücksichtslos, |
| wan swehle er bestât | denn jede, der er sich nähert, |
| diu wirt von slegen helle | schreit vor Schlägen laut auf |
| und mîdende den spot; | und unterlässt daraufhin jeden Scherz. |
| dâ von lâzen alle ir smutzemunden, | Deswegen sollen alle ihr Schmunzeln unterlassen, |
| des die jungen niht verheln enkunden! | dasdie Jungen nicht verbergen konnten. |
| des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. | Dafür hat ihre Hand unter dieser Herrschaft oft Leid ertragen müssen. |
III
| Immer, sô man vîret, | Jeden Feiertag |
| sô hebent sî sich dar | ziehen sie los |
| mit einer samenunge, | mit einer ganzen Versammlung, |
| den ich wol schaden gan. | denen ich wirklich Schaden gönne. |
| Werenbreht der lîret, | Werenbreht spielt die Leier, |
| sô sumbert Sigemâr. | während Sigemâr trommelt. |
| daz in dâ misselunge, | Möge es ihnen misslingen, |
| daz laege et eben an! | das wäre nur angemessen! |
| daz sich doch vil lîhte mac verrîden: | Es kann sich doch auch sehr leicht zum Schlimmeren wenden: |
| wellents ir getelse niht verrîden, | Wenn sie mit ihrem Verhalten nicht aufhören, |
| sich mugen zwêne an mîner weibelrouten wol versnîden. | können sich zwei an meinem Schwert schneiden. |
IV
| Koeme ich zeinem tanze, | Käme ich zu einem Tanz, |
| dâs alle giengen bî, | wo alle teilnähmen, |
| dâ wurde ein spil von hende | da würde ein Spiel beginnen |
| mit beiden ekken zuo. | mit beiden Schwertschneiden. |
| lîhte geviele ein schanze, | Vielleicht fiele eine Chance, |
| daz vor mit laegen drî. | dass vor mir drei lägen. |
| ich hielte ez âne wende, | Ich würden den Einsatz beibehalten. |
| verbüte ez einer vrou. | Auch wenn es hart wäre. |
| sige und saelde hulfen mir gewinnen, | Glück würde mir dazu verhelfen zu gewinnen |
| daz si halbe müesen dan entrinnen. | dass sie halb davon laufen müssten. |
| nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! | Nun ziehen sie ein und lassen sich ihre Possen vergehen! |
V
| Sîne weidegenge | Seine Jagdzüge |
| die verewnt mich grâ | lassen mich ergrauen. |
| swenn er verwendeclîchen | Wenn er eitel |
| vür mîne vrouwen gât. | vor meine Herrin tritt. |
| trîbet erz die lenge, | Treibt er das noch länger so, |
| bestât er danne dâ, | und bleibt er dabei, |
| man hilft im ûz der kcîhen, | verhilft man ihm aus dem Keuchen, |
| daz er vil riuwic stât. | dass er sehr lange steht. |
| er und etelîcher sîn geselle, | Wenn ich ihn oder einen seiner Gesellen |
| den ich tanzent an ir hant ersnelle, | ihre Hand halten und mit ihr tanzen sehe, |
| des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! | kann er sicher sein, dass ich ein ellengroßes Loch in ihn hineinschlage. |
VI
| Im hilft niht sîn treie | Ihm hilft weder sein Wams |
| noch sîn hiubelhot; | noch sein Helm. |
| ez wirt im in getrenket: | Es wird Rache an ihm genommen, |
| er zuhte ir einen bal. | hat er ihr doch eine Ball gestohlen. |
| erst ein toerscher leie; | Er ist ein törichter Laie. |
| sîn tumbelîcher muot | Sein begriffsstutziger Verstand |
| der wirt im dâ bekrenket. | wird ihm noch weiter beschränkt. |
| wil er vür Riuwental | Will er vor Riuwental |
| hin und her sô vil gewentschelieren, | so viel hin und her streichen will, |
| er wirt wol zezeiset under vieren. | wird er unter anderen wohl zerzaust. |
| her Werenbrecht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? | Herr Werenbrecht, was kann ich dafür, wird ihm auch etwas überbleiben? |
