Farbsymbolik in Wolframs Parzival: Unterschied zwischen den Versionen

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Der [http://mediaewiki.org/wiki/Der_Prolog_%28Wolfram_von_Eschenbach,_Parzival%29 Prolog] führt bereits eine wichtige Farbthematik in Wolframs Werk ein: Die kontrastive Farbkombination Schwarz-weiß, welche er jedoch als eine harmonische Einheit konstruiert.
Der [http://mediaewiki.org/wiki/Der_Prolog_%28Wolfram_von_Eschenbach,_Parzival%29 Prolog] führt bereits eine wichtige Farbthematik in Wolframs Werk ein: Die kontrastive Farbkombination Schwarz-weiß, welche er jedoch als eine harmonische Einheit konstruiert.
Während die Verwendung von Schwarz-weiß als Farbschema oftmals Oppositionen darstellt, greift Wolfram nicht auf diese polare Einteilung zurück, sondern lässt beide Farben miteinander koexistieren. Statt der üblichen Binarität von Gut und Böse<ref> Tradition der Bibelexegese, die ästhetische Qualität von schwarz mit der ethischen Qualität schlecht oder böse gleichzusetzen, siehe: Mielke, Andreas: Nigra sum et formosa. Afrikanerinnen in der deutschen Literatur des Mittelalters; Texte und Kontexte zum Bild des Afrikaners in der literarischen Imagologie. Stuttgart 1992, S. 72. </ref> zeigt Wolfram eine Mischform der den beiden einzelnen Farben zugeordneten Eigenschaften.
Während die Verwendung von Schwarz-weiß als Farbschema oftmals Oppositionen darstellt, greift Wolfram nicht auf diese polare Einteilung zurück, sondern lässt beide Farben miteinander koexistieren. Statt der üblichen Binarität von Gut und Böse<ref> Tradition der Bibelexegese, die ästhetische Qualität von schwarz mit der ethischen Qualität schlecht oder böse gleichzusetzen, siehe: Mielke, Andreas: Nigra sum et formosa. Afrikanerinnen in der deutschen Literatur des Mittelalters; Texte und Kontexte zum Bild des Afrikaners in der literarischen Imagologie. Stuttgart 1992, S. 72. </ref> zeigt Wolfram eine Abwandlung der den beiden einzelnen Farben zugeordneten Eigenschaften, denn: Feirefiz als Repräsentant des Elsterngleichnisses wird durchweg positiv beschrieben und seine Andersartigkeit, die sich in seiner schwarz-weiß gescheckten Haut manifestiert, ist kein Makel – ''an im sint beidiu teil, des himels und der helle''. (1, 8 - 9)




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| Diu frouwe an rehter zît genas || Als die rechte Zeit gekommen war, da
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| eins suns, der zweier varwe was, || brachte die Dame einen Sohn zur Welt,
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| an dem got ein wunders wart enein: || der war von zweierlei Farbe; an ihm
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| wîz und swarzer varwe er schein. || wollte Gott ein Wunder wirken.
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(57, 15 - 18)


Trotz seiner Andersartigkeit wird Feirefiz von Geburt an nicht abwertend beschrieben. Obwohl seine Hautfarbe teilweise schwarz ist, wird sie in Verbindung mit weiß sogar als scheinend bezeichnet, was für ihre Besonderheit im positiven Sinne spricht.
Dadurch kreiert Wolfram ein neues Menschenbild, das nicht mehr dem binären gut-böse bzw. schwarz-weiß entspricht, sondern dieses aufbricht, aber dennoch auf die traditionellen Farbattribuierungen zurückgreift. Feirefiz als Elsternartiger ist weder hässlich noch böse, aber trotzdem bleiben die bekannten Farbbedeutungen erhalten.
Belacane, Feirefiz' Mutter, küsst bei seiner Geburt die weißen Stellen seiner Haut (57, 19 – 20) und zeigt dabei, dass sie sehr wohl um die positiven Zuschreibungen für das Weiße, Helle, Leuchtende weiß.





Version vom 31. Mai 2015, 14:09 Uhr

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Interpretation von Farbsymbolik in Wolfram von Eschenbachs Parzival. Hierfür werden exemplarisch besonders markante Szenen oder Charaktere herausgegriffen und auf ihre farbbestimmte Bildlichkeit und deren Funktion hin untersucht.

Unter anderem inkludiert dies die Blutstropfenszene, die oftmals wiederkehrenden Farben Rot-Weiß, den schwarz-weiß gescheckten Feirefiz sowie eine Untersuchung der Farbbeschreibungen bei zeremoniellen Momenten, die den Gral beinhalten.

Um die Farbsymbolik im Parzival fruchtbar auswerten zu können, soll hierfür als Basis ein kurzer Exkurs in die Farbenlehre und Farbattribuierung des Mittelalters gegeben werden. Dieses Wissen wird anschließend auf Wolfram von Eschenbachs Roman angewandt. Auch soll analysiert werden, inwieweit die mittelalterlichen Färbetechniken und -mittel im Stande waren, die von Wolfram oftmals extrem farbenprächtig und farbintensiv beschriebene Kleidung der höfischen Gesellschaft auch wirklich umzusetzen. Ein kurzer Einblick in die Forschung zum möglichen Realitätsgehalt seiner Beschreibungen soll darüber Aufschluss geben.


