Komik in den Winterliedern (Neidhart): Unterschied zwischen den Versionen
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Die Lieder Neidharts stellen eine der produktivsten, bedeutsamsten und umfangreichsten deutschsprachigen lyrischen Schriftserien des Mittelalters dar. Zu Neidhart (von Reuental) selbst und seinem Leben ist, außer einigen Indizien in seinen Liedern, nicht viel bekannt. Viel wichtiger als seine Person ist mithin sein Werk und vor allem die Wirkung, welche jenes auf die nächsten Jahrhunderte ausübte. Neidhart schrieb zu einer Zeit, in der das literarische Thema der "Minne" und auch die Spielart der "hohen Minne" bereits ihren Zenit erreicht haben. Es ist sicher legitim aufgrund der grundlegenden Thematik seiner Lieder auch die Lieder Neidharts als "Minne" zu bezeichnen und Neidhart als "Minnesänger", doch freilich nicht - und das ist der springende Punkt - im eigentlichen Sinne. Der Autor scheint irgendetwas - ja, was denn? - an dem literarischen Trendmodell "Minnegesang" seines Zeitalters verändert zu haben, denn kaum ein anderer Minnegesang bewirkte eine vergleichbare Resonanz. Neidharts neue Präsentation der "Minne" vermochte die Hörerschaft zu faszinieren und zu provozieren. Einige Zeitgenossen Neidharts missbiligten zwar sein Werk für die Provokationen, doch zuletzt gelang es Neidhart bis ins 16. Jahrhundert hinein zu faszinieren. Das ging soweit, dass sich ein regelrechtes Neidhart - "Following" einstellte, das Abschriften fertigte und sich von Mitteln, Motiven und Themen des Neidhart-Werkes inspirieren ließ. Schließlich bedingte gerade die Kombination beider Wirkungen, dass wir noch heute von dieser Liederserie sprechen können und wollen. | Die Lieder Neidharts stellen eine der produktivsten, bedeutsamsten und umfangreichsten deutschsprachigen lyrischen Schriftserien des Mittelalters dar. Zu Neidhart (von Reuental) selbst und seinem Leben ist, außer einigen Indizien in seinen Liedern, nicht viel bekannt. Viel wichtiger als seine Person ist mithin sein Werk und vor allem die Wirkung, welche jenes auf die nächsten Jahrhunderte ausübte. Neidhart schrieb zu einer Zeit, in der das literarische Thema der "Minne" und auch die Spielart der "hohen Minne" bereits ihren Zenit erreicht haben. Es ist sicher legitim aufgrund der grundlegenden Thematik seiner Lieder auch die Lieder Neidharts als "Minne" zu bezeichnen und Neidhart als "Minnesänger", doch freilich nicht - und das ist der springende Punkt - im eigentlichen Sinne. Der Autor scheint irgendetwas - ja, was denn? - an dem literarischen Trendmodell "Minnegesang" seines Zeitalters verändert zu haben, denn kaum ein anderer Minnegesang bewirkte eine vergleichbare Resonanz. Neidharts neue Präsentation der "Minne" vermochte die Hörerschaft zu faszinieren und zu provozieren. Einige Zeitgenossen Neidharts missbiligten zwar sein Werk für die Provokationen, doch zuletzt gelang es Neidhart bis ins 16. Jahrhundert hinein zu faszinieren. Das ging soweit, dass sich ein regelrechtes Neidhart - "Following" einstellte, das Abschriften fertigte und sich von Mitteln, Motiven und Themen des Neidhart-Werkes inspirieren ließ. Schließlich bedingte gerade die Kombination beider Wirkungen, dass wir noch heute von dieser Liederserie sprechen können und wollen. | ||
Wenn man versucht den Inhalt der Lieder Neidharts in einer Art Abstrakt zusammenzufassen, | Wenn man versucht den Inhalt der Lieder Neidharts in einer Art Abstrakt zusammenzufassen, erhält man ein grundsätzliches Verständnis dafür, weshalb diese Serie so provozieren und faszinieren könnte: | ||
Die implizite Exposition, so könnte man sagen, ist die, dass ein Ritter, i.e. eine Figur der Adelswelt, aufs Land zieht, i.e. die Welt der Bauern, um dort (eine Bäuerin) zu minnen | Die implizite Exposition, so könnte man sagen, ist die, dass ein Ritter, i.e. eine Figur der Adelswelt, aufs Land zieht, i.e. die Welt der Bauern, um dort (eine Bäuerin) zu minnen, zu singen oder immerhin zu agieren (oder es zumindest versucht). Die Folge ist offensichtlich die, dass er, eine Figur der Adelswelt, in der Bauernwelt auf Figuren der Bauernwelt trifft und mit diesen in unterschiedlicher Weise agieren muss. Dass dieses "Agieren" bei oder - im besten Falle - "Coagieren" mit dem jeweiligen Gegenüber ''"komisch"'' - hier im Sinne von unangenehm, außergewöhnlich, uneigentlich oder ungewohnt - ausfallen