2. Übersetzung - Sommerlied 4
I
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| Heid, anger, walt in fröuden stât. | Heide, Acker, Wald sind bestens behagt. |
| diu hânt sich bereitet mit ir besten wât, | Wie haben sie sich mit ihrem besten Gewand geschmückt, |
| die in der meie hât gesant. | das der Mai ihnen gesandt hat. |
| sǐ wir alle | Sind wir alle |
| frô mit schalle! | froh mit Jubel! |
| sumer ist komen in diu lant. | Sommer ist ins Land gekommen. |
II
| Wol ûz der stuben, ir stolzen kint, | Raus aus der Stube, ihr stolzen Kinder! |
| lât iuch ûf der strâze sehen! hin ist der scherfe wint | Lasst euch auf der Straße sehen! Weg ist der scharfe Wind, |
| unde ouch der vil kalte snê | und auch der eisig kalte Schnee. |
| hebt iuch balde | Begebt euch schnell |
| zuo dem walde! | zum Wald! |
| vogelîn singent, den was wê | Vöglein singen vor Schmerz. |
III
| Diu sint ergetzet leides gar. | Sie sind für ihr Leid entschädigt worden. |
| ir sult mirz gelouben! nehmt sîn selbe war, | Ihr sollt mir glauben! Nehmt es selber war, |
| waz der sumer erzeiget hât! | was der Sommer gezeigt hat! |
| er wil rîchen | Er wird |
| sicherlîchen | sicherlich |
| manegen boum mit loubes wât. | jeden Baum mit einem Kleid von Laub bereichern. |
IV
| Die nû vor grôzer huote megen | Die, die es trotz aller Vorsicht vermögen, |
| die suln balde ir bestez vîrtacgwant an legen, | die sollen sich bald ihr bestes Festtagskleid anlegen, |
| lâzen sich dar inne ersehen! | und sich darin sehen lassen. |
| wir suln schouwen | Wir sollen sehen |
| vor den ouwen | vor unseren Augen |
| maneger hande bluomen brehen. | manch einen Blumenkranz. |
V
| Swie Riuwental mîn eigen sî | Heißt mein Besitz auch Reuental, |
| ich bin disen sumer aller sorgen frî | ich bin diesen Sommer frei von allen Sorgen, |
| sît der winter ist dâ hin. | da der Winter jetzt vorbei ist. |
| ich wil lêren | Ich will |
| die jungen êren | den jungen Menschen Freude lehren: |
| freude: dar nâch stêt mîn sin. | Danach steht mir der Sinn. |
3. Übersetzung - Sommerlied 18
I
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| "Uns wil ein sumer komen", | "Es wird ein Sommer zu uns kommen", |
| sprach ein magt: "ja han ich den von Riuwental vernomen. | sprach ein Mädchen: "Ja, das habe ich von Reuental vernommen. |
| ja wil ich in loben. | Ja, ich will ihn lobpreisen. |
| min herze spilt gein im vor vreuden, als ez welle toben. | Mein Herz springt ihm vergnüglich entgegen, als würde es rasen. |
| ich hoer in dort singen vor den kinden. | Ich höre ihn dort vor den Kindern singen. |
| jane wil ich nimmer des erwinden, | Wahrlich, ich will nicht aufhören, ihm zuzuhören, |
| ich springe an siner hende zuo der linden." | ich springe an seiner Hand bis zu der Linde." |
II
| Diu muoter rief ir nach; | Die Mutter rief ihr nach, |
| si sprach: "tohter, volge mir, niht la dir wesen gach! | sie sprach: "Tochter, hör’ mir zu, handle nicht unversehens! |
| weistu, wie geschach | Weißt du noch, |
| diner spilen Jiuten vert, alsam ir eide jach? | was deiner Freundin Jiuten und ihrer Mutter letztes Jahr geschah? |
| der wuohs von sinem reien uf ir wempel, | Sie wurde schwanger aufgrund seines Tanzes |
| und gewan ein kint, daz hiez si lempel: | und sie empfing ein Kind, das sie Lempel nannte: |
| also lerte er si den gimpelgempel." | Also lehrte er sie den seinen Tanz." |
