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| der herre Gunderam: || dem Herrn Gunderam Kummer:
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| der muose ouch sîn gestränze || Denn dieser musste auch seine Landstreicherei
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| dô lâzen under wegen. || aus diesem Grund sein lassen.
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| œder gouch ist in dem lande ninder; || Einen törichteren Dummkopf gibt in dem Land nicht;
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|sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder.|| Sein Schwert schaut stets weit nach hinten.
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| wunder dâ begât, || für Unvorstellbares herausnahm,
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| ê daz mîn vrouwe Schelle || bevor meine Frau Schelle
| ê daz mîn vrouwe Schelle || bevor meine Dame Glocke
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| volende ir gebot! || ihren Einsatz beendete!
| volende ir gebot! || ihre Anweisung vollbrachte.
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| erst vil unbescheiden,|| Er ist sehr unverschämt,
| erst vil unbescheiden,|| Er ist sehr unverschämt,
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| wan swelhe er bestât || denn jede, der er nahe steht,
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| diu wirt von slegen helle || die wird durch Schläge schreien
| diu wirt von slegen helle || die wird bleich durch Schläge
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| und mîdende den spot; || und jeden Hohn meiden.
| und mîdende den spot; || und zieht sich daraufhin von Verspottung zurück.
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|dâ von lâzen alle ir smutzmunden, || Aus diesem Grund sollen alle ihr Schmunzeln lassen,
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| des die jungen niht veheln erkunden! || das die Jungen nicht vergeben können!
| des die jungen niht veheln erkunden! || das die Jungen nicht vergeben können!
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| des hât ir hant von solher meisterschefte dicke erphunden || Dafür hat ihre Hand wiederholt Gewalt erfahren.
| des hât ir hant von solher meisterschefte dicke erphunden || Dafür hat ihre Hand wiederholt Gewalt/Prügel erfahren.
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| mit einer samenunge, || mit einer Gesellschaft auf,
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| den ich wol schaden gan. || der ich gewiss Schaden gönne.
| den ich wol schaden gan. || der ich gewiss Schaden wünsche.
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| Werenbreht der lîret, || Werenbrecht spielt auf der Leier,
| Werenbreht der lîret, || Werenbrecht spielt auf der Leier,
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| daz sich doch vil lîhte mac verrîden: || Das kann sich noch schnell verändern/ Das kann sich schnell alles wenden:
| daz sich doch vil lîhte mac verrîden: || Das kann sich noch schnell verändern/ Das kann sich schnell alles wenden:
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| wellents ir getelse niht vermîden, || Wenn sie mit ihrem Gespiele nicht aufhören wollen,
| wellents ir getelse niht vermîden, || Wenn sie mit ihrer Zügellosigkeit nicht aufhören wollen,
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| sich mugen zwêne an mîner weibelruoten wol versnîden. || so mögen sie sich zwei Mal an meinem Gerichtsschwert gewiss schneiden.
| sich mugen zwêne an mîner weibelruoten wol versnîden. || so mögen sie sich zwei an meinem Gerichtsschwert gewiss schneiden/verletzen.
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| daz vor mir lægen dri. || dass drei vor mir lägen.
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| ich hielte ez âne wende, || Ich hielte ihn unveränderlich,
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| verbüte ez einer vruo. ||  
| verbüte ez einer vruo. || es sei denn es würde jemand vorher unterbinden.
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| sige und sælde hulfen mir gewinnen, || Sieg und Glück würden mir helfen zu gewinnen,
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| daz si halbe müesen dan entrinnen. || sodass sie zur Hälfte davonlaufen müssen.
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| nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! || Nun setzt euren Einsatz ein und lasst eure Ausgelassenheit verrinnen!
| nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! || Nun zieht euren Einsatz und lasst eure Ausgelassenheit verrinnen!
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| Sîne weidegenge || Seine Jagden,
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| die verewent mich grâ || die lassen mich grau werden,
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| swenn er verwendeclîchen || immer wenn er hochmütig
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| vür mîne vrouwen gât || für meine Dame geht.
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| trîbet erz die lenge, || Treibt er es in die Länge,
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| bestât er danne dâ, || bleibt er dabei,
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| man hilft im uz der kîchen, || man hilft ihm aus dem Keuchen,
| man hilft im uz der kîchen, || hilft man ihm bei dem Keuchen,
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| daz er viel riuwuc stât, || sodass es scherterfüllt ist,
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| den ich tanzent an ir habt ersnelle, || die ich tanzend an ihrer Hand erwische,
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| des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! || die können sich gewiss sein, dass ich so schlage, dass seine Elle offen steht.
| des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! || die können sich gewiss sein, dass ich so schlage, dass ihr Arm offen klafft.
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| er zuhte ir einen bal. || da er ihr einen Ball entriss.
| er zuhte ir einen bal. || da er ihr einen Ball entriss.
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| erst ein tœrscher leie; || Er ist ein törichter Laie,
| erst ein tœrscher leie; || Er ist ein törichter Dummkopf,
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| sîn tumbelîcher muot || sein törichter Verstand,
| sîn tumbelîcher muot || seine törichter Gesinnung,
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| der wirt im dâ bekrenket, || der wird gekränkt,  
| der wirt im dâ bekrenket, || der wird gekränkt,  
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| hin und her sô vil gewentschelieren, || so umherstreichen will,
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| er wirt wol zezeiset under vieren. || wird er unter anderen gewiss zerzaust.
| er wirt wol zezeiset under vieren. || wird er gewiss zerzaust.
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| her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? || Herr Werenbrecht, was kann ich dafür, wenn für ihn etwas abfallen wird?
| her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? || Herr Werenbrecht, was kann ich dafür, wenn für ihn etwas abfallen wird?

