Kain und Abel vs. Parzival und Feireviz - ein intertextueller Vergleich: Unterschied zwischen den Versionen
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Dieser Artikel versucht die Parallelen und besonders den entscheidenden Unterschied dieser zwei Brüdergeschichten herauszuarbeiten. Dabei soll vor allem untersucht werden, inwiefern der Brudermord im Parzival - im Gegensatz zu der biblischen Vorlage - verhindert wird. | Dieser Artikel versucht die Parallelen und besonders den entscheidenden Unterschied dieser zwei Brüdergeschichten herauszuarbeiten. Dabei soll vor allem untersucht werden, inwiefern der Brudermord im Parzival - im Gegensatz zu der biblischen Vorlage - verhindert wird. | ||
= Die Geschichte von Kain und Abel (Gen. 4, 1-24)= | = Die Geschichte von Kain und Abel (Gen. 4, 1-24) <ref>Im Folgenden stets zitierte Ausgabe: Luther, Martin: Die Bibel. Nach deutscher Übersetzung von Martin Luther, Stuttgart 1985.</ref>= | ||
Das Buch Genesis illustriert die Schöpfungsgeschichte des christlichen Glaubens und lässt sich inhaltlich in zwei Blöcke einteilen: Kapitel 1 bis 11 erzählen die Geschichte der ersten Menschen und Kapitel 12 bis 50 die sogenannten Vätergeschichten beginnend mit Abraham und seiner Frau Sarah. Das vierte Kapitel setzt nach dem Sündenfall um den Baum des Lebens an und des damit verbundenen Verstoßes von Adam und Eva aus dem göttlichen Paradies. Es schildert die tragische Geschichte der zweiten Generation von Menschen Kain und Abel. | Das Buch Genesis illustriert die Schöpfungsgeschichte des christlichen Glaubens und lässt sich inhaltlich in zwei Blöcke einteilen: Kapitel 1 bis 11 erzählen die Geschichte der ersten Menschen und Kapitel 12 bis 50 die sogenannten Vätergeschichten beginnend mit Abraham und seiner Frau Sarah. Das vierte Kapitel setzt nach dem Sündenfall um den Baum des Lebens an und des damit verbundenen Verstoßes von Adam und Eva aus dem göttlichen Paradies. Es schildert die tragische Geschichte der zweiten Generation von Menschen Kain und Abel. | ||
Der Ackermann Kain tötet seinen Bruder den Hirten Abel aus Neid heraus, da Gott dessen Opfergabe präferierte. Obwohl der Herr jenen warnte seinen Ärger zu beherrschen: ''„Warum ergrimmst du? Wenn du fromm bist, so bist du angenehm; bist du aber nicht fromm, so ruht die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie“'' (Gen. Kapitel 4, 7-8) und vor einer erneuten Sünde zu bewahren, tötet Kain seinen Bruder. Daraufhin wird er von Gott verstoßen, jedoch ebenfalls mit einem Mal versehen, sodass er weiterhin von ihm protegiert wird. Die beiden Sündengeschichten sind parallel zueinander angeordnet, wobei die Verkostung des Apfels als vertikales Vergehen zu betrachten ist – die Schöpfung vergeht sich an ihrem Schöpfer – während der Brudermord einen horizontalen Charakter aufweist, da die Gewalttat auf zwischenmenschlicher Ebene stattfindet.<ref> Vgl.: Egelkraut, Helmuth: Das Alte Testament. Entstehung-Geschichte-Botschaft, Gießen 2012, S. 134-141. </ref> | Der Ackermann Kain tötet seinen Bruder den Hirten Abel aus Neid heraus, da Gott dessen Opfergabe präferierte. Obwohl der Herr jenen warnte seinen Ärger zu beherrschen: ''„Warum ergrimmst du? Wenn du fromm bist, so bist du angenehm; bist du aber nicht fromm, so ruht die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie“'' (Gen. Kapitel 4, 7-8) und vor einer erneuten Sünde zu bewahren, tötet Kain seinen Bruder. Daraufhin wird er von Gott verstoßen, jedoch ebenfalls mit einem Mal versehen, sodass er weiterhin von ihm protegiert wird. Die beiden Sündengeschichten sind parallel zueinander angeordnet, wobei die Verkostung des Apfels als vertikales Vergehen zu betrachten ist – die Schöpfung vergeht sich an ihrem Schöpfer – während der Brudermord einen horizontalen Charakter aufweist, da die Gewalttat auf zwischenmenschlicher Ebene stattfindet.<ref> Vgl.: Egelkraut, Helmuth: Das Alte Testament. Entstehung-Geschichte-Botschaft, Gießen 2012, S. 134-141. </ref> | ||
== Die erste Begegnung von [[Parzival_und_Feirefiz_(Wolfram_von_Eschenbach,_Parzival)|Parzival und Feireviz]] ( 735, 7- 754, 20)<ref>Im Folgenden stets zitierte Ausgabe: [Parzival].</ref> == | |||
