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| den enkunde ich disen sumer nie von ir gedringen, || Den konnte ich diesen Sommer nicht von ihr verdrängen, | | den enkunde ich disen sumer nie von ir gedringen, || Den konnte ich diesen Sommer nicht von ihr verdrängen, | ||
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| sô der tanz gein âbent an der strâze gie entwer. || | | sô der tanz gein âbent an der strâze gie entwer. || als der Tanz gegen Abend auf der Straße (draußen) hin und her ging. | ||
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| mangen twerhen blic den wurfen sî mich mit den ougen an, || Manchen schiefen Blick warfen sie mir mit den Augen zu, | | mangen twerhen blic den wurfen sî mich mit den ougen an, || Manchen schiefen Blick warfen sie mir mit den Augen zu, | ||
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| daz ich sunder mînes guoten willen vor in beiden ie ze sweime muose gân. || sodass ich gegen meinen guten Willen gehen musste. | | daz ich sunder mînes guoten willen vor in beiden ie ze sweime muose gân. || sodass ich gegen meinen guten Willen/meine gute Absicht gehen musste. | ||
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| IV | | IV | ||
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| Wê, daz mich sô manger hât von lieber stat gedrungen || Wehe, dass mich so mancher von dem lieben Ort verdrängt hat | | Wê, daz mich sô manger hât von lieber stat gedrungen || Wehe, dass mich so mancher von dem lieben Ort verdrängt hat | ||
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| beidiu von der guoten unde ouch wîlent anderswâ! || sowohl von diesem Guten als auch | | beidiu von der guoten unde ouch wîlent anderswâ! || sowohl von diesem Guten als auch einst von woanders! | ||
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| oedelîchen wart von in ûf mînen tratz gesprungen. || Widerlich war ihr Tanz, was mir missfällt. | | oedelîchen wart von in ûf mînen tratz gesprungen. || Widerlich war ihr Tanz, was mir missfällt. | ||
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| doch sô neic diu guote mir ein lützel über schildes rant. || Doch so neigte sich mir die Gute ein wenig über den Rand ihres Schildes. | | doch sô neic diu guote mir ein lützel über schildes rant. || Doch so neigte sich mir die Gute ein wenig über den Rand ihres Schildes. | ||
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| gerne mugt ir hoeren, wie die dörper sint gekleidet: üppiclîch ist ir gewant. || Gern könnt ihr hören, wie die Bauern gekleidet sind: | | gerne mugt ir hoeren, wie die dörper sint gekleidet: üppiclîch ist ir gewant. || Gern könnt ihr hören, wie die Bauern gekleidet sind: Übertrieben ist ihr Gewand. | ||
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| V | | V | ||
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| Enge röcke tragent sî und smale schaperûne, || Enge | | Enge röcke tragent sî und smale schaperûne, || Enge Westen und schmale Mäntel tragen sie, | ||
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| rôte hüete, rinkelohte schuohe, swarze hosen. || rote Hüte, Schnallenschuhe, schwarze Hosen. | | rôte hüete, rinkelohte schuohe, swarze hosen. || rote Hüte, Schnallenschuhe, schwarze Hosen. | ||
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| Engelmâr getet mir nie sô leide an Vriderûne, || Engelmâr und Vriderûne haben mir nie so ein Leid angetan, | | Engelmâr getet mir nie sô leide an Vriderûne, || Engelmâr und Vriderûne haben mir nie so ein Leid angetan, | ||
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| sam die zwêne tuont. ich nîde ir phellerîne phosen, || wie es die beiden machen. Ich hasse ihre | | sam die zwêne tuont. ich nîde ir phellerîne phosen, || wie es die beiden machen. Ich hasse ihre seidenen Gürteltaschen, | ||
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| die si tragent: dâ lît inne ein wurze, heizet ingewer. || die sie tragen: darinnen ist eine Würzel, die Ingwer heißt. | | die si tragent: dâ lît inne ein wurze, heizet ingewer. || die sie tragen: darinnen ist eine Würzel, die Ingwer heißt. | ||