wird, sollte schon an dieser Stelle, noch ohne dass irgendetwas gesungen wurde, allen Rezipienten klar sein. Denn es treffen - oder besser kollidieren - hier buchstäblich Welten aufeinander, die in diesem Maße ''normalerweise'' - und außerhalb dieser Inszenierung - nie aufeinandertreffen würden. Alles dasjenige, das in diesem Rahmen geschieht oder erzählt wird, kann nur von einer "komischen" einer besonders merkwürdigen Art sein, die zugegebenermaßen genauso gut faszinieren wie provozieren kann - die angestrebte Minne ist uneigentlich und nicht das was man von Minne erwartet, das Mädchen ist nicht die Dame die man erwartet, das Verhalten und die Beschreibungen des Ritters sind nicht immer ritterlich, der Umgang zwischen den Figuren scheint verzerrt brutal, die Sprache insgesamt derbe bis fäkal usw. Letztlich scheint alles verändert, verzerrt und ungewöhnlich. Mit anderen Worten: Der abstrakte Rahmen dieser Gesänge scheint so komponiert zu sein, dass er die perfekten Voraussetzungen für "Komik" schafft - wenn nicht gar "Komik" eine notwendige Implikation ist. | ||
"Komik" ist seit der Antike ein prominentes und vielverwendetes Stilmittel - bzw. in aufgeführter Form Komödie -. Obgleich der "Komik" in der Antike - und bis in die frühe Neuzeit hinein - keine große intellektuelle Leistung zugerechnet wurde und sie eher eine kleine Schwester der "Tragik" war, feiert sie seit der Aufklärung Konjunktur. Sie ist heute Gegenstand philosophischer, sprachwissenschaftlicher und literaturwissenschaftlicher Forschung und kann sich rühmen Teil vieler Theorien zu sein. So wird der "Komik" längst ein großes aufklärendes Potential angerechnet. Denn nur selten will man mit "Komik" einen Raum für Amüsement, Ablenkung von Wirklichkeit oder einfache Unterhaltung schaffen. Viel häufiger wird in diesem Raum - in zugegeben heiterer Stimmung - zum Mit-denken und Nach-denken eingeladen. Bspw. durch Parodie spiegelt sich ein Umstand in neuem, karikierten Gewand, das vielleicht auf neues zum Umstand schließen lässt. Weiter zugespitzt erhält man die Satire, die viel eher noch Raum für kritische Beurteilung zulässt. Bis man von Ironie zu Sarkasmus, von Slapstick zu Galgenhumor und ultimativ vom bloßen Amüsement zur handfesten - teilweise geschmacklosen - Verurteilung kommt. "Komik" begegnet uns fast täglich, enthält selbst im unschuldigsten Art - bspw. Slapstick-Humor - eine Botschaft, ist bei Rezipienten beliebt und verdient es auch einen Gedanken an ihren Hintergrund zu verschwenden. | |||
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===Grundlegende Vorbemerkungen und Leitfragen=== | ===Grundlegende Vorbemerkungen und Leitfragen=== | ||
Die Komik muss erkennbar sein und zwar flächenhaft. Weshalb nicht die Sommerlieder? Von welcher Art der Komik sprechen wir? Was wird in der Untersuchung betrachtet? Was soll das hier nicht leisten? Was soll es leisten? Das komische Potential. Nun ist gerade bei der Lektüre des Gruppe "Winterlieder" augenfällig, dass viele Umstände nicht den Umstand selbst repräsentiert, sondern etwas "hinter" dem Umstand. Das ist nicht etwa das nachvollziehbare Leiden des Sängers, sondern vielmehr die parodistische Wirkung oder Präsentation dieser Umstände. Beschränkungen der Analyse - nur dörperstrophen. Hier ist Komik ein Stilmittel. | Die Komik muss erkennbar sein und zwar flächenhaft. Weshalb nicht die Sommerlieder? Von welcher Art der Komik sprechen wir? Was wird in der Untersuchung betrachtet? Was soll das hier nicht leisten? Was soll es leisten? Das komische Potential. Nun ist gerade bei der Lektüre des Gruppe "Winterlieder" augenfällig, dass viele Umstände nicht den Umstand selbst repräsentiert, sondern etwas "hinter" dem Umstand. Das ist nicht etwa das nachvollziehbare Leiden des Sängers, sondern vielmehr die parodistische Wirkung oder Präsentation dieser Umstände. Beschränkungen der Analyse - nur dörperstrophen. Hier ist Komik ein Stilmittel. | ||
Version vom 9. Januar 2021, 19:23 Uhr
Der vorliegende Artikel kombiniert eine Analyse der Gruppe "Winterlieder" (Neidhart) in Hinsicht auf enthaltene "Komik" mit einer Interpretation der Regelmäßigkeiten und Funktionen dieser vorkommenden "Komik". Aus diesen Untersuchungen werden dann Horizonte eröffnet/Schlüsse gezogen, welche Bedeutung man diesem "komischen Element" für die Gattung und die Produktivität der "Winterlieder" anrechnen kann.
