Benutzer:Kai.kilian: Unterschied zwischen den Versionen
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| izn weiz niman, ob got wil, || Bei Gott, niemand weiß davon. | | izn weiz niman, ob got wil, || Bei Gott, niemand weiß davon. | ||
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|dvrch ewer ere ich iz gerne verhil.'|| Um eure Ehre zu bewahren würde ich darüber schweigen." | |dvrch ewer ere ich iz gerne verhil.'|| Um eure Ehre zu bewahren, würde ich darüber schweigen." | ||
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|vern Hersante schande was niht deine,|| Frau Hersants Schande war groß, | |vern Hersante schande was niht deine,|| Frau Hersants Schande war groß, | ||
Version vom 13. Juli 2020, 15:59 Uhr
1.Übersetzung
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| des wart er trvric vnde vnvro, | Deshalb wurde er traurig und unglücklich, |
| er sprach: ,herre, wie kvmt ditz so, | er sprach: "Herr, wie kommt es nur, |
| daz mich ein voglin hat betrogen? | dass mich ein Vöglein betrogen hat? |
| daz mvet mich, daz ist vngelogen.' | Das bedrückt mich wahrlich." |
| REinhart kvndikeite pflac, | Reinhart war sehr schlau, |
| doch ist hevte niht sin tac, | doch heute ist nicht der Tag, |
| daz iz im nach heile mvege ergan. | an dem es ihm gut gelingt. |
(RF,213-219) [1]
2.Übersetzung
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| Do Reinhart die not vberwant, | Als Reinhart diese Beschwernis überwunden hatte, |
| vil schire er den wolf Ysengrin vant. | stieß er auf den Wolf Ysengrin. |
| do er in von erst ane sach, | Nachdem er ihn gesehen hatte, |
| nv vernemet, wie er do sprach: | vernehmet, was er da sprach: |
| ,got gebe evch, herre, gvten tac. | "Gott bereite Euch, Herr, einen guten Tag. |
| swaz ir gebietet vnde ich mac | Was ihr zu Eurer und meiner hohen Herrin, |
| evch gedinen vnde der vrowen min, | Diensten mir befehlt, |
| des svlt ir beide gewis sin. | das werde ich zuverlässig ausführen. |
| idt bin dvrdt warnen her zv ev kvmen, | Ich bin hierhergekommen, um Euch zu warnen, |
| wan idt han wol vernumen, | denn ich habe gehört, |
| daz evdt hazzet manic man. | dass euch viele Menschen hassen. |
| wolt ir midt zv gesellen han? | Wollt ihr mich als Gefährten haben? |
| idt bin listic, starc sit ir, | Ich bin klug, ihr seid stark, |
| ir modttet gvten trost han zv mir. | ich könnte euch eine gute Hilfe sein. |
| vor ewere kraft vnde von minen listen | Eure Stärke und meine Klugheit |
| konde sidt niht gevristen, | kann keiner aufhalten, |
| idt konde eine bvrc wol zebredten.' | ich könnte sogar eine Burg erobern. |
(RF,385-401)
"kündikeit"
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| REinhart kvndikeite pflac, | So trieb es Reinhart mit seiner List. |
| do was im kvndikeite zit. | So war es höchste Zeit für eine List. |
| do bedorfte er wo! kvndikeit: | Jetzt war alles von seiner Schlauheit abhängig. |
| siner amien warf er dvrch den mvnt | |
| zagel dvrch kvndikeit. | Listig wedelte er mit seinem Schwanz direkt vor dem Maul seiner Freundin. |
| ez sold in wol erlozen | |
| Reinhart mit siner kvndikeit. | Reinhart hätte ihm seine List nicht offenbaren brauchen. |
| nieman evch gezelen mack | |
| Reinhartes kvndikeit -, | Niemand kann Reinharts Listen alle erzählen. |
