Geschlechterrollen (Wolfram von Eschenbach, Parzival): Unterschied zwischen den Versionen

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Nichtsdestotrotz spielen auch bei Wolfram Werte wie die ''triuwe'' gerade auch für Frauenfiguren eine wichtige Rolle. Diese kann jedoch sehr unterschiedliche Ausprägungen annehmen. So besteht die Treue Orgeluses darin, dass ihr Hass gegenüber Gramoflanz seine Wurzel in dem Mord an ihrem Gatten Cidegast hat. Noch lange nach dessen Tod strebt Orgeluse danach ihn zu rächen und geht auch vorerst keine neue Ehe ein. Ganz anders geartet ist die Treue von [[Condwiramurs (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Condwiramurs]], die mit scheinbar endloser Geduld auf ihre Ehemann Parzival wartet. Weitere Beispiele für unterschiedliche Ausgestaltungen der ''triuwe'' bei Wolfram können die Charaktere [[Sigune (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Sigune]] und [[Antikonie (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Antikonie]] sein [Emmerling 2003: vgl. S. 168f.]. Auch Figuren wie die [[Die Gralsbotin Cundrîe|Gralsbotin Cundrie]], die komisch-absurd wirkend, in ihrem Aussehen als tierisch beschrieben wird, Parzival gegenüber anklagend auftritt (vgl. 316ff.), stärken das Modell einer individuelleren und selbstbewussteren Frauenkonzeption im Gegensatz zu anderen, mit Wolfram vergleichbaren Autoren.  
Nichtsdestotrotz spielen auch bei Wolfram Werte wie die ''triuwe'' gerade auch für Frauenfiguren eine wichtige Rolle. Diese kann jedoch sehr unterschiedliche Ausprägungen annehmen. So besteht die Treue Orgeluses darin, dass ihr Hass gegenüber Gramoflanz seine Wurzel in dem Mord an ihrem Gatten Cidegast hat. Noch lange nach dessen Tod strebt Orgeluse danach ihn zu rächen und geht auch vorerst keine neue Ehe ein. Ganz anders geartet ist die Treue von [[Condwiramurs (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Condwiramurs]], die mit scheinbar endloser Geduld auf ihre Ehemann Parzival wartet. Weitere Beispiele für unterschiedliche Ausgestaltungen der ''triuwe'' bei Wolfram können die Charaktere [[Sigune (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Sigune]] und [[Antikonie (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Antikonie]] sein [Emmerling 2003: vgl. S. 168f.]. Auch Figuren wie die [[Die Gralsbotin Cundrîe|Gralsbotin Cundrie]], die komisch-absurd wirkend, in ihrem Aussehen als tierisch beschrieben wird, Parzival gegenüber anklagend auftritt (vgl. 316ff.), stärken das Modell einer individuelleren und selbstbewussteren Frauenkonzeption im Gegensatz zu anderen, mit Wolfram vergleichbaren Autoren.  
Im Bezug auf die Minne generell haben die Frauenfiguren im Parzival eine vergleichsweise große Selbstbestimmung [Bunke 2004: vgl. S. 163]. Ein Exempel ist hier etwa die Figur der [[Herzeloyde (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Herzeloyde]], die -einmal in Parzivals Vater [[Gahmuret (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Gahmuret]] verliebt- nocht mehr locker lässt und ihn gar mithilft eines Richterspruches in die Ehe zwingt. Ähnlich manifestiert sich die Minnestärke der Frauen etwa im "Nachsterben" einiger weiblicher Figuren (z.B. [[Belakane (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Belakane]]) nach dem Tod ihrer Männer. "Was der Erzähler an diesen Frauen herausstellt, ist die Intensität ihrer Liebesbindungen in die Konsequenz ihrer Handlungsweise." [Bunke 2004: S. 163]]
Dies alles darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Frauen im Vergleich zu Männern in der höfischen Literatur eher geringgeschätzt werden. Der Erzähler macht dies an verschiedenen Stellen durch Kommentare deutlich (vgl. etwa 450,5 oder 116,8-9). Trevrizent lehrt Parzival, dass durch Eva das Böse in die Welt gekommen sei (vgl. 463,19ff.) Die untergeordnete Stellung der Frauen wird auch dadurch ersichtlich, dass sie oftmals das Opfer männlicher Gewalt sind, wie beispielhaft bei Orgeluse und Gramoflanz zu erkennen ist (vgl. hier auch den Artikel [[Gramoflanz (wolfram von Eschenbach,Parzival)|Gramoflanz]]).


