Weiblichkeitsideale (Dante Alighieri "Vita Nova"): Unterschied zwischen den Versionen

Aus MediaeWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 6: Zeile 6:


=Das mittelalterliche Weiblichkeitsideal am Beispiel von Dante Alighieri's "Vita Nova"=
=Das mittelalterliche Weiblichkeitsideal am Beispiel von Dante Alighieri's "Vita Nova"=
Im Italien des 13. Jahrhunderts erreicht die stilistische Weiblichkeitsidealisierung im Minnesang durch Dante Alighieri’s „dolce stil nuovo“ seinen Höhepunkt. Die Frau als ‚höchstes Wesen‘  wird über die menschliche Sphäre erhoben und erscheint engelsgleich als die Inkarnation überirdischer Vollkommenheit auf Erden. Als himmlische Gestalt symbolisiert sie den Inbegriff der göttlichen Schöpfung. In seiner "Vita Nova- Das Neue Leben" spricht Dante die Transzendierung seiner weiblichen Hauptfigur Beatrice explizit an:  "Sie schien nicht die Tochter eines Sterblichen, sondern die eines Gottes zu sein." (V.N., 2, 9) Dies wird zusätzlich durch Allegorien und mystische Gleichnisse unterstrichen.  (Fortsetzung folgt)Für seine Zeit eher ungewöhnlich versinnbildlicht Dante die Liebe zwischen Mensch und Gott durch die Liebe des Minnesängers zu seiner Holdseligen, wobei dessen uneingeschränkte Anbetung der Frau  gleichzeitig als notwendige Voraussetzung erachtet wird, um die Gnade und Herrlichkeit Gottes zu erfahren.  
Im Italien des 13. Jahrhunderts erreicht die stilistische Weiblichkeitsidealisierung im Minnesang durch Dante Alighieri’s „dolce stil nuovo“ seinen Höhepunkt. Die Frau als ‚höchstes Wesen‘  wird über die menschliche Sphäre erhoben und erscheint engelsgleich als die Inkarnation überirdischer Vollkommenheit auf Erden. Als himmlische Gestalt symbolisiert sie den Inbegriff der göttlichen Schöpfung. In seiner "Vita Nova- Das Neue Leben" spricht Dante die Transzendierung seiner weiblichen Hauptfigur Beatrice explizit an:  "Sie schien nicht die Tochter eines Sterblichen, sondern die eines Gottes zu sein." (V.N.,II,9) Dies wird zusätzlich durch Allegorien und mystische Gleichnisse unterstrichen.  (Fortsetzung folgt)Für seine Zeit eher ungewöhnlich versinnbildlicht Dante die Liebe zwischen Mensch und Gott durch die Liebe des Minnesängers zu seiner Holdseligen, wobei dessen uneingeschränkte Anbetung der Frau  gleichzeitig als notwendige Voraussetzung erachtet wird, um die Gnade und Herrlichkeit Gottes zu erfahren.  
Im Folgenden Teil wird die Darstellung Dante's weiblicher Charaktere in zwei Kategorien unterschieden:       
Im Folgenden Teil wird die Darstellung Dante's weiblicher Charaktere in zwei Kategorien unterschieden:       
   
   
Zeile 16: Zeile 16:
   
   
==Die innere Schönheit: Vergeistigung und Wirkung==  
==Die innere Schönheit: Vergeistigung und Wirkung==  
Viel wichtiger ist für Dante die Betonung Beatrice's geistigen Schönheit sowie ihrem "edlen, lobenswürdigen Betragen" (V.N., 2,9). Gleichsam dem mittelhochdeutschen Pendant 'tugent', 'werdekeit', 'diemüete' werden auch hier die Eigenschaften Tugend, Holdseligkeit und Demut gehäuft genannt. Besonders durch ihre Liebe und Tugend verkörpert Beatrice das Gute im Menschen und kann somit  positiv auf ihre Mitmenschen einwirken.
Viel wichtiger ist für Dante die Betonung Beatrice's geistigen Schönheit sowie ihrem "edlen, lobenswürdigen Betragen" (V.N.,II,9). Gleichsam dem mittelhochdeutschen Pendant 'tugent', 'werdekeit', 'diemüete' werden auch hier die Eigenschaften Tugend, Holdseligkeit und Demut gehäuft genannt. Besonders durch ihre Liebe und Tugend verkörpert Beatrice das Gute im Menschen und kann somit  positiv auf ihre Mitmenschen einwirken.