Motiv für die Untersuchung
Generell liegt das Interesse einer jeden Untersuchung in der Aufdeckung neuer Aspekte oder neuer Erkenntnis und das Stilmittel "Komik" scheint auf genau solche Stellen hinzuweisen, die neue Sichtweisen oder Erkenntnisse versprechen:
Es gibt für gewöhnlich zwei prominente Mittel, um eine Rezipientenschaft - d.h. hier eine Hörerschaft - tiefgreifend anzusprechen: Die "Tragik" oder die "Komik". Diese Mittel erreichen wie keine anderen, dass der Rezipient sich in das Geschehen einfühlt, die Ereignisse nachvollzieht und damit selbst in hohem Maße in die Handlung oder die Erzählung verwickelt ist. Auf dieser Betrachtungsebene ist es dem Rezipienten dann möglich außergewöhnlich abstrakte Interpretationen und Urteile vorzunehmen. Kurz: Wann immer diese Mittel auftauchen, soll die Hörerschaft tiefgreifend angesprochen und zu einer Betrachtung / Interpretation angeregt werden, die das Thema von außergewöhnlich naher und gleichzeitig außergewöhnlich abstrakter Perspektive beleuchtet. Die Möglichkeiten für den Autor ein solches Mittel anzubringen sind indes äußerst vielfältig. Der Inhalt kann in verschiedenster Weise stilistisch so aufbereitet sein, dass man von Komik sprechen würde. Folglich steht dem Autor ein ganzes Instrumentarium an "komischen Mitteln" zur Verfügung, um verschiedenste "Botschaften" in dieselben Inhalte zu stecken. Der Rezipient steht dann nicht nurmehr vor der Aufgabe eine Komik als solche zu identifizieren und zu interpretieren, sondern muss dabei die Art der Komik, Umsetzung der Komik und Bezug der Komik in der Interpretation berücksichtigen. Die Interpretationsmöglichkeiten und potentiellen Inhalte im Bereich der Komik - gerade wenn man berücksichtigt, dass sich Komik durchaus auf mehrere Dinge gleichzeitig beziehen kann - vermehren sich so um ein vielfaches. Das Vorkommen von Komik verspricht somit grundsätzlich nicht nur einen weiteren Sinn sondern auch potentiell eine ganze Bandbreite verschiedenster Konnotationen, Bewertungen und Bedeutungen. Es kann deshalb mit guten Gründen vermutet werden, dass diejenigen Stellen, bei denen das Mittel "Komik" verwendet wurden, einer besonderen Betrachtung wert sind. Komik, wie andere Stilmittel, markiert eine Stelle, so die Annahme, die unsere besondere Aufmerksamkeit verlangt.
Bei der Lektüre der Neidhartlieder kommt man aus verschiedenen Gründen gelegentlich ins Schmunzeln. Da sich die Komik -nach Aristoteles - offensichtlich/freilich im Lachen erfüllt, kann man davon ausgehen, dass in den Neidhartliedern an der ein oder anderen Stelle dieses oben beschriebene Mittel Verwendung fand.
Es gibt also ein Mittel, das auf eine größere versteckte Bedeutung hinweist, und es lässt sich vermuten, dass dieses Mittel in den Neidhartliedern verwendet worden ist:
Die Betrachtung der Verwendung dieses Mittels der "Komik" in den Winterliedern verspricht also weiterreichende Erkenntnisse über die Winterlieder.