Version vom 12. November 2020, 21:25 Uhr

Übersetzung: Winterlied 10 (Neidhart)

Mittelhochdeutsch Übersetzung

I
Dô der liebe summer Als der freudige Sommer
ureloup genam, sich verabschiedet hatte,
dô muose man der tänze da musste man die Tänze
ûfm anger gar verphlegen. auf der Wiese beenden.
des gewan sît kummer Seither bereitete dies
der herre Gunderam: dem Herrn Gunderam Kummer:
der muose ouch sîn gestränze Denn dieser musste auch seine Angeberei
dô lâzen under wegen. aus diesem Grund sein lassen.
der ist bickelmeister disen winder: Diesen Winter ist er Meister beim Würfelspiel.
œder gouch ist in dem lande ninder; Einen törichteren Dummkopf gibt in dem Land nicht;
sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. Sein Schwert/Gassenräumer gafft stets zum Hintern.

II
Waz er an den meiden Was er sich bei den Mädchen
wunder dâ begât, für Unvorstellbares herausnahm,
ê daz mîn vrouwe Schelle bevor meine Dame Glocke
volende ir gebot! ihre Anweisung vollbrachte.
erst vil unbescheiden, Er ist sehr unverschämt,
wan swelhe er bestât denn jede, der er nahe steht,
diu wirt von slegen helle die wird bleich durch Schläge
und mîdende den spot; und zieht sich daraufhin von Verspottung zurück.
dâ von lâzen alle ir smutzmunden, Aus diesem Grund sollen alle ihr Schmunzeln lassen,
des die jungen niht veheln erkunden! das die Jungen nicht vergeben können!
des hât ir hant von solher meisterschefte dicke erphunden Dafür hat ihre Hand wiederholt Gewalt/Prügel erfahren.

III
Immer, sô man vîret, Immer, wenn man feiert,
sô hebent sî sich dar machen sie sich
mit einer samenunge, mit einer Gesellschaft auf,
den ich wol schaden gan. der ich gewiss Schaden wünsche.
Werenbreht der lîret, Werenbrecht spielt auf der Leier,
sô sumbert Sigemâr. während Siegmar trommelt.
daz in dâ misselunge, Dass ihnen das misslinge,
daz læge et eben an! das wäre angemessen!
daz sich doch vil lîhte mac verrîden: Das kann sich noch schnell verändern/ Das kann sich schnell alles wenden:
wellents ir getelse niht vermîden, Wenn sie mit ihrer Zügellosigkeit nicht aufhören wollen,
sich mugen zwêne an mîner weibelruoten wol versnîden. so mögen sie sich zwei an meinem Gerichtsschwert gewiss schneiden/verletzen.