Version vom 9. Mai 2013, 12:13 Uhr

 (Quellennachweise folgen)

Einleitung

Das zentrale Leitmotiv im Hohen Minnesang des 12. und 13. Jahrhunderts besteht aus dem Besingen und Lobpreisen einer Frau, welche aus der Perspektive des Minnenden als vollkommen und makellos dargestellt wird. Das männliche Lyrische- Ich begibt sich meist unfreiwillig in ein Abhängigkeitsverhältnis, dem sogenannten „domnei“ (Frauendienst), zu seiner Auserkorenen wonach ihm jegliche Existenz ohne ‚seine‘ frouwe unmöglich oder gar sinnlos erscheint. Aus dieser subjektiven Sicht des liebestollen Sängers wird dem außenstehenden Hörer/Leser eine bestimmte Frau beschrieben, welche alle positiven und wünschenswerten Eigenschaften in sich vereint. Ihr Erscheinungsbild, sowie ihr Charakter und Wesen werden zur menschlichen Idealvorstellung erhoben, wobei zu beachten ist dass der Minnende durch seine rosarote Brille dazu tendiert, ihre realen Züge durch seine geistig-ideenhaften Wunschvorstellungen beeinflussen zu lassen. Im Mittelpunkt des Minnesangs steht daher nicht die Liebe zu einer individuellen Person, vielmehr wird eine Glorifizierung der besungenen Frau als Trägerin der vollkommenen menschlichen Idee vollzogen.

Das mittelalterliche Weiblichkeitsideal am Beispiel von Dante Alighieri's "Vita Nova"

Im Italien des 13. Jahrhunderts erreicht die stilistische Weiblichkeitsidealisierung im Minnesang durch Dante Alighieri’s „dolce stil nuovo“ seinen Höhepunkt. Die Frau als ‚höchstes Wesen‘ wird über die menschliche Sphäre erhoben und erscheint engelsgleich als die Inkarnation überirdischer Vollkommenheit auf Erden. Als himmlische Gestalt symbolisiert sie den Inbegriff der göttlichen Schöpfung. In seiner "Vita Nova- Das Neue Leben" spricht Dante die Transzendierung seiner weiblichen Hauptfigur Beatrice explizit an: "Sie schien nicht die Tochter eines Sterblichen, sondern die eines Gottes zu sein." (V.N.,II,9) Dies wird zusätzlich durch Allegorien und mystische Gleichnisse unterstrichen. (Fortsetzung folgt)Für seine Zeit eher ungewöhnlich versinnbildlicht Dante die Liebe zwischen Mensch und Gott durch die Liebe des Minnesängers zu seiner Holdseligen, wobei dessen uneingeschränkte Anbetung der Frau gleichzeitig als notwendige Voraussetzung erachtet wird, um die Gnade und Herrlichkeit Gottes zu erfahren. Im Folgenden Teil wird die Darstellung Dante's weiblicher Charaktere in zwei Kategorien unterschieden:

Die äußere Schönheit: Optik und Wirkung

In "Vita Nova" spielt die äußere Gestalt der weiblichen Charaktere nur eine oberflächliche Rolle. Der Leser wird zwar von Beatrices Schönheit in Kenntnis gesetzt, eine detaillierte Beschreibung erhält er jedoch nicht. Bestimmte Körperteile werden formelhaft eingesetzt, um ihrer Makellosigkeit Ausdruck zu verleihen. So spricht Dante beispielsweise von den "Augen, die der Ursprung der Liebe sind [...][sowie] vom Mund, der das Ziel der Liebe ist" (V.N., XIX, 55) Die Augen, als Spiegel der Seele und der Mund, als erotisches Signal waren im Hohen Minnesang typische Attribute aus dem mittelalterlichen Körperteilkatalog, wonach der Minnesänger die descriptio seiner Frauengestalten im Allgemeinen ausrichtete. Dante bedient sich unter anderem auch stereotypischer Signalfarben, was beispielsweise anhand von Beatrices Gewändern erkennbar wird. Im Allgemeinen wird der äußereren Gestalt der Frau vor allem insofern Bedeutung beigemessen, als dass sie deren innere Schönheit nach außen trägt und reflektiert. Entsprechend der antiken 'Kalokagathia' stehen auf diese Weise die körperliche als auch die geistige Vollkommenheit im Einklang miteinander und bilden eine harmonische Einheit.


Die innere Schönheit: Vergeistigung und Wirkung

Viel wichtiger ist für Dante die Betonung Beatrice's geistigen Schönheit sowie ihrem "edlen, lobenswürdigen Betragen" (V.N.,II,9). Gleichsam dem mittelhochdeutschen Pendant 'tugent', 'werdekeit', 'diemüete' werden auch hier die Eigenschaften Tugend, Holdseligkeit und Demut gehäuft genannt. Besonders durch ihre Liebe und Tugend verkörpert Beatrice das Gute im Menschen und kann somit positiv auf ihre Mitmenschen einwirken.