Da hinter jedem Witz jeher doch immer eine Kritik, ein Vorwurf oder immerhin eine Botschaft verbarg, wird uns auch der Autor sicher nicht ohne Grund an einigen Stellen zum Lachen bringen wollen.
Einführung
Die Lieder Neidharts stellen eine der produktivsten, bedeutsamsten und umfangreichsten deutschsprachigen lyrischen Schriftserien des Mittelalters dar. Zu Neidhart (von Reuental) selbst und seinem Leben ist, außer einigen Indizien in seinen Liedern, nicht viel bekannt. Viel wichtiger als seine Person ist mithin sein Werk und vor allem die Wirkung, welche jenes auf die nächsten Jahrhunderte ausübte. Neidhart schrieb zu einer Zeit, in der das literarische Thema der "Minne" und auch die Spielart der "hohen Minne" bereits ihren Zenit erreicht haben. Es ist sicher legitim aufgrund der grundlegenden Thematik seiner Lieder auch die Lieder Neidharts als "Minne" zu bezeichnen und Neidhart als "Minnesänger", doch freilich nicht - und das ist der springende Punkt - im eigentlichen Sinne. Der Autor scheint irgendetwas - ja, was denn? - an dem literarischen Trendmodell "Minnegesang" seines Zeitalters verändert zu haben, denn kaum ein anderer Minnegesang bewirkte eine vergleichbare Resonanz. Neidharts neue Präsentation der "Minne" vermochte die Hörerschaft zu faszinieren und zu provozieren. Einige Zeitgenossen Neidharts missbiligten zwar sein Werk für die Provokationen, doch zuletzt gelang es Neidhart bis ins 16. Jahrhundert hinein zu faszinieren. Das ging soweit, dass sich ein regelrechtes Neidhart - "Following" einstellte, das Abschriften fertigte und sich von Mitteln, Motiven und Themen des Neidhart-Werkes inspirieren ließ. Schließlich bedingte gerade die Kombination beider Wirkungen, dass wir noch heute von dieser Liederserie sprechen können und wollen.
Wenn man versucht den Inhalt der Lieder Neidharts in einer Art Abstrakt zusammenzufassen, erhält man ein grundsätzliches Verständnis dafür, weshalb diese Serie so provozieren und faszinieren könnte: Die implizite Exposition, so könnte man sagen, ist die, dass ein Ritter, i.e. eine Figur der Adelswelt, aufs Land zieht, i.e. die Welt der Bauern, um dort (eine Bäuerin) zu minnen, zu singen oder immerhin zu agieren (oder es zumindest versucht). Die Folge ist offensichtlich die, dass er, eine Figur der Adelswelt, in der Bauernwelt auf Figuren der Bauernwelt trifft und mit diesen in unterschiedlicher Weise agieren muss. Dass dieses "Agieren" bei oder - im besten Falle - "Coagieren" mit dem jeweiligen Gegenüber "komisch" - hier im Sinne von unangenehm, außergewöhnlich, uneigentlich oder ungewohnt - ausfallen wird, sollte schon an dieser Stelle, noch ohne dass irgendetwas gesungen wurde, allen Rezipienten klar sein. Denn es treffen - oder besser kollidieren - hier buchstäblich Welten aufeinander, die in diesem Maße normalerweise - und außerhalb dieser Inszenierung - nie aufeinandertreffen würden. Alles dasjenige, das in diesem Rahmen geschieht oder erzählt wird, kann nur von einer "komischen" einer besonders merkwürdigen Art sein, die zugegebenermaßen genauso gut faszinieren wie provozieren kann - die angestrebte Minne ist uneigentlich und nicht das was man von Minne erwartet, das Mädchen ist nicht die Dame die man erwartet, das Verhalten und die Beschreibungen des Ritters sind nicht immer ritterlich, der Umgang zwischen den Figuren scheint verzerrt brutal, die Sprache insgesamt derbe bis fäkal usw. Letztlich scheint alles verändert, verzerrt und ungewöhnlich. Mit anderen Worten: Der abstrakte Rahmen dieser Gesänge scheint so komponiert zu sein, dass er die perfekten Voraussetzungen für "Komik" schafft - wenn nicht gar "Komik" eine notwendige Implikation ist.