III
| "Muoter, lat iz sin! | "Mutter, hör’ auf! |
| er sante mir ein rosenschapel, daz het liehten schin, | Er schickte mir einen Rosenkranz, der warf einen schönen Glanz |
| uf daz huobet min, | auf meinen Kopf. |
| und zwene roten golzen brahte er her mir über Rin: | Und zwei rote Strümpfe brachte er mir über den Rhein, |
| die trag ich noch hiwer an minem beine. | die ich noch heute an meinen Beinen trage. |
| des er mich bat, daz weiz ich niewan eine. | Wie er mir half, das kann kein anderer. |
| ja volge ich iuwer raete harte kleine." | Ja, deshalb folge ich eurem Rat niemals." |
IV
| Der muoter der wart leit, | Die Mutter war es leid, |
| daz diu tohter niht enhorte, daz si ir vor geseit; | dass die Tochter nicht auf das hörte, das sie zuvor sagte. |
| iz sprach diu stolze meit: | Da sagte das stolze Mädchen: |
| "ich han im gelobt: des hat er mine sicherheit. | "Ich habe es ihm geschworen, daher hat er meine Treue. |
| waz verliuse ich da mit miner eren? | Warum sollte ich dadurch meine Ehre verlieren? |
| jane wil ich nimmer widerkeren, | Ja, ich will nie mehr zurückkehren, |
| er muoz mich sine geile sprünge leren." | er wird mir seine fröhlichen Sprünge lehren." |
V
| Diu muoter sprach: "wol hin! | Die Mutter sprach:"Dann geh’! |
| verstu übel oder wol, sich, daz ist din gewin: | Es wird dir wohl oder übel so ergehen, aber merke, das ist dann deine Sache! |
| du hast niht guoten sin. | Du hast keine gute Kenntnis über den Menschen. |
| wil du mit im gein Riuwental, da bringet er dich hin: | Willst du mit ihm ins Reuental gehen, dann bringt er dich dort hin. |
| also kan sin treiros dich verkoufen. | So kann er deinen Tanz für sich verkaufen. |
| er beginnt dich slahen, stozen, roufen | Er beginnt dich zu schlagen, zu stoßen, zu verprügeln, |
| und müezen doch zwo wiegen bi dir loufen." | und es müssen doch zwei Wiegen bei dir laufen." |
4. Übersetzung - Winterlied 24
I
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| Sumer, dîner süezen weter müezen wir uns ânen: | Sommer, auf dein süßes Wetter müssen wir jetzt verzichten: |
| dirre kalde winder trûren unde senen gît. | Dieser kalte Winter bringt uns nur Kummer und Leid. |
| ich bin ungetroestet von der lieben wolgetânen: | Ich bin untröstlich: |
| wie sol ich vertrîben diese lange swaere zît | Wie soll ich mir diese lange, schwere Zeit vertreiben, |
| diu die heide velwet unde mange bluomen wolgetân? | die die Heide und die Blumenpracht verwelken lässt? |
| alsô sint die vogele in dem walde des betwungen, daz si ir singen müezen lân. | Daher sind die Vögel im Wald dazu gezwungen, ihr Singen sein zu lassen. |
II
| Alsô hât diu vrouwe mîn daz herze mir betwungen, | So hat die Herrin mein Herz bezwungen, |
| daz ich âne vröude muoz verswenden mîne tage. | dass ich meine Tage ohne Freude verbringen muss. |
| ez vervaehet niht swaz ich ir lange hân gesungen. | Die Lieder, die ich schon lange Zeit gesungen habe, nutzen mir nichts. |
| mir ist alsô maere daz ich mêre stille dage. | Das lehrt mich, dass ich nun verstummen soll. |
| ich geloube niht des daz sî mannen immer werde holt. | Ich glaube nicht, dass sie sich jemals wieder zu Männern hingezogen fühlt. |
| wir verlisen, swaz wir dar gesingen unde gerûnen, ich und jener Hildebolt. | Was ich und jener Hildebolt für sie gesungen und geflüstert haben, war umsonst. |
III