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==Die Konzeption des Männerbildes==
==Die Konzeption des Männerbildes==


==Die Konzeption der Beziehungen==
==Die Konzeption der Beziehungen==
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==Die Rolle der minne==
==Die Rolle der minne==


==Quellenachweise==
==Literaturnachweise==


<HarvardReferences />  [*Schweikle 1995] Schweickle, Günther: Minnesang (= SM 244), Stuttgart 1995.
<HarvardReferences />  [*Schweikle 1995] Schweickle, Günther: Minnesang (= SM 244), Stuttgart 1995.
<HarvardReferences />  [*Emmerling 2003] Emmerling, Sonja: Geschlechterbeziehungen in den Gawan-Büchern des Parzival. Wolframs Arbeit an einem literarischen Modell, Tübingen 2003.
<HarvardReferences />  [*Emmerling 2003] Emmerling, Sonja: Geschlechterbeziehungen in den Gawan-Büchern des Parzival. Wolframs Arbeit an einem literarischen Modell, Tübingen 2003.
<HarvardReferences /> [*Bunke 2004] Bunke, Joachim: Wolfram von Eschenbach, Stuttgart/Weimar, 2004.
<references/>
<references/>

Version vom 26. Juni 2012, 10:07 Uhr

Dieser Artikel behandelt die Geschlechterrollen in Wolframs von Eschenbach Roman Parzival. Die Konzeption von Frauen-, Männer- und Beziehungsbild soll unter Berücksichtigung der Rolle der Minne in einer überblicksartigen Darstellung analysiert und anhand von Beispielen interpretiert werden.

Das Konzeption des Frauenbildes

Das Konzeption des Frauenbildes bei Wolfram wird in der Wissenschaft immer wieder als besonders bemerkenswert eingestuft. Das liegt vor allen Dingen darin begründet, dass er sich deutlich von dem typischen Frauenbild des Minnesanges gelöst hat. Im Minnesang trugen Frauengestalten oftmals keine, oder nur kaum merkliche individuelle charakterliche oder äußerliche Züge. Vielmehr als Individuen stellten sie "letztlich nichts anderes als poetische Abstraktionen erwünschter Verhaltensweisen" dar [Schweikle 1995: S. 182]. Von diesem Bild distanziert sich Wolfram, wenn er betont:

ine hân des niht vergezzen,

__________

Und es ist ja auch nicht so,

ine künne wol gemezzen,

__________

dass ich etwas das Maß verlegt hätte,

beide ir bærde unt ir site.

__________

Sitten und Betragen einer Frau recht zu beurteilen.

Mit diesem Satz beansprucht er als Erzähler einen Einblick in das Wesen der Frau [Emmerling 2003: vgl. S. 158]. Gemau diese Individualität des Wesens ist programmatisch und neu in Wolframs Roman. Er gesteht weiblichen Figuren durchaus handlungstragende Rollen zu, wie sie bereits etwa bei Hartman Aue zu finden sind [Emmerling 2003: vgl. S. 167f.], geht aber sogar noch einen Schritt weiter. Er gibt seinen Frauenfiguren "den Raum, ihre eigenen Lebensvorstellungen, vor allem im Bereich der Minne, zu entfalten." [Emmerling 2003: S. 168] Ein Beispiel hierfür kann der Charakter der Orgeluse sein. Diese äußerst selbstbewusst und stark auftretende Frauenfigur vermag es, nachdem ihr Mann Cidegast von Gramoflanzermordet worden ist ohne Ehemann ihre Herrschaft zu behaupten (siehe hier auch den Artikel Orgeluse). So hat Orgeluse keinerlei Hemmungen zur Erreichung ihrer Ziele alle Mittel anzuwenden, die ihr als richtig erscheinen. Dazu zählt vor allem auch der Minnedienst verschiedener Ritter, unter anderem auch der Gawans, ihres späteren Ehemanns. Gerade in der Episode mit Gawan wird deutlich wie selbstbewusst und unhöfisch, geradezu frech sich Orgeluse gegenüber dem großen Ritter verhält. Der Erzähler fasst es so:

