Die Entführung (Gottfried von Straßburg, Tristan): Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 17: | Zeile 17: | ||
In Cornwall ausgesetzt zeigt Tristan zwar Angst undfürchtet sich, dennoch beweißt er ein erstaunliches Maß an Reflexivität. Er nimmt sein Schicksal an , akzeptiert es als ihm gegeben und versucht Lösungenfür seine neue Situation zu finden. Zweimal betet er zu Gott und äußert inseinem zweiten Gebet sein größte Qual : Er sorgt sich um die Daheimgebliebenen, | In Cornwall ausgesetzt zeigt Tristan zwar Angst undfürchtet sich, dennoch beweißt er ein erstaunliches Maß an Reflexivität. Er nimmt sein Schicksal an , akzeptiert es als ihm gegeben und versucht Lösungenfür seine neue Situation zu finden. Zweimal betet er zu Gott und äußert inseinem zweiten Gebet sein größte Qual : Er sorgt sich um die Daheimgebliebenen, | ||
ihren Kummer und ihre Ungewissheit über ihn[9]:„und alle die mir gunden gelückes unde guotes, die sint nu swaeres muotes und seretruric umbe mich“[10] | ihren Kummer und ihre Ungewissheit über ihn[9]:„und alle die mir gunden gelückes unde guotes, die sint nu swaeres muotes und seretruric umbe mich“[10] | ||
Mit der Begegnung der Pilger und der Jäger kommt TristansLügengeschichte auf. Das erste Mal im Roman lügt Tristan, aufgrund vonEigenschutz und legt damit ein erstaunliches Improvisationstalent an den Tag[11]. | |||
Er weiß sich zu präsentieren undsein Herkunft geschickt zu verbergen. Auffällig ist auch, dass er besonders im Umgang mit den Jägern als Lehrender auftritt und nicht als Lernender.[12]Sein Auftreten ist dominant und selbstbewusst, bei dem Erlegen des Hirscheserklärt er seine Vorgehensweise und beeindruckt die Jäger. Auch hier wirddeutlich : Die Nebenfiguren können sich der Wirkung Tristans nicht entziehen.Doch er beweißt ein gutes Gespür für die Situationen in denen er sich befindet.Um seine Lügengeschichte stimmig wirken zu lassen entwickelt er sogar eineErklärung für seine vornehme Kleidung , indem er die Geschichte erzählt er sei der Sohn eines Kaufmannes.[13] Auffällig ist der Erzählereinschnitt des Dichters. Tatsächlich lobt dieser Tristan vermehrt für seine Lügengeschichten.[14] |
Version vom 22. November 2010, 15:39 Uhr
Die Entführung
In dem Kapitel "Die Entführung" wird Tristan von seiner Heimat Parmenien entführt und mit seinem dramatischen Schicksal konfrontiert.
Direkt zu Beginn des Kapitels legen Norweger mit einem Handelsschiff im Hafen von Kanoel an. So heißt es über das Handelsschiff:“...kam ez von aventiure also,daz von norwaege über se ein koufschif.“[1]
Mit dem Handelschiff wird der Begriff der „aventiure“ herangeführt. „Von aventiure“ verdeutlicht die Zufälligkeit, mit der das Schicksal in das Leben von Tristan tritt. [2]
Das Schiff weckt sofort ist die Neugierde von Tristans Brüdern. Diese bitten den Vater, aus Interesse an den Waren, das Schiff betreten zu dürfen. Interessant ist hierbei der Aspekt, dass es nicht Tristans eigener Wille ist das Schiff der Norweger zu betreten. Mit dem Drängen und Betteln der Brüder kommt das Motivder Dreierkonstellation auf.
Durch Dritte wird Tristan somit in sein Unglück gestürzt.[3]
Der Autor selbst weißt darauf hin, dass durch das Betreten des Schiffes Tristan in sein Unglück gestürzt wird:„hier under kamen maere Tristande z undeheile“[4] Das Schachbrett fesselt die Aufmerksamkeit Tristans: „von aventiure ez do geschach, daz Tristan in dem schiffe ersach ein schachzabelhangen“[5] Zum zweiten Mal in diesem Kapitel tritt der Schlüsselbegriff„aventiure“ auf. Wiederum ist es also ein Zufall, der zu der tragischen Wendeder Handlung führt. Der Protagonist gerät rein zufällig in sein tragisches Schicksal und wird gezwungen Mittel und Wege zu finden damit fertig zu werden.[6]
Im weiteren Verlauf der Handlung wird klar, dass Tristans höfische Bildung, auf die sein Adoptivvater besonderen Wert legte, ihm zum Verhängnis wird. Die Norweger, die eigentlich im Gutem kamen, erliegen seiner Ausstrahlung und seinem Auftreten. Er betört sie geradezu zu mit seinen Künsten, beeindruckt sie mit seinen Fremdsprachenkenntnissen , seinem Fachwissen und seinen gesanglichen Fähigkeiten. Somit ist Tristan letztendlich„unschuldig mitverantwortlich“ [7]an seiner Entführung. Er kann zwar nichts für seine überdurchschnittliche Bildung und seine höfischen Umgangsformen, jedoch provoziert er die Norweger auch in gewisser Weise damit. [8]
In Cornwall ausgesetzt zeigt Tristan zwar Angst undfürchtet sich, dennoch beweißt er ein erstaunliches Maß an Reflexivität. Er nimmt sein Schicksal an , akzeptiert es als ihm gegeben und versucht Lösungenfür seine neue Situation zu finden. Zweimal betet er zu Gott und äußert inseinem zweiten Gebet sein größte Qual : Er sorgt sich um die Daheimgebliebenen, ihren Kummer und ihre Ungewissheit über ihn[9]:„und alle die mir gunden gelückes unde guotes, die sint nu swaeres muotes und seretruric umbe mich“[10]
Mit der Begegnung der Pilger und der Jäger kommt TristansLügengeschichte auf. Das erste Mal im Roman lügt Tristan, aufgrund vonEigenschutz und legt damit ein erstaunliches Improvisationstalent an den Tag[11].
Er weiß sich zu präsentieren undsein Herkunft geschickt zu verbergen. Auffällig ist auch, dass er besonders im Umgang mit den Jägern als Lehrender auftritt und nicht als Lernender.[12]Sein Auftreten ist dominant und selbstbewusst, bei dem Erlegen des Hirscheserklärt er seine Vorgehensweise und beeindruckt die Jäger. Auch hier wirddeutlich : Die Nebenfiguren können sich der Wirkung Tristans nicht entziehen.Doch er beweißt ein gutes Gespür für die Situationen in denen er sich befindet.Um seine Lügengeschichte stimmig wirken zu lassen entwickelt er sogar eineErklärung für seine vornehme Kleidung , indem er die Geschichte erzählt er sei der Sohn eines Kaufmannes.[13] Auffällig ist der Erzählereinschnitt des Dichters. Tatsächlich lobt dieser Tristan vermehrt für seine Lügengeschichten.[14]