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(Winterlied 10)
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| der muose ouch sîn gestränze || Der musste ebenfalls sein müssiges Umherlaufen  
| der muose ouch sîn gestränze || Der musste ebenfalls sein müssiges Umherlaufen  
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| dô lazzen under wegen. || bisweilen mit Rücksicht darauf unterlassen.
| dô lazzen under wegen. || bisweilen unterlassen.
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| der ist bickelmeister disen winder: ||  Der ist Aufseher beim Würfelspiel diesen Winter:
| der ist bickelmeister disen winder: ||  Der ist Aufseher beim Würfelspiel diesen Winter:
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| oeder gouch ist in dem lande ninder, || einen öden Kuckuk gibt es in diesem Land keineswegs;
| oeder gouch ist in dem lande ninder, || einen närrischen Toren gibt es in diesem Land keineswegs;
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| sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. || seine ... schauen verwundert.
| sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. || sein Schwert muss wohl für eine Weile nach hinten zeigen.
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| Sîne weidegenge || Sein Trieb auf die Weide
| Sîne weidegenge || Sein Treiben
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| die verewent mich grâ, || der verwöhnt mich grau,
| die verewent mich grâ, || lässt mich grau werden,
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| swenn er verwendeclîchen || sobald er zurückschauend
| swenn er verwendeclîchen || sobald er  
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| vür mîne vrouwen gât. || für meine Damen geht.  
| vür mîne vrouwen gât. || zu meiner Dame geht.  
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| trîbet erz die lenge, || Treibt er es lange,
| trîbet erz die lenge, || Treibt er es lange,
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| bestât er danne dâ, || bleibt er dann da zurück,
| bestât er danne dâ, || und belagert er die Dame lange
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| man hilft im ûz der kîchen, || man hilft ihm dann aus dem Gefängnis raus,
| man hilft im ûz der kîchen, || dann hilft man ihm aus dem Keuchen heraus,
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| daz er vil riuwic stât. || dass er dann viel Reue zeigt.  
| daz er vil riuwic stât. || dass er dann viel Reue zeigt.  
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| er zuhte ir einen bal. || Er zückte eine Kugel.
| er zuhte ir einen bal. || Er zückte eine Kugel.
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| erst ein toerscher leie; || Erst eine Art und Weise der Torheit;
| erst ein toerscher leie; || Er ist ein törichter Laie;
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| sîn tumbelîcher muot || sein törichter Mut
| sîn tumbelîcher muot || sein törichter Mut
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| er wirt wol zeteiset under vieren. || er wird wohl ... unter den Vieren.  
| er wirt wol zeteiset under vieren. || er wird wohl ... unter den Vieren.  
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| her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? ||  Herr Werenbreht, was mag ich das, wird er taumeln?
| her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? ||  Herr Werenbreht, was kann ich dafür, wenn er taumelt?
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| niemen stechen nieht. || niemand hindurch stechen.
| niemen stechen nieht. || niemand hindurch stechen.
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| er mouz vil wîte springen: || Er muss sehr weit springen:
| er mouz vil wîte springen: || Er muss sehr weit wegspringen:
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| begrîfe ichn mit dem slage, || Umfasse ich ihn nicht mit dem Schlage,
| begrîfe ichn mit dem slage, || Umfasse ich ihn nicht mit dem Schlage,
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| ich slahe in, daz er tumber || schlage ich ihn, dass er taumelt
| ich slahe in, daz er tumber || schlage ich ihn, dass er taumelt
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| schouwet nimmer lieht. || und nie mehr das Licht erblickt.  
| schouwet nimmer lieht. || und nie mehr das Licht wieder erblickt.  
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| ich hilf im des lîbes in den aschen || Ich befördere seinen Leib in die Asche
| ich hilf im des lîbes in den aschen || Ich befördere seinen Leib in die Asche
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| Her Nîthart hât gesungen, || Herr Neidhart hat so gesungen,
| Her Nîthart hât gesungen, || Herr Neidhart hat so gesungen,
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| daz ich in hazzen wil || dass ich ihn hassen will
| daz ich in hazzen wil || dass ich ihn dafür hassen will
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| durch mînes neven willen, ||  durch meines Neffen Willen,
| durch mînes neven willen, ||  durch meines Verwandten Willen,
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| des neven er beschallt. || den Neffen, den er besingt.
| des neven er beschallt. || dessen Verwandten er beschuldigt hat.
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| lieze ers unbetwungen! ||  Ließe er es ohne Kummer und Sorge!
| lieze ers unbetwungen! ||  Ließe er es doch ohne Zwang!
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| es ist im gar ze vil. || Es ist ihm gar zu viel.
| es ist im gar ze vil. || Es ist ihm gar zu viel.
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| enpflæge er sîner grillen || Entzöge er sich seines Zornes
| enpflæge er sîner grillen || Entzöge er sich seines Zornes
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| und het ouch der gewalt! || und auch der Gewalt!
| und het ouch der gewalt! || und auch der Gewalt!
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| ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. || Es ist ein Schmähen, das meine Freude hemmt.
| ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. || Es ist ein Schmähen, das meine Freude hemmt.
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| wirt diu weibelroute mir gewetzet, || Wird die Gerte des Weibels mir gewetzt,
| wirt diu weibelroute mir gewetzet, || Wird das Gerichtsschwert mir gewetzt,
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| ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. || trenne ich ihn auf, dass man wohl einen Sessel in ihn setzen könnte.  
| ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. || trenne ich ihn auf, dass man wohl einen Sessel in ihn setzen könnte.  
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Version vom 12. November 2020, 20:44 Uhr