"Komik" ist seit der Antike ein prominentes und vielverwendetes Stilmittel - bzw. in aufgeführter Form Komödie -. Obgleich der "Komik" in der Antike - und bis in die frühe Neuzeit hinein - keine große intellektuelle Leistung zugerechnet wurde und sie eher eine kleine Schwester der "Tragik" war, feiert sie seit der Aufklärung Konjunktur. Sie ist heute Gegenstand philosophischer, sprachwissenschaftlicher und literaturwissenschaftlicher Forschung und kann sich rühmen Teil vieler Theorien zu sein. So wird der "Komik" längst ein großes aufklärendes Potential angerechnet. Denn nur selten will man mit "Komik" einen Raum für Amüsement, Ablenkung von Wirklichkeit oder einfache Unterhaltung schaffen. Viel häufiger wird in diesem Raum - in zugegeben heiterer Stimmung - zum Mit-denken und Nach-denken eingeladen. Bspw. durch Parodie spiegelt sich ein Umstand in neuem, karikierten Gewand, das vielleicht auf neues zum Umstand schließen lässt. Weiter zugespitzt erhält man die Satire, die viel eher noch Raum für kritische Beurteilung zulässt. Bis man von Ironie zu Sarkasmus, von Slapstick zu Galgenhumor und ultimativ vom bloßen Amüsement zur handfesten - teilweise geschmacklosen - Verurteilung kommt. "Komik" begegnet uns fast täglich, enthält selbst im unschuldigsten Art - bspw. Slapstick-Humor - eine Botschaft, ist bei Rezipienten beliebt und verdient es auch einen Gedanken an ihren Hintergrund zu verschwenden.
Grundlegende Vorbemerkungen und Leitfragen
Die Komik muss erkennbar sein und zwar flächenhaft. Weshalb nicht die Sommerlieder? Von welcher Art der Komik sprechen wir? Was wird in der Untersuchung betrachtet? Was soll das hier nicht leisten? Was soll es leisten? Das komische Potential. Nun ist gerade bei der Lektüre des Gruppe "Winterlieder" augenfällig, dass viele Umstände nicht den Umstand selbst repräsentiert, sondern etwas "hinter" dem Umstand. Das ist nicht etwa das nachvollziehbare Leiden des Sängers, sondern vielmehr die parodistische Wirkung oder Präsentation dieser Umstände. Beschränkungen der Analyse - nur dörperstrophen. Hier ist Komik ein Stilmittel.
zentrale Leitfrage der Interpretation: Welche Funktionen trägt die Komik?
Und ferner
Die "Winterlieder" lassen jedoch ein durchgängiges Muster erkennen. Ein Set aus übergeordneten Kriterien, die einzeln notwendig und zusammen hinreichend sind, um von einem Winterlied auszugehen. Man kann sagen, dass dieses Set an Kriterien die Gattung der Winterlieder spezifizieren, d.h. sie sind gattungsspezifisch. Gattungsmerkmal?
Macht Komik Attraktiv für Reproduktion? Ist die Komik das spezifische Grund für das following? Ist das der Schlüssel für die Beliebtheit der Lieder Neidhart im 15. - 16. Jahrhundert?
Eine Hypothese
Der Autor hat dieses komische Potential nicht ohne Grund angebracht. Weder Grund liegt in dem Interesse eine spezielle Partei lächlerlich zu machen noch der Zweck in einem bloßen Amüsement. Die Intention des Autors ist zum Nachdenken /zur Reflexion anzuregen. Jede Stellung, jede Handlung und jedes Auftreten wird neutral-humoristisch in Frage gestellt, wobei die gesamte "Richtung" der Komik in den Winterliedern zur Satire neigt. Die Winterlieder enthalten also zugleich Minnesatire und Standessatire mit dem - vom Autor vorgesehenen/beabsichtigten - Zweck zur Reflexion und ultimativ zum Diskurs über jene Themen/Problemata anzuregen.
