Benutzer:Cenhinen: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
=Winterlied 13= | |||
I | |||
Wie überwinde ich beide | |||
meinen Leib und die Sommerzeit? | |||
Ich kann die Wohlgestalteten in so kurzer Zeit nicht ausreichend beklagen. | |||
Von so großem Leid, | |||
das mir Reue ohne Freude gibt, | |||
trauere ich wohl verschuldet nun an diesen trüben Tagen, | |||
die uns den Winter ankünden, der uns viel Freude raubt. | |||
Des Gesanges haben die kleinen Vögel nun abgeschworen, | |||
genau so möchte ich auch mein Singen verstummen lassen. | |||
II | |||
Es soll mich nicht erfassen, | |||
mein Trost und mein lieber Wahn, | |||
ich weiß doch, mit welcher Gnade/Glückseligkeit ich mich trösten kann. | |||
Wohl mag sie verschmähen | |||
meinen Dienst, den ich ihr | |||
lange geleistet habe und den ich stets mit Treue/Gewissenhaftigkeit pflegte. | |||
Dennoch tue ich es noch immer gerne, ich möchte es genießen, | |||
sodass mich die Dorftölpel nicht meines Lohnes verstoßen/berauben. | |||
Dessen ist Uoze greifend und sein roher/rauer Schabernack. | |||
III | |||
Engelwan und Uoze | |||
die zwei sind mir verhasst | |||
(Schaden und Neid muss ich mir von ihnen gefallen lassen) | |||
und der geile Ruoze: | |||
wie teuer er sich vermaß/verschätzte, | |||
(er glaubte), er könne gegen mich durch sie/mit ihrer Hilfe bestehen! Die drei Widersacher | |||
beraten sich und brüten (wie sie es anstellen können), dass ich ohne Lohn bleibe. | |||
Folge nicht ihrer Lehre/ihrem Beispiel, edle Dame, Liebste aller Frauen! | |||
Belohne meine Jahre, lass ihnen Leid durch mich geschehen! | |||
IV | |||
Edle Dame, deine Güte | |||
die erkenne ich so mannigfaltig, | |||
dass ich noch fest auf Liebeslohn von dir hoffe. | |||
Das mich je bedrückten, | |||
diese Gecken/Stutzer (Lexer: spranz ‚der geck, stutzer‘ + sprënzen ‚in verschiedenen farben glänzen‘ + sprenzen ‚sprengen, spritzen‘) und ihre Gewalt, | |||
das war damals mit den Blumen. Nun will mir Engelwan | |||
deine Huld/Gunst stehlen: Das soll ihm misslingen, | |||
so dass hundert Schwerter auf seinem Kopf laut erklingen! | |||
Sie schneiden/stutzen ihn zurecht, sie zerütten/verderben ihm den ?(Holz)Span? | |||
V | |||
Seht euch Engelwan an, | |||
wie hoch er sein Haupt trägt! | |||
Wenn er mit gespanntem (umgeschnallten?) Schwert beim Tanz umhergeht, | |||
so ist er nicht ohne | |||
flämisch-höfisches Gebaren, (flämisch = belgisches Niederländisch + Region) | |||
mit der sein Vater Batze wenig zu schaffen hat. | |||
Nun ist sein Sohn ein widerlicher Trottel mit seiner rohen Haube | |||
Ich vergleiche sein Gepluster mit einer satten Taube, | |||
die mit vollem Kropf auf einem Kornkasten steht. | |||
VI | |||
Wer in seiner Heimlichkeit | |||
je Leib oder Leid gewann, | |||
dem sind meine Sorgen und mein Kummer wohl bekannt. | |||
Seit ich meinen Augen | |||
den Stich nicht verbieten kann, | |||
blicken sie dort hin, wo Ruoze an ihrer Hand tanzt, | |||
ich verlasse kaum/kümmerlich (im Sinne von ‚mit Mühe, schwerlich, schwach, gebrechlich‘), der ich mich selbst nicht entreißen kann: | |||
Solchen Wechsel nehmen, die da umwerben, in ihrem Geschäft. | |||
Minne/Liebesdienst, lass mich frei! Mich bezwingt sehr dein Band. | |||
VII | |||
Minne, deine Schnüre/Fesseln/Bänder | |||
die bezwingen mein Herz, | |||
sodass ich im Kampf wider dich keine Gegenwehr mehr aufbringen kann. | |||
Wie verstohlen rühre ich | |||
die Zimbel deiner Wohnkammer, | |||
so bin ich dessen bezwungen, dass ich dir Huld/ewigen Dienst schwöre. | |||
Frau Minne, deine Gewalt wider mich ist zu streng; | |||
Königin, deine Ungnade/Härte/Strenge verhänge nicht, | |||
damit sich mich nicht verderbe! Ja, ist sie über mich ein her(gefallen.) | |||
=Winterlied 24= | =Winterlied 24= | ||
Version vom 8. Dezember 2020, 16:44 Uhr
Winterlied 13
I
Wie überwinde ich beide
meinen Leib und die Sommerzeit?
