Tristan-Fortsetzung (Heinrich von Freiberg): Unterschied zwischen den Versionen

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Allerdings wird bei genauer Betrachtung deutlich, dass sich Heinrich auch deutlich von Gottfried abhebt, ist es doch seine Meinung, dass sich die Interpretation und die Auslegung des Stoffes nicht unbedingt mit der des "Meisters" decken muss, was eben Spielraum für eigene Deutungen und Darstellungen lässt, was sich bei Heinrich vor allem bei der Minnethematik niederschlägt. Dies gelingt ihm laut Sedlmeyer vor allem deswegen, weil er durch sein Bestreben, Gottfrieds Konzept zu folgen, sich selbst Raum für eine eigene Version des Tristanstoffes schaffen kann (Sedlmeyer, S.298f).
Allerdings wird bei genauer Betrachtung deutlich, dass sich Heinrich auch deutlich von Gottfried abhebt, ist es doch seine Meinung, dass sich die Interpretation und die Auslegung des Stoffes nicht unbedingt mit der des "Meisters" decken muss, was eben Spielraum für eigene Deutungen und Darstellungen lässt, was sich bei Heinrich vor allem bei der Minnethematik niederschlägt. Dies gelingt ihm laut Sedlmeyer vor allem deswegen, weil er durch sein Bestreben, Gottfrieds Konzept zu folgen, sich selbst Raum für eine eigene Version des Tristanstoffes schaffen kann (Sedlmeyer, S.298f).
===Heinrichs Sprache und Aufbau===
===Heinrichs Sprache und Aufbau===
Ganz in Gottfrieds Tradition vollendet Heinrich das Werk indem er auf die Stilmittel zurückgreift, derer sich auch Gottfried bediehnt, wie zum Beispiel Synonyme, Anaphern, rhetorischen Fragen (Sedlmeyer, S.253). Die Kapitel sind wie bei Gottfried aufgebaut, sodass das zu behandelnde Thema erst eingeführt und dann gegen Ende des Kapitels zum Höhepunkt geführt. So bildet jedes Kapitel eine eigene Einheit, die durch eine schlüssige Argumentationsführung hergestellt wird. Diesen Aufbau führt Heinrich weiter und reiht sich somit in Gottfrieds Dichtungsweise ein. Auch die Verbindung der Abschnitte und die Funktion, die diesen im Handlungsgefüge zugemessen werden kann, stimmen bei Hauptwerk und Fortsetzung weitgehend überein (Sedlmeyer, S.196f.).  
Ganz in Gottfrieds Tradition vollendet Heinrich das Werk indem er auf die Stilmittel zurückgreift, derer sich auch Gottfried bediehnt, wie zum Beispiel Synonyme, Anaphern, rhetorischen Fragen (Sedlmeyer, S.253). Die Sprache der Erzähung entspricht der Literatursprache des höfischen Romans, was darauf schließen lässt, dass sich Heinrich gut in der Literatur auskennt und über eine breite Lektürekenntnis verfügt. <ref>Steinhoff, Hans-Hugo: Heinrich von Freiberg, in: Die deutsche  Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hrsg. von: Kurt Ruh,  Gundolf Keil, Werner Schröder, Burghart Wachinger, Franz Josef  Worstbrock, Bd.3, Berlin/New York, <sup>2</sup>1981, Sp.727  </ref> .
 