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| sie stritten mit einander einen ganczen summer langen tag. || Sie stritten miteinandern einen ganzen langen Sommertag. | | sie stritten mit einander einen ganczen summer langen tag. || Sie stritten miteinandern einen ganzen langen Sommertag. | ||
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| das ir geläße sahe herre Neithart, do er in dem vas bey dem wein lag. || Dieses Benehmen sah Neidhart, als der | | das ir geläße sahe herre Neithart, do er in dem vas bey dem wein lag. || Dieses Benehmen sah Neidhart, als der in dem Weinfass lag. | ||
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| Sagte ich nû diu maere, wie siz mit ein ander schuofen, || Berichtete ich nun die Geschichte, wie sie miteinander sind, | | Sagte ich nû diu maere, wie siz mit ein ander schuofen, || Berichtete ich nun die Geschichte, wie sie miteinander sind, | ||
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| des enweiz ich niht: ich schiet von danne sâ zehant. || | | des enweiz ich niht: ich schiet von danne sâ zehant. || dann würde ich lügen: Ich machte mich schnell davon. | ||
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| manneglîch begunde sînen vriunden vaste ruofen; || Alle fingen an, ihre Freunde laut zu rufen; | | manneglîch begunde sînen vriunden vaste ruofen; || Alle fingen an, ihre Freunde laut zu rufen; | ||
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|Dô kam schiere ein geteline geloufen von dem strîte: || Da kam ein Bursche durch den Streit hergelaufen: | |Dô kam schiere ein geteline geloufen von dem strîte: || Da kam ein Bursche durch den Streit hergelaufen: | ||
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|den frâgt ich der maere. "Willeher mit ellen streit. || den fragte ich nach der Geschichte. "Willeher streitet mit | |den frâgt ich der maere. "Willeher mit ellen streit. || den fragte ich nach der Geschichte. "Willeher streitet mit vollem Einsatz. | ||
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| Hildeboltes schapperûn der ist zerzerret wîte || Hildebolts Mantel ist überall zerrissen | | Hildeboltes schapperûn der ist zerzerret wîte || Hildebolts Mantel ist überall zerrissen | ||
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| und dar zuo sîn enger roc wol drîer spannen breit." || und dazu ist | | und dar zuo sîn enger roc wol drîer spannen breit." || und dazu ist seine enge Weste drei Spannen breit." | ||
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| daz geschach umb eine wurzen, die man ûz der hende ir brach. || Das geschah wegen einer Wurzel, die man ihr aus den Händen riss. | | daz geschach umb eine wurzen, die man ûz der hende ir brach. || Das geschah wegen einer Wurzel, die man ihr aus den Händen riss. | ||
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| von dem edeln vürsten, der mich nû behûset hât. || von dem edlen Fürst, der mich nun behütet hat. | | von dem edeln vürsten, der mich nû behûset hât. || von dem edlen Fürst, der mich nun behütet hat. | ||
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| hie ze Medelicke bin ich immer âne ir aller danc. || Hier in | | hie ze Medelicke bin ich immer âne ir aller danc. || Hier in Melk bin ich immer mit all ihrem Dank. | ||
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| mir ist leit, daz ich von Eppen und von Gumpen ie ze Riuwental sô vil gesanc. || Mir ist es leid, dass ich von Eppen und Gumpen im Reuental so viel gesungen habe. | | mir ist leit, daz ich von Eppen und von Gumpen ie ze Riuwental sô vil gesanc. || Mir ist es leid, dass ich von Eppen und Gumpen im Reuental so viel gesungen habe. | ||
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| ez sol ein man mit fremden frouwen niht ze vil gezecken, || Ein Mann soll mit fremden Damen nicht so viel herumnecken, | | ez sol ein man mit fremden frouwen niht ze vil gezecken, || Ein Mann soll mit fremden Damen nicht so viel herumnecken, | ||