Ich kann die Wohlgestalteten in so kurzer Zeit nicht ausreichend beklagen.
Von so großem Leid,
das mir Reue ohne Freude gibt,
trauere ich wohl verschuldet nun an diesen trüben Tagen,
die uns den Winter ankünden, der uns viel Freude raubt.
Des Gesanges haben die kleinen Vögel nun abgeschworen,
genau so möchte ich auch mein Singen verstummen lassen.
II
Es soll mich nicht erfassen,
mein Trost und mein lieber Wahn,
ich weiß doch, mit welcher Gnade/Glückseligkeit ich mich trösten kann.
Wohl mag sie verschmähen
meinen Dienst, den ich ihr
lange geleistet habe und den ich stets mit Treue/Gewissenhaftigkeit pflegte.
Dennoch tue ich es noch immer gerne, ich möchte es genießen,
sodass mich die Dorftölpel nicht meines Lohnes verstoßen/berauben.
Dessen ist Uoze greifend und sein roher/rauer Schabernack.
III
Engelwan und Uoze
die zwei sind mir verhasst
(Schaden und Neid muss ich mir von ihnen gefallen lassen)
und der geile Ruoze:
wie teuer er sich vermaß/verschätzte,
(er glaubte), er könne gegen mich durch sie/mit ihrer Hilfe bestehen! Die drei Widersacher
beraten sich und brüten (wie sie es anstellen können), dass ich ohne Lohn bleibe.
Folge nicht ihrer Lehre/ihrem Beispiel, edle Dame, Liebste aller Frauen!
Belohne meine Jahre, lass ihnen Leid durch mich geschehen!
IV
Edle Dame, deine Güte
die erkenne ich so mannigfaltig,
dass ich noch fest auf Liebeslohn von dir hoffe.
Das mich je bedrückten,
diese Gecken/Stutzer (Lexer: spranz ‚der geck, stutzer‘ + sprënzen ‚in verschiedenen farben glänzen‘ + sprenzen ‚sprengen, spritzen‘) und ihre Gewalt,
das war damals mit den Blumen. Nun will mir Engelwan
deine Huld/Gunst stehlen: Das soll ihm misslingen,
so dass hundert Schwerter auf seinem Kopf laut erklingen!
Sie schneiden/stutzen ihn zurecht, sie zerütten/verderben ihm den ?(Holz)Span?
V
Seht euch Engelwan an,
wie hoch er sein Haupt trägt!
Wenn er mit gespanntem (umgeschnallten?) Schwert beim Tanz umhergeht,
so ist er nicht ohne
flämisch-höfisches Gebaren, (flämisch = belgisches Niederländisch + Region)
mit der sein Vater Batze wenig zu schaffen hat.
Nun ist sein Sohn ein widerlicher Trottel mit seiner rohen Haube
Ich vergleiche sein Gepluster mit einer satten Taube,
die mit vollem Kropf auf einem Kornkasten steht.
VI
Wer in seiner Heimlichkeit
je Leib oder Leid gewann,
dem sind meine Sorgen und mein Kummer wohl bekannt.
Seit ich meinen Augen
den Stich nicht verbieten kann,
blicken sie dort hin, wo Ruoze an ihrer Hand tanzt,
ich verlasse kaum/kümmerlich (im Sinne von ‚mit Mühe, schwerlich, schwach, gebrechlich‘), der ich mich selbst nicht entreißen kann:
Solchen Wechsel nehmen, die da umwerben, in ihrem Geschäft.
Minne/Liebesdienst, lass mich frei! Mich bezwingt sehr dein Band.
VII
Minne, deine Schnüre/Fesseln/Bänder
die bezwingen mein Herz,
sodass ich im Kampf wider dich keine Gegenwehr mehr aufbringen kann.