Allgemeine Farbbedeutung im Mittelalter

Entgegen der vielfach verbreiteten Vorstellung des “finsteren Mittelalters”, war eben dieses ein Zeitalter, in dem Farbe von großer Bedeutung war, wie Herman Pleij festhält: “If any one era could be singled out as being the most obsessed with color, it would be the Middle Ages.” [Pleij 2004: S. 4] Diese Obsession mit Farbe basiert unter anderem auf dem Glauben, dass Licht göttlich ist und die Schönheit von Farben nur im Zusammenhang mit Licht existieren und sichtbar sein kann. Leuchtender Farbenreichtum ist somit ein Zeichen von Göttlichkeit. (Anmerkung: Lichtphilosophie 9. Jahrhundert Johannes Scotus Eruigena) “Diese über das natürliche Maß gesteigerte Buntheit ist aber nicht alleinig Ausdruck des mittelalterlichen ästhetischen Empfindens, viel mehr dienen die Farben als eine 'Zeichen-Sprache', mit deren Hilfe jedem Objekt der Lebenswelt polyvalente Informationen eingeschrieben werden können. Farben transportieren also im Rahmen der höfischen Repräsentationskultur Sinn (...)” [Oster 2014: S. 16.] Logischerweise beziehen viele Farbbedeutungen ihren Sinn durch Bezug auf einen Referenten, wie beispielsweise Blut als Bedeutungsträger für die Farbe Rot, die somit sowohl Leben, als auch Leiden oder den Tod repräsentieren kann.


Farbsymbolik in Wolframs Parzival

Im Folgenden sollen exemplarisch einige farblich prägnante und farbsymbolisch aufgeladene Szenen herausgestellt werden.

Kontrastive Farbsymbolik im Elsterngleichnis

Der Prolog führt bereits eine wichtige Farbthematik in Wolframs Werk ein: Die kontrastive Farbkombination Schwarz-weiß, welche er jedoch als eine harmonische Einheit konstruiert. Während die Verwendung von Schwarz-weiß als Farbschema oftmals Oppositionen darstellt, greift Wolfram nicht auf diese polare Einteilung zurück, sondern lässt beide Farben miteinander koexistieren. Statt der üblichen Binarität von Gut und Böse[1] zeigt Wolfram eine Abwandlung der den beiden einzelnen Farben zugeordneten Eigenschaften, denn: Feirefiz als Repräsentant des Elsterngleichnisses wird durchweg positiv beschrieben und seine Andersartigkeit, die sich in seiner schwarz-weiß gescheckten Haut manifestiert, ist kein Makel – an im sint beidiu teil, des himels und der helle. (1, 8 - 9)


Diu frouwe an rehter zît genas Als die rechte Zeit gekommen war, da
eins suns, der zweier varwe was, brachte die Dame einen Sohn zur Welt,
an dem got ein wunders wart enein: der war von zweierlei Farbe; an ihm
wîz und swarzer varwe er schein. wollte Gott ein Wunder wirken.

(57, 15 - 18)


Trotz seiner Andersartigkeit wird Feirefiz von Geburt an nicht abwertend beschrieben. Obwohl seine Hautfarbe teilweise schwarz ist, wird sie in Verbindung mit weiß sogar als scheinend bezeichnet, was für ihre Besonderheit im positiven Sinne spricht. Dadurch kreiert Wolfram ein neues Menschenbild, das nicht mehr dem binären gut-böse bzw. schwarz-weiß entspricht, sondern dieses aufbricht, aber dennoch auf die traditionellen Farbattribuierungen zurückgreift. Feirefiz als Elsternartiger ist weder hässlich noch böse, aber trotzdem bleiben die bekannten Farbbedeutungen erhalten. Belacane, Feirefiz' Mutter, küsst bei seiner Geburt die weißen Stellen seiner Haut (57, 19 – 20) und zeigt dabei, dass sie sehr wohl um die positiven Zuschreibungen für das Weiße, Helle, Leuchtende weiß.


V. Buch, Gralsburg

zwei stöllelîn Sie trugen zwei
si truogen von helfenbein. Tischgestelle aus Elfenbein. Flammendes
ir munt nâch fiwers roete schein. Rot leuchtete von ihren Mündern.

(233, 2-4)[2]


Literaturnachweise

<HarvardReferences />

[*Pleij 2004] Pleij, Herman: Colors Demonic and Divine. Shades of Meaning in the Middle Ages and After. New York 2004.

[*Oster 2014] Oster, Carolin: Die Farben höfischer Körper. Farbattribuierung und höfische Identität in mittelhochdeutschen Artus - und Tristanromanen. Berlin 2014.


Anmerkungen

  1. Tradition der Bibelexegese, die ästhetische Qualität von schwarz mit der ethischen Qualität schlecht oder böse gleichzusetzen, siehe: Mielke, Andreas: Nigra sum et formosa. Afrikanerinnen in der deutschen Literatur des Mittelalters; Texte und Kontexte zum Bild des Afrikaners in der literarischen Imagologie. Stuttgart 1992, S. 72.
  2. Alle folgenden Versangaben beziehen sich auf die Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Text und Übersetzung. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.