Übersetzung des Primärtextes zu Woche 1

Winterlied 10

Mittelhochdeutsch Übersetzung
Dô der liebe summer Als der geliebte Sommer
ureloup genam, sich verabschiedet hatte,
dô muose man der tänze da musste man die Tänze
ûfm anger gar verphlegen. auf dem Ackerland gänzlich aufgeben.
des gewan sît kummer Daher bekam der
der herre Gunderam: Herr Gunderam Kummer:
der muose ouch sîn gestränze Der musste ebenfalls sein müssiges Umherlaufen
dô lazzen under wegen. bisweilen unterlassen.
der ist bickelmeister disen winder: Der ist Aufseher beim Würfelspiel diesen Winter:
oeder gouch ist in dem lande ninder, einen närrischen Toren gibt es in diesem Land keineswegs;
sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. sein Schwert muss wohl für eine Weile nach hinten zeigen.

Waz er an den meiden Was er den Mädchen
wunders dâ begât, Wunderliches dort gewährt hat,
ê daz mîn vrouwe Schelle ehe meine Dame es vollbrachte
volender ir gebot! ihm die Schelle anzubieten!
erst vil unbescheiden, Erst sehr unbestimmt,
wan swelhe er bestât, er hält dem leeren Schlinger stand,
diu wirt von slegen helle dieser wird von den Schlägen schwach
und mîdende den spot; und sie gebührten ihm den Spott;
dâ von lâzen alle ir smutzemunden, da formten alle ein Schmunzeln,
des die jungen niht verheln enkunden! das die Jungen nicht verheimlichen konnten!
des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. Das hat ihre Hand von solcher Meisterlichkeit oft empfunden.

Immer, sô man vîret, Immer wenn man feiert,
sô hebent sî sich dar dann machen sie sich dorthin auf
mit einer samenunge, mit einer Zusammenkunft,
den ich wol schaden gan. die ich gegründet habe.
Werenbreht der lîret, Werenbreht spielt die Leier,
sô sumbert Sigemâr. neben Sigemâr, der die Pauke schlägt.
daz in dâ misselunge, Dass ihm das misslingt,
daz laege et eben an! darauf ist es angelegt!
daz sich doch vil lîhte mac verrîden: Da sich das Licht sehr von uns abwenden mag:
wellents ir getelse niht vermîden, wollen sie ihr ... nicht vermeiden,
sich mugen zwêne an mîner weibelruoten wol versnîden. sie können sich zwei von meiner Gerte des Weibels sehr auseinander schneiden.

