Zusammenspiel von äußerer und innerer Schönheit: Unterschied zwischen den Versionen

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„Das Hässliche […] ist zwar eine Metapher der Ausgrenzung, aber einer Ausgrenzung, die zunächst nicht auf der Alltags-Wirklichkeit liegt, sondern auf einer von christlichen Anschauungen geprägten Symbolebene“ (Kasten, Ingrid: 261)
„Das Hässliche […] ist zwar eine Metapher der Ausgrenzung, aber einer Ausgrenzung, die zunächst nicht auf der Alltags-Wirklichkeit liegt, sondern auf einer von christlichen Anschauungen geprägten Symbolebene“ (Kasten, Ingrid: 261)
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(Begonnenes) Fazit: ==
 
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Cundrîe wird durch ihre äußere Erscheinung zwar gemäß der Norm ausgegrenzt, diese Ausgrenzung zugleich aber in Frage gestellt, da der äußerlichen Hässlichkeit eine Innerlichkeit der Treue und des Mitleids sowie der Klugheit gegenübergestellt wird. Ein Bruch zwischen innen und außen wird ermöglicht, der sich in Parzival chiastisch wiederfindet: Parzival wird verflucht. Er scheint dabei mehr auf christlicher denn auf höfischer Ebene ausgegrenzt. Durch Cundrîes Figur wird allerdings die Möglichkeit der Rückgewinnung der Erlösung gegeben und Aus- und Eingrenzung in Frage gestellt. Parzival wird in analysierter Szene ausgegrenzt, um am Ende durch Cundrîe wieder eingegrenzt und sogar zum Herrscher ernannt werden zu können. Möglicherweise ist dies die Funktion Cundries?
Cundrîe wird durch ihre äußere Erscheinung zwar gemäß der Norm ausgegrenzt, diese Ausgrenzung zugleich aber in Frage gestellt, da der äußerlichen Hässlichkeit eine Innerlichkeit der Treue und des Mitleids sowie der Klugheit gegenübergestellt wird. Ein Bruch zwischen innen und außen wird ermöglicht, der sich in Parzival chiastisch wiederfindet: Parzival wird verflucht. Er scheint dabei mehr auf christlicher denn auf höfischer Ebene ausgegrenzt. Durch Cundrîes Figur wird allerdings die Möglichkeit der Rückgewinnung der Erlösung gegeben und Aus- und Eingrenzung in Frage gestellt. Parzival wird in analysierter Szene ausgegrenzt, um am Ende durch Cundrîe wieder eingegrenzt und sogar zum Herrscher ernannt werden zu können. Möglicherweise ist dies die Funktion Cundries?

Version vom 25. Mai 2015, 13:24 Uhr

Äußere und innere Schönheit spielen wechselseitig eine wichtige Rolle, häufig lässt sich von dem Einen auf das Andere schließen. So öffnet sich Parzival Tür und Tor, sein Äußeres wirkt vertrauenserweckend und er begegnet Zuvorkommenheit. Allerdings stellt Cundrîe la suziere einen Bruch im Parzival dar, da sie eine seltene Symbiose von hässlich und gleichzeitig klug verkörpert. Eine anfängliche Analyse deutet nun eher darauf hin, der Roman bezwecke einen Bruch mit der ungeschrieben höfischen Norm der Verbindung äußerer und innerer Schönheit und stelle stattdessen heraus, es sei komplexer.

Frauenfiguren:

Im Werk lassen sich viele schöne Figuren ausmachen, von denen einige exemplarisch beleuchtet werden sollen. Zunächst einmal aber gilt es, den Beginn des Epos genauer zu betrachten, als dort der Erzähler das Programm für äußere und innere Schönheit definiert. Frauenschönheit werde vielerorts gefeiert, aber ‚ist dâ daz herze conterfeit‘ (3,11), so könne auch bei einer Frau entgegen der allgemeinen Meinung Schönheit nicht ohne weiteres auf Tugendhaftigkeit schließen lassen. Die Metapher 'swer in den kranken messinc verwurket edlen rubîn' (3,16) verdeutlicht dies noch einmal. Auch Armin Schulze analysiert den Körper als ein Zeichen, mit dem (entgegen der höfischen Norm) gelogen werden könne, so dass die Gefahr des schönen Scheins ohne Gegenpart in der Person bestehe. (S.17) Es gilt also zu prüfen, ob die viel gelobte Schönheit der Frau sich auch in Tugenden wie 'prîs', 'êre', 'werdekeit' (2,28- 2,30), 'kiusche, 'triuwe' und 'scham' (3,2-3,5)widerspiegelt, so der Erzähler. Hässliche Frauenfiguren dagegen sind in der mittelalterlichen Literatur nach Ingrid Kasten insgesamt sehr selten, sie widersprechen der Norm des umworbenen Frauen Ideals am Hof, meist Schauplatz des Aventiure Romans. Der Wert der Frau wird oft in ihrer Attraktivität gemessen. Bei den Frauen bietet sich eine Betrachtung der edlen und schönen Herzeloyde an (84,13): ‚vrou herzeloyde gap den Schîn‘, die sich besonders durch ihre 'triuwe' auszeichnet (116,19). (Ihr) Adel manifestiert sich in körperlichem Glanz und ihrer ‚lieht(en)‘ (84,15) Gestalt.

