Benutzerin:Ina Klompmaker: Unterschied zwischen den Versionen
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
(Winterlied 10) |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 21: | Zeile 21: | ||
| der muose ouch sîn gestränze || Der musste ebenfalls sein müssiges Umherlaufen | | der muose ouch sîn gestränze || Der musste ebenfalls sein müssiges Umherlaufen | ||
|- | |- | ||
| dô lazzen under wegen. || bisweilen | | dô lazzen under wegen. || bisweilen unterlassen. | ||
|- | |- | ||
| der ist bickelmeister disen winder: || Der ist Aufseher beim Würfelspiel diesen Winter: | | der ist bickelmeister disen winder: || Der ist Aufseher beim Würfelspiel diesen Winter: | ||
|- | |- | ||
| oeder gouch ist in dem lande ninder, || einen | | oeder gouch ist in dem lande ninder, || einen närrischen Toren gibt es in diesem Land keineswegs; | ||
|- | |- | ||
| sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. || | | sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. || sein Schwert muss wohl für eine Weile nach hinten zeigen. | ||
|- | |- | ||
| || <br /> | | || <br /> | ||
Zeile 108: | Zeile 108: | ||
| || <br /> | | || <br /> | ||
|- | |- | ||
| Sîne weidegenge || Sein | | Sîne weidegenge || Sein Treiben | ||
|- | |- | ||
| die verewent mich grâ, || | | die verewent mich grâ, || lässt mich grau werden, | ||
|- | |- | ||
| swenn er verwendeclîchen || sobald er | | swenn er verwendeclîchen || sobald er | ||
|- | |- | ||
| vür mîne vrouwen gât. || | | vür mîne vrouwen gât. || zu meiner Dame geht. | ||
|- | |- | ||
| trîbet erz die lenge, || Treibt er es lange, | | trîbet erz die lenge, || Treibt er es lange, | ||
|- | |- | ||
| bestât er danne dâ, || | | bestât er danne dâ, || und belagert er die Dame lange | ||
|- | |- | ||
| man hilft im ûz der kîchen, || man | | man hilft im ûz der kîchen, || dann hilft man ihm aus dem Keuchen heraus, | ||
|- | |- | ||
| daz er vil riuwic stât. || dass er dann viel Reue zeigt. | | daz er vil riuwic stât. || dass er dann viel Reue zeigt. | ||
Zeile 141: | Zeile 141: | ||
| er zuhte ir einen bal. || Er zückte eine Kugel. | | er zuhte ir einen bal. || Er zückte eine Kugel. | ||
|- | |- | ||
| erst ein toerscher leie; || | | erst ein toerscher leie; || Er ist ein törichter Laie; | ||
|- | |- | ||
| sîn tumbelîcher muot || sein törichter Mut | | sîn tumbelîcher muot || sein törichter Mut | ||
Zeile 153: | Zeile 153: | ||
| er wirt wol zeteiset under vieren. || er wird wohl ... unter den Vieren. | | er wirt wol zeteiset under vieren. || er wird wohl ... unter den Vieren. | ||
|- | |- | ||
| her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? || Herr Werenbreht, was | | her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? || Herr Werenbreht, was kann ich dafür, wenn er taumelt? | ||
|- | |- | ||
| || | | || | ||
Zeile 166: | Zeile 166: | ||
| niemen stechen nieht. || niemand hindurch stechen. | | niemen stechen nieht. || niemand hindurch stechen. | ||
|- | |- | ||
| er mouz vil wîte springen: || Er muss sehr weit | | er mouz vil wîte springen: || Er muss sehr weit wegspringen: | ||
|- | |- | ||
| begrîfe ichn mit dem slage, || Umfasse ich ihn nicht mit dem Schlage, | | begrîfe ichn mit dem slage, || Umfasse ich ihn nicht mit dem Schlage, | ||
Zeile 172: | Zeile 172: | ||
| ich slahe in, daz er tumber || schlage ich ihn, dass er taumelt | | ich slahe in, daz er tumber || schlage ich ihn, dass er taumelt | ||
|- | |- | ||
| schouwet nimmer lieht. || und nie mehr das Licht erblickt. | | schouwet nimmer lieht. || und nie mehr das Licht wieder erblickt. | ||
|- | |- | ||
| ich hilf im des lîbes in den aschen || Ich befördere seinen Leib in die Asche | | ich hilf im des lîbes in den aschen || Ich befördere seinen Leib in die Asche | ||
Zeile 185: | Zeile 185: | ||
| Her Nîthart hât gesungen, || Herr Neidhart hat so gesungen, | | Her Nîthart hât gesungen, || Herr Neidhart hat so gesungen, | ||
