Die Ständegesellschaft der Tiere in "Reinhart Fuchs": Unterschied zwischen den Versionen

Aus MediaeWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 86: Zeile 86:


Es gibt solche die Klug oder Weise sind.
Es gibt solche die Klug oder Weise sind.
:{|
!Mittelhochdeutscher Text !! Neuhochdeutsche Übersetzung
|-
|iz einwiderredete nieman|| niemand gab Widerrede,
|-
|wen ein olbente von Thvschalan, || bis auf ein Kamel von Thuskulum,
|-
|di was vrvmic vnde wis ||  das war Tugendhaft/Fromm,  Weise 
|-
|vnde dar zv vor alter gris. ||  und darüber hinaus von greisem Alter.
|} (vgl. RF, V. 1437-1440)


(2) Es gibt ein Spezifikum, welches einerseits ein weiteres Unterscheidungskriterium bildet und andererseits die Position in der Hierarchie rechtfertigt.
(2) Es gibt ein Spezifikum, welches einerseits ein weiteres Unterscheidungskriterium bildet und andererseits die Position in der Hierarchie rechtfertigt.
Zeile 112: Zeile 101:
|si leisten alle sin gebot, || sie leisten alle seinem Befehl gehorsam,
|si leisten alle sin gebot, || sie leisten alle seinem Befehl gehorsam,
|-
|-
|er was ir herre ane got. || er war nach Gott ihr Herrscher.  
|er was ir herre ane got. || er war nach Gott/mit Gottes Segen/bei Gott ihr Herrscher.  
|-
|-
|} (vgl. RF, V. 1241-1242; 1245-1246)
|} (vgl. RF, V. 1241-1242; 1245-1246)
Zeile 125: Zeile 114:
|vor zorne er vf die burc spranc, || er sprang vor Zorn auf die Festung,  
|vor zorne er vf die burc spranc, || er sprang vor Zorn auf die Festung,  
|-
|-
|mit kranken tieren er do ranc,|| dort kämpfte er mit schwächlichen Tieren,  
|mit kranken tieren er do ranc,|| da kämpfte er mit schwachen Tieren,  
|-
|-
|in dvchte, daz iz im tete not.|| denn er dachte, dass er dazu verpflichtet sei.
|in dvchte, daz iz im tete not.|| denn er dachte, dass er dazu verpflichtet sei/dass es notwendig ist.
|-
|-
|} (vgl. RF, V. 1255-1259)
|} (vgl. RF, V. 1255-1259)
Zeile 149: Zeile 138:
Textbelege (5) und (6) sind Ausschnitte aus einer Zwischenepisode, welche direkt auf die Gerichtags-Episode folgt und den Ursprung der handlungskonstitutiven Krankheit, an der der König leidet, erklären soll. Der in (5) beschriebene König hat einen Landesfrieden beschlossen. Doch als er auf ein Ameisenvolk stößt, fordert er die unweigerliche Gefolgschaft der Ameisen. Nach der Weigerung der Ameisen den Befehlen des Königs folge zu leisten (6), überspringt dieser ein Ultimatum und erklärt dem kleinen Volk kurzerhand den Krieg. Der Ameisenherr kommt zu spät zum Geschehen hinzu und erfährt von seinem aufgebrachten Volk, ihre vortrefflichen Burgen seien von dem Tyrann zerstört worden. Mit Rache in Absicht kriecht der Ameisenherr in einer ruhigen Minute in das Ohr des Königs, um dem Kriegstreiber schreckliche Kopfschmerzen zu bescheren. Der "Vrevel", von Kopfschmerzen heimgesucht, deutet dies als ein Urteil Gottes aufgrund der Versäumnis des Gerrichtags und ruft prompt einen Hoftag ein.
Textbelege (5) und (6) sind Ausschnitte aus einer Zwischenepisode, welche direkt auf die Gerichtags-Episode folgt und den Ursprung der handlungskonstitutiven Krankheit, an der der König leidet, erklären soll. Der in (5) beschriebene König hat einen Landesfrieden beschlossen. Doch als er auf ein Ameisenvolk stößt, fordert er die unweigerliche Gefolgschaft der Ameisen. Nach der Weigerung der Ameisen den Befehlen des Königs folge zu leisten (6), überspringt dieser ein Ultimatum und erklärt dem kleinen Volk kurzerhand den Krieg. Der Ameisenherr kommt zu spät zum Geschehen hinzu und erfährt von seinem aufgebrachten Volk, ihre vortrefflichen Burgen seien von dem Tyrann zerstört worden. Mit Rache in Absicht kriecht der Ameisenherr in einer ruhigen Minute in das Ohr des Königs, um dem Kriegstreiber schreckliche Kopfschmerzen zu bescheren. Der "Vrevel", von Kopfschmerzen heimgesucht, deutet dies als ein Urteil Gottes aufgrund der Versäumnis des Gerrichtags und ruft prompt einen Hoftag ein.
Dieser Hoftag bildet eine erneute Gerichtssituation, in der nun aber der König auf dem Richterstuhl sitzt. Ysengrin trägt, in Abwesenheit von Rheinhart, dem Plenum seine Klagen vor, in deren Anbetracht die Wut des Königs erneut entfacht wird (7). Nach dreimaliger Vorladung erscheint dann doch Reinhart, dessen Anwesenheit eine Kette von Ereignissen bedingt, die ultimativ zum Kollaps des Herrschaftskonstrukts und damit zum Klimax der Erzählung führt.
Dieser Hoftag bildet eine erneute Gerichtssituation, in der nun aber der König auf dem Richterstuhl sitzt. Ysengrin trägt, in Abwesenheit von Rheinhart, dem Plenum seine Klagen vor, in deren Anbetracht die Wut des Königs erneut entfacht wird (7). Nach dreimaliger Vorladung erscheint dann doch Reinhart, dessen Anwesenheit eine Kette von Ereignissen bedingt, die ultimativ zum Kollaps des Herrschaftskonstrukts und damit zum Klimax der Erzählung führt.
Weitere Kurzbelege zur Sicherung der Grundsatzannahmen: ---


==2.2 Die Ordnung im Allgemeinen==
==2.2 Die Ordnung im Allgemeinen==
Aus den Grundannahmen lässt sich schließen, dass sich die Tiere in "Reinhart Fuchs" durch unterscheiden durch ihre Spezies und deren biologisch-evolutionäre Eigenschaften.
Aus den Grundannahmen lässt sich schließen, dass sich die Tiere in "Reinhart Fuchs" durch unterscheiden durch ihre Spezies und deren biologisch-evolutionäre Eigenschaften.
Ferner unterscheiden sich die Tiere nicht nur und leben in einer offenen pluralistischen Gemeinschaft, sondern sind an eine hierarchische Ordnung gebunden. Diese Ordnung verlangt eben diese dargelegten Differenzen und sortiert selbige nach einem Kriterium in eine Rangfolge.  
Ferner unterscheiden sich die Tiere nicht nur und leben in einer offenen pluralistischen Gemeinschaft, sondern sind an eine hierarchische Ordnung gebunden. Diese Ordnung verlangt eben diese dargelegten Differenzen und sortiert selbige nach einem Kriterium in eine Rangfolge.  
Die Tiere unterscheiden sich durch ihre Größe und ihre äußere Gestalt, welche ihnen entsprechende Kräfte geben, sodass das große und füllige Tier kräftiger ist als das kleine und schmächtige. Diejenigen Tiere, die nun durch ihre Gestalt an größerer Kraft verfügen, stehen über denen, die durch ihre Gestalt weniger oder keine Kraft zur Verfügung haben. Die Stellung wird dann durch das "Betätigen der Kraft", d.h. die Gewaltausübung, gesichert und aufrechterhalten, somit ist auch die Gewaltbereitschaft ein wichtiger Faktor für die hierarchische Stellung (Man denke der Bär könnte den Löwen besiegen, aber ist gewaltbereit). Die Stellung in der Hierachie wird offentsichtlich durch die Macht eines Indiviuums über das Andere gerechtfertigt, wobei hier das Kriterium der Macht physische Kraft und Gewaltpotential ist.
Die Tiere unterscheiden sich durch ihre Größe und ihre äußere Gestalt, welche ihnen entsprechende Kräfte geben, sodass das große und füllige Tier kräftiger ist als das kleine und schmächtige. Diejenigen Tiere, die nun durch ihre Gestalt an größerer Kraft verfügen, stehen über denen, die durch ihre Gestalt weniger oder keine Kraft zur Verfügung haben. Die Stellung wird dann durch das "Betätigen der Kraft", d.h. die Gewaltausübung, gesichert und aufrechterhalten, somit ist auch die Gewaltbereitschaft ein wichtiger Faktor für die hierarchische Stellung (Man denke der Bär könnte den Löwen besiegen, aber ist gewaltbereit). Die Stellung in der Hierachie wird offentsichtlich durch die Macht eines Indiviuums über das Andere gerechtfertigt, wobei hier das Kriterium der Macht physische Kraft und Gewalt ist.  
 