Die Kapitel sind wie bei Gottfried aufgebaut, sodass das zu behandelnde Thema erst eingeführt und dann gegen Ende des Kapitels zum Höhepunkt geführt wird. So bildet jedes Kapitel eine eigene Einheit, die durch eine schlüssige Argumentationsführung hergestellt wird. Diesen Aufbau führt Heinrich weiter und reiht sich somit in Gottfrieds Dichtungsweise ein. Auch die Verbindung der Abschnitte und die Funktion, die diesen im Handlungsgefüge zugemessen werden kann, stimmen bei Hauptwerk und Fortsetzung weitgehend überein (Sedlmeyer, S.196f.).  
Heinrich ist bestrebt, die Tradition Gottfrieds weiterzuverfolgen und deshalb baut er seine Fortsetzung auch in der gleichen Weise auf und verwendet auch die gleichen Motive wie die Freundschaft Tristans und Kaedins oder die Liebe zu den beiden Isolden, um somit eine insgesamte Einheit des Werkes herzustellen (Sedlmeyer, S.203).
Heinrich ist bestrebt, die Tradition Gottfrieds weiterzuverfolgen und deshalb baut er seine Fortsetzung auch in der gleichen Weise auf und verwendet auch die gleichen Motive wie die Freundschaft Tristans und Kaedins oder die Liebe zu den beiden Isolden, um somit eine insgesamte Einheit des Werkes herzustellen (Sedlmeyer, S.203).



Version vom 2. Februar 2011, 19:54 Uhr

Heinrich von Freiberg hat seine Fortsetzung der Tristan-Erzählung wahrscheinlich Ende des 13. Jahrhunderts geschrieben, wobei er sehr stark an Gottfrieds von Straßburg Dichtung anknüpft, was ihn von seinem Vorgänger Ulrich von Türheim abgrenzt.

Entstehungshintergrund

Durch den Tod Gottfrieds von Straßburg konnte dieser seine Erzählung Tristan nicht vollenden, weshalb sie Heinrich von Freiberg weiterführte. Dies geschah vor allem auf den Wunsch eines Adligen, den Heinrich in seinem Prolog auch erwähnt, nämlich Reinmut von Lichtenburg, ein Böhme (Sedlmeyer, S.239).

Im Mittelalter war es üblich, dass solche Werke von Adligen in Auftrag gegeben wurden, die sie in ihrem Sinne verfassen sollten, was ihnen selbst half, ihr eigenes Ansehen durch die Dichtungen zu steigern, indem sie sich den Dichtern gegenüber durchaus auch als großzügig erwiesen (Sedlmeyer, S.240). Durch die Verbindung, die zwischen Heinrich und dem böhmischen Königshaus hergestellt werden kann zeigt sich, dass auch der Dichter in höheren Kreisen verkehrt hat, was die Sprache des Werkes erklärt (Sedlmeyer, S.297).

Zeitlich lässt sich die Fortsetzung zwar nicht genau datieren, allerdings lässt sich durch urkundliche Erwähnungen des Auftraggebers ungefähr darauf schließen, wann Heinrich seine Fortsetzung verfasst hat. Reinmut von Lichtenburg kann aus Urkunden ungefähr auf die Jahre 1278 bis 1329 nachgewiesen werden. Alois Bernt setzt deshalb die Entstehung der Erzählung auf 1290 - 1300 fest, kann doch davon ausgegangen werden, dass Reinmut ca. 1255 (oder auch später) geboren ist und aus dem Werk Heinrichs hervorgeht, dass der Auftraggeber zwar noch "jugendlich" war, sich aber auch schon durch seine ritterlichen Taten als Mann ausgezeichnet hat (Sedlmeyer, S.242).

Heinrich erklärt sich zu der Vollendung des Tristanstoffes bereit, da er die Fortsetzungen seiner Vorgänger als Gottfried unwürdig empfunden hat und den Tristan deshalb in derselben Art vervollständigen wollte, wie ihn auch Gottfried geschrieben hat, was ihm laut Sedlmeyer auch gelungen ist (Sedlmeyer, S.252).