Das erste Zusammentreffen der Halbbrüder [[Parzival_(Wolfram_von_Eschenbach,_Parzival)|Parzival]] und [[Feirefiz_(Wolfram_von_Eschenbach,_Parzival)|Feirefiz]] schließt kontextual an die diversen Hochzeiten am Artushof an,die aufgrund des friedlichen Ausganges des Kampfes zwischen Gâwân und Gramoflanz gefeiert wurden. Parzival schleicht sich am frühen Morgen nach den Feierlichkeiten aus dem Lager und reitet über eine Lichtung, auf der sich der Heide Feirefiz befindet.Ohne ersichtlichen Grund tjostieren sie sich, um dann im weiteren Verlauf in einen Schwertkampf überzugehen. Beide Kontrahenten kämpfen im Namen einer Frau, was ihnen als Katalysator für den schweren Zweikampf dient. Im Verlaufe des Kampfes wird deutlich, dass sich die Kämpfenden im Grunde ebenbürtig sind. Letztendlich entscheidet die göttliche Intervention ( '' got des niht langer ruochte'' 744, 14) das Duell, indem der Allmächtige, Parzivals Schlag ''von Gaheviez daz starke swert mit slage ûfs heidens helme brast, sô daz der küene rîche gast mit strûche venje suochte'' (744, 10-13. Durch das Zerspringen des Schwertes wird der Kampf der Halbbrüder unterbrochen, woraufhin sich die Gegner einander vorstellen und erkennen, dass sie Brüder sind. Daraufhin schließen sie Frieden und erfreuen sich an der Gesellschaft des jeweils anderen und reiten gemeinsam zurück zum Artushof. | |||
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[*Parzival]Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York | [*Parzival]Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York. | ||
Luther, Martin: Die Bibel. Nach deutscher Übersetzung von Martin Luther, Stuttgart 1985. |
Version vom 12. Juli 2015, 18:30 Uhr
Dieser Artikel versucht die Parallelen und besonders den entscheidenden Unterschied dieser zwei Brüdergeschichten herauszuarbeiten. Dabei soll vor allem untersucht werden, inwiefern der Brudermord im Parzival - im Gegensatz zu der biblischen Vorlage - verhindert wird.
Die Geschichte von Kain und Abel (Gen. 4, 1-24) [1]
Das Buch Genesis illustriert die Schöpfungsgeschichte des christlichen Glaubens und lässt sich inhaltlich in zwei Blöcke einteilen: Kapitel 1 bis 11 erzählen die Geschichte der ersten Menschen und Kapitel 12 bis 50 die sogenannten Vätergeschichten beginnend mit Abraham und seiner Frau Sarah. Das vierte Kapitel setzt nach dem Sündenfall um den Baum des Lebens an und des damit verbundenen Verstoßes von Adam und Eva aus dem göttlichen Paradies. Es schildert die tragische Geschichte der zweiten Generation von Menschen Kain und Abel. Der Ackermann Kain tötet seinen Bruder den Hirten Abel aus Neid heraus, da Gott dessen Opfergabe präferierte. Obwohl der Herr jenen warnte seinen Ärger zu beherrschen: „Warum ergrimmst du? Wenn du fromm bist, so bist du angenehm; bist du aber nicht fromm, so ruht die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie“ (Gen. Kapitel 4, 7-8) und vor einer erneuten Sünde zu bewahren, tötet Kain seinen Bruder. Daraufhin wird er von Gott verstoßen, jedoch ebenfalls mit einem Mal versehen, sodass er weiterhin von ihm protegiert wird. Die beiden Sündengeschichten sind parallel zueinander angeordnet, wobei die Verkostung des Apfels als vertikales Vergehen zu betrachten ist – die Schöpfung vergeht sich an ihrem Schöpfer – während der Brudermord einen horizontalen Charakter aufweist, da die Gewalttat auf zwischenmenschlicher Ebene stattfindet.[2]
Die erste Begegnung von Parzival und Feireviz ( 735, 7- 754, 20)[3]
Das erste Zusammentreffen der Halbbrüder Parzival und Feirefiz schließt kontextual an die diversen Hochzeiten am Artushof an,die aufgrund des friedlichen Ausganges des Kampfes zwischen Gâwân und Gramoflanz gefeiert wurden. Parzival schleicht sich am frühen Morgen nach den Feierlichkeiten aus dem Lager und reitet über eine Lichtung, auf der sich der Heide Feirefiz befindet.Ohne ersichtlichen Grund tjostieren sie sich, um dann im weiteren Verlauf in einen Schwertkampf überzugehen. Beide Kontrahenten kämpfen im Namen einer Frau, was ihnen als Katalysator für den schweren Zweikampf dient. Im Verlaufe des Kampfes wird deutlich, dass sich die Kämpfenden im Grunde ebenbürtig sind. Letztendlich entscheidet die göttliche Intervention ( got des niht langer ruochte 744, 14) das Duell, indem der Allmächtige, Parzivals Schlag von Gaheviez daz starke swert mit slage ûfs heidens helme brast, sô daz der küene rîche gast mit strûche venje suochte (744, 10-13. Durch das Zerspringen des Schwertes wird der Kampf der Halbbrüder unterbrochen, woraufhin sich die Gegner einander vorstellen und erkennen, dass sie Brüder sind. Daraufhin schließen sie Frieden und erfreuen sich an der Gesellschaft des jeweils anderen und reiten gemeinsam zurück zum Artushof.
Fazit
Anmerkungen
Literaturverzeichnis
<HarvardReferences />
Textausgabe
[*Parzival]Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York. Luther, Martin: Die Bibel. Nach deutscher Übersetzung von Martin Luther, Stuttgart 1985.