==2.3 Die Ordnung im Besonderen==
==2.3 Die Ordnung im Besonderen==
Alle Figuren in der Erzählungen fügen sich in diese grobe Ordnung ein und besetzten gemäß ihrem spezifischem Grad an Macht eine Position in selbiger. Es ist jedoch nicht nur die Stellung des Einzelnen in der Ordnung, die im Laufe der Erzählung explizit wird, vielmehr werden auch anhand von Merkmalen der Zugehörigkeit kleinere Gruppierungen erkennbar, die sich in die allgemeine Ordnung einfügen. Die Mitglieder der jeweiligen Gruppierungen liegen ungefähr auf einer Ebene der Hierarchie. Man kann sagen, dass die starken Tiere sich anderen starken Tieren zugehörig fühlen und die schwachen anderen schwachen.  Da diese Gruppen aber genauso teil der allgemeinen Ordnung sind wie auch der Einzelne in der Gruppe, gibt es auch innerhalb der Gruppe solche, die einen Herrschaftsanspruch über die anderen Mitglieder haben. So gestaltet sich die Hierarchie der Tiere in Reinhart Fuchs so, dass auf Mikroebene ein Individuum (nach seinem Geschlecht) über dem anderen steht, wobei auf Makroebene eine Gruppe (von stärkeren unterschiedlichen Geschlechts) über der Anderen steht. Ferner: Wenn die Rede von einer Vetternschaft ist, so ist die Bindung in einer Gruppe von gleich starken oder gleich schwachen (Bspw. die Vetternschaft zwischen Katze, Fuchs, Luchs und Wolf) gemeint. Wenn aber die Rede von Geschlecht ist, so ist die spezifische Gattung des Tiers gemeint, welches es in eine spezifische, der Gattung eigene Position in der Hierarchie zwingt.
Alle Figuren in der Erzählungen fügen sich in diese grobe Ordnung ein und besetzten gemäß ihrem spezifischem Grad an Macht eine Position in selbiger. Es ist jedoch nicht nur die Stellung des Einzelnen in der Ordnung, die im Laufe der Erzählung explizit wird, vielmehr werden auch anhand von Merkmalen der Zugehörigkeit kleinere Gruppierungen erkennbar, die sich in die allgemeine Ordnung einfügen. Die Mitglieder der jeweiligen Gruppierungen liegen ungefähr auf einer Ebene der Hierarchie. Man kann sagen, dass die starken Tiere sich anderen starken Tieren zugehörig fühlen und die schwachen anderen schwachen.  Da diese Gruppen aber genauso teil der allgemeinen Ordnung sind wie auch der Einzelne in der Gruppe, gibt es auch innerhalb der Gruppe solche, die einen Herrschaftsanspruch über die anderen Mitglieder haben. So gestaltet sich die Hierarchie der Tiere in Reinhart Fuchs so, dass auf Mikroebene ein Individuum (nach seinem Geschlecht) über dem anderen steht, wobei auf Makroebene eine Gruppe (von stärkeren unterschiedlichen Geschlechts) über der Anderen steht. Ferner: Wenn die Rede von einer Vetternschaft ist, so ist die Bindung in einer Gruppe von gleich starken oder gleich schwachen (Bspw. die Vetternschaft zwischen Katze, Fuchs, Luchs und Wolf) gemeint. Wenn aber die Rede von Geschlecht ist, so ist die spezifische Gattung des Tiers gemeint, welches es in eine spezifische, der Gattung eigene Position in der Hierarchie zwingt.
Zeile 164: Zeile 150:
Derjenige, der die oberste Stellung in der Hirarchie einnimmt, ist der Stärkste und Gewaltbereiteste, der Löwenkönig. Er nimmt eine Singuläre Postion ein und steht - in der vorherrschenden Ordnung - mit keiner anderen Figur auf einer Höhe. Er ist die Figur, bei der es am einfachsten gelingt sie in eine Position einzuornen, weil es keine andere Figur gibt die über vergleichbare Stärke verfügt als sie. Direkt darunter befindet sich eine Gruppe aus äußerst starken Tieren unterschiedlichsten Geschlechts, welche den Hofapparat bildet. Dazu gehören beispielsweise Brun der Bär, der Leopard, Reinhold der Hirsch und weitere. Andere Gruppen beispielhafte Gruppen wären die Wolfsfamilie und deren Verbündete/Verwandten im Gerichtstag, der Hahn Dizelin und seine Hennen, das Volk der Ameisen und die Schar der unbenannten kleinen Tiere, die in dem Sinne eine Gruppe bilden, als es von ihnen so viele gibt und sie so unwichtig für die Handlung sind, dass sie zu benennen nicht nötig ist.
Derjenige, der die oberste Stellung in der Hirarchie einnimmt, ist der Stärkste und Gewaltbereiteste, der Löwenkönig. Er nimmt eine Singuläre Postion ein und steht - in der vorherrschenden Ordnung - mit keiner anderen Figur auf einer Höhe. Er ist die Figur, bei der es am einfachsten gelingt sie in eine Position einzuornen, weil es keine andere Figur gibt die über vergleichbare Stärke verfügt als sie. Direkt darunter befindet sich eine Gruppe aus äußerst starken Tieren unterschiedlichsten Geschlechts, welche den Hofapparat bildet. Dazu gehören beispielsweise Brun der Bär, der Leopard, Reinhold der Hirsch und weitere. Andere Gruppen beispielhafte Gruppen wären die Wolfsfamilie und deren Verbündete/Verwandten im Gerichtstag, der Hahn Dizelin und seine Hennen, das Volk der Ameisen und die Schar der unbenannten kleinen Tiere, die in dem Sinne eine Gruppe bilden, als es von ihnen so viele gibt und sie so unwichtig für die Handlung sind, dass sie zu benennen nicht nötig ist.


Es wurde deutlich: Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe ist nicht gewählt. Ganz ihm Gegenteil sind die objektiven Eigenschaften, die die Zugehörigkeit zu einer Gruppe bzw. einer Gattung determinieren, durch die Natur verteilt und grundlegend nicht veränderbar. Denn eine Maus kann aufgrund ihres Geschlechts nicht plötzlich einen Löwen gebähren, sondern auf ewig nur Mäuse. Diese Maus und die Gruppe von schwachen Tieren, zu der sie gehört, kann weder selbst im Rang aufsteigen noch Nachkommen zeugen, die das können werden. Letztendlich sind die Figuren durch ihre Gattung relativ fest an ihre Position in der Hierarchie gebunden. Beispielsweise ist ein Bär ein starkes Tier und wird auch immer starke Nachkommen haben, wird folglich auch immer in einer kleinen Gruppe von starken Tieren (Hofgefolge) bleiben, kann und wird aber aufgrund seiner vererbten physischen Eigesnchaften nie ein stärkeres Tier werden. Damit kann der Bär seinem gebürtigen Stand nach nie den Löwen an Stärke übertreffen. Genauso wird der Wolf immer ein relativ starkes Tier bleiben, aber nie Nachkommen haben, die plötzlich stärker sind. Schließlich wird man in eine Position eingeboren, wobei es der physischen Gestalt nach unmöglich ist in der Position ab oder aufzusteigen und man sich in einer Gruppe von Tieren wiederfindet, die von unterschiedlichem Geschlecht sein können, sich aber in ihrem Grad der Stärke ähneln.
Es wurde deutlich: Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe ist nicht gewählt. Denn eine Maus kann aufgrund ihres Geschlechts nicht plötzlich einen Löwen gebähren, sondern auf ewig nur Mäuse. Diese Maus und die Gruppe von schwachen Tieren, zu der sie gehört, kann weder selbst im Rang aufsteigen noch Nachkommen zeugen, die das können werden. Letztendlich sind die Figuren durch ihre Gattung relativ fest an ihre Position in der Hierarchie gebunden. Beispielsweise ist ein Bär ein starkes Tier und wird auch immer starke Nachkommen haben, wird folglich auch immer in einer kleinen Gruppe von starken Tieren (Hofgefolge) bleiben, kann und wird aber aufgrund seiner vererbten physischen Eigesnchaften nie ein stärkeres Tier werden. Damit kann der Bär seinem gebürtigen Stand nach nie den Löwen an Stärke übertreffen. Genauso wird der Wolf immer ein relativ starkes Tier bleiben, aber nie Nachkommen haben, die plötzlich stärker sind. Schließlich wird man in eine Position eingeboren, wobei es der physischen Gestalt nach unmöglich ist in der Position ab oder aufzusteigen und man sich in einer Gruppe von Tieren wiederfindet, die von unterschiedlichem Geschlecht sein können, sich aber in ihrem Grad der Stärke ähneln.
 
