Gandin (Gottfried von Straßburg, Tristan): Unterschied zwischen den Versionen

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Gandin ist ein vornehmer Baron aus Irland. Er kommt nach Cornwall, um Marke mit seinem Rottenspiel zu überlisten und die schöne Isolde nach Irland mitzunehmen.  
Gandin ist ein vornehmer Baron aus Irland. Er kommt nach Cornwall, um Marke mit seinem Rottenspiel zu überlisten und die schöne Isolde nach Irland mitzunehmen.  
 
Er ist ein starker, höfischer Mann von prächtiger Gestalt und in seinem Heimatland sehr gut beleumundet.
Am Anfang wird er als sehr vornehm und höfisch beschrieben: <br />


dâ reit ein ritter ûz und abe, <br />
dâ reit ein ritter ûz und abe, <br />

Version vom 11. Januar 2011, 00:26 Uhr

Gandin

Gandin ist ein vornehmer Baron aus Irland. Er kommt nach Cornwall, um Marke mit seinem Rottenspiel zu überlisten und die schöne Isolde nach Irland mitzunehmen. Er ist ein starker, höfischer Mann von prächtiger Gestalt und in seinem Heimatland sehr gut beleumundet.

dâ reit ein ritter ûz und abe,
ein edel barûn von Îrlant,
der was Gandîn genant
und was höfisch, schoene und rîch,
des lîbes alsô menlîch,
daz allez Îrlant seite
von sîner manheite.
(V 13106- V 13112)


Doch nachdem Gandins Absicht klar wird, wird er als Betrüger bezeichnet: der trügenaere erlachte vil inneclîche wider sich (V 13202- V 13203).


Rotte und Harfe

Gandin ist Isoldes Verehrer und kommt eines Tages ihretwegen nach Cornwall aus Irland. Isolde erkennt ihn sofort und stellt ihn ihrem Mann vor. Gandin wird sehr gastfreundlich aufgenommen. Er isst zusammen mit dem König und der Königin, weigert sich aber beim Essen seine Rotte abzulegen, was allen anderen Gäste "unhöfisch und unschicklich" (V 13168) sein scheint.

Nach dem Essen bietet Marke Gandin seine Spielkunst zu demonstrieren. Der Baron möchte dafür einen Lohn, sagt aber nicht genau was es sein soll. Nachdem er sehr meisterhaft zwei Stücke vortspielt, fordert er seinen Lohn: Marke soll Gandin seine geliebte Frau geben. An diese Stelle wird der Baron Gandin zum ersten mal als Betrüger bezeichnet (V 12202). Marke weigert sich dies zu tun und wird von Gandin beschuldigt, wortbruchig zu sein. Deswegen wird der König zum Zweikampf aufgefordert. Doch weder er noch jemand anderer will gegen Gandin kämpfen, denn er so "gewaltig, mannhaft und tapfer" (V 13251-13252) ist, dass keiner von Markes Rittern sich gegen Gandin stellen will. Isolde wird Gandin ausgeliefert.

Als Tristan nach der Jagt heimkehrt, erfährt er vom Isoldes Unglück. Er nimmt seine Harfe mit und eilt zum Ufer, wo der Baron mit der Königin auf die Flut wartet, damit sein Schiff, das am Ufersand fest liegt, weiterfahren kann. Tristan hat sich schon eine List überlegt und will den Betrüger um den Finger wickeln und seine Geliebte zurückgewinnen.

Als Tristan zum Ufer kommt, denkt Gandin, er sei nur ein Harfner. Er bietet Tristan irgendetwas vorzuspielen, damit Isolde nicht mehr weinen muss. Als Lohn dafür verspricht er Tristan sein allerbestes Gewand und ihn nach Irland mitzunehmen. Nachdem der Spielmann zwei Stücke vorträgt, lacht Isolde wieder. In dieser Zeit kommt die Flut und Gandins Schiff kann weiter fahren.

Die Ströming vor der Brücke ist aber so stark, dass niemand ohne das Pferd zur Ladungsbrücke kommen kann. Hier bietet Tristan seine Hilfe: er will Isolde auf seinem Pferd zur Brücke bringen. Sehr ungerne erlaubt dies Gandin und übergibt Isolde dem Spielmann. Kaum setzt sich Isolde auf das Pferd, springt Tristan ein wenig weg und sagt Gandin, wer er wirklich ist. Genau so, wie Gandin Marke mit seinem Rottenspiel überlistet hat, wird er selbst mit der Harfe von Tristan übertölpelt.

Tristan reitet mit Isolde zum Marke und Gandin bleibt niedergeschlagen und beschämt allein. Seine Niederlage betrübt und schmerzt ihn sehr.



Literatur

Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben, ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. Bd. 1–3. Stuttgart 2009 (RUB 4471-4473).