IV
Kœme ich zeinem tanze, Käme ich zu einem Tanz,
dâs alle giegen bî, bei dem alle mitmachten,
dâ wurde ein spiel von hende so würde ein Spiel
mit beiden ekken zuo. mit beiden Schwertschneiden beginnen.
lîhte geviele ein schanze, Vielleicht fiele ein Wurf so,
daz vor mir lægen dri. dass drei vor mir lägen.
ich hielte ez âne wende, Ich hielte es für unveränderlich,
verbüte ez einer vruo. es sei denn es würde jemand vorher unterbinden.
sige und sælde hulfen mir gewinnen, Sieg und Glück würden mir helfen zu gewinnen,
daz si halbe müesen dan entrinnen. sodass sie zur Hälfte davonlaufen müssen.
nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! Nun zieht euren Einsatz und lasst eure Ausgelassenheit verrinnen!

V
Sîne weidegenge Seine Jagdausflüge,
die verewent mich grâ die lassen mich grau werden,
swenn er verwendeclîchen immer wenn er hochmütig
vür mîne vrouwen gât zu meiner Dame geht.
trîbet erz die lenge, Treibt er es in die Länge,
bestât er danne dâ, bleibt er dabei,
man hilft im uz der kîchen, hilft man ihm bei dem Keuchen,
daz er viel riuwuc stât, sodass es scherterfüllt ist,
er und etêlicher sîn geselle, Er und seine treuen Gesellen,
den ich tanzent an ir habt ersnelle, die ich tanzend an ihrer Hand erwische,
des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! die können sich gewiss sein, dass ich so schlage, dass ihr Arm offen klafft.

VI
Im hilft niht sîn treie Ihm hilft weder sein Wams,
noch sîn hiubelhuot; noch sein Helm;
ez wirt im in getrenket: An ihm wird Rache genommen,
er zuhte ir einen bal. da er ihr einen Ball entriss.
erst ein tœrscher leie; Er ist ein törichter Dummkopf,
sîn tumbelîcher muot seine törichter Gesinnung,
der wirt im dâ bekrenket, der wird gekränkt,
wil er vür Riuwental weil er vor Reuental
hin und her sô vil gewentschelieren, so umherstreichen will,
er wirt wol zezeiset under vieren. wird er gewiss zerzaust.
her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? Herr Werenbrecht, was kann ich dafür, wenn für ihn etwas abfallen wird?

VIa
Die wîl ich die klingen Deswegen will ich die Klingen
um mîne sîten trage, an meiner Seite tragen,
sô darf mir durch mîn sumber damit mir niemand durch meine Trommel
niemen stechen nieht stechen kann.
er muoz vil wîte springen: Er muss sehr weit galoppieren:
begrîfe ichn mit dem slage, Wenn ich in mit dem Schlag erreiche,
ich slahe in, daz er tumber so schlüge ich ihn, sodass der er verblendet
schouwet nimmer lieht. nie wieder das Licht erblicken kann.
ich hilf im des lîbes in den aschen Ich helfe ihm seinen Leib in die Asche zu bringen
und slah im mit willen eine vlaschen, und schlage ihn entschlossen mit einer Flasche,
daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. sodass ihm die Hunde seinen Kopf von der Erde naschen können.

VIb
Her Nîthart hât gesungen, Herr Neidhart hat gesungen,
daz ich in hazzen wil sodass ich ihn hassen will
durch mînes neven willen, um meines Neffen willen,
des neven er beschalt. dessen Neffen er beeinträchtigt.
lieze ers unbetzungen: Ließe er es unbekümmert:
es ist im gar ze vil. ist es ihm gar zu viel.
enpflæge er sîner grillen Entziehe er sich seiner
und het ouch der gewalt! un auch der Gewalt!
ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. Es ist ein Ärgernis, das mich meiner letzten Freude beraubt
wirt diu weibelruote mir gewetzet, Wird das Gerichtsschwert mir geschärft,
ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. so schneide ich ihn so auf, dass man auf ihm, wie auf einem Sessel, Platz nehmen kann.