Diese Beschreibung der besonderen Strukturen lässt eine zentrale Figur aus. Zunächst lässt sich beschreiben, dass auch Reinhart einer Gattung angehört, welche ihn (nach der hier geschilderten Ordnung) in eine spezifische hierarchische Position zwingt. Schwieriger wird es Reinhart einer Gruppe aus ähnlich starken Tieren zuordnen, denn teils bricht er das Bündnis zu gleichgestellten teils hält er an selbigem fest. Er erweißt sich als ein Puzzelteil, das sich nicht richtig in diese Ordnung einfügen lässt. Denn es fällt nicht nur schwer eine geeignete Gruppe für ihn zu finden, viel schwerer fällt es unter den genannten Kriterien ihn in eine hierarchische Position einzuordnen. Er ist einerseits mit anderen Tieren seiner stärke vergleichbar, anderseits in seiner Position und Machtstellung unvergleichbar und besonders. Aufgrund der Unmöglichkeit einer Festsetzung in eine Position kann man gar von einer Möglichkeit der Bewegung zwischen den Gruppen sprechen. Diese Besonderheit ist für die aufgeführte Art der Ordnung eine direkte Bedrohung.


Diese Beschreibung der besonderen Strukturen lässt eine zentrale Figur aus. Zunächst lässt sich beschreiben, dass auch Reinhart einer Gattung angehört, welche ihn (nach der hier geschilderten Ordnung) in eine spezifische hierarchische Position zwingt. Schwieriger wird es Reinhart einer Gruppe aus ähnlich starken Tieren zuordnen, denn teils bricht er das Bündnis zu gleichgestellten teils hält er an selbigem fest. Er erweißt sich als ein Puzzelteil, das sich nicht richtig in diese Ordnung einfügen lässt. Denn es fällt nicht nur schwer eine geeignete Gruppe für ihn zu finden, viel schwerer fällt es unter den genannten Kriterien ihn in eine hierarchische Position einzuordnen. Er ist einerseits mit anderen Tieren seiner stärke vergleichbar, anderseits in seiner Position und Machtstellung unvergleichbar und besonders. Aufgrund der Unmöglichkeit einer Festsetzung in eine Position kann man gar von einer Möglichkeit der Bewegung zwischen den Gruppen sprechen. Diese Besonderheit ist für die aufgeführte Art der Ordnung eine direkte Bedrohung.
==3. Parallelen zur Ständegesellschaft des Mittelalters==
==3. Parallelen zur Ständegesellschaft des Mittelalters==
Mit der Analyse sollte eines schon deutlich geworden sein: Die Ordnung der Gesellschaft Tiere in Reinhart Fuchs ähnelt stark der Ordnung, in der man zur Lebenszeit des Autors lebte. In der Tat war die Gesellschaft des Hochmittelalters äußerst autoritär geordnet. Die Mächte und Gewalten waren klar verteilt, sodass es im groben nur zwei Arten von Menschen gab: die Herrschenden und die Beherrschten. Ein Individuum, das mit mehr Macht ausgestattet war und Gewalten zur Verfügung hatte, stand, um es einfach zu sagen, über demjenigen, der keine oder weniger Macht oder weniger an Gewalt zur Verfügung hatte und sich damit beherrschen ließ. Auch wenn es bei dieser Art der Macht weniger um physische Statur ging, als um Ressourcen, Zwang/Unterdrückung und Bedrohung, ist auch diese hierarchische Ordnung, wie auch die der Tiere, grundlegend auf Gewalt und Macht aufgestellt. Nun sind die drei prominenten großen Stände des Mittelalters - Adel, Klerus und Bauer - in diese Ordnung eingebettet, sodass auch die hirachisch geordnet sind. Die Mitglieder eines Standes hatten einen ähnlichen Grad an Macht und dieselben, dem Stand eignen Aufgaben. Wobei dieses Konstrukt auch sehr oft graphisch als eine Pyramide dargestellt wurde.
Mit der Analyse sollte eines schon deutlich geworden sein: Die Ordnung der Gesellschaft Tiere in Reinhart Fuchs ähnelt stark der Ordnung, in der man zur Lebenszeit des Autors lebte. In der Tat war die Gesellschaft des Hochmittelalters äußerst autoritär geordnet. Die Mächte und Gewalten waren klar verteilt, sodass es im groben nur zwei Arten von Menschen gab: die Herrschenden und die Beherrschten. Ein Individuum, das mit mehr Macht ausgestattet war und Gewalten zur Verfügung hatte, stand, um es einfach zu sagen, über demjenigen, der keine oder weniger Macht oder weniger an Gewalt zur Verfügung hatte und sich damit beherrschen ließ. Auch wenn es bei dieser Art der Macht weniger um physische Statur ging, als um Ressourcen, Zwang/Unterdrückung und Bedrohung, ist auch diese hierarchische Ordnung, wie auch die der Tiere, grundlegend auf Gewalt und Macht aufgestellt. Nun sind die drei prominenten großen Stände des Mittelalters - Adel, Klerus und Bauer - in diese Ordnung eingebettet, sodass auch die hirachisch geordnet sind. Die Mitglieder eines Standes hatten einen ähnlichen Grad an Macht und dieselben, dem Stand eignen Aufgaben. Wobei dieses Konstrukt auch sehr oft graphisch als eine Pyramide dargestellt wurde.
Zeile 188: Zeile 173:
Auch der Klerus war priviligiert und stand auf der Seite der Beherrschenden. Einige graphische Illustrationen der mittelalterlichen Gesellschaft sehen selbst von der Pyramide ab und nehmen das Bild einer Zwiebel. Wobei der Adel und der Klerus sich die Position an der Spitze der Zwiebel teilen. Bei den Verbündeten Reinharts kann man von solch einer Position ausgehen. Das würde heißen, dass das Kamel, der Elefant und der Dachs weniger dem höheren Adel angehören, als der höheren Geistlichkeit, welche auch im Feld des Adels mitspielen konnte. Doch bei Reinhart muss man von solchen Vermutungen absehen. Denn er ist es, der keine Position wirklich einnimmt oder über längere Zeit besetzt behält. Er ist die einzige Figur, der es in diesem Sinne sogar gelingt die Leiter zu erklimmen.  
Auch der Klerus war priviligiert und stand auf der Seite der Beherrschenden. Einige graphische Illustrationen der mittelalterlichen Gesellschaft sehen selbst von der Pyramide ab und nehmen das Bild einer Zwiebel. Wobei der Adel und der Klerus sich die Position an der Spitze der Zwiebel teilen. Bei den Verbündeten Reinharts kann man von solch einer Position ausgehen. Das würde heißen, dass das Kamel, der Elefant und der Dachs weniger dem höheren Adel angehören, als der höheren Geistlichkeit, welche auch im Feld des Adels mitspielen konnte. Doch bei Reinhart muss man von solchen Vermutungen absehen. Denn er ist es, der keine Position wirklich einnimmt oder über längere Zeit besetzt behält. Er ist die einzige Figur, der es in diesem Sinne sogar gelingt die Leiter zu erklimmen.  