Inhalt

Tristan heiratet schließlich Isolde Weißhand, vollzieht die eigentliche Hochzeit aber nicht mit der Begründung, dass er einen Schwur abgeleistet hat, als er in Irland mit einem Drachen gekämpft habe, er würde, wenn er jemals heirate, ein Jahr lang keusch bleiben. Ein halbes Jahr leben die beiden als Eheleute zusammen, bis Tristan die Kunde von König Artus und der Tafelrunde erreicht, zu der er mit der Zustimmung Isolde Weißhands aufbricht. Am Hof König Artus´ wird er „herzlich empfangen“, nachdem er auf Gawan getroffen ist und in diesem einen Freund erkannt hat. Gawan setzt sich auch für Tristan ein, dass dieser Isolde wiedersehen kann, indem er eine Jagd in der Nähe der Burg Tintajol, der Burg Markes, veranstaltet. Er versteht es des Weiteren, alles so zu lenken, dass der ganze Hof auf Markes Burg übernachten muss, wodurch Tristan und Isolde sich wiedersehen können. Marke misstraut Tristan aber immer noch und lässt deshalb zwölf Sensen vor der Zimmertür aufstellen, die die Geliebten daran hindern sollen, zueinander zu gelangen. Die beiden tun dies dennoch und Tristan verwundet sich an den Sensen, weshalb Isoldes Kemenate und Bettzeug mit Blut gefärbt werden. Aber ein anderer Ritter aus Artus´ Gefolge schlägt vor, dass sich doch alle Ritter verwunden sollten, um den Verdacht von Tristan abzulenken. Marke erwischt das Paar dennoch in einer späteren Nacht und verurteilt beide zum Tode. Allerdings gelingt es Tristan, sich und Isolde zu befreien, und sie können sich im Wald verstecken, bis Marke Isolde findet, die ihn von ihrer Liebe überzeugen kann. Tristan kehrt daraufhin zu Isolde Weißhand zurück, wo er so weiter lebt wie zuvor. Als Kaedin erfährt, dass Isolde immer noch Jungfrau ist, stellt er Tristan zur Rede und dieser gesteht ihm seine Liebe zu der anderen Isolde. Daraufhin kehren beide nach Britannien zurück, wo sie es wieder schaffen, ein Zusammentreffen von Tristan und Isolde herbeizuführen. Tristan verkleidet sich als Narr und gelangt so auf die Burg Markes ohne erkannt zu werden, und kann sich somit auch Isolde nähern. Da Marke keinen Verdacht schöpft, ist es Tristan möglich, einige Zeit ungestört mit Isolde zu verbringen, wenn der König den Hof verlässt, immer hinter der Maske des Narren. Als seine Tarnung aber auffliegt, kehrt er wieder nach Arundel zu Kaedin und Isolde Weißhand zurück. Kaedin wiederum liebt eine verheiratete Frau, die seine Gefühle aber erwidert und die er nachts heimlich besuchen will. Bei dem Besuch verliert er allerdings seine Kopfbedeckung, die ihn verrät und durch die der Ehemann seine Identität erfährt. Bei einem Kampf wird Kaedin getötet und Tristan tödlich verwundet. Da ihm kein Arzt helfen kann, wird nach Isolde geschickt, die ihn heilen soll. Als Zeichen ihrer Antwort wird vereinbart, dass ein Schiff geschickt wird; wenn dieses weiße Segel führt, komme Isolde, bei schwarzen Segeln nicht. Isolde Weißhands Kummer darüber, dass Tristan nach der anderen Isolde geschickt hat, ist groß und auf die Frage Tristans, welche Farbe das Segel habe, amtwortet sie mit schwarz anstatt mit der richtigen Antwort weiß. Durch seinen großen Kummer stirbt Tristan. Als Isolde vom Tod ihres Geliebten erfährt, legt sie sich zu ihm und stirbt an gebrochenem Herzen. Marke erfährt durch Kurvenal von dem Tod der beiden Geliebten und bereut daraufhin, dass er Isolde nicht Tristan zur Frau gegeben hat. Er tritt deshalb in ein Kloster ein, übergibt Kurvenal die Königreiche und errichtet ein Grab für die beiden Liebenden.

Vergleich mit Gottfrieds Tristandichtung

Obwohl Heinrich von Freiberg versucht, in der Tradition von Gottfried weiterzuschreiben, gelingt ihm das nicht immer und er bringt durchaus auch neue Elemente mit ein. Dabei führt er seinen Schluss in sprachlicher und stilistischer Weise wie Gottfried weiter [1] .