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| der der wâren schulde an sîner keine vunden hât. || der an seiner | | der der wâren schulde an sîner keine vunden hât. || der an seiner Frau keine Schuld findet. | ||
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| er niez sîn tegelîche spîse (der hât er dâ heime genouc), || Er genießt seine tägliche Speise (von der er daheim genug hat), | | er niez sîn tegelîche spîse (der hât er dâ heime genouc), || Er genießt seine tägliche Speise (von der er daheim genug hat), | ||
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| Xb | | Xb | ||
|- | |- | ||
| Sach ab ieman jenen mit der gickelvêhen täcken? || Sah jemand jenen mit der bunten | | Sach ab ieman jenen mit der gickelvêhen täcken? || Sah jemand jenen mit der bunten Decke? | ||
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| die treget er ûf der hende und klopfet ûf sîn niuwez swert: || Die er | | die treget er ûf der hende und klopfet ûf sîn niuwez swert: || Die er in der Hand trägt und auf sein neues Schwert klopft: | ||
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| dâ mite er uns des nahtes ab der gazzen wil erschrecken. || damit will er uns nachts auf den Straßen erschrecken. | | dâ mite er uns des nahtes ab der gazzen wil erschrecken. || damit will er uns nachts auf den Straßen erschrecken. | ||
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| der selbe dünket sich noch mêr dan drîer bônen wert, || Derselbe denkt, er wäre mehr als drei Bohnen wert, | | der selbe dünket sich noch mêr dan drîer bônen wert, || Derselbe denkt, er wäre mehr als drei Bohnen wert, | ||
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| als er danne gerûzet unde gedraeset, der vil übele man, || als er dann lärmt und | | als er danne gerûzet unde gedraeset, der vil übele man, || als er dann lärmt und schnaubt, der sehr üble Mann, | ||
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| und im sîn täcke ringeleht erklinget dem gelîche, als er trage ein goller an. || und ihm ertönt seine ringelnde | | und im sîn täcke ringeleht erklinget dem gelîche, als er trage ein goller an. || und ihm ertönt seine ringelnde Decke, als ob er eine Schelle trage. | ||
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Version vom 3. Dezember 2020, 22:00 Uhr
Übersetzungen HS "Neidhart und seine Follower"
Übersetzung 1: Winterlied 10 (Neidhart)
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
---|---|
I | |
Dô der liebe summer | Als der freudige Sommer |
ureloup genam, | sich verabschiedet hatte, |
dô muose man der tänze | da musste man die Tänze |
ûfm anger gar verphlegen. | auf der Wiese beenden. |
des gewan sît kummer | Seither bereitete dies |
der herre Gunderam: | dem Herrn Gunderam Kummer: |
der muose ouch sîn gestränze | Denn dieser musste auch seine Angeberei |
dô lâzen under wegen. | aus diesem Grund sein lassen. |
der ist bickelmeister disen winder: | Diesen Winter ist er Meister beim Würfelspiel. |
œder gouch ist in dem lande ninder; | Einen törichteren Dummkopf gibt in dem Land nicht; |
sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. | Sein Schwert/Gassenräumer gafft stets zum Hintern. |
II | |
Waz er an den meiden | Was er sich bei den Mädchen |
wunder dâ begât, | für Unvorstellbares herausnahm, |
ê daz mîn vrouwe Schelle | bevor meine Dame Glocke |
volende ir gebot! | ihre Anweisung vollbrachte. |
erst vil unbescheiden, | Er ist sehr unverschämt, |
wan swelhe er bestât | denn jede, der er nahe steht, |
diu wirt von slegen helle | die wird bleich durch Schläge |
und mîdende den spot; | und zieht sich daraufhin von Verspottung zurück. |
dâ von lâzen alle ir smutzmunden, | Aus diesem Grund sollen alle ihr Schmunzeln lassen, |
des die jungen niht veheln erkunden! | das die Jungen nicht vergeben können! |
des hât ir hant von solher meisterschefte dicke erphunden | Dafür hat ihre Hand wiederholt Gewalt/Prügel erfahren. |
III | |
Immer, sô man vîret, | Immer, wenn man feiert, |
sô hebent sî sich dar | machen sie sich |
mit einer samenunge, | mit einer Gesellschaft auf, |