Koeme ich zeinem tanze, Käme ich zu einem Tanz,
dâs alle giengen bî, zu dem alle gingen,
dâ wurde ein spil von hende da wäre ein behendes Spiel
mit beiden ekken zuo. zu beiden Seiten.
lîhte geviele ein schanze, Leicht würde sich ein Glücksspiel ergeben,
daz vor mir laegen drî. sodass vor mir drei Teile liegen würden.
ich hielte ez âne wende, Ich würde es unleugbar halten,
verbüte ez einer vruo. und es einer Frau verbieten.
sige und saelde hulfen mir gewinnen, Sieg und Glück hälfen mir zu gewinnen,
daz si halbe müesen dan entrinnen. dass sie von allen vier Seiten davonlaufen müssten.
nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! Nun ziehen sie los und lassen ihr ausgelassenes Wesen zerrinnen!

Sîne weidegenge Sein Treiben
die verewent mich grâ, lässt mich grau werden,
swenn er verwendeclîchen sobald er
vür mîne vrouwen gât. zu meiner Dame geht.
trîbet erz die lenge, Treibt er es lange,
bestât er danne dâ, und belagert er die Dame lange
man hilft im ûz der kîchen, dann hilft man ihm aus dem Keuchen heraus,
daz er vil riuwic stât. dass er dann viel Reue zeigt.
er und etelîcher sîn geselle, Er und irgendeiner seiner Gesellen,
den ich tanzent an ir hant ersnelle, den ich tanzend immerfort erwische,
des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! das sei gewiss, ich schlage ihn, dass ihm eine Elle offen steht!

Im hilft niht sîn treie Seine Treue hilft ihm nicht
noch sîn hiubelhuot; noch sein Haubenhut;
ez wirt im in getrenket: er wird getränkt:
er zuhte ir einen bal. Er zückte eine Kugel.
erst ein toerscher leie; Er ist ein törichter Laie;
sîn tumbelîcher muot sein törichter Mut
der wirt im dâ bekrenket. wird ihn verletzen.
wil er vür Riuwental Will er für Reuental
hin und her sô vil gewentschelieren, hin und her so sehr gewandelieren,
er wirt wol zeteiset under vieren. er wird wohl ... unter den Vieren.
her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? Herr Werenbreht, was kann ich dafür, wenn er taumelt?

Die wîl ich die klingen Die will ich klingend
um mîne sîten trage, an meiner Seite tragen,
sô darf mir durch mîn sumber daher darf mit durch meine Pauke
niemen stechen nieht. niemand hindurch stechen.
er mouz vil wîte springen: Er muss sehr weit wegspringen:
begrîfe ichn mit dem slage, Umfasse ich ihn nicht mit dem Schlage,
ich slahe in, daz er tumber schlage ich ihn, dass er taumelt
schouwet nimmer lieht. und nie mehr das Licht wieder erblickt.
ich hilf im des lîbes in den aschen Ich befördere seinen Leib in die Asche
und slah im mit willen eine vlaschen, und schlage ihn willentlich mit einer Flasche,
daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. sodass ihm die Hunde das Hirn von der Erde wegfressen müssen.

Her Nîthart hât gesungen, Herr Neidhart hat so gesungen,
daz ich in hazzen wil dass ich ihn dafür hassen will
durch mînes neven willen, durch meines Verwandten Willen,
des neven er beschallt. dessen Verwandten er beschuldigt hat.
lieze ers unbetwungen! Ließe er es doch ohne Zwang!
es ist im gar ze vil. Es ist ihm gar zu viel.
enpflæge er sîner grillen Entzöge er sich seines Zornes
und het ouch der gewalt! und auch der Gewalt!
ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. Es ist ein Schmähen, das meine Freude hemmt.
wirt diu weibelroute mir gewetzet, Wird das Gerichtsschwert mir gewetzt,
ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. trenne ich ihn auf, dass man wohl einen Sessel in ihn setzen könnte.