| Der ist nû der tumbist under geilen getelingen, | Der ist nun einer der dünnsten unter den kräftigen Gesellen, |
| er und einer, nennet man den jungen Willeher. | er, und einer den man den jungen Willeher nennt. |
| den enkunde ich disen sumer nie von ir gedringen, | Den konnte ich den ganzen Sommer nicht von ihr vertreiben, |
| sô der tanz gein âbent an der strâze gie entwer. | als der abendliche Tanz durch die Straßen zog. |
| mangen twerhen blic den wurfen sî mich mit den ougen an, | So manch einen schiefen Blick warf sie mir mit den Augen zu, |
| daz ich sunder mînes guoten willen vor in beiden ie ze sweime muose gân. | dass ich trotz meines guten Willens vor den beiden in die Luft hätte gehen können. |
IV
| Wê, daz mich sô manger hât von lieber stat gedrungen | Ach weh, dass mich so mancher vom Ort der Liebe verdrängt hat, |
| beidiu von der guoten unde ouch wîlent anderswâ! | sei es von dem guten, oder dem anderswo. |
| oedelîchen wart von in ûf mînen tratz gesprungen. | Dasselbe war der Ursprung für meine Feindseligkeit gegenüber ihnen. |
| ir gewaltes bin ich vor in mînem schophe grâ. | Durch ihre Gewalt werde ich schon grau, |
| iedoch sô neic diu guote mir ein lützel über schildes rant. | jedoch nickte mir die gute ein wenig über den Schildrand zu. |
| gerne mugt ir hoeren wie die dörper sint gekleidet: üppiclîch ist ir gewant. | Gerne vermag ich zu hören, wie die Bauern gekleidet sind: übertrieben ist ihr Gewand. |
V
| Enge röcke tragent sî und enge schaperûne, | Enge Röcke und schmale Mäntel tragen sie, |
| rôte hüete, rinkelohte schuohe, swarze hosen. | rote Hüte, Schnallenschuhe und schwarze Hosen. |
| Engelmâr getet mir nie sô leide an Vriderûne | Engelmar hat mich mit Friederun nie so beleidgt, |
| sam die zwêne tuont. ich nîde ir phellerîne phosen, | wie diese beiden es jetzt tun. Ich beneide ihre purpurfarbenen Taschen, |
| die sî tragent: dâ lît inne ein wurze, heizet ingeber. | die sie tragen: darin liegt eine Wurzel, die man Ingwer nennt. |
| der gap Hildebolt der guoten eine bî dem tanze; die gezuhte ir Willeher. | Davon gab Hildebolt der Guten eine beim Tanz, die Willeher ihr stahl. |
Va
| Gern west ich, wie es die torpper unter einander trachten. | Gerne wüsste ich, wie es die Bauern miteinander aushalten. |
| sie trugen peckkelhauben, darczu lange swert. | Sie tragen Pickelhauben und dazu lange Schwerter. |
| ir spottigkeit, ir laster sie gar zu laster brachten: | Ihr Spott und ihr Laster brachte ihnen Schande: |
| des wurdens durch die goller mer denn halb gewert. | das wurde durch ihren Schmuck gezeigt. |
| sie stritten mit einander einen ganczen summer langen tag. | Den ganzen langen Sommertag stritten sie miteinander, |
| das ir geläße sahe herre Neithart, do er in dem vas bey dem wein lag. | sodass Herr Neidhart ihr Benehmen sah, als er in dem Fass bei dem Wein lag. |
VI
| Sagte ich nû diu maere wie siz mit ein ander schuofen, | Sollte ich die Geschichte erzählen, wie sie miteinander schliefen, |
| des enweiz ich niht: ich schiet von danne sâ zehant. | so kann ich mich nicht erinnern: ich machte mich daraufhin auf den Weg. |
| manneglîch begunde sînen vriunden vaste ruofen. | Jedermann begann, laut nach seinen Freunden zu rufen. |
| einer der schrei lûte: "hilf, gevater Weregant!" | Einer der Leute schrie laut: "Hilfe, Vetter Weregant!" |
| er was lîhte in grôzen noeten, dô er sô nâch helfe schrê. | Wahrscheinlich war er in großer Not, dass er so nach Hilfe schrie. |
