Feirefiz (Wolfram von Eschenbach, Parzival): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. Mai 2012, 14:48 Uhr
Zur Person
Feirefiz ist der Sohn von Gahmuret und der dunkelhäutigen Königin Belakane. Damit haben er und Parzival denselben Vater und sind Halbbrüder, kennen sich jedoch lange Zeit nicht.
Allgemein
Vorgeschichte und Zeugung (16,1 - 58,26)[1]
Gahmuret lernt die Königin Belacane auf seiner Reise in den Orient kennen, als er ihre belagerte Stadt Patelamunt erfolgreich gegen die Angreifer Raßalig von Aßagog und Friedebrand verteidigt. Nachdem jedoch Gahmuret die als wunderschön beschriebene Königin geheiratet hat und zudem Feirefiz mit ihr zeugte, verlässt er sie wieder, vorgeblich, weil sie nicht christlich getauft ist, augenscheinlich aber auch, weil seine Abenteuerlust ihn nicht ruhen lässt.
Feirefiz Erscheinen im Verlauf des Parzival (316, 29 - 317, 10 und 327,21 - 3)
Danach wird dieser Teil der Erzählung von Wolfram von Eschenbach erst sehr viel später, nämlich in Buch XV wieder aufgegriffen. Nur vergleichsweise kurz wird in Buch VI durch die Figuren der Cundrîe und der Ekubâ, der Heidin von Janfûse von Feirefiz erzählt. Besonders von seinem Auftreten als erfolgreicher Minneritter und ebenso erfolgreicher orientalischer Nachfolger Gahmurets wird bei Cundrîe berichtet. Der Gralsbotin zufolge sei es Feirefiz gelungen die Heidenkönigin Trabronite durch harte Kämfe zu erwerben und das von Gahmuret und Belakane geerbte Königreich zu behaupten. Wichtig ist in Bezug auf das Gespräch mit Cundrîe vor allem die Öffentlichkeit (vor der gesamten Tafelrunde), in der sie Parzival zum ersten Mal in dessen Leben damit konfrontiert, dass er einen orientalischen Bruder hat. Sein Unmittelbar nach dem Verschwinden der Belakane, taucht die Ekubâ auf um Parzival nach der anklagenden Rede der Cundrîe zu trösten. Dieses Gespräch findet jedoch in einem wesentlich kleineren Rahmen statt. außergewöhnliches Aussehen spielt auch an dieser Stelle eine besondere Rolle als Erkennungsmerkmal. Nach diesem ersten kurzen Bericht über Feirefiz nach seiner Geburt tritt Feirefiz erst sehr viel später, nämlich in Buch XV wieder auf. als die beiden als tapfer beschriebenen Brüder Parzival und Feirefiz schließlich auf einer Waldlichtung zu einem heftigen Kampf aufeinandertreffen, da sie sich gegenseitig in ihren Rüstungen nicht als Brüder zu erkennen vermögen.
Feirefiz' Kampf mit Parzival und sein Beitritt zur Tafelrunde (734,1- 774,30)
Dieser ausführlich und als besonders hart geführt beschriebener Kampf zwischen den beiden Brüdern könnte schließlich von Feirefiz entschieden werden, als Parzivals Schwert an dem Helm des Feirefiz zerspringt und Parzival damit wehrlos ist. Feirefiz nutzt jedoch diesen Zufall nicht aus und schont seinen Halbbruder. Schließlich sind beide Kämpfer so beeindruckt von dem Können des Anderen, dass sie beschließen den Kampf nicht fortzuführen. Im nun folgenden Gespräch wird beiden Helden klar, dass sie Brüder sind und sie schließen Freundschaft. [Sproedt 1964: Vgl. S.121] Nach einigen Festtagen zu Ehren von Parzivals Bruder wird der Heide Feirefiz sogar in die Tafelrunde aufgenommen und sitzt an der Tafel neben König Artus.