den ich wol schaden gan. | der ich gewiss Schaden wünsche. |
Werenbreht der lîret, | Werenbrecht spielt auf der Leier, |
sô sumbert Sigemâr. | während Siegmar trommelt. |
daz in dâ misselunge, | Dass ihnen das misslinge, |
daz læge et eben an! | das wäre angemessen! |
daz sich doch vil lîhte mac verrîden: | Das kann sich noch schnell verändern/ Das kann sich schnell alles wenden: |
wellents ir getelse niht vermîden, | Wenn sie mit ihrer Zügellosigkeit nicht aufhören wollen, |
sich mugen zwêne an mîner weibelruoten wol versnîden. | so mögen sie sich zwei an meinem Gerichtsschwert gewiss schneiden/verletzen. |
IV | |
Kœme ich zeinem tanze, | Käme ich zu einem Tanz, |
dâs alle giegen bî, | bei dem alle mitmachten, |
dâ wurde ein spiel von hende | so würde ein Spiel |
mit beiden ekken zuo. | mit beiden Schwertschneiden beginnen. |
lîhte geviele ein schanze, | Vielleicht fiele ein Wurf so, |
daz vor mir lægen dri. | dass drei vor mir lägen. |
ich hielte ez âne wende, | Ich hielte es für unveränderlich, |
verbüte ez einer vruo. | es sei denn es würde jemand vorher unterbinden. |
sige und sælde hulfen mir gewinnen, | Sieg und Glück würden mir helfen zu gewinnen, |
daz si halbe müesen dan entrinnen. | sodass sie zur Hälfte davonlaufen müssen. |
nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! | Nun zieht euren Einsatz und lasst eure Ausgelassenheit verrinnen! |
V | |
Sîne weidegenge | Seine Jagdausflüge, |
die verewent mich grâ | die lassen mich grau werden, |
swenn er verwendeclîchen | immer wenn er hochmütig |
vür mîne vrouwen gât | zu meiner Dame geht. |
trîbet erz die lenge, | Treibt er es in die Länge, |
bestât er danne dâ, | bleibt er dabei, |
man hilft im uz der kîchen, | hilft man ihm bei dem Keuchen, |
daz er viel riuwuc stât, | sodass es schmerzerfüllt ist, |
er und etêlicher sîn geselle, | Er und seine treuen Gesellen, |
den ich tanzent an ir habt ersnelle, | die ich tanzend an ihrer Hand erwische, |
des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! | die können sich gewiss sein, dass ich so schlage, dass ihr Arm offen klafft. |
VI | |
Im hilft niht sîn treie | Ihm hilft weder sein Wams, |
noch sîn hiubelhuot; | noch sein Helm; |
ez wirt im in getrenket: | An ihm wird Rache genommen, |
er zuhte ir einen bal. | da er ihr einen Ball entriss. |
erst ein tœrscher leie; | Er ist ein törichter Dummkopf, |
sîn tumbelîcher muot | seine törichter Gesinnung, |
der wirt im dâ bekrenket, | der wird gekränkt, |
wil er vür Riuwental | weil er vor Reuental |
hin und her sô vil gewentschelieren, | so umherstreichen will, |
er wirt wol zezeiset under vieren. | wird er gewiss zerzaust. |
her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? | Herr Werenbrecht, was kann ich dafür, wenn für ihn etwas abfallen wird? |
VIa | |
Die wîl ich die klingen | solange ich die Klingen |
um mîne sîten trage, | an meiner Seite trage, |
sô darf mir durch mîn sumber | damit mir niemand durch mein Geflecht |
niemen stechen nieht | stechen kann. |
er muoz vil wîte springen: | Er muss sehr weit galoppieren: |
begrîfe ichn mit dem slage, | Wenn ich in mit dem Schlag erreiche, |
ich slahe in, daz er tumber | so schlüge ich ihn, sodass der er verblendet |
schouwet nimmer lieht. | nie wieder das Licht erblicken kann. |
ich hilf im des lîbes in den aschen | Ich helfe ihm seinen Leib in die Asche zu bringen |
und slah im mit willen eine vlaschen, | und schlage ihn entschlossen mit einer Flasche, |
daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. | sodass ihm die Hunde seinen Kopf von der Erde naschen können. |
VIb | |
Her Nîthart hât gesungen, | Herr Neidhart hat gesungen, |
daz ich in hazzen wil | sodass ich ihn hassen will |
durch mînes neven willen, | um meines Verwandten willen, |
des neven er beschalt. | dessen Verwandte er beleidigt. |
lieze ers unbetzungen: | Ließe er es unbekümmert: |
es ist im gar ze vil. | ist es ihm gar zu viel. (Über seine Möglichkeiten) |
enpflæge er sîner grillen | Entziehe er sich seiner Grille |
und het ouch der gewalt! | und auch der Gewalt! |
ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. | Es ist ein Ärgernis, das mich meiner letzten Freude beraubt. |
wirt diu weibelruote mir gewetzet, | Wird das Gerichtsschwert mir geschliffen, |
ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. | so schneide ich ihn so auf, dass man einen Sessel in ihn setzen kann. |
Übersetzung 2: Sommerlied 4 (Neidhart)
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
---|---|
I | |
Heid, anger, walt in fröuden stât; | Heide, Anger, Wald im fröhlichen Zustand; |
diu hânt sich bereitet mit ir besten wât, | sie sind mit ihrem besten Gewand geschmückt, |
die in der meie hât gesant. | die ihnen der Mai gegeben hat. |
sî wir alle | Sie und wir alle |
frô mit schalle! | Froh mit Jubel! |
sumer ist komen in diu lant. | Der Sommer ist ins Land gekommen. |
II | |
Wol ûz der stuben, ir stolzen kint, | Hinaus aus der Stube, ihr prächtigen Kinder, |
lât iuch ûf der strâze sehen! hin ist der scherfe wint | lasst euch auf der Straße sehen! Der starke Wind ist fort |
unde ouch der viel kalte snê. | und auch der sehr kalte Schnee. |
hebt iuch balde | Brecht bald |
zuo dem walde! | zum Wald auf! |
vogelîn singent, den was wê. | Die Vögelchen singen sonst Wehklagen. |
III | |
Diu sint ergetzet leides gar. | Sie sind vom Leid entschädigt. |
ir sult mirz gelouben! nemt sîn selbe war, | Ihr sollt es mir es mir glauben! Nehmt selbst wahr, |
waz der sumer erzeiget hât! | was der Sommer geleistet hat! |
er wil rîchen | Er will |
sicherlîchen | gewiss |
manegen boum mit louber wât. | zahlreiche Bäume mit einem Laubgewand schmücken. |
IV | |
Die nû vor grôzen huote megen, | Die nun großen Schutz haben wollen, |
die suln balde ir bestez vîrtacgwant an legen, | die sollen bald ihr bestes Festtagsgewand anlegen, |
lâzen sich dar inne ersehen! | und sich darin sehen lassen! |
wir suln schouwen | Wir sollen |
vor den ouwen | auf den Wiesen erblicken, |
maneger hande bluomen brehen. | wie Hände zahlreiche Blumen brechen/pflücken. |
V | |
Swie Riuwental mîn eigen sî, | Auch wenn Reuental mein Eigen sei, |
ich bin disen sumer aller sorgen frî, | bin ich diesen Sommer von allen Sorgen befreit, |
sît der winter ist dâ hin. | seitdem der Winter vergangen ist. |
ich wil êren | Ich will |
die jungen êren | die Jungen |
freude: dar nâch stêt mîn sin. | die Freude lehren: Danach steht mir der Sinn. |
Übersetzung 3: Sommerlied 18 (Neidhart)
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
---|---|
I | |
"Uns wil ein sumer komen", | "Der Sommer wird bald kommen", |
sprach ein magt: "jâ hân ich den von Riuwental vernomen. | sprach ein Mädchen: "Ja, das habe ich von Reuental gehört. |
jâ wil ich in loben. | Ja, ich will ihn loben. |
mîn herze spilt gein im vor vreuden, als ez welle toben. | Mein Herz springt wegen ihm so vor Freunde, als ob es toben wollen würde. |
ich hœr in dort singen vor den kinden. | Ich höre ihn dort vor den Kindern singen. |
jâne wil ich nimmer des erwinden, | Damit will ich nicht mehr aufhören, |
ich springe an sîner hende zuo der linden." | ich springe an seiner Hand zu den Linden." |
II | |
Diu muoter rief ir nâch; | Die Mutter rief ihr hinterher; |
sî sprach : "tohter, volge mir, niht lâ dir wesen gâch! | Sie sprach: "Tochter, folge mir, handle nicht so voreilig!" |
weistû, wie geschach | Weißt du, was |
dîner spielen Jiuten vert, alsam ir eide jach? | sowohl deiner tanzenden Jiuten als auch ihrer Mutter widerfahren ist? |
der wuohs von sînem reien ûf ir wempel, | Der wuchs durch seine Reientänze der Bauch |
und gewan ein kint, daz hiez si lempel: | und sie bekam ein Kind, das sie Lempel nannte: |
alsô lêrte er sî den gimpelgempel." | So lehrte er sie den Gimpelgempel." |
III | |
"Muoter, lât iz sîn! | "Mutter, lass das sein! |
er sante mir ein rôsenschapel, daz het liehten schîn, | Er schickte mir einen Rosenkranz, der einen leuchtenden Schein |
ûf daz houbet mîn, | auf meinem Kopf hat, |
und zwêne rôten golzen brâhte er her mir über Rîn: | und zwei rote Strümpfe brachte er mir über den Rhein: |
die trag ich noch hiwer an mînem beine. | die trage ich noch heute an meinen Beinen. |