| Hildeboldes swester hôrte ich eines lûte schrîen: "wê mirmînes bruoder, wê!" | Hildebolds Schwester hörte ich laut schreien: "Ach Bruder, ach." |
VIa
| Do kam schiere ein getelinc geloufen von dem strite; | Wegen des Streits kam plötzlich ein Bauernbursche angelaufen, |
| den fragt ich der maere. "Willeher mit ellen streit. | den ich nach den Geschehnissen fragte: "Willeher schlägt mit Ellen, |
| Hildeboltes schapperun der ist zerzerret wite | Hildebolts Mantel ist in Stücke gerissen |
| und dar zuo sin enger roc wol drier spannen breit." | und noch dazu ist sein Rock nun dreimal so breit." |
| daz geschach umb eine wurzen, die man uz der hende ir brach. | Das alles geschah im Streit um eine Wurzel, die man ihr aus der Hand riss. |
| des engalt vil mangiu spaehiu hube, die man bi dem tanze zerzerret ligen sach. | Daher geht es um viele schöne Hauben, die man bei dem Tanz zerrissen liegen sah. |
VII
| Wâ bî sol man hine vüre mîn geplätze erkennen? | Wie soll man mein Geschwafel zukünftig als das meine erkennen? |
| hie envor dô kande man iz wol bî Riuwental. | Bis jetzt kannte man es unter Reuental. |
| dâ von solde man mich noch von allem rehte nennen. | Danach sollte man mich noch mit allem Recht nennen. |
| nust mir eigen unde lêhen dâ gemezzen smal. | Doch jetzt ist mein Eigentum und Lehn gering. |
| kint, ir heizet iu den singen, der sîn nû gewaltic sî! | Mädchen, lasst den für euch singen, der jetzt dort herrscht! |
| ich bin sîn verstôzen âne schulde: mîne vriunt, nû lâzet mich des namen vrî. | Ich wurde ohne Eigenschuld verstoßen: Meine Freunde nun befreit mich von diesem Namen. |
VIII
| Ich han mines herren hulde vloren ane schulde: | Ohne Schuld habe ich das Ansehen meines Herrn verloren: |
| da von so ist min herze jamers unde turens vol. | Deswegen ist mein Herz voller Kummer und Leid. |
| richer got, nu rihte mirz so gar nach diner hulde, | Allmächtiger Gott, richte mich nach deiner Gnade, |
| manges werden friundes daz ich mich des anen sol! | dass ich so vieler Freunde beraubt werden soll! |
| des han ich ze Beiern lazen allez, daz ich ie gewan, | Ich lasse in Bayern alles zurück, was ich je besaß, |
| unde var da hin gein Osterriche und wil mich dingen an den werden Osterman. | und ziehe Richtung Österreich, um dort ein neuer Mann zu werden. |
IX
| Mîner vînde wille ist niht ze wol an mir ergangen: | Der Wille meiner Feinde, ist an mir nicht geschehen, |
| wolde ez got, sîn mähte noch vil lîhte werden rât. | wenn Gott es wollte, würden sie noch geringer ausfallen. |
| in dem lande ze Oesterrîche wart ich wol enphangen | Im Land Österreich wurde ich wohl empfangen |
| von dem edeln vürsten, der mich nû behûset hât. | von dem edlen fürsten, der mich nun beherbergt. |
| hie ze Medelicke bin ich immer âne ir aller danc. | Zur Medelicke bin ich trotz allem hier. |
| mir ist leit, daz ich von Eppen und von Gumpen ie ze Riuwental sô vil gesanc. | Ich bin es leid, dass ich von Eppen und von Gumpen zu Reuental gesungen habe. |
IXa
| Her Nithart hat uns hie verlazen als diu kra den stecken, | Herr Neidhart hat uns hier verlassen wie die Krähe den Stecken, |
| diu da hinne fliuget unde sitzet uf ein sat. | die davonfliegt und sich auf einem Feld voll Saat niederlässt. |
| ez sol ein man mit fremden frouwen niht ze vil gezecken, | Es soll ein Mann mit fremden Frauen nicht viel zu tun haben, |