Wie verstohlen rühre ich
die Zimbel deiner Wohnkammer,
so bin ich dessen bezwungen, dass ich dir Huld/ewigen Dienst schwöre.
Frau Minne, deine Gewalt wider mich ist zu streng;
Königin, deine Ungnade/Härte/Strenge verhänge nicht,
damit sich mich nicht verderbe! Ja, ist sie über mich ein her(gefallen.)
Winterlied 24
I
Sommer, auf dein süßes Wetter müssen wir (nun) verzichten:
Dieser kalte Winter gibt (nur) Trauern und Sehnen/Sehnsüchte.
Ich werde nicht getröstet von der lieben Wohlgestalteten/Schönen.
Wie soll ich mir diese lange schwere Zeit vertreiben,
die die Heide und viele schöne Blumen verwelkt?
Davon sind die Vögel im Wald gezwungen, dass sie ihr Singen sein lassen müssen.
II
Genau so hat meine edle Dame das Herz mir bezwungen,
dass ich ohne Freude meine Tage verschwenden muss.
Es verfängt (im Sinne von nützt) nichts, was ich ihr lange gesungen habe;
mir ist das genau bekannt, sodass ich fortan stillschweige.
Ich glaube nicht, dass sie den Männern jemals wieder hold/gewogen sein wird.
Wir verlieren, was wir ihr da gesungen und zugeraunt haben, ich und jener Hildebolt.
III
Der ist zurzeit der dümmste unter den geilen Bauernburschen,
er und einer, den man den jungen Willeger nennt:
den konnte ich diesen Sommer nie von ihr abdrängen,
wenn der Tanz gegen Abend auf der Straße hin und her ging.
Manchen schiefen Blick warfen sie mir mit den Augen zu,
sodass ich abgesondert/abseits von meiner guten Absicht vor ihnen beiden jeweils zu einem Schwung (abschweifende, ausweichende Bewegung) gehen musste.
IV
O weh, dass mich so mancher von einem geliebten Platz verdrängt hat
beide von der Guten und auch ehemals anderswo!
Widerwärtig (Lexer: œde adj. bei Neidhart ‚eitel, widerwärtig, dumm, töricht‘) war von ihnen mir zum Trotz gesprungen.
Aufgrund ihrer Gewalt bin ich vorzeitig auf meinem Schopf grau.
Dennoch neigte die Gute sich mich ein wenig über den Schildrand entgegen.
Gern sollt ihr hören, wie die Bauerntölpel gekleidet sind:
üppig (negativ konnotiert, im Sinne von protzig/überflüssig/eitel) ist ihr Gewand.
V
Enge Röcke tragen sie und schmale Kurzmäntel,
rote Hüte, mit Rinken/Schnallen versehen Schuhe, schwarze Beinlinge.
Engelmar tat mir nie so leidvolles bei Vriderune,
so wie die zwei es tun. ich neide ihnen ihr Beutel/Gürteltaschen aus kostbarem Seidenstoff,
die sie tragen: darin liegt eine Wurzel, die Ingwer heißt.
so eine gab Hildebolt der Guten beim Tanz; die zog/stahl ihr Willeger.
Va
Gerne wüsste ich, wie sich die Dörfler unter ihresgleichen trachten/kleiden.
Sie trugen Pickelhauben, dazu lange Schwerter.
Ihre Peinlichkeit, ihr Laster machten sie wahrlich zu einem Laster:
die wurden durch ihre Halskrause mehr als nur halb gewehrt.
Sie stritten miteinander einen ganzen Sommertag lang.
Ihr Gebaren sah Herr Neidhart, als er im Fass beim Wein lag.
VI
Erzählte ich euch nun die Geschichte, was sie miteinander taten,
so weiß ich es doch nicht: ich entfernte mich auf der Stelle.
Jeder begann nach seinen Freunden zu rufen;
einer, der schrie laut: „Hilf, Vater Weregant!“
Er befand sich wahrscheinlich in großen Nöten, als er so nach Hilfe schrie.
Hildebolts Schwester hörte ich ebenso laut schreien: „O weh, mein armer Bruder, weh!“
VIa
Da kam schnell ein Bauernlümmel vom Streit angelaufen:
Den fragte ich nach Neuigkeit. „Willeher kämpft mit großer Kraft.
