Komik in den Winterliedern (Neidhart): Unterschied zwischen den Versionen
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Die Gruppe der "Winterlieder" besteht aus X Lieder, unterscheiden sich durch Länge, metrischer-gebundener qualitativen Eigenschaften und der Richtung, Vollständigkeit oder Ausprägung der Themen und Motive. | Die Gruppe der "Winterlieder" besteht aus X Lieder, unterscheiden sich durch Länge, metrischer-gebundener qualitativen Eigenschaften und der Richtung, Vollständigkeit oder Ausprägung der Themen und Motive. | ||
===Analyse der "Winterlieder"=== | ===Analyse der "Winterlieder" anhand der Mittel der Komik=== | ||
Version vom 1. März 2021, 14:49 Uhr
Der vorliegende Artikel kombiniert eine Analyse der Gruppe "Winterlieder" (Neidhart) in Hinsicht auf enthaltene "Komik" mit einer Interpretation der Regelmäßigkeiten und Funktionen dieser vorkommenden "Komik". Aus diesen Untersuchungen werden dann Horizonte eröffnet, welche Bedeutung man diesem "komischen Element" bezüglich der Produktivität, der Gattung und der Ausstrahlungskraft der "Winterlieder" beimessen kann.
Motiv für die Untersuchung
Generell liegt das Interesse einer jeden Untersuchung in der Aufdeckung neuer Aspekte oder neuer Erkenntnis und das Stilmittel "Komik" scheint auf genau solche Stellen hinzuweisen, die neue Sichtweisen oder Erkenntnisse bergen:
Es gibt für gewöhnlich zwei prominente Mittel, um eine Rezipientenschaft - d.h. hier eine Hörerschaft - tiefgreifend anzusprechen: Die "Tragik" oder die "Komik".
Die vorliegende Liedersammlung findet ihre Erfüllung im Gesang vor adeligem Publikum. Es erfüllt seinen primären Zweck in dem Amüsement, das es in dem Publikum auslöst. Daher sollte es sich nur anbieten eines dieser Mittel anzuwenden. So kann man (a) mit guten Gründen annehmen, dass sich in den Winterliedern Vorkommnisse dieser Mittel finden lassen. Hierfür gehen wir davon aus, dass sich "Komik" finden lässt.
Diese Mittel erreichen wie keine anderen, dass der Rezipient sich in das Geschehen einfühlt, die Ereignisse nachvollzieht und damit selbst in hohem Maße in die Handlung oder die Erzählung verwickelt ist. Auf dieser Betrachtungsebene ist es dem Rezipienten dann möglich außergewöhnlich abstrakte Interpretationen und Urteile vorzunehmen. Kurz: Wann immer diese Mittel auftauchen, soll die Hörerschaft tiefgreifend angesprochen und zu einer Interpretation angeregt werden, die das Thema von außergewöhnlich naher und gleichzeitig außergewöhnlich abstrakter Perspektive beleuchtet.
Deshalb sollte (b) eine generelle Analyse der Komik in dem Sinne aufschlussreich sein, als sie von Natur aus auf Dinge hinweist, die einer näheren Betrachtung wert sind.
Die Möglichkeiten für den Autor "Komik" anzubringen sind indes äußerst vielfältig. Der Inhalt kann in verschiedenster Weise stilistisch so aufbereitet sein, dass man von "Komik" sprechen würde. Folglich steht dem Autor ein ganzes Instrumentarium an "komischen Mitteln" zur Verfügung, um verschiedenste "Botschaften" in dieselben Inhalte zu stecken. Der Rezipient steht dann nicht nur vor der Aufgabe eine Komik als solche zu identifizieren und zu interpretieren, sondern muss dabei die Art der Komik, Umsetzung der Komik und Bezug der Komik in der Interpretation berücksichtigen. Die Interpretationsmöglichkeiten und potentiellen Inhalte im Bereich der Komik - gerade wenn man berücksichtigt, dass sich Komik durchaus auf mehrere Dinge gleichzeitig beziehen kann - vermehren sich so um ein vielfaches. Das Vorkommen von Komik verspricht somit grundsätzlich nicht nur einen weiteren Sinn sondern auch potentiell eine ganze Bandbreite verschiedenster Konnotationen, Bewertungen und Bedeutungen.
Um diesen Variantenreichtum möglicher Interpretationen und versteckter Inhalte einzufangen/aufzudecken, sollte die Analyse keinesfalls eindimensional ausfallen, sondern ein breites Spektrum dieser "komischen Mittel" abdecken, differenzieren und dann in Verhältnis setzen.