Allerdings wird bei genauer Betrachtung deutlich, dass sich Heinrich auch deutlich von Gottfried abhebt, ist es doch seine Meinung, dass sich die Interpretation und die Auslegung des Stoffes nicht unbedingt mit der des "Meisters" decken muss, was eben Spielraum für eigene Deutungen und Darstellungen lässt, was sich bei Heinrich vor allem bei der Minnethematik niederschlägt. Dies gelingt ihm laut Sedlmeyer vor allem deswegen, weil er durch sein Bestreben, Gottfrieds Konzept zu folgen, sich selbst Raum für eine eigene Version des Tristanstoffes schaffen kann (Sedlmeyer, S.298f).

Heinrichs Sprache und Aufbau

Ganz in Gottfrieds Tradition vollendet Heinrich das Werk indem er auf die Stilmittel zurückgreift, derer sich auch Gottfried bediehnt, wie zum Beispiel Synonyme, Anaphern, rhetorischen Fragen (Sedlmeyer, S.253). Die Sprache der Erzähung entspricht der Literatursprache des höfischen Romans, was darauf schließen lässt, dass sich Heinrich gut in der Literatur auskennt und über eine breite Lektürekenntnis verfügt. [2] .

Die Kapitel sind wie bei Gottfried aufgebaut, sodass das zu behandelnde Thema erst eingeführt und dann gegen Ende des Kapitels zum Höhepunkt geführt wird. So bildet jedes Kapitel eine eigene Einheit, die durch eine schlüssige Argumentationsführung hergestellt wird. Diesen Aufbau führt Heinrich weiter und reiht sich somit in Gottfrieds Dichtungsweise ein. Auch die Verbindung der Abschnitte und die Funktion, die diesen im Handlungsgefüge zugemessen werden kann, stimmen bei Hauptwerk und Fortsetzung weitgehend überein (Sedlmeyer, S.196f.). Heinrich ist bestrebt, die Tradition Gottfrieds weiterzuverfolgen und deshalb baut er seine Fortsetzung auch in der gleichen Weise auf und verwendet auch die gleichen Motive wie die Freundschaft Tristans und Kaedins oder die Liebe zu den beiden Isolden, um somit eine insgesamte Einheit des Werkes herzustellen (Sedlmeyer, S.203).

Das Motiv der List

Auch bei Heinrich von Freiberg setzt sich das Motiv der List durch, bei dem er die von Gottfried vorgegebene Linie des Erzählens weiterverfolgt. Über diese wird in dem Artikel List ausführlich berichtet. Wieder sind es auch hier Listen, um Tristan und Isolde einer gemeinsamen Liebesbeziehung zu überführen. Die erste ist dabei die von Marke, bei der er zwölf Sensen vor dem Schlafgemach von Isolde aufstellen lässt, um Tristan zu überführen, der sich an den Sensen schneiden muss, wenn er zu Isolde gelangen will. Dazu wird aber wiederum eine Gegenlist erdacht, die dieses Mal von Keie kommt, der vorschlägt, dass sich alle Ritter Artus´ an den Sensen schneiden sollen, damit nicht erkennbar ist, ob Tristan wirklich zu Isolde gegangen ist. Marke wird auch hier wieder als der ewig Misstrauische dargestellt, der an der Ehrlichkeit seiner Frau und seines Neffen zweifelt. Aber den Liebenden gelingt es ein ums andere Mal mehr, sich dennoch zu treffen.

Auch schlüpft Tristan wieder in andere Rollen, dieses Mal in die eines Narren, wie auch schon bei seiner ersten Begegnung mit Isolde in Irland. Auch gibt er sich wieder einen Namen, der auf versteckte Weise seine wahre Identität preisgibt. War es in Irland Tantris, ist es in Tintajol „Peilnetosi“, was rückwärts gelesen „Isoten liep“ bedeutet. Daran erkennt Isolde, dass es sich bei dem Narren nicht nur um einen einfachen Narren handelt, sondern um Tristan. Mithilfe der Listen ist es den beiden Liebenden möglich, sich zu treffen, ohne dass Marke davon erfährt. Aber auch hier ist dies nur durch die Unterstützung von Freunden möglich. Allerdings ist hierbei nicht Brangäne die Hauptperson, sondern andere Freunde, die Tristan kennen gelernt hat.