Letztendlich beschreibt die Gesellschaft der Tiere in Reinhart Fuchs eine feudale Ordnung. Das heißt, dass Heinrich - mit einigen Ausnahmen - nur den Stand des Adels aus der drei - Stände - Ordnung herraus nahm und diese Subkultur mit ihrer Ordnung beschrieb. Dabei beruft sich die Ordnung der Tiere in Reinhart auf dieselbe allgemeine Ordnung, wie sie auch im Mittelalter für alle Stände inkl. der adeligen Welt/Stand galt.
Letztendlich beschreibt die Gesellschaft der Tiere in Reinhart Fuchs eine feudale Ordnung. Das heißt, dass Heinrich - mit einigen Ausnahmen - nur den Stand des Adels aus der Drei-Stände-Ordnung herausnahm und diese Subkultur in ihrer Ordnung beschrieb. Dabei beruft sich die Ordnung der Tiere in Reinhart auf dieselbe allgemeine Ordnung, wie sie auch im Mittelalter für alle Stände inkl. der adeligen Welt/Stand galt.


==4. Mögliche Kritik des Autors==
==4. Mögliche Kritik des Autors==
Nachdem dargelegt wurde, wie die Ordnung der Tiere im allgemeinen und besonderen aufgebaut ist und inwiefern diese Darstellung Parallelen zur mittelalterlichen Ständeordnung aufweist, bleibt jetzt noch die Frage offen, welche Schlüsse man aus diesen Vergleichen ziehen kann. Spätestens mit der Theorie des Anthropomorphismus im Hinterkopf ist klar, dass es hier nie tatsächlich nur um Tiere ging, sondern vielmehr um menschenähnliche Tiere oder tierähnliche Menschen. Wie viel Mensch ist nun in den Tieren und ferner wie viel Tier in dem Menschen?
Entscheidend ist, dass mit dem Vergleich des Handels, der Ordnung und der Moral des Tieres mit dem der Menschen scharfe Aussagen getroffen werden, die einer Interpretation würdig sind.
==4.1 Menschliche oder Tierische Ordnung?==
==4.1 Menschliche oder Tierische Ordnung?==
==4.2 Kritiken zu den Figuren der Ordnung==
==4.2 Kritiken zu den Figuren der Ordnung==
==4.3 Die Gefahr der Sprengung der Ordnung==
==4.3 Die Gefahr der Sprengung der Ordnung==
==5. Fazit: konstruktive Satire oder doch destruktive Kritik?==
==5. Fazit: konstruktive Satire oder doch destruktive Kritik?==
Die Entscheidung solche Parallelen im metaphorischen Gewand der Tierwelt sichtbar zu machen, wurde, so lautete die Hypothese, nicht ohne Grund gefällt. Nur welchen Grund hat Heinrich, solch scharfe Aussagen zu treffen? Ferner: Welches Ziel verfolgt er mit dem Einfügen dieser unterschwelligen Aussagen? Ist es ihm etwa ein Anliegen, mit der feudalen Subgesellschaft abzurechnen? Weshalb sonst sollte er vor allem so kritisch gegen den adeligen Teil des Spektrums der Ordnung vorgehen. Er kritisiert Hofstaat, Administration, Moral und nicht zuletzt die ultimative Machtinstanz, den Monarchen. Macht ihn das nicht anti-feudal? Von so einer Argumentation ist aus verschieden Gründen abzusehen. Zum einen war Heinrich selbst mit größter Wahrscheinlichkeit dem Stand nach adelig, oder zumindest ein Organ der Administration. Er schrieb über den Stand, von dem er am meisten interne Informationen sammeln konnte. Nur mit der grundlegenden Auseinandersetzung der Struktur des Adels konnte er zu einer solchen expliziten und empfindlich genauen kritischen Haltung gelangen. Er war aber in diesem Sinne keinesfalls um eine destruktive Kritik bemüht, denn er war faktisch Teil des Standes. Mit Auflösung oder dramatischer Reorganisation der Stände inklusive des Adels wäre auch er als privilegiertes Mitglied des Adels negativ betroffen. Dies hätte kaum seine Absicht sein können. Darüber hinaus war die Literatur, die er schrieb, in der Form exklusiv, als sie ausschließlich dem Adel (und Klöstern) vorbehalten war. Das Publikum war dementsprechend Adel, sodass es sich anbot, auch über den Adel zu schreiben. Die Kultur, die im Adel vertreten war, war in größtem Grade unterschiedlich zu der, die in der "wirklichen" Welt vorherrschte. Die Welt, in der die Handlung stattfindet, und die Themen, um die sich die Handlung dreht, sollten, damit das geneigte Publikum thematisch anknüpfen kann und "mitspielt", möglichst nahe an der Realität des Publikums sein. Diese Einstellung zieht sich über nahezu alle Werke (Arthusromane etc.), weil das Publikum lage Zeit nur Adel war.
Kein Adeliger hatte vor, bei solch einer Lesung über den Hunger der Bauern oder die unfairen Lehensabgaben geschweige denn über die alltäglichen Probleme des einzelnen Bauern nachzudenken, sondern wollte sich allen voran amüsieren. Helden, Bösewichte, schöne Jungfrauen, Kämpfe und politische Intrigen waren da unterhaltsamer.
So kann man, wenn man es genau nimmt, auch nicht von einer Kritik sprechen, sondern von einer kritischen Satire. Die Kritik war nicht als Ermahnung oder eine strenge Belehrung, sondern eher als satirisches Aufheitern zum Nachdenken gedacht. Heinrich wollte kaum darstellen, wie und warum die Ordnung zum Scheitern verurteilt ist, oder nach Illustration der Untragbarkeit der derzeitigen Situation in der Weise gar zu einer Reorganisation raten. Er wies allemal auf Gefahren hin, die real sind und waren. Sein Ziel war es, auf Fehler und bestehende Gefahren hinzuweisen, um ein längeres Fortbestehen der Ordnung zu sichern. Oder sogar die Ordnung, wie sie besteht, zu verbessern, oder zumindest weniger schlecht zu machen.
-----------
-----------
Notizen:  
Notizen:  
Eine weiterführende Diskussion ergründet dann, wo die kritische Aussage des Autors die größte Deutlichkeit erhält, denn die idealisierte Ordnung kann, einmal demaskiertet, auch zum Kollabs geführt werden. Es gibt also untschiedliche Tiere, von denen jeder eine Rangposition einnehmen, in ein Struktur/Ordung einordnen. Die Tiere verhalten sich entsprechend der von der Ordnung zugewiesenen Position, außer eines. Das sollte eigentlich durch seine Kraft weiter unten stehen, bedient sich aber einem anderen MErkmal der Macht zu seinem Vorteil. Diese Ordnung nimmt die dargelegten Differenzen zwischen den Tieren auf und kategorisiert sie in Gattungen oder Gemeinschaften, welche auf unterschiedlicher Höhe in der hierarchischen Leiter zu verorten sind.Die Ordnung die hier analysiert wurde gleicht also stark der typsischen Ordnung des Tierreiches. Demenstsprechend ist auch der Stärkste und Gewaltbereiteteste der, der die oberste Stellung in der Hirarschie einnimmt, der Löwenkönig. Titel und Namensgebung lassen hier schon auf eine adelige GEsellschaft schließen.
Eine weiterführende Diskussion ergründet dann, wo die kritische Aussage des Autors die größte Deutlichkeit erhält, denn die idealisierte Ordnung kann, einmal demaskiertet, auch zum Kollabs geführt werden. Es gibt also untschiedliche Tiere, von denen jeder eine Rangposition einnehmen, in ein Struktur/Ordung einordnen. Die Tiere verhalten sich entsprechend der von der Ordnung zugewiesenen Position, außer eines. Das sollte eigentlich durch seine Kraft weiter unten stehen, bedient sich aber einem anderen MErkmal der Macht zu seinem Vorteil. Diese Ordnung nimmt die dargelegten Differenzen zwischen den Tieren auf und kategorisiert sie in Gattungen oder Gemeinschaften, welche auf unterschiedlicher Höhe in der hierarchischen Leiter zu verorten sind.Die Ordnung die hier analysiert wurde gleicht also stark der typsischen Ordnung des Tierreiches. Demenstsprechend ist auch der Stärkste und Gewaltbereiteteste der, der die oberste Stellung in der Hirarschie einnimmt, der Löwenkönig. Titel und Namensgebung lassen hier schon auf eine adelige GEsellschaft schließen.
Die vorherrschende Art der Macht, die physische Gewalt/Kraft, wird deutlich von einer anderen Form der Macht, die Intelligenz, bezwungen. Die Hirarchischen Kriterium  Gewalt wird von der Intelligenz als Machtanspruch abgelöst, sodass Inhaber der Intelligenz in ihrer Machtstellung über den Inhabern von physischer Gewalt stehen. Kriterium der Macht wird in Frage gestellt und somit auch die bisherige Ordung. Dies führt ultimativ zur Sprengung der geläufigen Ordung und reinstantiierung einer neuen Orndung unter einem neuen Kriterium der Macht, und zwar das der Intelligenz.
Die vorherrschende Art der Macht, die physische Gewalt/Kraft, wird deutlich von einer anderen Form der Macht, die Intelligenz, bezwungen. Die Hirarchischen Kriterium  Gewalt wird von der Intelligenz als Machtanspruch abgelöst, sodass Inhaber der Intelligenz in ihrer Machtstellung über den Inhabern von physischer Gewalt stehen. Kriterium der Macht wird in Frage gestellt und somit auch die bisherige Ordung. Dies führt ultimativ zur Sprengung der geläufigen Ordung und reinstantiierung einer neuen Orndung unter einem neuen Kriterium der Macht, und zwar das der Intelligenz.