Eine Analyse könnte so (c) im Facettenreichtum der Komik ganz unterschiedliche bzw. variantenreiche Bedeutungen aufdecken.
Die Betrachtung der "Komik" in den Winterliedern verspricht also weiterreichende Erkenntnisse über den Inhalt und die Funktion der Winterlieder.
Einführung
Neidhart und sein Werk
Die Lieder Neidharts stellen eine der bedeutsamsten und umfangreichsten deutschsprachigen lyrischen Schriftserien des Mittelalters dar. Zu Neidhart (von Reuental) selbst und seinem Leben, außer einigen realhistorischen Indizien und Hinweise in seinen Liedern, ist nicht viel bekannt (Bennewitz, 31). Viel wichtiger als seine Person ist aber sein Werk und vor allem die Wirkung, welche dieses auf die nächsten Jahrhunderte ausübte. Neidhart schrieb zu einer Zeit - erste Hälfte des 13. Jahrhunderts -, in der das literarische Thema der "Minne" und auch die Spielart der "hohen Minne" bereits ihren Zenit erreicht haben (vgl. höfische Liebe im satirischen Spiegel 45-46). Es ist sicher legitim aufgrund der grundlegenden Thematik seiner Lieder auch die Lieder Neidharts als "Minnegesangslieder" zu bezeichnen und Neidhart als "Minnesänger", doch freilich nicht - und das ist der springende Punkt - im eigentlichen Sinne. Der Autor muss irgendetwas an dem literarischen Trendmodell "Minnegesang" seines Zeitalters verändert haben, denn kaum ein anderer Minnegesang bewirkte eine vergleichbare Resonanz. Neidharts neue Präsentation der "Minne" vermochte die Hörerschaft zu faszinieren und zu provozieren (vgl. auch Jan-Dirk-Müller 451). Einige Puristen müssen Neidharts für seine provokative Modifikation des Minnesangkonzepts missbilligt haben, dennoch bestand offensichtlich eine rege Nachfrage nach Neidhart-Liedern, die sich über die Lebenszeit des Autors und die Gattung hinaus bis ins 16. Jahrhundert andauerte. Das ging soweit, dass sich ein regelrechtes Neidhart - "Following" einstellte, das Abschriften fertigte und sich von Mitteln, Motiven und Themen des Neidhart-Werkes inspirieren ließ, sodass heute "(...) außergewöhnlich viele Handschriften aus einem außergewöhnlich langen Zeitraum vorliegen (...)" (Hübner, 46). Schließlich bedingte gerade die Kombination beider Wirkungen, Provokation und Faszination, dass wir noch heute von dieser Liederserie sprechen können und wollen.
Ein neuer Minnesang
Wenn man versucht den Inhalt der Lieder Neidharts in einer Art Abstrakt zusammenzufassen, erhält man ein grundsätzliches Verständnis dafür, inwiefern Neidharts Präsentation der Minne neu ist:
Die implizite Exposition, so könnte man sagen, ist die, dass ein Ritter, i.e. eine Figur der Adelswelt, aufs Land zieht, i.e. die Welt der Bauern, um dort (eine Bäuerin) zu minnen, zu singen oder immerhin zu agieren (oder es zumindest versucht). Die Folge ist offensichtlich die, dass er, eine Figur der Adelswelt, in der Bauernwelt auf Figuren der Bauernwelt trifft und mit diesen in unterschiedlicher Weise agieren muss. Die Bauernwelt, die Figuren der Bauernwelt, die sogenannten dörper, ihre Handlung mit und entgegen des Sängers bilden eine neuartige "dörper"-Thematik, die Neidhart dem Minnesang - Diskurs schenkte (vgl. höfische Liebe im satirischen Spiegel 45). Dieses Novum des Neidhart-Minnesangs und die entsprechend neue Präsentation der Minne geben eine Ahnung davon, weshalb diese Serie so provozieren und faszinieren konnte. Interessanterweise wird genau an dieser Stelle (der neuartigen Präsentation der Minne durch und mit der dörper-Thematik) auch der Kern des komischen Potentials dieser Minnesang-Spielart deutlich.