des er mich bat, daz weiz ich niewam eine. | Um was er mich bat, das weiß nur ich allein. |
jâ volge ich iuwer ræte harte kleine." | Ja, deshalb werde ich eurem Rate überhaupt nicht folgen! |
IV | |
Der muoter der wart leit, | Der Mutter war es leid, |
daz diu tohter niht enhôrte, daz si ir vor geseit; | dass ihre Tochter nicht darauf hörte, was sie ihr davor gesagt hatte; |
iz sprach diu stolze meit: | So sprach das stolze Mädchen: |
"ich hân im gelobt: des hât er mîne sicherheit. | "Ich habe es ihm versprochen: daher hat er mein Wort. |
waz verliuse ich dâ mit mîner êren? | Warum sollte ich damit meine Ehre verlieren? |
jâne wil ich nimmer widerkêren, | Ja, ich will niemals wieder zurückkommen, |
er muoz mich sîne geile sprünge lêren." | er muss mir seine wilden Sprüngen beibringen." |
V | |
Diu muoter sprach: "wol hin! | Die Mutter sprach: "Dann geh! |
verstû übel oder wol, sich, daz ist dîn gewin: | dir wird es wohl oder übel ergehen, das ist dein Lohn: |
dû hâst niht guoten sin. | Du hast keine gute Wahrnehmung. |
wil dû mit im gein Riuwental dâ bringet er dich hin: | So wirst du mit ihm ins Reuental gehen, denn da bringt er dich hin: |
alsô kan sîn treiros dich verkoufen. | So kann seine Melodie dich verkaufen. |
er beginnt dich slahen, stôzen, roufen | Er beginnt dich zu schlagen, zu stoßen und zu prügeln |
und müezen doch zwô wigen bî dir loufen." | und es müssen doch zwei Wiegen bei dir laufen." |
Übersetzung 4: Winterlied 24 (Neidhart)
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
---|---|
I | |
Sumer, dîner süezen weter müezen wir uns ânen: | Sommer, wir müssen nun auf dein schönes Wetter verzichten; |
dirre kalte winder trûren unde senen gît. | Der kalte Winter weckt Trauer und Sehnsucht nach dir. |
ich bin ungetroestet von der lieben wolgetânen. | Ich werde nicht von der lieben Schönen getröstet. |
wie sol ich vertrîben dise lange swaere zît, | Wie soll ich diese lange und schwere Zeit verbringen, |
diu die heide velwet unde mage bluomen wolgetân? | die die Wiesen und die vielen schönen Blumen verwelken lässt? |
dâ von sint die vogele in dem walde des betwungen, daz si ir singen müezen lân. | Davon werden die Vögel im Wald gequält, da sie ihr Singen lassen müssen. |
II | |
Alsô hât diu vrouwe mîn daz herze mir betwungen, | Also hat mir die Dame mein Herz gebrochen, |
daz ich âne vröude muoz verswenden mîne tage. | sodass ich meine Tage ohne Freude verstreichen lassen muss. |
ez vervaehet niht, swaz ich ir lange hân gesungen; | Es war erfolglos, was auch immer ich ihr lange vorgesungen habe; |
mir ist alsô maere, daz ich mêre stille dage. | Mir ist also egal, dass ich für länger still bin. |
ich geloube niht, daz sî den mannen immer werde holt: | Ich glaube nicht, dass sie den Männern wieder hold wird: |
wir verliesen, swaz wir dar gesingen unde gerûnen, ich und jener Hildebolt. | Wir verlieren, egal was wir singen und raunen, ich und jener Hildebolt. |
III | |
Der ist nû der tumbist under geilen getelingen, | Der ist nun der Dümmste unter den fröhlichen Gesellen, |
er und einer, nennet man den jungen Willegêr: | er und einer, den man den jungen Willegêr nennt: |
den enkunde ich disen sumer nie von ir gedringen, | Den konnte ich diesen Sommer nicht von ihr verdrängen, |
sô der tanz gein âbent an der strâze gie entwer. | als der Tanz gegen Abend auf der Straße (draußen) hin und her ging. |
mangen twerhen blic den wurfen sî mich mit den ougen an, | Manchen schiefen Blick warfen sie mir mit den Augen zu, |
daz ich sunder mînes guoten willen vor in beiden ie ze sweime muose gân. | sodass ich gegen meinen guten Willen/meine gute Absicht gehen musste. |
IV | |
Wê, daz mich sô manger hât von lieber stat gedrungen | Wehe, dass mich so mancher von dem lieben Ort verdrängt hat |
beidiu von der guoten unde ouch wîlent anderswâ! | sowohl von diesem Guten als auch einst von woanders! |
oedelîchen wart von in ûf mînen tratz gesprungen. | Widerlich war ihr Tanz, was mir missfällt. |
ir gewaltes bin ich vor in mînem schophe grâ. | Wegen ihrer Gewalt wird mein Haar ganz grau. |