Elemente des Artus-Romans

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Heinrich und Gottfried ist das Auftreten der Atrusritter und der Tafelrunde. Dieses Element kommt nur in der zu analysierenden Fortsetzung vor. Zurückzuführen ist dies wahrscheinlich auf italienische Tristanversionen, auf die sich Heinrich bei seinem Werk ebenfalls stützt und die das Element des Artus-Romans ebenfalls verarbeiten (Sedlmayer, S.111). Bei vielen mittelalterlichen Romanen handelt es sich um einen Artus-Roman, was bedeutet, dass das Leben von Rittern der Tafelrunde beschrieben wird. Das Hauptelement ist die aventiure-Fahrt, die jeder Ritter machen soll, um zu Ruhm und Ehre zu kommen. Bei Gottfried tritt das Element aventiure nicht auf, erst Heinrich von Freiberg bringt dieses Element in die Erzählung ein. Durch dieses kann Tristan in als vortrefflicher Ritter dargestellt werden, wie ihn auch Gottfried beschreibt. [3] .Auch das Auftreten von Artus selbst kommt erst in der Fortsetzung vor, bei Gottfried war dies nicht vorgesehen. Allerdings finden sich nur Teile des Artus-Romans bei Heinrich von Freiberg. So wird das Element der Doppelweg-Struktur vollkommen weggelassen, was aber darauf zurückzuführen ist, dass es in Gottfrieds Erzählung von vorne herein nicht vorgesehen war. Stattdessen findet sich im Tristan-Roman das List-Erzählen wider, das im Artus-Roman vollkommen fehlt. Begeht dort der Ritter immer wieder Fehler, die er anschließend auf aventiure-Fahrt ausgleichen muss, greift Tristan zu Listen, die ihn aus einer misslichen Lage befreien können.

Bei Heinrich ist die Artushandlung die einzige Möglichkeit für Tristan, wieder nach Tintajol zurückkehren zu können, ohne etwas von Marke befürchten zu müssen. Das deutet darauf hin, dass sich Heinrich sehr stark bemüht, an die Handlung bei Gottfried anzuschließen und sich an dessen Erzählmuster zu halten (Sedlmayer, S.112f.).

Unterschiede zu Ulrich von Türheims Fortsetzung

Heinrichs Fortsetzung baut zwar auf der Fortsetzung von Ulrich von Türheim auf, unterscheidet sich aber im Wesentlichen auch davon (Sedlmeyer, S.238). Ulrich gilt als der Erwecker der deutschen Literatur in Böhmen, da er der erste Autor ist, der von einem böhmischen Adligen finanziert wurde, eine Tradition, die Heinrich weitergeführt hat (Sedlmeyer, S.241).

Bei Ulrich wird die unvollzogene Ehe zwischen Isolde Weißhand und Tristan durch eine Wasserszene aufgedeckt, in der Isolde mit Wasser bespritzt wird und daraufhin entgegnet, dass das Wasser kühner als Tristan sei. In seiner Fassung bereut Tristan sein Vergehen und bittet Isolde Weißhand um Verzeihung, ein Element, das bei Heinrich später nicht auftritt. Der Aufbau entspricht bei Heinrich aber weitestgehend dem Ulrichs, aber auf der inhaltlichen Ebene gibt es bedeutende Unterschiede.