Orgelûs diu rîche,

__________

Es war nicht lieb von der reichen Orgeluse,

fuor ungeselleclîche:,

__________

wie sie mit ihm umsprang:

zuo Gâwân si kom geriten

__________

Sie ritt nun zu Gawan hin,

mit alsô zornlîchen siten,

__________

aber sie war so hässlich zu ihm,

daz ich michs wênec trôste

__________

dass ich an seiner Stelle mir wenig Hoffnungen gemacht hätte,

daz si mich von sorgen lôste.

__________

sie könnte mich erlösen von meinen Leiden.


516,15-20

Nichtsdestotrotz spielen auch bei Wolfram Werte wie die triuwe gerade auch für Frauenfiguren eine wichtige Rolle. Diese kann jedoch sehr unterschiedliche Ausprägungen annehmen. So besteht die Treue Orgeluses darin, dass ihr Hass gegenüber Gramoflanz seine Wurzel in dem Mord an ihrem Gatten Cidegast hat. Noch lange nach dessen Tod strebt Orgeluse danach ihn zu rächen und geht auch vorerst keine neue Ehe ein. Ganz anders geartet ist die Treue von Condwiramurs, die mit scheinbar endloser Geduld auf ihre Ehemann Parzival wartet. Weitere Beispiele für unterschiedliche Ausgestaltungen der triuwe bei Wolfram können die Charaktere Sigune und Antikonie sein [Emmerling 2003: vgl. S. 168f.]. Auch Figuren wie die Gralsbotin Cundrie, die komisch-absurd wirkend, in ihrem Aussehen als tierisch beschrieben wird, Parzival gegenüber anklagend auftritt (vgl. 316ff.), stärken das Modell einer individuelleren und selbstbewussteren Frauenkonzeption im Gegensatz zu anderen, mit Wolfram vergleichbaren Autoren. Im Bezug auf die Minne generell haben die Frauenfiguren im Parzival eine vergleichsweise große Selbstbestimmung [Bunke 2004: vgl. S. 163]. Ein Exempel ist hier etwa die Figur der Herzeloyde, die -einmal in Parzivals Vater Gahmuret verliebt- nocht mehr locker lässt und ihn gar mithilft eines Richterspruches in die Ehe zwingt. Ähnlich manifestiert sich die Minnestärke der Frauen etwa im "Nachsterben" einiger weiblicher Figuren (z.B. Belakane) nach dem Tod ihrer Männer. "Was der Erzähler an diesen Frauen herausstellt, ist die Intensität ihrer Liebesbindungen in die Konsequenz ihrer Handlungsweise." [Bunke 2004: S. 163]] Dies alles darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Frauen im Vergleich zu Männern in der höfischen Literatur eher geringgeschätzt werden. Der Erzähler macht dies an verschiedenen Stellen durch Kommentare deutlich (vgl. etwa 450,5 oder 116,8-9). Trevrizent lehrt Parzival, dass durch Eva das Böse in die Welt gekommen sei (vgl. 463,19ff.) Die untergeordnete Stellung der Frauen wird auch dadurch ersichtlich, dass sie oftmals das Opfer männlicher Gewalt sind, wie beispielhaft bei Orgeluse und Gramoflanz zu erkennen ist (vgl. hier auch den Artikel Gramoflanz).

[Artikel in Bearbeitung!]

Die Konzeption des Männerbildes

Die Konzeption der Beziehungen

Die Rolle der minne

Literaturnachweise

<HarvardReferences /> [*Schweikle 1995] Schweickle, Günther: Minnesang (= SM 244), Stuttgart 1995. <HarvardReferences /> [*Emmerling 2003] Emmerling, Sonja: Geschlechterbeziehungen in den Gawan-Büchern des Parzival. Wolframs Arbeit an einem literarischen Modell, Tübingen 2003. <HarvardReferences /> [*Bunke 2004] Bunke, Joachim: Wolfram von Eschenbach, Stuttgart/Weimar, 2004.