Version vom 13. Juli 2020, 16:19 Uhr

Wegweiser

Der Artikel verbindet eine Analyse der Herrschafts-Hierarchie der Tiere in "Reinhart Fuchs" vom "kleinen" bis zum "größten" Tier mit einer Interpretation der einhergehenden Parallelen zur Standesgesellschaft des Mittelalters. Die Interpretation lenkt hierbei den Fokus auf verborgene kritische Aussagen des Autors zu Ideal, Gesellschaft, Macht und Ordnung und schließt mit einem Ausblick auf das Motiv, welches der Autor verfolgt haben könnte, als er solche Aussagen getroffen hat.

1. Einführung mit Hypothese

Weshalb sollte man überhaupt eine Analyse unternehmen?

Der Autor weist implizit darauf hin, dass man sich die Tiere näher anschauen sollte. Sie sind neben ihrer Tiergestalt nur zu geringem Teil wirklich "Tier". Den Grund der Analyse bildet der Umstand, dass sich der Autor dazu entschloss, den Tieren in Reinhart Fuchs unübersehbare menschliche Eigenschaften zuzusprechen. Somit ist es uns möglich, diese als Abbilder/Karikaturen von Menschen zu sehen und ultimativ Parallelen zwischen ihrem Zusammenleben und dem Zusammenleben der Menschen zur Lebenszeit des Autors zu ziehen. Die Idee des Autors, die hier im Hintergrund steht, wird heute auch "Anthropomorphismus" genannt. Kompatscher-Gufler beschreibt diese treffend als eine Praxis, bei der man Tieren (bis zu einem gewissen Grad) menschliche Eigenschaften zuspreche, um Analogien zu deren Welt und ihrem Erleben zu erhalten (vgl. Kompatscher-Gufler 2017, 36). Da der Autor den Tieren in dieser Manier menschliche Eigenschaften zusprach und das vermutlich nicht ohne Grund, werden sich unter deren metaphorischem Gewand der Tiergestalt noch viel mehr Inhalte verstecken.

Lange vor der Zeit von freier Marktwirtschaft und der Idee "selbstgemachter Chancen" war die soziale Ordnung des Alltags noch äußerst streng gegliedert. Von Gott gegeben - so könnte man sagen - fügten sich die Menschen in einen ihnen angeborenen Stand ein, der spezifische Rechte, Pflichten, Privilegien und gesellschaftliche Funktionen vorsah. So betete man unterwürfig, verteidigte das Vaterland oder - wie die meisten es taten - arbeitete mit dem Ziel seinen Teil zum gemeinsamen Leben beizutragen. Im Verlauf in die frühe Neuzeit erwiesen sich die einst so unüberwindbaren Grenzen des theoretischen Konstrukts - ganz zum Leidwesen der Konstrukteure - als überwindbar. Diese "sozialen Mobilität" ist nur eine der Faktoren in der die idealisierte Ordnung der Oberschicht von der Wahrheit abwich. Tatsache war: Die alltägliche Realität unterschied sich in vielerlei Hinsicht (christliche Tugend, Stände, Machtausübung) von der theoretisch idealisierten Ordnung. Die Konstrukteure regierten mit Mahnungen zur (selbstverständlichen) Normativität und Propaganda der ritterlichen bzw. geistlichen Tugenden. Viel interessanter sind aber diejenigen Autoren, denen das "idealisierte" an der Ordnung bewusst war, die Gefahr in der Differenz zur realen Situation erfassten und mit kluger Manier die tatsächlichen Verhältnisse ihrer Zeit in Veröffentlichungen manifestierten. Vielleicht sogar, um das überwiegend feudale Publikum über die Realität im Gewand der Satire aufzuklären.

Einer war "Heinrich von Glichezare" der Autor des Tierepos "Reinhart Fuchs", welcher der (Versuchs-)Gegenstand dieses Artikels sein soll. Im Hintergrund der oben aufgeführten Annahmen lässt sich folgende Hypothese aufstellen:

Der "Spielmann" lässt nicht ohne Grund Parallelen zur Ständegesellschaft des Mittelalters erahnen. Er will das vorwiegend adelige Publikum "erheitern" sich mit der gesellschaftlichen Situation auseinanderzusetzen! Genauer: Er will auf Mängel und mögliche Gefahren der realen Ordnung hinweisen.

2. Die Analyse

Die Analyse soll methodisch die Gesellschaft der Tiere von den groben hin zu den besonderen Strukturen durchleuchten. Um die grundlegendsten Strukturen der Ordnung zu analysieren, ist es naheliegend nach notwendigen Bedingungen - d.h. Existenzbedingungen - für grundlegende hierarchische Strukturen zu suchen. Eine simple hierarchische Ordnung verlangt mindestens zwei notwendige Grundsatzannahmen. Die Figuren in der Ordnung müssen sich (1) im allgemeinen wie im besonderen voneinander unterscheiden und (2) ein Kriterium dieser Unterscheidung (das Spezifikum) muss den Grund dafür darstellen, dass die Figur eine bestimmte hierarchische Position einnimmt.

2.1 Sicherung der Grundsatzannahmen: Übersetzung exemplarischer Textbelege

Zunächst sei also durch einige Textstellen belegt, dass die Tiere im "Reinhart Fuchs" (1) keineswegs von der gleichen Art sind und (2) bei einigen eine spezifische Eigenschaft besonderes ausgeprägt ist, welche ihnen eine hohe Position in der Hierarchie zusichert.

(1) Die Tiere unterscheiden sich grundlegend voneinander.

Es gibt solche, die groß sind.

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
daz was der helfant vnde der wisen, Das waren der Elefant und der Wisent,
di dovchten Reinharten risen, welche Reinhart wie Riesen vorkamen,
die hinde vnde der hirz Randolt, die Hinde und der Hirsch Randolt,
die waren Ysengrine holt, welche Isengrin zugetan waren,
Brvn der bere vnde daz wilde swin Brun der Bär und das Wildschwein
wolden mit Ysengrine sin. wollten Isengrin zur Seite stehen.
zv nennen alle mich niht bestat, Ich befleißige mich nicht alle zu nennen,
swelich tier grozen lip hat, aber jedes große Tier,
daz was mit Ysengrine da; war mit Isengrin da;
(vgl. RF, V. 1103-1111)

Es gibt solche, die klein sind.