Männerfiguren:

Männer dagegen sind auf ihren 'muot' (2,17), ihre 'hôhe werdekeit' (2,19), 'wîse' (2,5) und ihre 'triwe' (2,20) zu prüfen. Hier wird also eher ein Kontrast zwischen tugendhaften und -losen Männern, als zwischen innen und außen gezogen. Das Wort Schönheit dagegen fällt nicht, auch wenn im weiteren Verlauf des Werks festgehalten werden muss, dass alle auftauchenden Männerfiguren samt und sonders schön sind (siehe Anfortas, Gâwân, Parzival, aber auch Ither und Clinschor). Dennoch stellen auch sie nicht den idealtypischen, schönen und tugendhaften Held dar: Sie haben Sünden zu büßen, sowohl Gâwân als auch Anfortas und Parzival sind verflucht und müssen Huld (göttliche) sowie weltliche Huld (Gâwân) zurück gewinnen.

Innere und äußere Schönheit in höfischer Norm und der Literatur:

In der heutigen neurologischen Forschung wird vermutet, Gesichtserkennung sei spezifisch und ergänzend zu der generellen visuellen Objekterkennung. Dagegen wird im Mittelalter individuelle Schönheit erst ab Mitte des 13 Jhd. dargestellt, zuvor wird weniger auf Gesichtszüge denn auf Kleidung und ‚lihte‘ Wert gelegt. ‚Äußerlich individualisiert scheint allein das Böse, das Hässliche‘ (Schulze 2008: 9). Gleichzeitig lässt das Äußere Rückschlusse zu, es mache die Tugenden, allen Adel, anschaulich‘(Schulze 2008: 7). Eine Diskrepanz sollte es nicht geben, dies ist allerdings eine Norm, die in unserem Werk gebrochen wird, das Normalmuster wird problematisiert (Schulze 2008: 243). Im Parzival wird eine Dechiffrierung der Zeichen nötig. Durch die Möglichkeit des trügerischen Scheins wird das Erkennen von adeliger Gesinnung erschwert, vor allem aber ein Fehlverhalten nicht ausgeschlossen. Damit ist die Ideologie zwar nicht hintergehbar, aber hinterfragt.

Cundrîe:

Interessant wird es auch bei Cundrîe la suziere, die 'triuwe' (312,2) ist und sehr klug (vgl. 312,19), aber nicht schön (312,15), sondern im Gegenteil, deren Hässlichkeit über 20 Verse ausgebreitet wird (313,17-314,10). Eben diese Szene, das Auftreten Cundrîes, soll hier genauer beleuchtet werden. Parzivals Schönheit evoziert Freude in der anwesenden Festgesellschaft, ihm wird Ehre erwiesen. Dieser Freude ist mit dem Auftritt Cundrîes ein Ende gesetzt, als eine Unheilsbotin bricht sie in die Artusrunde, um den Held zu verfluchen. Ihre Funktion ist hier die einer Unheilsbotin, insofern kann ihre Hässlichkeit mit der Sterblichkeit, der Sünde, dem Verderbnis (Kasten, Ingrid: 261) und mit Bösem verbunden werden. Allerdings gilt zu bedenken, dass sie am Ende des Werks auch als Heilsbotin auftritt, hier also wieder ein Bruch mit dem cliché vorgeführt wird. Cundrîe ist also eine Gelehrte, die eine Mittlerfunktion zwischen der Grâlsburg, dem Transzendenten, und der Artusrunde darstellt. „Das Hässliche […] ist zwar eine Metapher der Ausgrenzung, aber einer Ausgrenzung, die zunächst nicht auf der Alltags-Wirklichkeit liegt, sondern auf einer von christlichen Anschauungen geprägten Symbolebene“ (Kasten, Ingrid: 261) ==

(Begonnenes) Fazit:

(Begonnenes) Fazit: == Cundrîe wird durch ihre äußere Erscheinung zwar gemäß der Norm ausgegrenzt, diese Ausgrenzung zugleich aber in Frage gestellt, da der äußerlichen Hässlichkeit eine Innerlichkeit der Treue und des Mitleids sowie der Klugheit gegenübergestellt wird. Ein Bruch zwischen innen und außen wird ermöglicht, der sich in Parzival chiastisch wiederfindet: Parzival wird verflucht. Er scheint dabei mehr auf christlicher denn auf höfischer Ebene ausgegrenzt. Durch Cundrîes Figur wird allerdings die Möglichkeit der Rückgewinnung der Erlösung gegeben und Aus- und Eingrenzung in Frage gestellt. Parzival wird in analysierter Szene ausgegrenzt, um am Ende durch Cundrîe wieder eingegrenzt und sogar zum Herrscher ernannt werden zu können. Möglicherweise ist dies die Funktion Cundries?