doch sô neic diu guote mir ein lützel über schildes rant. | Doch so neigte sich mir die Gute ein wenig über den Rand ihres Schildes. |
gerne mugt ir hoeren, wie die dörper sint gekleidet: üppiclîch ist ir gewant. | Gern könnt ihr hören, wie die Bauern gekleidet sind: Übertrieben ist ihr Gewand. |
V | |
Enge röcke tragent sî und smale schaperûne, | Enge Westen und schmale Mäntel tragen sie, |
rôte hüete, rinkelohte schuohe, swarze hosen. | rote Hüte, Schnallenschuhe, schwarze Hosen. |
Engelmâr getet mir nie sô leide an Vriderûne, | Engelmâr und Vriderûne haben mir nie so ein Leid angetan, |
sam die zwêne tuont. ich nîde ir phellerîne phosen, | wie es die beiden machen. Ich hasse ihre seidenen Gürteltaschen, |
die si tragent: dâ lît inne ein wurze, heizet ingewer. | die sie tragen: darinnen ist eine Würzel, die Ingwer heißt. |
der gap Hildebolt der guoten eine bî dem tanze; die gezuhte ir Willegêr. | Die gab Hildebolt der Guten beim Tanz, die ihr Willegêr wegnahm. |
Va | |
Gern west ich, wie es die torpper vnter einander trachten. | Gerne wüsste ich, wie sich die Bauern untereinander anziehen. |
sie trugen peckkelhauben, darczu lange swert. | Sie trugen Pickelhauben und dazu lange Schwerter. |
ir spottigkeit, ir laster sie gar zu laster brachten: | Ihr Spotten und ihre Laster brachten gar Schande: |
des wurdens durch die goller mer denn halb gewert | aus diesem Grund wurden sie durch ihre Späße noch mehr verdorben. |
sie stritten mit einander einen ganczen summer langen tag. | Sie stritten miteinandern einen ganzen langen Sommertag. |
das ir geläße sahe herre Neithart, do er in dem vas bey dem wein lag. | Dieses Benehmen sah Neidhart, als der in dem Weinfass lag. |
VI | |
Sagte ich nû diu maere, wie siz mit ein ander schuofen, | Berichtete ich nun die Geschichte, wie sie miteinander sind, |
des enweiz ich niht: ich schiet von danne sâ zehant. | dann würde ich lügen: Ich machte mich schnell davon. |
manneglîch begunde sînen vriunden vaste ruofen; | Alle fingen an, ihre Freunde laut zu rufen; |
einer der schrê lûte: „hilf, gevater Weregant!“ | einer schrie laut: "Hilfe, Gevatter Weregant!" |
er was lîhte in grôzen noeten, dô er sô nâch helfe schrê. | Er war in großer Not, als er so nach Hilfe schrie. |
Hildeboldes swester hôrte ich eines lûte schrîen: „wê mir mînes bruoder, wê!“ | Hildebolds Schwester hörte den lauten Schrei: "Oh weh, mein Bruder, oh weh!" |
VIa | |
Dô kam schiere ein geteline geloufen von dem strîte: | Da kam ein Bursche durch den Streit hergelaufen: |
den frâgt ich der maere. "Willeher mit ellen streit. | den fragte ich nach der Geschichte. "Willeher streitet mit vollem Einsatz. |
Hildeboltes schapperûn der ist zerzerret wîte | Hildebolts Mantel ist überall zerrissen |
und dar zuo sîn enger roc wol drîer spannen breit." | und dazu ist seine enge Weste drei Spannen breit." |
daz geschach umb eine wurzen, die man ûz der hende ir brach. | Das geschah wegen einer Wurzel, die man ihr aus den Händen riss. |
des engalt vil mangiu spaehiu hûbe, die man bî dem tanze zerzerret ligen sach. | Das gilt vielen schönen Hauben, die man bei dem Tanz zerrissen liegen sah. |
VII | |
Wâ bî sol man mîn geplätze hinne vür erkennen? | Wie soll man mein Gerede in Zukunft erkennen? |
hie envor dô kande man iz wol bî Riuwental. | Früher kannte man es wohl unter dem Namen Reuental. |
dâ von solde man mich noch von allem rehte nennen: | So sollte man mich zu Recht nennen: |
nust mir eigen unde lêhen dâ gemezzen smal. | nur habe ich wenig Eigentum und Lehen. |
kint, ir heizet iu den singen, der sîn nû gewaltic sî! | Kinder, heißt den singen, der am gewaltigsten sei! |
ich bin sîn verstôzen âne schulde: mîne vriunt, nu lâzet mich des namen vrî! | Ich wurde ohne Schuld verstoßen: Meine Freunde, lasst mich von diesem Namen frei! |
VIII | |
Ich hân mînes herren hulde vloren âne schulde: | Ich habe die Ehre meines Herrn ohne Schuld verloren: |
dâ von so ist mîn herze jâmers unde trûrens vol. | Da ist mein Herz voll mit Jammer und Trauer. |