Hildebolts Kurzmantel, der ist weit aufgerissen
und ebenso sein enger Rock, wohl drei Spannen breit.“
Das geschah wegen einer Wurzel, die man ihm aus der Hand brach/stahl.
Das galt auch für viele schöne hauben, die man beim Tanz zerrissen liegen sah.
VII
Woran soll man mein Geblök/Geplärr fortan erkennen?
Zuvor erkannte man es wohl bei (der Nennung des Wortes) ‚Jammertal‘.
Jetzt soll man mich erst recht so nennen:
Doch ist mir Eigen und Lehen schmal bemessen.
Kind/Mädchen, heißet nun den singen, der jetzt Gewalt über euch hat!
Ich bin schuldlos verstoßen: Mein Freund, nun befreit mich von diesem Namen!
VIII
Ich habe die Gunst meines Herrn schuldlos verloren:
Davon ist mein Herz von Jammer und Trauer voll.
Reicher Gott, so richte es mir nach deiner Güte,
dass ich nicht auch noch meine vielen kostbaren Freunde verliere!
Ich habe in Bayern alles gelassen, dass ich je besaß,
nun ziehe ich nach Österreich und will mich dem werten Ostermann (??) andienen.
IX
Der Wille meiner Feinde ist mir nicht gut ergangen:
Wollte es Gott, so möchte vielleicht noch ein Ausweg erscheinen. (Kommt Zeit, kommt Rat)
In dem Land zu Österreich wurde ich gut/freundlich empfangen
von dem edlen Fürsten, der mich nun mit einem Haus versorgt hat.
Hier, zu Medelick bin ich nun für immer ohne ihrer aller Dank.
Mir ist es leid, dass ich von Eppen und von Gumpen so viel über ‚Reuental‘ vorgesungen habe.
IXa
Herr Neidhart hat uns nun verlassen wie die Krähe den Stecken,
die dahin fliegt und auf der Saat sitzt.
Es soll ein Mann mit fremden Frauen nicht zu viel zecken (spielerisch necken),
der sich selbst überhaupt nicht für schuldig befunden hat.
Er genoss seine tägliche Speise (von der er daheim genug hatte),
lass Hildebolt mit Gemach/Nachsicht! Es war eine Eichel, die er bei sich im Beutel trug.
X
Mit Rädern versehen Sporen trägt Frideprecht, mir zum Leid/Ärger,
ein neues Band (Schwert oder Schild?) hat er, besser als zwei Hände breit.
Rückt er den Hinter-Ring wieder auf die Scheide,
wisset, meine Freunde, das ist mir ein Herzensleid!
Zwei neue Handschuhe zog er uns auf die Ellbogen.
Wollt ihr hören, wie derselbe Gemsbock vor der Lieben neulich beim Tanz floh?
Xa
Er gab Fersengeld, wohl zurecht, als wäre ihm angebunden
eine Schweinsblase, so wie man es bei wilden Hunden tut.
Oft unterbrach er seinen Zelter (Passgang), wie sie es gut fanden,
Hatze und Pletze (plez - Lexer: eingeweide, kaldaunen) und jener, ihr Gefährte Hademuot.
Fragt Engeltrut, wie es um ihren Bruder Fridebrecht steht!
„Ach, ach, er hat sich vor Furcht verrenkt (den Magen verdorben?) “, so hat sie mir gesagt, „der törichte Knecht.“
Xb
Sah aber jemand jenen mit der buntscheckigen Decke/Bedeckung?
Die trägt er auf Händen und klopft auf sein neues Schwert:
damit will er uns des Nachts auf der Gasse erschrecken.
Derselbe hält sich doch tatsächlich für mehr wert als drei Bohnen,
wie er so lärmt und schnaubt, der sehr üble Mann,
und ihm seine Decke geringelt erklingt, dem gleich, als trüge er einen Koller (Kragen/ Halsbedeckung/ Halskrause).
Sommerlied 18
I
„Uns will ein Sommer kommen“,
sprach ein Mädchen, „Oh ja, so habe ich den von Reuental vernommen/gehört.
Oh ja, ich will ihn loben.
mein Herz spielt gegen ihn vor Freude, als wollte es toben. (Herzklopfen, Herzrasen)
Ich höre ihn dort singen vor den Kindern.