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
der hase vnde daz kvneclin Der Hase und das Kaninchen
vnd ander manic tierlin, und verschiedene andere kleine Tiere,
des ich niht nennen wil, die ich nicht alle nennen will,
der qvam dar vzer moze vil. kamen in unzählbaren Massen herbei.
(vgl. RF, V. 1113-1120)

Es gibt solche, die schön sind.

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
da was manic tier lvssam Es waren viele stattliche Tiere
vnser beider kunne. unserer Verwandschaft da.
(vgl. RF, V. 1220-1221)

Es gibt solche, die furchterregend und stark sind.

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
mit Isengrine qvamen die svne sin, Mit Isengrin kamen dann sogleich seine Söhne
manic tier vreisam und viele gefährliche Tiere;
mit Ysengrine qvamen dar san;
(vgl. RF, V. 1188-1190)

Es gibt solche die Klug oder Weise sind.

(2) Es gibt ein Spezifikum, welches einerseits ein weiteres Unterscheidungskriterium bildet und andererseits die Position in der Hierarchie rechtfertigt.

Ist das Spezifikum von hohem Grad, besteigt man eine hohe Position.

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
ein lewe, der was Vervil genant, ein Löwe, namens Frevel,
gewaltic vber daz lant. mit Verfügungsgewalt über das ganze Land,
(...)
si leisten alle sin gebot, sie leisten alle seinem Befehl gehorsam,
er was ir herre ane got. er war nach Gott/mit Gottes Segen/bei Gott ihr Herrscher.
(vgl. RF, V. 1241-1242; 1245-1246)
Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
des enwolden si niht volgen, dem wollten sie nicht Folge leisten,
des wart sin mvt erbolgen. dadurch wurde sein Gemüt erzürnt,
vor zorne er vf die burc spranc, er sprang vor Zorn auf die Festung,
mit kranken tieren er do ranc, da kämpfte er mit schwachen Tieren,
in dvchte, daz iz im tete not. denn er dachte, dass er dazu verpflichtet sei/dass es notwendig ist.
(vgl. RF, V. 1255-1259)

Ist das Spezifikum von niedrigem Grade, bleibt man auf einer niedrigeren Position.

Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übersetzung
Der hase gesach des kvniges zorn, Der Hase sah den Zorn des Königs,
do want er zage sin verlorn. da ahnte er, der Feigling, sein Verderben.
daz ist noch der hasen sit. Das ist noch immer des Hasens Art.
(vgl. RF, V. 1481-1483)

Einordnung der Textstellen in den Handlungszusammenhang: Textbelege (1) und (2) sind Ausschnitte aus dem Anfang der Gerichttags-Episode. Reinhart gewinnt schnell wieder die Überhand über das Geschehen und die Tiere um sich. Nach einer ganzen schmachvollen Episode, in der Ysengrin auf verschiedenste Weisen von Reinhart gedemütigt und entmannt wurde, konnte sich selbiger wieder mit seiner Familie vereinigen und ist zur Fehde entschlossen. Einem Verwandten des Fuchses, dem Luchs, ist es zu verdanken, dass doch ein rechtlicher Weg einschlagen wurde. Er bewirkt einen Gerichtstag, an dem Reinhart sich verantworten soll. Den Anfang dieses Gerichtages macht eine Aufzählung der Teilnehmer, welche zum Teil in (1) und (2) wiederzufinden ist. Unglücklicherweise ist jene Tagung nicht von langer Dauer und führt zu einer plötzlichen Flucht des Angeklagten mit anschließender Verfolgungsjagd bis in einen Dachsbau. Damit nicht genug, lässt sich der Verfolgte nochmals zu einer Untat an der Frau des Klägers herab. Textbelege (3) und (4) schließen direkt daran an. Denn der bestürzte Ysengrin kam nur allzu spät mit seinem in (4) beschriebenen Gefolge hinterher, um eine Chance zu haben, den Missbrauch an seiner Gattin zu verhindern. Mit diesem Unglück konfrontiert, bricht er ihn große Klagen aus. Er nennt unter anderem die glückliche Heirat des Paares (3), währenddessen der Täter schon längst geflohen ist. Damit endet die Episode des Gerichtstags.

Textbelege (5) und (6) sind Ausschnitte aus einer Zwischenepisode, welche direkt auf die Gerichtags-Episode folgt und den Ursprung der handlungskonstitutiven Krankheit, an der der König leidet, erklären soll. Der in (5) beschriebene König hat einen Landesfrieden beschlossen. Doch als er auf ein Ameisenvolk stößt, fordert er die unweigerliche Gefolgschaft der Ameisen. Nach der Weigerung der Ameisen den Befehlen des Königs folge zu leisten (6), überspringt dieser ein Ultimatum und erklärt dem kleinen Volk kurzerhand den Krieg. Der Ameisenherr kommt zu spät zum Geschehen hinzu und erfährt von seinem aufgebrachten Volk, ihre vortrefflichen Burgen seien von dem Tyrann zerstört worden. Mit Rache in Absicht kriecht der Ameisenherr in einer ruhigen Minute in das Ohr des Königs, um dem Kriegstreiber schreckliche Kopfschmerzen zu bescheren. Der "Vrevel", von Kopfschmerzen heimgesucht, deutet dies als ein Urteil Gottes aufgrund der Versäumnis des Gerrichtags und ruft prompt einen Hoftag ein. Dieser Hoftag bildet eine erneute Gerichtssituation, in der nun aber der König auf dem Richterstuhl sitzt. Ysengrin trägt, in Abwesenheit von Rheinhart, dem Plenum seine Klagen vor, in deren Anbetracht die Wut des Königs erneut entfacht wird (7). Nach dreimaliger Vorladung erscheint dann doch Reinhart, dessen Anwesenheit eine Kette von Ereignissen bedingt, die ultimativ zum Kollaps des Herrschaftskonstrukts und damit zum Klimax der Erzählung führt.

2.2 Die Ordnung im Allgemeinen

Aus den Grundannahmen lässt sich schließen, dass sich die Tiere in "Reinhart Fuchs" durch unterscheiden durch ihre Spezies und deren biologisch-evolutionäre Eigenschaften. Ferner unterscheiden sich die Tiere nicht nur und leben in einer offenen pluralistischen Gemeinschaft, sondern sind an eine hierarchische Ordnung gebunden. Diese Ordnung verlangt eben diese dargelegten Differenzen und sortiert selbige nach einem Kriterium in eine Rangfolge. Die Tiere unterscheiden sich durch ihre Größe und ihre äußere Gestalt, welche ihnen entsprechende Kräfte geben, sodass das große und füllige Tier kräftiger ist als das kleine und schmächtige. Diejenigen Tiere, die nun durch ihre Gestalt an größerer Kraft verfügen, stehen über denen, die durch ihre Gestalt weniger oder keine Kraft zur Verfügung haben. Die Stellung wird dann durch das "Betätigen der Kraft", d.h. die Gewaltausübung, gesichert und aufrechterhalten, somit ist auch die Gewaltbereitschaft ein wichtiger Faktor für die hierarchische Stellung (Man denke der Bär könnte den Löwen besiegen, aber ist gewaltbereit). Die Stellung in der Hierachie wird offentsichtlich durch die Macht eines Indiviuums über das Andere gerechtfertigt, wobei hier das Kriterium der Macht physische Kraft und Gewalt ist.