| der der waren schulde an siner keine vunden hat. | der an seiner wahren Schuld keine Wunden hat. |
| er niez sin tegeliche spise (der hat er da heime genuoc), | Er soll bei seiner täglichen Speise bleiben (davon hat er daheim genug), |
| laz Hildebolten mit gemache! ez was ein eichel, die er bi im in dem biutel truoc. | lass Hildebolden in Ruhe! Es war eine Eichel, die er im Beutel trug. |
X
| Rädelohte sporen treit mir Fridepreht ze leide, | Radrunde Sporen trägt Frideprecht mir zu Leide, |
| niuwen vezzel hat er baz dan zweier hende breit. | sein neuer Schwertgurt war mehr als zwei Hände breit. |
| rucket er den afterreif hin wider ûf die scheide, | Wenn er den Hinterreif zurück auf die Scheide schiebt, |
| wizzent, mîne vriunde, daz ist mir ein herzenleit! | dann wisst meine Freunde, dass mein Herz leidet. |
| zwêne niuwe hantschuoh er unz ûf den ellenbogen zôch. | Ein paar neue Handschuhe zog er bis zu den Ellbogen hoch. |
| mugt ir hoeren wie der selbe gemzinc von der lieben hiuwer ab dem tanze vlôch? | Wollt ihr nun hören, wie dieser Gemsbock von der Lieben während des Tanzes floh? |
Xa
| Er gap versengelt wol, rehte als im waer an gebunden | Er floh so schnell, |
| ein swines blase, also man den wilden hunden tuot. | als wäre ihm eine Schweineblase angebunden, wie man es auch mit wilden Hunden tut. |
| ofte brach er sinen zelt, als si doch wol befunden, | Oft wurde er aus dem Trab gebracht, wenn sie ihn auch wirklich bemerkten, |
| Hatze und Pletze und jeniu ir gespile Hademuot. | Hatze und Pletze und jene, ihre Freundin Hademuot. |
| fraget Endeltruten, wiez laeg umbe ir bruoder Fridebreht! | Fragt Engeltrut, wie es ihrem Bruder Fridebrecht geht! |
| "ach ach, er hat verrenket sich vor vorhte", also hat si mir geseit,"der toersche kneht." | "Ach, ach, er hat sich fast verrenkt vor Furcht", so hat sie es mir gesagt, "so ein törichter Knecht." |
Xb
| Sach ab ieman jenen mit der gickelvehen täcken? | Hat jemand den mit der bunten Decke gesehen? |
| die tregt er uf der hende und klopfet uf sin niuwez swert: | Er trägt sie in den Händen und klopft auf sein neues Schwert. |
| da mite er uns des nahtes ab der gazzen wil erschrecken. | Damit will er uns nachts aus der Gasse scheuchen. |
| der selbe dünket sich noch mer san drier bonen wert, | Derselbe hält sich noch für mehr als drei Bohnen wert, |
| als er danne geruzet unde gedraeset, der vil übele man, | wenn er denn schnarcht, der jämmerliche Mann und |
| und im sin täcke ringeleht erklinget dem geliche, als er trage ein goller an. | dabei seine Ringeldecke klingelt, als ob er ein Halsband trüge. |
5. Übersetzung - Winterlied 13
I
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| Wi überwinde ich beide | Wie soll ich beides überwinden, |
| mîn líep únd die súmerzît? | mein Glück und die Sommerzeit? |
| ine kan die wolgetânen schiere niht verklagen. | Ich kann diese Schönheit nicht vergessen. |
| von sô grôzem leide, | Von so großem Leid, |
| mir ríuwe âne vröude gît, | welches mir ohne Freuden Scherzen bereitet, |
| trûre ich wol von schulden nû ze disen trüeben tagen, | trauere und klage ich nun in diesen trüben Tagen, |
| di uns den winder kündent, der uns manger vröude roubet. | die uns der Winter verkündet hat, der uns jetzt unserer Freuden beraubt. |
| sanges habent sich diu kleinen vogelîn geloubet: | Die kleinen Vögelein haben darauf verzichtet zu singen, |