Die Analyse
Analyse der verwendeten Begrifflichkeiten
Das Kriterium der Analyse
Der Gegenstand der Analyse
Die Serie ist grob in die Gruppen der "Sommerlieder" und "Winterlieder" einteilbar, wobei der Titel der Gruppe von der jeweilige rahmengebende Jahreszeit und deren Auswirkung auf bzw. Verbindungen mit der erzählten Handlung bestimmt ist. Die Lieder der Gruppe der "Winterlieder" sind dementsprechend durch den vorherrschenden bzw. eintretenden Winter und den abwesenden Sommer bestimmt. Das heißt auch, dass die Lieder dieser Gruppe von all denjenigen assoziierten Gefühlen und Gemütshaltungen vorgeprägt ist, die man mit dem Winter in Verbindung bringt oder durch den Winter verursacht sieht, und eben nicht mit all denjenigen Gefühlen und Gemütshaltungen, die man mit dem Sommer in Verbindung bringt oder durch den Sommer verursacht sieht. Aus diesen Gefühlen und Gemütshaltungen, die mit dem Winter in Verhältnis stehen, entwickeln sich dann -verkürzt- die Handlungen, Motive und Themen der Gruppe, die oftmals denen entgegengestellt werden können, die sich aus dem Rahmen "Sommer" heraus entwickeln. Welche das sind, kann man sich, wenn man sich die eigenen Assoziationen und Erfahrungen mit dem Winter in Erinnerung ruft, gut vorstellen: Einsamkeit, Schmerz, Trauer, Sehnsucht, Reizbarkeit und dann unbefriedigende, indifferente, verzweifelte Handlungen und daraus Gewalt, Folgen, Eifersucht, Flucht, Ruhelosigkeit und Spott, Klage, Gewalt; und eben nicht Liebe, Lust, Freude, Zufriedenheit/Ausgelassenheit und dann ausgelassene, freizügige, befriedigende Handlungen und daraus Liebe, Minne, Lob/Ode, Tanz und Lob, Hymne, Tanz. Dass es sich eben nicht um die letztere Folge handelt, ist ebenso für die Gruppe bezeichnend wie der Fakt, dass es sich um die erstere handelt - die einzelnen Handlungen, Motive und Themen sollen in der Analyse noch genauer differenziert und erläutert werden.
Die Gruppe der "Winterlieder" besteht aus X Lieder, unterscheiden sich durch Länge, metrischer-gebundener qualitativen Eigenschaften und der Richtung, Vollständigkeit oder Ausprägung der Themen und Motive.
Analyse der "Winterlieder"
Notizen: Motiv zur Untersuchung - Einführung - Grundlegende Vorbemerkungen und Leitfragen - Eine Hypothese - Analyse - Kriterium der Analyse: "Komik" (Vorstellung der Arten der Komik anhand von Beispielen aus den Winterliedern Übersetzung)- Gegenstand der Analyse: "Neidharts Winterlieder" - - Analyse der Winterlieder (nach den Winterliedern / unterschiedlichen Unterpunkten der "Komik") - Vergleich/Auswertung der Ergebnisse - Regelmäßigkeiten und Unregelmäßigkeiten - Ausfälligkeiten - Interpretation - Regelmäßigkeiten/Auffälligkeiten (und Unregelmäßigkeiten) - Gibt es eine Richtung? - Funktionen der "Komik" in den Winterliedern (Motiv des Autors diese Komik zu verwenden - Handelt es sich nun um "Komik" oder "Satire"// Wie Standessatire hier (hohe) Minnesatire?) - Unterschiedliche Wirkung in der Rezession - Schluss: Ist die Komik ein Gattungsmerkmal der "Winterlieder" (Indiz: Die Ganze Exposition ist so komponiert, dass nicht viel außer Komik (oder Tragik) übrig bleibt / folgen kann - Oder gar nur für Komik so ausgelegt?)? Wie kann gerade das "komische Element" die Gattung für ein "Following" attraktiv machen? - Aufgreifen der Hypothese: Intention des Autors? -- Fazit (Hypothese bestätigen // Die Neidhartlieder unterscheiden sich gerade in der Intention von Verwendung der Komik in hohem Maße von den Followern und Schwankliedern // Ansprechen der Bürgerschaft (Bürgerschaft kann sogar teilweise lesen! als neue potentielle Rezipienten // Es ist für die Intension bezeichnend, dass aus dem Clash der Stände keine Tragik oder eine allein amüsierende seichte Komik hervorgeht -obwohl man das durchaus machen könnte-, sondern eine Konstruktive. Der Clash wird damit nicht zur Verschmähung der Stände herbeigeführt, sondern um eine konstruktive, einladende, freundliche Komik // Die Wahl des Humors kann durchaus als elegante Lösung bewertet werden, die Misstände darzustellen, welche häufig alles andere als schön sind. So ist nicht nur der Humor häufig in Form eines Bruches realisiert, sondern schon die Verwendung des Humors ein Bruch.)