Oh ja, niemals will ich damit aufhören,
ich springe an seiner Hand zu der Linde.“
II
Die Mutter rief ihr nach;
sie sprach: „Tochter, folge mir, lass es dir nicht hitzig/übermütig werden!
weißt du, wie es geschah
deiner Spielgefährtin Jiute Lauf/Gang (Lebensweg/Lebenslauf), der er ebenso Eide versprach?
Der wuchs von seinem Reigentanz hoch/auf ihr Bauch (wempel = Wampe)
und sie gewann ein Kind, dass sie ‚Lempel‘ (Lemmel von Lamm? Oder Lümmel?) nannte,
genau so lehrte er sie den ‚Gimpelgempel‘ (Lexer: ‚mutwilliger hüpfer, springer, penis‘).“
III
„Mutter, lass es sein!
er sandte mir ein Rosenschapel (Schapel = Schmuckreif aus Blumen oder Metall, der auf dem Haar oder Schleier getragen wird, in diesem Fall wohl ein aus Rosen gewundener Kranz)
das hat lichten/hellen Schein (ist vielleicht doch ein Reif aus Metall gemeint?)
für mein Haupt,
und zwei rote Beinlinge (oder Strümpfe) brachte er mir über den Rhein mit,
die trage ich noch heuer (in diesem Jahr) an meinen Beinen.
worum er mich bat, dass weiß nur ich, niemand sonst.
Oh ja, ich folge eurem Rat auf keinen Fall/niemals.“
IV
Der Mutter war es leid,
dass die Tochter nicht hören wollte/berücksichtigte, was sie ihr vorhersagte;
Es sprach das stolze/hochmütige Mädchen:
„Ich habe mich ihm gelobt (verlobt?), dafür hat er meine Sicherheit/mein Wort.
Was verliere ich da an meiner Ehre?
Oh ja, niemals will ich aufhören,
er muss mich seine geilen (Lexer: adj. von wilder kraft, mutwillig, üppig) Sprünge lehren.“
V
Die Mutter sprach: „Wohl hin/davon/fort!
Ob du’s im Guten oder Bösen einsehen willst, dass ist dein Gewinn:
Du hast keine gute Gesinnung.
Willst du mit Reuental gehen, so bringt er dich genau da hin:
Genau so wird sein Tanzlied dich verkaufen/preisgeben.
Er beginnt dich zu schlagen, stoßen, raufen,
so müssen doch zwei Wiegen bei dir laufen.“
Sommerlied 4
I
Heide, Anger, Wald stehen in Freude/Glückseligkeit;
die Hand hat sich (vor)bereitet mit ihrem besten Gewand,
das ihr der Mai gesandt hat.
Seien wir alle
froh mit Schall/Lärm/Echo!
Der Sommer ist in das Land gekommen.
II
Wohl aus der Stube, ihr stolzen (übermütigen) Kinder,
lasst euch auf der Straße sehen! Dahin (vorbei) ist der scharfe Wind
und auch der sehr kalte Schnee.
Hebt euch (begebt euch) schnell
zu dem Wald!
Vögel singen, denn es war Weh/Schmerz.
III
Die machen das Leid ganz vergessen.
Ihr sollt mir`s glauben! Nehmt es selbst wahr,
was der Sommer hervorgebracht hat!
Er will bereichern
sicherlich
viele Bäume mit Laubes Gewand.
IV
Die nun mit großer Vorsorge können,
die sollen bald/rasch ihr bestes Festtagsgewand anlegen,
sie sollen sich darin sehen lassen!
Wir wollen schauen
vor den Auen
wie viele Hände Blumen brechen.
V
So wie Reuental mein eigen sei,
so bin ich doch diesen Sommer frei von allen Sorgen,
seit der Winter dahin/fort ist.
Ich will lehren
die Jungen, zu ehren
die Freude, danach steht mein Sinn.
Winterlied 10
I
Als der liebe/freundliche Sommer
Abschied nahm,
da musste man der Tänze
auf dem Anger (Dorfwiese) gänzlich aufhören zu pflegen.
Davon gewann sich Kummer
der Herr Gunderam:
der musste auch sein müßiges Umherlaufen (Umherstromern)
da unterlassen.
Der ist Würfelmeister (Aufseher/Schiedsrichter beim Würfelspiel) diesen Winter:
ein anderer Kuckuck/Tor/Narr ist in dem Land nicht;
sein ‚Gassenräumer‘ gafft zu allen Zeiten weit hinter ihm heraus.