| alsô möhte ich wol mit mînem sange stille dagen. | daher möchte auch ich ablassen von meinem Gesang. |
II
| Sol mich niht vervâhen | Soll mir |
| mîn trôst únd mîn líeber wân, | mein Vertrauen und mein Hoffnung nichts nutzen, |
| sô enweiz ich, waz genâden ich mich troesten mac. | so weiß ich nicht, auf was ich mich noch verlassen kann. |
| wol mac ir versmâhen | Wohl mag sie meinen Dienst verschmähen, |
| mîn díenést, den ích ir hân | den ich ihr |
| lange her geleistet und des ie mit triuwen phlac. | seit langem geleistet habe und mit Zuverlässigkeit pflegte. |
| alsô phlaege ichs immer gerne, möhte ich des geniezen, | So pflegte ich es immer gerne, das möchte ich genießen, |
| sô daz mich die dörper mínes lônes iht verstiezen. | sodass mir die Bauern meinen Lohn nicht ausschlagen. |
| des ist Uoze grîfic und sîn rûher schavernac. | Das ist der der gierige Uoze mit seinem Schabernak. |
III
| Engelwân und Uoze | Engelwan und Uoze, |
| die zwênè sint mír geház | diese zwei hassen mich |
| (schaden unde nídes muoz ich mich von in versehen) | Auf Schaden und Neid muss ich vorbereitet sein. |
| und der geile Ruoze: | Und der tolle Ruoze: |
| wie tíuwèr er sích vermáz, | wie teuer er sich gab, |
| der bestüende mich durch sí! die drîe widerwehen | der forderte mich durch sie heraus! Die drei Widersacher |
| râtent unde brüevent, daz ich ane lôn belîbe. | versuchten alles, dass ich nicht zu meinem Lohn komme. |
| niht envolge ir lêre, vrouwe, liebist aller wîbe! | Folge nicht ihren Worten, Herrin, schönste aller Frauen! |
| lone mîner jâre; lâz in leit an mir geschehen! | Belohne mich für die Jahre, lass mir kein Leid zukommen. |
IV
| Vrouwe, dîne güete | Herrin, deine Güte, |
| di erkénne ìch sô mánicvált, | die sich mir prachtvoll offenbart, |
| daz ich liebes lônes von dir noch gedingen hân. | dass ich deine Liebe als Lohn fest und sicher glaubte. |
| daz mich ie gemüete, | Ich war besorgt, |
| die spränzlér und ír gewált, | durch die Bauern und ihre Gewalt, |
| daz was mit den bluomen hin. nu wil mir Engelwân | waren die Blumen dahin. Nun will mir Engelwan |
| dîne hulde verren: daz im müeze mísselingen, | deine Huld vorenthalten: Das soll ihm so misslingen, |
| sô daz hundert swert ûf sînem kophe lûte erklingen! | dass hundert Schwerter an seinem Kopf erklingen mögen! |
| snîdent sî ze rehte, sî zerüttent im den spân. | Schneidet sie zurecht, zerstört ihm seine Glieder! |
V
| Seht an Engelwânen, | Seht euch Engelwan an, |
| wie hôhe ér sîn hóubet tréit! | wie eingebildet er doch ist! |
| swanne er mit gespannem swerte bî dem tanze gât, | Wenn er mit gespanntem Schwert zum Tanze geht, |
| sô ist er niht âne | dann bläst er sich auf, |
| der vlaemìschen höveschéit, | in seiner flammländischen Ritterlichkeit, |
| dâ sîn vater Batze wênic mit ze schaffen hât. | da sein Vater Batze wenig mit ihm am Hut hat. |
| nu ist sîn sun einoeder gouch mit sîner rûhen hûben: | Nun ist sein Sohn ein eitler Narr mit einer rauen Mütze, |
| ich gelîche sîn gephnaete ze einer saten tûben, | Sein Getue ähnelt einer satten Taube, |
| diu mit vollem krophe ûf einem korenkasten stât. | die mit vollem Kropfe auf dem Getreidespeicher sitzt. |
VI
| Swer in siner tougen | Wer je insgeheim |
| ie liep ode leit gewan, | Liebe oder Leid gewann, |
| dem sint mine sorgen und min kumber wol bekant. | dem sind mein Kummer und meine Sorgen wohlbekannt. |