2.3 Die Ordnung im Besonderen

Alle Figuren in der Erzählungen fügen sich in diese grobe Ordnung ein und besetzten gemäß ihrem spezifischem Grad an Macht eine Position in selbiger. Es ist jedoch nicht nur die Stellung des Einzelnen in der Ordnung, die im Laufe der Erzählung explizit wird, vielmehr werden auch anhand von Merkmalen der Zugehörigkeit kleinere Gruppierungen erkennbar, die sich in die allgemeine Ordnung einfügen. Die Mitglieder der jeweiligen Gruppierungen liegen ungefähr auf einer Ebene der Hierarchie. Man kann sagen, dass die starken Tiere sich anderen starken Tieren zugehörig fühlen und die schwachen anderen schwachen. Da diese Gruppen aber genauso teil der allgemeinen Ordnung sind wie auch der Einzelne in der Gruppe, gibt es auch innerhalb der Gruppe solche, die einen Herrschaftsanspruch über die anderen Mitglieder haben. So gestaltet sich die Hierarchie der Tiere in Reinhart Fuchs so, dass auf Mikroebene ein Individuum (nach seinem Geschlecht) über dem anderen steht, wobei auf Makroebene eine Gruppe (von stärkeren unterschiedlichen Geschlechts) über der Anderen steht. Ferner: Wenn die Rede von einer Vetternschaft ist, so ist die Bindung in einer Gruppe von gleich starken oder gleich schwachen (Bspw. die Vetternschaft zwischen Katze, Fuchs, Luchs und Wolf) gemeint. Wenn aber die Rede von Geschlecht ist, so ist die spezifische Gattung des Tiers gemeint, welches es in eine spezifische, der Gattung eigene Position in der Hierarchie zwingt.

Jede Gruppe varriert, wie deutlich wurde, in der Qualität ihrer Mitglieder - d.h. in der physischen Beschaffenheit -, aber auch in der Quantität der Mitglieder. Dabei sind die Gruppen mit den stärksten Tieren nach der Menge ihrer Mitglieder die kleinsten (siehe Hofgefolgschaft), und die Gruppen mit den schwächsten Tieren nach der Menge ihrer Mitglieder die größen, sodass die Hirarchie graphischen am besten als eine Pyramide vorstellbar ist. Klettert man die Pyramide vom Boden hinauf, so startet man in einer ersten riesigen Gruppe, deren Mitgliedern von schwächster Gestalt sind. Mit zunehmender Höhe werden die Gruppen dann immer kleiner und ihre Mitglieder immer stärker, bis man sich an der Spitze der Pyramide befindet, an der keine Gruppe mehr steht, sondern ein einziges Tier.

Derjenige, der die oberste Stellung in der Hirarchie einnimmt, ist der Stärkste und Gewaltbereiteste, der Löwenkönig. Er nimmt eine Singuläre Postion ein und steht - in der vorherrschenden Ordnung - mit keiner anderen Figur auf einer Höhe. Er ist die Figur, bei der es am einfachsten gelingt sie in eine Position einzuornen, weil es keine andere Figur gibt die über vergleichbare Stärke verfügt als sie. Direkt darunter befindet sich eine Gruppe aus äußerst starken Tieren unterschiedlichsten Geschlechts, welche den Hofapparat bildet. Dazu gehören beispielsweise Brun der Bär, der Leopard, Reinhold der Hirsch und weitere. Andere Gruppen beispielhafte Gruppen wären die Wolfsfamilie und deren Verbündete/Verwandten im Gerichtstag, der Hahn Dizelin und seine Hennen, das Volk der Ameisen und die Schar der unbenannten kleinen Tiere, die in dem Sinne eine Gruppe bilden, als es von ihnen so viele gibt und sie so unwichtig für die Handlung sind, dass sie zu benennen nicht nötig ist.

Es wurde deutlich: Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe ist nicht gewählt. Denn eine Maus kann aufgrund ihres Geschlechts nicht plötzlich einen Löwen gebähren, sondern auf ewig nur Mäuse. Diese Maus und die Gruppe von schwachen Tieren, zu der sie gehört, kann weder selbst im Rang aufsteigen noch Nachkommen zeugen, die das können werden. Letztendlich sind die Figuren durch ihre Gattung relativ fest an ihre Position in der Hierarchie gebunden. Beispielsweise ist ein Bär ein starkes Tier und wird auch immer starke Nachkommen haben, wird folglich auch immer in einer kleinen Gruppe von starken Tieren (Hofgefolge) bleiben, kann und wird aber aufgrund seiner vererbten physischen Eigesnchaften nie ein stärkeres Tier werden. Damit kann der Bär seinem gebürtigen Stand nach nie den Löwen an Stärke übertreffen. Genauso wird der Wolf immer ein relativ starkes Tier bleiben, aber nie Nachkommen haben, die plötzlich stärker sind. Schließlich wird man in eine Position eingeboren, wobei es der physischen Gestalt nach unmöglich ist in der Position ab oder aufzusteigen und man sich in einer Gruppe von Tieren wiederfindet, die von unterschiedlichem Geschlecht sein können, sich aber in ihrem Grad der Stärke ähneln.

Diese Beschreibung der besonderen Strukturen lässt eine zentrale Figur aus. Zunächst lässt sich beschreiben, dass auch Reinhart einer Gattung angehört, welche ihn (nach der hier geschilderten Ordnung) in eine spezifische hierarchische Position zwingt. Schwieriger wird es Reinhart einer Gruppe aus ähnlich starken Tieren zuordnen, denn teils bricht er das Bündnis zu gleichgestellten teils hält er an selbigem fest. Er erweißt sich als ein Puzzelteil, das sich nicht richtig in diese Ordnung einfügen lässt. Denn es fällt nicht nur schwer eine geeignete Gruppe für ihn zu finden, viel schwerer fällt es unter den genannten Kriterien ihn in eine hierarchische Position einzuordnen. Er ist einerseits mit anderen Tieren seiner stärke vergleichbar, anderseits in seiner Position und Machtstellung unvergleichbar und besonders. Aufgrund der Unmöglichkeit einer Festsetzung in eine Position kann man gar von einer Möglichkeit der Bewegung zwischen den Gruppen sprechen. Diese Besonderheit ist für die aufgeführte Art der Ordnung eine direkte Bedrohung.

3. Parallelen zur Ständegesellschaft des Mittelalters

Mit der Analyse sollte eines schon deutlich geworden sein: Die Ordnung der Gesellschaft Tiere in Reinhart Fuchs ähnelt stark der Ordnung, in der man zur Lebenszeit des Autors lebte. In der Tat war die Gesellschaft des Hochmittelalters äußerst autoritär geordnet. Die Mächte und Gewalten waren klar verteilt, sodass es im groben nur zwei Arten von Menschen gab: die Herrschenden und die Beherrschten. Ein Individuum, das mit mehr Macht ausgestattet war und Gewalten zur Verfügung hatte, stand, um es einfach zu sagen, über demjenigen, der keine oder weniger Macht oder weniger an Gewalt zur Verfügung hatte und sich damit beherrschen ließ. Auch wenn es bei dieser Art der Macht weniger um physische Statur ging, als um Ressourcen, Zwang/Unterdrückung und Bedrohung, ist auch diese hierarchische Ordnung, wie auch die der Tiere, grundlegend auf Gewalt und Macht aufgestellt. Nun sind die drei prominenten großen Stände des Mittelalters - Adel, Klerus und Bauer - in diese Ordnung eingebettet, sodass auch die hirachisch geordnet sind. Die Mitglieder eines Standes hatten einen ähnlichen Grad an Macht und dieselben, dem Stand eignen Aufgaben. Wobei dieses Konstrukt auch sehr oft graphisch als eine Pyramide dargestellt wurde.

(Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, wie sie in der Analyse der Ordnung der Tiere bezeichnet wurde, kann sehr wohl mit einem solchen Stand in der Ordnung verglichen werden.) Diese Stände waren jedoch - orientiert an der großen Trinität - nur sehr grobe Gruppierungen nach den generellsten Aufgaben und Machtansprüchen, unter denen wiederum viele kleine Gruppen subsumiert wurden. Jeder Stand hatte - gemäß dem Schaubild der allgemeinen Ordnung - für sich selbst nochmals eine interne Hierarchische Struktur. Beispielsweise gab es im Stand des Adels sehr wohl hierarchische Aufteilung, wobei an der obersten Spitze der Pyramide der König stand, darunter die Hochadel, Ritter und dann der niedere Adel.