Die Artus-Episode fehlt bei Ulrich komplett, was zeigt, dass sich Heinrich nicht wirklich an Ulrichs Werk orientiert, sondern eher der italiensichen Tristandichtung folgt, wie oben schon erwähnt wurde. Deshalb ist das Wiedersehen von Tristan und Isolde auch von anderer Beschaffenheit, wollen sich die beiden doch im Wald wieder treffen, was allerdings nicht klappt, da es zu einer Verwechslung kommt, infolge derer Isolde denkt, Tristan sei zu feige und wäre davongeritten. Somit bildet diese Szene einen großen Unterschied in der Fortsetzungsfolge der Tristandichtung, steht bei Ulrich hier der Konflikt der beiden Liebenden im Vordergrund, während sich bei Heinrich der Konflikt auf die beiden Liebenden mit ihren jeweiligen Ehepartnern bezieht (Sedlmeyer, S.138). Er reiht sich hier in die Tradition Gottfrieds ein, indem er hervorhebt, dass eigentlich nichts die Einheit und Einigkeit Tristans und Isoldes trennen könne (Sedlmeyer, S.140). Vor allem am Schluss, der inhaltlich eigentlich wie bei Heinrich abläuft, lässt sich eine große Abweichung zu diesem und auch zu Gottfried darstellen, verurteilt Ulrich doch die Liebesbezeihung zwischen Tristan und Isolde, was daraus deutlich wird, dass er Isolde Weißhand Recht gibt und Tristans Verhalten und Isolde als Verkörperung der Minne verurteilt (Sedlmeyer, S.138).

Fazit

Heinrich von Freiberg schreibt seine Fortsetzung des Tristan-Romans eindeutig in der Tradition von Gottfried von Starßburg. Allerdings ist es nicht so einfach dies zu behaupten, werden doch auch gravierende Unterschiede deutlich, wie zum Beispiel das Element der Tafelrunde und König Artus. Dieses Hinzufügen lässt aber darauf schließen, dass sich Heinrich zwar sprachlich und stilistisch an die Vorlage Gottfrieds gehalten hat und einen ihm würdigen Schluss formulieren wollte, aber seine eigene Version des Tristan geschrieben hat. Es ist Heinrich insofern gelungen, Gottfrieds Tristan zu vollenden, dass er eine Einheit der Handlung angestrebt und auch hergestellt hat. Dabei wird deutlich, dass er sich von seinem Vorgänger Ulrich von Türheim abgrenzt, der ebenfalls eine Tristan-Fortsetzung verfasst hat, allerdings mit größeren Abweichungen von Gotfried und mehr Eigenauslegung. Aus diesem Grund ist es nicht zu klären, wie genau Heinrich dem Tristan gegenübersteht, ob er der gleichen Auffassung wie Gotfried ist, dass die Liebe zwischen Isolde und Tristan über allen anderen Dingen steht, oder ob er seine eigene Betrachtungsweise zurückgehalten hat, um Gottfrieds Werk nach dessen Maßstäben zu vollenden.

Literatur

  1. Steinhoff, Hans-Hugo: Heinrich von Freiberg, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hrsg. von: Kurt Ruh, Gundolf Keil, Werner Schröder, Burghart Wachinger, Franz Josef Worstbrock, Bd.3, Berlin/New York, 21981, Sp.727
  2. Steinhoff, Hans-Hugo: Heinrich von Freiberg, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hrsg. von: Kurt Ruh, Gundolf Keil, Werner Schröder, Burghart Wachinger, Franz Josef Worstbrock, Bd.3, Berlin/New York, 21981, Sp.727
  3. Steinhoff, Hans-Hugo: Heinrich von Freiberg, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hrsg. von: Kurt Ruh, Gundolf Keil, Werner Schröder, Burghart Wachinger, Franz Josef Worstbrock, Bd.3, Berlin/New York, 21981, Sp.727
  • Sedlemeyer, Margarete: Heinrichs von Freiberg Tristanfortsetzung im Vergleich zu anderen Tristandichtungen, Bern/Frankfurt, 1976.
  • Die inhaltlichen Angaben beziehen sich auf: Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben, ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. Bd. 1–3. Stuttgart 1980 (RUB 4471-4473).