| sit ich minen ougen | Seitdem ich meine Augen |
| den stic niht verbieten kan, | den Stich nicht verbieten kann, |
| si enblicken hin, da Rouze tanzet an ir hant, | so erblicken sie, wie Rouze mit ihr tanzt. |
| so verlaze ich kume, deich mich selben niht enroufe: | Da kann ich mich kaum beherrschen, dass ich mich nicht zusammenraufe: |
| solhen wehsel nement, die da minnent, an ir koufe. | Solch einen Wechsel nehmen die, die einen Minnedienst erwerben, in Kauf. |
| Minne, la mich vri! mich twingent sere diniu bant. | Minne, lass mich frei! Deine Fesseln halten mich gefangen. |
VII
| Minne, dine snüere | Minne, deine Bande, |
| die twingent daz herze min, | die mein Herz einschnüren, |
| daz ich han ze strite wider dich deheine wer. | dass mich im Streit gegen dich völlig wehrlos macht. |
| swie verholne ich rüere | Wie verborgen ich |
| den zimbel der zelle din, | die Glocke in deinem Haus anschlage, |
| so bin ich betwungen des, daz ich dir hulde swer. | so bin ich gezwungen, dir zu huldigen. |
| vrouwe Minne, din gewalt ist wider mich ze strenge; | Herrin Minne, deine Gewalt gegen mich ist zu stark, |
| küneginne, diner ungenade niht verhenge, | Königin, lass deiner Ungnade nicht freien Lauf, |
| daz si mich verderbe! ja ist si über mich ein her. | sodass sie mich verdirbt! Ja, sie ist Herr über mich. |
6. Übersetzung: Winterlied 1
I
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| Winder, uns wil din gewalt | |
| in die stuben dringen | |
| von der linden breit: | |
| dine winde die sint kalt. | |
| lerche, la din singen! | |
| dir hat widerseit | |
| beide rife und ouch der sne; | |
| du muost stille swigen: | |
| so klag ich den grüenen kle. | |
| meie, ich wil dir nigen; | |
| mir tuot der winder we. |
II
| Tanzet, lachet weset vro! | |
| daz zimt wol den jungen | |
| disen winder lanc. | |
| iu ze stiuwer gibe ich so | |
| hiwer von miner zungen | |
| einen niuwen sanc, | |
| daz ir ane swaeren muot | |
| vreude mugt erbiten. | |
| Engelmar, din stube ist guot: | |
| küele ist an der liten. | |
| der winder schaden tuot. |
III
| Etzel, Ruoze und Adelber | |
| und der geile Rüele | |
| zesamen hant gesworn | |
| alle uf einen dörper her: | |
| derst von Witenbrüele | |
| und brüevet grozen zorn. | |
| daz enkunde ich e noch sit | |
| nie voltagedingen | |
| Rüele enwolte enwiderstrit | |
| an dem reien springen: | |
| daz was Lanzen nit. |
IV
| Lanzen einen treien treit, | |
| diu ist von barchane, | |
| grüene also der kle. | |
| ze wige hat er sich bereit: | |
| er lebet in dem wane, | |
| daz im niht widerste. | |
| dar in er gesteppet hat | |
| ein guot isnin hemde | |
| limmende als ein ber er gat; | |
| guot muot ist im vremde. | |
| erst kint, der in bestat. |
IVa
| Lanze der hat noch die frünt, | |
| die in niht enlazen, | |
| swie gar er si ein kint. | |
| dri han ich iu schiere gekünt, | |
| die im uf der strazen | |
| bigestendic sint: | |
| Isenbolt und Isenhart | |
| und der junge Vrite. | |
| Rüele der wart nie so zart, | |
| er waer an dem strite | |
| ze verhe wol bewart. |
IVb
| So laz wirs vehten umb den lip. | |
| und ge wir zuo dem tanze: | |
| da spring wir schone enbor. | |
| nu wol uf, meide und jungiu wip, | |
| Afra, Englin, Franze, | |
| diu wil uns singen vor. | |
| Metze beit..... | |
| und kumet Adelheite | |
| und über ..... Engellint | |
| und Irmengart gemeite, | |
| daz sint gar schoeniu kint. |