rîcher got, nu rihte mirz sô gar nâch dîner hulde, | Reicher Gott, ich richte mich gar nach deiner Huld, |
manges werden friundes daz ich mich des ânen sol! | lass mich Freunde finden, sodass ich mich daran erinnern soll! |
des hân ich ze Beiern lâzen allez, daz ich ie gewan, | Das, was ich je gewann, habe ich alles in Bayern gelassen, |
unde var dâ hin gein Ôsterrîche und wil mich dingen an den werden Ôsterman. | und ich will nach Österreich gehen und ein Mann werden. |
IX | |
Mîner vînde wille ist niht ze wol an mir ergangen: | Meiner Freunde Willen ist mir nicht wohlergangen: |
wolde ez got, sîn mähte noch vil lîhte werden rât. | Wollte es Gott, so könnte seine Macht etwas verhindern. |
in dem lande ze OEsterrîche wart ich wol enphangen | In dem Land Österreich wurde ich wohl empfangen |
von dem edeln vürsten, der mich nû behûset hât. | von dem edlen Fürst, der mich nun behütet hat. |
hie ze Medelicke bin ich immer âne ir aller danc. | Hier in Melk bin ich immer mit all ihrem Dank. |
mir ist leit, daz ich von Eppen und von Gumpen ie ze Riuwental sô vil gesanc. | Mir ist es leid, dass ich von Eppen und Gumpen im Reuental so viel gesungen habe. |
IXa | |
Her Nîthart hât uns hie verlâzen als diu krâ den stecken, | Herr Neidhart hat uns hier verlassen, wie die Krähe den Stecken, |
diu dâ hinne fliuget unde sitzet ûf ein sât. | die fliegt dahin und setzt sich auf einer Saat nieder. |
ez sol ein man mit fremden frouwen niht ze vil gezecken, | Ein Mann soll mit fremden Damen nicht so viel herumnecken, |
der der wâren schulde an sîner keine vunden hât. | der an seiner Frau keine Schuld findet. |
er niez sîn tegelîche spîse (der hât er dâ heime genouc), | Er genießt seine tägliche Speise (von der er daheim genug hat), |
lâz Hildebolten mit gemache! ez was ein eichel, die er bî im in dem biutel truoc. | lass Hildebolt in Ruhe! Es war eine Eichel, die er bei sich im Beutel trug. |
X | |
Rädelohte sporen treit mir Fridepreht ze leide, | Radförmige Sporen trägt mir Fridedpreht zur Leide, |
niuwen vezzel hât er baz dan zweier hende breit. | einen neuen Schhwertgurt hat er, mehr als zwei Hände breit. |
rucket er den afterreif hin wider ûf die scheide, | Wenn er das Band wieder auf die Scheide rückt, |
wizzet, mîne vriunde, daz is mir ein herzenleit! | wisset, meine Freunde, dass mir das ein Herzensleid ist! |
zwêne niuwe hantschuoh er unz ûf den ellenbogen zôch. | Zwei neue Handschuhe zog er auf den Ellenbogen. |
mugt ir hoeren, wie der selbe gemzinc von der lieben hiuwer ab dem tanze vlôch? | Möchtet ihr hören, wie derselbe Gemsbock von der Liebe dieses Jahr von dem Tanz floh? |
Xa | |
Er gap versengelt wol, rehte als im waer an gebunden | Er liegt wohl, als ob ihm |
ein swînes blâse, alsô man den wilden hunden tuot. | eine Schweinsblase angebunden worden wäre, so wie man es bei den wilden Hunden macht. |
ofte brach er sînen zelt, als sî doch wol befunden, | Oft unterbrach er seinen Schritt, als sie ihn doch fanden, |
Hatze und Pletze und jeniu ir gespile Hademuot. | Hatze und Pletze und jene Gespielin Hademuot. |
frâget Engeltrûten, wiez laeg umbe ir bruoder Fridebreht! | Fragt Engeltrût, wie es um ihren Bruder Fridebreht steht! |
"ach ach, er hât verrenket sich vor vorhte", alsô hât si mir geseit, "der toersche kneht." | Ach ach, er hat sich vor Furcht verrenkt"; so hat sie er mir gesagt, "der dumme Knabe." |
Xb | |
Sach ab ieman jenen mit der gickelvêhen täcken? | Sah jemand jenen mit der bunten Decke? |
die treget er ûf der hende und klopfet ûf sîn niuwez swert: | Die er in der Hand trägt und auf sein neues Schwert klopft: |
dâ mite er uns des nahtes ab der gazzen wil erschrecken. | damit will er uns nachts auf den Straßen erschrecken. |
der selbe dünket sich noch mêr dan drîer bônen wert, | Derselbe denkt, er wäre mehr als drei Bohnen wert, |
als er danne gerûzet unde gedraeset, der vil übele man, | als er dann lärmt und schnaubt, der sehr üble Mann, |
und im sîn täcke ringeleht erklinget dem gelîche, als er trage ein goller an. | und ihm ertönt seine ringelnde Decke, als ob er eine Schelle trage. |