|- | |- | ||
| daz ich in hazzen wil || dass ich ihn hassen will | | daz ich in hazzen wil || dass ich ihn dafür hassen will | ||
|- | |- | ||
| durch mînes neven willen, || durch meines | | durch mînes neven willen, || durch meines Verwandten Willen, | ||
|- | |- | ||
| des neven er beschallt. || | | des neven er beschallt. || dessen Verwandten er beschuldigt hat. | ||
|- | |- | ||
| lieze ers unbetwungen! || Ließe er es ohne | | lieze ers unbetwungen! || Ließe er es doch ohne Zwang! | ||
|- | |- | ||
| es ist im gar ze vil. || Es ist ihm gar zu viel. | | es ist im gar ze vil. || Es ist ihm gar zu viel. | ||
|- | |- | ||
| enpflæge er sîner grillen || Entzöge er sich seines | | enpflæge er sîner grillen || Entzöge er sich seines Zornes | ||
|- | |- | ||
| und het ouch der gewalt! || und auch der Gewalt! | | und het ouch der gewalt! || und auch der Gewalt! | ||
Zeile 201: | Zeile 201: | ||
| ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. || Es ist ein Schmähen, das meine Freude hemmt. | | ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. || Es ist ein Schmähen, das meine Freude hemmt. | ||
|- | |- | ||
| wirt diu weibelroute mir gewetzet, || Wird | | wirt diu weibelroute mir gewetzet, || Wird das Gerichtsschwert mir gewetzt, | ||
|- | |- | ||
| ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. || trenne ich ihn auf, dass man wohl einen Sessel in ihn setzen könnte. | | ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. || trenne ich ihn auf, dass man wohl einen Sessel in ihn setzen könnte. | ||
|} | |} |
Version vom 12. November 2020, 20:44 Uhr
Übersetzung des Primärtextes zu Woche 1
Winterlied 10
Mittelhochdeutsch | Übersetzung | ||
---|---|---|---|
Dô der liebe summer | Als der geliebte Sommer | ||
ureloup genam, | sich verabschiedet hatte, | ||
dô muose man der tänze | da musste man die Tänze | ||
ûfm anger gar verphlegen. | auf dem Ackerland gänzlich aufgeben. | ||
des gewan sît kummer | Daher bekam der | ||
der herre Gunderam: | Herr Gunderam Kummer: | ||
der muose ouch sîn gestränze | Der musste ebenfalls sein müssiges Umherlaufen | ||
dô lazzen under wegen. | bisweilen unterlassen. | ||
der ist bickelmeister disen winder: | Der ist Aufseher beim Würfelspiel diesen Winter: | ||
oeder gouch ist in dem lande ninder, | einen närrischen Toren gibt es in diesem Land keineswegs; | ||
sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. | sein Schwert muss wohl für eine Weile nach hinten zeigen. | ||
Waz er an den meiden | Was er den Mädchen | ||
wunders dâ begât, | Wunderliches dort gewährt hat, | ||
ê daz mîn vrouwe Schelle | ehe meine Dame es vollbrachte | ||
volender ir gebot! | ihm die Schelle anzubieten! | ||
erst vil unbescheiden, | Erst sehr unbestimmt, | ||
wan swelhe er bestât, | er hält dem leeren Schlinger stand, | ||
diu wirt von slegen helle | dieser wird von den Schlägen schwach | ||
und mîdende den spot; | und sie gebührten ihm den Spott; | ||
dâ von lâzen alle ir smutzemunden, | da formten alle ein Schmunzeln, | ||
des die jungen niht verheln enkunden! | das die Jungen nicht verheimlichen konnten! | ||
des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. | Das hat ihre Hand von solcher Meisterlichkeit oft empfunden. | ||
Immer, sô man vîret, | Immer wenn man feiert, | ||
sô hebent sî sich dar | dann machen sie sich dorthin auf | ||
mit einer samenunge, | mit einer Zusammenkunft, | ||
den ich wol schaden gan. | die ich gegründet habe. | ||
Werenbreht der lîret, | Werenbreht spielt die Leier, | ||
sô sumbert Sigemâr. | neben Sigemâr, der die Pauke schlägt. | ||
daz in dâ misselunge, | Dass ihm das misslingt, | ||
daz laege et eben an! | darauf ist es angelegt! | ||
daz sich doch vil lîhte mac verrîden: | Da sich das Licht sehr von uns abwenden mag: | ||
wellents ir getelse niht vermîden, | wollen sie ihr ... nicht vermeiden, | ||