Sprechen wir nun von der Ordnung der Tiere im Besondern, ist zu beachten, dass die meisten der handelnden Figuren in Reinhart Fuchs Teil des Adels sind, sodass wir die meiste Zeit nicht die gesamte Ordnung mit allen Ständen betrachten, sondern nur die inneren Strukturen des adeligen Stands. Wenn wir also die Ordnung der Tiere in Reinhart Fuchs im besonderen betrachten, dann schauen wir nur auf das oberste Drittel der Pyramide. Wie X sagt, sind alle handelnden Figuren in Reinhart Fuchs dem Stand des Adels angehörig, sodass die Tierwelt in Reinhart Fuchs größtenteils eine adelige Welt darstellt (Zitat).Die meisten Gruppen in Reinhart Fuchs stellen somit Teile der hierarchischen Struktur der adeligen Welt wieder, in der der kleine Adel unter Hochadel und zuletzt dem König stand. Ein kleiner Teil der Gruppen sind aber auch von der Art, dass sie kein Teil des Adels sind. Wann sprechen wir also bei den Tieren in Reinhart Fuchs von Adel und wann nicht?

Zum einen können offensichtlich diejenigen Tiere als Adel bezeichnet werden, die explizit einem Hofapparat angehören, welcher ganz ohne Metaphorisches Gewand deutlich eine obere adelige Struktur darstellt.

Zum anderen liefert die Benennung und Bezeichnung der Tiere ein klares Indiz für ihren adeligen Status. Während diejenigen Tiere, die von adeligem Status sind, eine definite Bezeichung (bsp. Ameisenherr, Brun der Bär, Ysengrin, der Hirsch, der Leopard, Vrevel) tragen, tragen Tiere ohne adeligen Status eine indefinite Bezeichnung, sind keine handelnden Figuren in Reinhart Fuchs und stehen eher am Rande des Geschehens (die kleinen Tiere, Marder, viele, einige, eine Maus, eine Meise, Ameisenvolk). Nimmt man beispielsweise die Gruppe der kleinen Tiere, die nicht näher beschrieben werden kann, weil sie aufzuzählen ein zu großer Aufwand wäre. Sie sind eine Gruppe aus Tieren unterschielichen Geschelcht, aber mit ähnlichem Grad an Macht. Dagegen sind die mit definitem Artikel bezeichneten Tiere von Ansehen und anders als die Unmengen an kleinen Tieren bekannt. (So ähnlich verhielt es sich auch im Mittelalter, als man Bauern keinesfalls mit vornamen sondern ihrer "Gattung" nach als Bauern ansprach. Desweiteren geht aus den Gesprächen der Handelnden ein Umgangston hervor, der sich nur im Adel wiederfinden kann.) Die definite Tiere tragen manchmal sogar einen Namen, sind "Barone" und "Herren" und sprechen sich auch dementsprechend an (Zitat). Dabei könnte man davon ausgehen, dass das Geschlecht (die Spezies/Rasse des Tiers) den Nachnamen oder auch den Stand bezeichnet, weil man mit dem Namen des Geschlechts schon eine gewissen Grad an Macht assoziziiert (Z.b: Maus, Ameise).

Der Stand der Tiere in Reinhart Fuchs ist also vorwiegend der Adel. An der Spitze (der kleinen Pyramide) dieses Adels steht der König Vrevel. Unter ihm der Hochadel in Form seines Hofapparats, mit prominenten und äueßrst starken Tieren wie zum Beispiel: Brun der Bär, der Hirsch, der Leopard. Von dieser Spritze des Adels steigt man nach und nach ganz im Sinne der allgemeinen Ordnung zu relativ zum höheren Position schwächeren Tieren und Gruppen von Schächern Tieren, wie zum Beispiel der Wolf und seine Verbündeten/Verwandten. Bis man zu den kleinsten und schwächsten Tieren und Gruppierungen von Tieren gelangt, die noch zum Adel gehören. Dazu gehören Beispielsweise der Ameisenkönig oder auch Scetecler und seine Hennen.

Tiere die nicht dem Stand des Adels angehören sind in den Stand zu ordnen der unterhalb des Adels liegt. Sie sind nach der allgemeinen Ordnung Gruppen aus Individuen, die über weniger Macht verfügen als der Adel. Diese Gruppen wären in Reinhart Fuchs beispielsweise das Ameisenvolk oder die Schar der unbenannten kleinen Tiere.

Explizit werden keine Aussagen über den Stand Klerus oder den er Bauern bzw. Unfreien getroffen. Abseits von kleineren zynischen Anmerkungen Reinharts zum Mönch und Klosterleben. Es können Vermutungen darüber angestellt werden, ob Reinhart oder seine Fürsprecher aufgrund ihrer Intelligenz, ihres Alters und Weisheit oder ihrer Affinität als Fuchs oder Dachs in einer Höhle (Kloster) zu leben zum Stand des Klerus gehören.

Auch der Klerus war priviligiert und stand auf der Seite der Beherrschenden. Einige graphische Illustrationen der mittelalterlichen Gesellschaft sehen selbst von der Pyramide ab und nehmen das Bild einer Zwiebel. Wobei der Adel und der Klerus sich die Position an der Spitze der Zwiebel teilen. Bei den Verbündeten Reinharts kann man von solch einer Position ausgehen. Das würde heißen, dass das Kamel, der Elefant und der Dachs weniger dem höheren Adel angehören, als der höheren Geistlichkeit, welche auch im Feld des Adels mitspielen konnte. Doch bei Reinhart muss man von solchen Vermutungen absehen. Denn er ist es, der keine Position wirklich einnimmt oder über längere Zeit besetzt behält. Er ist die einzige Figur, der es in diesem Sinne sogar gelingt die Leiter zu erklimmen.

Letztendlich beschreibt die Gesellschaft der Tiere in Reinhart Fuchs eine feudale Ordnung. Das heißt, dass Heinrich - mit einigen Ausnahmen - nur den Stand des Adels aus der Drei-Stände-Ordnung herausnahm und diese Subkultur in ihrer Ordnung beschrieb. Dabei beruft sich die Ordnung der Tiere in Reinhart auf dieselbe allgemeine Ordnung, wie sie auch im Mittelalter für alle Stände inkl. der adeligen Welt/Stand galt.

4. Mögliche Kritik des Autors

4.1 Menschliche oder Tierische Ordnung?

4.2 Kritiken zu den Figuren der Ordnung

4.3 Die Gefahr der Sprengung der Ordnung

5. Fazit: konstruktive Satire oder doch destruktive Kritik?


Notizen: Eine weiterführende Diskussion ergründet dann, wo die kritische Aussage des Autors die größte Deutlichkeit erhält, denn die idealisierte Ordnung kann, einmal demaskiertet, auch zum Kollabs geführt werden. Es gibt also untschiedliche Tiere, von denen jeder eine Rangposition einnehmen, in ein Struktur/Ordung einordnen. Die Tiere verhalten sich entsprechend der von der Ordnung zugewiesenen Position, außer eines. Das sollte eigentlich durch seine Kraft weiter unten stehen, bedient sich aber einem anderen MErkmal der Macht zu seinem Vorteil. Diese Ordnung nimmt die dargelegten Differenzen zwischen den Tieren auf und kategorisiert sie in Gattungen oder Gemeinschaften, welche auf unterschiedlicher Höhe in der hierarchischen Leiter zu verorten sind.Die Ordnung die hier analysiert wurde gleicht also stark der typsischen Ordnung des Tierreiches. Demenstsprechend ist auch der Stärkste und Gewaltbereiteteste der, der die oberste Stellung in der Hirarschie einnimmt, der Löwenkönig. Titel und Namensgebung lassen hier schon auf eine adelige GEsellschaft schließen. Die vorherrschende Art der Macht, die physische Gewalt/Kraft, wird deutlich von einer anderen Form der Macht, die Intelligenz, bezwungen. Die Hirarchischen Kriterium Gewalt wird von der Intelligenz als Machtanspruch abgelöst, sodass Inhaber der Intelligenz in ihrer Machtstellung über den Inhabern von physischer Gewalt stehen. Kriterium der Macht wird in Frage gestellt und somit auch die bisherige Ordung. Dies führt ultimativ zur Sprengung der geläufigen Ordung und reinstantiierung einer neuen Orndung unter einem neuen Kriterium der Macht, und zwar das der Intelligenz.