| Reinhart sich kvndikeite vleiz: | Reinhart verstand etwas von Listen. |
(RF,9819,217,307,364,1163,1420f.,1822f.,2037)
3.Übersetzung
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| alsvs lonet ir Reinhart, | Das hatte Reinhart also davon, |
| daz si sin vorspredte wart. | dass sie seine Fürsprecherin wurde. |
| Iz ist ovdt nodt also getan: | Es ist oft auch heute noch so: |
| swer hilfet einem vngetrewen man, | Wer einem unehrlichen Mann hilft, |
| daz er sine not vberwindet, | sich aus seiner Notlage zu befreien, |
| daz er dodt an im vindet | der findet doch nur |
| valsdts, des han wir gnvc gesehen | Falsches, wie wir es genug gesehen haben |
| vnde mvz ovdt dicke alsam gesdten. | und noch häufig sehen werden. |
| alsvst hat bewart | Auf diese Weise hielt Reinhart die im Auge, |
| sine vrteilere Reinhart. | die über ihn richteten. |
| der arzet was mit valsehe da, | Der Arzt war hinterlistig, |
| den kvnic verriet er sa. | und verriet selbst den König. |
| er konde mangen vbelen wanc. | Er wusste sich durch seine Gerissenheit zu helfen. |
(RF,2155-2167)
4.Übersetzung
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| nv vernemet seltzene dinc | Vernehmt nun seltsame Dinge, |
| vnde vremde mere, | und unbekannte Geschichten, |
| der die glichesere | die der Heuchler |
| kvnde geit, wen si sint gewerlich. | verkündet, denn sie sind wahr. |
| [ ] er ist geheizen Heinrich, | Er heißt Heinrich, |
| der hat die bvch zesamene geleit | der diese Bücher |
| von Isengrines arbeit. | über das Mühsal von Isengrin zusammengeführt hat. |
(RF,1784-1790)
5.Übersetzung
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| Reinhart spradt zv der vrowen: | Reinhart sprach zu der Herrin: |
| ,gevatere, modttet ir besdtowen | "Gevatterin, könntet ihr bloß das |
| grozen kvmmer, den idt trage: | große Leid bemerken, das ich erdulden muss: |
| von eweren minnen, daz ist min clage, | Meine Liebe zu euch muss ich beklagen, |
| bin idt harte sere wunt.' | ich bin zutiefst verwundet." |
(RF,423-427)
6.Übersetzung
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| do gewan si schire schande genuc: | So wurde ihr große Schande zuteil: |
| sine mochte hin noch her, | Da sie sich nicht bewegen konnte, |
| Reinhart nam des gvten war, | nutzte Reinhart die Situation zu seinen Gunsten, |
| zv eime andern loche er vz spranc, | sprang aus einem anderen Loch hinaus, |
| vf sine gevateren tet er einen wanc. | und bestieg seine Gevätterin. |
| Isengrine ein herzen leit geschach: | Isengrin brach das Herz, |
| er gebrvtete si, daz erz an sach. | weil er sah, wie er sie vergewaltigte. |
| Reinhart sprach: ,villibe vrvndin, | Reinhart sprach: "Liebe Freundin, |
| ir schvlt talent mit mir sin. | ihr solltet bei mir bleiben. |
| izn weiz niman, ob got wil, | Bei Gott, niemand weiß davon. |
| dvrch ewer ere ich iz gerne verhil.' | Um eure Ehre zu bewahren, würde ich darüber schweigen." |
| vern Hersante schande was niht deine, | Frau Hersants Schande war groß, |
| si beiz vor zorne in die steine, | vor lauter Zorn biss sie in die Steine, |
| ir kraft konde ir nicht gefrvmen. | doch ihre Kraft brachte ihr nichts. |
| (RF,1170-1183) |
- ↑ Alle Versangaben beziehen sich auf Heinrich der Glîchezâre (1976): Reinhart Fuchs. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch, Stuttgart: Reclam.