Feirefiz auf der Gralsburg (793,4 - 823,30)
Als Parzival schließlich verkündet wird, dass er vorbestimmt sei, der neue Gralskönig zu werden, begleitet ihn sein Halbbruder Feirefiz auf der Reise nach Munsalvaesche zu dem alten Gralskönig Anfortas. Als der Gral schließlich von der Jungfrau Repanse de Schoye in den Saal getragen wird, ist es dem Heiden Feirefiz nicht möglich diesen zu sehen. Nichtsdestotrotz verliebt er sich in die Jungfrau. Um ihre Minne gewinnen zu können erlegt ihm Parzival die Taufe auf, von deren Ablauf oder Bedeutung Feirefiz kaum eine Vorstellung zu haben scheint. Feirefiz stimmt zu, kehrt seinen alten Göttern von der Minne gefangen den Rücken und kann nach der Taufe den Gral ebenfalls sehen. Im Anschluss daran bringt ein Bote Kunde vom Tod der Sekundille, der Königin von Indien, in deren Minnediensten Feirefiz zuvor weite Teile der Welt unterworfen hatte und somit das Minnerittertum in dem Versroman zu einem Höhepunkt geführt hatte [Müller 2008: Vgl. S.221]. Nach dieser Botschaft steht dem Glück des ehemaligen Heiden und der Jungfrau Repanse de Schoye nichts mehr im Weg.
Die Darstellung des Feirefiz
Feirefiz selbst wird als eine Art Wiedererkennungsmerkmal eine schwarz-weiß gescheckte Hautfarbe zugeschrieben:
Diu frouwe an rehter zît genas
eins suns, der zweier varwe was,
an dem got wunders wart einein:
wîz und swarzer varwe er schein.
V. 57, 15-18.
Hier kann eine Parallele zu der Elstern-Metapher gezogen werden, mit der Wolfram von Eschenbach seine Erzählung beginnen lässt. Dieses einmalige Hautbild des Feirefiz bleibt im gesamten Epos sein Erkennungszeichen.
Parzival beschreibt ihn als „beschriftetes Stück Pergament“ [Müller 2008: S. 11]. Zudem werden Feirefiz neben seinem Hautbild und seinem orientalischen (und damit für den mittelalterlichen Leser schon per se exotischen) Königtum noch weitere äußerliche Attribute zugeschrieben, die ihm eine exotische und machterfüllte Aura verleihen. So wird vor dem Zweikampf mit Parzival seine Rüstung beschrieben als ein nicht von Menschenhand sondern ein von einer Art Feuersalamander geschaffenen Körperschutz, der mit kostbaren, Wolfram (und somit wohl auch seinen Hörern)unbekannten Steinen gespickt ist:
ime berge zAgremuntîn
die würme salamander
in worhten zein ander
in dem heizen fiure.
die wâren steine tiure
lâgen drûf tunkel unde lieht:
ir art mac ih benennen nicht.
V. 739, 24-30.
Zur Interpretation des Feirefiz
Auch wenn Feirefiz im Laufe der Erzählung nur drei Mal erscheint und somit relativ wenig Raum in der Erzählung einnimmt, spielt er eine bedeutende Rolle. Dies liegt vor allem begründet in seiner Darstellung als eine Art erfolgreiche orientalische und vorerst heidnische Version seines Bruders Parzival, beispielsweise als dieser als dieser in Buch VI von Cundrîe für seinen Fehler auf der Gralsburg Munsalvaesche getadelt wird. Die Darstellung Feirefiz' als ein sehr gebildeter und mächtiger Herrscher, der zudem ein tugendhaftes und fehlerfreies Leben führt, konterkariert und betont so die Fehler, die der Protagonist Parzival begeht. Zudem dient Feirefiz als ein Beispiel für das aufgeklärte Weltbild Wolframs, da er den Heiden als betont ehrenhaften Mann darstellt, der vor allem durch seine Courtoisie auffällt. Dass Feirefiz letztendlich doch noch getauft wird, darf nicht überinterpretiert werden, da dies sehr unreflektiert und deutlich aus der Liebe zu Repanse heraus entsteht und nicht aufgrund einer inneren, religiösen Überzeugung. [Artikel in Bearbeitung]
Quellenachweise
<HarvardReferences /> [*Sproedt 1964] Sproedt, Kriemhild: Gahmuret und Belakane, Verbindung von Heidentum und Christentum in einem menschlichen Schicksal, Hamburg 1964. <HarvardReferences /> [*Müller 2008] Müller, Nicole: Feirefiz – das Schriftstück Gottes, Frankfurt u.a., 2008.
- ↑ Alle Versangaben beziehen sich auf die Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.