sich mugen zwêne an mîner weibelruoten wol versnîden. | sie können sich zwei von meiner Gerte des Weibels sehr auseinander schneiden. | ||
Koeme ich zeinem tanze, | Käme ich zu einem Tanz, | ||
dâs alle giengen bî, | zu dem alle gingen, | ||
dâ wurde ein spil von hende | da wäre ein behendes Spiel | ||
mit beiden ekken zuo. | zu beiden Seiten. | ||
lîhte geviele ein schanze, | Leicht würde sich ein Glücksspiel ergeben, | ||
daz vor mir laegen drî. | sodass vor mir drei Teile liegen würden. | ||
ich hielte ez âne wende, | Ich würde es unleugbar halten, | ||
verbüte ez einer vruo. | und es einer Frau verbieten. | ||
sige und saelde hulfen mir gewinnen, | Sieg und Glück hälfen mir zu gewinnen, | ||
daz si halbe müesen dan entrinnen. | dass sie von allen vier Seiten davonlaufen müssten. | ||
nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! | Nun ziehen sie los und lassen ihr ausgelassenes Wesen zerrinnen! | ||
Sîne weidegenge | Sein Treiben | ||
die verewent mich grâ, | lässt mich grau werden, | ||
swenn er verwendeclîchen | sobald er | ||
vür mîne vrouwen gât. | zu meiner Dame geht. | ||
trîbet erz die lenge, | Treibt er es lange, | ||
bestât er danne dâ, | und belagert er die Dame lange | ||
man hilft im ûz der kîchen, | dann hilft man ihm aus dem Keuchen heraus, | ||
daz er vil riuwic stât. | dass er dann viel Reue zeigt. | ||
er und etelîcher sîn geselle, | Er und irgendeiner seiner Gesellen, | ||
den ich tanzent an ir hant ersnelle, | den ich tanzend immerfort erwische, | ||
des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! | das sei gewiss, ich schlage ihn, dass ihm eine Elle offen steht! | ||
Im hilft niht sîn treie | Seine Treue hilft ihm nicht | ||
noch sîn hiubelhuot; | noch sein Haubenhut; | ||
ez wirt im in getrenket: | er wird getränkt: | ||
er zuhte ir einen bal. | Er zückte eine Kugel. | ||
erst ein toerscher leie; | Er ist ein törichter Laie; | ||
sîn tumbelîcher muot | sein törichter Mut | ||
der wirt im dâ bekrenket. | wird ihn verletzen. | ||
wil er vür Riuwental | Will er für Reuental | ||
hin und her sô vil gewentschelieren, | hin und her so sehr gewandelieren, | ||
er wirt wol zeteiset under vieren. | er wird wohl ... unter den Vieren. | ||
her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? | Herr Werenbreht, was kann ich dafür, wenn er taumelt? | ||
Die wîl ich die klingen | Die will ich klingend | ||
um mîne sîten trage, | an meiner Seite tragen, | ||
sô darf mir durch mîn sumber | daher darf mit durch meine Pauke | ||
niemen stechen nieht. | niemand hindurch stechen. | ||
er mouz vil wîte springen: | Er muss sehr weit wegspringen: | ||
begrîfe ichn mit dem slage, | Umfasse ich ihn nicht mit dem Schlage, | ||
ich slahe in, daz er tumber | schlage ich ihn, dass er taumelt | ||
schouwet nimmer lieht. | und nie mehr das Licht wieder erblickt. | ||
ich hilf im des lîbes in den aschen | Ich befördere seinen Leib in die Asche | ||
und slah im mit willen eine vlaschen, | und schlage ihn willentlich mit einer Flasche, | ||
daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. | sodass ihm die Hunde das Hirn von der Erde wegfressen müssen. | ||
Her Nîthart hât gesungen, | Herr Neidhart hat so gesungen, | ||
daz ich in hazzen wil | dass ich ihn dafür hassen will | ||
durch mînes neven willen, | durch meines Verwandten Willen, | ||
des neven er beschallt. | dessen Verwandten er beschuldigt hat. | ||
lieze ers unbetwungen! | Ließe er es doch ohne Zwang! | ||
es ist im gar ze vil. | Es ist ihm gar zu viel. | ||
enpflæge er sîner grillen | Entzöge er sich seines Zornes | ||
und het ouch der gewalt! | und auch der Gewalt! | ||
ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. | Es ist ein Schmähen, das meine Freude hemmt. | ||
wirt diu weibelroute mir gewetzet, | Wird das Gerichtsschwert mir gewetzt, | ||
ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. | trenne ich ihn auf, dass man wohl einen Sessel in ihn setzen könnte. |