II
Was er an den Maiden/Mädchen
Unanständiges da begeht,
ehe das meine Frau Glocke
vollendet ihr Gebot!
Er ist sehr ungezogen/rücksichtlos/ruchlos,
welcher er (gerade) nahesteht,
die wird von Schlägen hell/laut (d.h. sie schreit)
und meidet den Spott/Scherz;
Deshalb ließen alle ihren Schmunzelmund (das gegenseitige Necken/Herumalbern)
den die Jungen nicht verheimlichen konnten!
Das hat ihre Hand von solcher Meisterschaft (Überwachung) sehr schmerzhaft empfunden.
III
Immer wenn man feiert,
so erheben sie sich da
mit einer Versammlung,
der ich sehr wohl Schaden gönne.
Werenbrecht, der leiert (spielt die Leier),
so trommelt Sigemar.
Das ihnen das misslingt,
das läge doch eben an!
Das kann sich doch sehr leicht (höchst wahrscheinlich) verkehren:
wollet ihr das Getöse nicht vermeiden (bleiben lassen),
so können sich zwei an meiner Amtsträger-Rute sehr stark schneiden.
IV
Komme ich zu einem Tanz,
bei dem alle beigingen/mitmachten,
da wurde daraus ein Spiel von Hand
mit beiden Ecken zwei.
Vielleicht fiele ein Glückswurf,
dass vor mir lägen drei.
Ich hielt es ohne Wende (für unabänderlich),
(jedoch) vertauschte es einer früh.
Sieg und Glück würden mir helfen gewinnen,
dass sie zur Hälfte müssten entrinnen (davonlaufen),
nun sollen sie abziehen und ihr ausgelassenes Treiben auflösen!
V
Seine Weidegänge,
die verewigen mich grau,
wenn er den Kopf wendend (Lexer: den kopf in eitler, hochmütiger, trotziger weise ab- oder umwendend) vor meiner Herrin geht (stolziert).
Treibt er es in die Länge,
besteht/bleibt er dann dabei,
so hilft man ihm aus dem Keuchen,
dass er sehr traurig dasteht.
Er und etliche seiner Gesellen,
die ich tanzend an ihrer Hand erwische,
dessen sei gewiss, ich schlage ihn, dass ihm offen steht eine Elle (ein Loch/eine Wunde, so lang und breit wie eine Elle).
VI
Ihm hilft nicht seine Jacke/sein Wams,
noch sein Haubenhut (eine Art Helm),
es wird ihm darin getränkt, (der Helm wird mit Flüssigkeit gefüllt, sein Kopf darin getaucht?)
er zog ihr einen Ball (Diu Krone: boese nâchrede trîbet man sam einen bal - ‚einen Ball nach sich ziehen‘, ist hier womöglich ein Sprichwort gemeint, dass so viel bedeutet wie ‚jemandem üble Nachrede bescheren‘?)
Er ist ein törichter Laie;
sein dummer Verstand
wird ihm da gekränkt.
Will er vor Reuental,
hin und her so viel scharwenzeln,
so wird er wohl zerzaust/zerrissen unter Vieren.
Herr Werenbrecht, was kann ich dafür, wenn er davon taumelnd/schwankend wird?
VIa
Die Klingen will ich
um meine Seiten tragen,
so darf mir durch meinen Korb (oder Trommel?)
niemand stechen.
Er muss sehr weit springen:
ergriffe ich ihn mit dem Schlag
ich schlüge ihn, dass er dummer
schaut, nimmer (nie wieder) hell/klar.
ich helfe ihm mit dem Körper in die Asche,
und schlage ihn willentlich mit einer Flasche,
dass ihm die Hunde das (verspritzte) Hirn von der Erde lecken können.
VIb
Herr Neidhart hat gesungen,
dass ich ihn hassen will,
um meines Neffen willen,
der Neffe, den er verstieß.
Ließ er es unbezwungen!
Es ist ihm gänzlich/völlig zu viel.
Enthielte er sich seiner Grillen (Grille = sehr sonderbarer, schrulliger Gedanke, Einfall)
und hätte auch der Gewalt!
Es ist ein Schelten/Tadeln, dass mich freuen lässt.
Wird die Amtsträger-Rute mir gewetzt,
so trenne ich ihn auf (aufschneiden?), dass man gut und gerne einen Sessel/Schemel in ihn setzen könnte.