Dass dieses "Agieren" bei oder - im besten Falle - "Coagieren" des Ritters von Reuental mit den "dörpern" "komisch" - hier im Sinne von unangenehm, außergewöhnlich, uneigentlich oder ungewohnt - ausfallen wird, sollte schon jetzt, noch ohne dass irgendetwas gesungen wurde, allen Rezipienten klar sein. Denn es kollidieren hier buchstäblich Welten, die in diesem Maße normalerweise - und außerhalb dieser Inszenierung - nie aufeinandertreffen würden. Alles dasjenige, das in diesem Rahmen geschieht oder erzählt wird, d.h. vornehmlich eine Minne, kann nur von einer "komischen" einer besonders merkwürdigen Art sein, die zugegebenermaßen genauso gut faszinieren wie provozieren kann. Denn der Minnegesang wird uneigentlich und nicht zu dem, was man von Minne erwartet, das Mädchen ist nicht die "frouwe", die man erwartet, das Verhalten und die Beschreibungen des Ritters sind nicht immer ritterlich, der Umgang zwischen den Figuren scheint verzerrt brutal, die Sprache zum Teil derbe usw. Letztlich scheint der eigentliche Inhalt dieses Gesanges, d.h. die Minne, verändert, verzerrt und ungewöhnlich. Mit anderen Worten: Der abstrakte Rahmen dieser Gesänge scheint so komponiert zu sein, die neue Thematik so gewählt zu sein, dass sie die perfekten Voraussetzungen für "Komik" schafft - wenn nicht gar "Komik" eine notwendige Implikation ist.
Einführendes zur Komik
"Komik" ist seit der Antike ein prominentes und vielverwendetes Stilmittel - bzw. in aufgeführter Form Komödie -. Obgleich der "Komik" in der Antike - und bis in die frühe Neuzeit hinein - keine große intellektuelle Leistung zugerechnet wurde und sie eher eine kleine Schwester der "Tragik" war, feiert sie seit der Aufklärung Konjunktur. Sie ist heute Gegenstand philosophischer, sprachwissenschaftlicher und literaturwissenschaftlicher Forschung und kann sich rühmen Teil vieler Theorien zu sein. So wird der "Komik" längst ein großes aufklärendes Potential angerechnet. Denn nur selten will man mit "Komik" einen Raum für Amüsement, Ablenkung von Wirklichkeit oder einfache Unterhaltung schaffen. Viel häufiger wird in diesem Raum - in zugegeben heiterer Stimmung - zum Mit-denken und Nach-denken eingeladen. "Komik" begegnet uns fast täglich, enthält selbst im unschuldigsten Art - bspw. Slapstick-Humor - eine Botschaft, ist bei Rezipienten beliebt und verdient es je auch einen Gedanken an ihren Hintergrund zu verlieren.
Grundlegende Vorbemerkungen und Leitfragen
Vorbemerkungen und Einschränkungen
Die folgende Untersuchung soll repräsentative und anschauliche Ergebnisse liefern. Dafür müssen ideale Bedingungen geschaffen werden. Es ist zu bemerken, dass in allen Neidhartliedern "Komik" ein flächdenkendes und allgegenwäriges Phänomen ist. Dennoch ist sie in den Liedern unterschiedlich verteilt und in unterschiedlichem Grade ausgeprägt. Für die Untersuchung soll genau die Gruppe an Liedern herausgenommen werden, die ein auffällig hohes Aufkommen dieses zu untersuchende Phänomen aufweist, sodass die Analyse auf fruchtbare Ergebnisse stoßen kann. Die Winterlieder scheinen in diesem Sinne als Versuchsgruppe - alleine aufgrund der konstituierenden, vorherrschenden Jahreszeit und deren Folgen - besser geeignet als die Sommerlieder. Ferner werden in den Winterlieder nur diejenigen Fälle von "Komik" betrachtet, bei denen man eindeutig von "Komik" sprechen kann - interessante Grenzfälle sind jedoch eine Erwähnung wert. Die vorliegende Analyse will weder einen vollständigen Überblick über die vorhandene "Komik" noch eine Interpretation dieser "Komik" in Bezug auf das Gesamtwerk leisten, vielmehr soll die Gruppe der "Winterlieder" als repräsentative Versuchsgruppe untersucht werden und einige aufschlussreiche Erkenntnisse in Hinsicht auf "Komik" zum Diskurs um die Neidhartlieder beitragen.
Von einem Phänomen der "Komik" zu sprechen ist äußerst diffizil, wenn nicht sprachlich falsch. Es herrscht immer noch Uneinigkeit darüber, ob man "Komik" einfach als solche erkannt, affirmiert und affektiert werden kann oder ob sie vielmehr subjektiv ist. Im letzteren Falle hinge das Erkennen der "Komik" alleine vom Rezipienten ab - selektiv??, sodass eine Stelle, die "Komik" enthält, für den einen eine solche sein kann und für den anderen nicht. Für dieses Unternehmen nehmen wir an, dass objektive "Komik" nicht existiert, weil das Erkennen tatsächlich vom Rezipient abhängt. Was jedoch objektiv vorliegt, sind die Bedingungen bzw. die Eigenschaften, die als "Komik" erkannt werden können. Deshalb ist von nun an, wenn von "Komik" die Sprach ist, ein "komisches Potential" gemeint. Des Weiteren ist "Komik", weil hier Lyrik untersucht wird, nicht als eine Gattung - wie im Drama -, sondern als Stilmittel oder besser als eine Bezeichnung einer Gruppe von Stilmitteln verstanden. Deshalb ist von nun an, wenn von "Komik" die Rede ist, eine Gruppe von Stilmitteln gemeint, die alle ein komischen Potential bedingen.
