Die halbe Birne: Unterschied zwischen den Versionen
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==Konrad von Würzburg als Autor der ''Halben Birne''== | ==Konrad von Würzburg als Autor der ''Halben Birne''== | ||
Die Autorschaft Konrads von Würzburg ist ein vieldiskutiertes Element der Forschung zum Märe Die halbe Birne. Trotz der Nennung des Autors in fünf der sieben überlieferten Schriften (fünf Handschriften und zwei Fragmente), wurde die Zugehörigkeit zu Konrads Œuvre erstmals 1820 von Karl Lachmann, später ebenso vor allem von Konrad Zwieržina 1900 und Hans Laudan 1908, vehement verneint. Im ersten Fall verläuft die Argumentation gegen die Autorschaft und für ein ‚untergeschobenes Werk‘ auf einer moralischen Ebene. Bei Laudan und Zwieržina wird diese Argumentation dann noch durch eine scheinbare Unterscheidung im Stil erweitert. Im gleichen Zeitraum bestehen jedoch auch schon die Gegenstimmen, die den lediglichen moralischen Ansatz des Versuchs, Konrads Namen vom Märe zu lösen, kritisieren (Wolff). | Die Autorschaft Konrads von Würzburg ist ein vieldiskutiertes Element der Forschung zum Märe Die halbe Birne. Trotz der Nennung des Autors in fünf der sieben überlieferten Schriften (fünf Handschriften und zwei Fragmente)<ref>Dimpel,Friedrich M., Katharina Zeppezauer-Wachauer, and Daniel Schlager: Der Streit Um Die Birne. Autorschafts-Attributionstest Mit Burrows’ Delta Und Dessen Optimierung Für Kurztexte Am Beispiel Der ‚Halben Birne‘ Des Konrad Von Würzburg; In: Das Mittelalter, Band 24,Heft 1; S.71-90: Walter DeGruyter GmbH, Boston/Berlin; 2019; S.74; der Aufsatz bezieht sich bei der Angabe dieser Schriften auf das Verfasserlexikon</ref>, wurde die Zugehörigkeit zu Konrads Œuvre erstmals 1820 von Karl Lachmann<ref> Lachmann, Karl: Auswahl aus den Hochdeutschen Dichtern des dreizehnten Jahrhunderts. Für Vorlesungen und zum Schulgebrauch. Berlin 1820, S. X (Fn. 4)</ref>, später ebenso vor allem von Konrad Zwieržina 1900<ref> Zwieržina, Konrad: Mittelhochdeutsche Studien. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur. Band 44; 1900; S. 1–116, hier S. 108. www.jstor.org/stable/20651746 (Zugriff: 13.08.2020)</ref> und Hans Laudan 1908<ref> Laudan,Hans: Die Halbe Birne nicht von Konrad von Würzburg. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und Literatur. Band 50, Nr. 1,2; 1908; S. 158–166</ref>, vehement verneint. Im ersten Fall verläuft die Argumentation gegen die Autorschaft und für ein ‚untergeschobenes Werk‘ auf einer moralischen Ebene. Bei Laudan und Zwieržina wird diese Argumentation dann noch durch eine scheinbare Unterscheidung im Stil erweitert. Im gleichen Zeitraum bestehen jedoch auch schon die Gegenstimmen, die den lediglichen moralischen Ansatz des Versuchs, Konrads Namen vom Märe zu lösen, kritisieren (Wolff)<ref> Georg A. Wolff (Hg.): Diu halbe bir. Ein Schwank Konrads von Würzburg, mit Einleitung und Anmerkungen. Diss. Erlangen 1893; S. XIV</ref>. | ||
Vor allem in den letzten vierzig Jahren werden die Stimmen in der Forschung nach einer neuen Untersuchung und Einschätzung dieser Nicht-Zuteilung lauter. | Vor allem in den letzten vierzig Jahren werden die Stimmen in der Forschung nach einer neuen Untersuchung und Einschätzung dieser Nicht-Zuteilung lauter<ref> die Autoren nennen hier Brunner (1985), Grubmüller (1996) und Feistner (2000) als Gegenstimmen zu Lachmann und Co; S.75</ref>. | ||
In einem 2019 veröffentlichten Forschungsansatz wird diese Ähnlichkeit oder Nichtähnlichkeit erneut untersucht durch das methodische Austesten von Wortzugehörigkeiten zu Konrads Korpus im Vergleich mit dem Märe Die halbe Birne. | In einem 2019 veröffentlichten Forschungsansatz wird diese Ähnlichkeit oder Nichtähnlichkeit erneut untersucht durch das methodische Austesten von Wortzugehörigkeiten zu Konrads Korpus im Vergleich mit dem Märe Die halbe Birne<ref> Dimpel, Friedrich M., Katharina Zeppezauer-Wachauer, and Daniel Schlager: Der Streit Um Die Birne. Autorschafts-Attributionstest Mit Burrows’ Delta Und Dessen Optimierung Für Kurztexte Am Beispiel Der ‚Halben Birne‘ Des Konrad Von Würzburg; In: Das Mittelalter, Band 24, Heft 1; S.71-90: Walter DeGruyter GmbH, Boston/Berlin; 2019; S.71-90</ref>. | ||
Der Aufsatz schlussfolgert im Fazit nach der Untersuchung, dass eine Zugehörigkeit des Textes zu Konrads Œuvre „recht plausibel“ (S.90) sei. Zwar liegt die Erkennungsquote (69,8%) noch knapp unter einem eindeutigen Zuordnungsbereich, überschreitet aber ganz klar den Zufallswert von 5 Prozent. Von den Autoren heißt es zu diesem Befund: „Die Wahrscheinlichkeit, dass die in zwei Attributionstests ermittelte relativ geringe Distanz der ‚Halben Birne‘ zum Konrad-Korpus auf dem Zufall beruht, ist recht niedrig.“ | Der Aufsatz schlussfolgert im Fazit nach der Untersuchung, dass eine Zugehörigkeit des Textes zu Konrads Œuvre „recht plausibel“ (S.90) sei. Zwar liegt die Erkennungsquote (69,8%) noch knapp unter einem eindeutigen Zuordnungsbereich, überschreitet aber ganz klar den Zufallswert von 5 Prozent. Von den Autoren heißt es zu diesem Befund: „Die Wahrscheinlichkeit, dass die in zwei Attributionstests ermittelte relativ geringe Distanz der ‚Halben Birne‘ zum Konrad-Korpus auf dem Zufall beruht, ist recht niedrig.“ | ||
Trotz dieser neueren Bewegung, die sich auf eine wahrscheinliche Zuordnung zu Konrads Korpus zubewegt, wird der Autor des Märe oft in Druckausgaben des Märe noch als anonym gekennzeichnet oder mit einem Fragezeichen versehen. | Trotz dieser neueren Bewegung, die sich auf eine wahrscheinliche Zuordnung zu Konrads Korpus zubewegt, wird der Autor des Märe oft in Druckausgaben des Märe noch als anonym gekennzeichnet oder mit einem Fragezeichen versehen. | ||
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===Sekundärliteratur=== | ===Sekundärliteratur=== | ||
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