Adressaten des Parzivals: Unterschied zwischen den Versionen
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! Mittelhochdeutsch !! Neuhochdeutsch | ! Mittelhochdeutsch !! Neuhochdeutsch |
Version vom 27. Mai 2015, 15:44 Uhr
Dieser Artikel setzt sich zum Ziel, die Adressaten des Parzivals herauszuarbeiten. Diesbezüglich wir der Prolog des Werkes analysiert.
Im Prolog nennt Wolfram von Eschenbach drei Adressaten-Gruppen: den wîsen, den tumpen und den "schwarz-weiß-gemischt-elsternfarbige" an die sich sein Werk wenden soll. Hierfür wird das Elsterngleichnis als Initiierung angewandt.
Der erste eingeführte Adressaten Typus ist- der schwarz-weiß-gemischt elsternfarbige Adressat. Auffällig in Wolfram von Eschenbach Parzival ist, dass diesem Adressaten die größte Aufmerksamkeit gewidmet ist [vgl. Schirok 2003: CIV]. Dieser Adressat wird in den nachfolgenden Versen 1,1 -1,14 [vgl. Schirok 2003: CIII ]folgendermaßen umschrieben:
Mittelhochdeutsch | Neuhochdeutsch |
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Ist zwîvel herzen nâchgebûr, | Wenn zwîvel sich im Herzen als Mitbewohner breitmacht, |
daz mouz der sêle werden sûr. | dann wird das bitter für die Seele. |
gesmaehet unde gezieret | Schmach und Schmuck sind |
ist, swâ sich parrieret | zusammengenäht, wenn zwîvel unbeirrbare |
unverzaget mannes muot | Entschlossenheit entgegengesetzt wird |
als agelstern varwe tuot. | wie beim (schwarz-weißen) Federkleid |
der mac dennoch wesen geil: | der Elster. Ein solcher elsternfarbener |
wand an im sint beidiu teil, | Mensch kann trotz des zwîvels |
des himels und der helle. | hoffnungsvoll sein, denn an ihm haben |
der unstete geselle | beide Anteil, Himmel und Hölle. Der Haltlose |
hât die swarzen varwe gar, | ist ganz und gar schwarz und |
und wirt och nâch der vinster var: | landet auch dort, wo ewige Finsternis |
sô habet sich an die blanken | herrscht. An die weiße Farbe hält sich, |
der mit staeten gedanken | dessen Sinnen und Trachten unerschütterlich ist. |
Der vollkommen Schwarze wird hier in lediglich drei Versen umrissen. Sein Gegenüber - der ganz Weiße – erhält bei ihm einen noch geringeren Anteil in seiner Umschreibung. Der schwarz-weiß-gemischt-elsternfarbige Adressat wird durch ambivalente Umschreibungen gekennzeichnet: zwîvel – unverzaget mannes muot [PZ 1,1 ; 1,]; gesmaehet unde gezieret [PZ 1,3] charakterisiert. Sein Schicksal steht offen vor ihm, da an ihm sint beidiu teil, des himels und der helle [PZ 1,8-1,9]. Er hat - durch seine weiße Farbgebung - ein Anrecht in den Himmel zu kommen [PZ 1,12- 14]. Doch führt seine schwarze Charakterisierung als unstaete geselle [PZ 1,10-12] zu einer Offenheit in dieser Entscheidung. Diese Entscheidung gilt es für diesen Typus durch dessen Handeln selbst zu treffen „ sô habet sich an die blanken der mit staeten gedanken.“ [PZ 1,13-1,14]. Somit wird der Anschein geweckt, er habe den größeren Anteil. Achtet man im Folgenden auf die Symbolik seiner Farbgebung (schwarz/weiß bzw. Himmel/Hölle), bildet er den Kontrast zwischen dem Schwarzen und dem Weißen und scheint mittig zwischen ihnen zu stehen.
<HarvardReferences />
- [*Schirok 2003] Schirok, Bernd: Einführung in Probleme der 'Parzival'-Interpretation, Walter de Gruyter, Berlin; New York 2003