Leitfragen der Interpretation
Neben den zentralen Leitfrage der Interpretation - (I) Welche Art der "Komik" hat Neidhart verwendet? (II) Welche (globale/lokale) Funktionen hat die "Komik" in Neidharts Winterliedern? - lassen sich aus der Einleitung noch zwei weitere Leitfragen für die Interpretation ableiten:
Die "Winterlieder" lassen ein durchgängiges Muster erkennen. In den Winterliedern wiederholen sich Themen, Motive und Mittel. Diese Gemeinsamkeiten können als eine Art Set aus übergeordneten Kriterien verstanden werden, die einzeln notwendig - vielleicht auch disjunktiv hinreichend - sind, um von einem "Winterlied" auszugehen. Man kann sagen, dass dieses Set an Kriterien die Gattung der "Winterlieder" spezifizieren, d.h. sie sind gattungsspezifisch. Es wurde augenfällig, dass "Komik" ein Merkmal ist, das in den Winterliedern häufig zu finden ist. Zudem scheinen auch die Bedingungen für eine solche "Komik" gegeben. (III) Könnte die "Komik" als ein solches Kriterium der "Winterlieder" angesehen werden? Ist also "Komik" ein Gattungsmerkmal der Gattung "Winterlieder", d.h. ein notwendiges Kriterium für ein "Winterlied"?
Ferner wurde deutlich, dass die "Winterlieder" bei den Rezipienten - vor allem späterer Jahrhunderte -, wie auch die anderen Neidhartlieder, besonders beliebt waren. "Komik" ist ein Mittel, von dem man mit guten Gründen behaupten kann, dass es bei Menschen starke Reaktionen erregen kann. Zudem kann jeder nachvollziehen, dass "Komik", bspw. in Form eines Witzes, sowohl provozieren als auch faszinieren - oder beides gleichzeitig - kann. (IV) Macht gerade das Merkmal "Komik" die Winterlieder für Reproduktion attraktiv? Ist die "Komik" ein (oder der spezifische) Grund für das "Following"? Kann also das Merkmal "Komik" die Beliebtheit und Produktivität der Neidhartlieder erklären?
Eine Hypothese
Der Autor hat dieses "komische Potential" nicht ohne Grund angebracht. Indes liegt der Grund nicht in dem Interesse eine spezielle Partei lächerlich zu machen und noch weniger der Zweck in einem bloßen Amüsement. Da schließlich hinter jedem Witz jeher doch immer eine Kritik, ein Vorwurf oder immerhin eine Botschaft verbarg, wird uns auch der Autor sicher nicht ohne Grund an einigen Stellen zum Lachen bringen wollen. Die Intention des Autors ist zum Nachdenken /zur Reflexion anzuregen. Jede Stellung, jede Handlung und jedes Auftreten der vorhandenen Personen wird satirisch in Frage gestellt. Die Winterlieder wollen provozieren und faszinieren, wollen polarisieren und wollen Aufmerksamkeit. Minnesatire und Standessatire haben den Zweck - vom Autor vorgesehenen/beabsichtigten - zur Reflexion und ultimativ zum Diskurs über jene Themen und Probleme anzuregen.
Der Autor verwendet "Komik" mit guten Gründen aus Interesse um einen konstruktiven Zweck.
Die Analyse
Analyse der verwendeten Begrifflichkeiten
Das Kriterium der Analyse
Bspw. durch Parodie spiegelt sich ein Umstand in neuem, karikierten Gewand, das vielleicht auf neues zum Umstand schließen lässt. Weiter zugespitzt erhält man die Satire, die viel eher noch Raum für kritische Beurteilung zulässt. Bis man von Ironie zu Sarkasmus, von Slapstick zu Galgenhumor und ultimativ vom bloßen Amüsement zur handfesten - teilweise geschmacklosen - Verurteilung kommt.
Der Gegenstand der Analyse
Die Serie ist grob in die Gruppen der "Sommerlieder" und "Winterlieder" einteilbar, wobei der Titel der Gruppe von der jeweilige rahmengebende Jahreszeit und deren Auswirkung auf bzw. Verbindungen mit der erzählten Handlung bestimmt ist. Die Lieder der Gruppe der "Winterlieder" sind dementsprechend durch den vorherrschenden bzw. eintretenden Winter und den abwesenden Sommer bestimmt. Das heißt auch, dass die Lieder dieser Gruppe von all denjenigen assoziierten Gefühlen und Gemütshaltungen vorgeprägt ist, die man mit dem Winter in Verbindung bringt oder durch den Winter verursacht sieht, und eben nicht mit all denjenigen Gefühlen und Gemütshaltungen, die man mit dem Sommer in Verbindung bringt oder durch den Sommer verursacht sieht. Aus diesen Gefühlen und Gemütshaltungen, die mit dem Winter in Verhältnis stehen, entwickeln sich dann -verkürzt- die Handlungen, Motive und Themen der Gruppe, die oftmals denen entgegengestellt werden können, die sich aus dem Rahmen "Sommer" heraus entwickeln. Welche das sind, kann man sich, wenn man sich die eigenen Assoziationen und Erfahrungen mit dem Winter in Erinnerung ruft, gut vorstellen: Einsamkeit, Schmerz, Trauer, Sehnsucht, Reizbarkeit und dann unbefriedigende, indifferente, verzweifelte Handlungen und daraus Gewalt, Folgen, Eifersucht, Flucht, Ruhelosigkeit und Spott, Klage, Gewalt; und eben nicht Liebe, Lust, Freude, Zufriedenheit/Ausgelassenheit und dann ausgelassene, freizügige, befriedigende Handlungen und daraus Liebe, Minne, Lob/Ode, Tanz und Lob, Hymne, Tanz. Dass es sich eben nicht um die letztere Folge handelt, ist ebenso für die Gruppe bezeichnend wie der Fakt, dass es sich um die erstere handelt - die einzelnen Handlungen, Motive und Themen sollen in der Analyse noch genauer differenziert und erläutert werden.
Die Gruppe der "Winterlieder" besteht aus X Lieder, unterscheiden sich durch Länge, metrischer-gebundener qualitativen Eigenschaften und der Richtung, Vollständigkeit oder Ausprägung der Themen und Motive.
Analyse der "Winterlieder" anhand der Mittel der Komik
Notizen: Motiv zur Untersuchung - Einführung - Grundlegende Vorbemerkungen und Leitfragen - Eine Hypothese - Analyse - Kriterium der Analyse: "Komik" (Vorstellung der Arten der Komik anhand von Beispielen aus den Winterliedern Übersetzung)- Gegenstand der Analyse: "Neidharts Winterlieder" - - Analyse der Winterlieder (nach den Winterliedern / unterschiedlichen Unterpunkten der "Komik") - Vergleich/Auswertung der Ergebnisse - Regelmäßigkeiten und Unregelmäßigkeiten - Ausfälligkeiten (Kollision und Bruch)- Interpretation - Regelmäßigkeiten/Auffälligkeiten (und Unregelmäßigkeiten) - Gibt es eine Richtung? - Funktionen der "Komik" in den Winterliedern (Motiv des Autors diese Komik zu verwenden - Handelt es sich nun um "Komik" oder "Satire"// Wie Standessatire hier (hohe) Minnesatire?) - Unterschiedliche Wirkung in der Rezession - Schluss: Ist die Komik ein Gattungsmerkmal der "Winterlieder" (Indiz: Die Ganze Exposition ist so komponiert, dass nicht viel außer Komik (oder Tragik) übrig bleibt / folgen kann - Oder gar nur für Komik so ausgelegt?)? Wie kann gerade das "komische Element" die Gattung für ein "Following" attraktiv machen? - Aufgreifen der Hypothese: Intention des Autors? -- Fazit (Hypothese bestätigen // Die Neidhartlieder unterscheiden sich gerade in der Intention von Verwendung der Komik in hohem Maße von den Followern und Schwankliedern // Ansprechen der Bürgerschaft (Bürgerschaft kann sogar teilweise lesen! als neue potentielle Rezipienten // Es ist für die Intension bezeichnend, dass aus dem Clash der Stände keine Tragik oder eine allein amüsierende seichte Komik hervorgeht -obwohl man das durchaus machen könnte-, sondern eine Konstruktive. Der Clash wird damit nicht zur Verschmähung der Stände herbeigeführt, sondern um eine konstruktive, einladende, freundliche Komik // Die Wahl des Humors kann durchaus als elegante Lösung bewertet werden, die Misstände darzustellen, welche häufig alles andere als schön sind. So ist nicht nur der Humor häufig in Form eines Bruches realisiert, sondern schon die Verwendung des Humors ein Bruch.)